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07.12.2014 14:49:22
[Intern] Die Lehre der Paladine (#84981)
HodorsReproach
Lance verbrachte in seiner, wenn auch spärlichen, freien Zeit sehr viel Zeit in der Bibliothek von Winterrache. Hier las er viel über das Rittertum, die Götter, die Geschichte des Ordens und Amdirs und vieles mehr. Eines Abends griff er zu einem sehr alten Buch. Die Seiten waren nicht mehr leserlich, doch vielen zwischen ihnen einige einzelne Bögen Papier heraus. Auch diese waren sehr alt und vergilbt, die Schrift kaum noch leserlich, doch mit zusammengekniffenen Augen entzifferte der Recke die Zeilen Stück für Stück. Je mehr es las, desto mehr geriet er ins Staunen und Grübeln. Als er fertig war, setzte er sich nieder. Er wusste nicht, ob jene Zeilen eine Abschrift des Buches waren, doch sie waren wichtig. Und so begann er in mühevollen Stunden den Text erneut zu entziffern und fein leserlich aufzuschreiben, auf dass auch andere Mitglieder des Ordens sie lesen konnten.

[quote]Die Lehre der Paladine nach Blanschefleur Dulac

Ich will dem aufmerksamen und geduldigen Leser die Lehre der Paladine lehren, soweit sie mir und meinem Orden bekannt ist. Merket sie Euch gut, auf dass sie Euch immer bewusst sein möge. Und wenn Ihr sie dann gelesen habt, überlegt es Euch gut, ehe Ihr etwas anstrebt, das Euch so schwer fallen könnte, dass Ihr es nicht in Ehren zu Ende bringen könnt! Es ist nichts Geringeres, als der Pfad der Paladine.

Er wurde von Anfang an nicht so eingerichtet, dass er einfach oder leichtfertig zu beschreiten wäre – oh nein, so wurde er wahrlich nie geschaffen. Er wurde so geschaffen, dass nur jene mit den edelsten Herzen und reinsten Wesen Paladine werden sollten. Am Anfang hatten alle Wesen einen gemeinsamen Ursprung. Als jedoch die bösen Götter an Macht gewannen, wuchsen Hass, Neid, Missgunst, Tücke, Angst und Schrecken, Tyrannei und Boshaftigkeit, Gewalt begann das Recht zu übergehen oder es zu brechen und einige Wesen erhoben sich über die anderen. Andere, neue Wesen wurde aus der reinen Essenz des Bösen geboren. Als dann die Schwachen sich der Stärkeren gar nicht mehr zu erwehren vermochten, flehten sie die guten und gerechten Götter um Hilfe an. Diese vereinbarten untereinander, den Schwachen, Armen, Hilflosen und Unschuldigen Richter und Beschützer zu geben, die ihnen ihr Recht gegenüber allen, die ihnen Gewalt antaten, wahren und Unrecht und das Böse bekämpfen und zurückdrängen sollten.

Zu diesem Amt des Beschützers und Richters beriefen die Götter nur sorgsam ausgewählte Personen, von denen sie annahmen, dass sie diesem Amt gerecht werden würden. Es waren nicht immer die Kräftigsten oder Größten, sondern die Mutigsten und die Verlässlichsten, es waren jene, die an Herz und Seele die Vortrefflichsten waren. Ihr solltet jedoch wissen, dass man ihnen das Amt eines Paladins weder umsonst noch leichtfertig verliehen hat. Man legte ihnen eine schwere Bürde auf die Schultern, schon ehe sie ihre Gaben durch die Götter erhielten.

