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12.11.2012 15:07:15
Helena - Briefe an einen Unbekannten (#65266)
-emptySoul-
[spoiler]((Obacht! Bisweilen kann der Text hier FSK 16 überschreiten, unschön, Leichenbehaftet und blutrünstig werden. Wers nicht mag: nich lesen! ;) ))[/spoiler]



Ein Buch.
Abgegriffen und von schwarzgrauem, ledernen Einband. Es liegt auf einem Tisch in einer Kammer, beschienen von dem warmen, einsam flackernden Licht einer Kerze.
Eine zarte Mädchenhand führt eine Feder welche leise in der Stille des Raumes über das Papier kratzt.


[i]Geliebter Unbekannter,

noch immer die Frage, wer ich bin. Und warum ich bin.
Wo doch jeder Schritt unter dem Licht mich schmerzt. Und doch, so sagt der Meister, trage ich einen Teil davon selbst in mir.
Mein elfisches Erbe.
Ich sollte tanzen wollen und meine Ohren mit schöner Musik erfreuen.
Und doch empfinde ich das einsame Laufen unter dem grauen Himmel dieser Insel als das Schönste. Fühle ich mich angezogen von seiner bleichen, dünnen Haut...
Wie er riecht..

Du fragst, wo ich bin, mein Freund?
Ich weiß es nicht. Es ist nicht wichtig.
Wichtig ist, das ich fort bin, von dort wo ich einst war.
Ich bin frei.
Wenn auch weiter gefangen in mir selbst.
Ich werde lernen.
Um irgendwann mit mir selbst im Reinen sein zu können.

Helena[/i]
20.11.2012 18:35:39
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#65562)
-emptySoul-
Mit der Anatomie sollte sie sich beschäftigen, hatte er ihr gesagt. Weil es mit das Wichtigste war, um zu lernen, was sie lernen wollte.
Die Frage war, wie man Dinge beschaffen sollte, an denen man forschen und lernen konnte, ohne das man Fragen stellte.
Sie mochte zu viele Fragen nicht. Nicht, wenn man sie an sie richtete.
Sie selbst hatte Tausende.
Jetzt aber war sie allein. Und sie hatte unten etwas gefunden. Jemanden.
Ein kleiner Funken Freude kribbelte in dem Moment in ihr auf. So, wie es nur ganz selten geschah. Und gloste wie eine stille Flamme für einige Atemzüge in ihrer Seele.

Sie legte die Hände vor sich auf den Tisch und betrachtete sie eine Weile.
Es waren wirklich schöne Hände. Klar strukturiert, mit perlenartigen Fingernägeln und weicher Haut.
Dazu eine intakte Funktion.

Nun, es waren nicht ihre beiden Hände.
Sie bedauerte dies für einige Atemzüge.
Dann aber verflog das Gefühl und sie bettete die Gliedmaßen sorgsam in eine Schale mit Essigwasser. Der Wirt war sehr freundlich hier und hatte ihr eine Flasche Essig überlassen.
In stiller Erwartung sah sie zu wie sich feine Schmutzpartikel unter den glasigen Nägeln lösten und in der Flüssigkeit schwebten.
Behutsam und fast liebevoll begann sie das kalte Fleisch zu baden und von weiterem Schmutz zu befreien.
Kein Laut im Raum bis auf das leise Plätschern des Wassers und ihre ruhigen, konzentrierten Atemzüge.
So mochte sie das.
So still für sich.
Abgeschnitten von all dem Lauten da draußen was Andere als „das Leben“ so willkommen hießen.
Hier konnte sie sein.
Und keiner stellte fragen. Tote Gliedmaßen taten das für gewöhnlich nicht.
Tote an sich taten das nicht.
Totes Fleisch war etwas gutes. Es war ungefährlich.
Anders als die Lebenden.
Meistens jedenfals.

[img]http://img688.imageshack.us/img688/5950/hand3l.jpg[/img]
15.09.2014 22:14:52
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#80394)
-emptySoul-
Jahre sind für manche Wesenheiten wenig Zeit. Und nach Jahren dann wurde auch wieder dieses Büchlein geöffnet um auf vergilbten, dünnen Seiten zu schreiben.

[quote]
Mein unbekannter Freund,

so viele Herzschläge müssen vergangen sein, seit ich dir das letzte Mal schrieb. Wie viele derer, vermag ich nicht zu sagen, noch messe ich ihnen großen Verlust bei.
Zeit ist so relativ und so man sie aktiv begeht, doch nur angefüllt mit den Dingen, die zu verstehen und zu greifen ich nicht geschaffen.
Du weißt, wo mein Wunsch liegt. Und auch weißt du, dass ich, diesen mir zu erfüllen, den Weg all jener gehen muss, für lange Zeit, denen es Genuss ist.

Ich daure darob nicht der Tage, Monde oder gar Jahre, die ich vielleicht nun hinter mich gelassen habe, ohne sie zu leben.
Was mich schmerzt ist, dass ich über diese Zeit vergessen habe, dass eben diese um mich her fort geht.
Und dass in ihr jene wandeln, schwinden, sterben, die ich heuer nun misse.
Ich will ihn suchen, mein Herz.
Jenen einen, in dessen Blick einst etwas lag, was mich hoffen lässt, dass er meiner nicht vergaß über all dies, was er nun zu sein vermag.

