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12.07.2015 15:16:52
[Alandrina Shiaryu] Schritt um Schritt (#94146)
Sae Vajah
[u]Mirhaven[/u]

Die Freude der ersten Spaziergänge nach so langer Zeit der Gefangenschaft im eigenen Körper war schnell verflogen. Sicher, sie genoss es noch immer, den Wind im Haar zu spüren. War dankbar über jeden Regentropfen den sie nicht nur hörte, sondern auf ihrer eigenen Haut spüren konnte. Sie liebte die Nachtische, die sich sich durch kleinere Arbeiten für irgendwelche einfach notierten Briefe nun leisten konnte. Ja, Nachtisch hatte sie vermisst. Aber was hätte sie auch machen sollen? All ihre Habe hatte sie versetzen lassen, um den Heiler zu bezahlen, bei dem sie in den letzten Monaten untergekommen war.

Eines aber war sehr schnell ersichtlich: Zu lange war sie nicht mehr unter Menschen gewesen- lange genug, um recht rasch von ihnen angewiedert zu sein. Jeder nervte sie, fragte sie aus, was passiert war, wo sie her kam, was sie konnte. Fast jeder sprach ungehemmt seine Neugier aus. Ungeachtet dessen, wie Alandrina es damit ging. Alle nahmen sofort an, dass sie doch entweder magisch begabt sein musste, oder kämpfen können musste. Wenn sie äußerte, dass sie nur Wortkünstler sei, schreiben, rechnen und lesen konnte- das glaubte ihr kaum einer. Jeder fragte sofort weiter ins Detail, sei es nun ob sie Sprachen könnte, Theatertücke schreiben würde, Lieder dichtete, oder was immer ihnen grade einfiel. Keiner der Städter Mirhavens schien von sich aus auf den Gedanken zu kommen, dass Alandrinas Schwäche, die Folgen der Bettlägerigkeit, ihr die alte Arbeit genommen haben könnte. Kaum einer dachte wirklich mit, dass es einfach nur schmerzhaft war, von dem zu erzählen, was sie verloren hatte. Es war weg- und es würde nie wieder so zurückkommen, wie es einst war. Doch daran dachten sie einfach nicht...
14.07.2015 23:29:11
Aw: [Alandrina Shiaryu] Schritt um Schritt (#94224)
Sae Vajah
[u]Das Schiff[/u]

Recht schnell hatte sie die dunkle Insel ausgemacht, und ebenso schnell herausfinden können, welche Schabracke von Schiff jenen Ort namens Valvec anläuft. Hier war alles anders, als in der glanzvollen Stadt.
Der Himmel war düster von Wolken, wenn der Regen fiel benetzte er alles mit einem grauen Schleier aus Asche. Eine Einnahmequelle, wie der sogenannte Kapitän des Schiffes wohl liebend gern nutzte- sauberes Wasser für Körper wie Kleidung, wenn man Valvec wieder verlässt.
Alandrina würde noch einige Münzen dort lassen müssen, wenn sie nicht irgendwann wie ein Ascheschleim durch Mirhaven gehen wollte.
Die Zeit, die das Schiff zum übersetzen brauchte, lernte sie recht bald zu nutzen. Erst waschen, dann trocknen, während dessen das Kleid wechseln, denn die Zeit reichte nicht, alles gut durch zu trocknen. Den Stock abreiben. Das Haar wieder herrichten und die Asche auskämmen. Insgesamt alles waschen, was irgendwie mit der Asche in Berührung gekommen war. Den Umhang ausklopfen und die gröbsten Flecken ausreiben.
Eigentlich war sie jedes Mal erschöpft, wenn sie am jeweils anderen Ufer ankam. Aber es war ein gutes Training. Es stärkte ihren Körper, förderte den Muskelaufbau auf eine Art und Weise, die ein einfacher Spaziergang nicht hergab.
Eigentlich war Alandrina kein Mensch von großer Eitelkeit- die Ascheinsel aber brach sie. Und das schneller, als es je etwas anderes tat. Ein Besuch, eine Rückfahrt- und Stunden voller Körperpflege fogten. Sie wollte einfach kein grau-in-grau tragen. Wenn schon Kleid, dann so sauber es eben ging. So hatte sie eines für Valvec, mit weniger Stoff, leicht zu verwahren, eines für Mirhaven, in schönem hellen blau, dass die Gedanken an den Dreck kaum dass sie es anzog hinfort wusch. Sie war recht schnell ein gut zahlender Stammkunde geworden- und der Kapitän schien zumindest für einen kurzen Moment jeweils dafür zu sorgen, dass sie sich in einer dunklen Nische umziehen durfte, ohne dass jeder Kerl vom Schiff sie dabei begaffte. Es war nicht sauber dort- aber es reichte.
Und erneut sah Alandrina ihre Münzen davon rinnen- ein Preis, den sie jedoch sehr gerne nur zahlte.
21.07.2015 19:02:13
Aw: [Alandrina Shiaryu] Schritt um Schritt (#94472)
Sae Vajah
[u]Valvec[/u]

Der erste Eindruck war schlimmer, als erwartet. Grau in grau erschien die Insel am Horizont, düster rankten sich Felsen wie Mauern in den von Ascheregen durchzogenen Himmel. Die Begrüßung verlief entsprechend der Erwartungen. Erstmal wurde sie von allen Seiten skeptisch beäugt, und dann durchsucht.
Eine Gardistin nahm sich zu allem Überfluss die dürre Fremde erstmal zu Herzen und mahnte sie um die Verhaltensregeln. Nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch direkt noch im Haus des Geistes.
Die nächsten Tage verliefen dem entsprechend. Hier wurde sie zwar nicht gelöchert, aber von allen Seiten wurde ihr klar gemacht, dass Ala sich für die Stadt beweisen muss, wenn sie hier etwas werden will. Ihre körperliche Schwäche wurde nicht wie in Mirhaven hinterfragt. Es gab kein "wieso dies, weshalb das." Statt dessen war schnell klar: Die Bewohner achteten niemanden, der derart geschwächt ist und rieten ihr, schleunigst zu trainieren um diesen Zustand zu beenden.
Man zeigte ihr die Stadt- wahrscheinlich nur mit dem Hintergedanken sie zu prüfen,sie besser einzuschätzen, und verbrachte Zeit mit ihr. Alles in allem wirkte es, als wären die Bewohner hier zwar ebenso neugierig wie die Mirhavener, aber weit weniger agressiv in ihrem Vorgehen. Sie ließen es einfach laufen und waren "da", wie stille Beobachter...
21.07.2015 19:58:20
Aw: [Alandrina Shiaryu] Schritt um Schritt (#94478)
Sae Vajah
[u]Die ersten drei[/u]

Lange hatte sie geschwiegen. Obgleich sie in Valvec ein und aus ging, hatte keiner Alandrina direkt danach gefragt, wem sie folgte. Selina sollte die erste sein, die diese Barriere brach. Schon bei der "Stadführung" war unverkennbar, wem jene Frau gehörte. Als sie bei der Stadtführung in dem Altarraum des Haus des Geistes ankamen, wendete sich die Gardistin ganz eindeutig dem Bild das Tyrannos geweiht war zu. Schon dort war es zu spüren. Selina achtete auf jede Kleinigkeit, jedes noch so winzige Augenzucken. Während es aussah als ob Alandrina sich nur umsah schien Selina zu bemerken, dass dem nicht so war. Sie spürte die Verbindung Alandrinas. Unverkennbar, dass die in Valvec Fremde wusste, dass es durchaus der rechte Ort für sie war, ohne dass es ausgesprochen wurde.
Viel Zeit verbrachten die Frauen miteinander. Immer unter Vorwänden, unter kleinen Spaziergängen, Begleitung bei den Patrulliendiensten, Kennenlernen anderer Bewohner wie Besucher. Immer weilte die Gardistin an Alandrinas Seite. Beobachtend, lauernd, abwartend. Selina fragte nicht direkt. Sie plauderte und hörte zu, beobachtete und zog Rückschlüsse.
Es dauerte einige Tage, bis sie irgendwann in einer der dunkelsten Gassen außerhalb der Slums inne hielt. Sicher war der Gardistin aufgefallen, dass Alandrina ihr oft zustimmte, und fast auf natürliche Art und Weise Worte fand, die in Selinas Ohren genau die rechten waren. Fast schon verwunderlich, dass sie wirklich noch fragen musste. Doch Selina war in gewisser Weise Alandrina garnicht so fern. Sie glaubte nicht- sie vergewisserte sich. Egal wie es sich anfühlte- sie forderte Gewissheit. Und Alandrina gab sie ihr. Schwestern im Geist.

