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01.01.2015 21:14:47
[Belyzar Valshavet] Das Wirken des Sanguinarius (#85813)
Ruthven
[b][color=#990000] Reise in die Schatten und ein Lächeln zum Abschied[/color][/b]

Das blaue Licht des Valvecischen Leuchtfeuers versank langsam im diesigen Dunkel des Horizontes und zeichnete die schwankenden Bewegungen der kleinen Fähre mit einem bizarren Muster in die samtschwarze Nacht. Das Summen und Knarren der Takelung kündete von der Kraft, mit der Akadis Hand das kleine Boot gen Mirhaven trieb. Das schwarze Kielwasser sprudelte unablässig wie kochender Onyx um das knarrende Ruder am Heck und der Rumpf zog den gespinstweißen Brautschleier Umberlees hinter dem Boot her.

Bizarr ... war das Wort, das der Gestalt im Heck durch den kopf ging.
Wie knapp war er stets den Fackeln und Mistgabeln der schreienden Bauern, ihren Hofhunden oder den Knüppeln der Dorfbüttel entgangen. Ungezählte Male musste er hastig seine Sachen zusammenraffen und weiter ziehen. Neue Namen, neue Orte, immer in Bewegung, nie zu lange an einem Ort. Seine Reisen durften kein Muster ergeben, keine Spur hinterlassen. Nicht vorhersehbar und somit nicht greifbar, nicht be-greifbar sein. Wie der Schatten, der die Kerze flieht, wie der graue Nebel, der die Faust verlacht, die ihn packen möchte. Doch diesmal nicht, diesmal war es anders ... es war ... bizarr.

Seine Suche hatte ihn auf eine Insel geführt. "Am_Dings, weit_weg" hatte der Fischer in seinem sonderbaren Dialekt gesagt, dem er hastig sein letztes Gold in die schwielige Hand gedrückt hatte. "Weit weg", das war genau das sehnlichst Erhoffte zu dem Zeitpunkt. Es war ihm egal, wie die Insel hieß oder der Umstand, dass es überhaupt eine Insel war, nur weit weg von dem Hufgetrappel seiner Häscher. "Am_Dings, weit_weg" nein, Belyzar schüttelte amüsiert den Kopf. Der Fischer sagte "Am_dir, Val_vec". In diesen Tagen wusste er natürlich, was der Fischer meinte und das er ihn nur völlig falsch verstanden hatte. Er konnte ihm aber nun leider für diese exquisite Wahl des Zieles nicht mehr danken. Das Risiko, dass er sich im Angesicht rotglühender Zungenlockerer an den sonderbaren Passagier erinnern würde, wäre einfach zu groß gewesen.

Er hatte dort eigentlich den üblichen Provinzfürsten erwartet, öliges Geseier des Landadels, den üblichen Großgubernator von 10 Weilern mit einer Reihe leerer Worthülsen als Titel und Stütze seines verkümmerten Rückgrats. Den üblichen Sermon von Recht und Ordnug und den 'ach so lichten Zielen der Landwehr, die sich in ihren tausendfach geflickten Rüstungen, mindestens 'Ritter', wenn nicht gar 'Helden' nennen würden. Diesmal nicht. Er war unvermittel, unerwartet und unverhofft in einen Talonitischen Alptraum celestischer Jungfrauen geraten. Ein Schmelztiegel einer schwarzen Essenz des Seins, die jedem Seluniten des Festlandes einen hysterischen Weinkrampf beschert hätte. Alle dunklen Götter waren an einem Flecken, ja gar in einem Raum vereint. Ein Reigen all derer, die auf dem Festland nur hinter vorgehaltener Hand genannt werden. Ein bizarrer Ort, an dem sich Bane und Cyrik, Gruumsh und Lolth Aug-in-Aug gegenüber hängen. Es soll eine Art Konsens unter der Ägide eines Konzils geben. Bemerkenswert merkwürdig. Der erste Kontakt mit diesem Konzil, war eher mit einer Schulstunde zu vergleichen, in der alle durcheinander redeten, es keine Etikette gab und man sich durch das Recken auf die Zehenspitzen beim Lehrer bemerkbar machen wollte. Eine nicht minder bizarre Situation, die sicher der Steuerung einer geradezu blasphemischen Gesamtsituation geschuldet ist, damit sich die Anhänger eigentlich verfeindeter Kirchen im gegenseitigen Wettbewerb, Widerstreit und dem Erreichen kleiner Zuckerstücke verausgaben.