~ Helena[/quote]
22.09.2014 13:19:40
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#80809)
-emptySoul-
Als sie sich den Morgen aus ihrer Ruhe erhob, kehrten die Erinnerungen an Leben und Sein zurück. So wie Schmerz neu erwacht, wenn man mit der Zunge einen hohlen, ruhenden Zahn erforscht.
Im neuen Lager herrschte emsiger, lauter Betrieb und all jene Geräusche, Stimmen, all das Geschepper und Klirren von Waffen und Geschirr zerrten an Geist und Gemüt der jungen Frau.
Ihr Blick irrte umher, vergeblich einen Fixpunkt suchend zwischen all den schreitenden Füßen, stobenden Funken, Asche, kriechenden Insekten und Blättern die der Wind bewegte.
Zuviel.
Wie ein Kind unter Prügel rollte sie sich zusammen, legte die Hände, die gesunde wie die versehrte, über die Ohren, schloss die Augen und wog sich zurück in ihre eigene, zerbrechliche Ruhe.
Und Stille breitete sich vor ihr aus, wie eine Kielwelle die alles erfasste. Wurde so dick und greifbar , zäh und dehnbar, dass man sie wie eine Saite hätten zupfen können.
Diese – ihre- Stille, machte Geräusche. Sprudelte wie Wasser von unten in ihr hoch und durchflutete ihre Ohren.
Sie war noch nicht bereit für diesen Tag.
Morgen.
Vielleicht.
27.09.2014 15:12:55
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#81047)
-emptySoul-
[quote]Mein unbekannter Freund,

Die letzten Tage waren gute Tage.
Langsam aber stetig wird aus der neuen Umgebung welche die Insel stellt ein vertrautes Umfeld und die Dinge, die so an Auge, Gehör und Geist zerren, verblassen und treten etwas zurück in die Schatten.
Gewohnheit ist gut. Denn sie hat etwas einlullendes, beständiges und über die Gewohnheit kann man die Hektik von Leben und Dasein ertragen.
Dennoch halte ich mich lieber am Rande von allem Geschehen auf.
Es fällt leichter, von dort aus den Dingen zu folgen und die Flut an Wörtern die gesprochen werden, erscheinen nicht gar so eindringlich und laut.

Sie halten mich für sonderlich. Das ist, was ich weiß.
Es ist etwas, was ich seit jeh her mit mir trage und mit was ich vor Jahren schon mich abgefunden habe.
Es wird auch nie sein, dass erklärendes Wort über meine Art zu sein, es ihnen näher brächte.
Was mir bleibt, ist mein Weg und die Aussicht darauf, dass dieser Weg mir Klarheit bringt.
Klarheit, in dem er die Welt für mich leiser macht. Und leerer.
Vielleicht, so hoffe ich, wird Dame Leonall dazu ein Schlüssel sein. Mit ihr ist die Macht die ich brauche und suche. Eine Macht, welche der Meister Wetterlichts so ähnlich scheint und dann doch wieder eine gänzlich andere ist.
Meine Versuche werden sein, diese beiden Dinge zu verbinden.
[/quote]
29.09.2014 10:48:13
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#81116)
-emptySoul-
Wieder einmal hatte sich Helena von dem Lager etwas abgesondert.
Sie mochte die meisten dort nicht. Zu laut, zu polternd. Aber sie sagte zu all dem nichts.
Man hatte sie zum Kochdienst eingeteilt. Und wann immer sie im Lager war, ging sie diesem auch geflissentlich nach. Meldete sich gehorsam an und ab wenn sie ging.
Vielleicht würde der Tag kommen, an welchem sie einfach nicht wieder kehren würde.

Jetzt aber saß sie abseits des Lagers auf einem Stein und betrachtete den Schatten neben sich.
Stumm und reglos stand diese Kreatur neben ihr. Einzig sein groteskes Flirren hob ihn von ihrem eigenen Schatten ab. Und vielleicht ihr Wissen darum, dass er da war, lies ihn für die junge Frau sichtbar werden.
Sie zog leise Atem und streckte die versehrte Hand mit der gekrümmten Faust aus um durch dieses dunkle Zittern der Luft zu streichen. Es war, als glitte die Haut auf gefrorenen Glassplittern daher, als ihre verkümmerte Gliedmaße den Schatten durchwanderte. Sie spürte, wie die Kreatur sofort versuchte, an ihrem Leben zu zerren. Und sie wusste, dass es der Willen von Dame Leonall war, der hier und jetzt verhinderte, dass der Schatten seiner Bestimmung nach ging und sie verschlang.
Irgend wann würde sie diesen Hunger teilen.
Ein weiteres Mal strich sie mit dem verdrehten Arm durch die zitternde Masse aus Schwärze ehe sie sich erhob.
Ein kleiner, weicher Schritt brachte sie dem Schatten näher. Und der Nächste brachte mit sich, dass er die junge Frau umfing.
Ihre Studien konnten beginnen.