Ziemlich unerwartet hingegen war die zweite Person, die ihrer Verbindung gewahr werden sollte. Sie standen an den Klippen vor Valvec. Schon einmal hatte die Frau Alandrina bezirzt, sofern man überhaupt von Bezirzen reden konnte. Sie wollte ihr Geschenke machen. Dinge, die für Alandrina durchaus Nutzen hatten. Erst war es nur ein Armreif. Ein kleines Geschenk, dass Alandrina weder haben noch annehmen wollte. Noch weniger aber wollte sie die Dunkelelfe erzürnen. Also nahm sie es an, mehr oder weniger freiwillig.
An der Klippe aber geschah etwas unerwartetes. Wie es sich gehörte, hatte Alandrina der Drow bis dahin nicht in die Augen gesehen. Sicher- jeder Andere Tat das, als sei es selbstverständlich. Alandrina jedoch war nicht jeder. Egal wie sehr Lynathan es belächelte- für Alandrina war und blieb es eine Dunkelelfe, die begann, sie durch Geschenke zu verpflichten.
An den Klippen aber, als sie zu zweit waren, änderte es sich. Wahrscheinlich war das eine Seltenheit- doch die Yathrin erlaubte ihr den direkten Blick.
Es war der Moment, wo die Demut dem Stolz wich. Alles andere wäre schwach gewesen. So richtete sie sich auf- nicht ohne vorher ein Stückchen den Hügel herunter zu treten- und erwiederte den Blick der Drow fest und entschlossen. Für einen Moment schien es fast, als sei die Dunkelelfe verwundert, wie ausdrucksstark der Blick der sonst so zerbrechlich wirkenden Frau sein konnte. Das Gespräch schien sich zu wandeln. Die Themen wurden tiefgründiger- es war einfach passend, dass Alandrina ihr verdeutlichte, dass sie zwar Respekt hatte- jedoch keine Angst. Denn der einzige, vor dem sie wirklich erzittern würde, war der, dem sie verdammt war, zu folgen: Tyrannos.
22.08.2015 13:25:37
Aw: [Alandrina Shiaryu] Schritt um Schritt (#96029)
Sae Vajah
[u][Alandrina's Fetzensammlung -Notizen & Gedanken][/u]

Es war ein irrwitziger Auftrag, den Aldermann ihr da Gemacht hatte. Sie, die Anhängerin Tyrannos sollte Anfangen, Gedichte voll Kitsch und Siff über das ach so herrliche Licht der "Guten" zu schreiben. Wahrscheinlich hatte er mehr Glück als Verstand.
Gebeutelt war Alandrina, als er sie just nach der Heimkehr von Winterrache im Drachen ansprach. Noch halb schlaftrunken und einfach nur fürchterlich erschöpft. Sie hatten ihr altes Leben wieder erweckt. Eine Kriegerin, stolz, aufrecht, nüchtern und kalt. Es war fürchterlich gewesen. Alandrina hatte die Burg verlassen und war zusammengebrochen. Innerlich zersprungen am Schmerz, den diese Erinnerung weckte. Sie hatte alles verloren, was sie einst war- das wusste sie schon lange, doch dieser Tag hatte es nur um so deutlicher hervorgerufen.
Es war eine Prüfung- ihre Gedanken hatten bereits aufgehört zu kreisen, als Aldermann sie ansprach. Sie war zu erschöpft, sehnte sich nach nichts mehr, als ihrem Bett- und das war wahrlich selten.
Sie konnte nicht mehr, als über seinen aberwitzigen Vorschlag zu lachen, dass genau sie, eine Anhängerin des Tyrannos, einen Text verfassen sollte, der jemanden wie sie eventuel erweichen sollte, doch mal über eine Wegänderung nachzudenken. Immer wieder erwähnte er, dass es ihm um den Versuch ging, nicht das Ergebnis.
Zu fertig,darüber nachzudenken, vielleicht auch zu verblüfft über diese Idee nahm Alandrina an. Und sollte es später nur böse bereuen. Denn seit dem kreiste es in ihrem Kopf. Tagelang brachte sie nicht eine Zeile zustande, ohne dabei über permutt glänzende Wellen und wundervolle Farbenspiele der Sonne über dem Meer nachzudenken. Sie hatte den Auftrag angenommen. Sie musste irgendwas verfassen.

Einige Zeit verging- Alandrina hatte den Drachen nichtmehr betreten. Viel war passiert, dass an anderer Stelle erzählt werden würde. Was Hark's Auftrag allerdings anging, so saß sie an jenem Abend, begleitet von Rum und Bitterkeit am Fischstand, der Kohlestift kratze über das Papier. Zeile um Zeile entstand. Zeile um Zeile, die sie danach zusammenfaltete und tief in ihren Taschen versteckte- das zumindest war nichts, was sie jemals jemandem vorsetzen würde...

[spoiler]
Wolken die den Horizont verdunkeln
Wellen von Sturm erfasst
Stimmen, die Schlimmes nur munkeln
Ein Toter baumelt am Mast.

Rot kam die Pest, nicht schwarz
Haftet sich an sie wie Harz.

Verweiger' dich ihr
verweiger' die Liebe
Scheiß' darauf
dass Sune hat Siege.

Feuer die die Wälder entzünden
Bäume von Flammen erfasst
Wege, die Dunkel nur münden
Ein Toter baumelt am Ast.

Rot kamdie Pest, nicht schwarz
Haftet sich an sie wie Harz

Kämpf gegen sie
vernichte die Liebe
Scheiß' darauf
dass Sune hat Siege.[/spoiler]
22.08.2015 15:21:08
Aw: [Alandrina Shiaryu] Schritt um Schritt (#96038)
Sae Vajah
[u]Die ersten drei- Nummer drei[/u]

"Rede nicht nur, handle."
Das, wovon in Valvec alle sprachen aber keiner umzusetzen schien forderte er von ihr. Und das hier, in Mirhaven. Es war das "gewisse Etwas", dieses Kribbeln. Er akzeptierte sie schlicht, wie sie war. Er fragte nicht. Er löcherte nicht. Er war geduldig und machte dennoch klar, dass er bemerkte, wie in sich gekehrt Alandrina war.
Er lachte mit ihr. Sie sponnen Geschichten. Er verbrachte Zeit mit ihr- einfach so, ohne dabei zu vermitteln, dass er sie dadurch nur aushorchen wollte.
Ohne es zu merken brachte er Alandrina dazu, über sich hinaus zu wachsen. Immer wieder kratzte er an ihren Grenzen. Leichte Worte voller Unbeschwertheit die für sie doch so viel mehr bedeuteten. Er verhalft ihr dazu, mit ihrem neuen, völlig zerstörten Leben klar zu kommen. Munterte sie auf, trotz allem ihren Weg zu gehen.
Sie wusste, wem er diente. Irgendwie war er so rein und standhaft, dass sie ihre sonstigen Sorgen - dass jeder den sie an sich heran lass dem Lügenbaron folgen könnte – über Bord warf. Es war diese Ehrlichkeit, die Unbeschwertheit.
Maßgebend für das, was folgen sollte, war jener eine, folgenschwere Abend im Gastgarten des Drachen. Der Tisch an dem sich die kleine Gesellschaft eingefunden hatte, war wie immer viel zu klein. Man rutschte hier, setzte sich dort um. Es kam, wie es kommen musste. Alandrina sprach unbedacht ein paar Worte- und Calum reagierte. "Rede nicht nur, handle." Es war sicher nicht sein genauer Wortlaut. Aber es führte dazu, dass sich die Frau alsbald auf dem Schoße des Kriegers wiederfand. Einfach so- vor allen anderen. Niemand ging darauf ein, zumindest für den Moment nicht. Es hätte ihr wohl auch den letzten Nerv geraubt. So schon war es schwer genug gewesen, einfach zu tun, wonach ihr gewesen war- und sich tatsächlich jemandem auf diese Art und Weise zu nähern. Die Spannung die sich in Alandrinas Kopf aufgebaut hatte, stieg ins unermessliche. Grenzen, immer wieder Grenzen. Geschichten über Schirmdamen. Keine Reaktion des Mannes, dass das wirklich seine Schirmdame wäre. Keine Reaktion auf irgendwelche Anspielungen, ihn und die Damenwelt betreffend.
Am liebsten wäre sie weit, weit fortgerannt, statt das zu tun, was sie dann unter großer Überwindung machte- sie verabschiedete ihn mit einem sachten Kuss auf die Wange. Eigentlich etwas völlig unverfängliches. Aber es waren Menschen dort. Sie hatte seit ihrem Schwur zu sich selbst nie wieder jemanden an sich heran gelassen. Er hatte sie gebrochen. Gefühl über Logik und Verstand. Es sollte ihr Genickbruch sein.

"Ich gaube ich war dir das schuldig."
Alandrina wusste garnicht, wie sie bei ihrem nächsten Treffen darauf reagieren sollte. Er hatte sie Begrüßt- mit einem flüchtigen, eigentlich völlig unverfänglichen Kuss auf die Wange. Ein einfacher Satz, der in ihr eine Hoffnung erweckten, die sie seit jenem schweren Vorfall in ihrem ersten Leben nie wieder zugelassen hatte.

Die Zertrümmerung dessen sollte fast auf dem Fuße folgen.

Sie waren im Dojo. Alandrina hielt sich an die dort ausgehängten Regeln. Calum brachte sie wie schon so oft zuvor dazu, über ihre Grenzen hinauswachsen zu wollen. Alandrina wollte ihm vertrauen. Sie wollte ihm die Wahrheit sagen. Sie verließ das Dojo dafür, denn hier drinnen könnte sie nicht aussprechen, was sie ihm sagen wollte. Er sollte der erste Mirhavener sein, der davon hörte, dass sie Tyrannos gehörte.
Er reagierte anders, als ihre Angst sich ausgemalt hatte. Er nahm ihr zwei Versprechen ab. Alandrina konnte nicht anders, denn sie ihm zu geben. Jenem Mann, der selbst jetzt, nach dieser sicherlich niederschmetternden Information immernoch offen vor ihr stand, und sie weder gleich erschlagen, noch einfach voll Hass weggerannt war.

Das erste Versprechen war das leichtere. Sie sollte zu Rashal gehen, ihm berichten wer und was sie war. Es war mehr ein abarbeiten dessen. Sie würde dem später nachgehen, einfach herunterrappeln was Calum alles damit verbunden hatte. Rashal würde einfach zuhören. Kommentieren brauchte er es schließlich nicht. Ein Gespräch, dass eben kurz mal geführt werden musste mit ihrem Schmied...

Das zweite Versprechen war das schwerere. Sie musste Calum zusichern, nochmal mit Arvon zu reden. Er wollte, dass sie auch ihm die Wahrheit sagte. Dass der Diener des Morgenfürsten verstehen konnte, wieso Alandrina solche Zweifel an der doch lebensnotwendigen Operation hatte. Sie sollte mit ihm reden. Offen und ehrlich. Sollte versuchen, doch noch eine Lösung zu finden, damit ihr Rücken geheilt werden könnte. Calum sorgte sich um das wohl Alandrina's. Eine Tatsache, mit der sie nicht umgehen konnte. Eine Sorge, die sie dazu brachte, nur noch mehr dafür tun zu wollen, dass sie ihn nicht noch weiter enttäuschte. Es war eines der schwersten Versprechen, das sie seit langem gegeben hatte.

