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12.04.2008 10:03:23
Im Dienste des Herren (#9430)
Grauherz
Schwer hing Blutgeruch über der Ebene, ließ den Geruchssinn betäubt zurück, legte sich süßlich auf die Zunge. Der ein so fruchtbare Boden ward zertrampelt und durchtränkt vom Blut der Gefallenen und Verletzten, noch manch Stöhnen oder Schmerzenschreie von ihnen erklingend und die Luft erfüllend. Begleitet wurden sie vom spöttischen Rufen der Krähenvögel, die sich wie lebende Schatten zwischen all den leblosen Körpern hindurch bewegten, sich auf die Toten sowie die Lebenden stürzend.
Und zwischen all den Körpern der einstig Lebenden erhoben sich grotesk die Gliedmaßen untoter Wesen. Schädel starrten grinsend zum verhangenen Himmel hinauf. Gebliche Knochen lagen verstreut auf dem blutigen Boden, manch eine skelettierte Hand noch eine Waffe umfasst haltend oder sich in das Fleisch eines Lebenden gebohrt habend.
Faulendes Fleisch von Zombies und Lichen wurde selbst von den Krähen verschmäht.
Und über allem lag eine difuse Düsternis, als würde selbst die Sonne ihr Anlitz verbergen vor diesem Schrecken.
Protestierend aufkreischend hoben sich an einer Stelle plötzlich einige Krähen in die nebelige Luft hinauf, als Steine auf sie niederprasselten, ihre schwarzen Flügel wirkend als würden sie den gesammten Himmel verdeckend. Nicht weit fort flogen sie jedoch, fürchteten sie doch niemanden und aus schwarzen Äuglein beobachten sie wie sich eine Gestalt taumelnd über das Feld näherte.
Sie konnten warten. Sie waren geduldig....
Erschöpft taumelte Celia die letzten Schritte zu der leblosen Gestalt, von der sie die Krähen vertrieben hatte, ihre Rüstung versuchend sie zu Boden zu zerren, der Anblick um sie herum sie dazu einladend einfach zu Boden zu sinken und sich zu ihren Kameraden zu gesellen. Doch keinen Blick hatte sie für die anderen Menschen um sich herum, manche sich noch ans Leben klammernd, andere schon den Weg zu Kelemvor angetreten habend und alle doch hier gemeinsam auf dem Felde liegend.
Ihre Aufmerksamkeit lag allein auf ihm.
Nicht auf den Schmerz achtend der sich durch ihre Wunden zog, sackte sie rasch zu Boden und blutverschmierte Hände hebend drehte sie den Körper vor sich behutsam auf den Rücken. Dabei zogen innerhalb von Sekunden tausende Gedanken durch ihren Kopf.
Würde er es diesmal sein?
Wie oft hatte sie am heutigen Tage schon leblose Körper herum gerollt, stets das Herz in ihrer Brust sich zusamen ziehend, bis sie erkannte das es niemals sein Gesicht war auf das sie dann herab sah.
Zuviele..
Es selbst kaum bemerkend entglitt ein lautes Stöhnen ihren Lippen als hellblaue Augen ihren Blick erwiderten.
Es fehlte der Glanz in ihnen den sie stets so bewundert hatte. Es fehlte das Leuchten und das Funkeln, das einem jedem zeigte wie sehr dieser Mann das Leben liebte. Allein ein matter Schimmer war verblieben und selbst jener erlosch langsam, sie konnte es sehen.
Ein sachtes Lächeln glitt über seine blutigen Lippen und er hob eine Hand mit sichtlicher Kraftanstrengung und legte sie auf eine der ihren.

[i]"Nicht t-traurig sein, Celia. Ich werde zu ...unserem Herren gehen." [/i]

Blut quoll über seine Lippen als er angestrengt wisperte, Blut aus seinen tiefsten inneren Wunden. Ihre Hand zitterte stärker in der seinen als sie ihren Blick auf sein Gesicht hielt und zusehen mußte wie das Leben ihn mit dem Blut verließ. Sie mußte nicht zu seinem restlichen Körper sehen um zu wissen das es für ihn keine Hoffnung mehr gab. Hatte sie doch genau gesehen wie er in letzter Umklammerung mit zwei Lichs zu Boden gegangen war.
Doch dies änderte nichts an dem Schmerz, der wie Flammen in ihr tobte.
Sein Blick glitt von ihrem Gesicht fort hin zum Schlachtfeld das ihn umgab. Bizarr hoben sich Gliedmaßen in die dämmerige Luft und langsam wurden die Schreie leiser. Viele würden an diesem Tag in Kelemvors Reich eingehen.

[i]"Haben wir...ihn besiegt?"[/i]

Es kam ihr vor als müßte sie einen Stein von der Größe ihrer Faust schlucken bei seiner kraftlosen Frage, seine Stimme dabei jedoch so ruhig klingend.