Belyzar musste schmunzeln, Respekt Glasgesicht, ein recht elegantes System. Aber mit Verlaub, dass jemand seine Ziele vor versammelter Mannschaft vorträgt, wäre ein Menetekel der eigenen Dummheit, denn wer seine Ziele manifestiert, macht sie angreifbar. Und dennoch, hier war der Ort, an dem er zum ersten Male in seinem Leben, eine öffentlich zur Schau gestellte Ikonografie seines Patrons gesehen hatte. Ein Ort, an dem niemand Fragen stellte, naja bis auf die leicht zu beantwortenden, recht vordergründigen Fragen nach dem Naheliegenden. Valvec hatte ihn beeindruckt, Valvec war schön, das musste er zugeben. Darüberhinaus hatte er die Zusage, dass es keiner explizieten Erlaubnis bedurfte, um hier her zurück zu kommen und dem Tempel seine Aufwartung machen zu können. Jetzt galt es erst einmal diese Insel kennen zu lernen, etwas zog und sog ihm westwärts, eine innere Unruhe, wie ein Ruf. Dort wanderte etwas durch die nächtlichen Schatten, was er eher ahnen denn fühlen konnte. Ferner hatte er ein paar interessante geschäftliche Bande geknüpft, die sehr vielversprechend waren. Auch sie trieben ihn aus diesem zwar behüteten, gleichzeitig aber auch eher verschlafenen und verschlossen wirkenden Nest hinaus.

Belyzar lehnte sich mit beiden Armen auf die hölzerne Reling und kniff die Augen zusammen. Er versuchte in den myriaden Nouancen von Schwarz und Grau, vor den Zinnen der Mauern, die wie ein lückenhaftes Gebiss in die Nacht ragten, den Weg hinab zum Steg zu erkennen. Stand da jemand? Es war diese Schwärze, die einem die Sinne trügt, in der sich Gesehenes mit Gedachtem und einer Prise Haluzination mischt. Die Schatten zwischen Wahn und Wirklichkeit füllten sich, gespeist aus seiner Fantasie, mit Wunsch und Wehe. Die Schaumkronen der Bucht wirkten wie perlweiße Zahnreihen, die sich halbmondförmig zu tausend Spiegelbildern eines einzigen Lächelns formten. Ein Lächeln, das sich nun millionenfach in seinen Verstand schob und mit jeder brechenden Welle wieder verging. Sicher, es mochte noch andere interessante Persönlichkeiten geben, da war der Großmeister der Fäkalsprache, die Glasschmelzerin, die schwarze Katze und eben die schwarze Rose, die auf dem kahlen Acker valvecs wuchs, diese eine schwarze Kerze, in deren Schein es sich lohnte zu lernen. Aber der Hof dieses Herzogs musste ja noch aus mehr Leuten bestehen. Doch all' das lag noch im Dunkel und es gab noch so viel zu lernen, bevor er auch nur daran denken würde sich festzulegen.

Belyzar wanderte zum Bug der Fähre und schaute auf die unzählbaren Lichter des Hafens, die sich wie ein gefallener Sternenhimmel vor ihm ausbreiteten. Aber jetzt galt es erstmal dem Blut zu folgen, den Durst zu stillen und ein Band zu knüpfen. Und dabei würde ihm die Gestalt an der Hafenmauer helfen, die dem Einlaufen der Fähre ungeduldig entgegen blickte.
03.01.2015 20:08:04
Aw: [Belyzar Valshavet] Das Wirken des Sanguinarius (#85913)
Ruthven
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02.02.2015 13:59:56
Aw: [Belyzar Valshavet] Das Wirken des Sanguinarius (#87926)
Ruthven
[b][color=#990000]simulacrum vitae und eine Einladung zum Blutpudding[/color][/b]

