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13.10.2014 08:52:07
[Liriope Muscaria] Die Stimme einer Heldin (#81744)
Arthemie
Ich war noch ein Kind, lebte mit meinen beiden Eltern auf unserem Hof. Wir waren frei, wir lebten gut, wir ernteten mehr, als wir benötigten.
Eines Tages, es war ein grauer Tag, streifte ich wieder durch die Felder, die Finger an den Ähren. Als ich mich dann aber dem Haus meiner Eltern nährte, erblickte ich bereits als ich über die Hügelkuppe kam, dass den gesamten Weg entlang Menschen versammelt waren. Ich lief schnell heimwärts, denn ich bekam es mit der Angst zu tun. Mein Vater stand vor dem Haus und unterhielt sich mit einer Frau in einer schillernden Rüstung. Sie saß auf einem Pferd so sicher, als gäbe es keinen anderen Platz für sie auf der Welt. Ihr folgend hatte sich ein großes Heer versammelt. Manche Männer waren gerüstet, andere schienen einfache Leute zu sein, doch alle sahen stolz auf und alle folgten dieser Frau, ich kenne nicht einmal ihren Namen. Sie erzählte meinem Vater von einem dunklen Feind, der sich gen Norden streckte, der auch auf unseren Hof zugerollt kam und davon, dass sie Kriegerinnen und Krieger rekrutierte. Mein Vater war ein mutiger Mann und als er hörte, dass sein Hof und seine Familie unter die Bedrohten fallen würden, schloss er sich dem Trupp an. Die Frau lächelte edel, erhaben und dankbar, als sie die Worte meines Vaters vernahm. Meiner Mutter und mir blieb kaum Zeit für den Abschied, doch als ich in die Augen der Anführerin blickte wusste ich, ihm würde nichts geschehen. Sie Zog ihr Schwert, richtete es auf die weit entfernte Bedrohung und rief mit klarer, starker Stimme: „Folgt mir, steht zusammen, streitet mit mir, Abmarsch!“ Und der gesamte Tross setzte sich schweigend und ehrfürchtig in Bewegung. Ich werde niemals den Klang ihrer Stimme vergessen, der durch das Tal und über die Felder hallte. Alle folgten ihr für die gerechte Sache und auf dem rechten Wege, wohlwissend, dass es ihr Ende sein könnte. Ihre Stimme einte die Massen, sie führte sie an.
Einige Wochen später kehrte der Trupp wieder. Im Land erzählte man sich bereits, dass sie siegreich gewesen waren. Viele Männer zogen verwundet und leidend an unserem Hof vorbei, doch ich hatte nur Augen für sie, wie sie auf ihrem Pferd stolz das Tor passierte. Manche mochten meinen, sie hätte die Schlacht nur beobachtet, so sauber war sie, doch diejenigen welche dabei gewesen waren berichteten, dass sie an vorderster Front kämpfte, dass sie den Männern den Mut und die Kraft gab, weiter zu streiten. Man sagte sich sogar, dass sie die vortrefflichste von allen war und ihre Befehle an die Truppe hallten über das ganze Schlachtfeld, einte und stärkte die ihren, ängstigte die Feinde. Dort tat sie mehr heldenhaftes, als zehn der ihren zusammengenommen und als hundert der Feinde.
Mein Vater kehre verwundet zurück, er wurde nie wieder genesen, doch er berichtete, wenn Sie nicht gewesen wäre, wäre er ganz gefallen und niemals wieder in den Schoß seiner liebenden Familie zurückgekehrt.
So war mein Traum, mein Begehr danach geweckt worden, dass eines Tages auch meine Stimme die Guten anführen möge, auch wenn mich der Gedanke an eine Schlacht schaudern lässt. Ich werde mutig stehen, stark sein und meine Stimme wird auf weiter Flur erklingen: „Zu den Waffen, Männer!“
13.10.2014 09:24:14
Aw: [Liriope Muscaria] Die Stimme einer Heldin (#81747)
Arthemie
Ich war mit diesem stattlichen Mann unterwegs, ein hübscher Mann mit starken Augen, wohingegen seine Stimme eher zerbrechlich wirkt. Zacherias ist sein Name und wir verbrachten eine Nacht zusammen. Wir redeten über so vieles von Belang und so vieles ohne Selbiges, dass ich es kaum zu fassen vermag. Man möchte meinen, dass ein junges Mädchen wie ich sich des Nachts in der Wildnis mit einem fremden Mann ängstigen möge, doch ich hatte eher das Gefühl bei uns sei es umgekehrt, so voll verzweifelter Verbitterung und misstrauen begegnete mir Zacherias. Er wird Wolf geheißen, doch in meiner Nähe ist er eher wie ein scheues Reh, das überall den Feind wittert. Er ist so besonders und doch der Welt so fremd, nach außen so stark und mit solcher magischer Macht gesegnet, doch nach innen lässt auch diese ihn zart wirken.
Als es am Morgen dämmerte und mich die Müdigkeit einholte, wollten wir gemeinsam essen. Ich hatte das Gefühl, Gemeinschaft sei ihm weitestgehend fremd. Ich wollte ihm so gerne das Gefühl von Vertrauen und Zuversicht, das Gefühl, Fürsorge zu erhalten geben. Wir fanden eine Menge süßer Beeren und er begann zu essen, gleichsam einem ausgehungerten Tier. Doch ich ermutigte ihn, das Essen mit mir gemeinsam zu würdigen und etwas Besonderes daraus zu machen. Auch wenn er mich nicht verstand, folgte er mir und meinen Anweisungen, vielleicht mir zu Liebe? Wir sammelten also und trugen unsere Beute zurück zu meinem Zelt. Dort entfachte ich ein Feuer und kochte einen Beerensud mit Brot und etwas Würze. Ich reichte ihm vom Mahl und er aß. Er erinnerte äußerlich an ein wildes Tier, doch als ich ihm in die Augen blickte, musste ich zurückdenken an unseren Hof. Wenn die Ernte eingefahren war und meine Mutter anfing zu backen. Der Duft durchströmte das ganze Dorf und führte die Menschen zusammen. Aus allen Ecken kamen die Kinder gelaufen und machten riesige, glückliche Augen. Wenn man ihnen etwas gab, schienen sie glücklich und zufrieden und ihre Augen strahlten so dankbar von einer solchen Kleinigkeit. Sie waren voll Ehrfrucht vor dem, was ihnen da geschenkt wurde. Daran erinnerte Zacherias mich, als er den Löffel verweigerte und wie ein Tier von dem Sud zehrte. Ich frage auch, ob er nie mit seiner Mutter Gekochtes an einem Tischgegessen hatte, doch seine Antwort verriet nichts allzu Genaus.
Das Gefühl, etwas geben zu können, etwas besonders zu schenken aus den einfachsten Dingen und in der größten Not hat mich nun bewogen, in Mirhaven in die Bäckerlehre zu gehen bis ich eine angemessene Kampfausbildung am Schwert erhalten werde. Wer hätte das gedacht, da verlasse ich den Hof meiner Eltern um Kämpferin zu werden und die Menschen durch Ansprachen zu erreichen und dann mache ich eine Lehre zur Bäckerin. Aber ich bin froh über meine Entscheidung.
20.10.2014 16:18:12
Aw: [Liriope Muscaria] Die Stimme einer Heldin (#82142)
Arthemie
Die Geschichte vom Brot
Ich habe also angefangen zu backen. Doch bald stellte sich heraus, dass das schwierig war mit dem, was Mirhaven mir bot. Und so, und da ich noch keinen Schwertlehrer gefunden hatte und keinen Anschluss an das Schauspielhaus gefunden hatte, machte ich mich immer häufiger auf längere Streifzüge durch die weiteren Umgebungen Mirhavens. Meine Wege führten mich auch häufig bis in die Ebenen Elborias, wo ich einen alten Fischer besuchte, der dort ausharrt, zu starrsinnig um seine Hütte vor dem drohenden Nebel aufzugeben. Ich habe oft darüber nachgedacht, diesbezüglich an die Stadtwache zu schreiben, dass ihn jemand holen ginge, doch ich habe es bisher unterlassen.
In den Ebenen Elborias fand ich viele verlassene Höfe vor. Durch die abgeernteten Felder zu streifen, erinnerte mich an die Erntezeit auf dem Hof meiner Eltern. Ich pflückte dabei, wie beiläufig, die eine oder andere noch stehende Ähre mit der Hand im Vorbeigehen. Auch fand ich hier und dort im Reisig noch Körner und Samen. Ja, auch die abgeernteten Felder hatten noch etwas nachgetrieben. Und so gleich begann ich instinktiv das, was ich fand zu sammeln. Ich trug es zusammen, schnitt Halme, wo ich sie finden konnte. Ich fand noch einiges, das die unwissende Bevölkerung mangels Bauernschläue eingebüßt, übersehen, ja sogar in der Not zertreten hatten. So sammelte ich immer weiter, brachte es fort und sammelte immer wieder.
In Mirhaven buk ich davon dann Brote, immer wieder in Kleinarbeit. Zunächst bekam ich einige Eier hierzu aus Hohenbrunn, doch der Transport war schwierig und langwierig. Dann traf ich in Mirhaven-Nord auf einen alten Mann. Der arme Kerl besitzt nichts von Wert, als einen versteckten, heruntergekommenen Verschlag voll Hühner. Dieser Mann überließ mir bereitwillig nahezu alle Eier, die seine Hühner legten. Er nahm keine Bezahlung, nur Geschenke zum Dank. Alles für die Armenspeisung.
Nach einer Weile der Arbeit hatte ich so genug Brot gebacken, um etwas zu erreichen. Ein Herr namens Zacherias riet mir, einen Anteil nach Elboria zu geben, denn sie hatten Anspruch auf die Ebenen. Also machte ich mich auf, brachte gut zweihundert Laib dort hin. Lilifer verwies mich an Thal’ia und als ich sie antraf, übergab ich ihr bereitwillig meinen Karren. Thal’ia nahm ihn nur zögerlich an, hatte ich den Eindruck, denn Elboria hatte genug. Sie erklärte sich aber dankend bereit, die Brote nach Hohenbrunn zu verschiffen für die dort stationierten Streiter. Würde die Belagerung lang werden, würden sie es dringend brauchen. Damit war ich einverstanden, denn ich selbst wollte aus voller Überzeugung dorthin reisen und an der bevorstehenden Schlacht teilnehmen.