Am nächsten Tag folgte die bittere Realität.
Alandrina hatte ihre Versprechen gegeben. Ihm Vertrauen geschenkt. Sich ihm geöffnet. Er lud sie auf einen Kaffee ein. Erleichterung machte sich in ihr breit, dass er sie trotz allem nicht mied. Sie gingen zum Badehaus. Trafen auf eine Frau, die Calum einfach so mit einem Kuss auf die Wange begrüßte, als sei das völlig normal. Er lud auch sie zum Kaffee ein. Sie gingen hinein, eine unverfängliche Unterhaltung. Ein kurzer Satz, als Alandrina die so offene Begrüßung zur Sprache brachte.

"Das ist doch normal in einer Partnerschaft."

Und die einstige Kriegerin brach zusammen.

Calum Dughall. Wächter. Zerstörer. Er war Nummer drei...
09.09.2015 01:28:56
Aw: [Alandrina Shiaryu] Schritt um Schritt (#96917)
Sae Vajah
[u]Zwei Tage[/u]

Waren es wirklich nur zwei Tage gewesen? Alandrina hatte ihr Zeitgefühl verloren. Das wenige Essen das sie bekommen hatte stillte nicht annähernd den Hunger, den sie empfand.
Ja, sich mochte dürr sein. Doch sie hatte Hunger- sie vermisste Alles. Selbst den schlichten Eintopf. Kekse. Met, Bier.
Hätte sie schlafen können hätte sie wahrscheinlich davon geträumt. Jetzt aber empfand sie nichts, außer Schmerz. Der Singsang der Alten hatte sich in ihren Kopf gebrannt. Am ersten Tag war war jener es, der ihr sämtlichen Schlaf geraubt hatte.
Alandrina hatte ihren Text herunter gebetet. War dankbar über jeden Besuch den sie bekommen hatte. Völlig egal, dass sie immer wieder das Gleiche herunterrattern musste. Es lenkte sie ein wenig von dem pochenden Kopfschmerz ab.
Am zweiten Tag- oder war es noch am ertsen?- kam der Hunger. Dank der Vettel gab es nurnoch Brot und Wasser. Alandrina hatte das Gefühl, ihr Magen würde sich selbst auffressen wollen.
Das Fehlen von jeglichem Tageslicht raubte ihr den letzten Verstand. Sie hörte immer wieder, wie die Gäste auf sie einredeten. Sagten, sie solle endlich ihre Strafe annehmen. Konnte sie das denn? Zulassen, dass ihre Stadt im Chaos versank und Miriels Straftaten völlig ungeachtet lies? War Miriel wirklich noch keine Bürgerin, als es passierte? Ulfric wollte ermitteln, was das für eine Grauzone war. Wie lange war das her? Eine Woche? zwei?
Das Knurren des Magens riss Alandrina aus den Gedanken. Sie hatte nicht geschlafen. Seit drei Tagen und drei Nächten. Ja, drei müssten es sein. Immerhin stand sie am Pranger.
Ein Tag, eine Nacht mit Miriel, die Vettel und ihr Gesang an zweiten. Der dritte Tag Ruhe voller Hunger.
Ihr Magen schmerzte von dem Essen, dass sie vor dem Weg zum Pranger bekommen hatte. Sie hatte ihr Haar gekämmt. Mehr nicht. Sie war selbst zum Waschen zu müde gewesen. Sie hing mehr zwischen den Hölzern, als dass sie stand. Alles an ihrem ausgezehrten Körper schmerzte. Sie hatte die Augen zu, konnte nicheinmal aufsehen während Meree die ersten Frühaufsteher im Morgengrauen anwies, den nötigen Abstand von fünf Schritt einzuhalten.
Alandrina war müde. Hungrig trotz der Magenschmerzen. Ihre Glieder brannten wie Feuer durch die eintönige Belastung.

Zwei Tage also sollte sie hier sein. Zum Glück hatte Rashal vergessen, dass er beim letzten Gespräch auf drei erhöht hatte. Zum Glück hatte er auch vergessen, dass das Bußgeld an den Illmater - Schrein sollte. Jetzt zumindest war es ein kleiner Sieg. Die richtige Strafe für die richtige Tat. Ihr Teil, ja, den wollte sie erfüllen. Miriel blieb dennoch in ihrem Kopf. Sie war ungestraft. Zumindest laut Gesetz. Doch vielleicht hätte Alandrina ja irgendwann Zeit, darüber nachzudenken. Später. Wenn sie nicht so müde war. Wenn ihr nicht alles weh tat.
Die Zeit lief dahin, Minuten wirkten wie Stunden. Es war nichtmal Mittag, und doch war sie völlig erschöpft....
11.09.2015 19:43:18
Aw: [Alandrina Shiaryu] Schritt um Schritt (#97108)
Sae Vajah
[u]Alandrina und der (Bei-)Schlaf[/u]

Es war zum Wahnsinnig-werden. Seit Alandrina vor knapp einem Jahr, nach Monaten der Unbeweglichkeit durch jenen fatalen Angriff noch in ihrer Heimat endlich wieder in der Lage war, sich zu bewegen war es ihr Kopf, der einfach nicht zulassen wollte, dass sie sich gänzlich erholte.
Sie hatte klein angefangen. Vorsichtig erste Schritte gemacht, teils noch von Zaubern unterstützt und am Stock gehend. Monat für Monat waren ins Land gezogen, in denen sich langsam die Muskeln wieder aufbauten.
Die Tage verlangten ihr viel ab. Das Training, welches für manche aussehen mochte als könnte sie sich kaum selbst auf den Beinen halten (und wahrscheinlich war es besonders in der ersten Zeit genau so) zerrte an ihren Kräften. Den halben Tag war sie also damit beschäftigt, "Laufen zu lernen", den anderen halben Tag war sie am Essen. Irgendwie fast schon wie ein kleines Kind, dass genug Futter oben rein braucht, um insgesamt in die Länge kommen zu können. Nur dass sie eben nicht körperlich großgezogen werden musste, sondern ihre Muskeln wieder aufbaute.
Nach und nach hatte sie ein paar Arbeiten als Schreiberin bekommen. So war es folglich kein Problem, auch die unmengen an Essen kaufen zu können (bevorzugt Kekse zwischen den ganzen Mahlzeiten). Alandrinas Problem lag ganz wo anders: In den Nächten.

Sie hasste die Nächte. Sie hasste den Gedanken daran, sich wieder in ein Bett begeben zu müssen. Die Erinnerung daran, in ihren eigenen Körper gefesselt zu sein war unerträglich. Manchmal half sie sich mit Pegeltrinken ab. Das Benebelte ihren Geist immerhin so weit, dass einfach kein Platz für große Sorgen war. Sie war die meiste Zeit über zufrieden. Und kam doch einmal die Unzufriedenheit durch, so beschäftigte sie sich eben mit Zetern. Früher hätte sie das wohl nicht getan. Sich wie eine Mimose über alles zu beschweren und sich einfach über alles auszulassen. Aber sie konnte nicht anders. Wenn sie am Tage nicht raus ließ, was ihr missfiel, waren die Nächte nur noch schlimmer.
Sie konnte nicht einschlafen. Sie konnte sich nicht hinlegen. Sie verfluchte die Momente, in denen sie besonders am Anfang sich auch Tagsüber hinlegen musste, weil ihr Körper einfach nicht mitspielte. Hass kam in ihr auf. Hass für diese Schwäche. Hass auf ihre Vergangenheit, die sie in diese völlig beschissene Lage gebracht hatte, die ihrem alten Leben so sehr entgegen stand.

Die Lösung brachte ihr ein Mann, von dem sie heute am liebsten nie wieder etwas hören wollte: Enian. Irgendwie hatte er es geschafft, ihr ein Kleid aufzuschwatzen, dass er auchnoch auswählte und bezahlte. Er war auch der erste in Valvec, der sie aufrecht wie einst sah. Unten, in der Halle, die dieses Dorf scheinbar als Tempel nutzte. Sie hatte sich in den Ritualraum zurück gezogen. Ihre Verbindung zu Tyrannos genutzt um ihren Körper zu stärken so sehr sie nur konnte. Sie hatte den Stock abgelegt- und war geschritten. Nicht gekrochen, sondern aufrecht und stolz. Sicher, dünner als früher. Aber alleine. Erhaben. Fast schon schien das Herz der Kriegerin aus der Brust zu springen bei diesem Gefühl.
Damals, ja- da war das Verhältnis zwischen ihr und Enian noch in Ordnung. Er sah sie als Frau. Nicht als zerbrechliches Ding. Er schmeichelte ihr und machte ihr Geschenke. Gleichzeitig bekam er es hin, ihr irgendwie zu imponieren. Heute würde Alandrina nichteinmal mehr wissen, wie. Damals aber führte eines zum anderen. Die lange Zeit ohne jegliche Nähe, ohne jegliche Art des Respekts und der Achtung. Sie saugte es auf, wie ein Schwamm. Es sollte die erste Nacht sein, seit jenem schweren "Unfall", die sie ruhig schlafen konnte. In der sie nicht daran erinnert wurde, was für ein Wrack ihr Körper war. Das erste Mal seit Ewigkeiten, in dem sie das körperliche Bedürfnis nach Schlaf nicht ansah, als ob sie in ein Gefängnis musste.