Belyzar schloss genüsslich die Augen und ließ das leichte Kribbeln auf seiner Wange, wie einen sanft geschlagenen Akkord auf einer Harfe nachklingen. Dieser, einem Blitzeinschlag gleiche Dreiklang der Sinne, hatte ihn völlig unverhofft, unerwartet und unwidersprochen getroffen und verging nun wie ein leichter Hall in einer lichtlosen Kaverne. Er rührte keinen Muskel und keinen Gedanken, um dem zerfasernden Gefühl nicht seine sakrale Anmut zu rauben, bis es verging wie Rauch im Seewind. Als nur noch die Erinnerung daran, wie ein billiger Abklatsch und bleibender Schatten, in der entstehenden Leere genügen musste, öffnete er die Augen und drehte den Kelch zwischen den Fingern. Der, für seinen Geschmack etwas zu dünne, rubinrote Strudel kletterte die Wand empor und trug seine Gedanken im Kreis. Nun war er also wieder da, auf der Insel der Interessanten. Viel früher als gedacht, da die Hauptinsel mit ihren Nerv tötenden "ebenen Wegen", entgegen ihrer größeren Ausdehnung, so viel enger und kleiner war, als dieses recht gemütliche Dorf ... Nest ... Vielleicht fand er doch hier auf dieser Insel die nötigen Ressourcen. Es bedurfte ja schließlich neuer Mittel und Möglichkeiten, um die bisher erfolglose Suche, auf anderen Wegen weiter führen zu können. Eben auf krummen Wegen. Er würde zuerst einmal untertauchen. Eintauchen, knietief in das Banale, Unverfängliche. Sich umhüllen mit dem Schutzmantel des Gewöhnlichen. Etwas lautes? Heldenhaftes? Oder eher etwas leises und unsichtbares? Mal sehen, was sich hierfür anbot.

Ein verächtliches Schnauben ließ den Gast am Nebentisch zu Belyzar herüber schauen . .. ebene Wege, wie unfassbar langweilig und kleingeistig, wie öde um damit die Unendlichkeit zu füllen. Nein, steinig, krumm, steil und voller losem Geröll, wer Angst hat zu straucheln oder gar zu stürzen, wird nie Neues wagen. Er hatte getanzt mit tänzelnden Schatten. Sie war gut, das rang ihm sehr viel Respekt ab. Er hatte sich ein bisschen ausfragen lassen, um sie nicht vor den Kopf zu stoßen. Hätte er sich völlig verschlossen, wäre es sicher nicht zu dem Gespräch in dieser Form gekommen. Auf der Insel der Schafe hatte er bisher keinen einzigen Wolf getroffen, aber hier, eine Wölfin, die ihre Beute aus blutig, rohem Fleisch lauernd umkreiste, wie Malar eine unbeaufsichtigte Kinderwiege.

Er hatte seit seinem Aufbruch viel gelernt. Nicht annähernd genug, aber immerhin. Mirhaven war böse. Mit einem sardonischen Lächeln nickte Belyzar, abgrundtief böse. Von Neid und Missgunst zerfressen, von weltlicher Gier getriebene Falschheit, sich umlauernde Gemüter, die nicht in der Lage sind für ihre Taten die Verantwortung zu übernehmen, sondern sie irgendwelchen Göttern in die Schuhe schieben, sich hinter Dogmen verkriechen wie ein Waschweib, das sich unter seinem umgedrehten Zuber versteckt und darunter hervor keift. Die anderen Städte waren noch langweiliger ... essen, schlafen, vermehren und sterben ... ach und die Elfen nicht zu vergessen, sie wurschtelten darüber hinaus noch in vermeintlich Kunstvollem, ambitioniertere Ziele hatten die Bewohner der Hauptinsel bisher nicht vorzuweisen.

Seine Suche in den Schatten und Nächten Amdirs war grundlegend gescheitert, er hatte nicht das so inbrünstig Erhoffte gefunden. Dafür aber war ihm hier und heute, gleich zwei Mal an einem Ort, Überraschendes begegnet. Die Bedienung glotzte Belyzar verständnislos an, als er sie mit einem Knurren davon abhielt, die abgegessenen Teller vom Tisch zu räumen. Er griff sich die achtlos beiseite gelegte Gabel, auf der immer noch sein Gemüse steckte. Das Gemüse, welches noch vor wenigen Augenblicken vor seinem Gesicht hin und her wogte, wanderte nun in seinen Mund und er musste grinsen. Die Botschaft war hoffentlich angekommen, er würde nichts tun, was mit so wenig dezenten Mitteln versucht wurde. Sie hatte zuerst die einfachen, naheliegenden Waffen ausprobiert, die jeden nassforschen Helden zum Schmelzen bringen würden. Und dennoch ... und das musste er sich leider eingestehen, der Tanz war betörend und er hatte ihn trotz Allem sehr genossen. Das Wiegen, Umlauern und die Paraden gingen mit wechselnder Geschwindigkeit, fließend ineinander über. Und erst die Riposten, er seufzte, sie erinnerten ihn an eine Schlange ... nein ... eher an eine Peitsche, die sich windend, träge durch die Luft schwang, um sich dann mit gnadenloser Präzision in ihrem Ziel zu verbeißen. Belyzar nickte, sie hatte das Privileg, sich in die Reihe der interessanten Persönlichkeiten einreihen zu dürfen. Sie hatte Ihre Taktik geschickt an die Gegebenheiten angepasst und ihn, letztendlich, vernichtend in der Achselhöhle seiner Rüstung getroffen, als er gerade die Hand für eine neuerliche Abwehrbewegung erhoben hatte. Er wand sich förmlich in der freudigen Erwartung, ihrer Einladung nachkommen zu können und stürzte sich in einem ausholenden, gierigen Schwung den restlichen Wein die Kehle hinunter, bei dem Gedanken an den Blutpudding.