Einen weiteren Teil der Brote gab ich den Rotfüchsen, im Tausch dafür, dass Noemie mich als ihre Schülerin aufnahm. Seit dem bin ich bei den Rotfüchsen nun für die Versorgung zuständig. Ich lagere mit ihnen, stelle Nahrung zur Verfügung und ich vertraue ihnen. Selten sind mir meine Gegenüber mit so viel direkter Ehrlichkeit begegnet, wie sie. Ich schätze sie mittlerweile sehr, denn ich weiß, dass sie immer loyal sein werden.
Wo ich gehe, verschenke ich Brote, denn jeder scheint bedürftig. Und wenn sie es nur nehmen, um ihre Seele zu stärken, nicht den Magen.
Der Rest der Brote soll nun nach Mirhaven gehen. Denn dort geht er um, der wandelnde Hunger. Die Magier begegnen ihm mit magischer Macht, ich begegne ihm mit zärtlicher Hingabe, Nächstenliebe und Menschlichkeit.
22.10.2014 11:00:59
Aw: [Liriope Muscaria] Die Stimme einer Heldin (#82296)
Arthemie
Zacherias, Zacherias
Ich stand auf dem Markt, sang vor mich hin, das Wetter war schön und nichts konnte meine Stimmung trüben. Als plötzlich von der Seite ein vermummter Man auf mich zustürmte, mich packte und mich am Arme fortzerren wollte. Ich war entsetzt und einen Augenblick starr vor Schreck. Im nächsten erkannte ich Zacherias, die Sekunden schienen sich ins Endlose zu ziehen zwischen dem Erkennen und dem Gebaren, dass er es war, der mich in aller Öffentlichkeit angriff. Was war nur mit ihm, was war nur mit ihm geschehen, was war nur in ihn gefahren! Ich rief laut aus, dass er mich loslassen solle, dass er mir weh tat, mir Angst machte, es half nichts und er ließ nicht von mir ab. Es eilten umstehende Herren hinzu, die ich heute meine Freunde heiße und hielten Zacherias an, mich gehen zu lassen. Er brummte, es ginge keinen etwas an und er habe etwas mit mir zu klären. Ich wurde darauf wütend, denn er hätte auch einfach zu mir kommen können und er klären, anstelle mir weh zu tun, ich fasse es bis heute nicht recht. Ich willigte ein, ihm Antwort zu stehen, wenn er mich nur los ließe. Warum hatte er mich überhaupt so gepackt? Die Umstehenden waren in ehrlicher Sorge um mich, doch ich wusste, dass ich nichts Unrechtes getan hatte und hoffte inständig, dass Zacherias zu seinem alten Selbst zurück käme, so ich ihm nur in gewohnter Güte begegnete.
Er beruhigte sich leicht und begann endlich das erlösende Kraut zu rauchen. Wir entfernten uns etwas vom Markt, nachdem ich Teoric und Eyard, die herbei geeilt waren versichert hatte, dass ich in der Nähe bliebe. Zacherias warf mir dann vor, ihn bloßgestellt zu haben, er wollte nicht als Schwach gelten, nicht vor den Städtern. Ich fragte ihn, ob ihm das Lied denn nicht gefallen hätte, ich hatte ihn nicht auf dem Markt bemerkt, als ich es gesungen habe. Er erzählte mir dann, dass ihm jemand den Text wiedergegeben hätte. Ich kann mir mittlerweile auch denken, wer. Helena, die falsche Schlange, wechselt kaum ein Wort mit mir und verfälscht meine Texte, beleidigt mich und blickt mich dabei nicht einmal an. Sie ist wirklich einfach böse. Jedenfalls bedrohte Zacherias mich weiter, er würde mich töten, er würde mich zerreißen, er war so hasserfüllt! Er muss wirklich große Angst gehabt haben. Wir trennten uns, denn er konnte und wollte mich nicht verstehen, keine Erklärung, keine Zärtlichkeit, nichts konnte ihn mehr erreichen. Ich wiederholte für ihn gebetsmühlenartig immer wieder, dass ich es gut gemeint hatte, dass ich seine menschliche Seite zeigen wollte, die, die ihn lebendig und schön machte. Auch dass ich ihm versuchte zu erklären, dass er mich angegriffen hätte und dass das keine angemessene Reaktion auf das geöffnete Herz eines Freundes sei, beantwortete er mit weiteren Drohungen. Er würde mich töten, Klaue auf mich hetzen, wenn ich noch einmal über ihn singen würde.
Ich zog daraufhin aus Mirhaven aus, auf eine Reise zum Handelsweg. Des Backens halber würde ich ohnehin bald zurückkehren. Im Lager der Rotfüchse entschied ich mich, Naomie zu bitten, mich im Schwertkampf zu unterrichten. Ich wollte sie hierfür nicht bezahlen, wovon auch. Ich entschied mich, ihr im Tausch Brot für das Lager zu geben, die Versorgung des Lagers zu übernehmen. Die meisten Rotfüchse waren mir nicht geheuer, sie machten gemeine und unanständige Scherze auf Kosten der Anderen und ihr Lager glich weniger dem stolzer Krieger und eher einer offenen Gastschenke. Noemie stimmte dennoch zu und lud mich sogleich ein, mein Zelt bei ihnen aufzustellen, um das Training mit dem Leben im Lager zu verbinden. Während des Gespräches tauchte Zacherias auf, ich konnte ihn kaum ansehen. Ich war darauf ehrlich, denn ich hatte mir eigentlich gewünscht, dass Zacherias mir mit seiner unbändigen Stärke den Umgang mit langen Waffen beibrachte, er hatte mir die seine ja in jener Nacht stolz gezeigt. Doch nun hatte ich mich für Noemie entschieden und auch wenn Zacherias mit in jenem Moment nicht agressiv begegnete, war ich ungewohnt verunsichert. So kam es dann, dass ich bei den Rotfüchsen einzog und eine Schwertmeisterin fand.
In den folgenden Tagen wurde ich von vielen angesprochen, die den Angriff auf dem Markt mitbekommen hatten. Auch Teoric und Eyard waren wieder dabei und schienen besorgt um meine Sicherheit. Beide rieten mir in getrennten Gesprächen, Zacherias der Stadtwache zu melden, was mich dann doch verunsicherte. Sollte ich es tun? Ich wusste es nicht. Ich glaubte immer noch, dass er im inneren gut war, doch er hatte mir so hart gedroht. So kehrte ich wieder in das Lager der Rotfüchse ein und ließ mich dort mit getrübter Stimmung und in meine Gedanken versunken am Feuer nieder. Als die Lagergenossen mich fragten, was es sei, das mich bedrückte, erzählte ich ihnen mein Leid von dem Überfall und meiner Sorge. Sie schienen ebenfalls unerwartet besorgt und fragten, wer das gewesen sei. Ich nannte keinen Namen, doch müssen sie es anhand der Beschreibung erkannt haben. Katraana verließ stürmisch das Lager. Ich erfuhr erst eine Weile später bei ihrer Rückkehr, wohin sie gegangen war. In der Zwischenzeit sprach Andrey sehr eindringlich mit mir, er zeigte mir auf, dass Zacherias ein Exempel an mir statuiert hatte, denn ein Lied das ihn weich machte, konnte ein Bösewicht nicht so auf sich sitzen lassen. Ich war geschockt von der Vorstellung, dass er mein Körperliches Wohl und meine Freundschaft und Zuneigung seiner Reputation unterordnete. Doch das Gespräch fand ein jähes Ende, als Katraana wutentbrannt zurück ins Lager stürmte und mich aus heiterem Himmel anschrie. Sie bezeichnete mich als Prinzesschen, war agressiv und böse. Ich hatte nicht direkt Angst vor ihr, ich fürchtete direkt, in Schimpf und Schande aus dem Lager geworfen zu werden, ich wusste bis dahin ja nicht einmal, was der Grund für ihre Wut war. Sie war bei Zacherias gewesen und verfälschte vor ihr die Botschaft meines Liedes aufs gemeinste. Er hatte es einfach nicht verstanden.
Zu meinem Glück mischte sich dann Noemie ein und übernahm die Situation mit ruhiger Stärke. Sie verlangte allerdings, dass ich ihr das Lied vorsang, was ich nicht wollte. Ich wusste, dass Zacherias mich hier draußen in der Nacht hören würde und Klaue auf mich hetzen. Unter diesem Druck und ohnehin vollkommen aufgelöst, fürchtete ich um mein Leben. Dann lauschten auf einmal alle in die Nacht, was mich noch mehr verunsicherte. Noemie stellte mich dann vor eine aus ihrer Sicht, gerechte Entscheidung. Ich sollte für sie singen, oder es würde mir schlecht ergehen. Sie versicherte mir ihren Schutz, sollte ich wegen des Liedes noch einmal in Bedrängnis geraten. Ich hatte also keine Wahl, entweder ich starb durch die Hand meiner Meisterin, oder durch die Strafe Zacherias. Also sang ich, zunächst mit bebender Stimme, doch dann kehrte meine Überzeugung zurück, ich sang das Lied, weil ich an meinen Text glaubte. Als ich ihn beendet hatte, verließ ich, bereit für das was da kommen möge das Lager, um meinen Brotkarren zu holen. Noemie folgte mir, was mich sie fast ehrfürchtig betrachten ließ, sie stand wirklich zu ihrem Wort. Und tatsächlich, in der Nähe meines Wagens lauerte Klaue, ein riesiger Wolf auf mich. Er wollte mich nicht passieren lassen, doch Noemie stellte sich vor mich und verteidigte mich. Der Wolf warf sie zu Boden und ich wollte eingreifen, doch ich hatte nicht einmal ein Schwert bei mir. Zum Glück folgte in einigem Abstand auch Ashnard nach. Er wollte bereits zur Hilfe stürmen, doch Noemie verbot es und schrie, wir sollten verschwinden. Ich hatte große Angst um sie und fand es nicht rechtens, dass sie für mich in dieser Gefahr schwebte und für mich gerade stand. Doch Ashnard nahm meinen Wagen und führte mich mit ihm missmutig fort. Ich folgte meiner Meisterin, denn ich wollte ihr so treu sein, wie sie mir und so ging ich, auch wenn es mir das Herz zerbrach.