Ich will Euch sagen, worauf sich die Ordnung des Pfades der Paladine von Anfang an gründete. Wer Paladin werden wollte und von den Göttern dazu als würdig auserkoren wurde, der musste höflich und zurückhaltend im Wesen sein, gebildet in den Lehren seines göttlichen Patrons, frei von Rohheit und Gewaltbereitschaft, frei von Niederträchtigkeit und niederen Gedanken, mitleidig mit den Armen, Schwachen, Hilflosen, Unschuldigen und Bedürftigen. Er musste jederzeit bereit sein, Räuber, Mörder und anderes Gesindel zu bestrafen und aus dem Weg zu räumen, ein gerechter Richter ohne Gunst oder Missgunst, entschlossen, niemandem aus Freundschaft oder Liebe widerrechtlich zu helfen und keinem aus Feindschaft oder Ablehnung sein Recht vorzuenthalten. Ein Paladin soll auch aus Angst vor dem Tode nichts tun, dass man ihm als Schande oder Niedertracht vorwerfen könnte. Er soll Schande und die Enttäuschung seines Patrons mehr fürchten, als den Tod.

Das Paladintum wurde auch eingerichtet, um die heiligen Tempel und Stätten der guten und gerechten Götter zu verteidigen und zu schirmen und dafür Leben und Gut einzusetzen, denn man soll nicht das Böse mit dem Bösen bekämpfen, sondern mit Schwert und Rüstung. Ein Paladin ist dazu berufen jene zu schirmen und zu schützen, welche die linke Wange hinhalten, wenn man sie auf die rechte Wange schlägt. Die ersten Paladine kämpften mit Klinge und Schild und auch dies hatte eine symbolische Bedeutung. Dass er den Schild zwischen sich und dem Schlag des Gegner trägt, bedeutet, dass der Paladin zwischen den Tempeln und den Gläubigen seines göttlichen Patrons und all jenen, die ihnen Unrecht oder Gewalt antun wollen, stehen muss. So wie der Schild vor Schlag und Stich schützt, so muss der Paladin die Tempel und Gläubigen schützen, damit ihre Feinde sie nicht zerstören, erschlagen oder berauben, seien es nun gemeine Räuber und Mörder oder Anhänger einer verfeindeten Gottheit. Wenn die Tempel und die Gläubigen mit Gewalt angegriffen und geschlagen werden, soll sich der Paladin zwischen sie und den Schlag werfen, wie ein guter Sohn oder eine gute Tochter vor die Mutter, und den Schlag auffangen. Es ist auch nur recht so, dass man die Mutter in Frieden lässt, wenn das Kind edel und tapfer ist. Wenn aber die Mutter vor den Augen des Kindes beschimpft und geschlagen wird und Sohn oder Tochter ihr nicht beistehen, so ist es nur Recht, wenn sie ihm Tür und Tor verschließt und dem Paladin die Gunst seines göttlichen Patrons wieder entzogen wird.

Die Rüstung, mit welcher der Paladin gewappnet ist und die ihn vor Stichen und Schlägen schützt, bedeutet, dass die Bedürftigen und Gläubigen im Schutz des Paladins stehen und ganz davon umschlossen sein sollen. Der Helm, den der Paladin auf dem Kopfe trägt, schwebt über allen Waffen, die er besitzt und überstrahlt sie. So muss der Paladin über alle Finsternis in die Welt strahlen, um alle jene zu vertreiben, die den Unschuldigen Böses zufügen wollen. Sein Ruf muss ihm vorauseilen wie eine scharf geschliffene Lanze, dass auch die stärksten seiner Feinde sich fürchten und fliehen, dass alle Übeltäter nah und fern, die von ihm hören, ihn fürchten und nicht mehr wagen, die Unschuldigen und Schwachen zu überfallen und ihnen Gewalt und Böses anzutun.

