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10.08.2015 12:43:15
[Miriel Rowan] Von Fall und Aufstieg (#95528)
Phönix
[b][u]Gedanken zu später Stund[/u][/b]

[i]Miriel Rowan, Leiterin des Hospitals, stellvertretende Kommandantion der Triade zu Rivin, Befehlshaberin über die Priesterschaft und Hohepriesterin des Tyr... [/i]

Doch all dies war sie nicht in Mirhaven, sondern in ihrer Heimat Rivin, einer Hafenstadt an der Schwertküste und keiner der Titel, die nun noch auch nur im Ansatz an ihr hafteten, war lange so schmerzlich, wie die Erinnerung an ihren Gemahl sowie ihren besten Freund, deren leblose Körper sie beide zurückließ.

Beide vermochte sie nicht zu retten, trotz ihrer Titel und Macht.

Den einen, den sie liebte und der andere, der sie bitter verraten hatte.

Miriel hatte ihre Lebensgischichte heute in Ansätzen immer wieder erzählen müssen. Und so saß sie nun alleine vor dem Drachen, blickte der jungen Tiavin hinterher, mit der sie sich bis eben noch unterhalten hatte und dachte nach.. schwelgte in Erinnerungen.

Sie wandelte bereits oft auf des Messers Schneide und war durch Schatten und Dunkelheit gefallen, doch immer wieder stand sie auf mit einem Lächeln, voller Liebe und Güte. War das klug?

Sie schüttelte die Erinnerungen ab, die wie zerfetze, bleiche Banner an ihre vorrüberzogen. War sie wirklich gefallen, Titel und Machtlos ab Boden?

Nein..

Sie lebte und hatte sich gefunden durch all das, was passierte, wenngleich die Frage erlaubt sein musste, ob es das alles wert war. Und als wäre es ein Wink ihres Gottes gewesen, ob ihrer Zweifel, so kam ihr das Dogma in den Sinn.

[i]Hilf jenen die verletzt sind, egal wer sie auch sind. Der wahre Heilige nimmt die Schmerzen anderer auf sich. Wenn du in seinem Namen leidest, so wird Ilmater dir beistehen. Bleib deiner Sache treu, wenn sie richtig ist, wie groß der Schmerz oder die Gefahr auch sein mag. Es liegt keine Schande in einem bedeutungsvollen Tod. Stell dich allen Tyrannen entgegen und lass keine Ungerechtigkeit unbeachtet vorüberziehen. Stelle stets die spirituelle Natur des Lebens über die Existenz des materiellen Körpers. [/i]

Der Leidende und Weinende hatte sie nach ihrem Fall nicht nur aufgenommen, er gewährte ihr das, was sie verloren hatte oder vielmehr.. eigentlich nie besaß.
17.08.2015 11:16:03
Aw: [Miriel Rowan] Von Fall und Aufstieg (#95842)
Phönix
[b]Der Leidende[/b]

Miriel lag wach in ihrem Bett, als die Vögel als Vorboten der nahenden Dämmerung bereits zu zwitschern begannen. Nicht das sie die ganze Nacht wachgelegen hätte, vielmehr war sie gerade erst in Bett gekommen. Es war nur ein einziger Becher Wein gewesen aber selbst den spürte sie ein wenig. Die blauen Augen waren zur Decke ihres Zimmers im Drachen gerichtet und die Gedanken reisten um den Abend.

Es war mehr als nur nett gewesen. Bei Lucas Räucherstand hatte sie gesessen und gelacht, sich amüsiert und für einen Moment all die Sorgen um sich herum vergessen. Und nun..? Jetzt hatte sie ein schlechtes Gewissen. Sie war Priesterin und auch noch eine des Leidenden Gottes.

Doch anstatt bettelarm und in Lumpen gehüllt herumzutollen und das Leid aller und der ganzen Welt aufzusaugen wie ein Schwamm und Almosen zu verteilen, während sie gleichzeitig die andere Hand offen darbietend den Reicheren hinhält.. saß sie lachend und schmausend mit anderen im Hafen.

Sie hatte schon einmal Fehler gemacht, die zum Ausschluss aus der Triade führten und, was weit schlimmer war, die dazu führten, dass sich Tyr von ihr abwandte.. eine [i]gefallene Priesterin[/i].. wie sehr sie diesen Ausdruck hasste. Doch es war nicht ihre Art weinend und leidend in der Ecke zu sitzen. Und wo stand, dass dies die AUfgabe einer Priesterin sei.. noch war es ihre Art in goldene Gewänder gehüllt und mit hocherhobener Nase ständig betend im Tempel zu knien..

Sie war vor allem anderen eine Heilerin! Sie half, sie unterstützte im Namen Ilmaters.. auch im Hafen, ohne Almosen zu verteilen und ohne eine Art unfehlbarer Paladin und Gutmensch zu spielen.

Miriel seufzte und schloss die Augen und noch eine Weile kreisten die Gedanken um diese Thematik.. bis sie zu den Menschen weiter wanderten, die sie an diesem Abend getroffen hatte. Einer erinnerte sie an einen guten Freund aus alter Zeit. Ein Freund, bei dem man nie wusste, ob man ihm nun trauen kann.. und der für sie dennoch unschätzbar wichtig gewesen war.

Und damit kreisten die Gedanken wieder zurück in ihre Heimat.. und wiegten die Priesterin endlich in den Schlaf.