Es war die Zeit des Wandels. Die ersten Monate, erst in Valvec und später auch in Mirhaven verbrachte sie folglich damit, sich entweder so weit zu benebeln dass sie irgendwann totmüde ins Bett fallen konnte, oder aber indem sie irgendwen mit ins Bett nahm.
Manch ein Außenstehender würde sagen, dass sie die Leidenschaft fast stärker auslebte als manch Anhänger dafür bekannter Gottheiten. Für Alandrina jedoch war es etwas ganz Anderes: Berechnung. Die Tatsache, nicht alleine im Bett zu liegen (oder wohin auch immer es sie manchmal trieb) machte aus der Schlafstätte wieder, was sie war: eine Schlafstätte und kein Gefängnis.
Es war ein Mittel zum Zweck, die verhassten Nächte zu überstehen. Es war mittel zum Zweck, sich wieder als Frau zu fühlen und nicht als Wrack. Und irgendwie fing es an, ihr zu gefallen...

Ein Jahr war es mittlerweile her. Die Art, Ruhe zu finden hatte sich bewährt. Kein Tag verging, indem nicht irgendwelcher Alkohol floss. Bis- ja- bis sie sich irgendwann im Stadtgefängnis wiederfand. Nüchtern. Ohne Begleitung. Allein. Im Bett (sofern man die Pritsche überhaupt so nennen konnte).
Sie konnte nicht Schlafen. Es war wie damals. Sie fand keine Ruhe. Und dann auchnoch die Vettel, ihr Gesang, und der Gestank. Fast war es wie damals. Das fehlende Essen und der fehlende Schlaf zerbrachen sie. Zerrten unnachgibig an ihrem Körper, der selbst nach so langer Zeit kaum länger als 2 Stunden Kraftaufwand ohne Pause vertrug. Dieses Mal aber war es anders. Es war Berechnung. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als man sie vom Pranger tragen musste. Sie war zusammengebrochen.
Jetzt konnte sie Schlafen. Endlich. Zwei Tage der Ruhe, in denen nur Meree ab und an zu ihr kam, um sie mit der Tinktur und Lebensmitteln zu versorgen. Zwei Tage, in denen ihr Körper sich zu holen schien, was ihm so lange verwährt wurde. Schlaf.
17.09.2015 19:32:31
Aw: [Alandrina Shiaryu] Schritt um Schritt (#97565)
Sae Vajah
[u]Ein Auf und ab der Gefühle.[/u]

Nur wenige Tage waren vergangen, seit Alandrina die Ruinen des abgebrannten Lagerhauses zurückgelassen hatte. Wenige Tage, in denen doch viel passiert war.
Irgend jemand hatte das Gerücht in die Welt gesetzt, dass Alandrina Nevilamos in den Schritt gefasst hätte. Eigentlich wäre das keine große Sache gewesen- Gerüchte entstehen eben. Aber in diesem Fall hatte es dafür gesorgt, dass der Großmeister sie nun nichtmehr prüfen wollte, sondern den Antrag zur Aufnahme in die Akademie in die Hände des Erzmagus gelegt hatte. Ala konnte nur all zu gut verstehen, dass er sich nicht mit seinem Töchterchen wegen jemandem, der mit Tyrannos zusammenzubringen war, verstreiten wollte.
Eigentlich wäre selbst das für Alandrina völlig egal gewesen- tja, gäbe es da nicht noch Dante Brady. Der nämlich hatte es ihr zur Bedingung gemacht, einen "Fuchtellehrer" zu finden. Ansonsten würde sie keine Ausbildung im mobilen Lazarett bekommen.
Nun also hatte wohl anscheinend jemand von dem Antrag an den Konvokai gehört- und Tiavin gesteckt, dass Ala ihrem Verlobten an die Kronjuwelen gegangen war. Da Tiavin es definitiv nicht selbst gesehen haben konnte- immerhin war es schlicht und einfach eine Lüge- musste also jemand bewusst eine mögliche Aufnahme verhindern, oder Alandrina sonstwie schaden wollen.
Zugespitzt hatte sich das Ganze dann im Gastgarten des Drachens, als sich grade ein kleines Trüppchen gebildet hatte- samt Nevilamos. Der verkündete dann auchnoch ganz offenherzig, die Verlobung sei eine "Faxerei" gewesen- und behauptete prompt, dass Ala ihm tatsächlich an die Kronjuwelen gegangen sei. Das Blut in ihr kochte auf. Sie war nicht schnell zu erwischen, weder mit Beschimpfungen noch Beleidigungen, selbst Angriffe mit der Faust ins Gesicht waren ihr egal. Aber Lügen- da sah sie einfach rot. Wäre Ruafel nicht gewesen- und die guten Zureden der anderen, vor allem Alva mit ihrer Dramatisierung, Ala wäre wahrscheinlich auf Nevilamos los gegangen.
So aber brachten die Umstehenden sie dazu, sich zumindest einigermaßen zusammen zu reißen.
Ein auf und ab der Gefühle.
Alandrina hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Seit dem Vorfall mit Miriel war es jeden Tag schlimmer geworden. Die singende Vettel, die sie am liebsten geköpft hätte, Rashal mit seinem "Bitte", dass sie fast an die Decke gehen ließ, Bethsaba mit ihrer Oberklugheit wie man doch Dinge einfach ignorieren sollte als wäre man etwas Besseres.
Während viele ihrer Bekannten (Alandrina würde nur in Ausnahmesituationen wohl das Wort "Freund" überhaupt nur denken) nur halfen, sie in einen permanenten Strudel des Ungleichgewichts zu reißen sorgten andere dafür, dass sie stetiger wurde.
Shyba war eine von ihnen. Sie war einfach hergekommen, zur Mittagspause, und hatte mit Alandrina gegessen. Sie brachte ihr Ruhe- zumindest solange sie schwieg oder über Essen redete (alles andere regte Ala nur noch mehr auf, aber das war bei Shyba ein zu erwartendes, einberechenbares Gefühl. Man konnte planen- es war eben einfach Shyba).
Auch Meree hatte es in letzter Zeit irgendwie geschafft, durch ihre pemanente, mütterliche Art zu Alandrina durchzudringen. Vielleicht sogar ihr Vertrauen zu erwecken. Ein seltsames Gefühl. Alandrina wollte es nicht. Es brachte sie durcheinander, jedes Mal Meree schützen zu wollen, so wie Meree sie geschützt hatte. Es war ihr einfach fremd- und dennoch fühlte es sich "richtig" an.
Zu guter Letzt war wohl eine der Personen, auf die sie sich am meisten "verlassen" konnte, Ruafel. So seltsam es klingt- und vorallem in Alandrinas Kopf klang es jedes Mal mehr als nur seltsam- Ruafel schaffte es, sie zu entspannen. Fünfe grade sein zu lassen. Einfach mal nicht zu denken.
Obgleich Lia ähnlich war, war es ein völliger Unterschied. Lia lenkte sie ab. Ruafel beruhigte sie.
Irgendwie war Alandrina zum Spielball geworden. Sie hatte sich nicht mehr unter Kontrolle, seit sie auf ihre Macht zurückgegriffen hatte. Sicher, auch schon vorher war es schwer, sie war eben schon immer impulsiv. Aber seit jener Nacht war es noch schlimmer. Sie war nichtmehr sie selbst. Sie war nurnoch ein wandelndes Ding aus völlig unkontrollierten Gefühlen mit kurzen, berechnenden Aussetzern.
Zeit, damit klar zu kommen räumte man ihr nicht ein. Schlag auf Schlag folgte eine chaotische Situation der nächsten. Wächter die sie anraunten, Wächter die sie unterstützten, Freunde sie an ihr verdienten und sie zum Profit machten, Freunde die sie unterstützen. Menschen, die sie nicht kannte, die plötzlich in ihre Leben traten. Aufgaben die sie von Anderen auferlegt bekam und denen sie doch nachgehen wollte. Wissen, dass man ihr mitteilte, das eigentlich garkeinen Platz in ihrem Kopf hatte aber sich dennoch festsetzte wie eine Zecke im Blutrausch.
Sie wusste schon garnicht mehr, wo ihr Kopf stand. Die Stetigkeit der Arbeit am Lagerhaus war verschwunden. Sie hatte sich mit Miriel einigermaßen ausgesprochen. Plötzlich tauchten von überall her Zeugen auf- Zeugen des Kampfes, Zeugen des Hospitalaufenthaltes, es war doch eigentlich alles geklärt? Wieso ließ man sie denn nicht zur Ruhe kommen?
Ihr Kopf war überfüllt mit Gedanken. Wie geht es weiter? Wo kann ich hin? Wieso verhindert die Stadt mit ihren eigens aufgebrachten Gerüchten, dass ich sie verlasse, wie es doch alle wollen? Wieso helfen mir plötzlich so viele? Wieso, warum, weshalb.... Ein Mahlstrom, ein Strudel- und es riss sie immer weiter hinein...
25.09.2015 13:52:13
Aw: [Alandrina Shiaryu] Schritt um Schritt (#98055)
Sae Vajah
[b][u]Ein "Ausritt"[/u][/b]

Der Wind pfiff ihr durch das Haar, als das stolze Tier bar jedem Gefühl für Geschwindigkeit sich rasendschnell seinen Weg bahnte. Vor lauter Panik konnte sie garnicht anders, denn sich in dessen Mähne festzuhalten. Sie hatte Angst vor Pferden. Oder eher vor dem Reiten. Es war aber auch einfach verdammt hoch und wackelig, wenn man auf so einem Tier saß.
Sie nahm kaum die Umgebung wahr, lediglich seine Arme spürte sie ab und an, wenn er dem Tier eine Richtung vorgab. Sie hatte nicht einmal groß Zeit, darüber nachzudenken, wohin es ging. Im Grunde war es auch egal. Er hatte ihr die Hand gereicht. Er hatte sie mitgenommen.