Ich saß dann gerüstet und voll Verzweiflung und Gram im Lager, doch als kurze Zeit später Noemie wohlbehalten ins Lager zurückkehrte war ich überglücklich, ich war so stolz und ehrfürchtig vor ihr, dass ich mir schwor, künftig immer auf ihr Wort und Geheiß zu hören, sie war die beste Meisterin, die ich hätte wählen können, denn ihre Treue und Loyalität überstieg alles. Auch der auf mich gehegte Gram im Lager war einfach wie weggeblasen, auch wenn ich Katraana weiterhin mit Vorsicht begegne. Die Rotfüchse sind vielleicht chaotisch und ruppig und viele verwechseln sie mit einfachen Söldnern, aber sie sind viel mehr als das. Sie sind Loyal, treu und gastfreundlich. Diese Tugenden machen sie stärker, als eine gerüstete Armee.
Ich traf Zacherias eines Nachts noch einmal allein nahe dem Wasserfall, wo alles begann. Ich war in Gedanken und sinnierte über das, was zwischen uns geschehen war. Er fragte mich noch einmal, warum und ich erklärte es ihm bereitwillig noch einmal. Warum ich gesungen hatte? Weil er ein guter Mensch war. Er zeigte darauf so viel Härte und Grausamkeit und so wenig Menschliches. Wehmütig dachte ich daran zurück, wie meine Hand auf seiner Brust und Seine auf der Meinen geruht hatte, es war fort. Doch als ich ihm seine Kälte zum Vorwurf machte, entgegnete er im Gehen etwas gänzlich Unerwartetes: „Niemand wird hart und kalt geboren.“ Mein Herz machte einen Sprung, er gab mir Recht. Er war nur verbittert, er war ein Mensch, er war im Herzen gut! Und ich würde, wenn auch mit Vorsicht und Abstand, dieses Herz berühren und erreichen. Durch meine Zuneigung und meine Güte.
Die einzige Person, die zwischen uns zu stehen scheint, ist diese Helena. Sein Blick ruht stets auf ihr, derweil sie Beschimpfungen über mich murmelt, ohne mich anzublicken oder anzusprechen. Nicht einmal ihren Namen wollte sie mir nennen, so voll der ungerechtfertigten Verachtung für mich scheint sie. Sie tut Zacherias nicht gut, sie schadet ihm. Aber diesbezüglich bin ich machtlos, noch …
03.11.2014 15:42:07
Aw: [Liriope Muscaria] Die Stimme einer Heldin (#83105)
Arthemie
Die folgende Geschichte beginnt denke ich tatsächlich mit Salina. Noemie war wegen all der Probleme um Mirhaven leider sehr beschäftigt, auch damit, die Rotfüchse zu organisieren. Eines Tages war der Priester Arvon das Lager besuchen gekommen und hatte auch mich dort kennen gelernt. Er bot Noemie an, dass auch er mich am Schwert ausbilden könne, denn er meinte erkannt zu haben, dass ich eine starke Hand brauchte. Auch Lilifer hatte ich nach Hohenbrunn gerufen, ich könne dort mit den Winterwächtern trainieren, sie würde mich ausbilden und ich könnte mit ihr dort gegen den Untot einstehen. Noemie bot mir dann an, mich solange die Lage so ernst war, für einen der beiden anderen Lehrmeister zu entscheiden, so folgte ich meinem Herzen und ging zu Lilifer nach Hohenbrunn. Lilifer schien mir sehr ehrenhaft, sie war gut und gutherzig, sie hatte mir einen Wertvollen Ring geschenkt und ich vertraute ihr. So kam ich nach Hohenbrunn, dort lerne ich Salina kennen.
In Hohenbrunn nahm ich das Backen wieder auf, dort gab es eine bezaubernde Mühle, sie war winzig und bot dennoch genug platz. Der Meister dort war gut zu mir, ich durfte die Kühe selbst melken und konnte mich ganz auf mein Handwerk konzentrieren. Ich liebte Hohenbrunn für seine Ruhe und seinen Frieden. Eines Tages, ich stand gerade wieder am Ofen, kam eine Frau in die Mühle, sie war wohl erstaunt, mich dort anzutreffen und ich begegnete ihr gewohnt freundlich. Sie stellte sich mir als Salina vor, sie heilte mir einige Blessuren, die ich bis dahin ignoriert hatte und wollte als Gegenleistung ein Lied von mir haben. Da sie sehr freundlich und gütig zu mir war, sicherte ich ihr dieses Lied zu. Wir redeten dann noch etwas und ich sagte ihr, dass ich stets guten Mutes sei. Sie gestand mir, dass sie sich oft fürchtete, dass ihr Verrat angetan wurde und dass sie große Angst vor der Nacht hätte. Ich begegnete ihr mit großer Güte und sie bekam mein ganzes Mitgefühl, welches sich auch in dem Lied widerspiegelte, dass ich dann für sie schrieb. Ich dichtete für sie, dass auch ihr ein Stern leuchtet, dass sie nicht allein ist und sich nicht fürchten brachte.
Einige Tage später war ich wieder in Mirhaven, dort traf ich meinen Freund Teoric, der gerade seine nächtliche Schmiedearbeit beendete und wir begangen uns zusammen mit dieser von Rothenfels in Richtung Drachen, um dort etwas zu trinken. Dort bekam ich die Hiobsbotschaft, dass alles Essen verschwunden sei in Mirhaven, vermutlich auf schwarzmagischem Wege. Es zerriss mich die Sorge um mein Werk als Bäckerin, sowie die, dass nun jeder einzelne in ganz Mirhaven hungerte, arm wie reich.
Zu unserem Gespräch gesellten sich aus heiterem Himmel Salina und ihr Freund Vintar dazu, ich freute mich, Salina wiederzusehen, denn ich hatte ja noch ein Lied für sie geschrieben. Doch Teoric verschränkte die Arme und sprach sie an, dass sie doch aus Valvec stamme, dass sie doch böse sei und was sie von mir wolle. Ich erschrak über diese Information, denn ich fühlte mich von ihr hinters Licht geführt. Sie entschuldigte sich mit einem Grinsen dafür, was mich noch wütender machte. Die Sache war kompliziert, natürlich war sie mir keine Rechenschaft über ihre Herkunft schuldig, auch sollte man sie sie nicht dafür verurteilen, wo sie herstammte. Aber die Tatsache, dass sie sie verheimlicht hatte, gab mir das Gefühl, dass die Valvec selbst ihre Herkunft für schlecht hielten. Es war auch irgendwo meine eigene Schuld, denn ich war einfach davon ausgegangen, dass eine freundliche Frau, die von Angst vor der Nacht spricht, zu den Guten gehört. In meiner Wut und bei ihrem belanglosen Geplänkel erhob ich mich und sang mein Lied für sie, doch aus der zärtlichen Fürsorge war Wut geworden, ich sang es für sie im Vorwurf, in der Betonung steckte der Verrat, den ich fühlte. Teorik ermahnte mich, es sei genug, doch ich konnte nicht aufhören, nicht bevor nicht die letzte Strophe gesungen war. Vintar stammelte etwas, Salina starrte mich an, ihr Blick wurde finster, traurig, regungslos und dann stand sie auf und lief davon. Ich hatte sie erreicht, ich wusste nun, wo sie empfindsam war, dass sie empfindsam war.
Teorik schollt mich und Vintar bezeichnete mich als grausam, da wurde mir gebar, wie schlecht sich Salina nun fühlen musste. Ich machte mich sofort auf um sie zu suchen, so lange mussten die Brote warten, ich musste dafür grade stehen. Nach einigem Fragen wurde ich zum Hafen und von dort mit der nächsten Fähre nach Hohenbrunn gewiesen. Ich fand Salina außerhalb der Stadt auf dem Weg mit einer Frau, die Selina heißt. Salina war wieder kühl und freundlich, wie zuvor. Sie sagte mir, sie sei mir nicht böse, sie verhielt sich komisch. Sie bat mich, wie zuvor ein Herr namens Jeron Card, auf der Feier des Valvec Außenpostens zu singen und zu spielen. Das hatte ich zuvor deutlich abgelehnt, ich wollte nicht vor einem Krieg mit dem Feind dessen Moral besingen, ich sagte Jeron, wenn er in Hohenbrunn auf der richtigen Seite kämpfte, würde ich danach unseren Sieg mit ihm gemeinsam feiern und singen, doch ich würde nicht vorher mit ihm den Feind feiern. Von Salina ließ ich mich dann doch überzeugen, denn nicht alle Valvec sind böse. Sie hatten einen Außenposten aus dem Nichts gestampft und das friedlich, um ihrer Ascheinsel zu entkommen. Mir ist schon klar, dass sie Götter anbeten, die die Asche auf der Insel gut finden, aber manche sind eben einfach dort geboren. Ich finde es nicht fair, dass jeder der das Wort Valvec in den Mund nimmt automatisch als Feind und Verräter verurteilt wird. Daher musste ich mich entscheiden, welcher meiner Überzeugungen ich nun Folge leisten wollte, ich entschied mich, Salina eine Freundin zu heißen, denn sie brauchte mich, ich war die einzige, die ihr versteinertes Gesicht aufbrechen konnte. Salina bürgte bei einer Frau namens Amber für mich, eine von ihrem Gebaren her ganz und gar grausame Person, ich mag sie nicht. Aber Salina traute mir, obwohl sie wusste, wie ich singe, was ich singe und dass meine Texte mir gehören, ich lehnte auch eine Bezahlung ab.
Wieder in Hohenbrunn traf ich die Vorbereitungen für die Reise in den Außenposten, dort lerne ich auch Adam kennen, ein sehr freundlicher und lustiger Geselle. Er schlug mir vor, im Theater mit seiner Freundin Alba, mit der er das Bett, aber nicht die Liebe teilt, zu wirken, er wollte gerne eine Liebesszene mit mir spielen. So das Stück das vorsah, würde ich das tun, sagte ich ihm zu. Dort war auch eine Elfe namens Amelia zu Gange. Und mein Freund Corna war dort. Ich berichtete ihnen von meinen Plänen in den Außenposten zu gehen, dort zu singen. Vielleicht konnten meine Lieder dort etwas bewirken, sie hatten bei Salina gewirkt, warum also nicht auch beim Rest? Auch wenn sie auf dem falschen Weg waren, sie waren nicht tot, also waren sie auch erreichbar.