[img]http://s14.directupload.net/images/140929/eys3lc7a.jpg[/img]
05.10.2014 16:14:45
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#81425)
-emptySoul-
Neuerlich fanden sich nun, neben Briefen und Zeichnungen, auch Texte wie diese in dem Buch der Helena.

[quote][size=4][b][u]Arkantheorie zur Compario Umbra aus der Ableitung der Compario Os[/u][/b][/size]

[u]Material:[/u]

Die zu verwendende Materialie ist der beschworene und gebundene niedere Schatten.
Es ist darauf zu achten, dass dieser dem eigenen Willen unterliegt um Schaden an Leib, Geist und Seele ab zu wenden.

Als Fokus nutze man den Staub des schwarzen Onyx. Dieses Gestein bildet den Träger und Leiter zwischen thaumatischem Gewebe und der verbalen Komponente welche die Essenz des Untodes aus dem beschworenen niederen Schatten an die Vita des Wirkers zu binden vermag.

[u]Formel und Bindung:[/u]

Zu beachten ist die mundane wie arkane Reinigung des Wirkbereiches vor und während der arkanen Willenslenkung.
Nicht aus zu denken wäre, würde man diese Säuberung vernachlässigen oder unterlassen, was durch weltliche oder magischen Einfluss ungewollt an den Wirker gebunden werden könnte und somit an jenem Schaden an Körper, Geist und Seele bewirken dürfte.

Zur arkanen Reinigung vermag der Zauberwirker zu Mordenkaines Auftrennung greifen. Ebenso sind sämtliche Schutzzauber zur arkanen Abwehr und Immunität zuträglich wie förderlich.
Die mundane Reinigung ist in dringlichster Natur jene des eigenen Körpers. Zu entfernen sind, Schmutz wie Schweiß als auch Körperbehaarung bis auf das Haupthaar.
Es ist während der Formung von arkanem Gewebe auf Luftreinheit im Raume zu achten.

Um die Verbindung aus der untoten Essenz des Schatten an die körpereigene Vita zu gewährleisten, muss sich der Wirker seiner Selbst bewusst sein. Es gilt, die eigene Vita als ganzes zu erfassen, in Stillstand und Bewegung, damit eine Bindung zwischen beiden Essenzen, der Vitalen wie der Umbrischen, im Ganzen und ohne Störpunkte erfolgen kann.

Die verbale Fassung in das arkane Gewebe in diesem hier angeführten Falle erfolgt in der drakonischen Sprache und ist wie folgt:

[center][center]Viiramyiundrmy tyihu iziunkchunstniira Äratyihuonrakira tyihudr Fiundre, pounratydir myunstni drnieonlidrunmystni egoerai Gohuewdr era tyuni Imymyraji tyihu Onlipohue onraty viirai era Chiunpo onraty Chipoiramyiraihukuni.[/center][/center]

[center][size=2]"Jenseits der ewiglichen Änderung der Vita, bindet sich thaumatisch arkane Kraft an die Essenz der Umbra und jene an Leib und Lebensnergie."[/size][/center][/quote]
09.10.2014 10:20:19
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#81581)
-emptySoul-
[quote]Mein Freund,

ein weiteres Mal Zeilen an dich, auf das mein Geist frei werde von all den Gedanken und Sorgen.
Meine Suche nach Meister Horaz zieht sich hin.
Noch will ich den Mut nicht verlieren; Jedoch erscheint mit der nächste zu gehende Weg als einer der widrigsten bisher.

Bis all dies geschehen wird, ist es nun, einen Platz in der Welt zu finden.
Mit Verwunderung stelle ich fest, wie wenig Interesse an meinem Weg zu sein scheint. Es gibt wenige die Wissen und ahnen, dass eine Seel' zum Fluch werden kann, so sie den Pfaden folgt, auf denen ich wandel.
Nichts, was ich anstrebe. Und dennoch.
So sehen sie; Und was ist, ist das Heischen nach dem Wissen, dass sie selbst zu erkunden verboten haben in der Stadt.
Ich mag es dumm nennen. Oder naiv. Denn nur wenn man in den Tiefen gräbt von dem, was Feind werden kann, ist man gewappnet so es eines Tages vor einem steht.
Hier jedoch lassen Angst und Stolz, aus vermeintlichem Licht geboren wo die Stadt doch sagt und schreibt, sie sei der Mitte Grau, das Auge und den Geist Blind bleiben.
Es bleibt den Hohen der Stadt einzig der Griff nach fremder Hilfe.
Ich will nicht urteilen über jene, die dies' Hilfe geben.
Vielleicht nur warnend Wort nieder schreiben, mein Freund. Denn vielleicht ist das hilfeheischend Bittgesuch an Rot und Grün und Schwarz gerade jenes, welches Schatten tiefer werden lässt,
die man doch einst unter Asche und rotem Glimmen auf der anderen Insel hat verdammen wollen.[/quote]
10.10.2014 14:57:03
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#81636)
-emptySoul-
Der Mann vor ihr lächelte nicht, er bewegte Muskeln in seinem Gesicht und hob damit Mundwinkel an welche die Schönheit eines Lächelns verächtlich bei Seite schoben.
Es war wie ein beständiges Summen in ihren Augen. Ein Summen, dass sie warnen wollte und welches sie tunlichst bei Seite schob wie er die Ehrlichkeit seines Lächelns.
Und nichts in ihr vermochte erklären, warum sie dies tat.
Nicht einmal ihre Worte an ihn selbst, auf eben jene Frage, warum sie für ihn tat, was sie tat, schienen ihr richtig. Es war weit mehr als das, was sie gesagt hatte. Aber es war nichts, was sie greifen konnte.
Oder vielleicht gar greifen wollte.
Es war, als zupfe er in ihr eine Saite an die, verstaubt und ungestimmt in ihrer Seele geruht hatte, all die langen Jahre.
Eine Saite, die Möglichkeiten zum Klang brachte. Optionen. Wünsche gar.
Und mit jedem Wort, dass sie mit ihm sprach bahnte er sich in aller Seelenruhe einen Weg zu ihr. Wider ihrer so ersehnten Stille, wie ein Lachs, der stromaufwärts schwimmt.