[i]"Wir haben seine Armee geschlagen...doch er selbst konnte entkommen wenn....wenn auch verwundet. Vielleicht stirbt er."[/i]

Ein trockenes Lachen erhob sich aus seiner Kehle begleitet von einem Husten, der seinen gesammten Körper schüttelte. [i]"Er..kann nicht sterben. Nicht wirklich. Des-deshalb sei wachsam, Celia. Er wird..zurück kehren."[/i]

Heftig schlug ihr Herz ihr in der Brust, ein jeder Schlag schmerzend als wenn ihr ein Riese von innen gegen die Brust schlagen würde als sie zu seinen Worten langsam nickte. Er würde sie verlassen...nein..er verließ sie. Sie würde allein wachsam sein müssen, ohne ihn.
Sein Blick kehrte zu ihr zurück, das matte Schimmern nun unter ihrem Blicke immer weniger werden und seine Stimme wurde leiser als würde auch sie sich von ihr entfernen, wie sein Geist.
[i]
"Nimm mein schwert...mit d-dir...es w-wird dir gute D-Dienste leisten.....Celia..?"[/i]

Ihr Name ward kaum mehr als ein Wispern, doch hörte sie es und obwohl ihre Hände zitterten lächelte sie während einige wenige Tränen ihre Wangen hinab rannen und eine Spur in das Blut zogen.

[i]"Geh nur vor zu unserem Herren, Darioon..ich werde nachkommen..."[/i]

Kaum wahrnehmbar lächelte er auf ihre Worte bevor ein letzter krampfhafter Atemzug in seinen geschundeten Körper gezogen wurde-um dann langsam und sein Leben mit sich nehmend wieder von seinen Lippen zu entweichen.
Ein klagender Laut erhob sich aus ihrer Kehle, doch wandelte er sich langsam und schließlich erhob sich ihre Stimme im Totengebet, was fast wie Gesang klang, als sie für alle Toten und für alle Sterbenden sprach, auf das Kelemvor sie in seinem Reich willkommen hieß....
16.04.2008 09:39:37
Aw: Im Dienste des Herren (#9559)
Grauherz
Unruhe herrschte auf dem Tempeleigenen Friedhof. Rufe schallten durch die steinernen Gänge und immer mehr Leute eilten herbei, versamelten sich an dem Ort an dem eigentlich Ruhe herrschen sollte. Selbst die Eulen und die anderen Tiere der Nacht flüchteten vor dieser so untypischen Unruhe.
Celia selbst bemerkte davon nichts.
Starr lag ihr Blick auf dem Grab vor ihr. Seinem Grab-das offen vor ihr lag.
Die Erde ward aufgewühlt und grob beiseite geschleudert worden, Stücke von Holz hell dazwischen zu erkennen und der graue Grabstein hing schwer nach hinten weg, als hätte ihm jemand einen Tritt versetzt. Durch den Stein, genau am Namen, zog sich ein großer Riss.
Sie bemerkte kaum wie sich ihre Hände langsam zu Fäusten ballten und zitterten als sie sich vorbeugte um den unvermeindlichen Blick in das Grab hinein zu werfen.
Ein Stöhnen entwich ihren Lippen.
Es war leer.
Der Deckel des Sarges war zerstört, regelrecht zersplittert. Einige Holzstücke hatten sich dabei in die Erde gebohrt wie kleine Speere.

[i]"Er wurde von innen heraus zerstört."[/i]

Zusammen zuckend sprang sie förmlich einige Millimeter in die Höhe als sie die Stimme neben sich wahrnahm.
Der Priester lächelte und legte ihr beruhigend eine Hand auf die angespannte Schulter.

[i]"Verzeih das ich dich erschreckte. Doch du warst zu sehr in Gedanken versunken um mich zu bemerken."[/i]

Ihr Atem in raschen kleinen Keuchern von ihren Lippen weichend nickte sie nur angespannt und sah zurück in das leere Grab. Grauen und Furcht krochen langsam aus ihren Gedanken heraus in ihr Herz, so sehr sie auch versuchte sie zurück zu drängen.

[i]"Seid ihr sicher..?"

"Sieh genau hin, Celia. Der Sarg wurde von innen heraus zerstört. Und du weißt was dies bedeutet."[/i]

Erneut schluckte sie, ihre Kehle wie zugeschnürt als sie seinen Worten lauschte. Ihr Geist wehrte sich gegen seine Worte, ihr Verstand wollte es nicht glauben, und doch wußte sie tief im Inneren das er die Wahrheit sprach.

[i]"Er wurde von jemanden geholt und ich vermute ...nein, ich denke wir wissen alle wer es war." [/i]Die Augen des Priesters verdunkelten sich in langsam aufsteigenden Zorn. [i]"Nur wie er es geschafft hat hierherein zu gelangen und unseren Boden zu schänden, das muss noch geklärt werden."[/i]