Etwas anderes dagegen erfüllte ihn mit echtem, tief empfundenem Bedauern. Eine nicht minder interessante und dabei noch vielversprechendere Person war verschwunden, spurlos scheinbar, wie die Erinnerungen an einen Helden. Er hatte doch eigentlich Abmachungen, Pläne, aber sie waren mit ihrem Verschwinden in der Dunkelheit versunken, wie eine Barkasse voll Gold in Umberlees Schoß. Er konnte nicht glauben, dass eine Anhängerin eines sonst recht zuverlässigen Gottes, derart wankelmütig war, wie eine Elfe bei der Auswahl ihres Kleides. Das war sicher nicht ihre Art oder er müsste sich fundamental in ihr getäuscht haben. Es musste eher etwas passiert oder vorgefallen sein. Keiner wusste etwas über ihren Verbleib, weder auf der kleinen noch auf der großen Insel. Genau genommen war er ihretwegen wieder hier und jetzt das. Er winkte die Bedienung heran und orderte drei große, irdene Krüge mit bestem Rum. Einem guten Rat folgend, wollte er nicht mit leeren Händen aufbrechen, wenn es galt, sich bei den Bütteln der Stadt nach ihr zu erkundigen und sie zu suchen.
04.03.2015 10:24:11
Aw: [Belyzar Valshavet] Das Wirken des Sanguinarius (#89643)
Ruthven
[b][color=#990000]Ein Zettel und seine Folgen[/color][/b]

Belyzar keuchte und rang nach Atem, er drückte den unfassbar kostbaren Zettel mit der geschwungenen Handschrift fest an seine Brust, als würde er versuchen seine Eingeweide, die nach einem Schwertstreich aus der offenen Bauchhöle quollen, wieder in sich hinein zu stopfen und stürmte auf sein Zimmer. Niemand durfte ihn in diesem Zustand höchster Verzückung sehen, als seine mühsam aufgebaute Fassade aus höfischer Etikette fiel wie der Vorhang nach einer schmierigen Komödie. Im lichtlosen Zimmer voll saurer Ausdünste Menschlichen Lebens, die vom Werden und Vergehen unzähliger Schicksale ehemaliger Bewohner kündeten, verschloss er sogleich mit zittrigen Fingern die hölzerne Tür hinter sich. Direkt hinter der Tür sank er voll sakraler Ehrfurcht auf die Knie und hielt den Zettel wie eine Reliquie vor sich in die Schwärze des Raumes.

Eine Offenbarung. Ein Menetekel seines Glaubens und Strebens. Das gleißende Fanal, nach dem er so lange, Nacht für Nacht gesucht hatte.

Nur der damit verbundene ewigliche Verlust des Zettels hielt ihn davon ab, ihn sofort zu verschlingen, ihn zu verbrennen und den Rauch zu hinhalieren, die Asche im eigenen Blut zu verflüssigen und zu trinken ... und so starrte er ihn einfach mit schlaglosem Blick an und sog ihn Äonen lang in jede Windung seines Gehirns. Bis das unerträgliche Brennen der noch lebenden Reflexe, seine Lieder letztendlich zwang, sich wie kratzender Wüstensand über den staubtrockenen Augäpfeln zu schließen. Reglos hielt die Gestalt in der samtigen schwärze des Raumes Zwiesprache mit sich und seinem Gott, haderte, frohlockte und jubelierte unter den Bürden, die ihm auferlegt waren. Den Lohn seiner Anbetung hielt er nun in den Händen und seine Dankbarkeit ob der dadurch wiederfahrenen Segnung, ging weit über dieses Leben hinaus. Wie ein Mahlstrom gerinnenden Blutes, das sich im Abfluss einer Schlachtbank in steilem Strudel träge drehte, wanden sich seine Gedanken um den Zettel.

