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10.11.2014 21:13:02
[Maia] Nyctophylia - Mein ist die Nacht (#83391)
Orlaith
[spoiler] :jester: :jester: Der Spoiler ist OC, alles andere Inhalt/Stilmittel der Story :jester: :jester: [/spoiler]

Zuerst eine Warnung: Ich weiß nicht wohin uns dieser Weg führt. Vielleicht führt er uns im Kreis und ich ende, bevor es wirklich los geht. Vielleicht bringt er uns auch weiter, als wir es wollen. Es ist jedenfalls möglich, dass der Weg, den wir beschreiten wollen holprig wird und Dinge auftauchen, die uns nicht gefallen. Das Leben kennt keine Zensur in seinen Werken, daher drehe jetzt um, wenn du nicht wünschst diese Werke unverblümt zu betrachten. Doch entscheidest du dich zu bleiben, sei versichert, ich bin stets an deiner Seite. Und nun nimm meine Hand, denn es beginnt...

Die erste Nacht

Das Zimmer war stickig. Schwere Vorhänge bannten die Luft aus der Kammer, als wollen sie das Innere konservieren, es von dem Leben auf der anderen Seite abschneiden. Als Dreingabe sorgten sie für kühle Dunkelheit, zerschossen einzige durch wenige Kugeln gelben Lichtes. Fünf Stück an der Zahl, jeweils auf der Spitze einer dunklen Kerze thronend. Stille herrscht. Hier und da hört man das Knarren des Holzbodens oder der Wände, wenn das Haus sich, einem Atemzug gleich, hebt und senkt. Das geschäftige Treiben der Welt ist ausgeschlossen, die Taverne im Erdgeschoss, der Markt vor der Tür. Die Isolation wird begünstigt, durch das bittere Los der Stadt, welches das ach so geschäftige Treiben als Verzweiflung entlarvt.
Ein Geräusch. Es dringt durch die Stille der Kammer. Etwas flattert mit dunklen Flügeln in einer Angst, die Panik nahe kommt. Doch vernimmt man keinen Schrei, keine Laute, die von der Furcht vor dem Ende künden. Es fehlt der Kopf, der einen solchen Formen könnte.
Das schwarze Huhn bewegt sich dennoch weiterhin. Sein Blut läuft in eine Schale, die im Kreis der goldenen Lichtbälle liegt. Vor der Schale sitzt eine Gestalt. kaum zu erkennen im spärlichen Zwielicht. Klein ist sie, gehüllt in schwere Stoffe, die ihren Körper noch zerbrechlicher wirken lassen. „Maman“ die Stimme ist dunkel, voll. Besitzt die erwachsene Reife des Menschen, hallt mit der naiven Unschuld des Kindes. Sie ist weder eindeutig Mann noch Frau, lediglich der Ursprung ist offensichtlich, die Figur im Lichterkreis. „Maman...ich bin hier. Ich bin wo die Schatten weit und weiter die Ideale sind, Maman. Kannst du mich sehen? Kannst du mich hören?“ Es ist die Stimme eines Kindes, dass du Mutter ruft. Verloren, verlassen auf dem Weg. „Maman“ wiederholt sie „Kannst du mich sehen?“
Die Dunkelheit in der Kammer scheint greifbar, solide. Das Licht fließt wie ein dünnes Rinnsal über die harte schwarze Oberfläche. Die Kammer atmet in die Stille. Schließlich ertönt eine Stimme, weiblich, sanft und warm. Aus den Schatten selbst scheint sie zu dringen, kaum mehr als ein Flüstern am eigenen Ohr.
„Ja Kind. Ich sehe dich. Ich höre dich“.