Zumindest ein kurzer Moment der Reue sollte folgen, als sie abstiegen. Ihr tat alles weh. Muskeln von denen sie garnicht wusste, dass man jene an genau den Stellen derart spüren konnte.
Sie hielt sich an das Versprechen, dass sie ihm gab. Sie schwieg. Kein Wort kam über ihre Lippen. Er wies sie an, bei dem Pferd zu bleiben. Sie hätte wahrscheinlich auch garkeinen Schritt gehen können, so sehr durchzogen die Erschütterungen des Ritts noch jede ihrer Gliedmaßen.
Ein Nicken... Er ging...

Eine ganze Weile dauerte es, bis sie wieder einigermaßen klar denken konnte. Sie blickte in die Richtung, in die er gegangen war. Sie waren lange geritten. Sie war sich sicher, er würde sie nicht mit dem Pferd zurück lassen. Egal wie lange er brauchte. Er würde wiederkommen. Wichtiger war aber, dass er wusste, dass sie da war. Dass sie wartete. Dass er nicht alleine war.

"Sei einfach da."

Die Worte von Bo und Jocasta hallten in ihrem Kopf wieder. Alandrina kannte das nicht. Sie wusste einfach nicht, wie man "einfach da war". Sie verstand Arvon, war sie doch damals kaum anders gewesen. Wahrscheinlich war er irgendetwas erschlagen gegangen. Früher zumindest hätte sie selbiges getan, wenn sie sonst keinen Weg mehr sah, sich irgendwie zu beruhigen. Ja, auch sie hätte früher niemanden an sich heran gelassen. Wäre einfach gegangen und hätte wahrscheinlich nichteinmal jemandem Bescheid gegeben. Allerdings war damals einiges anders. Jemandem zu Vertrauen war Schwäche. Jemandem zu Vertrauen bedeutete hintergangen werden zu können. Das jetzt aber war neu für sie. Sie wollte ihn nicht hintergehen. Aus ganzen Herzen für ihn da sein. Ihn so aufgewühlt zu sehen brachte sie völlig durcheinander. Sorge kam in ihr auf. Gefühle, die sie nicht kannte, die sie kaum einordnen und noch weniger damit umgehen konnte.

In Gedanken versunken durchsuchte sie die Ausrüstung des weißen Pferdes. Wie hieß es überhaupt? War das überhaupt von Belang? Zumindest hatte sie damals oft gesehen, was die Stallburschen mit den Tieren machten, wenn die Berittenen von ihren Aufgaben zurück kamen. Sie suchte die Schnallen, befreitenach einigen Mühen das Tier von seinen Unnatürlichen Lasten, nur das Zaumzeug ließ sie dran, aus Furcht, würde sie es lösen würde das Tier weglaufen. Sie nahm die Bürste des Tieres und begann, es trocken zu bürsten...
25.09.2015 14:33:29
Aw: [Alandrina Shiaryu] Schritt um Schritt (#98067)
Sae Vajah
[b][u]Gedanken I[/u][/b]

Sie hatte Zeit.Viel Zeit, ihre Gedanken zu ordnen, während sie mit dem Tier zurückgelassen auf die Wiederkehr Arvons wartete. So viel war passiert. So schnell war so viel passiert.
Alandrina versuchte, die Ereignisse herauszufiltern, die noch weitere Folgen haben, um die sie sich kümmern musste.

[u]Ein Diebstahl.[/u]

Es war Anfang des Monats. Sie hatte die nächste Miete- immerhin zahlte sie immer im Vorraus- für den Drachen zusammengespart. Auch für Noras Schmuckstück hatte sie endlich genug Münzen zusammen bekommen.
Es war Unachtsamkeit gewesen, dass man ihr einfach den ganzen Beutel hatte abschneiden können. Irgendwann, während sie einfach nur in ihrem Loch aus "Nichts" gesessen hatte.

"Du kannst auch spazieren gehen."

Es war Arvon gewesen, der sie überhaupt zu irgendeiner "Handlung" gebracht hatte. Sie hatte ihren Antrieb verloren. Wahrscheinlich hätte sie sogar vergessen zu Trinken, wären nicht andauernd irgendwelche Leute auf sie zugekommen, die sie zu einem Tee einluden.
Sie ging den Weg. Immer den gleichen. Vom silbernen Drachen bis zum Akademiegarten. Durch den Garten auf den Markt. Über den Markt, Sachen ansehen.
Der Ring! Ja, sie erinnerte sich, dass sie einen Ring gesehen hatte. Einen so wundervollen Ring, der sie komplett abgelenkt hatte. Schön war er gewesen. Drei kleine Rubine bildeten ein Herz, feine Kupferfäden umwanden den Ring, hielten sie an Ort und Stelle. Gaben ihnen Halt und verliehen der Meisterarbeit eine unglaubliche Ausstrahlung. Am einprägsamsten aber war die Gravur.
"Fürchte dich nicht vor dem langsamen Vorwärtsgehen, fürchte dich nur vor dem Stehenbleiben."
Es war- so passend. Sie wollte ihn haben, diesen Ring. Aber sie wollte ihn nicht kaufen. Alles an ihm hatte danach geschrieen, dass es der richtige Ring für Alandrina war. Aber- sie konnte es sich doch nicht einfach selbst kaufen? Konnte nicht irgendwer, egal wer, ihre stummen Schreie hören? Die Verzweiflung, die Leere in ihr... mit irgend Etwas füllen? Sie fühlte sich so elend. Da war nichts mehr. Kein Grund zu Leben. Kein Platz im Leben. Keine Aufgabe. Kein Grund, überhaupt noch zu existieren.

Bethsaba war es, die den Diebstahl bemerkte. Wer auch sonst? Sie beäugte ja ständig jede Kleinigkeit an Kleidung, Schmuck oder sonstiger Ausrüstung, die ihr so über den Weg liefen.
Die Wache hatte es aufgenommen. Wahrscheinlich würde nie etwas wiedergefunden werden. Aber es waren eben auch nur Münzen, nichts "persönliches".

Doch wie war der Stand jetzt? Alandrina musste es zusammenbekommen. Bethsaba bekam noch Münzen von ihr. Für die neue Geldkatze, die Miete die sie im Drachen für sie ausgelegt hatte. Auch Arvon bekam noch Münzen. Er hatte ihr ein paar in die Hand gelegt, ein Notgroschen, für den Fall der Fälle. Alandrina hatte ihn nicht angerührt.
Sie würde beiden ihr Geld zurück geben, sobald sie ersteinmal wieder in die Stadt kam.


[u]Heimat[/u].
Alandrina sponn ihre Gedanken weiter, sie führten unweigerlich zurück zu dieser seltsamen Frau und ihrer Begleitung, die im Gastgarten des Drachen aufgetaucht waren.
Eigentlich sollte sie jener doch fast dankbar sein. Immerhin riss das erwähnen von Alandrinas Heimat sie aus der Lethargie. Doch wohin dieses einfach Wort sie brachte, war nur noch viel, viel schlimmer: Angst
Ein Zustand, den sie normalerweise immer nur verbreitet hatte, aber selten selbst empfand. Und schon garnicht so. Sie fühlte sich schutzlos, hilflos. Sie war sich sicher, sie wurde noch immer Verfolgt. Beobachtet. Wie all die Jahre zuvor, seitdem die Diener Cyrics Rache geschworen hatten, für den Toten, den Alandrina ihren Reihen beschert hatte.
Es lag Jahre zurück. Jetzt hatten sie sie wiedergefunden. Jetzt waren sie da. Sie würden sie holen. Jetzt, zum unmöglichsten Zeitpunkt überhaupt. Es war, wie die Rache des Tyrannos. Er hatte sie geschickt. Hatte ihnen den Weg gezeigt, um Alandrina zu strafen für das, was sie getan hatte.
Noch immer waren sie in der Stadt. Noch immer war Alandrina Schutzlos. Sie musste ihre Sachen zurück bekommen. Ihre Rüstung. Ihre Kraft. Irgendwas, dass sie ihnen entgegen stellen konnte.
Sie musste jeden ihrer Schritte bedenken. Sie verließ den Drachen kaum mehr.
Es gab nur wenige, die diese Geschichte kannten. Eigentlich nur zwei. Pele, die es irgendwie geschafft hatte, zum rechten Zeitpunkt am rechten Ort zu sein. Und Arvon, der einfach nur getan hatte, was er immer tat. Penetrant sein.
Das war wohl auch der Grund, warum er ihr die Stelle im Hospital besorgt hatte. Damit jemand auch tagsüber auf sie aufpassen konnte. Damit er eventuell in der Nähe und sie beschützen konnte, falls sie angriffen.