Amelia machte sich lustig über mich und Corna war in großer Sorge um mich. Amelia verriet mir schließlich etwas, mit dem ich niemals gerechnet hatte. Dass Lilifer etwas missmutig war, abgeklärt und traurig wirkte, das war mir aufgefallen. Ich hatte sie zu dem Zeitpunkt schon sehr lieb und ich hatte ihr versprochen, wenn sie sich um alles und jeden kümmert, dann würde ich mich um sie kümmern, ich würde auf sie aufpassen. Amelia lüftete das Geheimnis, dass der einzige Fluchtplan, den Lilifer hatte, sollte die Schlacht nicht zu unseren Gunsten ausfallen, wahrscheinlich ihr Ende bedeutete, sie würde sich opfern. Damit war für mich klar, ich würde zum Außenposten gehen, ich würde dort singen und ich würde die Texte verschärfen, auch wenn es mein Ende bedeuten konnte. Sie wollen ein Fest? Sie sollen eines bekommen.

((Fortsetzung folgt))
10.11.2014 13:24:19
Aw: [Liriope Muscaria] Die Stimme einer Heldin (#83357)
Arthemie
Ich musste mich mit Lilifer noch aussprechen. Ich war böse, dass sie mir die Möglichkeit nehmen wollte, sie zu schützen, indem sie sich selbst opferte. Aber wir trennten uns in Treue und im Guten und ich bekam ihren Segen für meine Reise.
Im Außenposten erwartete mich bereits Salina. Sie wich mir den ganzen Abend und die ganze Nacht nicht von der Seite, passte auf mich auf und sorgte sich um mich. Ich wurde dort sehr herzlich aufgenommen, alle freuten sich über mein Eintreffen und stellten sich mir gerne vor. Vintar war auch dort. Sie bezeichneten ihn abfällig als Schankmaid und er spielte den ganzen Abend Mundschenk für die pöbelnden Gäste. Ich stellte mich auf und sang, bespielte meine Lieder mit der Laute. Ich ließ einfach alles frei fließen, besang die anwesenden Personen. Ich erntete Lob, aber auch einige strafende Blicke, bei manchen Strophen zuckte Salina merklich zusammen, andere ließen ihre Miene versteinern. Ich sang von der Stärke Valvecs, sich aus der Asche zu erheben und was man dann erst gemeinsam leisten könne. Vom Frieden, der sie noch viel mehr wachsen ließe, von Verständnis, vom gemeinsamen Feind. Zeitweise hörte mir aber keiner mehr zu. Sie tranken und spielten Spiele, bei denen sie sich in Geschick und Stärke maßen. Ich warf auch einmal mit einmal halbherzig auf die Scheibe, hätte mich aber ehrlich gesagt lieber weiter hinter meiner Laute versteckt. Das Messer musste ich dann auch prompt nicht von der Scheibe, sondern von der Erde einsammeln gehen. Jeron war auch wieder dort. Er ist wahnsinnig. Ihm scheint alles egal zu sein, einen Menschen, der mir so gefühllos tot scheint, bin ich nie begegnet. Er warf mit den Messern nicht auf die Zielscheibe sondern auf das Abbild meiner geliebten Mühle in Hohenbrunn und kreischte dabei fast auf vor Spott, Hohn und kranker Freude. Raelys lernte ich auch an jenem Tage kennen, sie tanzte sehr schön für mich und zu meiner Musik. Das Erschreckende für mich war, dass der Abend gut verlief. Es hätte nicht gut sein dürfen, nicht schön. Es hätte schrecklich sein müssen, es waren schließlich die Bösen, die feierten. Und der Grund für ihre Bösartigkeit war es, dass es ihnen schlecht ging. Wie konnten sie also mit Freude feiern und wie konnten sie zu mir gut sein? Zacherias tauchte auch noch dort auf. Er besiegte mich im Armdrücken und ging nach nur einem Hieb von diesem Taras ohnmächtig zu Boden. Rehkitz, sage ich doch.
Wer mich aber wirklich beeindruckte, war Vintar, die Schankmaid. Trotz all des Spottes, all des Hohnes blieb er freundlich und sich selbst treu und er brachte den Mut und die Stärke auf, mit Leonall alleine zu sprechen. Er redete lange alleine und im Vertrauen mit ihr.
Die Nacht ging vorüber und Leonall wollte mich für meinen Dienst bezahlen. Da ich meine Lieder aber nicht für Gold verkaufe, schuldet sie mir nun noch eine Gage im Gegenwert von 1000 Goldstücken. Sie sagte noch etwas zu meinen Liedern, nämlich dass ich dringend Vintar aufsuchen sollte und mit ihm sprechen, er wüsste alles, was für mich von Belang sei.
Ich verließ den Außenposten gleich nach dem Fest gen Hohenbrunn. Vor dem Lager erwartete mich Corna. Ich hatte ihn gebeten, nicht dort zu sein denn ich wollte ihn nicht gefährden. Doch hatte ich schon geahnt, dass er dort dennoch auf mich warten würde. Ich verabschiedete mich im guten von Salina und wir verabredeten, dass wir uns bald wiedersehen würden. So ging ich mit Corna den Weg durchs Delta und nach Hohenbrunn zurück.

((Fortsetzung folgt))
13.11.2014 13:38:45
Aw: [Liriope Muscaria] Die Stimme einer Heldin (#83495)
Arthemie
Meine nächste Reise führte mich dann wieder nach Mirhaven zu Vintar. Ich hatte das Gefühl, versagt zu haben und Lilifer enttäuscht zu haben, ich hatte keine Gesichter gebrochen, keine Leute bewegt und auch Salina war mir nicht gefolgt. Daher führte mich der Weg zu Vintar und in den Lotus. Ich schämte mich etwas, dort hinein zu gehen, aber es war schnell für mich in Ordnung. Alle waren dort lieb zu mir. Ich redete dann lange mit Vintar und er berichtete mir von seinem Gespräch mit Leonall und dass Valvec Hohebnrunn nicht angreifen wollte, dass sie auch lieber gegen den Drachen kämpfen würde und dass sie sehr gerne mit Lilifer alleine verhandeln würde, ohne die falschen Zungen von hinterhältigen Beratern, die im Geheimen alle ihre eigenen Zwecke verfolgen. Ich war erleichtert, das von Vintar so zu hören. Hatte ich mich doch nicht getäuscht. Es gab noch eine Chance, den Kampf in Hohenbrunn abzuwenden und gemeinsam zu kämpfen. Ich wäre unglaublich gerne bei dem Gespräch zwischen Leonall und Lilifer dabei gewesen. Also kehrte ich nach Hohenbrunn und an die Seite Lilifers zurück, um dort auf Vintar zu warten und dann das Gespräch mit Lilifer anzustreben. Es war ein hektischer Tag, denn die Evakuierung stand unmittelbar bevor, alle waren unglücklich, verzweifelt und mit Arbeit beschäftigt. Doch als Vintar kam, nahm sich Lilifer die Zeit für mich. Vintar begann, ihr zu berichten, doch bereits nach wenigen Sätzen entgegnete Lilifer zu meinem Schrecken ein relativ gleichgültiges: “Ich weiß.” Das war es dann aber auch im großen und ganzen, was sie sagte. Sie kam mir in diesem Moment vor, als sei sie bereits gefallen. Sie wollte nichts weiter hören, auch auf den Vorschlag mit dem Treffen ging sie nicht weiter ein. Sie hatte ihre Order, der würde sie folgen, sie war keine, die Befehlsgewalt hatte. Sie wollte nicht einmal mehr daran denken, dass es noch die Möglichkeit für einen Anderen Ausgang der Situation gab. Für sie war es bereits fertig und in Stein gemeißelt. Valvec würde angreifen, Hohenbrunn würde fallen und für die Flucht der ihren würde sie sorgen.
Dann begann die Evakuierung Hohenbrunns, alle versuchten sich gegenseitig zu stützen, gemeinsam zu arbeiten und sich Mut zu machen. Es wurden Kisten verladen und Karren zum Schiff geschafft. Dann kam leise aus einem Schatten eine Stimme an mein Ohr und flüsterte ein: “Hallo, kleine Nachtigall”. Ich blickte mich um und erkannte Salina, die zu mir gekommen war. Lilifer spannte sich an meiner Seite merklich an. Doch Salina sprach gewohnt freundlich mit mir, wollte mich besuchen, wie sie es mir versprochen hatte. Ich wollte den anderen gerne zeigen, dass sie ihr eine Chance geben konnten. Doch ich wurde niedergeschmettert von Vorwürfen und Salina wurde weggeschickt. Sie hatte in diesem Moment nichts getan, allein ihre Herkunft genügte, sie zu beschimpfen. Und ich konnte nichts weiter tun, als Lilifer zu folgen und ihr zu helfen, wie ich es zugesagt hatte, auch wenn mich ihre Härte wirklich verletzte. Salina trat noch einige weitere Male aus dem Schatten und sprach freundlich mit mir, gab mir ihre Hand und wollte schließlich ihren guten Willen zeigen und sogar bei der Evakuierung helfen. Doch dann kam Loray und die schickte Salina nicht nur fort, sie vertrieb sie regelrecht. Wir brauchten jede helfende Hand, nur ihre nicht. So verabschiede sich Salina von mir, wobei wir von Loray mit Blicken durchbohrt wurden, die uns niederschmetterten. Sie rief mich einige Male und wollte mir energisch nicht einmal die Chance lassen, mich von Salina zu verabschieden. Den Rest der Nacht verbrachte ich an Lilifers Seite auch wenn mir die Begegnungen schwer zugesetzt hatten. Ich packte mit an, wo ich konnte und nahm alles entgegen, was Lilifer mir anreichte. Dann war die Evakuierung geschafft und alle lagen sich schluchzend zum Abschied in den Armen, alle bis auf ich. Es mischten sich Erleichterung und Wehmut und bald schon legte das Schiff ab und nahm die Bewohner Hohenbrunns mit sich.
13.11.2014 13:39:24
Aw: [Liriope Muscaria] Die Stimme einer Heldin (#83496)
Arthemie
Doch für mich war der Abend noch nicht vorbei, denn Loray verlangte ein Gespräch mit mir und Lilifer. Sie erklärte eindringlich, dass ich nicht bei Lilifer bleiben könne, ich sei eine Gefahr. Sie warf mir vor, eine Verräterin zu sein, mit Valvec zusammen zu arbeiten, Spionin zu sein. Ich war erschüttert, dass jemand so etwas von mir denken konnte, ich hatte doch keinem etwas getan, ich war doch nicht böse. Ich wollte einfach nur Salina nicht aufgeben, solange ich sie nicht bei einem Fehl sah. Die Vorwürfe Lorays wurden immer härter und falscher. Sie wollte nicht, dass ich bei Lilifer blieb, sie warf mir sogar vor, sie in der Schlacht selbst erschlagen zu wollen. Es mischte sich dann auch noch Amelia ein, eben jene, welche mich zuvor verlacht hatte, dass ich zum Außenposten ging. Sie meinte nur trocken, man solle mich an einem Baum aufknöpfen. Dabei wusste sie, warum ich gegangen war. Als Loray Lilifer dann zu einer Entscheidung zwischen mir und ihr zwingen wollte, tat mir Lilifer so leid, dass ich einfach ging. Ich hätte ohnehin nicht mit denen kämpfen können, die mich so schändlich falsch darstellen. Wie hätte ich mit denen kämpfen können, die mich Verräterin heißen? Und wie ihren Mut und ihre Moral durch meine Lieder stärken?