Das Schwert, das der Paladin führt, schneidet auf beiden Seiten. Man kann damit auf dreierlei Weise Schaden anrichten: durch Stechen oder das Schlagen und Schneiden auf beiden Seiten. Dass das Schwert auf beiden Seiten schneidet, bedeutet, dass der Paladin sowohl ein Diener seines Gottes, als auch des einfachen Volkes sein muss. Mit der einen Seite soll er die Feinde seines Gottes schlagen, mit der anderen soll er den Zorn seines Gottes an jene richten, die anderen aus Bosheit heraus Schaden und Gewalt antun wollen. Das ist die Bedeutung der beiden Seiten. Die Spitze vorne bedeutet Gehorsam. Wer aufrichtig gehorsam ist, wird so oft gestochen, dass er meint, es durchbohre ihm das Herz. Denn kein Verlust schmerzt so, wie gehorsam zu sein und seine Pflicht zu erfüllen, auch wenn das eigene Herz etwas anderes will.

Das Pferd des Paladins muss ihn tragen, wohin er will. Das Pferd bedeutet das Volk. Wie er sein Pferd lenkt und durch Gefahren leitet, muss er das Volk in allen Gefahren beschützen und sie sicher hindurch lenken und ihm alles beschaffen, was es benötigt. Seine Bürde macht den Paladin dem einfachen Volke gegenüber überlegen, doch soll er immer ein Diener des Volkes sein und es vor allem Übel bewahren.

Das richterliche Amt des Paladins erfordert es, dass er zwei Herzen hat. Eines sanft und weich und eines so hart, wie ein Diamant. Der Diamant bleibt unverändert, man kann ihn nicht brechen. So muss das Herz des Paladins stark und fest gegen Verräter und Gauner sein, die aus Recht Unrecht machen wollen und immer böse und hinterhältig sind. Wie man aber warmes Wachs biegen kann, so muss das Herz des Paladins sanft und mild sein gegen gute und bescheidene Personen. Er soll sich zu allen guten Dingen raten lassen und ihnen immerfort Gutes tun. Hüten aber muss er sich, wenn ihm seine Ehre lieb ist, weich oder sanft gegen Diebe, Verräter und Mörder zu werden. Sein Kodex sagt, dass der Paladin sich selbst verdammt und verurteilt, wenn er den davon kommen lässt, der Strafe verdient hat. Und anderseits sagt sein Kodex, wer Bosheit und Verrat liebt, der hasst die eigene Seele. Deshalb muss der Paladin gegen gute und getreue Personen, die stets das Recht und das Gute wollen, sanft und weich sein wie warmes Wachs.

All jenes, was Ihr hier gelesen habt, muss der besitzen, der Paladin sein will und wenn er es nicht beachten und auch nicht danach handeln will, darf er auch von rechtswegen kein Paladin sein und wird von seinem göttlichen Patron verstoßen werden. Ein Paladin, der gegen das verstößt, was ich Euch jetzt vorgetragen habe, wird zu Recht von der Welt und seinem Gott verachtet und wird fallen. Ihr müsst die begreifen und Euch verdeutlichen. An dem Tage, da der Paladin von seinem Patron Segen und Bürde zugleich empfängt,, gelobt der Paladin seinem Gott mit seiner Treue alles zu tun und so zu sein, wie es seine Lehren ihm gebieten. Wird er dann jedoch eidbrüchig und hält sich nicht daran, dann hat er die Gunst seines Gottes verloren. Wenn er aber die Gunst seines Gottes verliert, dann hat er auch zu Recht seine Ehre in der Welt verloren und soll mit anständigen Leuten weder gehen noch stehen.

Wer Paladin sein will, muss ein reines Herz haben, in dem nichts sein darf, was nicht rein und edel ist. Er muss immerzu darum kämpfen, seinen Glauben und seine Tugenden zu stärken und nach dem Kodex und den Geboten seines Gottes handeln. Wer diese Eigenschaften in sich vereint und sich nicht nur mit dem Munde, sondern auch dem Herzen zutraut, diesen Pfad zu beschreiten, der wird die Welt zu einem Ort des Lichtes wandeln und den Leuten selbst in der größten Dunkelheit ein strahlendes, hoffnungsvolles Leuchten sein.


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