20.09.2014 22:44:22 | [Raelys] Im Schatten des Windes (#80690) |
revenge | [center][img]http://s14.directupload.net/images/140921/zktgbj2g.jpg[/img][/center] Blondes Haar wurde vom Wind empor gehoben, verwirbelt, verwirrt bis die Hand, die über ihren Kopf fuhr den Eindruck gewann ein Windvogel hätte sich sein rasches Nest dort gebaut. Blau wie der Himmel und das Meer, das sie betrachtete, blickten ihre Augen über die fremdflüsternde Landschaft. Auf der bleichen Haut und mit jedem Atemzug spürte sie das Prickeln des Salzes, ein Gefühl, dass sie zu genießen gelernt hatte und das so untrennbar mit diesem Ort verbunden war wie kaum etwas, das sie empfinden konnte. Die Kühle der aufziehenden Nacht erreichte sie nicht, denn ein Feuer brannte dicht unter ihrer Haut, begierig darauf die frische Luft zu kosten. Kein Traum hatte für sie vorhergesehen was ihr Leben ereilen würde, an diesem Tag, um ihre Gedanken so gründlich durcheinander bringen, dass diese Rast am Meer dringend-zwingend notwendig geworden war. Ihr Innerstes wollte schreien, toben - entscheiden - jetzt, denn es kannte keine Geduld, keine Zurückhaltung. Das reine Feuer hatte sich so seinen Weg gewühlt, aus den Tiefen empor bis kurz unter ihre Haut, wo diese dünne Barriere nun nur übrig geblieben war. Sie würde Stand halten, es gab keinen Zweifel daran. Ihr nächstes Lächeln war blutig, denn die Anspannung hatten ihr die Zahnreihe tief in das eigene Fleisch getrieben. Wie die Träne einer roten Frau lief ein einzelner Tropfen ihr Kinn hinab. Sie wusste es war Zeit das Feuer für eine Zeit zu löschen, um nicht Inneres und Äußeres zu verbrennen. Mitsamt allem was sie am Leibe trug, ließ sie sich in den brandenden Wellen nieder bis ihre Haut zahlreiche kleine Falten schlug und ausgetrocknet und rissig zu werden drohte. Ihr Hiersein war eine Farce und ihr Zögern ein Schauspiel vor sich selbst - mit dem es ihr nicht gelungen war ihr gegenüber zu überzeugen. Er hatte gewusst und schlimmer noch auch ausgesprochen, dass ihre Wahl im Grunde keine solche war. Dass sie Möglichkeit und Zugewinn verschmähen würde für eine sonderbare Vorstellung von Freiheit. Die Wahrheit war, da war ein Weg und er zeichnete sich so klar vor ihr ab, dass es dumm, töricht und kindlich war ihn nicht sogleich entschlossen zu betreten. Sie würde beten in dieser Nacht für eine Zukunft ohne solche Fehltritte, ohne weitere Verfehlung oder noch mehr davon um endgültig und kläglich zu scheitern. Die Münze der Herrin würde fallen. |
22.09.2014 12:38:40 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#80804) |
revenge | [center][img]http://s7.directupload.net/images/140922/cot8kv3c.jpg[/img] [/center] Nurmehr ihre eigene zerflossene Erinnerung konnte die Stellen ausmachen an welchen ihre Haut vor wenigen Stunden aufgerissen, zerkratzt und zerbissen worden war. Alles an fleischlicher Manifestation war fortgespült von einem machtvollen Wirken von Magie, selbst die Gefahr, dass die unheilvolle Krankheit der Gestaltwandlung nach ihr griff. Die Spuren in ihrer Erinnerung, die tiefen Gräben in ihrem Geist jedoch hatte dieses Wirken nicht erreicht. Sie waren noch immer dort und die Seele litt und blutete, wie der Leib es tat. Nur langsam würden sich die Wunden aus Todesangst und Erinnerung schließen. Die Gewissheit, dass einige von ihnen heilen würden, brachte etwas Wärme in die trostlosen Gedanken der Frau, doch wandten sie nicht ab was durchlitten werden musste. Raelys saß zwischen ihren Laken und haderte mit der Notwendigkeit des Schlafs. Eine menschliche Schwäche, zweifelsohne, die sie in irgendeiner Nacht der Zukunft ausmerzen würde. In diesen Gedanken versunken, tastete sie nach ihrem neu erworbenem Rucksack, dessen Leder noch frisch und scharf roch und zog ein abgetragenes, in schwarz eingeschlagenes Büchlein hervor. Sie hatte behauptet, keine Bücher mit machtvollen Zeichen und Worten mit sich zu tragen und es war halb Lüge und halb Wahrheit gewesen. Die Tinte sog sich dort wo Feder und Papier sich trafen tief ein und sickerte hinaus wie aufgetragenes Blut. Nicht einmal setzt sie während des Zeichnens die Feder ab. Noch ehe sie diese wieder anhob, setzt sich das Zeichen in ein flammendes Rot, erhellte den Raum und blendete ihr Auge. Es wusch die Erinnerung hinweg und ließ die blonde Frau zusammensinken. Das Gesicht ins Buch gebettet, sank sie in einer Nacht der Stille. Eine Nacht in der sie kein einziges Heulen aus tiefsten Träumen aufschrecken ließ und kein Geruch nach ihrem eigenen Fleisch und Blut und den erstickten Laute ihrer Mitreisenden, dazwischen das Schlagen und Reißen einer einzelnen scharfen Klingen, ihre Ruhe störten. Nur ein leises Summen durchtrieb ihren ruhenden Geist und sagte ihr am Morgen, dass es Zeit war sich wieder zu erheben. |
26.09.2014 21:50:43 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#81024) |
revenge | Es existierten Wahrheiten in den Welten, die man erahnen konnte, da sie stets wie ein Schatten, wie ein Schein unter Eis verborgen - knapp unter der Oberfläche trieben. Der Verstand vervollständigte das Bild und man sah ein Abbild der eigenen Vorstellung. Ein schrecklicher Augenblick war es, in dem man erkennen musste, dass Abbild, Vorstellung und Wahrheit keinesfalls zur Deckung zu bringen waren. Die Wahrheit war stets grauenhaft, eindrücklicher und sehr viel schwerer zu vergessen. Es war die Gewissheit, die jede willkommenere Möglichkeit auslöschte, dabei gierte der Geist nach der Lüge - nach dem was ihm besser gefiel. Es war soviel leichter mit ihr weiterzuleben. In dieser Nacht war für Raelys eine Lüge auf ewig ausgelöscht worden. Die, dass Rashal nicht dieser dunkle Schrecken war, der er vorgab zu sein. Sein Spiel war nahezu perfekt, doch diese wenigen Augenblicke in seinem und ihrem Leben hatten ihm jede Chance genommen es je wieder zu gewinnen. Kein Zwinkern, kein schlechter Scherz oder feichsende Bemerkung würden sie je wieder davon ablenken wer und was er war und was er vermochte. Sie hatte sich weit genug zurückgezogen, um keinerlei verwirrte Pfeile fürchten zu müssen, die vom Bogen des Schattenspringers entsendeten wurden. Er war auch der Einzige, der sich der Klinge des Kriegers länger als einige Herzschläge entziehen konnte. Der Schatten arbeitete für ihn und noch kannte sein Gegner kein Mittel, um ihn aus seinem Versteck zu treiben. Weshalb war er nicht fortgelaufen, hatte sich von Schatten zu Schatten geschwungen, um zu fliehen und zu überleben? Zweifelsohne griff er immer wieder in der Gewissheit an zu sterben, so seine Angriffe fehl gingen. Dennoch tat er es, denn etwas in ihm loderte hell. Hell genug, dass Raelys den Geruch wahrnehmen konnte. Hass? Am Ende waren manche bewusstlos, andere waren schlichtweg sehr schwach. Die Möglichkeit ihren letzten Wunden zu erliegen, wurde ihnen genommen, denn Rashal versorgte sie. Hass hatte viele Gesichter und dieses Eine war sein Hässlichstes. Bis zum Ende rebellierten ihre Herzen, die sich so sehr nach den einfachen Wahrheiten sehnten. Raelys verspürte einen bedauernden Stich in der Herzgegend. Sie betrauerte sich selbst. |
27.09.2014 13:44:20 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#81041) |
revenge | Die Kerze flatterte unstet in einem schwachen Luftzug, der die Nacht durchtrieb. Die blonde Frau saß über ein Papier gebeugt, rechts und links hatte sie verschiedene Tintenfässer aneinandergereiht in welchen feine Federkiele taumelten, außer in einem, dessen zugehöriges Schreibwerkzeug in Raelys' Hand ruhte. Sie war nicht zufrieden, das sah man, nicht nur an ihrer Mimik, die deutlich genug gewesen wären, sondern auch an den zahlreichen zerknüllten Papieren, die um sich herum unter dem Tisch und um ihren Stuhl herum verteilt lagen. Da ein falscher Strich, da ein Kleks, hier ein Ärmel, der unvorsichtig über die nasse Tinte gezogen worden war. Konnte man sich selbst einen Trottel schelten? Raelys konnte und wenn sie es nicht laut tat, dann umso emsiger in ihrem Inneren. Sie wollte diesen Bericht für die Wache und Wächter Klostermann fertigstellen, ihre Notizen lagen unweit auf einen fleckigen, rissigen Zettel gekritzelt. Sie hatte eine Anweisung erhalten, die sie gerne als Bitte verstand und würde diese ausführen nach bestem Wissen. Anweisungen wurden ausgeführt - manchmal. Ein Lächeln flackerte gemeinsam mit einigen Schatten, die das Kerzenlicht warf über ihre Züge. Die ganze Angelegenheit roch nach dem Wabern von Magie und Raelys war erleichtert gewesen, dass die Stadträtin Meister Ders ganz von alleine ins Gespräch gebracht hatte. So konnte sie diese Angelegenheit in fähigen und sicheren Händen wissen, in solchen die Notwendigkeiten erkannten und klug und bemessen zu handeln vermochten. Mit nachdenklichem Ausdruck auf den bleichen Zügen glitt ihr Blick über das Papier und die Worte, die sie bislang zu Stande gebracht hatte. Ihre Gedanken strebten in eine andere Richtung. Was würde geschehen, wenn sich all diese Bündnisse als nutzlos erwiesen und die Stadt tatsächlich einem Aufstand der Hungerenden zum Opfer fiel? Sicher, sie konnte sich hinter den roten Schultern Artes' verstecken, doch würde man die Kraft aufbringen die Stadt zurückzuerobern vom Pöbel? Und dann wenn ausreichend Aufständige getötet worden waren, um die Übrigen unter Kontrolle zu bringen, was würde dann übrig bleiben? Wollte sie in einer Stadt der Aufbruchs und der langen gefährlichen Nächte leben? War sie dafür vom Festland auf diese Insel gekommen? Städte fielen aus weitaus geringeren Gründen und so war der Abgrund an dem man entlang wanderte überaus tief und dunkel. Raelys Geist konnte keine Lösungen ersinnen, die nicht bereits von irgendjemand ausgeführt oder verhütet worden waren. Wo war das kleine glimmende Licht eines Auswegs, das man nur ausreichend hartnäckig suchen musste, um es zu finden? Die blonde Frau befand sich noch auf der Suche, doch sie trug sich in der festen Hoffnung es noch rechtzeitig zu erblicken oder durch andere Augen zu sehen, die es für sie fanden. |
01.10.2014 06:20:28 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#81211) |
revenge | [center]https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=iTuhpJBBvCc[/center] [i]Was... was nur hatte sie getan?[/i] Der Gedanke trieb hartnäckig durch ihren Geist, fesselte ihre Aufmerksamkeit, während sie sich emsig mit einer groben Bürste den Dreck von den Armen schrubbte. Zuerst spürte sie den Schmerz nicht, dann keimte er langsam in ihrem Geist und verdrängte die tauben Worte, die wie ein Echo durch den leeren Raum ihrer Seele hallten. [i]Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht? Hatte sie überhaupt gedacht?[/i] Sie hörte die dunkle Stimme ihres Vater zettern, in solcherlei mischte man sich nicht ein, man ließ den Dingen ihren Lauf und andere ihren Kopf dafür hinhalten, ihr eigener war viel zu kostbar dafür. Doch Raelys war ihm wieder nicht gefolgt... hatte wieder geglaubt sie könnte nach Dingen greifen, die nichts für sie waren. Die Bürste rieb über ihr Bein, bis die Haut sich in winzigen Fetzen davon löste und ihr Gesicht eine schmerzverzerrte Fratze zog. Dünnes Blut glänzte unter der wunden Oberfläche ihrer Haut. Sie wusste worin ihr Übermut begründet lag. Es lag an Rashal selbst, denn je länger sie mit ihm über die Insel zog desto unverwundbarer fühlte sie sich. Da war kein Teufel, kein Werwolf und kein Riese, der auch nur den Hauch einer Chance hatte gegen die schwarze Klinge des Streiters. Er schob sich an ihnen vorbei als wären sie nichts und sie fielen als wären sie welkende Blätter im Wind, deren Schicksal bereits seit Anbeginn der Zeit besiegelt war. Doch sie war es nicht - unverwundbar. Sie war eine Frau mit schlichten Talenten, keines auch nur annähernd so groß, dass sie es mit Rashal je aufnehmen konnte. Und diese Erkenntnisse sickerte in ihren Geist und ließ sie trotz des Schmerzes die groben Borsten noch fester über ihren rechten Arm reiben. [i]Wie nur... wie nur werde ich das überstehen?[/i] Ein leises Schluchzen warf sich an den engen Wänden der Kammer in der sie sich wusch zurück. Sie sank in sich zusammen und weinte sich ihren eigenen Übermut von der Seele. Wie waren ihre Worte zu Rashal gewesen? [i]Doch sind wir nur Menschen, mit den begrenzten Kräften, die wir haben.[/i] Als sich ihre zerquollenen Augen wieder öffneten, sah sie in ihr Spiegelbild im sachten Blutrot der Waschschüssel, die immernoch vor ihr stand. |
01.10.2014 08:44:33 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#81216) |
revenge | [center]https://www.youtube.com/watch?v=sHDQAHOAAwY[/center] Während sie ihr rotes Abbild anstarrte, spürte sie, wie die inneren Banden brachen, wie Gathraka ihren Willen in ihren Kopf hinein schrie. Es erfüllte sie Hass und Zorn, ein beißender, kochender Grimm. Tränen? TRÄNEN! Die Dämonin riss hart an den Ketten und Raelys spürte die Hitze des dunklen Feuers von der roten Oberfläche an ihr Gesicht heranlecken. Ein Gedanke erfüllte sie, lähmte sie: Sie würde sie verbrennen, hier und jetzt. Sie hatte die Schilde fallen gelassen, sich einen Moment der Schwäche gewährt. Die Bestrafung rückte näher in den lodernden Augen des Scheusals, das rasselnd den Griff fester um die Kette schlang und diese nach und nach mit dem boshaftestem Grinsen auf den Lippen verkürzte bis die Menschenfrau zu ihren Füßen kauerte. Sie sah vor ihrem inneren Auge die Vergangenheit vorüberziehen. Ein Mann, niemals hatte sie ihn zu Gesicht bekommen, der das blonde Haar ihrer blutjungen Mutter durchtrennte. Ach wie sehr hatte sie dem geglichen was Raelys heute war. Die Macht des Blutes hatte er geopfert für einen einzigen Blick auf die vernichtenden Schönheit Gathrakas. Raelys' eigenes ungeborenes Herz schlug damals bereits kräftig als zweiter Rhythmus unter dem Herzen ihrer Mutter. Furcht wurde ihr früh ins eigene Blut gegeben beim Anblick der Dämonin, die nur ein hämisches Grinsen für das Opfer des Magiers übrig hatte. [i]Das will du mir anbieten, Erbärmlichster aller Erbärmlichen? Dieses süße Kind?[/i] ihre schmalen blutroten Lippen, die einem die Welt und noch mehr versprechen konnten, verzogen sich zu einem einnehmenden Lächeln. Dann einen Lidschlag später nur, war da nur mehr die Fratze eines erbosten Scheusals. [i]Wage es nicht mich zu verhöhnen. Wage es nicht mit diesen leeren Händen vor mir zu stehen, dummer kleiner Mensch.[/i] Raelys spürte wie ihre Mutter von Panik erfasst zu Schreien begann und wie die Todesangst weiter in das Herz und die Seele des ungeborenen Lebens sickerte. Der fremde Mann verzog keine Miene, ihm wohnte in seiner dunklen feinen Robe eine Ruhe inne, die sich durch nichts und niemand erschüttert sehen konnte. Seine Hände waren voller Blut, der Rest von ihm war markellos, wie seine Stimme als er sprach. [i]Du wirst dieses Opfer nehmen Gathraka oder als Made in eine Suhl von Armseligkeit enden, die es sich dein hübsches Köpfchen nichteinmal in seinen kühnsten Träumen ausmalen könnte.[/i] Seine Worte wurden zu einem angstfreiem Säuseln. [i]Warst du schon einmal dort unten, in den strafende Untiefen deines Herrn? Auf der letzten Stufen der Existenz, quasi nurmehr zum winden und lautlosem quieken und fressen im Stande?[/i] Eine leichte wegwerfende Handbewegung und der Mann dreht ihr halb den Rücken zu. Die Dämonin zischte und das Feuer ihrer gierigen, großen, dunklen Augen erreichte den Rand des blutummantelten Schutzkreises. Sein Ächzen war in einem leisen Surren, einer Vibration, das den Raum ausfüllte zu spüren. [i]Genug![/i] herrschte der Mann sie an und sein Blick hielt kurz die wimmernde Mutter Raelys' gefangen. [i]Entscheide, jetzt.[/i] Ihr war schwindelnd zu mute und ein zarter Nachhall des dämonischen Zorns ließ ihr Herz so fest und rasch schlagen, dass sie die eigene Hand darauf presste, um es vom Sprung aus der Brust heraus zu hindern. Natürlich geschah nichts dergleichen und ihr flackernder Blick durfte sich nach einigen Augenblicken wieder klären und auf den Inhalt der Waschschale legen. Die dunklen Augen der dämonischen Schönheit betrachteten sie lange schweigend. Ihre Stimme war so schön als sie sprach, dass jeder Tod in diesem Augenblick ein vollkommener Tod gewesen wäre, nur die Sprache der Untiefen war hässlich, die sie wählte. Die Worte waren gleichgültig, denn es war die Macht darin, die Raelys' zu neuer äußeren Stärke und Sicherheit verhalf. Gathrakas Versprechen war eines: Von jetzt an würde sie nie wieder alleine sein. |
03.10.2014 06:02:04 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#81308) |