So verließ ich Hohenbrunn wieder und wollte zu den Rotfüchsen zurückkehren. An den Ort, an dem man mich Loyalität gelehrt hatte. Ich hatte mir inzwischen überlegt, dort ein festes Mitglied zu werden, denn ich traute ihnen. Sie würden mit mir die Brote nach Mirhaven bringen und ich würde sie weiter versorgen. Wir wären eine Gemeinschaft und keiner würde dem anderen misstrauen oder ihn als gefährlichen Verräter darstellen. Ich traf auch bereits vor Mirhaven Katraana und machte mich mit ihr auf ins Lager. Ich hatte das Gefühl, nach Hause zurückzukehren. Kurz darauf traf auch Noemie im Lager ein und war etwas verwundert, mich dort vorzufinden. Ich sagte ihr, dass ich zu ihr zurückgekehrt sei und nun doch lieber wieder von ihr lernen wollte. Und sie entgegnete mit einem harten, klaren “Nein”. Das war erst einmal alles, was sie sagte. Ich war geschockt, damit hatte ich niemals gerechnet. Sie erklärte mir, ich könne mich nicht um entscheiden wann immer es mir passte und dass ich zu meinen Entscheidungen stehen müsste. Sie ließ mir kaum eine Chance, mich zu erklären. Ich berichtete ihr wirr von meinen Begegnungen mit den Elfen, vom Außenposten, davon, dass Corna mir gegen meinen Willen gefolgt war, ich war hektisch und panisch und aufgelöst, der Verzweiflung nahe. Noemie forderte weiter, dass ich zu Lilifer zurückkehrte, doch das konnte ich nicht. Sie warf mir vor, ihr Lager unruhig zu machen, ihre Leute zu gefährden, ich war schon wieder eine Gefahr. Ashnard war sauer, wegen etwas das ich gesagt hatte und weil ich zum Außenposten gegangen war, Noemie hielt mich für eine Gefahr und für zu unruhig, Corna hatte Angst, dass ich mich den Bösen anschloss, und nun verlangte Noemie, dass ich ging.
Es war ein Glück für mich, dass der Priester Arvon genau an diesem Tage ins Lager kam um nach dem Rechten zu sehen und die Füchse kennen zu lernen. Er redete dann länger mit Noemie in Ruhe, ich dachte, er würde für mich sprechen. Als Noemie dann zu mir kam, wusste ich nicht, was mich erwarten würde. Sie sprach ruhig und gut zu mir, aber ihre Entscheidung stand fest. Sie wollte mich nicht im Lager haben, ich musste gehen. Sie wollte mich hinter den Mauern Mirhavens wissen, am Besten in der Tempelwache, dort wollte sie mich hingeben. Das kam aber für mich nicht in Frage, das wäre nicht ich gewesen. Ich brauche keine starke Hand, ich brauche meine Freiheit um die werden zu können, die ich sein sollte. Es traf mich so tief, dass sie, der ich mehr vertraute als allen anderen auf der Welt mich so von ihrer Seite wies, dass ich ihr nicht länger in die Augen sehen konnte. Ich bat sie darum, mir mit den Broten zu helfen, verabschiedete mich von Katraana und verließ dann das Lager ohne ein weiteres Wort. Als ich ging folgte mir ein langer Schrei von Noemie.
Der Priester Arvon kam mir nach und redete weiter auf mich ein mit seiner Engelsgeduld, ich möge ihm doch nach Mirhaven folgen, er würde sich meiner annehmen, mich im Tempel besuchen, auf mich aufpassen, ich denke, er meinte es gut mit mir, doch das war einfach nicht mein Weg. Ich brach schließlich schluchzend in seinen Armen zusammen, wie konnte Noemie mich nur verstoßen. Wie ich so in seinen Armen lag, kam Anne vorbei. Ich mochte sie, denn sie war immer froh, bis auf das eine mal, als ich sie bei Thal’ia am See fand und dort länger alleine mit ihr sprach. Und wieder war ich es, die die traurige, geschwächte Seite an jemandem fand, die sonst so tief im Verborgenen lag.
Anne schloss sich mir und dem Priester an, sie entzündete ein kleines Feuer für uns und wir setzten uns und besprachen, wie es mit mir weitergehen sollte. Anne war wirklich gut zu mir, sie war es, die verstand, warum ich nicht hinter die Mauern wollte. Sie bot Arvon an, meine Lehrmeisterin zu werden und mich auf ihre Art zu unterrichten. Darauf ließ er sich widerwillig ein, als ich ihm versprach, vor Mirhaven zu lagern.
So stand es dann fest, ich saß verloren und allein auf einer Wiese vor Mirhaven, ohne Zelt, ohne die Rotfüchse. Ich hatte nichts. Und niemanden mehr, als Anne, die wenn sie Zeit fünde zu mir käme, um mich zu unterweisen. Wer hätte da gedacht, dass daraus einmal so viel erwachsen würde.
Ich gründete also mein eigenes Lager. Die erste die sich mir anschloss, war Faeel. Eine kleine Hin, die ich einmal verhungert und krank gefunden und mit ein paar Hausmitteln geheilt hatte. Die kleine war gut und treu und wir versprachen einander auf unsere Weise, dass wir einander beschützen würden. Ich akzeptierte sie, wie sie war. Launisch, bewaffnet bis unter die Zehennägel, stumm, frech, anders. Und sie akzeptierte mich ebenso. Es hieß dann erst einmal Faeel und ich gegen den Rest der Welt.
13.11.2014 13:39:51
Aw: [Liriope Muscaria] Die Stimme einer Heldin (#83497)
Arthemie
Ich kehrte zu den Rotfüchsen vorläufig nur noch ein letztes Mal zurück, um die Brote nach Mirhaven zu bringen. Noemie war zu dem Zeitpunkt bereits in Hohenbrunn, was ich erst später erfuhr. Der Transport funktionierte gut, abgesehen von einigen Problemen mit den Achsen des schwer beladenen Wagens. Wir machten uns auf die mehrtägige Reise, den Wagen schoben und zogen wir von Hand, denn keiner hatte ein Pferd. Aber ich hatte ja auch bereits einen kleineren nach Elboria gezogen, was war schon eine Tonne Brot, wenn es um die Hungernden ging? Auch meine Freunde aus Mirhaven waren dabei, Teoric und Eyard. Marie und Jocasta begleiteten uns ebenso. Jocasta ist irgendwie gemein aber ich bin froh, dass sie dabei war, denn sie regelte unsere Ankunft in Mirhaven.
Das nächste was bevorstand, war die Sitzung und die letzten Verhandlungen um Hohenbrunn und den Krieg. Ich kam dort vorbei, wo verhandelt werden sollte und es zwitscherte wieder an mich. “Hallo, kleine Nachtigall”. Salina hielt wache, wo Leonall im Gebäude verhandelte. Sharrazz war ebenso dort. Zu meinem großen Erstaunen erkannte er mich als die Bardin, die von Frieden gesungen hatte. Er hatte meine Texte wohl doch gehört. Ich gesellte mich zu Salina, war aber doch recht unsicher, wegen all der Vorwürfe die immer an mich gingen, wenn ich so mit ihr sprach und ich wusste nicht, wie sehr mich die Freunde verurteilen würden, wenn sie mich nun schon wieder mit ihr sahen. Aber ich wollte ihr auch nicht unrecht tun, so sprach ich mit ihr freundlich wie immer. Katraana und Anne kamen auch tatsächlich vorbei und beäugten mich kritisch, ließen mich aber einfach stehen. Dann kam die Maga Yien. Sie und ihr Begleiter Dalion fingen aus heiterem Himmel an, Sharrazz zu beleidigen, ein Halboger auf Torwache ohne Tor und ähnliche gemeine Scherze trieben sie mit ihm und Sharrazz konnte sich in Ermangelung seiner verbalen Kompetenz nicht einmal selbst verteidigen. Es war ein Halbork, der ohne Probleme zu bereiten einer Aufgabe nachging, die keinem schadete. Ich wollte also nicht begreifen, warum sie ihn so angingen. Doch als Sharrazz dann von geschändeten Elfen erzählte und von einem Jägertrupp, Missbrauch und Gewalttaten, da wurde mir anders. Hatte er das nun getan oder nicht? Und wenn, dann musste er dafür zur Rechenschaft gezogen werden, damit es gerecht würde. Ich war verunsichert und suchte so nun Schutz bei der Maga, ich suchte ihren Blick, doch sie erkannte meine Überforderung und Not einfach nicht. Also bat ich Salina, ob wir uns vielleicht entfernen könnten, was sie mir sogleich zusagte. Wir gingen um das Gebäude herum und ich atmete etwas auf.
Unser folgendes Gespräch kam, wenn ich heute zurückblicke einem Tauziehen gleich. Einem zwischen mir und Salina, aber auch einem, das in mir tobte. Ich war unsicher und klein vor ihr, sie machte sich hart, setzte ihr versteinertes Gesicht auf und zwitscherte zu ihrer Nachtigall, wollte alles über mein Leid wissen. Doch ich kämpfte mit mir und erhob mich über sie, ich hatte eine Weile die Oberhand und sie versuchte mich zu schocken und fortzutreiben, dass ich ihr ja nicht zu nahe käme, sie erzählte mir von Foltergeschichten, die sie erlebt oder durchlebt hatte, denen sie untätig beigewohnt hatte und ich lauschte ihr. Jedes einzelne schreckliche Detail nahm ich ihr ab, ich lief nicht davon, ich hielt stand, ich sog ihre Schmerzen auf, die sie um mich feuerte um mich von der wahren Salina fern zu halten. So konnte sie mich nicht besiegen und ich blieb einfach da. Wir trieben das Spiel eine Weile, ich schwankte zwischen meiner Unsicherheit, denn ich hatte gerade alle meine Freunde verloren außer sie und wusste nicht mehr, ob ich mich auf mein Herz noch verlassen konnte und zwischen dem beständigen Drängen, mich über Salina zu erheben, sie aus ihrem Käfig zu reißen und ihr Herz zu packen, es fest zu halten, damit sie endlich aufatmen konnte. Sie sollte frei sein dürfen. Und sie spielte ein Spiel, wehrte sich gegen mich, ließ mich nahen, versteinerte wieder. Ich hielt einfach durch und blieb bei ihr und ich würde es jeder Zeit wieder tun, nur dass ich inzwischen viel sicherer bin.
