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12.03.2015 19:15:09
Tagebuch von Derlinde Brögla (#90011)
Mash
Das Buch ist klein, und in speckiges Leder gebunden. Die Blätter sind von verschiedenster Herkunft und wurden sorgfältig zusammengebunden, auf manchen stand vorher etwas geschrieben, zwischen deren Zeilen handgeschriebene Wörter notiert wurden. Die erste Seite beginnt mit:

[quote]Große Mutter Chauntea, ich bin in einen ganz schönen Schlamassel geraten.

Ich kanns keinem sagen ausser dir, und dabei platz ich fast schon. Ich glaube, die anderen Pfaffen haben schon etwas gemerkt. Im Chor habe ich zweimal meinen Einsatz verpasst, und wie das den Kantor geärgert hat! "Wo ich denn mit dem Kopf sei", hat er gefragt, und ich habs einfach nicht in Worte fassen können, nur gestottert hab ich wie eine Gans. Wo sollte ich denn anfangen?

Das fühlt sich deppert an, das alles nem Blatt Papier zu beichten. Zerreissen will ichs fast schon, aber ich merk ich werd ruhiger je länger ich es schreib. Wenns schon sonst nichts hilft, dann hab ich wenigstens mal alles in einer Reihe. Wegwerfen tu ichs später, am besten zerissen in kleine Teile und irgendwo, wo es nie jemand findet. Im Boden versinken würd ich am liebsten, wenn des rauskommen tät.

Aber zuerst einmal der Anfang. Der Adam hat mir nen Brief geschickt. Ich hab den Batzi gleich gern gehabt, als ich ner des erste Mal gesehen hab - auch wenn er so einer von die "Schauspieler" sein will. Stell dir vor, er will damit tatsächlich sein Brot verdienen! Chauntea, glaubs mir dass ich es ihm versucht hab auszureden, er hat doch keine Ahnung was ihn da erwartet. Aber das ist ja nicht das Schlimme, was mir keine Ruh lässt, sondern des war des, was in dem Brief stand und was er mir danach verzählt hat. Sondern des geht um die Alva, die wo er wie ne Schwester behandelt, obwohl ich glaub dass sie ned von der gleichen Abstammung sind. Des Schlimme ist: Auf ihr liegt ein Verderben, des wo sie verfolgt - und manchmal ist ihre Seele verschwunden, und aus ihren Augen blickt das schreckliche Höllenwesen. Mir zittert die Hand, es nur zu schreiben. Als ich es hörte, wurde mir schwach in den Beinen. Ich hoffe nur, Adam hat es nicht gemerkt, er soll es nicht wissen. Wie schrecklich, diese Angst!

Adam hat mich um Rat und Hilfe gebeten, und ich bete dass ich ihm ein wenig helfen konnte. Bald wird es einen Exorzismus geben, Ich soll dabei sein, bei diesem Plan, aber ich sorge mich. Ich will mir nicht vorstellen, was geschieht, wenn das nicht klappt. So etwas habe ich noch nie gemacht, nicht einmal im Traum hatte ich mir vorgestellt, so etwas jemals machen zu müssen. Ich durchsuche alle Bücher und alle Liturgien, aber ich bin nicht gut mit alten Texten. Die ganzen komplizierten Wörter, und so viele! Wo soll ich anfangen? Aber Adam hat so glücklich gewirkt, als ich ihm versprochen habe dass ich ihm helf. Ein Teil von mir wills ihm sagen, aber ich kann doch nicht seine Hoffnung zerstören!

Schrecklich schäbig und eigensüchtig komm ich mir vor, wenn ich die vorigen Zeilen lese. Da wird mir ja übel. Aber zuerst lese ich noch einmal diese Liturgien durch. Danke fürs Zuhören.

Jetzt werd ich das hier bestimmt wegwerfen.[/quote]