[u]Schutz[/u]
Das Auftauchen der Fremden "untalentierten Bardin" (es passte einfach so gut ins Bild- eine Lüge spinnen, warum man das, was man tat nicht gut konnte war ein leichtes für einen Anhänger des Lügenprinzen) hatte dafür gesorgt, dass nun auch Nachts permanent jemand vor Alandrinas Tür im Drachen wachte.
Erst war es nur Arvon, später Shyba. Und jetzt hatte Alandrina es geschafft, Ctac einzustellen. Sie vertraute ihm zwar nicht, aber er schien simpel genug gestrickt, als dass sie davon ausging, dass er seine Arbeit so lange zufriedenstellend machen würde, bis er eine bessere fand.
Alandrina konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, dass andere sie aus purer Selbstlosigkeit heraus Nacht für Nacht beschützen wollten. Sie kam einfach nicht damit zurecht, auf so viel Hilfe angewiesen zu sein. Sie würde weiter suchen, mindestens noch eine Ablöse für Ctac finden, damit Arvon und Shyba ganz fernbleiben konnten.
Immerhin hatte sie auch noch das Versprechen Kim's. So schlimm könnten "Fremde" garnicht sein. Ein Ass in der Hinterhand- nur für den Fall der Fälle.
25.09.2015 19:41:03
Aw: [Alandrina Shiaryu] Schritt um Schritt (#98114)
Sae Vajah
[b][u]Gedanken II[/u][/b]

[u]Ausbildung[/u]
Sie hatte die letzte Zeit nurnoch damit verbracht, zu "funktionieren". Viel mehr war es nicht, und selbst das fiel ihr unglaublich schwer. Noch immer Stand die Ausbildung bei Dante im Raum. Es sprach zwar im Grunde Nichts mehr dafür- aber ebensowenig dagegen. Also kümmerte sich Alandrina weiter darum, einen "Fuchtellehrer" zu suchen.
Im Grunde wäre es jetzt sogar möglich, doch zur Akademie zu gehen. Aber das war genauso dämlich wie alles andere. Die Gerüchteküche dieser Stadt war rasend schnell- sie konnte einfach nicht riskieren, aufzufliegen. Nicht jetzt, nicht in diesem Zustand.
Also sprach sie weiter mit denen, die sie sowieso schon angesprochen hatte. Da die meisten davon ausgingen, dass sie sich für Theorie hinter der Praxis interessierte, fiel ihr Manko eigentlich garnicht weiter auf. Alandrina "funktionierte". Und eigentlich wäre es ja auch garnicht so verkehrt, wirklich etwas mehr zu verstehen.
Je mehr Zeit verstrich, desto mehr wollte sie es wirklich. Aus einer auferlegten Aufgabe schien wirkliches Interesse zu erwachen.
Und irgendwie sollte es dann so kommen, dass ihr ein Vertrag angeboten wurde. Wie so oft aber war alles außer Kontrolle geraten. Ulfrics Hereinplatzen in den ersten versuch ihn zu unterzeichnen. Kims dazu stoßen bei dem zweiten Versuch, ihn zu besprechen. Das ganze Thema wirbelte durch Alandrinas Kopf, brachte sie völlig durcheinander. Wenn sie zurück kam müsste sie es klären. So durcheinander wie es jetzt war, durfte es zumindest nicht bleiben.

[u]Hoffnung[/u]
Es war ziemlich unverhofft. Jemand, mit dem sie eigentlich kaum etwas zu tun hatte, ihr eigentlich vollkommen fremd war, reichte ihr die Hand. Erst dachte sie, dass es ein Hinterhalt sein sollte. Die Gerüchteküche war unglaublich schnell und erst kurz zuvor hatte sie eine mehr als seltsame Begegnung mit dem Großmeister gehabt. Dass die Leute auch einfach nicht nachdenken konnten, an was für Orten sie was für Themen ansprachen. Es war zum Haare raufen.
Dieses Mal jedoch wendete sich das Blatt. Aus Panik wuchs Hoffnung. Alandrina hatte zugehört. Der Geschichte einer Frau, die so viel offenbarte. Es überwältigte sie. So viel Wissen, so viel Vertrauen, dass ihr entgegen gebracht wurde. Sie hatte jede Konzentration verloren. War sogar außversehen gegen die Tür gelaufen, als sie einfach nur aus dem Chaos der Gefühle fliehen wollte- die Tür war stärker gewesen. Zum Glück.
Was bis dahin niemand ihr geben konnte, hatte diese Frau geweckt: Hoffnung.
Eine Perspektive, ein Ziel. Ein Weg aus dem Loch, in dem sie saß.
Noch immer verstand sie nicht, wieso. Aber eigentlich war es auch fast egal. Denn sie ward gesäht, die Hoffnung auf einen Lichtblick am Ende des Horizonts. Und Alandrina nahm die Hand, unwissend, was daraus sich entwickeln würde...

[u]Ziele[/u]
Ein einfacher Brief, akribisch mit allen Informationen ausgestattet die es für einen ersten Austausch brauchte, warf erneut Alandrinas Welt durcheinander.
Sie kam kaum mit sich selbst zurecht. Überstand den Tag nur durch primitive Aufgaben.
Erst fühlte sie sich erschlagen. Dann kam die Panik.
Valvec hatte sich an sie gewendet. Jetzt, wo sie von ihrer Vergangenheit verfolgt wurde. Wo keiner merken durfte, was wirklich passiert war. Sie streckten ihre gierigen Finger nach ihr aus.
Arvon verstand nicht, was in Alandrina vorging. Wahrscheinlich konnte er es auch einfach nicht.
Nachdem die erste Panik verschwunden war, wuchs der Wunsch in Alandrina heran.
Dieses Lager, es könnte so viel für sie sein. Sie wollte es- unbedingt. Sie wollte ihren Platz in der Welt.
Ihr waren keine "finstren Pläne" mit dem Lager bekannt. Also keine Gefahr für irgendwelche Morde oder Raubzüge oder sonstwas. Es sollte (zumindest war so ihr Stand) einfach nur "da sein". Und es war irgendwie mit Mirhaven abgesprochen.
Die Vergangenheit verfolgte sie. Sie konnte Dinge leiten, konnte Sachen koordinieren. Das hatte sie immer getan, bevor sie auf diese Insel kam.
Das Lager war ihre Chance. Die Chance auf einen Platz im Leben. Ein paar Menschen aus dem Dreck holen. Einem kleinen Trüppchen, dass zum Großteil aus Familien und Handwerkern wie Bauern bestand eine Führung sein.
So hatte sie zurückgeschrieben. Doch- es reichte nicht. Marla ließ ihr zukommen, dass Keara sie persönlich sprechen wollte. Verdammt!
Zum Glück sollte Alandrina einige Zeit haben, sich nervlich darauf vorzubereiten. Sie brauchte es auch. Nutze die Zeit, um direkt die ersten Ideen und Fragen zum Lager zusammen zu fassen und Keara einen weiteren Brief zukommen zu lassen.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie der Frau, strotzend von Symbolen des Tyrannos, gegenüber stand. Aber- sie schaffte es. Irgendwie hatte sie es geschafft und überlebt. Jetzt hieß es- warten. Warten auf eine weitere Reaktion der finsteren Streiterin.


Tatsächlich sollte sie wohl Mal, wie ihr angeraten wurde, Tymora einen kleinen Dank aussprechen. Nur so, zur Sicherheit. Immerhin lebte sie noch. Noch hatte Tyrannos sie nicht zerfetzt, auch wenn er mehrfach an ihre Türe anklopfte.
Ja, für dieses Glück zu Danken wäre sicher angebracht- sie würde es sicher direkt machen, sobald sie in der Stadt waren... und Alandrina Zeit dafür fand.
27.09.2015 17:50:42
Aw: [Alandrina Shiaryu] Schritt um Schritt (#98235)
Sae Vajah
Ein Geschenk I

Einige Zeit war Vergangen. Zeit voller Schweigen und voller Arbeit. Alandrina hatte einigen zugehört und sich viel Rat geholt. Alles in Allem blieb es dabei- sie war völlig unbeholfen in solchen Dingen.
So fasste sie für sich die Essenzen der vielen Gespräche zusammen.

"Sei einfach da" (Bo & Jocasta)
"Der Tod überschattet alles" (Kim)
"Celestisch ist eine der wunderschönsten Sprachen" (Selenne, Loore, Roan)
"Schon ein Lächeln kann "heilend" wirken" (Hendrik)
"Darf die nun schon in den Tempel?" (Almeras)

Die Summe der Dinge, die sie in letzter Zeit erlebt hatte wäre um noch einiges ergänzbar gewesen.
Alles in allem brachte es zusammen jedoch einen Gedanken. Den Wunsch, ein Geschenk zu fertigen, dass sie ihm mitgeben konnte. Dass er mit seinem Freund auch nach dem Tod teilen konnte. Etwas, dass die Verbindung aufrecht erhielt.
Hendrik sollte ihr dabei eine große Hilfe sein. Es eilte- sie müsste es fertig bekommen, bevor der Moment des Abschieds da war.
Und Während Hendrik begann, umzusetzen worum sie ihn gebeten hatte, nahm sie ihr neues "Werkzeug" und alle Geduld, die sie aufbringen konnte, um den ersten Teil vorzubereiten. Stunde um Stunde vergingen, doch langsam nahm die Idee Gestalt an...
11.11.2015 21:46:59
Aw: [Alandrina Shiaryu] Schritt um Schritt (#100872)
Sae Vajah
[u]Ein Brief mit Folgen[/u]

Sie hatte sie gefunden- hier, in Hohenbrunn. Der Bote, der die Post brachte musste fast zeitgleich mit der Gruppe aufgebrochen sein. Wie auch immer die Stahlberg das gemacht hatte- sie war keine drei Tage hier, und dennoch bekam sie direkt Post aus Valvec.
Alandrinas Gedanken überschlugen sich. Nach dem ersten Schock schickte sie direkt einen Boten nach Mirhaven, um Bo zu suchen. Ein weiterer wurde zu Adam geschickt.
Wie sich später herrausstellen sollte würde jener recht lange suchen müssen- denn Adam tauchte bereits in Hohenbrunn auf, kaum war der Bote losgezogen.
Ein dritter Bote wurde zu Arvon geschickt. Alle drei bekamen unterschiedliche Nachrichten mit auf den Weg-sowie eine gehörige Portion zu Essen. Nichts war schriftlich. Nur kurze mündliche Informationen.
Die Zeit saß ihr im Nacken. Die Zeit- und die von Stahlberg. Doch dessen nicht genug, wie sich später herausstellte- sie streckten die Finger auch in alle möglichen anderen Richtungen aus.
Eine Lösung musste her- und das schnellst möglich. Denn so war niemand sicher. Alandrina nicht und ihre Freunde schon garnicht.
Nach und nach wurden die nächsten Schritte abgewogen. Was konnte der einzelne tun, was sie als Gruppe? Und während die Boten bereits hinaus zogen schlug eine schlechte Nachricht nach der nächsten im Lager der Phönix ein...
Zeit blieb keine. Es erforderte Handungen. Taten. Absprachen. Und das so schnell wie möglich, damit die von Stahlberg nicht durch eine Verzögerung annahm, irgend etwas wäre schiefer, als es nicht sowieso schon war.
Und so überschlugen sich die Handlungen.... und man bekämpfte den Fluss der Zeit.
17.11.2015 18:57:24
[Alandrina Shiaryu] "Tagebuch": 1. Eintrag (#101173)
Sae Vajah
Meree hatte sie mal wieder innerlich zum kochen gebracht. Alandrina war friedlich im Drachen gesessen und zu tiefst beschäftigt. Anstatt dass man ihr die Zeit ließ, wurde sie jäh aus der Arbeit und den wichtigen Gedanken gerissen. Alleine das schon verstimmte die Suchende. Mal wieder schaffte es die Silberwächterin dann, Alandrina direkt mit irgendwelchen Anzeigen und sonstwie zu drohen- was die Situation nicht besser machte.
Alandrina unterbrach ihre Arbeit, zog sich aufs Zimmer zurück und verbrachte wie so oft einfach eine Zeit der Ruhe an Cornas Seite. Mit ihm konnte sie schweigen. Bei ihm fand sie Ruhe, Ausgeglichenheit.
Späteram Abend beschloss Alandrina, die aufgeschriebenen Worte waren zu sehr verzerrt, unterbrochen, nicht beendet. Es würde nicht das sein, was sie Jocasta brachte. Aber es hatte ihr gut getan,einfach ihre Gedanken zu irgendwas aufzuschreiben- so beschloss die Kämpfernatur, fortan öfter zu schreiben- und jene Zeilen wurden der erste Eintrag in ihrem neuen "Tagebuch"