Dann endete die Versammlung, Stimmen wurden laut und wir mussten uns dort hin begeben, dass Salina bei Leonall sein konnte. So verließ mich Salina, ich habe sie seither nicht wiedergesehen und unsere gemeinsame Geschichte endet vorerst.
13.11.2014 13:40:09
Aw: [Liriope Muscaria] Die Stimme einer Heldin (#83498)
Arthemie
Damit war der Abend für mich noch nicht vorbei. Es kamen noch zwei weitere schwere Gespräche. Zunächst trat Corna an mich heran, er hatte Nachricht von Lilifer für mich. Lilifer war untröstlich über das, was geschehen war. Sie machte sich wohl große Sorgen um mich wegen Salina. Corna redete lange auf mich ein, ich möge doch zu ihr zurückkehren, ich müsse mich eben darum bemühen, dass die elfen mir trauten. Ich sah das anders, denn ich hatte ihnen nichts getan und somit niemals einen Grund für Misstrauen gegeben. Dann sagte Corna etwas, was mein Denken heute verändert hat. Er sagte mir, dass Lilifer mich ihre Schwester genannt hatte. Es gab mir einen Stich im Herzen, als ich diese Worte hörte. Heute tut es mir sehr leid, dass ich Lilifer verlassen habe und ich verstehe, was für eine ehrliche Treue und welche freundschaftliche Liebe es ist, die mich mit einer Elfe verbindet, die mich ihre Schwester nennt. Auch wenn nicht jede Elfe mir traut, die, die es tut, tut das ehrlich und für immer. Es ehrt mich, mit Lilifer so verbunden zu sein und ich würde heute wohl nicht mehr von ihrer Seite weichen, wie ich es damals getan habe. Ich bete, dass sie meine Lieder in Hohenbrunn von Lliira gesendet bekommt, ich singe für sie und dafür, dass wir uns wiedersehen, damit ich mich bei ihr entschuldigen kann.
Corna verließ mich wieder gen des Lagers der Rotfüchse, dann kam Ashnard zu mir um sich mit mir auszusprechen. Ich rechne ihm hoch an, dass er das für mich tat. Er warf mir vieles vor, ihn einfältig genannt zu haben, dass ich andere Männer gern hätte, was in dieser Form nicht der Wahrheit entspricht, dass ich entgegen seines Willens, ohne sein direktes Wissen und ohne auf ihn zu hören in den Außenposten gegangen war. Der schlimmste Vorwurf war aber der, dass ich mich dem Tempel auf Valvec anschließen würde. Salina hatte das zu ihm gesagt. Ich war erschrocken und wusste nicht, wie ich das vor Ashnard glaubwürdig widerlegen sollte, es war schlicht gelogen. Ich würde mich nie dem Tempel auf Valvec anschließen. Ich fühlte mich machtlos gegen Salinas Tat, doch ich konnte in dem Moment nichts tun. Ich wusste, dass sie es Ashnard mit dem versteinerten Gesicht und der zwitschernden Stimme gesagt hatte, doch Ashnard kannte den Unterschied nicht. Salina wollte mich und ich wollte Salina. Wenn sie eines Tages nach dem Krieg aus dem Außenposten zurückkehrt, werde ich das mit ihr weiterführen. Ich werde ihr nicht zürnen dafür, dass sie gelogen hat. Sie tat es aus einer Angst, ich bin die, die sie sehen kann hinter dem toten Gesicht und nun will sie mich nicht mehr gehen lassen. Ich werde dem begegnen, indem ich ihr eine treue Freundin bin, gütig genug über derlei hinwegzusehen.
Ich konnte mich dann mit Ashnard aussprechen und blieb fortan alleine mit Faeel in meinem Lager zurück.
15.11.2014 16:22:45
Aw: [Liriope Muscaria] Die Stimme einer Heldin (#83592)
Arthemie
Seitdem ist wieder viel passiert. Anne kam mich besuchen, um mit mir zu trainieren. Ich freute mich darüber, denn ich mochte sie gerne. Sie war anders als der traurige Rest. Sie kehre ihre Traurigkeit nicht in Verbitterung um, sondern in Frohsinn, eine Andere Form von Stärke. Sie ließ sich einfach nichts anmerken, das war es, was sie so stark nach außen wirken ließ. Wir trainierten, wir redeten, wir alberten, wir saßen einfach beisammen und waren nicht mehr allein. Ich fühlte mich sicher und aufgehoben und nahe. Es trieb mich einfach hin zu ihr, zu ihrer weichen Schönheit, doch ich wusste nicht recht wie. Wir hatten natürlich auch Kontakt gehabt während des Trainings, aber das war etwas anderes. Ich fühlte mich weich werden neben ihr und ich ließ es dann zu, auf meine Art. Seit dem nennt sie mich ihren Mehlsack, denn ich ließ mich fallen und blieb einfach an Ort und Stelle liegen. Auf Anne weich gebettet. Und sie ließ es zu und gab mir Halt, einen Halt für den ich ihr heute unendlich dankbar bin. Ohne sie wäre der einzige Ort an dem ich nicht verstoßen wurde der Außenposten gewesen. Bevor ich Anne so nahe kam dachte ich, ich hätte sie alle verloren, ich wäre eine Gefahr. Ich war unsicher und klein. Anne ist diejenige, die mir immer wieder zeigt, wie richtig und wie wichtig mein Gefühl ist und wie stark es mich machen kann, wenn ich es nur zulasse.
Anne und ich haben dann eine ganze Weile jede freie Minute zusammen verbracht und wir haben ungemein viel erlebt. Viele Kleinigkeiten, die den Anderen als nichtig erscheinen mögen, aber das sind sie nicht, das sind sie niemals. Ich lerne Anne von einer Seite kennen, von der sie keiner sonst kennt und Anne ist im Gegenzug die Einzige, die mich versteht, auch wenn sie nicht alles über mich weiß. Sie kann nachfühlen, warum ich die Dinge tue, die ich tue, warum ich oft nicht anders kann.
Wir haben viele Reisen unternommen, zur Adlerküste, dort haben wir trainiert, sie hat mir Worge gezeigt und wir haben viel geredet. Ein anderer Ausflug führte uns in die Caleneth. Dort sind wir in einem perfekten Moment in dem perfekten Wasserfall baden gegangen. Anne ärgerte mich oft damit, dass sie mir nahe kommen wollte, sie neckte mich, reizte mich, verunsicherte mich und freute sich über meine Unsicherheit. Es war für mich sehr ungewohnt und aufregend, körperlich so offen für einen anderen Menschen zu sein, auf diese Weise, die einen so berührt, verletzlich macht und erbeben lässt. Der Moment war so voller wundervoller Kleinigkeiten, dass es schwer in Worte zu fassen ist. Ich musste ihr irgendwann entfliehen. Ich ließ sie dann in ihrer Vollkommenheit im Wasser stehen und lief davon. Mehr ist nie zwischen uns passiert und sie drängt mich nicht.
Wir hatten uns gerade notdürftig wieder angekleidet, da stapfte Ashnard aus dem Gehölz hervor. Ich hätte im Boden versinken können. Wäre er nur etwas früher gekommen … Und dann war da ja noch die Sache, dass er mir gesagt hatte, er habe Gefühle für ich und nun erwischte er mich regelrecht mit Anne, obwohl ich ihm gesagt hatte, dass ich für so etwas generell nicht bereit war. Ich entschuldigte mich bei ihm in dem Moment, in dem ich Anne die Hand reichte. Ich dachte, er würde verstehen.
Anne war die starke Frau an meiner Seite, die, die mich vor Mirhaven aufgelesen hatte, die von der ich Stärke lernen wollte, denn es schien, als würde sie nichts ängstigen. Das entspricht nicht der Wahrheit. Sie ist so voller Ängste und Sehnsüchte, sie kann so unglaublich zerbrechlich sein. Ich könnte sie zerbrechen. Nicht nur sie kann mich locken und reizen, ich kann das ebenso und mittlerweile denke ich, dass ich ihr überlegen bin. Ich bin es, die sie schützt und sie ist es wert.
17.11.2014 15:52:51
Aw: [Liriope Muscaria] Die Stimme einer Heldin (#83693)
Arthemie
Mein Lager wächst und ich verändere mich mit seinem Wandel. Längst ist Anne zu mir gezogen, sie braucht mich. Ich bin immer noch unsicher, wenn sie mir zu nahe kommen will, habe aber das Gefühl, sie gänzlich ergriffen zu haben. Ich halte sie sicher fest, sie wirkt neben mir immer kleiner. Die starke Anne, die mich vor Mirhaven auflas und mich rettete. Und dann kam Lina. Wir trafen sie in Mirhaven, sie ging mit uns spazieren. Ihr schein gänzlich das Misstrauen zu fehlen, dem man sonst überall begegnet. Dafür liebe ich sie. Sie ist mein Herz. Sie folgte Anne und mir, denn wir waren gut zu ihr. Sie hat in der Stadt einen schweren Stand, denn so frei sie auch ist, so chaotisch wird sie auch empfunden. Sie hat die Angewohnheit mit Zaubern um sich zu schießen, dafür erntet sie Schimpf und Strafe. Ich glaube, es hat ihr noch nie jemand klar gemacht, warum das so ist. Sie verbieten es ihr und strafen sie und nennen sie dann unbelehrbar, uneinsichtig und dumm. Niemand ist ihr mit Güte und Verständnis begegnet. Niemand außer mir. Ich verstehe es, dass sie sich sicher fühlt in der Dunkelheit ihr eigenes Licht zu rufen. Was sollte sie auch sonst tun wenn sie alleine ist und niemanden findet, der sie führt? Niemand, der ihr stützend und schützend die Hand reicht in ihrer Einsamkeit. Es ist dann der Impuls nach dem Licht, dem sie folgt. Dort wo sie herkommt, gibt es diese Lichter wohl überall, sie verlöschen niemals. Dort würde sie verstanden werden. Sie sagte, das Licht sei etwas natürliches für sie, denn die Magie ist ihre Natur. Und sie folgte meiner Güte in mein Lager, fort aus der Stadt in der sie ohnehin keiner mehr haben wollte. Anne machte sich sorgen, doch das war mir egal. Sie waren nicht gerecht. Wir würden Lina aufnehmen mit all ihren Fehlern und mit ihrem Wesen, das immer offen ist und niemals zagt und niemals verurteilt. Und wir würden ihr mit der Gerechtigkeit begegnen, die ihr zustand. Und sie verstand es. Lina folgt Anne und mir seitdem, sie liebt uns ebenso. Einmal lief sie bis zum Handelsweg vor Elboria, kam mitten in der Nacht ohne ein Licht auf unserer Lichtung an, nur um bei uns zu sein. Die kleine Magierin aus der Stadt, die sich ohne ihr Licht einsam fühlt, weil sie keiner verstand.
