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26.11.2012 15:22:10
Nachtwache (#65715)
Grauherz
Trippel Trippel....trippel..

Leise drangen die kleinen Schritte durch die Weite der Halle der Sieben. Immer wieder hielten sie inne, sahen große dunkle Augen sich in der nur spärlich erhellten Düsternis um, bevor erneut das leise Trippeln erklang. Vorbei an weit hinauf ragenden Säulen. An steinernen Statuen und hölzernen Bänken.

Feine Schnurrhaare kräuselten sich wie die Kirchenmaus erneut innehielt und auf den Schatten spähte, welcher mitten im Ganz kniete. Der war in der Nacht davor noch nicht da gewesen. Überaus vorsichtig reckte sich die kleine Mäusenase nach vorne....

Überrascht wandte Ainslee den Blick zu ihren bloßen Füßen, als sie eine kitzelnde Berührung verspürte und sie vermochte gerade noch zu sehen wie die kleine Maus, dessen Heimat der Tempel war, davon rannte. Lächelnd strich sie sich einzelne Strähnen aus dem Gesicht und wandte sich wieder nach vorne. Sie vergaß manchmal was für ein Lebewesen es noch innerhalb dieser Mauern gab außer den Menschlichen.

Novizen.

Priester.

Ein Hohepriester.

Und eine Kirchenmaus.

Kaum merklich rutschte sie ein wenig hin und her, das weiche Gewand leise raschelnd und doch in der Stille der Halle lauter erklingend, so sehr das sie sofort innehielt. Sie fühlte Dankbarkeit tief in ihrer Brust für die Schneiderin, Teraluna, welche wohl wissend was sie erwarten würde, den Rock aus dickeren Stoff gewebt hatte. So war der Boden nicht ganz so hart und kalt.

Selbst mit dieser Hilfe jedoch...

Seufzend rutschte Ainslee erneut umher, versuchte ein wenig Druck von ihren Knien und Schienenbeinen zu nehmen. Ein dumpfer Schmerz lag in ihnen. Stunden kniete sie bereits vor dem Altar. Zu Beginn ihrer Nachtwache war es noch so einfach gewesen. Voller Freude darüber das sie am nächsten Tag auch hier in der Halle der Sieben, in ihrer neuen Heimat, zur Priesterin geweiht werden würde, hatte sie zu Selune gebetet, mit ihr gesprochen. Worte, tief aus ihrem Herzen hatte sie hervor gebracht.

Sie hatte ihr gedankt,für all die Hilfe welche ihr zu Teil wurde. Für die Hoffnung und Liebe, welche sie stets von der Mondmaid verspürte und welche sie auch von anderer Seite auf dieser Insel Amdir gefunden hatte. Weil, das sie ihre Worte vernahm, das wußte Ainslee und allein dieser Gedanke ließ die Schmerzen in den Beinen ein wenig in den Hintergrund treten.
Nur um durch ein klar erklingendes lang gezogenes Knurren abgelöst zu werden.
Ainslee spürte wie ihre Wangen sich röteten, rasch eine Hand an ihren Magen legend, obschon sie wußte das niemand es mitbekommen hatte. Um diese Zeit war die Halle der Sieben verlassen. Alle waren in ihren Betten und erst zur Morgenstunde würden die Tempeldiener und Novizen erwachen und ihren Aufgaben nachgehen.

[i]„Nicht du auch noch....“[/i] Murmelnd rieb sie sich den Bauch. Sie hatte vergessen wie schwer eine solche Nachtwache sein konnte und das dazu gehörige Fasten. Am Vortag hatte sie die letzte Mahlzeit zu sich genommen und allein der Gedanke an das leckere Mahl ließ ihren Magen erneut protestierend aufknurren.

Rasch versuchte sie sich abzulenkenund ließ sie ihre Augen vom Altar fort wandern, hin zu den Schreinen, welche den Mittelgang zierten. Nicht alle vermochte sie zu sehen. Die Hinteren waren nicht mehr als dunkle Schatten in dem sanften Kerzenlicht um den Altar herum. Sie wußte aber, was sie sehen würde, wenn sie nun aufstehen und langsam über den Teppich wandern würde. Und selbst in dieser Düsternis, wirkten die Schatten doch sanft und weich.

All die Götter, welche die Halle der Sieben ausmachte.

Wie oft war sie nicht bereits diesen Weg gegangen seid sie in Mirhaven von Bord ihres Schiffes gegangen war?

[i]„Unzählige Male..“[/i]

Weihrauch kitzelte in ihrer Nase wie sie tief durchatmete. Und sie hatte Selune hierher gebracht. Hatte sie gebeten ihren Schutz auf Mirhaven und dessen Bewohner zu legen, hatte versucht und versuchte es noch immer ihre Aufmerksamkeit auf diesem Ort zu legen und jene zu beschützen, welche es wünschten.
Ein Lächeln auf den Lippen wandte Ainslee sich wieder dem Altar zu, versuchte den Hunger und die Schmerzen in den Beinen zu ignorieren, so gut wie es ihr möglich war. Nur noch einige Stunden mußte sie aushalten....
28.11.2012 16:58:30
Aw: Nachtwache (#65796)
Elster
Nur noch einige Stunden musste er durchhalten...
Verborgen im Schatten.
Am vielleicht heiligsten Ort dieser verdammten Stadt.