Das Mädel begriff, dass sie hier und jetzt an einer jener Stellen stand, an denen die Zeit tief Luft holt und entscheidet, was als nächstes geschehen wird.
Das ihr Unvermögen, ihm den Rücken zu kehren etwas hervor bringen würde, das tief und einschneidend verändern konnte. Sie verändern. Und mit grausamer Gewissheit auch viele um sie her.
Sie konnte spüren und sehen, dass er die Welt um sich für eine blasse, graue Leinwand hielt, welche zu bemalen und zu gestalten in seiner Natur lag. Das er es war, der Überschriften setzte und Geschichten in den Leib der Stadt schnitzen würde.
Wunden, auf deren Nähten und Verbänden dann jene tanzen würden, die er dort hin setzte.
Es war die Frage, ob sie tanzen wollte. Und ob er es war, der ihr ebenso sein Muster in Fleisch und Seele schnitzte wie all den anderen um ihn her.

In dem winzigen, zähen Moment eines einzelnen Atemzuges entschloss sie sich dafür, dieses Parkett zu betreten.
14.10.2014 13:57:44
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#81799)
-emptySoul-
[quote]Geschätzter Freund,

heuer ein Tag, an dem der fromme Wunsch, der Boden möge sich auf tun, und sich meiner erbarmen, einmal mehr Mutter all meiner Gedanken ist.
Wie konnte ich nur.
Mich in einer Weise aufführen, die ungebührlicher kaum zu sein vermag.
Und doch ist es, als hallen tausende Fragen auf, die gestellt zu werden in mir schwelen und den Weg nach außen suchen, ohne dass ich ihnen Einhalt zu gebieten in der Lage.
Als locke und verheiße er, beständig. Wie er neben mir steht oder sitzt und das Leben so leicht nimmt in allem, was es ist.
Wie es warnend in mir schrillt und die Hand hebt vor dem geistigen Auge.
Wissend, dass all die Fragen nichts sind, was er schätzt.
So wie ich nicht schätze, wenn man wissen will, über mich.
Und doch.
So ist das Angebot ein Handel.
Seelenstück für Seelenstück. [/quote]
06.11.2014 10:37:15
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#83209)
-emptySoul-
[center][i]..und unter die Erde wirst du gehen, Kind. Und finden wirst du die Offenbarung dessen was ist, was war und was sein wird. Und eine Entscheidung wirst du fällen, dort, wo wenig dein Leben von dem Vergehen trennt oder der Unsterblichkeit...[/i][/center]

[center][b]..........................................[/b][/center]

Ob dem was sich ihr offenbarte dort unten in der Krypta, tief unter der Erde inmitten von Tot und Staub und Asche und der aufkeimenden Gewissheit, das es ihrem alten Meister gelungen sein mochte, sich zu entmenschlichen, bat sie ihren Schatten zu sich heran.
Zwei Schritte durch weiche, schmierende Asche wie sie nur verbranntes Fleisch erschafft, brachten sie in die Umarmung des untoten Wesens und schenkten für ein paar Momente das süße Ziehen von Vergessen an ihrem Geist.
Sie hob die Hand zu einer arkanen Weberei, sprach die Worte in drakonischer Sprache welche sie vor Wochen gefunden hatte, für diesen Augenblick.
Die ersten Momente waren schmerzerfüllt.
Die Essenz des Schattens schob sich wie gefrorenes Feuer durch die Kapillare in ihrer Haut und obersten Muskelschichten. Verdrängte weiches, warmes Leben aus Haut und Fleisch um selbst dort Platz zu finden. Um sich kalt und tot dort fest zu setzen wo eigentlich der Herzschlag rotes Blut pumpen sollte.
Helena schrie. Es war ein Schrei aus Schmerzen und ein Laut der Verzweiflung als ihrem Geist gewahr wurde, was sie hier tat und das es zu spät war.
Der Gedanken, nach dem Tod zu greifen um das Leben zu ertragen war ein Trugschluss.
Für einige schmerzhaft pulsende Herzschläge begann sie der Verlockung des Schattenwesens um sie her nachgeben zu wollen. Es wäre einfach gewesen, den Willen fallen zu lassen, welcher den Schatten davon ab hielt, sich alles an ihr zu nehmen. Es wäre einfach gewesen, einfach auf die andere Seite zu wechseln und nicht mehr zu sein.
Endgültiges Grau.
Aber ein Blick durch den Blutschleier ihrer angestrengten Augen auf die eigenen Füße in dem Aschebad aus totem Fleisch, das Horaz hinterlassen hatte, riss sie zurück.
Nein.