revenge | Die Angst hatte sie beschlichen, vor dem das was konnte, was werden würde. Dinge auf die sie nur begrenzt Einfluss ausüben konnte, denn sie lagen geborgen in den Händen des Schicksals oder einer Macht, die ihr nicht lauschte. An diesem Abend hatte sich im Gespräch mit Artes alles verändert. Aus Plänkeleien waren ernste Worte geworden und aus ernsten Worten sprach die Wahrheit. Eine Tatsache, die sie stets gefürchtet hatte, denn die Wahrheit offenbarte nur allzu gerne Schwäche und es waren Menschen schon für viel geringeres verraten wollen. Sie hatte gehofft in Artes einen Mentor zu finden, jemand der ihr sagte wie die Dingen standen, wie sie laufen würde und welche Maßnahmen ergriffen werden mussten. Jemand, der sie anleitete und ihr die Unsicherheiten, die auf ihrer Seele schwer lasteten, nahm. Doch Artes hatte nichts dergleichen getan. Er hatte die Wahrheit gesprochen und Raelys war ihm auf eine Weise dafür dankbar, auf eine andere jedoch wünschte sie sich, er hätte sie belogen. Doch so einen Mann würde sie in Artes nicht finden können. Sie hatte ihm von der Angst berichtet. Ein Gefühl, das sie tagtäglich begleitete, auch wenn sie es tief unter einem ganzen Berg aus andere Emotionen verbarg. Angst zu etwas zu werden, das sie selbst nicht mehr mögen könnte, zu einem Monster, das dem Willen der Abyss folgte oder sich von seinem eigenen chaotischen Geist verzehren lassen musste. Doch Raelys wusste, dass jeder Medaille zwei Seiten verbarg und einen Blick auf die andere Seite zu werfen, brachte ihre Hände zum kribbeln und ihr Herz begann rasch zu schlagen in ihrer Brust. Die Macht Gathrakas sickerte immer mehr in ihr eigenes Blut. Sie spürte es nicht nur in der Art und Weise wie sie das Gewebe um sich herum mit den dämonischen Kräften beugen und drehen konnte, sondern auch darin wie sich ihr Körper veränderte ohne, dass sie bewusst etwas dazu tat. Wieviel war noch mit ihr geschehen ohne, dass sie davon etwas gespürt hätte und wie oft würde sie noch Begebenheiten ergründen von welchen sie nicht wusste wie lange sie bereits existiert hatten - ungehört, ungesehen. Sie wusste irgendetwas geschah mit ihrer Haut. Gathraka hatte ihren Atem darübergehaucht und die zarten roten Linien, die zuvor nur ihre Arme und Hände hatten aufleuchten lassen, wanden sich jetzt ihren gesamten Leib hinauf. Wollte sie jemand verletzen, so war da nun mehr als bloße menschliche Haut. Fühlte es sich so an ein Monster zu werden? Sie wusste es nicht, doch es ließ sie lachen und weinen zugleich. |
07.10.2014 07:45:06 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#81478) |
revenge | [center]https://www.youtube.com/watch?v=SNqvhctmTfM [/center] Wenn jede kleine Bewegung von einem fauchenden Schmerz durch die Glieder begleitet wurde, dann wurden selbst kurze Strecken zur Qual. Dunkles Blut rann ihr wie ein warmer Mantel den Rücken hinab. Es schwappte aus der Wunde im darbenden Rhymthmus ihres Herzschlages. Verkrustete Hände krallten sich in den Stein unter ihr und robbten auf der bebenden Erde einem hellen Schein entgegen. Das matte Licht ihrer Seelenspiegel begann mit den letzten Lebensgeistern zu flackern. Die Sonnenstrahlen blendeten sie als nach einer gefühlten Ewigkeit endlich das steinerne Tor in Sicht kam. Dahinter erhob sich die erste Sonne über eine rohe Erde, die wild und frei von der Knechtschaft von Mensch, Elf und anderem zufrieden mit sich selbst war. Das Beben um sie herum, war für einige Augenblicke unendlich weit entfernt bis es sich mit einem donnernden Krachen wieder in Erinnerung rief. Die Wände bröckelten und Steine prasselten auf sie nieder. Vor ihr zerbarst die Decke und jedwedes Licht wurde vom dunklen Schatten eines herunterfallenden Felsbrockens verschluckt. Raelys spürte ihren eigenen Schrei in der Kehle ohne ihn wirklich zu hören. Als sie zwischen ihren Laken aufschreckte, war sie in Schweiß gebadet und die verschlungenen Dämonenlinien auf ihrer Haut pulsierten in düsterem Schwarz. Wie Kettenglieder schlangen sie sich um ihre Arme und Beine und waren dort so dicht, dass man das Helle ihrer Haut kaum mehr erkennen konnte. Während sie noch Atem schöpfte, schob sich ein fremder Gedanke in ihren Geist. Sie spürte wie nah sie einer neuen Forderung war. |
08.10.2014 08:29:29 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#81538) |
revenge | [center]https://www.youtube.com/watch?v=t987p0f9y54[/center] Raelys war ein Geschöpf aus Gier und Machtsucht erschaffen. Ihr Herz war nicht so schwarz, wie es hätte sein können im Angesicht all der Geschehnisse und des beständig verführerischen Geflüsters in ihrem Geist. Ihre sadistische Ader war kaum mehr als ein kleiner Keim, den die Dämonin mit aller Geduld pflege, die sie aufzubringen in der Lage war. Dennoch wuchs er nur langsam, nur wenige Begegnungen gaben diesen dunklen Gaben in ihr neuen Schwung. Eine Begegnung wie die gestrige war allerdings dazu in der Lage. Nur selten spürte Raelys diese Glut in sich aufwallen, denn ihr eigener Zorn war ebenso sorgsam in Ketten gelegt und hinter unendlich vielen fingerdicken Gitterstäben verborgen. Sie wusste, wäre dem nicht so, würde Rachlust sie verzehren wie eine Motte, die dem Feuer zu nah gekommen war. Der dunkle Rauch dieser Glut versperrte ihr den Blick auf jeden klaren Gedanken und Vorsicht. Mit einem einzigen Satz war es Amber gelungen diese Gefahr in ihr zu beschwören und es hatte eine Unmenge an Kraft gekostet die Stäbe neu zu schmieden und das treibende Heulen ihres eigenen Chaos aufs Neue zu bändigen. Glockenhelles Lachen durchdrang sie, während sie nun da alles vorbei war über einem Stück Fleisch saß wie sie es dieser Tage selten zu Gesicht bekam. Sie hätten dieses Augenblick genießen sollen, stattdessen war sie voller quälender Gedanken. Gathraka liebte nur wenig mehr als göttliche Diener in ihrem eigenen Blut herumzurollen. Dementsprechend düster waren die Gedanken, die in ihre Seele hinein trieben. Nicht nur Visionen der Vergangenheit, auch solche der Zukunft würden sie von nun an begleiten. Sie hasste es deshalb in Kontakt mit Dienern der Götter zu kommen. Gathrakas Lust sich derer zu bemächtigen, war ein ums andere mal ein, ein kräftezehrendes Unterfangen. Irgendwo in ihr, in einer dunklen staubigen Ecke, wusste Raelys, dass der Tag kommen würde, wo ihre Kraft enden würde. Und Gathraka stand bereit ihren krallenbewehrten Griff endgültig um sie schlingen. Als Gefangene im eigenen Körper würde sie dann enden ohne die Hoffnung dieser Zukunft je wieder zu entkommen. Doch noch war es nicht soweit. Sie wünschte sich dieses Schicksal für Taras nicht, genausowenig wie sie Amber je wieder auf ihre Worte ansprechen würde. Man konnte niemandem das eigene Schicksal auflasten, nur sich selbst. Dennoch würde die Nacht schwierig werden. Sie nahm sich vor so lange die Augen offen zu halten wie nur möglich. |
09.10.2014 08:34:24 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#81576) |
revenge | [center]https://www.youtube.com/watch?v=g9E12yv--5w[/center] An diesem Abend saß Raelys ganz gegen ihre Gewohnheiten zwischen zwei erdigen Erhebungen am Fuß einer Eiche und lauschte den Geräuschen des Lebens. Über ihr hatte ein Eichkätzchen seine Nuss von einer Elster zurückerlangt und genoss diese nun im Angesicht des diebischen Vogels, der nun mit leerem Schnabel dasaß. Neuerlich war sie in tiefe Gedanken versunken und lauschte in sich hinein, fand jedoch nichts als ihr eigene Gedankenstimme. Gathraka hatte sich nach dem gestrigen Tag zurückgezogen und Raelys nahm an, dass ihr Geflüster nun an einem anderen Ort gebraucht wurde, schließlich war sie auch nur ein Sklave von irgendwem. Sie fühlte sich aus tiefstem Inneren ausgelaugt. Der Versuch des Magiers mehr Wissen zu erlangen, hatte ihre Kraftreserven aufgezehrt und ihr alles abverlangt. Umso erleichterter nun der Gedanke, dass sie für's Erste allein mit sich selbst sein würde. Ihre letzte Berührung mit dem Flüstern war eine voller Hass gewesen. Hass auf den Roten Magier, der seinen neugierigen Blick auf sie gerichtet hatte. Erst war dort Amüsement, ja Belustigung, doch die hatte sich wie stets rasch gewandelt, in Ärger und Unmut. Auch die fremde Stimme in Raelys Kopf hatte Gathraka nicht unbedingt glücklich gestimmt. Eine Weile dachte sie darauf herum, drehte sich um ihre eigene Mitte ohne die Orientierung zu verlieren. Der Blick zum Himmelszelt offenbarte eine Decke voller Sterne, keine wärmende doch eine, die den Geist befreite und ihm eine Weite gab in der er sich entfalten konnte. Ein seltenes Erlebnis für die blonde Frau, deren Gefängnis aus eigenen Empfindungen, Achtsamkeit und Selbstkontrolle ihr das Herz immer wieder eng werden ließ. Sie schloss die Augen und ließ den Atem fließen wie es ihm gefiel. Sie spürte in ihren Kopf, der sich mit seiner blonden Pracht darauf zum Himmel hin öffnete, durch das Innere hinab zum Teich des Lebens über den Rücken und die einzelnen Wirbel hinweg bis in den Herzraum hinein. Sie befreite ihr Inneres und ließ es zu den Sternen wandern, wo es Dinge erkennen und erfahren konnte, die diese Erde ihr verwehren würde. Ach, wie schön und klar war die Welt in diesem Augenblick des frei fliegenden Geistes. Die Ketten, die sie in diesem Moment hätten halten können, waren noch nicht geschmiedet worden und Raelys Geist versank in sich selbst, schenkte ihr Ruhe und eine Form der Geborgenheit, die sie selten zu Gesicht bekam. Auf Schrecken folgte so manches Glück... |
10.10.2014 08:27:53 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#81618) |
revenge | [center]https://www.youtube.com/watch?v=Hqvch3feS3w[/center] Sie hatte ihm die Melodie ihres Herzens vorgespielt, doch unklar war, ob er sie hatte hören können zwischen all den anderen Tönen ihres Austauschs. Ihre Vernunft war zeitweilig verstorben, soviel war gewiss und sie musste lachen angesichts dieser Erkenntnis. Nichts von dem was er erfahren hatte, hätte sie ihm sagen wollen. Bei dem Leichtsinn, den sie an den Tag gelegt hatte, konnte sich die blonde Frau nur über sich selbst wundern. Nachdem Taras die Runenschmiede verlassen und Raelys die letzten Arbeiten hinter sich gebracht hatte, war eine Stille in ihr eingekehrt, die ihr auf dem muffigen Stroh ihres Lagers einen tiefen traumlosen Schlaf schenkte. Regungslos und ohne den Anflug eines Schreckens hatte sie viele Stundengläser lang geruht. Ihr Erwachen wurde von einem Gefühl neuer Kraft bestimmt, das heute ein Gesicht, einen Namen und einen besonderen Stimmklang hatte. Die Verwundung hielt an, denn wie konnte man sich von einigen Stunden der Unterhaltung derart durchrütteln lassen. Und Raelys fühlte sich durchgerüttelt, nicht so wie es die Begegnungen mit Schrecken und Tod vermochten, sondern sanfter, willkommener. Sie ordnete ihr Haar, versuchte es erst mit den bloßen Fingern, dann mit einem Knochenkamm. Furchtbare Dinge waren aus Taras' Mund an ihr Ohr gedrungen und all das hatte sie erschreckt. Er war zweifelsohne ein Mörder und er hatte keinen Augenblick gezögert sie ebenso zur Mörderin zu machen. Vermutlich kannte er nur wenig Skrupel, wenn nichts und niemand sich vor ihn schob. Eigenschaften, die Raelys auf weiten Abstand hätten bringen und fliehen lassen sollen. Stattdessen war sie näher an ihn heran getreten. In ihr keimte der Verdacht, dass dieser Abgrund, der sich in Form des göttlichen Dieners da vor ihr öffnete, das Schlechteste in ihr hervorbringen konnte. Sie war erstaunt, dass sich bei all den Gedanken nicht bereits Gathrakas Lachen wieder untermischte, doch die Dämonin war und blieb stumm, ja verschwunden. Was ein Grund zu Freude war, doch stattdessen waren es Sorgen, die ihr dieser Umstand bereitete. Ihre neu gewonnen Freiheit fühlte sich nun an wie Einsamkeit. Die Gefühle der Dämonin waren etwas wogegen sie ankämpfen konnte und darin war Raelys stets gut gewesen. Die Essenz ihres Daseins. Doch nun, da dieser Kampf nicht auszufechten war, machte sich eine Leere in ihr breit, die fast schon an Langeweile grenzte. Möglicherweise war dies das Tor durch das Taras so selbstverständlich marschierte. Sie würde länger warten als nötig, um ihm die Waffe zu bringen, die sie ihm versprochen hatte. Ja sie würde ihn warten lassen und hoffen, dass ihr Inneres bis dahin seinen verschrobenen Tanz aufgegeben hatte und ihr Herz wieder Stein geworden war. Eine winzige piepsige Stimme in ihr hoffte, dass die Dämonin in dieser Zeit zurückkehren mochte, um ihr Beschäftigung zu geben und den aufgewühlten Geist der blonden Frau zu binden. [center]https://www.youtube.com/watch?v=X5Kk-Egbvdg[/center] |
12.10.2014 08:54:02 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#81700) |
revenge | Wieder fand sie sich innerhalb nahezu unberührter Natur wieder. Auch diesmal spannte sich das Himmelszelt über ihren Kopf hinweg, dichte Wolken schoben sich vor das glitzernde Antlitz des Mondes. Was eine Nacht… was ein Leben. Eine Strähne blonden Haares fiel über ihre Schultern hinweg und die Spitze berührte die Wasseroberfläche des Eimers, der vor ihr ruhte, tanzte dort in kleinen Wasserkreisen, die von ihm weg zu den Rändern des Eimers strebten, um dort zu sterben. Hier und dort löschten sie sich auch gegenseitig aus und dieser Umstand hatte aus Menschenmund einen Namen erhalten: Interferenz. Raelys war ebenso inmitten solcher Interferenzen, die sich gegenseitig den Gar ausmachten. Nicht alle konnten überleben. Leben, Kinder, Mathilda… es war nur ein Name, es war nur eine Geschichte, es war nur… ein Leben. Ihre weichen Hände reckten sich in Richtung des Wassers, das nun auch von oben kam und sie in einem leichten Regen zu durchnässen begann. Sie Strähne begann sich aufzurollen wie ein verbranntes Blatt. Der Hunger hatte ihr nicht nur ein Teil ihres Lebens, sondern auch einen essentiellen Teil ihrer Schönheit geraubt, was neben dem seelischen Leid, das auf sie einprasselte eine völlig neue Erfahrung für sie war. Sie lächelte als ihr Vintars Worte dazu in den Sinn kamen. Sie mochte den Halbelfen und ihr gemeinsames Schicksal hatte ein festes Band geflochten. Er nannte es Freundschaft, sie hatte noch keinen Namen dafür gefunden. Artes Worte waren einmal sanft gewesen, dann wieder kalt und wie Vintar sagte, er hatte über sie entschieden wie eine Kuh, die er besaß. Für den Moment war sie bereit hinzunehmen was der Rote Magier von ihr verlangte. Später am Abend traten zwei weitere Tayer Geschöpfe aus der Nacht heraus auf das Lagerfeuer zu. Zwischen ihnen und Shirin klaffte ein Abgrund, so weit wie ein breiter Fluss. Roh, kalt, ohne jedweden Sinn für ein gutes Gespräch, fordernd, anmaßend… sie forderten Respekt ein für nichts. Diese Haltung konnte Raelys nicht begreifen und in ihr sträubte sich alles dagegen auch nur den Kopf einen fingerbreit zu senken. Shirin hingegen war jemand, der vielleicht nicht durch wohlgesetzte Worte - die Frau schien das Wort Humor nichteinmal buchstabieren zu können - wohl jedoch durch außerordentlichen Eifer und gewichtige Taten bestach. Raelys fiel es leicht sich ihr zu fügen und ihre Forderungen zu erfüllen, denn sie hatte verdient, dass man ihr diente. Der Anmaßende hingegen und wie sich sein gierigen, hässlichen Augen auf Vintar legten, den hätte sie in der Luft zerreißen können, wenn sie nur die Macht dazu besessen hätte. Sie spürte den Drang ihm zu beweisen, dass seine Gier von etwas übertroffen werden würde: Seinem Geschrei ehe sie mit ihm fertig war und dem Ausdruck seiner Augen. Doch das war ein Traum, ein Traum von Rache, davon die Welt wieder etwas in ihre Fugen zu rücken wo sie ihr gerade entgleist schien. Ein Traum, der vielleicht noch vor Sonnenuntergang sterben würde, wenn es Artes mit seinen Untersuchungen übertrieb oder der Hunger sich schlichtweg durch ihre Eingeweide fraß bis sie als vertrocknetes Stück Fleisch zusammengesunken an einer Wand enden würde. |
13.10.2014 11:05:37 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#81749) |
revenge | [center]https://www.youtube.com/watch?v=AgI1K1YU8Z4[/center] In dieser Nacht träumte Raelys vom Sturm. Nicht irgendeinem Wind, sondern dem ersten seiner Art. Die Götter von Licht und Dunkelheit und dem ersten zarten Grün hatten ihre Füße auf die stumme Erde gesetzt, zwischen ihnen hing eine Frage in der Stille. Wie sollten all die Saaten, all die Keime über die Lande gelangen? Wie sollten sie verteilt und ausgebracht werden? Lange lauschten sie der ersten Welt bis es die Götter des ersten zarten Grün waren, die das Schweigen brachen. [quote]Lasst uns die Erde und was darüber liegt in Bewegung versetzen. Lasst uns etwas schaffen, das die Lebensgeister tragen kann und umwärmt.[/quote] Ein zustimmendes Murren ging durch die göttliche Runde und es kamen keine Einwände und Klagen. So trieb der erste Wind über die karge stille Landschaft und brachte Kunde aus der Ferne. Erste Pflanzenkeime eroberten weite Regionen und trieben dort aus. Die ersten Kreaturen der Lüfte wurden geboren und begannen ihren Tanz. Es dauerte nicht lange, da war ihnen der ruhige Flug nicht mehr genug und so begann schneller und weiter die Luft zu durchkämmen. Auch die Winde spürten diesen Drang, wollten schreien, lachen, tanzen und das was lebte weit in die Höhe heben. So erhob sich der erste Sturm, den Raelys Seelenspiegel trafen. Er umwehte sie am Rande endloser Klippen, die tosende Gischt und wütenden Wasser zu ihren Füßen. Er trug das blonde Frauenhaar weit in die Höhe und warf es davon. Tief in ihrem Inneren konnte sie seinen unbändigen Zorn nun spüren. Wie es sein dunkelster Wunsch war, sie von den Beinen in die Fluten zu reißen. Gathrakas Macht jedoch hielt sie fest, selbst als die Welt um sie herum von dunklen Wolken und Schwärze verschlungen wurde. Sie sah die Götter weinen... alle bis auf einen. Die Göttin der Dunkelheit, sie lächelte nur stumm als der Herr der Stürme aus seiner lärmenden Wiege trat. Gathraka war ihr so nah, hatte sie so fest mit den Tiefen der Welt, wo Feuer und Stein geboren wurden verwurzelt, dass sie sich nicht einmal vor seinem zornigen Blick fürchtete, der durch sie hindurch stach. Sie wand ihren Augenschein dennoch ab und sah in ein bebildertes Gesicht - Taras ernstes Mienenspiel verriet nicht was er darüber dachte - doch die Winde riefen sein Versprechen. Sie schloss die Augen, sog die wilde Luft tief in ihre Lungen ein und öffnete die Arme um ihn zu begrüßen, den Herrn der Freiheit. |
14.10.2014 16:37:41 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#81803) |
