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19.09.2007 12:18:33
Hrunars Geschichte (#633)
Hrunar
[i]Hrunar derweil lauschte im aufkommenden Abend auf ein neues Geräusch.
Er hörte ein fast rhytmisches Geräusch, ein anderes Rauschen, als das des Windes in den Bäumen, irgendwo von halb _link_s.
In dem irritierenden Zwielicht tasteten seine Füsse sich durch das dichte Unterholz.
Und

traten

ins

Leere....

Protestierend aufbrüllend fiel er.

Und fiel.

Und schlug hart auf.

Dunkelheit.

Er blinzelte.

Fluchte, eh er sich mühsam durchbewegte und die Augen öffnete. Was er sah, liess ihm das Blut gefrieren. Über ihm befanden sich...Wurzeln. Als sein Blick klarer wurde erkannte er, dass er unter dem Rand eines Erdüberhangs, noch bewachsen, lag.
Entsetzt erhob er sich. Wandt sich ab und sah...

das Meer.[/i]

Er war an einem Strand gelandet.
Hrunar sah sich um.
Vor sich die Gischt der Brandung, links und hinter ihm sich nach rechts weiter fortsetzend dieser bedrohliche Erdüberhang, aus dem, fast Hilfe suchend, die Wurzeln der Bäume und Büsche herauslugten und im scharfen Wind unheimlich tastend wankten. Vor dem Überhang war der Strand übersäht mit Erdabbrüchen, in denen die einst hohen Bäume wirr durcheinander lagen. Unter der tief eingebissenen Wölbung erkannte er in dem dort herrschenden Schatten unzähliges Strandgut. Unter seinen Füßen registrierte er an der Feuchte des Sandes die restliche Spur der Ebbe.
Hier durfte er nicht bleiben. Dieses Land wurde einzig vom Meer und seinen Gezeiten beherrscht.
In den Wald kam er nicht mehr hoch, wenn er das denn überhaupt auch nur in einem winzigen Winkel seines Hirns in Betracht zog, was wohl eher nicht der Fall war. Er sah zum Meeresrand hinaus und musternd zum Himmel. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr bevor seiner Schätzung nach die Flut wieder einsetzte. Also zählte er nochmal seine Knochen durch und setzte sich in Begleitung seiner blauen Flecken, Platzwunden, Beulen und Schürfungen in Bewegung. Es zog ihn unwiderstehlich in Richtung Norden. So weit er konnte trabte er, ansonsten arbeitete er sich über, durch und unter Strandgut und Holzgewirr durch, stur sich in etwa in der Mitte zwischen Überhang und Meersaum haltend, vorwärts.
Es dunkelte langsam und er bemerkte das Vorrücken des Meeres. Hastiger nun suchten seine Augen nach einem Ausweg, was ihm einige Stürze bescherte und seine Begleitung sich auf Risswunden und Splitter erweiterte.
Doch seinen Augen entgingen nicht eine bemerkenswerte Veränderung. Sie sahen eine Art grauer Wand fast übergangslos zum Wald sich erheben. Kam die Wand aus dem Wald? Oder führte sie in den Wald? Oder...war das nicht egal? Rasch weiter!
Keuchend blieb er schließlich stehen und starrte die vermeintliche Wand an. Senkrecht erhob sie sich. Schroff war sie und sie war keine Wand sondern nackter Fels. Sein Blick tastete sie ab, suchte weiter am Strand, der nun merklich vom Meer verschluckt wurde, ob es nicht doch eine kleine Nische fand, in der er schlüpfen konnte.
Nein, soweit er sehen konnte gab es keine Möglichkeit dem gefräßigen Meer anders zu entkommen, ausser zu klettern.
Ein Platschen hinter ihm ließ ihn herum fahren.
Zwei Stile erschienen, und, was ihn erbleichen ließ, zwei riesige Scheren, klappernd in seine Richtung, und beides tauchte mehr und mehr aus der Brandung auf und entpuppten sich als zugehörig zu einer 2 Fuß hohen Krabbe.
Haste was kannste, ohne auch nur einen Gedanken zu verschwenden an Heldentum und ehrenhaften Kampf kletterte er los. Rauf, hoch, nur hoch und rauf und Hand über Hand und Fuß über Fuß, nichts wie weg und möglichst schnell, so dass dieses Vieh ihn nicht mehr erreichen konnte.
Wie eine Spinne erkletterte er den Steilhang. Erst innehaltend, als die Kräfte erlahmten, das Blut in seinen Ohren rauschte und die Beine sich unerhört weich anfühlten, als ob sie aus Gummi wären.
Schwer keuchend wagte er einen Blick über die Schulter.
Die Krabbe, nun etwa angemessen handtellergroß, tastete die Wand unter ihm suchend ab. Er war ausserhalb ihrer Reichweite. Zitternd sah er sich um, entdeckte etwas unterhalb links von sich einen kleinen Vorsprung auf den er sich nun zu bewegte, das erste Mal seit längerem betend, ihn wohlbehalten zu erreichen.
Dieser Vorsprung war groß genug, dass er darauf sitzen konnte und so ließ er sich mit dem Rücken zur Wand nieder. Seine Lungen kämpften um mehr Luft, seine Glieder um mehr Erholung, sein Magen um Essen und Trinken, sein Geist um Schlaf und sein Körper um Trockenheit und Wärme, denn so geschwitzt, wie gerade, hatte er noch nie vorher.
Mit zitternden Händen schob er sich etwas von seinem Proviant in dem Mund und spülte es mit Wasser hinunter. Dann schoss er die Augen um seinen geplagtem Körper die Ruhe zu gönnen, die ihm nach so heldenhafter Flucht auch zustand.