Als das Grollen aus den Tiefen der Krypta hallte war alles vollbracht und Helena trat den Rückweg an über Abgrund und Schwärze.
Das Sonnenlicht blendete sie als sie nach bald drei Tagen die Pforte der Krypta auf drückte. Asche - und staubverschmiert taumelte sie in die Arme des dunklen Mannes der dort noch immer ihrer harrte.
Blasser war sie geworden und durchscheinender, so schien es.
Und kälter.

[i]Compario Umbra.[/i]
11.11.2014 14:25:04
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#83405)
-emptySoul-
[quote]Ich habe mich verändert.
Ich fühle es in jeder Faser meines Körpers, dass die neue Präsenz, welcher ich Einlass in mein Fleisch und meine Adern gewährt habe, auch meinen Geist verändert.
Was zu laut und zu bunt und zu viel war, scheint gedämpft. Als habe man eine dunkle, schwere Decke darüber gelegt welche Ton, Farbe und Licht schluckt.
Wo sie dies weg nimmt, bleibt Grau. Empfindungslos, leise und leer ist dieses Grau und ich weiß, dass es ein schmerzlicher Preis ist, den zu zahlen ich da eingegangen.
Es wird alles an mir ab verlangen, nicht zu verlieren, was man menschlich nennt.

Die Blicke die man mir nun aber zu wirft, haben sich ebenso gewandelt. Der Paladin sprach wahr, als er sagte, dass ich mit festem Willen jener folgen muss, wie er es einst tat als sein Gott sich ihm offenbarte.
Es verändert das Sein und das Auftreten. Und sobald man in der Lage scheint, einen Blick zu halten empfinden einen Menschen als anders. Stärker, klüger, weiser und weniger verloren.
Dabei sehen sie nur ein neues, ihnen mehr gefälliges Bild meiner Selbst.
So sie wüssten, was sich dahinter verbirgt, würde sich ihre Meinung erneut ändern. Und all dies, ohne noch immer zu wissen, was tatsächlich ist.
Wie mein Leben ist und wer ich bin.

Der Halbmensch scheint einer zu sein, der im gleißenden Licht das er zu bringen meint, blind wird. Ich denke, er würde ohne zu zögern mein Blut auf dem Boden vergießen oder auf den Altären seiner Gottheit, um diesen zu ehren und zu tilgen, was ihnen in seinem Auge und Blick entgegen steht.
Ich weiß nicht, ob er hinterfragen würde. Oder ob er Gedanken verschwenden würde, dass er und ich Seite an Seite Blut vergossen wider dieselbe Ungemach.
Eine Abnormität, die dem entspringt, was ich in mir trage.

Ich weiß es nicht.[/quote]
13.11.2014 11:30:37
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#83489)
-emptySoul-
[quote]Den Weg von Mirhaven hinaus gen Lestrann beschritten meine Füße fast von ganz alleine, als ich den Lotus verlassen hatte.
Der Halbelf hatte einen Wunsch in mir geweckt, eine Sehnsucht. Lächerlich klein wohl in den Gedanken vieler um mich her, welche beständig streben.
Vintar erschien mir so herrlich.. leicht. Ich bin noch auf der Suche nach dem rechten Wort für diesen Halbelfen.
Er schien so wenig belastet von seinen eigenen Gedanken.
Vielleicht aber war es mit diesen bei ihm wie es mit anderen Dingen auch war:
Sobald sie zu Dunkel wurden, zu eng den Hals schnürten, Träume zu sich windenden, feuchteklebrigen, dunklen Seilen werden lies welche die Seele zu ersticken drohten,... rannte er davon.
Und das war, was ich versuchen wollte.
Einen Weg zu beschreiten, den man ohne Gedanken geht. Kein panisches Davonlaufen, sondern einfach kein Denken mehr.
Es wäre das Erreichen von vollkommener Stille und das Durchwandern dieser. Alles würde eins werden: Mein Atem, meine Schritte, der Wind, das Schreien der Käuzchen und das kühle Gefühl der Nacht auf meiner Haut.
Und dazu die Frage ob ich während des Gehens mit meinem Körper gegen die Luft um mich her drückte oder aber die Nachtluft wider meine Haut.
In vollkommener Gedankenleere erscheint man ohne Ausdruck und das um einen her, die Umgebung, Geräusche, Wind, das Licht der Sterne, … nichts beeindruckt einen. Auch die Hässlichkeiten im Leben nicht. Nichts hinterlässt einen Eindruck denn es fehlt der Gedanke, der diesen zum Ausdruck brächte.
Diese totale Abwesenheit von Druck wäre ein gnadenvoller Zustand. Er brächte keine Freude, aber auch kein Leid.
Denn wenn man sich nicht ausdrückt, nicht in Wort oder in Gedanken, beeindruckt einen auch nichts. Weder Wind noch Regen, Hunger, Sorgen, Ängste oder Schmerz.
Noch die Worte oder das Denken anderer.
Das eigene Still sein, gänzlich still und leer, verhindert vielleicht, das der eigene Ausdruck sich verselbstständigt und somit beständigen Druck erzeugt. Denn jeder, noch so kleine Ausdruck von einem Selbst führt wieder zu einem Eindruck bei Anderen; Welcher bei diesen wiederum einen Ausdruck hervor bringt der einen selbst wieder beeindruckt.
Wer beständig seinen Ausdruck in die Welt speist, wird auch immer beeindruckt.
Ein Teufelskreis.
So entsteht Leid. So entstehen Konflikte und Not.
Irgendwann lähmt dieser beständige Druck einen jeden.