revenge | [center][b]Geburtsstunde[/b] Ein Geisterlicht tanzt vor ihr auf und nieder, singt ihr bislang ungekannte Lieder. Ein Taum, ein Glück, ein einz'ger Schlag. Sag ihr Mutter, dass sie's vermag. Der Zweifel grub sich tief ins Herz, verlangt von ihr so manchen Schmerz. Und lässt sie zittrig am Boden kauern weit hinter dunklen-düstren Mauern. Ein Mann, so schwarz wie tiefste Nacht schaut, was hat er dort mitgebracht. Ein Teufelchen oder ist's doch ein and'rer Feuer, Blut, ein dunkler Wand'rer. Schwefel haftet ihm noch an, dem kalten dunklen schwarzen Mann, der reckt nun seine kleine Hand nach glänzend schönem Lichterband. Das war ihr Haar so glänzend fein, duftend, zart so sollt es sein. Riss er daran bis sie schrie, Schmerz und Leid, dran dacht er nie. Weinen, Klagen und Gezetter, nichts davon wurd' vertagt auf später. Ein böses Grinsen zeigt sich da, der Dämon schaut nur sonderbar. [i]"Was bringst mir da du kleiner Wicht? Ein Kind, ein Weib, das nehm' ich nicht."[/i] Dämonenblut trat da auf die Züge, würd' nichts vergeben, nichtmal die Lüge. [i]"Ach Kind, nun hör doch auf zu klagen, willst zurück zum knarrenden Wagen? Dein Herr der sucht nur nach Gründen dein Leib wird in den Abgrund münden. Dann bist du's die weint und schreit und nichts und niemand steht dort bereit."[/i] Dämonisch verzog sie da das Lid, was war es nun das ihr noch blieb. Das Mädchen da mit goldenem Haar, so klein und schmächtig wie es war. Trugs doch was von wert mit sich herum, [i]"Ich nehm's dann doch, sei's nun drum."[/i] So kam's, dass schreiend lag auf dem Grund das Kind, umspült von Wasser, gehalten von Wind. Die Mutter, die lag totenbleich, ganz nah bei ihr, von jetzt auf gleich. Ich lieb' dich Mädchen, vergiss das nicht Hier, nimm's und trag's, dein Geisterlicht. (c)revenge[/center] |
17.10.2014 08:19:28 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#81884) |
revenge | [b][center]Anton - sowas wie Glück[/center][/b] [center][img]http://s14.directupload.net/images/141017/l2ykk33j.jpg[/img][/center] [i]"Glaubst du an ein Licht in dir?"[/i] Seine Stimme durchbrach eine mondlichterne Stille, ließ die Ruhe zerfasern, jedoch auf eine sinnliche Art und Weise. Raelys sonnte sich kurz in jenem Klang, dann begann sie ernsthaft nachzudenken. Bleich und blass ließ der Mondschein die feingliedrige Züge der Beiden erscheinen, dabei war die Haut des Mannes in Wahrheit von einer lebendigeren Farbe. Dicht an dich lagen sie auf einer marmornen Terrasse. Sie hätte den Kopf nur wenige Grade drehen müssen, um seine Nasenspitze mit der Ihrigen zu berühren. [i]"Ich glaube an eines in dir."[/i] erwidert sie seine Frage dann, was ihn zum lachen brachte, das rau und ein wenig spöttisch klang. Auf seinem Leib zeichneten sich Wunden ab, tiefe Krater ausgebrannten Fleisches, das sich dunkel, fast schwarz von der übrigen Haut abhob. Dunkelheit hatte ihn dort berührt, Dunkelheit, die aus den weichen Händen Raelys' floss. All das schien ihn jedoch nicht zu bekümmern, zu lange hatten sie ihm den milchigen Saft der Mohnblume eingeflößt. Schmerz war nurmehr eine Lapalie für ihn, wie er so häufig zu betonen wusste. Ein Umstand, der ihn als Einziger auf Erden an ihrer Seite liegen ließ. In einem früheren Leben hatten sie ihn Anton genannt. Eine ganze Horde von Priestern hatte ihm diesen Namen gegeben. Mit stummen Verzweiflungsklagen war es seine eigene Mutter gewesen, die ihn vor den Pforten einer Stadt zurückgelassen hatte und fast hätte ihre Feigheit ihn das Leben gekostet. Nur die Priester waren in der Lage gewesen den Säugling dem wütenden Mob zu entreißen und zu verhindern, dass Antons kleines Leben bereits so früh auf dem Scheiterhaufen sein Ende fand. Seither trug er die blutroten Bänder um seine Handgelenke geschlungen selbst wenn er zu ihr kam. Nur die Güte der Gottesdiener war nicht in sein Herz gesickert. Es blieb dunkel und versehrt von der frühen Enttäuschung in seinem Leben und vom dünnen Blut des Scheusals, das durch seine Adern floss. Er nutzte den Namen Anton schon lange nicht mehr, hatte sich einen gewählt der düsterer und gefährlicher tönte. [i]"Draghan".[/i] Wie es um das Blut des Mannes stand, konnte man nur selten von seinen Zügen ablesen. Dafür war es ein breites Lachen, das ihn verriet und die spitz zulaufenden Zähne entblößte. Er zeigte deshalb viel häufiger sein unnachahmliches Lächeln. Ein Name. Ein Antlitz. Ein Versprechen. Sie hob die bleiche Hand gegen das Mondlicht und betrachtete den silbrig glänzenden pompösen Ring an ihrem Finger. Er war mindestens weibisch, wenn nicht kitschig zu nennen mit den zahlreichen gläsernen Steinchen, die mehr schlecht als recht in ihn eingefasst lagen. Sie hätte auf den Namen verzichten können, ebenso auf das Versprechen, wäre es niemals gegeben worden. Worauf sie nicht verzichten konnte, war sein Antlitz. Wut war in ihr hochgekocht, hatte jeden klaren Gedanken in einem zornigen Rauschen ihres eigenen Blutes erstickt. Sein letzter Blick bat um Vergebung, doch es stand gleichermaßen die Erkenntnis darin, dass sie zu spät gekommen war - die Reue. Raelys hörte die Frau an seiner Seite haltlos kreischen, während Anton schwieg und zum ersten mal in seinem Leben einfach hinnahm, als er im Gestank seines eigenen brennenden Fleisches versank. [i]"Ach Anton, hättest du nur den Mut gehabt meine Hand zu halten und mein Herz."[/i] Ihre Erinnerungen zerflossen in einem Schlag in ihren Rücken, der ihr die Luft aus den Lungen und Dunkelheit in den Geist trieb. Als Raelys in ihrem Zelt aufschreckte, war dieses nicht mehr als ein geschmolzener Haufen stinkender Tierhäute. Das dunkle Feuer züngelt hier und da noch an einem ihrer Kleidungsstücke. Ihre Hand hielt einen kleinen Stein umklammert, der von Feuer und Körperwärme ganz heiß geworden war. Sie starrte auf die verbrannte Erde und schüttelte leicht den Kopf dabei. Nicht ... schon ... wieder. [center][img]http://s14.directupload.net/images/141016/orkdqerq.jpg[/img][/center] |
20.10.2014 08:40:10 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#82091) |
revenge | [center]https://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&list=PLxX53CQ7VB97NXpfqjF2hJTupBiiWtG3Y&v=zjg-QJc3r10[/center] [b]Die Leiden des Hungers[/b] Umringt von schwarzen Kerzen und eigentümlichen Zeichen saß die Frau in der Mitte ihres Zimmers, das sie sich für die heutige Nacht genommen hatte. Schwarzer Nebel pulsierte um sie herum und kleine schwärzliche Auswüchse einer mutmaßlichen Pflanzen tasteten gierend jedoch vergeblich nach ihren Füßen und Händen. Die Mitte dieses Kreises bedeutete bei all seinen Schrecken Sicherheit. Die unnatürliche Kälte zog jedoch tief in ihre Glieder ein und kündeten von dem Umstand, dass sie nicht ewig hier sitzen und warten konnte. So beugte sie sich über das Papier, das vor ihr auf dem Boden lag und suchte die Wärme der Kerzenflamme. Ihr Bauch grummte und ihre Kehle war der Ursprung eines scharfen Brennens, das sich mehr und mehr in Richtung ihres Bauchraums ausbreitete. Die Schrecken der zurückliegenden Wochen hatte sich in ihren Traum gestohlen und die Augen des Mannes sich in ihren Geist gebrannt, so dass sie ihre eigenen nicht mehr schließen konnte ohne ihn zu sehen. Raelys kannte sich mit Qualen aus, sie waren es, die ihr Leben bestimmten und dennoch litt sie unsäglich unter dieser Last. Dabei war das Gefühl der Hilflosigkeit entscheidend, denn gegen Gathraka konnte sie aufbegehren, sie in gewisse Schranken verweisen, die die Kraft ihres eigenen Leibes bestimmten. Doch dieser Hunger… gegen diese Kreatur konnte sie nichts ausrichten, sie besaß weder ausreichend Macht, noch Wissen, noch irgendetwas was sie gegen seinen Tod hätte eintauschen können oder gegen den Tod jener, die diesem Wesen nach Mirhaven verholfen hatten. Sie wollte schreiben, doch sie konnte nicht, die Feder zitterte in ihrer Hand und ließ sie ihre zerbrechliche Menschlichkeit so klar und unverwaschen spüren wie selten zuvor. Sie wollte denken, doch ihr Geist war gefesselt von Hilflosigkeit. So durchwachte sie die Nacht bis ihre Glieder kalt und bleich fast ein wenig bläulich wirkten. Der Bannkreis um sie herum verblasste, die Kerzen erloschen, die schwarzen Arme zogen sich in ihre Untiefen zurück. Was war das für eine Welt in der sie zu Leben verbannt war? |
20.10.2014 15:16:41 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#82131) |
revenge | [center][b]Der Hunger kehrt ein[/b] Ein Dunkel im Herzen, Bei all seinen Schmerzen. In seinen Augen kein Licht. Kannt' er einfach nicht. Da kehrt er in diese Stadt nun ein, deren Name sollt' Mirhaven sein. Leis' und geschwind, Kam er aus Schwingen aus Wind. So gelangt' er in die Stadt hinein, Nahm sich alles was dacht' es war sein. Die Speicher aus Korn, die leerte er. Das Schicksal der Mensch, er machte es schwer. Wollt' ihr nun wissen was weiter geschah, Blickt in schwarz-dunkle Augen, auf aschfahles Haar. Er raubte ihnen auch das letzte Glück Lässt sie verworren, verloren, verhungert zurück. Kein Schwert und kein Zauber konnt' ihn versehren, Ihm gleichsam Gier wie Leben verwehren. Grübelnd sitzen wir nun im Kreis. Versperrt nun der Rückweg, was jeder nun weiß. Die Hoffnung auf Rettung sie ist winzig klein. So Fremder, schau' hin, bring' dich doch ein. (c)revenge [/center] |
22.10.2014 08:48:11 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#82292) |
revenge | [center][img]http://s14.directupload.net/images/141022/dqivifwj.jpg[/img][/center] [b]Nicht ganz so gute Entscheidungen[/b] In dieser Nacht träumte Raelys vom Feuer. Feuer in ihren Lungen. Feuer in ihrem Herzen. Feuer in ihrer Kehle. Sie hörte das gierige Lachen ihrer inneren Stimme, die ihr zuflüsterte Hohenbrunn bereits heute niederzubrennen. Als sie die Augen aufschlug und kein verbranntes Menschenfleisch in ihre Nase drang, wurde ihr etwas leichter zu Mute, doch trügte es nicht die Übelkeit, die in ihr Aufstieg. Es verlangte sie nach Trinkbaren, viel Trinkbaren und so taumelte sie zu ihrem Habe und leerte ihren Wasserschlauch in einigen wenigen Zügen. Zusammengesunken saß sie eine Weile da, ihr Kopf leer, die Hände zittrig um das gewachste Leder in ihren Händen geschlossen. Es war die schlechteste Idee seit langem gewesen zu dieser Feier zu erscheinen und vermutlich waren auch all ihre Mühen völlig umsonst gewesen. Ihr Blick heftete sich auf einen Beutel voller Runen, den sie für die Lagerbewohner angefertigt hatte, für den Stunde um Stunde an ihrem Arbeitsplatz vorübergezogen war. Die Nacht war schlichtweg zu schnell gekommen und mit ihr Dunkelheit und Übelkeit. Gathraka war ein schwerer Stoß in Richtung ihres Willens gelungen und das chaotische Begehren hatte sie in einen Abgrund gezogen aus dem sie noch nicht wieder empor gekrochen war. Ihr Herz wurde schwarzer und dunkler und sie spürte wie der Hass in ihrer Kehle aufstieg. Ein schreckliches Gefühl, doch heute erschien es ihr süßer und verlockender als jemals zuvor in ihrem Leben. Was mit all den Runen geschehen sollte, wusste sie nicht, vielleicht würde sie sie einfach verkaufen… oder verbrennen mit etwas Blut als Opfer für ihre Herrin. Was als kleiner Funke begann, trug alsbald dunkle feurige Schwingen und breitet sich über ihrer Seele aus. Ja, die würde sie verbrennen und ein Versprechen dabei leisten - aus Feuer und Blut. |
23.10.2014 12:54:13 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#82406) |
revenge | Selten setzte die junge Frau die Feder auf, um ihre Gedanken für die Welt auf Papier zu bannen, heute verspürte sie den Drang dazu und inmitten ihres Schutzkreises, den sie dieser Tag nur allzu gerne um sich zog, begann sie zu schreiben. [quote]Das Heiligste, also jenes Gedankengut, das einem am aller schützenswerten erscheint, hält man als kluger Geist tief in seinem Inneren verborgen. Man errichtet Barrieren und Mauern, zieht dichte Nebel und Irrwege darum und hält es dort gefangen, wo all dies am wehrhaftesten ist. Man würde wohl kaum auf den Gedanken kommen es frei in den Raum zu setzen, für jedermann sichtbar wo es leichthin auf die Züge kriechen und den Träger verraten könnte. Es reicht auch mitnichten aus eine Art des Schutzes zu etablieren und zu halten. Zu mannigfaltig sind die Möglichkeiten und Wege, die ins Innere dieses schutzbedürftigen Teiles, den wir alle besitzen, führen und zu wahrscheinlich wäre es, dass dieser Schutz rasch überwunden wäre. So halten wir die Notwendigkeit der Diversität und Vielfalt fest. Ebenso die Wahrhaftigkeit, was nichts weiter als die Stärke oder das Absolute im Schutz betrifft. [/quote] Ihr wurde klar, dass das wonach sie sich am meisten sehnte dieser Schutz war. Und noch klarer pulsierte nun die Erkenntnis in ihr, dass nur sie allein fähig und willens sein würde diesen Schutz zu errichten und zu verteidigen. Die dämonische Stimme würde mehr geben müssen, sie würde mehr von ihr verlangen. Ja, dieses eine mal, würde sie beginnen zu fordern. Eine weitere kleine Stimme in einem dunklen Teil ihrer Seele warnte sie davor was mit einer solchen Forderung einher gehen würde, welche Gegenleistung die Dämonin von ihr forderte und ob jene Gedanken nicht besser in ihren Verstecken geblieben wären anstatt sich auf das dünne Papier zu schleichen. Das Stimmchen entpuppte sich als viel zu leise, um den starken, sturen Willen der Frau auch nur ein wenig zur Seite zu schieben. Sie zupfte an ihren Ketten, spürte wie jene sich um ihre Handgelenke spannten und wie Wasser, das in die falsche Richtung floss ihren Arm empor krochen. Der Zug ließ sie nach vorne fallen, wie stets forderte die Dämonin für einen einzigen Blick bereits, dass sie vor ihr kniete. Ihre schlurfenden blutigen Knie erschienen ihr für die Botschaft jedoch ein gerechter Tausch. Ihr Blick in die dämonischen Augen erntete zuerst Erheiterung dann unverhohlenen Spott. Sie spürte und hörte die Worte durch ihren Leib donnern, denn der Hohn war keine süße Frucht, sondern eine, die ausgebracht worden war um zu verletzen. Sie hatte sich verschätzt, um das zu begreifen musste nicht mehr als ein Lidschlag vergehen. |
27.10.2014 09:37:59 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#82697) |
revenge | Raelys hockte über einem Haufen Scherben. Der Krug war ihr aus der Hand geglitten, einfach so und er war auf dem steinernen Grund zu ihren Füßen in tausend kleine und größere Teile zersprungen. Sie betrachtete den Ton und ihr kam Mirhaven selbst in den Sinn. Die Stadt war zerbröselt, zerbrochen, zersprungen, nun ließen sie ihre Verbündeten im Stich, jene, die die Hungersnot dereinst beendet hatten und opferten sie ihrer eigenen Unzulänglichkeit. Sie war bislang mehr schlecht als recht mit dem drohenden Chaos in Mirhaven zurecht gekommen und der Zustand von Rashal, Samira, Artes und Ragnar machte ihr schwer zu schaffen, doch was nun geschah konnte sie mit ihrem Geist kaum mehr greifen. Nichts davon war richtig, nichts war fair und dennoch geschah es. Und noch viel schlimmer: Sie würde schlichtweg nur zusehen. Der Gedanke machte ihr die ohnehin erschöpfte Seele schwer. Gathraka hatte diesmal zuviel genommen, doch es war ihre eigene Schuld gewesen. Sie war über den Abgrund getreten und gefallen. Auf halben Weg hätte sie sich fast übergeben können, denn das Fliegen lag ihr ganz und gar nicht und dann gepaart mit der Gewissheit, dass sie irgendwann, irgendwo sehr hart aufschlagen würde, trieb es ihr eine dumpfe leere Verzweiflung in den Magen. So war dann geschehen und ihr hatte es alle Luft aus den Lungen und den süßen Geschmack von Blut auf die Zunge getrieben. Die Dämonin hatte einen Teil aus Raelys' Geistes aus ihrem Körper gelöst und dieser schwärte in einem bunten Licht erhellt nun einen Fingerbreit vor ihr. Ein ätherisches Abbild hatte sie es genannt. Raelys hatte keine Bewunderung für die qualvollen Künste der Dämonin, was den Umgang mit Seelen anbelangte, übrig. Sie war entsetzt und ein Teil von ihr war in dieser Tiefe in die sie gefallen war für immer verloren gegangen. Etwas war entzweit worden, was noch nicht hätte entzweit werden dürfen. Ihre Klauen waren zu gierig gewesen und Raelys dumm genug sich von ihnen greifen zu lassen. Sie verbrachte Tage in Übelkeit und Dunkelheit, alsbald allein mit sich und ihrem Schmerz. Sie wollte niemanden sehen, nichts hören. Nicht einmal ein klein bisschen Welt wollte sie ab von der Dunkelheit um sich herum spüren. Als sie wieder ins Licht trat, glaubte sie sich von einer Bitterkeit erfasst, die sie nie wieder los werden würde. Sie schmeckte sie auf ihrer Zunge und in jedem ihrer Gedanken. |
28.10.2014 08:32:39 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#82745) |
revenge | [quote]Mein bist du Mädchen und wirst es auch sein, solang' der Himmel aus Luft und die Erde aus Stein. - (c) Shei, aus "[url=http://youtu.be/lNpuJcL5lOs]Das Mädchen aus Stein[/url]"[/quote] Über ihr türmte sich ein zorniger Sturm - hungrig, gierig, zügellos. Er verschlang sie und trieb sie in eine brandende Welle, zog sie hinab und ließ ihr Zappeln wirken wie das wütende Geschrei eines Säuglings. Hin und wieder erhaschte ihr schnappender Mund etwas Luft, viel häufiger jedoch brannte sich salziges Wasser die Kehle hinab. Verzweiflung kämpfte sich an die Oberfläche ihrer trüb gewordenen Seele. Eine Weile würde es es noch wert sein zu strampeln, doch dann... Jemand oder etwas hatte sie empor gezogen und sie lag mit rasselndem Atem im Kies, der sich an einigen Stellen spitz an anderen rund in ihren Rücken grub. Sie würde liegen bleiben bis die nächste Welle sie holte. Auch Minuten später spürte sie das Wasser nur zart an ihren Füßen - Enttäuschung? Kalte Winde trieben über ihren bleichen Leib, bewegten nur den feinen Flaum an ihrem Haaransatz und den nah ihrer Ohren, während der Rest des nass gewordenen Haares sich schwer über den Boden und ihren Körper wand. Sie fühlte sich verloren und gleichsam Zuhause. Was von Gathrakas chaotischer pechschwarzer Gier noch immer in sie hinübersickerte, konnte sie besser ertragen als zuvor. Sie spürte in sich hinein, da war etwas leichter geworden, hatte sie sich die Dämonin wieder ein Stückchen ihrer Seele einverleibt, oder hatte nun jemand anderes seine Faust darum gelegt? Der Moment gab es nicht her dies zu ergründen, denn ihre Seele war zu träge, ihre Gedanken zu langsam. Eine wohlige Zufriedenheit breitete sich aus und nahm der Kälte den Raum. Sie spürte keine Angst, denn die Winde des Sturms hatte sie mit sich fortgerissen. Eine leise erschöpfte Stimme fragte sich wie lange, aber eine viel Lautere schrie das Glück des Augenblicks hinaus. In was für eine wunderbare Welt hatte man sie verbannt? |