[b]Erinnerungen[/b]

[i]überkamen ihn, wie er da so da saß, den Blick auf das endlose Meer, die Ohren gequält von dessen Brüllen.
„Jeder Hin muss schwimmen, Hrunar. Jeder, ohne Ausnahme und ohne Ausreden!“ Platsch! Schon wieder landete er im Wasser. Spuckend und prustend sich hochkämpfen und Wasser treten. „Schwimm endlich, wie es sich gehört. Und, achja, tauchen, tauchen musst du auch noch lernen!“ Und schon griff die unbarmherzige Hand nach seinem Schopf und drückte ihn unter die Wasseroberfläche.
Wie hatte er das gehasst!
Liebend gerne hätte er seinem Vater dafür den Schädel eingeschlagen! Jawoll!
Unwillkürlich muss er schmunzeln. Nunja. Das war doch...wie alt war er damals? Hm. Ja. Wird so vor 50 Jahren gewesen sein.
Er seufzt leise.
Vater. Nunja, hm, naja.
„Iss anständig, Junge! Mit Messer und Gabel und wir haben sogar auch Messer zum Brot- und Fleisch schneiden. Jaja, du lernst es auch noch, Söhnchen. Sollst dich ja mal anständig in Gesellschaft benehmen, nicht?“ Diese Stimme wird er nie vergessen. Immer ein wenig stichelnd, aber auch immer liebevoll.
Mutter.
Warum musste sie so früh sterben?
Und Vater? Achso, da war doch noch was.
„Wir machen einen wichtigen Besuch, Hrunar. Benimm dich also anständig, protze nicht, und halt die Klappe, wenn du nicht direkt gefragt wirst, klar?“
Klar doch.
Diese Ermahnung war zwar neu, aber nicht unbedingt unerwartet. Schliesslich standen sein Vater und er, damals war er wohl so um die zwanzig, in der Haupthalle einer Binge, in der es entsetzlich viele Zwerge gab, die sie alle nicht aus den Augen ließen und deren Blicke...nunja...recht grimmig jeder ihrer Bewegungen folgte.
Sein Vater, ein stattlicher Hin mit viel Wissen um so manche Fingerfertigkeiten, von der Hrunars Familie auch recht profitabel lebte, fragte nach einem bestimmten Zwergen. Als dieser erschien, stellte sein Vater sich und Hrunar mit bedeutungsschwangerer Stimme vor.
„Dieser Junge ist Hrunar, Sohn von Mathil Flinkfuss. Falls Ihr Euch erinnert?“ Die Anzüglichkeit verwirrte Hrunar.
Der Zwerg musterte Hrunar derart kritisch, dass Hrunar schon meinte ein Esel, der zum Verkauf angeboten wurde, zu sein. Dass es schlimmer werden könnte, konnte er sich zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen.
Doch es kam schlimmer.
Sein Hinvater stellte ihm seinen Zwergenvater vor.
Und damit war die Verwirrung für Hrunar perfekt.