In der Stille aber herrscht kein Druck.
Wenn man nichts denkt, nichts ausdrückt und somit nichts auf einen ein drängt, ist man aber immer noch da.
Dieser Zustand müsste herrlich sein. [/quote]
[size=2]*In Anlehung an einen Auschnitt aus H.K.s "Ich bin dann mal weg"*[/size]
14.11.2014 22:25:55
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#83586)
-emptySoul-
[center][size=4].......................[/size][/center]

[center]...und es wird der Tag kommen, an dem das Leben her gehen wird und dein Herz zwischen seiner Faust zerschlagen. Du wirst wissen, dass ein Herz bricht in kristallklarem, scharfen Knacken wie splitterndes Glas in tausend Scherben. Und du wirst hernach wissen, was wahre Trostlosigkeit ist, ohne dass du sie benennen kannst...[/center]

[center]........................[/center]
12.12.2014 13:56:31
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#85191)
-emptySoul-
In dem Büchlein findet sich dann auch einer Seite folgendes:

[quote][center][b][size=4]Herleitung zur Thesis zur Bergung eines Kristalles aus Feuer[/size][/b]


[b]Nota:[/b][li]Zu bergen sei ein Kristall mit unbekanntem Gewicht und Größe, aus einem Feuer das in der Lage, Stein zu Schmelzen. Nicht in Kontakt kommen darf der Kristall mit dem reinen Element Feuer.[/li]


[b]Ratio:[/b][li]Es sei hergenommen die Formel des [u]Eisernen Körpers[/u] aus der Schule der Verwandlung, Graduierung IIX, als exis­ten­ti­elle Basis der These. Zur Verstärkung dieser sei in thaumatischer Zirkelmagie weiter Arkane Kraft auf den Träger des Eisernen Körpers gewirkt. Als da seien die These [u]Trotz den Elementen[/u], Graduierung I aus der Schule der Bannmagie. Ebenso sei zu gezogen und im Zirkel gewirkt der Zauber [u]Schutz vor Energien/Feuer[/u], III. Graduierung aus der Schule der Bannmagie.
Weiter sei darüber zu befinden, in wie weit der Naturzauber [u]Metall kühlen[/u], II. Graduierung aus der Schule der Verwandlung, abgewandelt nutzvoll hinzugezogen sein kann um der Hitze entgegen zu stehen.[/li]

[/center]

[size=2]Anmerkung: Verworfen. Herr Hauptmann stellte sich als ungeeignet heraus, diese These zu sprechen.[/size][/quote]
17.12.2014 13:12:37
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#85361)
-emptySoul-
[quote]
Man sagte mir, ich würde Freunde haben. Aber das Leben ist ein Alptraum von Krach und Kampf, Lügen und Betrügen, schnell laufenden Leuten, die alle wissen, was sie tun müssen. Alle, außer mir. Es ist wie ein Schwarm Vögel, schwirrend, durcheinandergeratend und das alle Nase lang die Richtung wechselt.
Stets wissend, was zu tun ist, und stets in Einigkeit, abgesehen von einer Person ganz hinten.
Mir.
Ich muss beobachten und vorausschauen und folgen, so daß ich niemals wirklich harmonisch dabei bin. Manchmal falle ich zurück, und dort sind wartende Falken.
Ich weiß nicht zu sagen, wer ein Freund ist.

Es ist eine erschreckende Erfahrung, wenn Du das erste Mal feststellst, daß die Welt voll von Menschen ist, die keinen Grund haben, Dich zu lieben, oder nur zu mögen, und einige verabscheuen Dich sogar und lassen dich fallen aus Gründen, die nur sie selbst kennen. [/quote]
09.03.2015 15:48:59
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#89919)
-emptySoul-
Als Helena zu Bett ging, spürte sie eine innere Unruhe aufkommen, der sie trotz eines Schlaftees, ähnlich einem Tropfen auf einem heißen Stein, keine Linderung verschaffen konnte. Selbst als sie nach dem Unfrieden in sich spähte, verfingen sich ihre Gedanken in scheinbar immerwährender Rastlosigkeit. Das Laken war bequem, doch kratzig. Die Luft kühl, doch irgendwie muffig. Die Nacht war für ihre Verhältnisse ruhig, verkündeten lautstark die Zikaden. In aller Süße lag irgendetwas Bitteres. Und wenn es nur der Gedanke an die Vergänglichkeit der Sache selbst wäre. Alles war wie immer und doch belastete sie es mehr denn je. Jedes Geräusch war zu laut, jedes Bild zu grell, jeder Geruch zu herb, jeder Geschmack zu bitter.
In dieser Nacht präsentierte sich ihr die unermessliche Dreistigkeit des Seins in all ihrer Widersprüchlichkeit. Alle beantworteten Fragen verloren erneut an Gewissheit und über neue Fragen herrschte nur Unklarheit und Zweifel.