30.10.2014 09:26:11 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#82885) |
revenge | [quote]Nach all meinen Gedanken Nach all deinem Zorn Führt hier kein Weg zurück Und auch keiner nach vorn Nach all den Momenten Gezeichnet von Glück Nimmt das Blatt hier die Wendung Ich seh keinen Weg zurück (c)Alin Coen Band, aus "[url=http://youtu.be/LjcySoJBmN4]Kein Weg zurück[/url]"[/quote] Zwischen Erschöpfung, Euphorie und Hingabe für eine Sache, die nichteinmal die ihre war, spürte die blonde Frau wie langsam alles in ihr zu erkalten begann und der kühle Nordwind war nicht der Grund dafür. Das Rauschen von Wind und Wasser füllte die größer werdende Leere eine Weile aus, wurden jedoch alsbald fortgewaschen von Gedanken, die sie nicht aufhalten konnte. Zu ihren Füßen lag die Erde in Form von Kies und Sand, die gierig schwarz gewordenes Blut einer jungen Frau trank. Raelys hatte nichteinmal ihren Namen gekannt, dennoch hatte sie zugelassen, dass er ihr Leben nahm. Die Wahrheit war, sie hatte sogar noch mehr getan, denn als sich Taras' Blick auf sie gelegt hatte, da war ihr der erste Schritt gewesen, um dieses junge Leben seinem endgültigen Schicksal entgegen zu bringen. Das Lachen in ihr war hämisch gewesen und siegessicher und doch hatte es sich unglaublich falsch angefühlt. Es hatte jedoch keinen Sinn jetzt zu kämpfen, dachte sie und gab sich den dunklen Strömen ihrer Gedanken, die von der Macht im Blut träumten hin. Taras stand über diesem ausgehauchtem Leben, den Speer tief in deren Brust versenkt. Eine Wunde, die ihrer Seele den Weg hinauf in die Lüfte bereitet hatte. Raelys konnte den Ausdruck auf seinen erstarrten Zügen kaum deuten. Was sie jedoch vielmehr beschäftigte, war, dass er sich seit Stunden nicht gerührt und weder Kälte noch Wärme ihn bewegt hatte. Dieser Sturm nahm sich zuviel und die Wahrheit war, dass sie als Person nichts dagegen ausrichten konnte, würde der Sturmherr sich nicht nur das Leben des jungen Opfers, sondern auch das von Taras nehmen. Eine Weile gab sie sich ihrem Hass hin, auf die Welt, auf die Götter, auf Taras, der ihr nun mit seinem Verschwinden ihre einzige Zuflucht geraubt hatte. Wie lange würde sie es, ohne den Ausweg in Richtung des zornigen Kriegers zu haben wohl in Mirhaven mit all seinen Bürden aushalten? Hier konnte sie all das vergessen, Schmerz und Leidenschaft auf ihren Lippen mischen oder einfach streiten um Dinge, die nichts mit dem Hunger einer ganzen Stadt zu tun hatten. Der Einbruch war hart für sie und diesesmal gab es kein Davonlaufen, es gab nur ein Hinsehen - auf Taras Unbeweglichkeit, die sie mehr schmerzte als vieles andere und auf die Gräuel, die sich in der Küstenstadt zutrugen. Stunden saß sie dort, bis sie die Erde zu schmerzen begann und sie kleine Kreise um die Beiden zog. Sie versuchte sich daran zu erinnern, was Ragnar ihr über die innere Ruhe beigebracht hatte, über Meditation und das Loslassen. Wie so oft kam ihr Geist an nichts davon ran und frustriert gab sie schließlich auf, begann kleine Steine in die See zu werfen und die Flachen unter ihnen in kleinen Sprüngen über die unruhige Oberfläche tanzen zu lassen. Wie lange sie es an diesem Fleckchen Erde aushalten würde, war ungewiss. Raelys war kein guter Wächter, denn sie besaß weder Geduld noch die Fähigkeit sich ausdauernd auf eine Pflicht zu konzentrieren. Stattdessen wanderte sie immer unsteter umher, entfernte sich auch mal eine ganze Stunde vom Anblick der beiden Erstarrten und ließ Anton in Form ebensolcher Leblosigkeit bei den Beiden zurück. Als die Sonne sich zum zweiten mal senkte und die Kälte ihr bis tief in die Knochen gekrochen war, beschloss sie ein Feuer zu entzünden, worauf sie Fleisch zubereitete und einiges an trockenen Kräutern dazu aß. Einsamkeit und Tatenlosigkeit zermürbte sie langsam und stetig. Sie spürte wie all das an ihrem Herz und ihrer Seele zu nagen begann. |
31.10.2014 09:14:41 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#82931) |
revenge | [center][img]http://s14.directupload.net/images/141031/vzkhy33c.jpg[/img][/center] Sie spürte das Schlagen der Eisen auf dem steinernen Grund mit jedem Schritt des Pferdes, das es tat. Ihr Bauch schmerzte vom langen unruhigen Liegen auf dem Tier und ihr Atem ging unregelmäßig, ob der Anstrengung, die kein Ende zu nehmen schien. Dunkles Blut klebte an ihrer Schläfe und frisches Helles gesellte sich bei jedem Schlag des Steinbügels gegen ihren Kopf hinzu. Vermutlich war sie alleine durch diese Tortur schwachsinnig, wenn sie an ihr Ziel gelangte. Vergeblich hatte sie versucht sich wenigstens dem zu entziehen, doch entweder hatte ihre Nackenmuskulatur ihr irgendwann brennend den Dienst quittiert oder eine harte Hand hatte sie in die alte, schmerzbehaftete Position auf dem Rücken des weißen Rosses gerückt. An ihr Ohr schwirrte eine Wolke von kaum mehr menschlich zu nennenden Lauten, animalisches Gebrüll und Gekreische, erfüllt von der Lust sie zu töten. Der Lärm legte sich wie eine Kuppel über ihren Geist, verbannte die Fähigkeit einzelne Zwischentöne wahrzunehmen nach draußen in unerreichbare Ferne. Hier und dort erhaschte sie einen Blick auf eines der aufgebrachten Gesichter. Selbst die sanftesten Züge hatten sich in eine wutentbrannte Fratze gewandelt und sie sah keinen einzigen mitleidsfähigen Menschen mehr unter ihnen. Selbst die Kinder waren von dem brennen Verlangen der Masse nach Sterbenden verzückt und wurden schlichtweg mitgerissen. Ungeheuer, Monster, sie gierten nach ihrem Blut und ihrem Fleisch und vermutlich hätten sie sie auch in der Luft zerrissen, hätten die grimmigen Wächter sie mit ihren langen Speeren und schweren Hellebarden nicht im Zaum gehalten. "Wie lange noch? Wie lange konnten die Wächter noch durchhalten?" der klare Gedanke blitzte nur kurz in ihrem Geiste auf, wurde dann fortgerissen von all den widerwärtigen Gerüchen, die sich um sie herum sammelten. Der junge Wächter, der am Kopf der Prozession lief, direkt an der Seite des schwarzroten Priesters, gab hier und dort ein leises Würgen von sich, während seine älteren Kameraden eine stoische Begleitung gaben. Es hatte keinen Zweck um Gnade zu flehen oder den Versuch zur Flucht zu erbitten. Als man sie vom Pferde zog und auf ihre eigenen wackelig gewordenen Beine stellte, war ihr Blick von einem roten Schleier ihres eigenen Blutes überdeckt, das warm und weich über ihr Gesicht quoll. Sie war nicht die Einzige, die man heute hierher gebracht hatte, denn vor ihr erhoben sich die Schemen von fünf aufgebrachten Holzhaufen, die mit scharf riechenden Ölen getränkt worden waren. Dazwischen erhoben sich schlanke Pfeiler, die die Leiber der Todgeweihten halten sollten. Es gab kein Entrinnen. Sie hätte schreien sollen, stattdessen war sie gelähmt von ihrer Angst. Harsch wurde sie nach vorn gerissen und die hölzerne Treppe empor. Schmerzend schlossen sich die groben Seile um ihre ohnehin bereit aufgescheuerten Hände. Noch während man sie fest band, ließ sie ihren Blick zum ersten mal über die Massen der ungeheuren Menschen wandern auf der Suche nach einem einzigen mitleidigem Blick. Sie suchte vergebens und spürte wie aus einer sachten Glut von Panik ein reißender Brand in ihrem Innern wurde. Wie die züngelnden Flammen dieser Empfindung an ihrem Verstand zu lecken begannen und ihn nach und nach auslöschen würden. Was zurückblieb würde Asche aus Wahnsinn sein und sie würde ihn herausschreien, wenn… Das Donnern der priesterlichen Stimme riss sie gerade aus diesem Gedanken. Eine Gnade des Gottes, der hier seine Rache an menschlichen Leibern suchte? Sie blickte in ein faltenreiches Gesicht, das grünlich schimmernde harte Augen in seiner Mitte trug und eine lange Harkennase, die ihm einen noch gestrengeren Ausdruck verliehen. Er forderte von ihr letzte Worte, ein Eingeständnis ihrer Schuld, ein Flehen an die Götter um Gnade - doch Raelys war stumm geworden über die Schrecken, die sich in ihr und um sie herum zutrugen. Und dies entfachte noch mehr des Zorns in der Miene des Priesters und gleichsam ein triumphierendes Funkeln in seinen Augen. Er wandte sich schwungvoll um, eine Geste, die man von einem solch alten Mann kaum erwartet hätte und ließ erneut Worte wie Donner über die Massen fahren, die schreien und gröhlend anworteten. Der Rücken des Mannes war breit, trotz seines Alters und er stand nicht gebeugt, sondern hoch aufgerichtet und sicher auf dem unebenen Holzstapel. In einem anderen Moment hätte sie ihn bewundern können für die Stärke, die er trotz seines vorangeschrittenen Lebens auszustrahlen im Stande war. Jetzt jedoch wünschte sie sich, dass die Flammen diesen Rücken ebenso verzehren und beugen würden, wie ihren eigenen. Noch während der Mann die Wut der Massen beschwor, erspürte sie die boshaft, kalte Präsenz des schwarzgewandten Mannes, dessen Züge einen kurzen Herzschlag lang unter der dunklen Kapuze hervorblickten. Sein Blick lag auf ihr, kühl, bar jedweden Mitleids, doch sie konnte einen kleinen Funken der Vorfreude darin entdecken. Was war das, was hier geschah. Was war…? Der Scheiterhaufen unter ihr ging in Flammen auf. Die Fackel, die man an das Holz gehalten hatte entzündete das Öl in kaum mehr als einem Lidschlag. Raelys spürte Kälte dort wo die Flammen an ihren Füßen leckten. Es war die Berührung des Todes - dessen war sie sich sicher. Betäubt beobachtet sie wie ihre Haut Blasen zu schlagen begann und da löste sich ihre Zunge aus der Erstarrung und sie schrie - gellend, kreischend, heiser. Ein johlendes Lachen der Massen war ihre Antwort und ließ ihre Seele zerspringen. Die Welt um sie herum ging in Flammen auf. Das Auge, das sich inmitten des Predigers geöffnet hatte, trug züngelnde Lider und einen harten, lüsternen Blick. So berührten Gathrakas Füße die Welt, tauchten sie in Feuer und Schmerz. Jede Seele, die verging - und es waren mit den versammelten Massen hunderte, tausende gar - hinterließ einen blutroten Schleier, der sich in einer dunklen Ellipse verfing, die die tobende Dämonin zwischen ihren Augen trug. Es war ein ungleicher Kampf eines Ungeheuers gegen viele weitere. Der schwarze Mann war verschwunden, ebenso der rote Prediger. Die Menschen lagen tot, verbrannt, mehr Asche als Fleisch zwischeneinander, übereinander, durcheinander. Raelys konnte nichts mehr sehen, nurnoch spüren wie das Leid um sie herum langsam erstarb und die Schreie sich mit dem manischen Lachen der Dämonin nicht länger vermischten. Sie hing in ihren Seilen, das Feuer um sie herum war heruntergebrannt und ihr Leib war von schwarzen Stellen und sich aufblähenden Fleischblasen übersät. Sie stand in einem Meer aus Asche, das unbewegt vor sich hin stank. Die süße Stimme Gathrakas drang an ihr Ohr. "Das wird schon wieder, mein Kind." Sie spürte wie eine Hand sich auf ihre Stirn bettete, kühl und wohltuend, wie ein weitere Stimme an ihr Ohr drang, sanft, einfühlsam, sorgenvoll. Sie schreckte auf - schweißüberströmt - ihr Zelt und das grobe Leinengewand, das ihr als Schlafgewand diente, waren nurmehr Asche in der sie lag. In ihrer Nase verfing sich noch immer der Geruch von verbranntem Menschenfleisch. Um sie herum rauschte das Meer in einer Welt, die ihren Qualen gleichgültig gegenüber stand. Ihr Blick fand zurück zu Taras und seinem Opfer. Das war der Preis, ein aus der Brust springendes Herz und ein Atem, der so gierigen nach Luft verlangte, dass weder Zukunft noch Erinnerung ihn je wieder vergessen machen würden. |
03.11.2014 12:19:22 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#83093) |
revenge | [center]Ich --------------------------------- Du[/center] Bindung - Verbindungen - nach dem zurückliegenden Auf und Ab von Verlust, Gewinn, Freude und Leid trieben eigenartige Gedanken durch ihren Geist, beschäftigten sie während sie fast mechanisch die notwendigen Ingredienzien gemächlich in einem Tiegel zusammenrührte, um sie dann in die passende Phiole zu gießen. Sie war müde, nahezu zu Tode erschöpft, dennoch saß sie hier, denn der Schlaf würde ihr noch mehr rauben als die monotone Arbeit am kerzenlichternen Arbeitstisch. Bindungen, sie waren die Tasthaare der Seele nach außen auf welchen die Gefühle ritten um daraus eine Existenz zu formen. Ohne Bindungen war das >Ich< in sich selbst verloren. In seiner Einsamkeit wurde es auch im Inneren hohl und leer. Raelys fiel es selten schwer Bindungen zu ihrer Umwelt aufzunehmen. Es war ihr sogar in den zurückliegenden Wochen zunehmend leichter gefallen seit sie die Natur nicht mehr als öde Wildnis in sich selbst verschrie, sondern näher hinsah, näher hinroch, neugierig betastete. Ihren Anfang hatte dies in einer Begegnung mit Taras genommen, der sie auf ihre erste wahre Jagd geführt hatte. Auch die Bindungen zu anderen Lebewesen war ihr nie fremd geworden, obgleich diese häufig oberflächlich blieben, denn in ihrem Inneren war sie ein zutiefst misstrauisches Geschöpf. Das Leben hatte sie gelehrt dies unter einem dicken Mantel aus beliebigen Empfindungen wie Freundlichkeit, Sanftmut, Ärger oder Arroganz zu verstecken. Doch in Wahrheit besah sie sich die Menschen (und all die anderen) um sie herum stets aus den zusammengezwickten Lidern einer misshandelten Kreatur. Für sie und jeden anderen, dem sie offenbaren würde was ihr Leben ihr bereitete hatte, war dies ein leicht zu verstehender Umstand. Raelys trug soviele Geheimnisse um ihre Existenz mit sich, dass sie eine wahrhafte Offenherzigkeit schlichtweg nicht leisten konnte. Der Versuch allein konnte sie das Leben kosten. Es hielt sie jedoch nicht davon ab, jene die sich einen solchen Geist bewahrt hatten, zutiefst zu bewundern. Da war Vintar, dessen Züge auf sie stets so zerbrechlich wirkten, dass sie ihn umarmen und vor der Welt bewahren wollte wie einen kostbaren Schatz. Die Wahrheit war jedoch - und dies wusste Raelys sehr genau - dass sein Herz ebensoviele Narben trug wie ihres. Dass er nicht daran zerbrach, war Ausdruck einer innenwohnenden Stärke, die sie nur tagtäglich bewundern konnte. Trotz seines Schicksals war Vintar weicher geblieben, hatte sich weniger weit abgeschottet von dem was andere empfanden. Besaß eine Empathie, die ihr völlig fremd geworden war. Ihr Blick hatte die bleiche angebundene Frau inmitten der Piraten ebenso erfasst und sie hatte ebenso gehört welch Grausigkeiten man mit ihr anstellte - vermutlich Tag für Tag, dennoch war in ihr nichts wach geworden was der Frau eine Hilfe gewesen wäre, während Vintar für sie alles auf's Spiel gesetzt hatte - für eine völlig Fremde. Dumm hatte sie ihn gescholten und nun tat es ihr leid. Sie würde sich bei ihm entschuldigen, denn mitnichten war Vintar ein dummer Mann, nur manche seiner Taten waren es eben. Ein tieferes Verständnis für seine Handlungen blieb ihr verschlossen, dennoch konnte und musste sie respektieren, was sein Herz ihm gebot. Vermutlich würde sie ihr eigenes Leben jedoch so rasch nicht mehr in seine Hände legen. Mit dem Herzschlag in welchem sie diesen Gedanken fasste, wurde ihr klar, dass sie völlig falsch lag. Vintar würde sie über jeden Abgrund tragen, wenn sie ihn darum bat und mehr noch, er würde es auch ungefragt tun. Wie selten war eine solche Hingabe geworden und hatte sie sich diese überhaupt je verdient? In jedem Fall würde all das kein gutes Ende nehmen, wie nichts in ihrem Leben jemals ein gutes Ende nahm. Ihre Verbindung ging darauf zurück, dass sie aus ErLEBnissen gesponnen war, welche Leben und Tod auf direkte Weise miteinander verbanden. Und dies erschuf ein selten gewordenes tief empfundenes Vertrauen. Das konnte sie nicht abstreiten, ganz gleich wie dämlich er sich auch verhielt, ihr Vertrauen war lebendig und sie konnte dieses feste Band mit jeder Bewegung ihres Geistes erspüren. Manchmal jedoch, so wie der Mond zuweilen aufhörte zu existieren, wurde Vertrauen auch nicht gewonnen, sondern einfach geschenkt. In Raelys Leben hatte sich dies nur wenige male zugetragen und stets hatte sie keine Erklärung - trotz durchwachter gedankenvoller Nächte - für ihr Handeln. Zweifelsfrei war alles richtig wie es war, auch wenn es über ihren Glauben hinaus keinen einzigen Hinweis darauf gab. Es waren Augenblicke, in welchen die Worte einfach aus ihrem Inneren herausströmten ohne die Gewissheit ein Gefäß vorzufinden, das sie sicher bewahren würde. Taras war ein grausamer, selbstsüchtiger Mann und er würde sich und die Welt opfern für eine einzige übersinnliche Berührung des Augenblicks. Er hatte es bereits getan und war dafür in gegenteiliges gegossen worden: In eine Starre, die seinem Innersten doch nur zuwiderlaufen konnte. Vermutlich litt er und der Gedanke daran schmerzte die Frau aus unerfindlichem Grund. Es gab tausend Gründe weshalb sie Taras dort lassen sollte wo er war. Sogar noch weitere tausende, die durch ihre Gedanken schwirrten und ihr auftrugen jetzt in diesem Moment der Verletzlichkeit seine Kehle zu durchtrennen. Ab von der Furcht, die sie vor Talos und seines möglichen Rachezorns empfand, sprach mehr dafür als dagegen ihn in die Welt seiner Ahnen zu entlassen. Sie sollte sich wünschen, dass sein Leben in diesem Sturm, den er speiste verging. Doch genau gegenteiliges war der Fall und dies war die lachhafteste Manifestation von einem Ich und Du, von einer Bindung zwischen Zwei, die für sich existieren sollten. |