Es gab noch ein Gespräch zwischen Lina und mir, sie berichtete mir von Yuna. Einer Kriegerin, die viele schlimme Dinge getan hatte. Sie war eine starke Frau gewesen, eine Jägerin wohl. Und es gab einen Menschen, der ihr mir Güte und ohne jedes Vorurteil begegnet war, das war Lina gewesen. Lina war ihre Freundin, die einzige, die sie in der Form wohl je gehabt hatte. Und wie ich Lina über ihre Traurigkeit und ihren Verlust tröstete, kam ich nicht umhin, das mit mir und Salina zu vergleichen. Mit mir und all jenen, denen ich ohne jedes Vorurteil begegnet war. Solange ich sie nicht bei einem Fehl entdecke, darf ich sie nicht verurteilen. Und ich werde es nicht. Ich werde sie alle anhören und ich werde sie verstehen und so ich kann, werde ich ihnen die Augen öffnen und einen Spiegel vorhalten, denn das ist richtig und gut. Sie abzuurteilen wird Genugtuung bringen, oder Rache. Meine Waffen werden die Güte sein und die Gnade. So wie Lina, die nun an meiner Seite ist und die ich liebe, sie ist mein Herz.
Und so formt sich mein Lager immer weiter. Und auch wenn es ein gerechtes Lager ist in dem jeder seinen Platz hat, ist es doch mein Lager und alle wissen es. Und es kommen immer mehr. Anne, die mich braucht, Faeel meine kleine Freundin, die sonst niemand verstand, Lina, die nur verurteilt und verstoßen wurde.
Dazu kommen täglich mehr Besucher. Sie alle können kommen, sie selbst sein und so sie wollen bleiben. Es formen sich langsam klare Prinzipien. Ein jeder darf kommen, egal woher und egal wer er ist. Er darf bei mir er selbst sein, gerade dann, wenn er es anderen Orts nicht kann, denn bei mir sind sie frei. Allen wird mit der gleichen Offenheit und Güte begegnet werden und geholfen werden. Das Verständnis wird mein Richterspruch sein. Das macht uns nicht neutral, denn wer aus Trauer, aus Angst oder Scham oder dem, was er erlebt hat heraus zum Bösen gewandt ist, den werde ich nicht in seiner Freiheit alleine lassen und verloren gehen sehen. Ich werde versuchen, sie zu retten, das ist meine Bürde, meine Aufgabe und mein Geschenk. Ich werde nicht einen vergessen, denn das wäre nicht gerecht. Sie alle haben es verdient, gerettet zu werden, denn nicht ich bin es, die darüber urteilen kann. Bei mir sind sie frei, sie selbst zu sein und ich werde versuchen, sie zu retten. Für mein Lager gilt das, ebenso wie sie sich nichts zu Schulden kommen lassen dürfen, denn dann werde ich Konsequenzen ziehen müssen. Ich habe es Salina mitgeteilt, so sie die Hand in Hohenbrunn erhoben hat, werde ich nicht mehr die Ihre sein. Ich werde sie aufnehmen, aber so sie einen anderen verletzen, kann ich es nicht, denn das wäre dem Verletzten gegenüber nicht richtig. So bin ich nicht neutral. Und mein Lager wächst unter diesen Bedingungen weiter, es scheint, als würde es gebraucht werden.
18.12.2014 11:27:21
Aw: [Liriope Muscaria] Die Stimme einer Heldin (#85392)
Arthemie
Thal’ia

Ich finde mich verändert. Ich bin längst nicht mehr das Mädchen das ich war, als ich auf die Insel kam. Ich bin bei weitem nicht mehr so froh und so leicht, ich finde mich selbst oft melancholisch und traurig und in meine Gedanken versunken. Gedanken, die ich wortlos denke, weil es doch eher Empfindungen sind.
Durch Anne habe ich inzwischen eine neue Schwertmeisterin gefunden, die mich als ihre Schülerin aufnahm. Thal’ia ist ihr Name und sie ist die Botschafterin Elborias, eine Elfe. Sie kam in mein erstes Lager vor Mirhaven, weil sie wohl Annes Spuren gefolgt war und fand uns dort Arm in Arm vor, was sie weich schmunzeln ließ. Anne fragte sie, ob sie mich aufnehmen würde, ich dachte bei mir nur dass mich die Botschafterin Elborias und Klingentänzerin niemals aufnehmen würde, daher war mir die Frage eher unangenehm. Da ergriff Faeel die Initiative und sprang mit gezückten Dolchen auf Thal’ia los, dass mir fast das Herz stehen blieb. Ich dachte, Thal’ia würde Faeel totschlagen. Doch Thal’ia drehte sich sacht aus jedem von Faeels Streichen, es kam zu keiner Berührung. Der Hauptgrund, weshalb ich zögerte war, dass ich Anne nicht verlassen wollte. Ich hatte bereits Noemie und Lilifer verloren, nun auch Anne? Doch das, was Anne und ich hatten, war längst kein Verhältnis einer Lehrmeisterin und einer Schülerin mehr. So sagte ich Thal’ia mit Freuden zu, ich wollte eine ellische Klingentänzerin werden.
Zunächst suchte Thal’ia mein Lager auf, um mich zu unterrichten. Dies war aber kein Zustand, die Schülerin musste zum Meister kommen. Also entschied ich mich schweren Herzens, mein inzwischen gewachsenes Lager immer Tageweise zu verlassen und zu Thal’ia zu ziehen, nach Elboria. Ich durfte auf ihrer Insel leben, bei ihr. Meine Waffen gab ich stets bei den Vallendar ab, die diese dann zur Insel bringen ließen, wo ich sie zurückerhielt. Das machte ich weiter so, obwohl mit Lilifer einen Ring anbot, mit dem ich die Genehmigung erhalten hätte, mit Waffen durch Elboria zu gehen. Die meisten Elfen begegneten mir dort freundlich und offen, über kleine Anfeindungen, weil ich als Mensch in ihrer Stadt lebte, sah ich schlicht hinweg. Wenn ich ihnen dann erklärte, dass ich mir der Ehre, die mir zuteil wird, bewusst bin, wurden sie dann meist auch freundlicher. Es gab auch welche, wie Delia, die versuchte mich zu provozieren. Doch ich hatte gelernt, mit solchen umzugehen. Ich kam ihr nicht näher, als sie es zuließ, wenn sie mir Anfeindung entgegen brachte, begegnete ich ihr mit Verständnis, wenn sie abblockte, zog ich mich zurück. Das hatte, wie bei den meisten anderen auch zur Folge, dass sie von sich aus zu erzählen begann, so lernte ich auch einen Teil ihrer traurigen Geschichte kennen.
Das Training mit Thal’ia war hart. Ich wollte es so unbedingt, sagte mein Kopf. Doch je versessener ich es wollte, je konzentrierter und verkrampfter ich wurde, umso weniger konnte ich mich in Thal’ias Schlägen rühren. Zu beginn schlug sie mir oft die Arme, dann den ganzen Körper blau mit den Übungsschwertern und ein Entkommen war für mich schier unmöglich. Es kam dann so nach und nach, als ich vieles einfach fallen ließ, dass mein Körper sich sachte aus den Schlägen zu winden begann. Ich war viel weniger und doch so viel mehr, ließ einiges von mir abfallen und nahm anderes auf. Ich fing an, die Bewegungen von Thal’ia zu spüren, so wie meine eigenen. Es wurden runde Drehungen, die sich ineinander bogen, ohne einander zu berühren. Es waren Bilder aus Empfindungen, die ich in die Bewegungen fließen ließ, ohne sie in Worte zu fassen. Es passierte einfach. Ich für mich lernte, dass ich nicht angreifen muss, um zu verteidigen. Die Standhaftigkeit ist meine erste, die Unnahbarkeit meine zweite Waffe.
Thal’ia lehrte mich bei weitem nicht nur den Schwertkampf. Sie unterrichtete auch mein Wesen. Das fing mit Ehrbekundungen an, mit einem Respektvollen Umgang, sie lehrte mich Geduld, Ernsthaftigkeit und noch mehr Geduld. Eines Tages schickte sie mich aus, mich selbst zu finden. Ich sollte ihr sagen können, wer ich bin. Ich ritt nach einem innigen Abschied und mit ein paar geistlösenden Kräutern von Anne fort Richtung Adlerküste. Ich verbrachte dort einige Zeit alleine, dann reiste mir Anne nach. Und wir redeten. Ich tat ihr weh, ich hatte Macht und benutzte sie gegen sie. Es hatte zuvor eine Situation gegeben, in der es um ihre Tante gegangen war, sie endete damit, dass Anne mich stehen ließ, alleine sein wollte, sie floh. Ich versetzte Anne in die Situation, durch die sie gehen würde, die Gerichtsverhandlung, der Weg ins Gebäude, die Blicke der Umstehenden, wie sie mit den Fingern zeigten, redeten, keine Ahnung hatten und doch nicht schwiegen, wie ihre Tante den Raum betrat, wie Anne sich verhalten würde. Sie wollte lächeln, für ihre Tante. Anne lächelte immer. Ich hasste es, wenn ihr Lächeln gelogen war. Ich zerbrach Annes Lächeln für den Moment, um sie danach aufzufangen. Ich schloss sie in die Arme und ein weiteres Mal erging sie sich in ihren Tränen. Es brach ein weiteres Mal ein Teil meines Herzens und die Angst um das, was ich konnte, umschloss mich fest. Und doch, es war am Ende gut gewesen. Es zeigte sich, immer wieder, wenn Anne später auf Katlyn angesprochen wurde, blieb sie einfach bei sich, sprach klare Worte, ihre Emotionen waren echt. Ich liebte es, wenn sie so sein konnte. Sie war richtig. Doch blieb das Gefühl, einen geliebten Menschen zerbrochen zu haben in mir zurück.
