22.02.2008 14:04:27 | Feuerblüte (#7060) |
Grauherz | Süßlich und schwer hing der Blutgeruch im Raum, sich wie betäubend auf die Sinne legend, während die langsam trocknende Flüssigkeit sich auf dem Boden verteilte wie ein kleiner vielarmiger Bach. Tief setzte er sich auch in die Rillen des weißen Marmorbodens um dort für lange Zeit zu bleiben, sich gegen alle Versuche zur Wehr setzend ihn dort hinaus zu putzen. Doch dies wußte in diesem Moment noch niemand. Am allerwenigstens das junge Mädchen, dessen Haare fast diesselbe Farbe aufwiesen wie das Blut. Blass war ihr Gesicht, fast schneeweiß und groß waren ihre hellgrauen Augen mit denen sie unverwandt auf das Blut herabstarrte das sich bereits in die Röcke ihres Kleides gesaugt hatte. Langsam hob sie schließlich ihren Kopf um der Spur des Blutes zu folgen-hin zur leblos daliegenden Gestalt des Mannes. Er lag auf dem Bauch, sein Gesicht abgewandt von ihr doch streckte sich noch einer seiner Hände klauenartig in ihre Richtung. Anklagend. Zornig. Ein Zittern rann durch ihren schlanken Körper und sie sah zurück, der Spur des Blutes entlang zu ihrer rechten Hand. Dorthin wo sie den Dolch hielt dessen blutige silberne Klinge leicht im difusen Licht des Raumes funkelte und schimmerte. Wäre das Blut nicht das tiefrot an der schlanken Waffe klebte-sie wäre beinahe schön anzusehen. Ein Meisterwerk der Schmiedekunst. Ein weiterer Atemzug ließ sie würgen und rasche Schlucke nehmend wandte sie den Blick ab, einige wirre Strähnen an ihrem schweißnassen Gesicht klebend, was es wirken ließ als würden sich dünne Blutbahnen auf ihrer Haut entlangziehen. "Er hat es verdient. Denk daran...es war für Deinar." Ihr Wispern, trotz das es so leise war, schien in dem stillen Raum nachhzuhallen und erschreckt sah sie sich um ob es nicht jemand gehört hatte und nun herein gestürmt kam um sie mit sich zu nehmen. Doch niemand kam, der Raum lag weiterhin in Stille da und nur langsam nahm sie die immer noch andauernde Musik im Saal den Flur entlang wahr. Die Gäste feierten noch ausgelassen, ließen ihre Lust und Freude in Tänzen und Unmengen Wein freien Lauf. Niemand hatte sie gehört und niemand würde sie in den nächsten Stunden vermissen. Keinen von ihnen Beiden. Die Gäste dachten das er sich mit seiner neuen Mätresse vergnügte und hatten noch gelacht und zotige Witze gerissen als er sie schon aus dem Raum geführt hatte in Richtung seines Zimmers. Noch immer zitternd erhob sie sich und ließ den Dolch trotz aufkommenden Ekels in ihrer weiten Rocktasche verschwinden. Wie gerne würde sie ihn zurück lassen, doch wagte sie es nicht. Lautlos klangen ihre Schritte auf nackten Füßen als sie danach zu ihrer Perücke hinüber trat und ihrer Maske. Weiche Lippen bebten als sie sich wieder Beides überzog, ihre verräterischen roten Haare unter den blonden Haaren der Perücke verbergend. Sie hasste es sich zu verkleiden, aber diesmal war es von Nöten gewesen. Niemand hatte sie erkennen dürfen-und niemand später wiedererkennen. Nur Ihm hatte sie sich gezeigt. An der Hintertür innehaltend sah sie ein letztes Mal zurück zu der leblosen Gestalt, die bereits kalt zu werden begann. Ihm hatte sie sich gezeigt damit er wußte warum er sterben mußte. Aber er hatte gelacht. Er hatte sie ausgelacht und ihr nicht geglaubt, sich sicher gefühlt. Bis zu dem Zeitpunkt als sie ihm den Dolch in die Brust getrieben hatte mit der Kraft all ihres Zorns, ihrer Angst und ihres Entsetzens. Rasch wandte sie sich wieder ab und eilte hinaus, die Tränen die sich unter ihrer Maske hervor über ihre Wangen ergossen nicht beachtend. Es war an der Zeit aus der Stadt zu verschwinden... |