05.11.2014 09:46:31 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#83176) |
revenge | [center][img]http://s14.directupload.net/images/141105/aa5ww8a2.jpg[/img][/center] Es hatte sich keine Gelegenheit mehr ergeben Ragnar danach zu fragen, ob der Bote des Todes ihren oder seinen Namen auf seiner Brust trug. Das "R" beschäftigte ihre Gedanken und Hände eine ganze Weile, während sich das Metall unter ihren Händen langsam erwärmte. Um ihren Hals herum fühlte sich die Kette wundersam leicht an, obgleich sie zuvor recht schwer in ihren Händen gelegen hatte. Es war ein kostbares Stück und ein Geschenk, das sie nur schwerlich aufzuwiegen in der Lage sein würde. Mancheinen erfüllte diese Schuld mit Gram und Raelys konnte sich freilich dieser Empfindung nicht gänzlich widersetzen, doch in erster Linie war für sie die Herausforderung, die in einer solchen Gabe lag reizvoll. Die kommende Zeit würde von den Anstrengungen erfüllt sein etwas aus ihren Händen zu formen, dass es wert war Ragnar als Gegenleistung zu dienen. Da sie ihr Handwerk und die meisten Dinge, die damit verbunden waren, liebte, regten diese Gedanken ihren Ehrgeiz und eine Art der Disziplin in ihr an. Sie würde seltener ruhen und alles daran setzen, um ein solches Stück zu schaffen. Der erste Weg führte sie hierfür zu Rashal, den sie um einen Dienst bat, welcher ihr erneut eine kleine Schuld einbrachte neben der, die sie ihm bereits zurückgezahlt hatte (seinen Worten nach - ihre Empfindungen sprachen etwas anderes). Die sich anschließende Nacht verbrachte sie in Ruhe, um früh am nächsten morgen zu einem gefährlich Streifzug aufzubrechen. Der Ort war dunkel und voller Schrecken. Raelys hätte ihn ohne die Hinweise des Kriegers niemals alleine aufgesucht, doch seine Worte wiegten sie in einer gewissen Sicherheit. So irrte sie eine Weile über die Insel vorüber an den klagenden Seelen verstorbener Elfen und schaurigen Gestalten mit Messern und langen Säbeln in den Händen. Glücklichweise waren sie so sehr in ihre Gram verstrickt, dass sie Raelys in Unsichtbarkeit gehüllten Schritte nicht bemerken und die Frau so nach und nach die Insel erkunden konnte. Nach einigen Stunden wurde sie dann fündig. Das Kraut hatte sich wie so häufig einen hinteren Winkel ausgesucht, um dort zu wuchern und zu gedeihen. Als sie die ersten Blätter nahm, erfüllte sie ein Gefühl der Zufriedenheit und der Rabe wog noch einen Deut weniger an ihrem Hals. |
07.11.2014 09:36:34 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#83236) |
revenge | [center][img]http://s14.directupload.net/images/141107/4yirq8ma.jpg[/img][/center] Vor ihren jungen Augen tänzelte ein stattlicher Krieger auf und ab. Man hatte ihn in Stahl gehüllt und ein zu schweres Schwert gegeben, was seinen Bewegungen die Eleganz nahm, die darin hätte liegen können. Dennoch waren die Augen der blonden Frau voller Bewunderung. Er beherrschte das Lied des Stahl zweifelsohne wie kein andere. Der Ausdruck seines Gesichtes hatte etwas sehnsüchtiges und sie glaubte zu erkennen, dass es die Küsse von Stahl waren, die ihm fehlten. Zu lange tänzelte er hier bereits durch den Ring, bei all seiner Bewegung untätig in Wahrheit, denn dieser Mann war nicht für diese Art von Scheinkämpfen geboren. Sein Schwert hatte Blut gesehen und seine Seele war von Kampfesrausch benebelt. Ein Lebtag lang würde es ihn nach diesen Augenblicken verzehren und so würde es sein Ende sein, blieb er hier in Trubel und Johlen der sich blenden lassenden Massen zurück. Sicher zu Anfang war da auch eine Art Rausch gewesen, wenn sein Gegner am Boden lag, in Schweiß und Blut gebadet, doch noch immer atmend, und die Menge, die sich dicht an den Kampfesring drängte, ihn in ohrenbetäubenden Chören feierte. Doch mit den Jahren war diese Feier leiser geworden in seinem Geist, weckte weniger Glück in ihm und mehr noch trieb ihn in Verzweiflung als sein Meister zum ersten mal von ihm verlangte, dass er heute der Verlierer sein würde. Das war der Tag an dem sich Raelys Blicke auf den Mann legten. Wenn sie ihn nicht aufhielt, würde er heute jemanden töten. Der Gedanke lag so klar in ihrem Geist, dass sie wusste, dass es die Wahrheit war. Etwas in seinem Blick verriet ihn, doch war sie die Einzige, die es sah oder dem Beachtung schenkte. Ein tiefer Atemzug - was würde sie tun? Sollte sie ihn aufhalten? Mit dem Meister dieses Mannes sprechen und ihn vor dem warnen was geschehen würde? Man würde sie auslachen und es würde ihr mehr Ärger bringen als ihm Nutzen. So entschied sie sich nichts zu tun, die Arme verschränkt, warf sie einen kurzen Blick zu Anton hinüber, der mit deiner Dirne im Arm begeistert auf den Mann einzureden schien und ihn mit lauten Worten anfeuerte. Das Johlen bauschte sich zu einer Wolke der Begeisterung auf als sein Gegner die Menge teilte und den Ring betrat. Auch ihn hatte man in billigen Stahl gehüllt, doch überragte er jeden anwesenden Mann noch um einen Kopf, so dass ihn das bisschen mehr Gewicht sicherlich nicht belasten würde. Sein Grinsen offenbarte faulige Stümpfe in seinem Mund. Seinem Körper hatte diese Fäule nichts anhaben können. Aufrecht und mit einem schartigen Zweihänder zwischen den Pranken war er mit einem Sprung im Ring. Sein Aufprall ließ fast die Erde beben und wurde von einem erneuten Aufflammen der bürgerlichen Lust nach brechenden Knochen begleitet. Niemand hatte ein Worte gesagt oder den Beginn des Kampfes eingeläutet als der Krieger, nun mit einem dornigen Schild bewehrt, auf den menschlichen Koloss zusprang. Mit einer kinderhaften Leichtigkeiten trat dieser einen schlichten Schritt zurück und begegnete dem Ansturm mit einem zweihändig geführten Hieb. Hätte der Schild sich nicht zwischen Beiden erhoben, hätte dieser Schwung ihm ohne Zweifel die Rüstung soweit eingedrückt, dass ein ganzer Rippenbogen dahin gewesen wäre. So duchbrach das Geschrei der Menge ein Knarzen und ein hölzernes Ächzen des Schildes, das bewundernswerter Weise seinem Träger die Treue hielt. Ein guter Schild, das gab ihr Hoffnung und sie holte hastig jene Luft zurück in die Lungen, die sie in diesem ersten Schlagabtausch unweigerlich angehalten hatte. Der beschildete Mann taumelt und auf seinen Zügen zeigten sich erste Anzeichen von Schmerzen, die ohne Zweifel seinen Arm hinauf krochen und diesen möglicherweise bereits taub und nutzlos hatten werden lassen. Eine weitere unangenehme Überraschung war die Schnelligkeit des menschlichen Ungeheuers, das nun mit seiner eigentlich unhandlichen Waffe erneut nach ihm schlug und ihn raubtiergleich zu umkreisen begann. Der Mann drehte sich und seinen Schild mit, ließ selten seine Deckung offen und Raelys erkannte rasch seinen Plan. Er wollte abwarten bis der große Mann langsamer und müder wurde, doch dieser zeigte keinerlei Anzeichen, dass dies in Bälde geschehen würde. Stattdessen hieb er mit seinem Schwert immer wieder gegen den Schild und der defensiv geführten Klinge seines Gegners. Rasend war die Geschwindigkeit mit der die zweihändige Waffe auf den Mann herabfuhr. Schweiß glänzte bereits in seinem Gesicht, während der Koloss noch immer mit matten Zügen dastand. Die Menge johlte weiter und ihr Chor erhob sich in ungeahnte Lautstärke immer dann wenn Stahl miteinander sang. Er hält nicht sehr lange durch, redete sich die Frau weiter ein, welche nun mit zusammengezogenen Schultern einem unglücklichem Ende entgegen sah. Die wenigen Hiebe, die ihr Ziel hinter dem Schild hervor fanden, blieben ohne Wirkung. Sie sah wie Ratlosigkeit den entschlossenen Ausdruck auf dem Gesicht des Kriegers verdrängte. Sie wollte ihn anschreien und ihre Fäuste fuhren auch auf der hölzernen Umrandung des Kreises nieder, doch er hörte sie nicht. Es dauerte nicht lange, da war von seinem Schild nur noch Kleinholz übrig. Er schüttelte es von seinem Arm und fasste eine Gelegenheit ins Auge, als der schwere große Mann erneut von hinten ausholte. Da rammte er ihn mit seinem eigenen Leib schlichtweg von den Beinen und Beide verloren ihre Waffen im Sturz. Sie gingen zu Boden, enger miteinander verschlungen als manches Liebespaar. Stahl schrammte über Stahl und Raelys meinte den leisen Laut von brechenden Knochen darunter zu hören. Die Menge war nun außer sich, die geifernden Gesichter machten sich schreiend Luft und niemand interessierte sich nun mehr dafür wen man nun eigentlich anfeuerte. Die beiden Kontrahenten wälzten sich herum und es schien eine Weile so als würde keiner von ihnen die Oberhand gewinnen. Der schwerere, größere Mann schrie etwas, doch Raelys konnte es über all die Laute nicht verstehen. Dann gelang es ihm irgendwie die Hände um den Hals des Kriegers zu legen. Er schmetterte ihn zu Boden und riss das Visier auf. Mit einem Schlag war der Kampf vorbei. Die Glocke dröhnte über den Platz und das Gejohle erstarb. Mehrere Männer zogen den Verlierer auf die Beine, der alles andere als unglücklich mit dem Verlauf des Kampfes aussah. Etwas glänzte in seinen Augen unablässig. Das war Passion, begriff Raelys, es war der unbedingte Wille für eine Sache zu leben und zu sterben. Am nächsten Abend erreichte sie die Nachricht, dass ihr Tänzer seinen Wunden erlegen war. Man zerriss sich noch Tage danach das Maul darüber, dass seine Leiche noch gelächelt haben soll und das trotz einer solchen herben Niederlage, schließlich war der Mann seit Jahren ungeschlagen in der Arena. Raelys schnaubte aus, diese einfältigen Kreaturen begriffen garnichts. |
12.11.2014 11:39:46 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#83437) |
revenge | Durch den Nebel ihrer Gedanken, der sie eng umschlossen hatte und ihrer eigenen Welt die Weite nahm, drang eine Stimme an ihr Ohr. Einige Herzschläge vergingen, ehe sie bemerkte, dass es ihre Eigene war. Es war ihr Gebet für einen Toten und sie blickte auf eine See hinaus, die wütender war als je zuvor. [quote]Bitte, sprich nicht zu mir vom Wetter Nicht von der Sonne, den Wolken oder den Orten Wo Stürme geboren werden Ich will nichts wissen vom Wind, der über das Heidekraut streicht Oder vom Hagel, vom Regen, von alten Spuren Auf grauem, verschlissenem grauen Stein Bitte, erzähle mir von tiefen Klüften, die überquert wurden Nicht zurückgelassen, nciht umgangen, nicht von den verräterischen Taten Die wir Würmer brüten Ich will, dass du all deine Wut gegen das, was verloren ist herausschreist Jetzt stark, jetzt um zu weinen, jetzt um die Faust zu ballen und zu fluchen Auf so festem Grund Bitte, singe laut von der erbärmlichen Herrlichkeit der Liebe Jetzt vom Schmerz, jetzt trunken, jetzt losgerissen von jeder Vernunft In Lachen und Tränen Ich will, dass du mit den entrückten Göttern dort oben handelst Ohne Sorge, ohne Kosten, ohne den Wechsel der Jahreszeiten Zu winterlichen Ängsten Sing zu mir von diesen Dingen, und ich werde dich unerschrocken suchen Jetzt wissend, jetzt sehend, jetzt im Angesicht Des heulenden Sturms Singe dein Leben, als wäre es ein Leben ohne Ende Und deine Liebe, das helle Feuer der Sonne, auf seinem himmlischen Pfad Dorthin, wo die Wahrheit geboren wird. (c)Steven Erikson[/quote] |
13.11.2014 10:31:25 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#83487) |
revenge | Ihre Heimreise war lang und einsam gewesen, denn Vintar hatte sie an seine Neugier verloren und Limara, ihre befellte Freundin, trottete mit gesenktem Kopf dahin. Sie war erschöpft und bedurfte dringend einer langen Pause. Vergeblich versuchte die Blonde das Tier mit den Worten anzutreiben, dass in Mirhaven ein gefüllter Futtertrog und ein warmes weiches Strohbett auf sie warten würden. Der Schritt der zotteligen Stute jedoch blieb schleppend und ihr Kopf dabei tief gesenkt. Sie hatte sogar bereits die Nüstern weit aufgebläht, um besser an Luft zu gelangen. Ein tiefes Seufzen ging mit Raelys' Erkenntnis einher, dass sie der Stute nicht würde helfen können und sie sich nun letztlich einfach bis in die Stadt zurück schleppen würden. Allzu erfreut war sie über die Aussicht das Antlitz Mirhavens wiederzusehen nicht. Für sie trug die Stadt noch immer einen Schatten, einen Makel, den sie in Raelys' Wahrnehmung auch nicht so rasch verlieren würde. Zudem spürte sie eine Sehnsucht in sich, die wie ein tödlicher Köder vor ihr auf dem verschwommen schlammigen Weg tanzte. Sie war bereits in die Schlinge getreten und hatte sich einige Zeit mitschleifen lassen, zurückgeblieben war ein betäubendes Gefühl, nichts was sie zufriedener oder ruhiger hatte werden lassen. Was sie begriff würde bleiben, alles weitere würde ihr aus den Finger gerissen werden und zuweilen waren es diese Gedanken allein, die Zufriedenheit erschaffen mussten. Doch sie kam nicht, die Zufriedenheit, stattdessen war da ein nagendes Gefühl im Magen. Die allermeisten Menschen, die man nach einer detaillreichen Beschreibung des Gefühls der Sehnsucht befragte, brachten diese mit einer gewissen Unruhe in Verbindung. Kurzzeitige rasch befriedete Sehnsucht wurde häufig mit einem stechenden Gefühl in der Bauch- oder Herzgegend beschrieben, während anhaltende unbefriedete Sehnsucht zumeist mehr etwas nagendes und tiefgreifend bohrendes hatte. Sehnsucht verlief wie viele Gefühlsangelegenheiten in Zyklen, zuweilen war sie abhängig von der Tagesverfassung kaum spürbar. Dann glomm sie wieder auf, entwickelte sich von diesem kleinen Stechen zu einer anhaltenden Übelkeit, die das ganze Leben mitnahm und verdarb. Raelys war weitestgehend Opfer dieser letzten Empfindung, obgleich sie als Meisterin der Verdrängung durchaus in der Lage war dieses in einen tiefliegenden dunklen Teil ihres Wesens zu verbannen, dorthin wo ihre Aufmerksamkeit nur selten irrte. Dennoch war da das Wissen um das lauernde Gefühl und alles was damit zusammenhing. Manchmal war es nur ein zufällig vorbeitreibender Geruch, der alles wieder ins Wanken brachte. Mirhavens Anblick gehört nicht mehr dazu. Es war nun vielmehr die Wildnis, deren Sog sie an ihren Händen und in ihren Haaren spürte. Wer war sie eigentlich, dass sie nach solchen Nichtigkeiten strebte, während andere Menschen um sie herum das Leiterchen des Lebens immer weiter empor kletterten? Rashal beispielsweise hatte endlich sein Ziel erreicht Teil der Silberwache zu werden und er war eifrig darum bemüht sich um weitere Posten verdient zu machen. Gleichsam galt dies für Ragnar. Und obgleich sie nichts dergleichen in Worten gehört hatte, so sagte ihr Menschengespür ihr doch, dass auch Artes solche Pläne fern ihrer Augen verfolgte. Er war wie all die anderen niemand, der sich mit einem Blick in die Wildnis, einem Tanze zwischen Wasserfällen oder dergleichen begnügte. Sogar Samira, die Raelys bislang für die Freiste innerhalb der kleinen Gruppe gehalten hatte, hatte sich nun eine Art Platz gesucht an dem sie Wurzeln schlagen und sich wachsend in die Höhe recken konnte. Nur Vintar war ihr ein wenig ähnlich, sah seinen Weg kaum in irgendeiner Position, die mit Macht getränkt ihn lockte, dennoch trieb ihn etwas dazu an seine Arbeit im Lotus tagtäglich zu verrichten und dies schenkte ihm zweifelsohne ein Gefühl der Zufriedenheit. So blieb nun Raelys zurück als Einzige, die nichts tat. Sie hatte keinen Posten im Blick, kein Ziel, das von höhere Macht kündete. Sie folgte einer Sehnsucht, die frei war von solchen Aspekten - was also stimmte mit ihr nicht? War sie es, an der irgendwann alles verschwommen vorbeirasen würde, was sie an verpassten Gelegenheiten hatte gehen lassen? Würde sie eines Tages die Welt schmecken und doch garnichts dabei spüren, weil alles um sie herum stets rasch verschwand? Und würden die knochigen Arme sie dann zum letzten Tor schleppen mit einem einzigen bitteren Blick auf ihr Leben zurück? Würde sie da schlagartig verstehen, was sie vergeudet hatte? Oder war sie es nun, die in die Fallen ihres Verstandes taumelte und wankte? Die kleine Stute gab ein leises Brummen von sich, um Raelys auf die Tatsache aufmerksam zu machen, dass bereits Minuten vergangen waren, die sie tatenlos vor dem Stall herum standen. Gewiss beeilte sich die junge Frau ihr Tier rasch zu versorgen, um dann mit dem Kopf im Fellsattel der Stute vergraben in eine ferne Traumwelt wegzudämmern. Dort trat eine knochige Gestalt vom hellen Licht einer goldenen Sonne angestrahlt in ihren einrahmenden Blick. Die älteste Erinnerung der Welt - aus einer anderen Zeit, aus anderen Augen, dann kam endlich die erlösende Dunkelheit. |
19.11.2014 10:26:50 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#83775) |