Das war eine Erkenntnis der Adlerküste über mich selbst, es geht nicht um mich, es geht um die Anderen. Ich will sie aufnehmen, ich kann es, ich kann es tragen. Ich muss nicht angreifen, um zu kämpfen. Und ich sehe mit dem Herzen. Ich bin die, die die Welt als ein Bild aus Empfindung sieht, und wenn sie sich fallen lässt, diese lenken kann.
Ich danke Thal’ia für alles, was sie für mich getan hat, für alles, was sie mich lehrte und für alles, was sie mich noch lehren wird.

Nun finde ich Thal’ia verändert. Ich neige mein Haupt tief, wenn ich sie sehe, doch neuerdings verweigert sie mir dies. Ich soll mein Haupt heben. Sie kommt mir näher. Auf eine freundschaftliche Art und Weise, sie wird weicher, nahbarer. Und schwächer. Sie ist verlobt mit Lea, doch seit diese sich praktisch kaum noch um Thal’ia schert, leidet sie sehr. Nun sucht meine Meisterin Trost bei mir, wie so viele. Ich finde es wundervoll und dennoch bedeutet es, dass sie sich als Lehrmeisterin entfernt. Nun spende ich ihr Trost, ich wünsche mir, dass sie glücklich wird. Sie liebt Lea, doch wenn es ihr Leid bereitet, hoffe ich dass sie dieses nicht zu lange erduldet, egal wie es ausgehen mag.
19.12.2014 00:08:44
Aw: [Liriope Muscaria] Die Stimme einer Heldin (#85441)
Arthemie
Selina

Sie kommt immer wieder zu mir, in die Zuflucht, in mein Leben. Oft fordert sie vollkommen nüchtern Informationen, als seien wir alte Geschäftspartner und doch rast sie dabei durch mein Leben, durch meinen Verstand, meinen Leib, zerstört mich fast und zerreißt mich. Ich kann sie kaum ertragen und doch …
Wir sind auf ewig voneinander getrennt, können, dürfen, werden einander niemals bekommen. Selina … Es sind daher immer nur Episoden, einzelne Momente, Bilder, die uns prägen, das Uns, das es nicht gibt, nicht geben darf. Und dennoch erinnere ich mich an sie, an die Bilder, die sich in mich einbrannten. Jedes brennt tiefer und heißer, als das zuvor. 

Episode 1: Begegnung in der Stadt, fest mit Lina

Auf dem Markt von Mirhaven war ich mit meinen Gefährtinnen verabredet, Lina und Anne. Dort war es wie üblich voll und geschäftig. Als ich sie traf, waren sie im Gespräch mit vielen, unter anderem Katraana, die mich hasste, und Zacherias, der mich töten wollte. Es war eine schwierige Situation für mich, also ging ich ein Stück abseits. Dort traf entdeckte ich eine mir bekannte Person, Selina. Sie stand einfach so da, das letzte mal dass ich sie gesehen hatte, war im Außenposten gewesen, vielleicht hatte sie Nachricht von Salina. Vieles schoss mir durch den Kopf, ihre Kälte und Härte, ihr Desinteresse und ihre Nähe zu Salina. Ich ging also auf sie zu, sprach sie an, lächelte und frage, was ich fragen wollte. Sie reagierte ähnlich kalt, wie zuvor, doch damit hatte ich gerechnet. Sie war verletzt, so schien mir. Sie redete kaum, nur verächtlich. Also begegnete ich ihr freundlich. Ich habe zwei Methoden, auf die ihren zuzugehen, mein Gefühl entschied sich dafür, sie zunächst zu locken und ihr so natürlich wie möglich zu begegnen. Ich lud sie ein zu uns, sie sollte lernen, was es heißt, Gefühle zuzulassen, frei zu sein. Viele bezeichneten sie als tot, als innerlich verendet. Doch das ist in Wirklichkeit keiner, davon bin ich überzeugt. Und tatsächlich, sie folgte einfach, wahrscheinlich war es ihr schlicht egal, ob sie alleine herumstand, oder ob sie bei uns blieb. Vielleicht erhoffte sie sich auch damals einen Nutzen, wobei ich denke, dass sie uns für Unnütz und dumm hielt. Sie sprach von Zeitverschwendung, davon eben diese zu erlernen. Lina und ich zogen uns etwas anderes an, wenn es nach Lina gegangen wäre, wäre ich nackt geblieben. Dann sammelte ich Selina und Anne ein. Ich war ehrlich froh, dass Selina gewartet hatte, ich war kurz in Sorge gewesen, dass sie uns entfliehen wollte, dass wir zuviel des Guten waren. Lina erleuchtete in der Zwischenzeit heimlich den gesamten Hof des Drachen mit Lichtern. Das war dann tatsächlich zuviel des Guten. Als Anne hinzu kam, war sie böse wegen unserer Verantwortungslosigkeit. Wir entschieden uns dann, uns in unsere Zuflucht zurückzuziehen. An unseren sicheren Ort, wo wir sein konnten, wie wir wollten. Das Lager, aus dem dann die Zuflucht erwuchs. Dort kochten wir dann Tee, redeten, lernten einander kennen. Es ist lange her, dass das geschah und vielleicht, mit allem was ich nun weiß, wäre ich damals besser vor Selina davon gelaufen, wäre sie vielleicht die erste gewesen, die ich abweise. Wobei, nein. Auch mit meinen jetzigen Wissen hätte ich sie aufgenommen, es wäre genau so gekommen, wie es gekommen ist. Es war vorbestimmt. Selina …

Episode 2: Gespräch bei Dante

Das nächste Mal sprach ich mit Selina bei Dantes Lager. Anne und ich redeten dort eigentlich mit ihm und Ainslee über Brotlieferungen und Politik. Selina sprach zu mir, sie hatte von mir gehört, wo auch immer. Sie behauptete, man würde von mir sprechen, von mir berichten. Meine Lieder hätten Macht, sie würden Seelen zerschneiden. Sie forderte von mir, dass ich diese Macht auf sie anwendete. Sie forderte, dass ich ihre Seele angriff, sie forderte und forderte. Ich lasse mich nicht fordern. Ich schenke, wenn mein Herz es mir sagt. Und mein Herz spürte ihre Verbitterung. Mein Gesang wäre an ihrer Mauer abgeprallt, alles was sie wollte, war gegen mich kämpfen. Ich lächelte sie an, ich nährte mich, ich brach ab. Es wäre Zeitverschwendung. Ich sagte ihr sehr deutlich, dass ich nicht mit ihr kämpfen würde. Ich lächelte sie sachte an und wendete mich Anne zu, mit den Worten, dass ich mich lieber mit Anne beschäftige, als meine Güte an ihre Kampfgelüste zu verschwenden. So funktionierte es einfach nicht. Aber das was ich tat, wirkte. Sie war irritiert, das zwang sie zu einer Reaktion. Und es nahm ihr die Kontrolle, das verwirrte sie , das konnte ich spüren.
20.12.2014 18:53:11
Aw: [Liriope Muscaria] Die Stimme einer Heldin (#85517)
Arthemie
Episode 3: Gespräch im Lager, Herumgereicht

Selina kam weiter ins Lager, sie wollte unterrichtet werden im Nichts tun, sie war verletzt worden und wollte sich auskurieren und es von uns erlernen. Das Leben genießen, sie behauptete, sie sei die wichtigste Person in ihrem Leben, gleich nach -ihm-, versteht sich. Einen Abend kam Vintar dazu und mit ihm und Lina gab es mal wieder nur ein Thema, die Lust und die Liebe. Selina war verwundert gewesen, wie vertraut und innig Anne und ich miteinander gewesen waren, und das ohne Zwang, ohne Gewalt, im Einverständnis. Also fragen Vintar und Lina Selina munter aus. Wie denn ein Mann sein müsse, dem sie sich hingebe. Selina antwortete, dass er vor allem eines sein müsse, mächtiger als sie. Anne konnte sich ein verächtliches Grinsen nicht verkneifen. Zu der Zeit wusste ich noch recht wenig über -ihn- und das, was seine Lehren für mich mit sich bringen würden. Selina erzählte dann erstaunlich frei heraus, dass sie lieber eine Frau haben wollte, als einen Mann. Und doch sprach sie ihre Verwunderung über unseren Umgang miteinander aus. Als die beiden neugierigen Redensführer das immer wieder und wieder hinterfragen, sprach Selina mit ihrer oft so kalten, toten Stimme davon, wie Horks Frauen die Kleider im Leib rissen, sie herumreichten, benutzten, wie sie das erlebt hatte. Mir selbst brach es das Herz, das so zu hören, wie sie es so kalt aussprach, so nüchtern, so selbstverständlich und ohne jedes Gefühl. Es traf mich und ich wollte sie packen und schütteln. Bis zu letzt will ich nichts lieber, als Selina packen und schütteln! Nach allem, was geschehen ist, spannt sich jede Faser meines Körpers an, verkrampft sich, bereit, sie endlich zu packen, wenn ich nur an sie denke.. Wie ich sie inzwischen hasse. Und doch, damals, als sie das erzählte, fing es an, es war der Anfang vom niemals endenden Ende. Die Anderen schienen es einfach nicht gehört zu haben. Sie schatzten fröhlich weiter, als sei nichts. Ich konnte es einfach nicht ertragen, so weh tat mir diese Krankhaftigkeit. Ich ging zum Feuer, um den Tee zu kochen, doch in meiner Wut und Anspannung stellte ich mich so grob an, dass ich mir die Hände versengte. Anne war es, die meine Not bemerkte, meine Not, die aus meiner Sicht die einer anderen hätte sein sollen. Und als sie mich ansprach, brach es aus mir hervor. Ich schrie Selina an, wie krank ich sie empfand. Wie sie sich eigentlich fühlen sollte, wahrscheinlich würde, tief in sich. Wie sehr es mich wahnsinnig machte, wie sie sich verhielt. Da klärte sie es in der selben, kranken, toten Litanei auf, dass sie nicht von sich selbst gesprochen hatte, sie sei zu stark, wer ihr so etwas antun wollte, der würde nicht überleben. Es dauerte eine Weile, ehe ich mich fasste, ehe all diese Anspannung abfallen konnte. Ich war todmüde und geschwächt. Das Leid anderer schwächt mich, frisst mich. Und ich kann es nicht ertragen, die falschen Emotionen zu bekommen.