18.03.2008 12:51:01 | [Myral Ruaean] Der Drang nach Wissen (#8298) |
Lyc | [i]Ein leichtes Pochen seiner Schläfen stimmte melodisch in den rhythmischen Ton ein, der sich immer wieder erneut formte als der Regen, vom Wind geführt, gegen die Wände der Bibliothek schlug. Seine Robe gab ein leichtes Rascheln von sich, als sie leise über den Boden glitt, und fügte diesen Tönen einen beruhigenden Hintergrundklang hinzu. [/i] So schloss er seine Augen und rieb sanft über die Schläfen und seine Füße führten ihn sicher von Steinplatte zu Steinplatte. Die letzten Wochen war er nur zu häufig jenen Weg durch die Bibliothek geschlendert. Durch den Eingang, drei Schritte links, fünf voran, eine leichte Drehung, viele Schritte geradeaus, dann eins der unzähligen Bücher auswählen, die letzten viele Schritte wieder zurück, zwei kleine Wendungen und wieder einige Schritte voraus. Einen freien Stuhl auswählen und das gewählte Buch aufschlagen. Zwar war er diesen Weg bisher noch nie mit geschlossenen Augen gegangen, dennoch fühlte er sich dabei so sicher, als hätte er dies schon unzählige Male getan und den schmerzenden Schläfen kam diese Auszeit nur recht. Ein leichtes Räuspern riss ihn aus seinen Gedanken und seine Augen zeichneten ihm das Bild der Seldarelle vor seinen Geist. Er verharrte sogleich im Schritt, neigte den Kopf, grüßte Marwaen dann ausführlich und setzte seinen Weg in den Leseraum schnelleren Schrittes fort. Insgeheim fluchte er über dies Missgeschick. Es waren zwar schon einige Stunden seit Anbruch der Nacht vergangen, doch war es kein Geheimnis, dass die Seldarelle so manche Nächte in diesen Hallen verbrachte. [i]Nächte in den Hallen...[/i]. Mit einem leichten Schmunzeln zog er einen der Stühle zurück und schlug das Buch auf. In den letzten Wochen hatte er die Bibliothek ausschließlich für die Durchführung verschiedener Rituale verlassen, ja hatte sogar die wenigen Stunden seiner Andacht in diesen kühlen Räumen verbracht, und nur auf das Bitten einiger ihm Nahe stehenden Personen diese Räumlichkeiten verlassen. Doch, das Studium war erfolgreich gewesen. Die kräftezehrenden Rituale, das ständige Kanalisieren der Magie, das Anreichern des Wissens. Bis zu dem letzten Grad der Magie hatte er sich Lektion für Lektion vorgearbeitet und schließlich auch diesen in unzähligen Experimenten erfolgreich erforscht. Mit voller Freude im Herzen sah er auf das Buch hinab, welches vor ihm lag. Erschöpft, müde, aber zufrieden, begann er die ersten Zeilen zu lesen. Doch das Pochen seiner Schläfen und das laute protestierende Zwitschern einer Goldamsel mahnten ihn zur Ruhe. Er schlug das Buch zu, raffte die Schultern und ließ den Leseraum hinter sich. Es war an der Zeit. Zeit für eine ausgiebige Andacht, und Zeit für die Gemeinschaft zu finden. Mit diesen Gedanken trat er aus der Bibliothek, wo ihn eine Goldamsel und das wärmende Licht Selûnes begrüßte. |