Erschöpft fiel sie diese Nacht in den Schlaf. Ausgezehrt von der Welt.

Im Schlaf jedoch sollte der Horror weitergehen.
Sie war mitten in der Stadt, die sich so passend durch ihre Überfülltheit hervortat. Menschenmengen drängten sich. Die Stimmung war ausgelassen, die Bürger in Feierlaune. Der Duft süßen Kuchens flog von den nahen Fensterbrettern über die Massen hinweg. Er tauchte das fröhlich jubeljauchzende Spektakel in ein süßlich verschwitztes Eau de Toilette, was gut zum Bild passte, welches sich bot. Die noblen Damen mit den hohen Nasen, wie die zahllosen zahnlosen Bettler, die heut aufgrund der Feierlichkeit und freien Köstlichkeiten den Verlust ihrer Zähne bedauern.

Sie fand sich in mitten dieser schmierigen Massen wieder. Wie sie sich auch wand, stets rempelte sie jemanden an oder wurde angerempelt.
Erneut war es die Sinnesflut, die sie drohte zu übermannen. Die Hände an die Ohren geschlagen, versuchte sie den sich immer mehr aufbauenden Druck in ihrem Kopf zu kontrollieren. Doch er stieg an.
Ein Pochen, ein Dröhnen hämmerte in ihren Verstand ein.
Blut schoss in ihren Kopf, ihre Ohren glühten. Dann ihre Wangen. Schweiß rann von der Stirn.
Plötzlich zeichnete sich in all dem Chaos und dem Lärm etwas ab. Zwei Worte drangen auf sie ein. Eine Stimme, die ihr vertraut vorkommt bahnt sich ihren Weg durch die Massen an Eindrücken, die ihre geschundenen Nerven zeitgleich so empfindsam wahrnehmen, als drohten sie unter der Gewalt zu bersten. Das wilde unzähmbare Geschnatter war machtlos gegen die dominierenden Worte, die sich in ihren Geist zu brennen drohten.

Als sie die Augen öffnete und den leeren Blick in die Menge warf, spürte sie, wie ihr Mund sich öffnete und sie tatsächlich laut entgegen all dem Chaos sprach:

[b][i]Es endet![/i][/b]

Die feierliche Stadtidylle barst unter dem plötzlich aufkeimenden panischen Geschrei. Plötzlich flohen Menschen um sie herum. Männer brachten Frauen und Kinder in Sicherheit, verbarrekadierten die Türen oder strömten in Massen zum Hafen. Feuer brachen aus den Fensterläden hervor und das verängstigte Geschrei einzelner kündete von der Gewissheit für alle. Es endet.
In dem Bruchteil einer Sekunde erstarb das bitterliche Weinen, Flehen, Drängen, Fliehen und Retten und wurde ersetzt durch das peitschende Rauschen einer Flammenwand.
Und dann war da nichts. Kein Kuchen. Kein Bettler. Kein Geschrei.
Nur noch nichts. Unendliches Nichts und Stille. Direkt zu Helenas Füßen.
27.03.2015 11:36:44
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#90433)
-emptySoul-
[center]Sie sah den Mann weit oben auf der Treppe vor der Oberstadt, als er seine Finger in das Geländer grub um nicht den Halt zu verlieren.
Fassungslos waren seine Züge, wie er vor sich hin stammelte. Helena hörte die Worte klar und deutlich, die er dort oben wimmerte.

[b]"Es endet."[/b]

Und mit diesen Worten brach die Feuersbrunst los und tilgte das was nicht die Horden untoten Fleisches bereits unter sich begruben. Ein Inferno fegte durch die Gassen als die Ascheflocken am Himmel Platz für gewaltige Brocken aus glühendem Gestein machten.
Das tobende Rauschen des Feuers betäubte ihr Gehör und dumpf pochten die Worte in ihrem Geist.

"Das Ende ihrer jämmerlichen Existenz ist besiegelt. Lass sie wissen, das es endet." [/center]
09.06.2015 17:49:00
Aw: Helena - Briefe an einen Unbekannten (#92969)
-emptySoul-
[i]Sie saß schweigend auf der Bank am Markt unter dem Baum. Leise und vergebens schubste und zog der Wind, der durch die Gassen wehte an ihrem weißen, mit roten Stickereien verzierten Kleid um ihm eine Regung zu entlocken.
Es war ein Tag wie jeder andere. Die Menschen waren lautstark mit sich beschäftigt und wurden in ihrem Treiben nur gelegentlich aus ihren Tagträumereien gerissen, wenn die Marktschreier sich die Ehre zu einem teils vulgären Duell gaben um ihren miefigen Käse und die noch miefigeren Fische lobzupreisen.