revenge | [center]https://www.youtube.com/watch?v=JKPvobiNgB4[/center] Winzige Wimpernschläge begleiteten das blinzelnde Öffnen ihrer Augen durch dessen kleine Schlitze wenig tanzendes Licht in tausend Farben in ihr erwachendes Bewusstsein drang. Sie spürte ihren Atem, wie er floss, Leben brachte und nahm und die Erde unter sich mit ihrer anhaltenden Schwere, die ihr ein Gefühl von Sicherheit anbot. Ein kleiner warmer Sonnenstrahl kitzelte sie an der Nase, brachte ihre Mundwinkel dazu sich wie an unsichtbaren Fäden gezogen anzuheben. Was ihre Nase neben der lebensspendenden Luft einsog, war sein Geruch, der eine tiefe Empfindung von Frieden weckte. Ihre Welt war frei, offen, ewig, erstreckte sich weit über den Horizont des Lichterspiels hinaus und missachtete alle festen Formen und Regeln. Sie hatte nicht die Abbilder froher Zeiten vor ihrem inneren Auge, sondern deren Empfindung, das was sie für ihren Geist greifbare und wertvoll machten. Frohe Zeit, ewige Zeit, sie spürte besitzergreifende Hände um sich und war mit einem mal im hier und jetzt. Sie nahm das Auf und Ab eines weiteren flach atmenden Bewusstseins neben sich wahr und nun spürten ihre eignen Hände und Arme auch wieder Stoff und Haar, das sie hielt. In eine ewige Erinnerung atmete sie noch einmal flach, öffnete dann die Augen ganz, und prägte sich sein Gesicht, so wie es war tief ein. Das Ende würde nicht alles von ihm mitnehmen können. Ob sie vorbereitet war, wie er es sagte? Im gleichen Lidschlag wusste sie, dass sie bereits zuviel verloren hatte, um furchtlos gegenüber dem Verlust zu sein. Ihre Angst saß zu tief, um sie mit einem Abend auszulöschen. Mit aller Macht klammerte sie sich an das was sie besaß, nicht an Rüstzeug oder ihr Gold, sondern an ihre Erinnerungen, an die Gegenwart, an Empfindungen und Menschen und deshalb war es ihr auch ein so tiefes Bedürfnis eher zu verzichten, denn zu verlieren. Sie wollte die Tore ihrer Seele kein weiteres mal der Zerstörung öffnen. Das leise Schnarchen in ihrem Ohr brachte ihr Inneres dennoch zur Ruhe, brachte endlich eine satte, gestillte Sehnsucht hervor und einen Frieden, der so tief drang, dass nun in diesem Augenblick auch der kleinste Zweifel schwieg. Der Speerstreich war nicht erlösend gewesen, sondern sein schlafend, schwaches Herz neben sich. Fest hielt sie diesen Augenblick voller Hoffnung auf eine Zukunft, die Teil dieses Friedens sein mochte. Oh, das würde ihm nicht gefallen, wo doch Zerstörung seine Hand stets führte. Der Augenblick verging mit der aufgehenden Sonne, wo die Dinge der Nacht endeten und immer und immer wieder Neues begann. Sie saß in keinem Idyll voller zwitschernder Nachtigallen, sondern am Rande eines lebensverschlingenden Nebels und in ihrem Arm lag auch kein Mann, der einem die Welt, sich selbst und mehr versprach, sondern einer dessen schwarze Schwingen sich wie ein dunkler Schatten weit über sie hinweg hoben. Dennoch war sie hier, dennoch blieb sie hier. Dennoch wünschte sie sich, dass dieser Augenblick ewig andauern würde. Dennoch hörte sie ihn von Sonne und Schatten sprechen, von dem was wahr war und die Weisheit, die er in diesem Augenblick aufbot, war all das wert und noch mehr. Man mochte sie dumm und unglücklich schelten und hatte nur recht damit. Sie bat ein weiteres mal um Verzeihung. |
30.11.2014 14:37:15 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#84698) |
revenge | Der Knauf krachte seitlich gegen ihre Schläfe, ließ Sterne hinter ihren Augen explodieren. Sie taumelte und sank auf die Knie, während ihr Blut zu fließen begann. Über ihr sprach der Schwarze Mann in beiläufigem Tonfall: "Ich rate dir, erst nocheinmal gründlich nachzudenken, wenn du das nächste Mal den Drang verspürst, irgendjemandem mitzuteilen was ich so mache. Denn das nächste mal, werde ich dafür sorgen, dass du nicht wieder hoch kommst, Raelys. Und zwar auf höchst unangenehme Weise." Sie sah zu, wie das Blut in länglichen Tropfen auf den staubigen Boden spritzte. Ihr Kopf schmerzte, und die tastenden Finger fanden einen Krater mit ausgefransten Rändern. Die Sicht aus dem Auge auf dieser Seite verschwamm und wurde im Rhythmus des pochenden Herzens wieder scharf. Sie fühlte sich ungeschützt, verletzlich, wie ein Kind inmitten kalter erwachsener Gesichter. "Wenn du nocheinmal lügst, werde ich kein Erbarmen mehr kennen. Wenn du nocheinmal lügst, wird der Atemzug, mit dem du diese Lüge hervorbringst dein Letzter sein." Raelys leckte sich über die Lippen. "Es tut mir leid, Meister. Nie wieder. Ich schwöre es." "Verschwinde - und schick Draghan hierher, der die Sauerei aufwischen soll, die du in meinem Arbeitszimmer hinterlassen hast." In gebückter Haltung eilte sie aus dem Zimmer. Übelkeit stieg in ihr auf, und ihre Kehle zog sich schmerzhaft zusammen. Sie tastete mit einer Hand nach der Wand, wankte dagegen und blieb einige Herzschläge lang so stehen, um das Aufbegehren ihres rebellierenden Magen niederzuringen. Niemals mehr Lügen, was für ein Schwachkopf. So erzog man nicht einmal Kleinkinder. Besser lügen war die richtige Antwort, sich nicht mehr erwischen lassen beim Lügen. Sie musste besser werden, rasch, denn sie verspürte den unbändigen Drang sich seiner Klauen zu entledigen und ihr inneres Feuer schrie ihr all die Kraft zu, die dazu notwendig war. Hell lodernd war die Flamme, züngelte empor und verbrannte alles andere Drängen zu Asche. Vernunft? Ein Fremdwort. Heucheln? Ja! Er lehrte sie all das zur Perfektion zu treiben und eines Tages würde sie ihm dies ins Gesicht schleudern, ja eines Tages würde sie ihm die Wahrheit sagen, schonungslos, wenn er dahing: Schwach, alt, gebeugt von all der Bosheit, die seinen Geist zerfraß. Wenn die Zeit all die Arroganz aus seinen Gliedern gesaugt hatte. Er hatte sie soviel mehr gelehrt durch sein leuchtendes Beispiel an zermürbender Paranoia. Er traute niemandem und es war anzunehmen, dass dazu auch er selbst gehörte. Ständig kontrollierte er alles und jeden und Gewalt war sein Mittel der Wahl, um andere zu unterjochen. Zugegeben darin war er gut und nur selten wagte es jemand gegen ihn das Wort, niemals jedoch die Hand oder gar die Waffe zu erheben. Jedoch würde er sich selbst besiegen am Ende und dies war eine so köstliche Wahrheit, dass sie Raelys die Kraft dazu gab abzuwarten. Bis dahin würde sie sicherlich noch zahlreiches erdulden müssen. Das Band um diese Erkenntnis war jedoch so eng geschlungen, dass es nicht reißen würde, sie brauchte keinen inneren Zorn zu fürchten. Die Tage wurden immer düsterer für den Mann. Sein Schlaf war schlecht, kaum mehr vorhanden. Seine Tage noch schlechter, denn Kontrolle und Angst waren enge Verbündete in seinem Wesen. So verbrachte er diese zusehends damit in seine Kugel aus dunklen Kristall zu starren, um zu sehen, wer was tat, wo wer die falschen Worte sprach. Vermutlich tat er das ohne zu bemerken wie damit Tag um Tag seine eigentlichen Ziele sich immer weiter in der Ferne verloren. |
03.12.2014 09:16:53 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#84830) |
revenge | Freiheit vor und hinter den Augen. In ihrer Seele spiegelten sich die Feuer, die vor ihr entlang krochen wie ein Haufen trägen Steins. Um sie herum war die Luft schwer von Ruß und Asche, die steten Begleiter echter Flammen. Bei jedem zähen, flachen Atemzug zog sie diese tief in ihre Lungen. Feuer, das Leben gebahr und es gleichzeitig vernichtete. Dennoch würde sie verharren bis die Übelkeit sie an den Rand des Abgrunds von Sterben und Erlösung brachte. Manche nannten ihn so, den Prozess dem eigenen Leib den Rücken zuzukehren, andere wussten, es war Schicksal und sie lebten in dieser Gewissheit ohne den Gram zu empfinden, den mancher bei einem flüchtigen Gedanken ans Sterben hegte. Schwierig blieb es für die, die zurück blieben, doch wer würde einen Gedanken daran verschwenden im Angesicht des Todes? Die einzelnen Stränge des Denkens waren zu träge in diesem Augenblick. Die Kraft, die noch übrig war, richtete sich in sich selbst zurück, ehe der letzte Atemzug über spröde, zerschlagene Lippen glitt. Die Welt hielt keine Luft an, vielleicht war da ein Seufzen irgendwo in der Dunkelheit oder im Licht und an einem fernen Ort schrak es jemanden aus den Federn in die Höhe. Sanftmut lag in ihrem Blick während sie die platzenden Blasen aus flüssigem Stein beobachtete, die seltenen Stichflammen, die aus der Lava kamen. Die ältesten Erinnerungen lagen in diesen Massen aus Stein und der Gedanke zu ihren Füßen zu sitzen und die Jahrhunderte an sich vorbeitreiben zu sehen, ließ die Frau sich weich und leicht anfühlen. Sie scherte sich nicht darum, dass diese nicht nur alte Kunde, sondern auch Verderben brachten. Jede Münze barg zwei Seiten. Jene in ihrer Hand betrachtet sie eine Weile länger. Sie fühlte sich warm an und Bashabas Horn darauf leuchtete in einem matten Grün. Sie hatte die Münze fast ein Jahrzehnt getragen. Erinnerungen, die sie nun dem Feuer übergeben würde und sicher, die Pechmaid würde ihr nicht wohlgesonnen sein. Doch zuweilen musste man selbst den Göttern gegenüber etwas riskieren, die Nase hoch in Wind und Asche recken. In ihren Worten würden sich weder Drohungen noch Entschuldigungen verbergen, denn beides brachte man der Herrin des Unglücks nicht entgegen. Die stumme Erklärung an den Wind war alles was sie ihrer Patronin mitgab auf dem Weg des Rückzugs. Wieder rüttelte sich die Welt kein Stück und für den Einzelnen so bedeutende Moment waren für sie nicht weiter als ein weiterer Flügelschlag eines Vogels am Firmament. Verlassen blieb Raelys zurück, erkannte, dass es Zeit war aufzubrechen, wollte sie die zarte Linie zwischen Leben und Sterben nicht übertreten. Der Weg hinunter würde weit und steinig genug für sie sein. |
08.12.2014 12:20:42 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#85001) |
revenge | Ihre ledernen Schwingen durchschnitten Wolkenbänke. In einem Sturzflug nach dem anderen jagte sie ihrem wild pochenden Herzen hinterher. Der Schrei, der sich im zugigen Wind verlor, war kehlig und rauh, während in den blutroten Augen ein lebendiger Schmerz mit jedem Herzschlag pochte. Die Welt wurde matt im ihre Augen, trieb davon und verklang in einem andauernden Rauschen und Brausen, als sie das Gewebe um sich herum zerfasern ließ und ihren eigenen Leib mit den blauen tränenden Augen freigab, um in ein kaltes Grab aus tosenden Wellen einzutauchen. Der Schlag trieb ihr die verbliebene Luft aus den Lungen, stattdessen füllte salziges Nass ihren Mund. Amdir war fern, denn sie war weit geflogen, soweit ihre Schwingen sie tragen konnten. Nun übergab sie sich der Übelkeit und einem eisigen Griff der See, während die Welt um sie herum grau wurde. Als sie dem Magier ins Gesicht geblickt hatte, war ihre Welt noch geordnet. Die brodelnde Wut war nur kurz an die Oberfläche geschwappt. Es war ihr gelungen sie zurückzutreiben und den Zorn ihrer Schwester im Zaum zu halten. Doch alles sah anders aus als sie sich abgewandt und losgelaufen war. Im Takt ihres immer wilder schlagenden Herzens, war ihr Schuhwerk auf den Stein mirhavener Gassen und Straßen getroffen, bis sie die Tore endlich hinter sich gelassen hatte und gerannt war bis das kostbare Kleid aus heller Seide nurmehr in Fetzen um ihre Beine schlug. Jeder Atemzug brannte in ihrer Lunge, während der menschliche Körper sich den Strapazen dieser Flucht zu ergeben begann. Gerade rechtzeitig war es also gewesen als ihr Fuß den ersten Meerschaum spürte. Sie riss das Gewebe auseinander, grub die Hände tief in die Wunde, die sie geschlagen hatte und zerteilte es dort wo sie hindurchtreten konnte. Es waren ihre Fingerkuppen die in tiefe beißende Schwärze der Abyss eintauchten. Lang ließ sich die Essenz nicht bitten, denn sie griff sofort nach dem menschlichen Leib und begann ihn zu verschlingen bis die einst blauen Augen in dem tiefen Rot von altem Blut loderten. Schwester - seit wann war es eigentlich dieses Wort? Gathrakas Zorn ließ das Wasser um sie herum brodeln und abertausende Blasen um sie herum zur aufgewühlten Oberfläche flüchten. Raelys schloss die Augen. Die Dunkelheit - sie hieß sie willkommen. Die Dunkelheit - sie würde sie endlich erlösen. Jetzt fehlte zu Gathrakas Schrei nurnoch Stille. |
11.12.2014 14:40:00 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#85160) |
revenge | Sie spürte kalten Sand im Rücken, dann unter den Händen als sie sich ruckartig aufgerichtet übergab und so das blonde Haar, das ihr strähnig wirr rund um den Kopf herum hing, ganz und gar besudelte. Salz brannte in ihrer Kehle, ließ ihren Magen rebellieren und ihre vom langen Bad verschrumpelte Hand über ein ebenso zerschrumpeltes Gesicht wandern. Kraftlos fiel sie wieder hintenüber, ihr Kopf traf weich auf Sand und ihre zitternden Lider offenbarten ihr einen schwarzgetünchten wolkenreichen Nachthimmel. An ihren Händen und Füßen hatte sie gespürt wie die Dämonin an ihr zog und zerrte. Aus irgendeinem Grund war es ihr nun doch nicht recht, dass die Menschenfrau nun so unspektakulär ertrank. Der Gedanke kam so rasch wie er von der Dunkelheit verschluckt wurde. Sie spürte nicht wie sie tiefer und tiefer sank, begleitet von den dämonischen Schreien, höher und greller. Sie spürte auch nicht, wie sich etwas im sandigen Grund zu regen begann. Einer der Auswüchse reckte sich nach der Frau, schlang sich um ihr linkes Bein, zog sie durch eine brausende nasse Tiefe. Und sie spürte auch nicht den Aufprall mit dem sie im Sand gelandet war. Das dunkle Geschöpf ohne Gesicht hatte seinen Lohn erhalten, denn in ihrem Bein klaffte ein tiefes fleischiges Loch und es hatte mit ihrer Makellosigkeit gebrochen. Man hörte noch sein unmenschliches Knurren als er das Menschenfleisch verschlang. Zitternde Magie ließ die Wunde zu einer wulstigen Narbe zusammenwachsen, die sie nun eine Weile mit sich tragen würde. Närrin, sie hatte geglaubt, sie könnte all dies tragen und wenige Worte des Magiers hatten ausgereicht, um eine Wehr, die so sorgsam Stein um Stein errichtet worden war, einzureißen. Sie hatte einen Hang zu extremen Reaktionen, doch nie hatte sie dabei ihr Leben so sorglos in die Waagschale des Todes geworfen. Ihr Geist war durcheinander und ihre Selbstkontrolle schwand. Sie spürte wie ihr unruhiges Wesen mehr und mehr Einzug in ihr tägliches Handeln fand. Dabei war ihr nun ein Geschenk offeriert worden, das sie noch weitaus mehr kosten würde als ein Loch im Fleisch. Die Erkenntnis war zermürbend wie das Salz, dass sie in Unmengen verschluckt hatte und das nun ihren Magen zerlöcherte. Verderbnis lag in diesen Tagen und sie schmeckte den bitteren Geschmack dieser Erkenntnis auf ihrer Zunge. Aufraffen, weitergehen, das waren doch die Lehren, die einem Nahezu-Toten angetragen wurden, um nicht doch als Vollends-Toter zu enden. So hielt sie es auch, wusch das Haar mit einer salzigen Welle aus und stolperte eine Weile als ärmlicher Strich durch den nächtlichen Sand… |
12.12.2014 13:20:46 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#85186) |
revenge | Ein Sturm aus Hass und Liebe, Unsicherheit und Abscheu, Neid und Ekel bestimmten das auf und ab der Empfindungen dieser Tage. Aller Tage im Grunde doch gerade jetzt hatte Raelys dem wenig entgegen zu setzen und so flüchtet sie immer wieder vor sich selbst und vor der Gesellschaft jener, deren anklagenden Blick sie nicht ertragen würde. Es fiel ihr unendlich schwer die Maske der Beherrschtheit aufrecht zu erhalten, vor allem dann wenn andere davon sprachen welche Gefahren darin lagen, würde man erkennen wer Raelys war. Ein rot pulsierender Teil ihres Herzens dachte an jene anderen, die sie mit in ihre Grube hinabziehen würde, wäre ihre Kontrolle einmal nicht absolut. Die restliche Schwärze schrie ihre eigene Furcht heraus. Scherben von falschen Gesichtern, Scherben von Momente, die das Leben prägten obgleich sie nichts weiter waren als Lug und Trug. In einem Moment war sie bester Laune, im nächsten war ihr Herz schwarz wie Pech und in ihrer Seele ging ein Wind von Rachsucht und Hass. Wie lange konnte sie noch Vertrauen und Vertrautheit vorspielen, wie lange würde sie noch die Menschlichkeit besitzen etwas zu empfinden wie Zweifel? Es entglitt ihr, die Zeit, ihre Seele, die klaren Gedanken und sie spürte wie die langen Klauen des Wahnsinns an die Pforte ihrer Seele klopften. Sie begehrten Einlass, sie verlangten ihn sogar und das wilde Treiben von Leben und Tod um sie herum machte die Angelegenheit nicht besser. Sie hatte versucht etwas wie Klarheit aus den Gesprächen mit Taras zu ziehen, einen Hinweis wie er seine Gedanken ordnete bei all dem Chaos darin, doch es gelang ihr nicht den entscheidenden Rat aus ihm heraus zu bringen. Vielleicht auch deshalb, da Taras ein natürliches Gespür für den Augenblick besaß und wie man ihn in seinem Sinne nutzen konnte. Raelys kostet ihn weniger aus, ließ ihn auch einmal forttreiben völlig ungenutzt, sich der Langeweile eines simplen Austausches ergebend. Was ihm also von Natur aus gegeben schien, musste sie sich irgendwie erarbeiten. Doch wie? Noch hatte sie keinen guten Gedanken dazu fassen können, doch in der Stille fand sie ihn vielleicht. |
16.12.2014 08:57:06 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#85319) |
revenge | Das Gespräch mit Tai hatte sie in einen tiefen Zwist geführt, mit sich selbst und mit Gathraka mit der sie in Gedanken ausdauernd stritt bis die Dämonin die Geduld verlor. Es hatte ohnehin noch soviel gut zu machen dieses menschliche Fleisch. Der Glaube daran, dass man aus einem Bösen in ein Gutes fallen könnte, trieb ihren Zorn so sehr an, dass all die Opfer und Seelen, die ihr zuvor noch soviel Freude bereitetet hatten, vergessen waren. Den Schatten, der in einem trüben Dunst vor sich hin trieb und dessen Augen glühende Kohlebecken waren, dürstete es nach einem menschlichen Spielzeug und da kam ihr das abtrünnige Geschöpf gerade recht. Ein Opfer würde dem anderen folgen und was übrig blieb, war ein Gewinn für sie. Diese Nacht war dunkler als viele anderen zuvor und als Raelys ihre tränenbeladenen Augen aufschlug, wünschte sie sich die Lotusfarben herbei und die kleine Freude, die darin für sie lag. Der Schmerz in ihrer Kehle brannte und der dünne Draht im ihren Hals nahm ihr jetzt wo alles hinter ihr lag noch jeden freien Atemzug. Sie wünschte sich Tai herbei in diesem Augenblick, doch die Frau blieb fern, damit auch ihre Farben und ihre Freude. |