Er hatte die gesamte gottverfluchte Sauzucht auf dieser Insel bereist. Er hatte fast jedem Schaf in seine blöden, glasigen Augen geblickt, hinter denen sich ein beschränkter Verstand mit all seiner ganzen Gunst und Kunst dabei verausgabte, sich auf das Naheliegende zu beschränken. Umsonst, aber nicht vergebens. Hier nahm seine Reise ihren Anfang. Von hier aus ließ ihn die schwarze Rose losziehen, im vollen Bewusstsein ... wonach er suchte und das es eben hier zu finden war. Aber er hatte letztendlich Recht behalten. Der Wolf wohnte mitten unter seiner Schafherde. Nicht verborgen in den lichtlosen Abgründen, nicht versteckt in staubigen Gängen voll madenreicher Lemuren. Nein, aufrecht, stolz und herrschend, wie es einer gesalbten Königin gebührt.

Der lichtlose Abgrund seines Verstandes füllte sich mit schemenhaften Bildern. Den Büsten einer Ahnengallerie gleich, zogen die Gesichter und die damit verbundenen Optionen an ihm vorbei. Er sortierte zügig alle minderwertigen Potentiale aus, bis zwei interessante Wege übrig blieben. Natürlich würde er nicht wählen, nur ein beschränkter Verstand wählt einen Weg und verbaut sich die Möglichkeiten der anderen. Dennoch entstand hier eine Gabelung, an der sich verschiedene Pfade in zwei Richtungen trennten. Eine Gabelung, an der er sorgfältig abwägen musste ... Mirhaven? ... Das erhaltene Angebot würde ihn weit tragen und eine schier erdrückende Menge an Möglichkeiten eröffnen. Es war überauß verlockend. Oder Valvec? ... Das Angebot, welches ihm hier unterbreitet wurde, war ... gottgefällig, inspirierend, geradezu fantastisch in seinen Möglichkeiten. Aber die Entscheidung war nach kurzem Ringen letztendlich nicht schwer, denn nur eine der beiden Aufgaben würde ihn nicht zu weit von seiner Königin hinfort tragen.

Gegen den schrillen Protest seiner verkrampften Muskeln erhob sich Belyzar langsam. Er durfte nicht mit leeren Händen vor den Thron treten. Es musste etwas würdiges sein. Und nur deswegen trug er die kleine, lederne Rolle auf seinen Reisen durch halb Faerun. Seinen kostbarsten Besitz, den kaum jemand als solchen erkennen würde, hatte er genau für diesen Anlass erworben und aufbewahrt. Dieser Schatz war gemacht für das Ende seiner Suche, ein Tribut für Gesalbte. Langsam nestelte er die speckigen, Jahre alten Schnüre auf, die das wertvolle Innere der Rolle sorgsam umschlossen und entrollte zwei Pergamente. Sie waren exact gleich, jedes etwa so groß, dass es aus der Haut eines menschlichen Torsos entnommen sein könnte. Dunkle Ränder kündeten von ihrem ehemaligen Verweilen in zwei gleichen Bilderrahmen. Die Bilder selbst stammten aus der selben Feder ein und des selben Malers und waren Meisterwerke der Blutmalerei aus Schädelhafen. Sie zeigten zwei fein ausgearbeitete Gestalten, die sich aus den Bildern gegenseitig zuwandten und herausfordernd bedrohten. Zwei Zierbilder der Nekromantie, zwei prägende Gestalten der verkannten Schule, die in keinem Studierzimmer fehlen durften. Die unendlichen Nuancen von Rot entfalteten sich dem Betrachter zu den Ikonen von Orcus und Velsharoon, die jeweils in die entgegengesetze Richtung blickten. Hielt man die beiden Bilder so gegeneinander, dass sie sich anblicken konnten, entfalteten sie ihre ganze Magie, die der göttlichen Gabe der verwendeten Farbe entsprang. Ein fast greifbares, zumindest spührbares aber in allen Fällen inspirierendes Band aus Wettstreit und Zwietracht bildete sich und verband die beiden Bilder zu einem Kunstwerk. Eine kostbare Zierde, nicht nur als Sinnesfreude für die Augen, sondern auch ein Genuss für die wenigen Auserwählten, die ein Gespühr für das Gewebe und das nekrotische Schattengewebe hatten.