Ein wenig dimmte der Lärmpegel ab, als sich tiefe Schatten hinter der Akademie auftaten.
Wuchtig und einer Sonnenfinsternis gleich schob es sich immer mehr über den Platz und verschluckte die Mittagssonne. Es war zu finster um auszumachen was diese Dunkelheit über Mirhaven warf, doch nachdem die ersten panischen Schreie aus den Gassen hallten, schien dies für den Moment eher zweitrangig.
Vereinzelt taten sich flackernde Lichtquellen in den Reihenhäusern auf, die einen Blick auf die dicken Rauchwolken zuließen, die aus den Feuern entstanden. Die Akademie verriegelte zügig die Tore als das Chaos ausbrach. Die Kanalgitter sprangen auf und einem Strom aus Ratten gleich quollen zäh kriechende Leichen, welche sich gierend auf die hilflos flüchtenden Bürger stürzten.
Vereinzelt nahm man das Scharmützel auf, die Stadtwache kämpfte verbissen doch wurde aus den engen Gassen gedrängt. Verschiedenste Variationen an untoten Gebilden und Leichen drängten in die Häuser und auf den Markt. Sie überrannten was sich überrennen ließ und rangen durch schiere Masse nieder, was glaubte standhalten zu können.
Sie prankte indes wie ein toter Fleck in all dem Tabularasa. Saß weiter still und unbewegt auf ihrer Bank und betrachtete das Ende aus erster Reihe.
Zwischen der Silberwache konnte sie einen Trupp Vallendar ausmachen.
Vermutlich eine elfische Delegation, doch auch sie tanzten ihren letzten Tanz auf Zeit.
Eine Kohorte Zwerge um Braumeister Beladal stürmte in wahnwitziger Todessehnsucht auf die fleischlose Horde zu in dem feierlichen Irrglauben, diese Nacht bei den Mordinsammen speisen zu dürfen.
An anderer Stelle suchten Hin und Gnome nach Fluchtmöglichkeiten und zappelten bis zuletzt. Doch auch das fand ein Ende.
Das Feuer zog sich immer weiter und ließ bald schon Zweifel aufkommen ob sie sich überhaupt noch in Mirhaven befand.
Jedes Züngeln einer Flamme und jedes Schlurfen der Wiedergänger, erzählte eine eigene Leidensgeschichte.

In all den Flammen saß sie, anteilslos, bis verschiedene Gesichter aus den Flammen ragten.
Sie konnte nicht sagen ob sie die Gesichter kannte oder nicht.
Maga Thea, Adam Larsson, Haron Krown, Herzog Leonhard, Lilifer, Sharraz, Ainslee, Yuki, Loore. All jene Gesichter von all den Leuten, die sie je getroffen hat mochten dabei sein, doch zu benennen war keines von ihnen. Sie spürte keine Bindung zu all diesen Wesen mit all ihren Worten.
Dumb klangen da Worte wieder wie
[b]"Sie hat es gesagt! Sie ist Schuld!"[/b], wie auch
[b]"Wir hätten der Sache früher glauben schenken müssen."[/b]
Teilweise waren es auch Dialogfetzen, die nicht zuzuordnen waren. Alles kündete von Einsicht und hektischer Panik bis hin zum Zorn.
Doch für sie war das alles nicht greifbar.
Es spielte keine Rolle wer diese Personen waren, noch was sie zu sagen hatten.
Nichts schien sie weniger zu tangieren. Sie blickte stil auf die Gesichtslosen in völliger Leere.
Und dann durchfuhr ihr Leib einen stechenden Schmerz.
Einer Klinge gleich, die ihr in den Rücken gerammt wurde.
Das bedrohliche Brennen, verglomm jedoch zügig.
Eine letzte Gemahnung an ihre Sterblichkeit empfand sie und eine Präsenz, die sie so nah so lange nicht mehr gespürt hatte.
Näher konnte sie ihm nicht sein. Erfüllt von dieser, schenkte sie ihr letztlich Stille und hüllte sie in Dunkelheit, bevor das Empfinden ein Ende nahm.[/i]

Als sie aus diesen Bildern tauchte, kehrten die Erinnerungen an Leben und Sein zurück.
So wie Schmerz neu erwacht, wenn man mit der Zunge einen hohlen, ruhenden Zahn erforscht.
Auf dem Markt herrschte emsiger, lauter Betrieb und all jene Geräusche, Stimmen, all das Geschepper und Klirren von Waffen, Geschirr und Verkaufsgut zerrten an Geist und Gemüt der jungen Frau.
Ihr Blick irrte umher, vergeblich einen Fixpunkt suchend zwischen all den schreitenden Füßen, stobenden Funken, Asche, kriechenden Insekten und Blättern die der Wind bewegte.
Es war noch immer alles zuviel.
Wie ein Nachtkautz gegen die Sonne schloss sie die Augen und flüchtete sich zurück in ihre eigene, zerbrechliche Ruhe.
Zurück zu dem Gefühl aus den letzten Sequenzen ihres Traumes.
Es würde enden.
Bald.