[quote][u]Was Lathander für mich bedeutet.[/u]

[i]"Säe stets die Saat der Hoffnung, neuer Ideen und Wohlstand unter den Menschen und deren Verbündeten."[/i]
Dies ist der erste und zugleich ein sehr deutlicher Satz aus Lathanders Glaubenslehre, seinem Dogma. Für mich bedeutet schon dieser Satz sehr viel. Denn ich weiß, was es bedeutet, nichts davon zu fühlen. Ich habe keine Hoffnung, obgleich im Laufe der Zeit sehr viele Personen versuchten, mir "Hoffnung auf Hoffnung" zu machen.
Es war ein harter Weg für mich, Monate voll dem Gefühl, dass ein jeder mir zwar helfen will (was ja durchaus Hoffnung bringen könnte) aber sie denken, dass genau ihr Weg der Richtige ist.
Ich verstehe, dass ihnen das Wissen fehlt, darüber wie ich denke. Ich verstehe auch, dass es ihrer Logik widerspricht. Es ist eben das, worin ich aufwuchs, und ich weiß, dass es ein schwerer Weg sein wird, irgendwie zu begreifen, wie die Welt außerhalb dessen funktioniert.
Doch obgleich ich für mich diese Hoffnung nicht sehe, nur schwer Ideen finde, von Verbündeten gar abzusehen- ich weiß,dass ich niemandem ein solches Los wünsche.
Ich möchte ihnen das geben, was ich hier nicht bekomme. Denn ich weiß, wie wichtig es ist, einfach mal nicht zu hinterfragen- sondern zu handeln. Wieviel das kleinste Zeichen bedeuten kann. Egal ob derjenige, der Hoffnung und Ideen braucht ein Freund oder Fremder ist. Wenn ich dir Möglichkeit bekomme, jenen zu helfen mit den Mitteln die ich eben zur Verfügung habe- dann werde ich das tun. Ohne zu fragen. Ich werde sie nicht kritisieren für das, sie nicht verurteilen, wenn sie doch nur hoffen, sie selbst bleiben zu können und ein kleines bisschen Unterstützung dafür brauchen.
Ich will jene, die sich mir anvertrauen, und sei es nur durch die Blume, die Möglichkeit geben, meine Hand zu nehmen, damit man gemeinsam, und sei es nur für eine Stunde, einen Tag, daran erinnert wird, dass man nicht alleine ist. Die kleinsten Gesten- das Zuhören ohne zu Beleidigen für die Gedanken die man vernimmt- sich zu öffnen, und sich einfach darauf ein zu lassen, es kann viel bewegen und neuen Mut, neue Kraft schenken.
Doch ich will nichtnutpassiv da sein. Denn manchmal reicht es nicht. Wenn es wirklich hilft, wenn es eine Perspektive, Hoffnung, Mut und ein Weg aus dem dunkel sein kann- dann bin ich bereit, zur Not auch bildlich in den Hintern zu treten. Denn manchmal ist nur der Schmerz es, der jemanden wirklich aus der Finsterniss reißt, und den Weg zu neuem Licht eröffnet.

Ich hoffe, dass ich irgendwann lerne, zu glauben. Ich weiß, dass ich davon keine Ahnung habe. Für mich existierte nie das Bedürfnis zu "glauben", denn ich hatte immer Gewissheit. Tyrannos war mein Begleiter, sein Besitz an mir existenter als meine Umgebung, denn er war in mir, in jeder Faser, in jedem Gedanken, in jedem Blick.
Aber ich wünsche mir, eines Tages wird ein Patron mich erhören. Sich mir offenbaren, als dass ich lerne, was wahrer Glauben bedeutet. Ich hoffe, er wäre dann bereit, mir die Weisheit geben zu unterscheiden, wann eine Hand genommen, wann ein Arschtritt verpasst, und wann man einfach nur begleiten kann, ohne dass sich etwas ändert.
Ich weiß nicht, ob das was ich denke wirklich Lathander entspricht. Ich habe überlegt. Was ich wirklich gern mache, was mich bewegt, was mir zu Herzen geht. Viele Menschen begegneten mir auf diesem Weg. Ich fühlte mich gut, wenn ich zu Ulfric sprach um ihm zu zeigen, dass er nicht allein ist. Ich fühlte mich ebenso gut, als ich Ottel in den Arsch trat, damit er nicht wieder zu saufen anfängt, nach einem Ausrutscher. Obgleich es nicht meine eigene Wahl war, in der Armenspeisung zu arbeiten, sondern die Idee eines anderen- dass ich ihnen einen Hirsch erlegte und zubereiten ließ- das war durchaus mein eigener Willen.
Ich bin niemand, der Großartiges erreichen will. Ich muss nicht der absolute Wohltäter der Armenspeisung sein, nicht dem ganzen Hafen das Schreiben beibringen. Ein Wild dass erlegt wird, dass vielen ein Mahl gibt- es mag kurzfristig sein, das stimmt. Aber es kam von Herzen. Das ist Lathander für mich. Ich bin kein Priester, werde wohl nie einer sein. Aber zu wissen, den Menschen wenigstens für einen Abend den Kummer genommen zu haben, gezeigt zu haben, dass ich für sie da bin, obgleich es keinen Nutzen für mich hatte, das erfüllt mich.
So hatten sie wenigstens einen Tag zeit, über etwas anderes denn Hunger nachzusinnen. Etwas anderes zu spüren, als die pure Notwendigkeit des Überlebens. Ich hoffe, dass diese Freiheit im Geist sie auf neue Gedanken brachte. Ihnen Abstand gewährte, so dass sie heraus kommen aus dem Trudel- Vielleicht gar am nächsten Tage schon die Kraft, den Willen, den Mut fanden, etwas anderes zu tun, denn nur im Kreislauf zu stecken.

Was Lathander für mich bedeutet- ist im Grunde recht simpel- ausleben des Wunsches, niemanden alleine in einem Loch versauern zu lassen, und mit Kleinigkeiten zu helfen, dass Kleinigkeiten vorran kommen. Dass jeden Tag die Sonne neu aufgeht und mir vielleicht die Möglichkeit bietet, jemanden von der Last zu befreien, die auf seinen Schultern, in seinem Kopfe ruht.[/quote]
21.11.2015 00:59:21
[Alandrina Shiaryu] "Tagebuch": 2. Eintrag (#101302)
Sae Vajah
[quote]Gut, also ich muss schreiben. Schreiben um nicht einfach hinaus zu ziehen, aus den Mauern dieser verdammten Stadt und irgendetwas zu erschlagen, was sowieso nicht da sein sollte.
Ich habe grade mit Alva und Adman geredet. Am Ende nur mit Alva. Obgleich ich ihr sagte, dass diese "Welt" mir fremd ist, ich noch zu lernen habe, hört sie einfach nicht zu. Ich habe ihr gesagt, es istschön und gut, dass die Menschen mir helfen wollen- aber dass sie es eben so tun, wie sie denken, dass es bei ihnen funktionieren könnte. Ich verstehe, ich erkenne, dass sie es gut meinen- aber es hilft mir einfach nicht. Es ist der falsche Weg. Und egal was ich versuche, egal wie sehr ich mich bemühe es ihnen zu verdeutlichen- sie begreifen es nicht.
Ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Tyrannos war mein Leben-ich kenne nichts außer seinen Lehren. Dennoch wird scheinbar von mir erwartet, mich in andere hinein zu versetzen. Wie soll ich das schaffen? Wie mich in etwas völlig Fremdes hinein versetzen, dass ich in keiner Art und Weise begreife? Wie können sie mir nur immerwieder vorwerfen, ich sei egoistisch, weil ich sie bitte, mich zu verstehen? Sie haben immerhin ein Bild von Tyrannos. Wenn auch ein ziemlich verzehrtes. Doch was habe ich? Wie kann ich begreifen, was sie meinen, wenn es absolut keine Logik hat?
Auf der einen Seite wird mir gesagt,mir passiert in der Stadt schon nichts. Ich verstehe ja, dass manche Leute, wieso auch immer, vertrauen in die hiesige Wache haben. Aber- egal wie oft ich ihnen sage, wie ein Tyrannit zu denken hat- sie tun es als Schwachsinn ab- obgleich mein ganzes Leben nie aus anderem bestand.
Es ist, als würden sie annehmen ich sei völlig verblödet- selbst in den Themen, die bisher mein Leben bestimmten. Als wäre alles was ich je erlebte, was ich je hörte, mit wem auch immer ich sprach völlig verdreht. Als hätte ich nie ein Leben gehabt und alles was ich sage wäre ja völlig unmöglich, überhaupt wahr zu sein.
Ich habe Angst. Selbst das habe ich gelernt, laut auszusprechen. Was wirklich, wirklich schwer war- und selbst dafür werde ich noch angeranzt.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter. wäre Corna nicht, wer weiß, ob nicht ein Strick doch die beste Lösung wäre? Aber dann hätte ER gewonnen. Das werde ich nicht zulassen. Wie aber komme ich hier heraus? Wie kann ich lernen, so blind zu sein wie sie, um das Leben zu ertragen?[/quote]
*an dieser Stelle ist das Papier etwas mitgenommen, als hätte sich jemand in die Seite gekrallt, sie dann wieder glatt gestrichen und das Buch einfach wieder zugeklappt*
21.12.2015 03:07:38
Aw: [Alandrina Shiaryu] Schritt um Schritt (#102762)
Sae Vajah
Ein paar Reflektionen.