16.12.2014 08:57:24 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#85320) |
revenge | Sie kannte die Gesichter und Fratzen der Angst. Angst vor der Dunkelheit, Angst vor dem was in ihr lauerte, Angst vor den eigenen Gedanken, Angst vor den Gedanken Anderer. Angst vor Schmerzen, Angst vor Qualen, die schlimmer waren als der Tod, selbst die rohe Angst vor dem Sterben hatte sie bereits gekostet. Doch niemals hatte sie Angst gehabt vor etwas nach dem sie sich innerlich verzehrte. Die Scherben, die sie hielt, lagen nicht vor ihr auf dem Grund und zerschnitten ihr auch nicht das Fleisch. Sie schnitten in ihre Seele und fügten ihr Wunden zu, die eitrig und heiß wurden und ihr in dieser Nacht einen fiebrigen Alptraum nach dem anderen bescherten. Schmerz und Angst öffneten die Tore ihre Augen und nachdem die größte Erschöpfung von ihr abgefallen war, weinte sie stumm vor sich hin. Talos hatte seinen Weisheiten heute alle Ehre gemacht. Sicher, sie hatte gesehen und gespürt wie ihre Worte den Krieger verärgert hatten. Doch war ihm die Sorge um sie so fremd, dass er sich an seinen Empfindungen so tief schnitt? Sie waren es, denn die Tiefe seiner Gefühle riss ihn in einen Strom, der in Zerstörung enden musste. Die Leichen um ihn herum waren nur ein kleiner Teil dessen was er an diesem Tag vollbrachte und für Raelys waren sie quasi unbedeutend. Sie trauerte ihrem eigenen Verlust hinterher, wobei trauern nicht im mindesten umschreiben konnte, was sie empfand. Sie hätte schreien können vor Pein. Unversehrtheit war eine der Dinge, die ihre Bindung zu Taras bestimmt hatten. Bei allem was er tat, war sie sich stets sicher gewesen, dass er sie nicht anrühren würde solange sie ihn nicht mit Worten oder Taten dazu trieb. Doch sie hatte nichts getan, nichts gesagt, was begründen würde weshalb der Krieger Hand, Waffe und Zauber gegen sie erhob. Sie war ein Opfer geworden, ein Opfer seines Wahnsinns, den sie in seinem Blick so deutlich flackern sah als stünde er als verzerrtes Abbild neben ihm. Dass dies nicht der Taras war, den sie beschenkte, tröstete sie nur im geringen Maße, denn dieser Taras war ein Teil von ihm und sie würde ihn niemals aus ihm heraustreiben können. Wenn jemand wusste, wie es war mit wahnsinnigen Abbildern zu leben, dann war es doch Raelys. Vielleicht war es so, dass sie immer gehofft hatte, dass er ihr Halt in diesem wilden Sturm sein würde und nun war diese Hoffnung zerstört, zerschlagen, ausgeblutet. So wie sich ihr Inneres nun fühlte. Ihre erste Reaktion war Trotz gewesen neben der Angst. Sie wollte sich dem nicht geschlagen geben, sondern einen Weg finden, wie man diesen Gott überzeugen konnte. Doch nun wurde ihr mit jedem Moment, den sie darüber nachdachte der Zweifel offenbar. Wie konnte man Willkür überzeugen eine Bahn zu finden für den eigenen Zorn. Etwas auszuschließend aus dem Kreis des Zerstörbarem? Die Antwort kam nicht in dieser Nacht, doch sie hielt den schlafenden Krieger enger, denn sie war sich sicher, dass sie ihn nicht verlieren wollte. |
20.12.2014 12:18:46 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#85503) |
revenge | Manchmal überfielen einen Gedanken wie Messerstiche, obwohl es in diesen Augenblicken nichts zu überlegen gab und die Schlimmsten darunter waren die Erinnerungen. Ein solcher Moment war gekommen als Raelys ihre Meisters Haus betrat und der Runenschmied noch einen kurzen Blick für seine Schülerin übrig hatte, ehe sein Tagewerk seine Aufmerksamkeit in Beschlag nach. Die Frau, die ihr fleischigen Beine locker vor ihr überschlagen hielt, mustert sie aus tiefsinnigen dunklen Augen. Schwer und grüblerisch war die Atmosphäre, die sie umgab. Doch da hing noch mehr in der Luft, denn bei all dem Gewicht, dass diese Frau zweifelsohne auf die Waage brachte, verströmte sie eine betörende Sinnlichkeit. Selbst das Glänzen ihres Halses als sie Atem holte, hatte etwas an sich, das Raelys zum Schlucken brachte. Während die dunklen Augen so über die hinweg tasteten, begann sich die Frau ihre Pfeife zu stopfen und winkte den Mann, der Raelys grob an den Schultern hielt ein paar Schritt zurück. Ein kleines knorriges Geschöpf an ihrer Seite verblieb jedoch. Es war der Kerl, der Raelys überhaupt hierher geschleppt hatte, eine Kreatur, deren zahlreiche Falten ihn mehr wie einen knorrigen alten Baum wirken ließ, denn wie eine menschliche Gestalt. Perfekt hatte er so in die kleine Schreibstube gepasst in welche die Blonde hineingestolpert war. Nun das war einige Tage her und nun stand sie hier vor einer Frau, die ihr vermutlich jedes Versprechen würde entlocken können. Der Blick aus den blauen Augen wand sich scheu von ihr ab. Mit einem vernehmlichen Geräusch, das den Blick des Meisters wieder auf sie zog, sankt sie auf eine Bank im Inneren der Werkstatt. Sie hörte seine Schritte poltern wie herangeeilt kam, um die Schülerin wieder in die Senkrechte zu ziehen. Die Erinnerung war trügerisch und sie hatte Taras eine Lüge aufgetischt ohne es zu bemerken. Warum? Manche Gedanken..., und sie winkte dabei den Meister beiseite. [i]"Es ist schon in Ordnung, ich habe nur zu wenig gegegessen." [/i]Wie zum Beweis nestelte sie ein hartes Stück Brot aus ihrem Habe hervor und begann es zu essen. Habnadi widmete ihr einen letzten strengen Blick, ehe er sich dazu überreden ließ wieder seiner Arbeit nachzugehen. Manche Gedanken kreisten so oft um sich selbst, dass der Denkende selbst nicht mehr wusste was Wahrheit und was Lüge war. Schlimmer war es noch, wenn er sich nach der Lüge sehnte, da die Wahrheit gleichwohl so beschämend sein konnte. In ihren Ohren klang die krächzende Stimme des kleingewachsenen Mannes an ihrer Seite noch: [i]"100 Goldene, keinen weniger!" [/i]In ihren Gedanken hallte das Echo ihrer eigenen Befürchtungen. Der Rauch hatte die Stimme der Frau tief gemacht, auch wenn Raelys keinen Augenblick daran zweifelte, dass sie mit ihr spielen konnte wie der Wind mit einem Kerzenlicht. [i]"Ich brauche niemanden, geh weg Alterchen, Schönheit ist nicht das Einzige, was hier von Nöten ist und ich brauche wirklich niemanden."[/i] Der kleine Mann fluchte wild vor sich hin und Schadenfreude begann in ihr zu wachsen. [i]"Allerdings..."[/i] Ihr Herz setzte einen Schlag aus und begann dann aufgeregt zu pochen bis ihr das Blut in die bleichen Wangen stieg. [i]"Für 50 überlege ich es mir nochmal."[/i] Die Worte verhallten und die Erinnerung riss ab, fand sich wieder in einem Raum, dessen Luft vom Dunst der Duftlampen so schwer war, dass jeder Atemzug mühsam durch die Lippen ging. Vor ihr saß ein Mann, schlank wie eine Gerte mit einer Nase, die seine strenge Aufrichtigkeit noch unterstrich, so gebogen und spitz wie sie war. Und Augen, die durch die Gestalt der jungen Raelys hindurch stachen als wäre sie dünnes Papier. Wieviele Mondzyklen war sie nun schon hier, wie gut war ihr Trugbild von einem Lächeln seither, das sie den schneidenden Blick eines solchen Mannes täuschen konnte. Sie kannte das übliche Gefühl der Übelkeit in diesen Augenblicken der ersten Begegnung, wo von ihr so unendlich viel erwartet wurde. Sie fing es ab in einem frühen Netz aus Vorsicht. Er würde nichts davon sehen in ihren blauen Augen. Ihr Kopf pochte schwer gegen den Stein, ehe sie bewusstlos wurde und Meister Habnadi endlich auf die Dummheit seiner Schülerin zu fluchen begann. |
20.12.2014 13:32:59 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#85506) |
revenge | Es brauchte einen zweiten Blick bis sie begriff, dass er kein Interesse an ihr hegte. Seine Hand griff nach seinem Mantel, er trat an sie heran, um ihr diesen behütend und verhüllend um die Schultern zu legen. Seine Stimme war so schneidend wie sein Blick und verriet, dass er ungeübt war in der sanften Art zu sprechen. [i]"Du gehörst nicht an einen solchen Ort Raelys und ich bin hier, um dir einen anderen Weg zu zeigen in eine Zukunft, die uns beide betrifft."[/i] Zwischen Erleichterung und Furcht ruckte ihre Stimmung hin und her, die sich ersteinmal in einem offenbaren Staunen auf ihre Züge legte.[i] "Herr, wenn das ein Spiel ist, dann werde ich euch folgen wohin immer es euch zieht."[/i] Sie hörte und spürte das Rad von Demut und Vorsicht in sich rattern. [i]"Hör' dich an Kind, sieh' dich an. Ein erbärmliches Leben endet nun. Geh' voran."[/i] Der gekünstelte Sanftmut war aus ihm gewichen und hatte einem harschen Ton Platz gemacht, der es gewohnt war, dass man ihm gehorchte. Sie begriff, sie würde etwas hinter sich zurück lassen, das sie hasste und eintauschen gegen eine Zukunft, die genauso übel enden konnte. Doch die Wahl war nicht ihre. Sie hatte nun lange genug geübt Worten zu folgen und so tat sie was er verlangte. Eine zetternde Frau nach der anderen kam aus den kleinen vorhangverborgenen Nischen hervor. Der Mann zahlte in Gold und brachte das Geschnatter zum Schweigen. Als sie das Tor des Hauses hinter sich gebracht hatte, zahlte er nocheinmal in Blut. Ein Blick über die Schulter verriet ihr, dass die schöne schwere Frau nichts weiter war als die Asche, die sie schmeckte, denn dunkler Rauch drang aus jedem Fenster und schlängelt sich dem hellen Himmel entgegen. Ein paar Schritte weiter und hinter einer Ecke offenbarte sich wem sie wirklich ihren bloßen Arm gereicht hatte. Anstatt in edles Leder gewandt, umwehte schwarzer schmuckloser Stoff die Gestalt, die sie hielt. An Ende einer weiteren Straße erwartete sie das erste lockende Lächeln Antons, der noch nach Ruß und Feuer roch. |
31.12.2014 13:10:38 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#85775) |
revenge | 10...20...30, sie zählte ihre Herzschläge während sie in der Ferne ein weißes Segel tanzend auf der See beobachtete. Wo zog es hin? Wo kam es her? Sie konnte eine halb Ertrunkene sein, oder jemand, der mit seinem Boot zu weit hinaus gefahren war. Sie würden sie sicher aufnehmen. Oder ganz einfach, sie ging zum Pier und suchte sich ein Boot, das sie weit weit weg brachte. Sie entsann sich Eyards Worte und dabei wog der mithralene Dolch schwer in ihrer Hand. Wie weit war Damara wohl fort? Immer nach Norden. Immer nach Norden. Nein, das würde ihr nicht gelingen. Ganz allein? Warum nicht? Gathraka sehnte sich danach ihre Verwandten wiederzusehen. Das Leid, das Land und Leute so eng umschlungen gehalten hatte, war ihr eine starke Verlockung. Die Menschen waren nicht frei, sie waren auch auf keinem guten Weg an diesem Ort. Sie waren noch immer gefangen in ihrer Furcht vor den Schrecken der Abyss und die Vehemenz mit der sie jene jagten und hassten, die berührt vom versehrten Feuerhauch waren, bewies wie nah sie sich noch der Katastrophe fühlten. Raelys verstand diesen Umstand, während die Dämonin nur hysterisch zu lachen begann. Güte? Davon hatte der Mann gesprochen, denn auch die Dämonenkinder in ihrer Unschuld als das geboren zu werden, was sie nuneinmal waren, verdienten ein Mitgefühl, das zumindest die Chance bereitete ein gewöhnliches und gutes Leben zu führen. Nur, dass sie selten dazu fähig waren. Wie konnten sie auch. Ihr Leben würde bestimmt sein von Ungerechtigkeiten und von Gewalt. Soviel Güte würde es niemals auf der Welt wohl geben. Wer stete Ablehnung erfuhr, der konnte nicht anders als bitter werden. Und Bitterkeit lag nahe an Kapitulation, Selbstaufgabe und auch dem Hass. Mit dieser Faust wurde jeder gute Keim zerschlagen und gleichsam tönten die erzürnten Rufe. Sie fragte sich einmal wieviele Dämonenkinder es gab, die die Einsamkeit suchten, um nicht länger Opfer einer Prophezeihung zu sein, die Andere für sie schrieben. Raelys war zu scheu und auch zu feige gewesen ihm die Wahrheit zu unterbreiten, um zu sehen wieviel der Güte tatsächlich in ihm steckte oder ob er nur davon sang und sprach. Feigheit, sie drehte das Wort in ihren Gedanken und erspürte wie tief dessen Wurzeln reichten. Ihr Blick hielt sich an dem kleiner werdenden Segel fest. Manche Gelegenheiten kamen nur einmal. Doch nein, dieses Schiff würde wiederkommen, oder ein Anderes, das sie erreichen konnte. Es würde noch weitere Gelegenheiten geben den Wächter und sein allsehendes Auge auf die Probe zu stellen. |
16.01.2015 09:38:13 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#86895) |
revenge | Die Trennung von Körper und Geist war für manche ein metaphorisches Ziel, für Raelys war es bittere und schmerzliche Realität. Die Woge aus Macht, die wie ein Schauer von eiskaltem Regen über ihre Haut kam, hinterließ einen tiefen Sprung in ihrer Seele jedesmal, wenn sie im Wirrwarr des Geflüsterten danach tastete. Einen Sprung, der Dunkelheit frei ließ und Wahnsinn. Ihre Seele zog sich furchtsam und schreiend vor Schmerz zusammen, wenn die schartige Axt des Riesen auf die Schulter der Frau zufuhr, der es nicht gelungen war sich rechtzeitig zur Seite zu werfen. Ihr Körper jedoch wusste nichts von diesem Schmerz. Dem Geist wurde durch die fehlende physische Manifestation jede Möglichkeit zur Heilung genommen. Wie lange wohl mochte und konnte man solche Spiele mit der Macht noch treiben, bis die Grenzen ihrer Körper- und Geistlichkeit erreicht wären? Sie sollte seltener danach greifen, einschränken was die Verlockungen ihr an machtvollen Instrumenten anbot, um ihren Willen bei Riesen und Teufeln durchzubringen. Aber konnte sie das? Brachte sie die Kraft noch auf sich selbst soweit einzudämmen? Oder war nun der Moment gekommen sich alles zu nehmen, was man ihr bot, um intensiv aber rasch den Abschluss dieses Lebens zu beschließen? Sie sah keinen Grund mehr darin ein langes aber wenig erfülltes Leben zu führen nur aus dem Umstand, dass es länger war. Sie hätte nicht danach greifen müssen, nach dieser Möglichkeit Geist und Körper einander so fremd werden zu lassen in ihrem Erleben. Doch sie hatte es getan und sie musste sich eingestehen, dass der Grund dafür so einfach wie beschämend war für einen Geist, der sich für etwas besonderes hielt. Es war ganz und garnicht besonders, sondern einfach nur gewöhnlich. Sie war gierig gewesen. |
19.01.2015 11:18:18 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#87077) |
revenge | Ihre Stiefel knirschten über von Wasser glattgeschliffene, nebelfeuchte Steine als sie sich auf den Wasserfall zubewegte. Die steilen Hänge der umliegenden Hügellandschaft waren grün und einige Bäume und dichtgewachsene, wasserverwöhnte Büsche nahmen die direkte Sicht auf die Frau und das schmale Ufer. Einige Steine, die nur hin und wieder von einer Welle von Wasser geküsst wurden, waren von Moosbärten und Flechen überwuchert. Raelys lehnte auf ihrem Speer und ihre Sicht war zu trübe, um all die Schönheit um sie herum aufzunehmen. Sie kam nicht wieder zu Atem, denn etwas schnürte ihr die Kehle zu und hielt ihr Herz gleichsam in einem unerbitterlichen Würgegriff. Die Nacht war kühl und Raelys fror in ihrem Unterkleid ohne es zu spüren. Ihr Leib versuchte sich zurück zu ergattern was er verlor und begann zu zittern. Die Liebe war ein grausamer Fluch, ungebeten auferlegt und sie war doch nicht fähig sich seiner zu entledigen. Im schwarzen Wasser wusch sie das Blut von ihren Händen und entdeckte dabei einige Kratzer und Risse, die sie mit fehlgeleiteter Neugier verfolgte. Die dunklen Wasser sind tief und unergründlich. Ertrinke in ihnen oder halte dich fern. Ihre Seele war ein Seil, ein dickes, gedrehtes Seil und es krümmte sich in unzähligen Knoten darin. Und gerade hatte sich dieses Seil um ihren eigenen Hals gelegt. Wie konnte man etwas fühlen, das so sehr von Schmerz und Qual durchwirkt war und gleichsam so verzweifelt daran festhalten? Die Ambivalenz ihrer Gefühle trieb die Frau nicht in die Verzweiflung, vielmehr war es der Umstand, dass sie spürte, dass es bald vorbei sein würde und unter Umstände war sie dann allein mit all dem. Das Seil zog sich fester und sie ging in die Knie, um den Kopf nach vorn zu senken und sich unter dem fallenden eiskalten Wasser in ihrem Nacken noch etwas mehr zu beugen. Der Gedanke allein trieb ihr die Tränen die Wangen hinab, deren Brennen sie jetzt nicht spüren wollte. Das rauschende schwarze Wasser schluckte ihren verzweifelten Schrei und trug ihn als unhörbares Echo des Leids weiter den kleinen Bach hinab. Flucht, sie war kurz gewesen. |
24.01.2015 11:05:19 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#87377) |