Erstaunlich, wie beunruhigend die Stille an einem Ort des Guten sein konnte.
Kein Geräusch, dass lauter war, als der Atem der wunderschönen Novizin, die er heimlich beobachtete.
Selbst das Flackern der Kerzen im sanften Wehen der Zugluft konnte man vernehmen.
Ruhe, lag ihm wirklich nicht.

Der schwere Duft des erkaltenden Weihrauches stieg ihm in die Nase.
Noch nicht lange war die Zeremonie des aufziehenden Mondes vorbei, die Nacht war noch jung.

Still stehen.
Gleichmässig atmen.
Wie ein Dieb in der Nacht.

Nun, es war Nacht.
Und er war Büttel, in den Augen der meisten ein Dieb mit Genehmigung wohl.

Um keinen Preis wollte er auffallen.
Wollte sie stören.
Nicht einmal seinen Gedanken erlaubte er das.

Soviele.
Sorgen. Ängste. Hoffnungen.
Denken war nichts für Büttel, man sollte es verbieten, bei Tymora!

Er verbat sie sich.
Nur beobachten.
Da sein, egal, was kommen würde.
Egal, wie lange es dauern würde.

Sie hatte ihren Kopf gesenkt in tiefer Demut. Anmutig, ja anbetungswürdig, wenn dieser Gedanke an sich nicht schon an diesem Ort, zu dieser Zeit häretisch wäre.
Und doch in seinen Augen war sie ein Abbild des Mondscheines.

Die Erinnerung an jene Nacht weit an der Küste durchflutete ihn.
Wie ein sanfter Nebel legte sich die Zuversicht und das Vertrauen um den Wächter im Schatten. Einem Umhang gleich, wie einst in den Armen der Göttin.
Oder was auch immer es war.

Und nun?
In dieser Nacht musste er da sein. Für sie da sein.
Ob sie es wahrnahm, oder nicht.
30.11.2012 14:01:15
Aw: Nachtwache (#65837)
Grauherz
Erneut war es Nacht.

Erneut wurde das Innere der Halle der Sieben allein vom sanften warmen Schein der Kerzen erhellt, die herrschenden Schatten weich.

Und erneut stand Ainslee vor dem Altar, nur diesmal waren ihre Blicke nicht auf jenen gerichtet, sondern hielt sie sich mit dem Rücken zu ihm um hinab zu sehen auf die Reihen der Bänke. Gemäß der Uhrzeit waren sie leer. Vor ihrem inneren Auge jedoch vermochte sie die Menschen darauf sehen, welche erst vor wenigen Stunden Teil an ihrer Weihe gehabt hatten.

Sie lächelte.

Und in den ersten Reihe ihre Freunde und Bekannte.

Sachte berührte sie ihre eigene Herzgegend mit einer Hand, spürte das regelmäßige und vor allem ruhige Pochen. So ganz anders als wie zu jenem Zeitpunkt wo sie vor aller Augen gestanden hatte und ihre Predigt hielt. Oftmals schon hatte sie gesprochen. Vor weniger und auch vor mehr Leuten. Die Aufregung daran änderte sich niemals. Und diesmal war es keine normale Rede.

Es war ihre Letzte als Novizin der Halle der Sieben.

Durchatmend zuckte ihre Nasenspitze. Wie auch am Vorabend erschnupperte sie den Duft kalten Weihrauchs und sie seufzte, wenn auch mit einem warmen Lächeln um ihre Lippen. Sie fühlte sich garnicht anders. Bereits zuvor hatte sie die Aufgaben einer Priesterin übernommen gehabt und so hatte sich kaum mehr verändert als einfach nur ihr Rang innerhalb des Tempels. Trotz allem war es aber ein besonderer Tag gewesen.

Mit besonderen Leuten.

Ihren Freunden und mit jenem Mann, welchen sie geheiratet hatte. Allein die Anwesenheit dieser für sie wertvollen Personen hatte diesen Arbeit zu etwas ganz Besonderem werden lassen.

Beim Gedanken an Rivan spürte sie die Wärme auf ihren Wangen erblühen und seufzend wandte sie sich langsam vom Altar ab, trat sie einzelnen Stufen zum Boden herab, der weiche Stoff ihres Gewandes um ihre Beine streifend. Er war als Erster zu ihr nach vorne gekommen, wie der Hohepriester um Fürbitten für die neue Priesterin gebeten hatte. Stolz hatten seine Augen zu ihr hinauf gesehen und allein dieser Anblick hatte die Gefühle in ihrem Herzen noch höher aufflackern lassen. Gefolgt von den Worten der Anderen.

Allein die Erinnerung daran ließ ein leises Lachen aus Ainslees Kehle fließen, der sanfte Klang innerhalb der Halle weich wieder gegeben werdend wie ein Echo.

Noch immer sah sie das ungeduldige und auch ein wenig genervt wirkende Gesicht des Hohepriesters vor sich, wie er ungeduldig darauf wartete das die Anwesenden zu einem Ende kommen würden. Er hielt so viel von Regeln und der Einhaltung jener, das er die Fröhlichkeit, welche von allen Besitz genommen hatte, kaum verstand. Zumindest erschien es ihr so.

Doch, es machte nichts. Selune war erfreut gewesen.

[i]"Worte aus dem Herzen lassen sich manchmal eben nicht zurück halten."[/i]