Sie spürte wie er ihr einen prüfenden Blick zuwarf, doch sie reagierte nicht darauf, bemerkte auch nicht wie er sich daraufhin rasch entfernte und Befehle an die anderen weitergab. Ihre Augen lagen erneut in dem leeren Grab in das sie erst vor einigen Monaten ihren Liebsten gebettet hatte.
Was war nur schief gelaufen ?
Weshalb hatte Er auf den Friedhof gelangen können und gerade ihn mitgenommen ?
Ein mattes Funkeln fiel ihr ins Auge und vorsichtig trat sie zu einem der kleinen Erdhügel und beugte sich herab, strich vorsichtig ein wenig Sand beiseite-und legte einen Silberring frei, den sie nur zu gut kannte.
Erneut stöhnte sie leise und voller Schmerz auf und behutsam nahm sie den Ring vom Boden auf. Er ward angelaufen von der langen Zeit unter der Erde und glänzte nicht mehr so wie an dem Tage als sie ihm den Ring geschenkt hatte. Doch es ward der Seine.
Feste schloss sich ihre Hand um den Ring und nur innerlich schreiend verharrte sie für alle anderen still an dem geschändeten Grab...
29.04.2008 09:23:37
Aw: Im Dienste des Herren (#10066)
Grauherz
Behutsam schloß sie die Augenlider des Mannes und sprach den letzten Segen, auf das er den Weg in Kelemvors Reich sicher erreichte. Er hatte die Reise seines Lebens hinter sich und würde nun ruhen können. Manche würden ihn sicherlich darum beneiden.
Einen leisen Seufzer ausstoßend erhob sie sich und trat von dem schmalen Bett fort nach hinten und sofort eilten die Verwandten des Verstorbenen an seine Seite, weinend um ihren Verlust, in eher stiller Trauer jedoch.

"Wieviele Arten der Trauer es doch gibt..," murmelte sie zu sich selbst und trat langsam durch die schäbige kleine Hütter zur Türe. Nicht das es ihr etwas ausmachte. Vor Kelemvor waren sie alle gleich, egal ob sie in einem prächtigen Palast starben oder in einer kleinen schmutzigen Fischerhütte. Und so achtete auch sie nicht auf diese Dinge.
Alles was zählte war, das die Menschen keine Angst mehr vor dem Tod hatten, das sie ihn einfach als nächsten Schritt ansahen. Etwas dem man nicht entfliehen konnte, war der Tod doch Teil des Lebens.
Sie schauderte als sie in den Wind hinaus trat und sprach es der Kälte zu, als einige kleinen Tränen sich in ihren Augen bildeten. Sie hatte nicht trauern können und würde es wohl auch noch lange Zeit nicht vermögen. Erst wenn sie Ihn gefunden hatte.
Unbewußt hob sie eine Hand an die frische Narbe an ihrem Kinn und ihre Augen verschleierten sich als sie sich erinnerte...


[i]Er lächelte.
Aber es war ein Lächeln voller Kälte, voller Hass. Es hatte nichts mehr mit dem Lächeln gemein das er ihr stets geschenkt hatte als er noch am Leben war.

"Du hast mich also gefunden."

Langsam trat er aus der niedrigen Höhle hervor ins Freie, der Nebel des Morgens um seine Schritte wabernd wie Wasser. Als sie ihn sah konnte sie ein leises Stöhnen nicht verhindern, das von ihren Lippen floß und sie hoffte das ihre Begleiter es nicht mitbekamen. Sie durfte nicht schwach erscheinen, nicht jetzt wo sie ihn endlich gefunden hatte.
Lange Monate hatten sie gesucht, waren den Spuren am geschändeten Grab gefolgt bis zu diesem Moor. Die anderen hatten schon aufgeben wollen, sie hatte jedoch immer wieder darauf bestanden das es weiterging.
Und jetzt wußte sie das es richtig gewesen war.
Aber sein Anblick rief einen tiefen Schmerz in ihrem Inneren hervor, so tief wie sie dachte ihn nicht mehr empfinden zu können nachdem er auf dem Schlachtfeld gestorben war.
Seine Gestalt erschien noch so wie früher. Kein Makel schien sich an ihm zu befinden. Nur seine Haut, die war blass, fast weißlich und seine Augen...
Sie konnte ein Zittern nicht verhindern und rasch trat sie einen Schritt vor um es zu überspielen.

"Du weißt das dein Hiersein gegen die Gesetze unseres Herren steht. Lass uns dir helfen..."

Ein Fauchen entrang sich seiner Kehle und seine toten Augen glühten unnatürlich auf.

"Töten wollt ihr mich, ich weiß. Doch ich werde es nicht zulassen! Dieses Leben wurde mir geschenkt wo Kelemvor es mir versagen wollte!"

Breit grinste er, seine Zähne aufblitzend in einer hasserfüllten Grimasse und er begann auf sie zuzukommen. "Lass mich dich zu mir holen, in dieses Leben, Geliebte!"[/i]


Rasch schüttelte sie den Kopf, ihr Atem keuchend von ihren Lippen strömend und sie spürte ihren heftigen Herzschlag von innen gegen ihre Brust hämmern.
Nein, sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Nicht wieder, nicht noch einmal.
Ihre Sachen fester in ihren Griff nehmend beeilte sie sich den Weg hinunterzugehen, hin zum Hafen der kleinen Stadt die sich weiter unten über das Land erstreckte. Sie hatte ein schiff zu erreichen, das sie auf eine Insel bringen würde...