revenge | Die Frau saß mit einem Bündel von wertvoller Fracht zwischen lärmenden Trunkenbolden deren derbe Witze ihr schon in den Ohren dröhnten. Allzu oft war sie Ziel ihres Spotts und der ein oder andere hatte auch bereits nach ihr gegriffen. Noch bedachte sie den groben Umgang mit einer sich aufzehrenden Gleichgültigkeit. Ein kurzbeiniger Kumpane schenkte ihr ein zahnloses Lächeln und trug ihr einen Rumbecher nach dem anderen an. Sie nahm und leerte alle, doch nicht zuviele um den wahren Wert dessen zu vergessen, das sie bei sich trug. Aus ihren hellen, trüben Augenspiegeln heraus betrachtete den Mann eine Weile. Sein abstoßendes Äußeres konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ein Anliegen hatte. Vielleicht eines, das sich leicht erraten ließ, auf der anderen Seite sollte man auch die grob und zerschlissen aussehenden Menschen nicht unterschätzen und tatsächlich begann er nach dem vierten Glas des scharfen Gebräus auch langsam damit herauszurücken, was ihn bewegte. Seine Hand krümmte sich auf ihrem Knie während seine raue Stimme begann: [i]"Du willst die Wahrheit wissen? Die tiefe reine Wahrheit? Also gut."[/i] Ein Schluck aus seinem Glas brachte seiner angestimmten Erzählung eine frühe Pause, die die Frau nutze, um eine weitere fremde Hand von ihrem Knie zu verscheuchen. [i]"Sie haben ihren Krieg gewonnen. Im Verborgenen gelebt, hat sich ein Tyrann unter ihnen erhoben. Doch er oder sie wird bemerken, dass die Welt sich heute nicht mehr so leicht erobern lässt wie es einst war. Es gibt Götter, die sich solchen Versuchen entgegen stellen werden; ja, und es gibt Erwählte!"[/i] Spätestens jetzt schlug die blasse Stirn der Frau tiefe Falten und deutlich energischer schlug sie nach einer Hand, die sie direkt zu einem Kuss am Nacken packen wollte. [i]"Männer, Frauen, hast du das Schicksal der letzten Tyrannen vergessen?"[/i] Der Mann machte eine neuerliche Pause und schien das aufdringliche Treiben weiterer Kumpanen nicht zu beachten. Seine Hand auf dem Knie der Frau genügte ihm, während er mit der Anderen sein gut gefülltes Glas umschlungen hielt. [i]"Die Zeit ist vorbei. Beschwörerin. Diese unbeugsamen Krieger sind ... müde. Sie sind in einem Maß müde, das über jegliches Vorstellungsvermögen hinausgeht. Sie haben Hunderttausende von Jahren nur aus einem einzigen Grund existiert. Und dieser Grund ist nun... eine Farce. Sinnlos. Belanglos. Sie wollen, dass es ein Ende hat. Sie haben es versucht und jedweder Versuch ist fehlgeschlagen. Aus diesem Grund haben sie dir Gestalt gegeben, dem was aus dir werden würde. Für diese Aufgabe. Erlöse sie. Bitte."[/i] Ein tiefer Blick in die Augen des Mannes verriet ihr, dass er weder im Suff noch im Wahn sprach. Sie waren klar, rein und schön. Der Tumult, der losbrach, als die Frau gefühlt zum tausendesten Mal eine Hand um ihren Nacken herum löste, brachte diesmal ihren Stuhl zum Wanken. Jemand zertrümmerte eine Flasche auf dem Kopf des Mannes, der gerade noch weiter zudringlich werden wollte und ehe sie sich versah, war eine johlende Schlägerei in vollem Gange. Ein Blick zurück zum Stuhl des Kurzbeinigen verriet, dass er verschwunden war. Oder war er niemals dort gewesen? Sein Glas stand einsam und war bis zum Rande gefüllt als hätte es niemals jemand berührt. |
24.01.2015 11:26:25 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#87378) |
revenge | Der Segen. Ohne einen Gott konnte es ihn nicht geben. Nicht in seiner wahrsten Form. Wie konnte sie jemanden erlösen, den sie garnicht kannte? Als sie in dieser Nacht die Augen schloss umgeben vom Gestank alten Strohs und dem Gelächter rauer Männerkehlen, sah sie Gesichter. Vertrockenete, die Augen nicht mehr als schattige Höhlen. Trockene, zerfetzte Haut. Sie sah Knochen zwischen unzähligen wurzelähnlichen Sehnen und Muskeln hindurchschimmern. Sie sah Hände, die leer waren und denen Stücke fehlten, doch die Geister der Schwerter waren stets da. Sie lag auf Knien umgeben von einem ächzenden knarrende Geräusch in der Dunkelheit. Tausend zersplitterte Knochen wanderten um sie herum und füllten die Leere in ihrem Inneren mit einem unheiligen Rasseln. Die Ketten waren zurück. Die Ketten wanden sich neu um sie und sie wurden nicht mehr allein von einer einzelnen schönen Dämonin gehalten, sondern von abertausenden von Knochenhänden, die in alle Richtungen zogen und zerrten... bis sie schrien und unter diesem Schrei eine klackernden Welle durch den versammelten Untod fuhr und ihn zur Boden mähte, wie Gras, das durch eine Sense fiel. Die Köpfe der Toten, sie verharrten regungslos zu ihren Füßen, doch blickten sie sie aus dunklen Höhlen an. Ein leichtes Glimmen fand sich da und es flackerte in einem Rhythmus eines wild pochenden Herzens. Sie sah jedes Gesicht, jedes einzelne Gesicht. [i]Ich habe euren Schmerz. Ich werde euch...[/i] Die einzelne dämonische Hand, die die Kette um ihren Hals herum hielt, brachte sie mit einem Ruck zu Fall. [i]Keine Befreiung. Keine Erlösung. Es sind MEINE Seelen. MEIN Eigen.[/i] Sie spürte Regen fallen, wo keiner sein durfte und bemerkte, er war salzig wie Tränen. Sie hörte den Schrei der Dämonin, wie die Kette vom Salz angegriffen zu schrumpeln und sich in roten Rost zu wandeln begann. Jedes Gesicht war ihr zugewandt. Im Inneren hielt sie sie umschlossen. Hielt sie umschlossen und fiel, während die Kette riss. |
25.01.2015 09:15:20 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#87418) |
revenge | [i]Beschwörerin, diese unbeugsamen Krieger sind ... müde.[/i] Die Worte des Zahnlosen hallten zu Hunderten durch ihren Geist, während sie trunken durch den Sand taumelte, über ein paar echsene Körper hinweg, die noch warm und von Klauenhänden zerrissen worden waren. Sie fühlte sich verfolgt, doch wo wollte man auch hin in dieser kleinen Bucht. Um sie herum trieben die Stimmen der Toten mit jeder Welle heran. Die Frau glaubte Gesichter und sich himmelwärts reckende Hände auf den Schaumkronen im Mondschein zu erkennen. Knöcherne halb durchscheinende Strukturen, deren Verzweiflung jedoch genauso schwer wog, wie die eines sterbenden Sterblichen. Vielleicht sogar noch etwas schwerer, denn ihre Schreie waren stumm und so blieb dem Kopf genug Raum, um sie sich auszumalen. Schrecklicher als sie in Wahrheit gewesen wären, denn Meer und Wind nahmen sich so gut wie alles. Neben sich hörte sie durch die trüben Sinne hindurch den Sand rascheln und da stand er wieder und schenkte ihr das zahnlose Grinsen. Diesmal ließ sie ihn nicht reden, sondern sprach direkt zu ihm. [i]Soll ich wieder zurückgelassen werden?[/i] Es wurde nicht still, stattdessen ertönte ein geflüstertes Knirschen und Rascheln und sie fuhr bei den Geräuschen herum. Tausende Knochenmenschen hatten ihre Schwertgeister niedergelegt und nur einer stand noch aufrecht. Das Glimmen in seinen schattigen Augengruben wurde schwächer während er mit durchscheinender Stimme sprach: [i]Beschwörerin, wir bitten dich uns zu befreien. Wir haben keinen Grund zu existieren, daher existieren wir ohne Ehre, und das zerstört uns.[/i] Sie wollte schreien: Wozu braucht ihr dann mich?, doch sie ließ es, denn sie glaubte die Qual in den Augen der Untoten zu sehen. Sie schloss die Augen, nahm nichts wahr als tintige Schwärze und das Rauschen des Meeres und ihres eigenen Blutes. Eine segnende Geste später, schlug sie die Augen wieder auf und sah sich um. Sie waren alle verschwunden, doch wo war der Gott, der sich ihrer angenommen hatte? Wo war der göttlich Spruch in ihrer Geste? Sie war hohl und leer gewesen, denn vor den Augen der Götter hatte sie sich stets versteckt und ganz gewiss würde sie nun nicht in ihrem Namen sprechen. Dennoch waren sie fort und Raelys fragte sich eine Weile wohin sie sie wohl geschickt hatte. Wahnsinn hatte sich mit langen Klauenhänden durch die Pfote ihres Geistes gedrückt. Eine verhallende Stimme fragte, wie es sich wohl anfühlen musste, wenn man täglich mit Dämonen flüsterte und eine weiteres ätherisches Flüstern antwortete, dass eine solche Seele ein Gefäß aus Glas war, das Tag um Tag zu Boden fiel und in viele kleine Stücke zerbrach. Tag um Tag sammelte man die Stücke seiner Selbst wieder ein, setzte sie zusammen und versucht so ein Abbild zu erschaffen, das dem vom Tag zuvor möglichst glich. Doch nicht immer gelang es, an manchem Tag brachte sie keine zwei Scherben zusammen, die eine Einheit bilden konnten. Heute war ein solcher Tag und neben dem andauernden Gehuste und Geflüster, dem Gefühl ständig einen Blick im Rücken zu spüren, ließ sie Taras mit seinen Wunden zurück, wie sie mit ihren Wunden zurückgelassen wurde. Es war nicht ihre Art, doch an diesem Tag hielt sie eben nur diese eine Scherbe in der Hand. Und die sagte ihr, dass sie ohnehin bereits alle tot waren. |
26.01.2015 10:12:11 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#87483) |
revenge | Sie wurde erneut das Gefühl nicht los, dass sie noch immer träumte. Träume in Träumen in Träumen ergaben... Wirklichkeit? Wenn Grenzen verschwammen und die Realität an Unschärfe gewann, gleichsam ihre Träume an dergleichen verloren, sich genauso anfühlten, rochen und schmeckten wie "das echte Leben", dann gab es nur noch wenige Hinweise auf echt und unecht. Sie wollte Taras Worten glauben, doch was blieb, waren Zweifel. Zweifel, die sich tief in ihre Seele fraßen und zusammen mit dem steten Gefühl jemand schlich in ihrem Rücken ihren Verstand zerrupften. Die echte Welt, was war das eigentlich? Das was ihre Augen ihr sagten? Dort wo ihr Körper und Geist gemeinsam waren? Wieviel Wert hatte sie gegenüber diesem Traum? Jeden, entschied sie fest, denn es war nicht ihr Traum. Niemals gewesen. Sie schlug die Augen zu einem Blinzeln nieder. Der Kurzbeinige grinste sie wieder an, zahnlos und hässlich. Diesmal blieb er wieder nahezu stumm, wartete ab was sie tat. Sie suchte ihr Habe zusammen und warf ihm noch einen letzten musternden Blick zu. [i]Werden wir uns wiedersehen?[/i], gab sie einem Gedanken und einer Furcht einen Rahmen aus Worten. [i]Ja,[/i] Sein Grinsen verflog nicht mit der Antwort. Ihre Schultern zitterten, doch ihre Stimme klang dann beherrscht. [i]Also ist es noch nicht vorbei?[/i] Er gab keine Antwort auf die Frage, stattdessen waren die Gesichter wieder bei ihr und verfolgten sie bei ihrer Flucht durch die Gassen. Gewimmer, Geschrei und das Flehen um Erlösung. Eine ganze Weile zog sie durch den Hafen und suchte nach jemandem der aussah wie sie: Ausgezehrt, mit dunklen Kammern als Augen und Haut die rissig war die Papier. Sie fand einen und tauschte etwas gegen eine Handvoll Gold. In Valvec gab es mehr, erfuhr sie. Gut, dann eine weitere Reise, die vor ihr lag. Sie versuchte sich zu erinnern wo sie Taras zurückgelassen hatte. War sie überhaupt noch in Mirhaven? Vergeblich tastete sie nach dem Traumfänger und den Runen, die sie in dieser Nacht zusammengesucht hatten. Da war nichts, ihre Taschen waren leer und auch ihre Namensrune baumelte nicht länger an ihrem Handgelenk. Ihre Lächeln wurde breiter und wilder als sie es eigentlich beabsichtigt hatte. Wenigstens ein Hinweis. Dann trugen ihre Füße sie fort hin zur See. |
13.02.2015 09:38:08 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#88645) |
revenge | Zuweilen, wenn sie aus dem Dunkeln trat, war die Welt um sie herum nicht nur sprichwörtlich zu Eis geworden. An diesem Morgen überzog ein dünner Teppich aus glitzerndem Weiß all ihr Habe, die Haarspitzen ihrer Wimpern und der wenigen blonden Strähnen, die unter den Fellbergen hervorlugten. Ihr Atem war eine Wolke aus schimmernden Kristallen, die sich leicht und tanzend in Wirbeln aus Luft verloren oder auf dem ausgebreitetem Weiß niederließen. Oft genug hatte Raelys das Gefühl ein Jahr war innerhalb einer Minute vergangen, doch heute würde eine Minute ein Jahr sein und eine Stunde barg Jahrhunderte. Oder vielleicht war sie auch gänzlich zeitlos geworden, so erstarrt wie alles um sie herum erschien. Sie kletterte noch in die Felle gehüllt aus ihrem Zelt, das einem kleinen glitzernden Palast glich, dachte sie, und blickte über den halb erstarrten See bis zu den nahen Anfängen der Berge hin. Am gestrigen Tag war sie ohne Ziel gewandert, von der Gewissheit beflügelt, dass diese Nacht nur dunkel und schweigend sein würde durch die fünf Tropfen von Dantes Gebräu. Und heute war sie an einem perfekten Ort erwacht. Doch nicht ganz perfekt, denn etwas fehlte und Raelys innerer Frieden wurde von neuem Wehmut beiseite gedrängt. Der Kälte gelang es sie eine Weile zu betäuben, ehe sie ihren Eispalast einzureißen begann und die starren Häute über einem Feuer trockenete. Eine Prozedur, die ihr doch noch einige weitere Stunden an diesem Ort fesselte, der ihren Gedanken eine neue Richtung gaben. Als sie aufbrach, hatte sie noch immer kein neues Ziel vor Augen, doch wanderte sie in der Gewissheit, dass ihre Füße sie genau dorthin tragen würden, wo sie sein musste damit ihre Wunden beim Tritt aus dem Dunkel weniger sein würden. |
06.03.2015 09:51:54 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#89743) |
revenge | Der Strom aus Gedanken riss nicht ab und ein Donnergrollen aus den Tiefen eines Wolkenturms kam als Antwort. Raelys blaue Seelenspiegel richteten sich von den verwitterten Steinaltar gen Himmel, der ihr dunkel und bedrohlich entgegen starrte. Nicht das beste Zeichen für die bevorstehenden Wagnisse, war ihr Gedanken während sie die gräulich-schwarze Masse dabei beobachetete wie sie sich eines luftigen Meeres gleich wieder und wieder umwälzte. Es würde ein Gewitter geben und in vor ihr geistiges Auge schlich sich das Bild von Einem, der dazu lachte und noch viel mehr von Solchen, die aus diesem Grunde die Reise vielleicht garnicht erst wagten. Dann würde sie hier alleine warten, vielleicht vergeblich. Doch nein, irgendwann würden sie schon kommen. Sie sah dabei zu, wie ein einzelner jugendlicher Bär erfolglos einem kleinen Schatten unter der Wasseroberfläche nachjagte. Vermutlich war sie in Talos Augen nichts anderes: Ein kleiner Bär, der in seiner Unverdrossenheit einem Schatten unter der Oberfläche nachzujagen suchte, der zufällig ihr eigenes Leben war. Sie hatte sich schon einmal mit seinem unerbittlichen Willen eingelassen und was er ihr als Botschaft gesandt hatte, war deutlich gewesen: Meine Freiheit beschneidest du nicht. Doch genau das tat sie, allein durch ihre Existenz. Ihre Angst war beständig, dass Talos eher Taras Leben noch hinzu fordern würde als ihr ein Neues zu gewähren. Doch sie kannte niemanden, den sie fragen konnte und war sich auch sicher darin, dass Taras sich den Versuch nicht nehmen lassen würde. Vielleicht war sie auch egoistisch genug die Hoffnung zu erwägen, dass Taras Tod nur bedeuten würde, dass sie sich nicht von ihm trennen musste - selbst nach ihrem letzten Atemzug. Sie kam nicht umhin darüber nachzusinnen, wie es war, wenn man -ganz tot war-. Ein Zustand der Seelenlosigkeit oder gar ein Zustand der absoluten Befreiung von den Grenzen und Möglichkeiten eines sterblichen Körpers? Die Geschichten waren nicht alle gleich, doch was sich daraus als Essenz gewinnen ließ, war ähnlich genug, um die Wahrheit abzubilden. Die Diener ihres Patrons würden ihre Seele aufnehmen und sie in sein Reich weiterverfrachten. Doch was tat sie, wenn sie dort war und wer der vielen Götter, die sie im Laufe ihres Lebens Tribut und Gebet geboten hatte, würde sich ihrer Erbarmen? Was wurde dann aus ihrem gemeinsamen Weg mit Taras? War es nur ein neuer Zustand? Wie würde sie sich fühlen? Oder gab es gar garkeine Ausweg für sie, da Gathraka sich auch jetzt noch an einen Teil ihrer Seele klammerte und sie sicher nicht plötzlich, doch nach und nach in die Dunkelheit der Abyss gezerrt werden würde? Ein Donnerschlag, dann ein naher Blitz durchzuckten die sich senkende Nacht und brachen mit den Frieden, den die Dunkelheit stets als Versprechen mit sich brachte. In dieser Nacht würden sich Bäume biegen und Sand würde ihr ins Gesicht peitschen und jedweden Schlaf unmöglich machen. Sie würde den Wind und den Regen spüren und atmen - nocheinmal entdecken was es bedeutete zu leben. Sie würde dafür beten, dass der Magier und das Kind des Sturm ihr Werk irgendwie so verrichten konnten, dass am Ende noch etwas von ihr übrig blieb, das leben konnte und wollte. Wer dann letztlich die Augen aufschlug, das würde sich noch zeigen müssen. |
08.03.2015 10:19:02 | Aw: [Raelys] Im Schatten des Windes (#89856) |
revenge | [center]https://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=EgLsA32w17w[/center] Die blonde zerzauste Frau trottete am Strand entlang und der Wind, der zwischen die Strähnen fuhr, machte es nicht besser. Sie allerdings tat nichts um das zu verhindern, überhaupt machte sie einen unbeteiligten Eindruck, was ihr eher heruntergekommenes Aussehen anbelangte, denn Salz und Sand hatten beständige Krusten an ihren Beinen gebildet. Der unruhige Zustand von Sand und See brach mit dem schlaffen Angesicht der Frau und einem starren Blick, der auf das Wasser ausgerichtet blieb. Bei einem Schritt streifte sie einen Felsen mit dem Fuß. Fluchend rieb sie sich den Zeh. Vor ihr tanzte der Sand und legte eine Figur nach der anderen, wenn man sie denn erkennen mochte. Verspieltere Seelen hätten sich vielleicht an den Mustern erfreut und Gedanken darüber ausgetauscht was der Wind an lustigen Bilder gemalt hatte. Das Auge sah was es suchte und Raelys suchte unterdessen nur sich selbst. Sie vermutete, dass ein Teil von ihr mit dem Wind gegangen war. Fortgetragen, verloren? Der grüblersche Moment ob dieses Details verging. Er war fort, das war alles. Die Gezeiten trugen ihre Gefühle und nun war es Nacht. Keine der aufregenden Sorte, auf ihre Art jedoch ebenso aufwühlend, da verstörend. Niemand würde verstehen können, weshalb sie das beständige Flüstern der dämonischen Stimme nun vermisste, wo sie soviel dafür getan hatte es loszuwerden. Vielleicht hätte sie nicht mehr lange bestanden mit Dantes Mittel oder den durchwachten Nächten mit der verlorenen Zeit. Andererseits hatte sie viel geopfert, denn nun hatte sie nurnoch ihren Speer und das was ihre Hand eben leisten konnte. Selten hatte sie viel Bedacht darauf gelegt, eben weil es nicht notwendig gewesen war. Nun wünschte sie sich, sie hätte mehr dafür getan, oder aber ihr Leben würde so verlaufen wie das vieler anderer: Ohne Abenteuer, ohne den Konflikt mit Wesen, die den Tod so schnell herbeibeschworen wie andere das Leben. Raelys war doch nie eine Heldin gewesen, aber sie hatte sich - getragen von dem was sie konnte - ohne großes Zögern in gefährliche Begebenheiten gestürzt. Nun aber - nurmehr mit dem Speer in der Hand - beschlichen sie Zweifel. Ein Teil ihrer inneren Sicherheit darüber was sie war und was sie vermochte, war mit der Dämonin gegangen. Sich neu finden? Ging das überhaupt? Die blonde Frau begann nur langsam die Chance in dem was sie getan hatten zu begreifen. |