[IMG]http://www.bilder-upload.eu/upload/3836dd-1425481022.png[/IMG][/quote]
09.03.2015 12:45:07
Aw: [Belyzar Valshavet] Das Wirken des Sanguinarius (#89910)
Ruthven
[center][IMG]http://www.bilder-upload.eu/upload/fec814-1425904332.png[/IMG]
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06.01.2016 18:53:45
Aw: [Belyzar Valshavet] Das Wirken des Sanguinarius (#103405)
Ruthven
* Belyzar blickte fassungslos auf das dürftige Schriftstück in seiner Hand. *

Spärlich war es an Worten, knapp an sinnspendendem Inhalt und doch ein Fanal des Versagens. Er kam wahrlich nicht oft an die Oberfläche, raus aus seinen Katakomben, Kerkern und Laboratorien, doch wenn, dann konnte er sicher sein, dass es dort oben unter der grellen Fratze Lathanders Verluste gegeben hatte. Selina, Dalreg, die blasse Dürre, die Irre Dralle, der schrille Priester, das wirre Glasgesicht ... halb vergessene Namen und Gesichter zogen vor seinem geistigen Auge vorbei. Alle verschwunden, geflüchtet, verschollen. Ein gutes Dutzend Persönlichkeiten zog an seinem geistigen Auge vorbei, die er alleine in der kurzen Zeit, die er hier war, kennengelernt hatte, nur um sie dann wieder aus seinen Erinnerungen tilgen zu müssen.

*Er betrachtete den Umhang der Garde, wie er da so an seinem Haken hing.*

und nun das.......

Jedem Soldaten war eine Uniform heiliger Stolz. Die Fahne war dem Soldaten sakraler, gemeinschaftspendender Mittelpunkt, wie der Rang die eine Stimme war, die das Sinnen und Streben tausender in ein und die selbe Bahn lenkte. So war es zumindest in den ihm bisher bekannten Büchern und Ländern Faeruns, doch scheinbar nicht auf Valvec. Der Machtkampf auf dieser Insel hatte der Garde den Kopf abgeschlagen. Nach dem Weggang Dalregs, folgte nun der zweite und letzte Offizier dem er unterstand und den er überhaupt kannte.

Sollte er ebenfalls von der Insel flüchten?

Einiges sprach dafür. So konnte zwar die Hälfte der Leute, mit denen er gesprochen hatte eine Liste an Titeln und Rängen herunter beten, in denen sie sich "[i]bewiesen[/i]" hatten und auf denen ihr ganzes Selbstbewusstsein fußte. Aber eben diese Hälfte scheiterte auch an Sätzen, die über die Komplexität eines Befehls hinaus reichten. Verteilt auf drei Institutionen, die davon lebten, sich in "[i]Beweisen[/i]" ihrer egozentrischen Macht zu überbieten und darob bis zur Handlungsunfähigkeit zu zerfleischen. Innerhalb derselben konnte man wiederum sein Streben in Machtkämpfe vergeuden, in denen sich die Mitglieder in geradezu hysterischer Weise mühten ihren Wert zu [i]beweisen[/i]. So hatten sie alle eindrucksvoll [i]bewiesen[/i], dass sie nicht in der Lage sind ihre persönlichen Unzulänglichkeiten einem Ziel unter zu ordnen oder auch nur die Institution als solche, zu einer Einheit zu schmieden. Hatte er sich noch bei seinem ersten Kontakt angewiedert vom Konzil abgewandt, als er merkte wie es von kindlichen Machtspielchen zerrissen wurde, so musste er nun feststellen, dass auch die Garde an Mimositäten und Machtspielchen zerbrach.

... oder auf der Insel bleiben?

Er hatte keinen Offizier mehr, kein Ziel, keine Zukunft. Und so strebte Belyzar den [i]tänzelnden Schatten[/i] entgegen und ließ den Umhang bewusst am Haken hängen. Bevor er eine Entscheidung treffen würde, wollte er sehen wer überhaupt noch auf der Insel war, welche Einrichtungen und Persönlichkeiten es gab und verlockend wirkten. Vielleicht war diese Hin-Dame ja doch nicht der Weisheit letzter Schluss.