30.06.2015 14:09:45 | [Sae Vajah] Wie man sich selbst findet und bleibt (#93744) |
Sae Vajah | Der Regen prasselte ihr auf den Kopf, zwar stand sie unter dem Baum beim Drachen, doch der schützte sie ebenso wenig wie ihre Gugel. Sie war einfach nur durchnässt, die helle Schminke und die feinen Linien über die Augen waren derweil schon völlig zerlaufen und zu einem grauen, dreckig wirkenden Gemisch auf der Haut geworden. Eine Windböe schlug ihr die salzige Luft des Meeres entgegen auf dass sie nachdenklich hinaus sah. Viel war passiert in den letzten Tagen- die einzigen, an die sie sich wirklich zurück erinnern konnte. Wer war sie? Wo kam sie überhaupt her? Sicher war: nicht aus Mirhaven, denn hier kannte sie niemand und niemand schien sie irgendwie vermisst zu haben oder sie zu suchen. Es war schon erstaunlich, so zu leben. Auf der einen Seite war sie völlig sorgenfrei. Wie ein kleines Kind entdeckte sie sich und die Welt jeden Tag ein Stückchen mehr. Wesen nicht menschlicher Art liefen durch die Gassen mit einer Selbstverständlichkeit, dass auch sie es nur als selbstverständlich hinnehmen konnte. Vieles schien ihr so dermaßen fremd, so absurd- doch sie lernte von den Anderen. Den Personen die sie traf. Nahmen jene etwas als selbstverständlich hin, so tat sie es ebenso. Waren jene über etwas schockiert, so war sie es ebenso. Wie ein leeres Blatt Pergament war ihr Leben. Nicht einmal an die Götter konnte sie sich erinnern. Es war einfach Nichts, absolut Nichts da- und sie nahm es hin, denn eine andere Möglichkeit blieb ihr auch garnicht. Was ihr jedoch blieb, das waren ihre Gefühle, ihr Instinkt. Auf jene schien sie sich verlassen zu können. Im Grunde lief ihr Leben seither wie ein Ausschlussverfahren ab. Sie hörte zu, sie spürte in sich hinein und sie verarbeitete. Die erste Erkenntnis fand sie durch den Lotus. Das kurze Gespräch sowohl mit Zacherias als auch später die Treffen mit Lia gaben ihr die Sicherheit in ihren Gefühlen, die ihr Kopf nicht durch Erinnerungen füllen konnte. Weder würde sie mit Leidenschaft, noch mit anderen Künsten die hinter geschlossenen Mauern gelebt werden sollten glücklich werden. Sie waren da- das war auch völlig in Ordnung so. Aber es war nicht ihrs. Nicht ihre Einstellung, nicht ihr Leben. Ein klein wenig der Erinnerung kam auch durch den Priester wieder. Seine Arbeiten vor dem Symbol Ilmaters fand sie zwar nicht abstoßend- sie gehörten wohl einfach in ein Lararett- aber auch hier spürte sie keinerlei tiefere Verbundenheit. Stück um Stück setzte sie ihr Puzzel des Lebens so zusammen. Das Treffen mit einem Anhänger des Tempus, ein paar gewechselte Worte mit einem Wächter der Helm diente, die Begenung mit einem Anhänger des Morgenfürst. Der Wächter hatte recht, als er sagte "viele bleiben da bald nichtmehr übrig". Die Halle zeigte nur sieben- fünf oder so hatte sie schon ausgeschlossen. Die Sorglosigkeit mit der sie "ihr neues Leben" begonnen hatte, wurde langsam aber sicher zu einem Zweifeln. Ganz leise, unterschwellig, aber vorhanden. Wer war sie? Wo gehörte sie hin? Es waren die kleinen Fragen, die sie mehr und mehr Beschäftigten. Die dreiste Frau im Lotus, die ihr durch das Gesicht strich, die fragte, wofür die Erinnerungslose sich so seltsam schminkte. Die Antwort kam von irgendwo, tief in ihrem Innersten, als sie einfach nur erwiederte "Tarnung". Woher das kam war ihr schleierhaft. Wofür sie sich Tarnte wusste sie auch nicht. Je länger sie durch Mirhaven ging, je mehr Personen sie kennen lernte, um so mehr Fragen taten sich auf. Eines war sicher: sie musste sich dem langsam aber sicher auf andere Art und Weise stellen, gezielter suchen und "erfühlen" denn sonst würde ihr Leben bald nurnoch aus Fragen und aus nicht einer Antwort mehr bestehen... |