Ruhiger war sie geworden, seit dem Brand im Lotus. Vieles hatte sie gelernt hinzunehmen, seit sie ihr Kind fast verloren und mit Krämpfen im Hospital gelegen hatte. Arvon hatte ihr ein Versprechen abgenommen- etwas, dass sie sowieso um jeden Preis wollte. Ihr Kind beschützen.
Viel war seit dem passiert, und einiges hatte sie nicht losgelassen.

Es hatte einige Gespräche gegeben- darum, dass Alandrina ihr Kind nur "Ding" nannte. Das hatte wohl seinen Beginn schon einige Zeit vorher. Es hatte Äußerungen gegeben, dass ein Kind keinen Patron hatte. Es lebte ja noch nicht und konnte sich nicht durch "Taten" für einen beweisen. Ein Patron aber war die Absicherung dafür, nicht in die Mauer zu kommen.
Noch immer fühlte Alandrina ihr Leben bedroht. Sie wollte nicht, dass ihr Kind mit in den Tod gerissen- und somit mit in die Mauer kam. Rat hatte sie gesucht, im Tempel. Doch keiner der ihr bekannten Priester waren vor Ort. Die Aussage die sie bekam, von irgendeinem der dortigen machte es nur schlimmer. So ging Alandrina mit dem Gedanken fort, dass es das Beste wäre, dem Kind einfach jegliche Form von "Leben" ab zu erkennen. Wenn es nicht lebte konnte es nicht sterben. Wenn es nicht sterben konnte, so kam es nicht in die Mauer. Es war eine einfache Schlussfolgerung. Sie konnte einfach nicht zulassen, dass ihr Kleines auf ewig leiden würde, wenn die Tyranniten sie holten.
Viele Gespräche und viel Zeit verging. Zeit, in der sie die Schwangerschaft zunehmend annahm, in der sie eine Verbindung zu dem jungen Leben aufbaute, dass dort in ihr heran wuchs. Doch genau das war es, was sie nicht zulassen durfte. Nicht wegen sich- sondern um es vor der Mauer zu schützen.
Es gab viel Ärger, viele Probleme. Und noch Zehntage später, längst nach dem so erlösenden Gespräch mit dem Priester des Kelemvor wurde es ihr zur Last gelegt. Keiner hörte zu. Keiner Begriff, dass sie auch ihr "ding" nur hatte beschützen wollen. Und wie so oft blieb Alandrina nichts, als sich permanent zu rechtfertigen und zu erklären. Sie ertrug es langsam nichtmehr. All diese Vorwürfe die die Menschen um sie herum meinten auskotzen zu müssen ohne einmal in der Lage zu sein, sich in sie hinein zu versetzen. Sie hörten zu- und kotzen einfach weiter herum. Nur mit einem unterschied: Alandrinas Argumentationen wurden nurnoch als "Schwachsinnig" abgetan. Dass sie Jene Schlüsse durch andere erhalten hatte- schlicht weil sie selbst zuvor davon keine Ahnung hatte- das war egal.
Dass sie Hilfe gesucht hatte- dachte, sie gefunden zu haben- das war egal. Es wurde einfach alles auf sie abgewälzt. Sie war der Brecheimer der Stadt geworden. Und die Stadt kotze sich an ihr aus und fing an, ihr die letzte Kraft zu nehmen.

Dann war da noch Alva. Sowieso ein Thema für sich. Es war nicht so, dass Alandrina nicht über Alvas herumgezicke und "niederreden" von allem nachdachte. Aber das letzte Gespräch hatte ihr den Rest gegeben. Alva hatte von einer Feier erzählt- und Alandrina brachte eine Idee ein, die vielleicht auch den Ärmeren einen vollen Magen bescheren könnte.
So schlug sie vor, dass jemand, der sich einbringen aber nicht auftreten möchte, doch Unterstützung für die Verköstigung der Gäste stellen könnte.
Erstmal lehnte Alva ab. Die Gasthäuser der Stadt hätten Stände, und die sorgen für die Verköstigung. So fiel Alandrina ein, dass die Ärmeren, die sicher eine Ablenkung von all dem Leid gut gebrauchen könnten, sich jene nicht leisten können. Also schlug sie vor, man könnte die Gasthäuser ein wenig beliefern, als dass sie die Preise vergünstigen können. Doch auch das wurde abgeschmettert- die würden dann ja für das gleiche Geld mehr arbeiten müssen. Gut, die Idee war nicht zur Gänze ausgereift. Doch als Alandrina vorschlug, an die Armen Gutscheine auszugeben (wohl gemerkt intern in der Armenspeisung, damit sie nicht in falsche Hände gerieteten) wurde auch das niedergeschmettert. Alva, die immer von "die Menschen brauchen Hilfe" sprach lehnte einfach jede Idee ab. Hach, wie positiv dieser Mensch doch war, der nur seine eigenen Ideen für gut hielt. Wahrscheinlich konnte Alva nicht anders, als alle anderen außer sich selbst immer nur zu kritisieren, damit sie am Ende "die Tolle" war.
An dieser Stelle konnte Alandrina nicht mehr viel tun. Ihr waren die Hände gebunden, den Leidenden etwas Freude, und sei es nur für einen Moment, zu ermöglichen. Denn sie steckte nicht in der Planung.
Schlimmer aber, und das noch Tage später war eine ganz andere Tatsache: Roan hatte daneben gesessen, bei jenem Gespräch.Und nicht einen Ton dazu gesagt. Nichteinmal jetzt, Tage gespäter hatte er das Gespräch gesucht- obgleich Alandrina gehofft hatte, nach ihrer letzten Aussprache die Situation gebessert zu haben. So viel war die aufkeimende Freundschaft wert- kein einziges Wort.

Tiavin hingegen war noch schlimmer. Als sie es Aussprach hatte Alandrina es erst garnicht richtig begriffen, da ihre Gedanken bei Shyba hingen. Jetzt aber saß sie in ihrem Zimmer im Drachen, und sie hallten wieder, wie Dolchstiche.
Eine Pflegefamilie hatte sie für Alandrinas ungeborenes Kind verlangt. Weder war Alandrina arm, noch Tod. Auch das Waisenhaus barg genug Kinder, um vom Glück vergessene Familien Hoffnung zu schenken.
Tiavin aber forderte den Untergang des Kindes. Die Stadt war nicht riesig- jeder der sie kannte würde wissen, von wem das Kind in der fremden Familie wäre. Jeder würde wissen, dass es ein Bastard ist, irgendwer, der von seinen leiblichen Elter verstoßen worden wäre. Es wäre der Untergang für das Kleine. Eine Zeichnung die ihn sein Leben lang begleiten würde. Ein Ausgestoßenes. Nicht wert, bei seinen leiblichen Eltern zu bleiben.
Egal ob Tiavin Alandrina hasste oder nicht- vieles hätte sie fordern können. Begleitung der Kirche, eine Amme die sich besser als jede Frau die zum ersten Mal Mutter wird mit Erziehung auskennt. Sie aber forderte etwas, dass wider der Gesellschaft war. Nur Waisen wurden abgegeben. Nur Ärmste Familien gaben ihre Kinder in Stammhalterlose Familien. Tiavin könnte das Kleine auch direkt töten- es wäre gnädiger als das geforderte Los wider allem Anstands.

Es war, als prasselte das Unglück nur so auf Alandrina ein. Der Stadtrat, der nun doch einen schriftlichen Bericht einforderte, Ulfric der aus freundschaftlichen Selbstverständlichkeiten Erpressung machte, Arvon dem sie nicht mehr helfen konnte obgleich es so schien als ginge es ihm fürchterlich, der Brief aus Valvec... ja. Der Brief, der sie endlich von ihrer Bürgerschaft befreien würde- er fehlte noch immer. Aber was machte das schon? Schlimmer konnte es eh nicht werden, denn egal was Alandrina tat und was sie versuchte zu lernen- es passte der Stadt sowieso nicht... Also fing sie an, zu schlucken. Alles herunter zu schlucken, was man ihr entgegen kotzte- alles andere hatte sowieso keinen Zweck mehr. Sie hatte die Stadt aufgegeben. Einzig ihr Kind sollte es besser haben. Eine kleine Hoffnung darauf blieb- sofern die unterschwelligen Worte, die genau diesem drohten, nicht doch eintreffen würden. Eine neue Gefahr, neben der Verpflichtung wahrhaftiger Tyranniten. Was soll's. Tod ist Tod, Leid ist leid. ob im Leben oder in der Mauer- so einen großen Unterschied machten die unterwelligen Drohungen von ehemaligen Freunden auch nicht mehr aus. Hauptsache dem Kind würde es gut gehen, denn das konnte nichts für Alandrinas Los.