Er wurde in der Binge abgegeben wie eine Ware und dort aufgenommen wie...ja, wie eigentlich? Wie ein unfertiger Zwerg?
Jedenfalls wurde er von den Zwergen nun ebenfalls erzogen, wenn man das überhaupt so nennen konnte.
„Schlag tiefer mit der Axt! Was willst du denn mit einem Beil? Holzschlagen?“
„Was machst du denn da? Waschen? Bist du verrückt?“
„Wieso bist du in dem See? Was? Schwimmen? Tauchen? Du BIST verrückt!“
„He, was hast du denn da? Eine Gabel? Soll DAS eine Waffe sein?“
Und dieses schallende, röhrende Gelächter, dass unweigerlich folgte!
„Wieso schleichst du hier in den Gängen herum?“
„Kannst du nicht mal eine anständige Rüstung tragen? Du bist so schwächlich! Gebt ihm mal anständiges Essen und Bier, dass mal ein richtiger Zwerg aus ihm wird!“ Brüllendes Gelächter folgte.
Und so weiter und so fort, bis er es nicht mehr aushielt und, man kann schon sagen, fluchtartig das Weite suchte. Immerhin hatte er die Zwergengesellschaft etliche Monate genossen, eh ihn das Heimweh und eben die anderen Kleinigkeiten davon trieben. Niemand konnte ihm also vorwerfen, nicht ernsthaft versucht zu haben ein ... nunja...richtiger...naja...Zwerg halt zu werden.[/i]

Auf seinem hohen, luftigen Sitz schließt Hrunar die Augen.
Ein richtiger Zwerg? Ein richtiger Hin?
Was ist schon richtig?
Seine Erinnerungen und Gedanken flüchten und hinterlassen wirre Träume im Wechsel mit traumloser Erholung.
Unter ihm wartet die Krabbe
über ihm, nur wenige Fuß noch höher, wartet ein schmaler Streif Heide und täuschende Sicherheit.
30.09.2007 17:01:00
Re:Hrunars Geschichte (#1332)
Hrunar
Was für ein Besäufniss!

Was für eine Schlägerei!

Er taumelt in die Thermen. Sein Magen protestiert, sein Verstand hüpft unbändig herum, wie ein Eichhorn in den Ästen der Bäume.

Er wirft die stinkenden Kleidungen einem Helfer in die Arme, nuschelt mühsam irgendwas von Säubern und wirft sich ins eiskalte Bassin.

Schnaubend, wild nach Luft holend, taucht er wieder auf.

[i]"Immer schön andere austricksen, Kleiner. Nie dich auf die Spielregeln anderer einlassen. Und wenn, dann nur scheinbar. Trickse, Söhnchen, trickse wo und wie immer du kannst."
Die Stimme seines Hinvaters, verschwörerisch zischelnd.
Dann der Schlag, wie immer, auf seinen Hinterkopf *Klatsch*: "Einprägen, klar?"
"Ja, Vater."[/i]


Das eiskalte Wasser nimmt nicht nur den Gestank seines Erbrochenen, sondern verjagd auch unerbittlich das Einhörnchen in seinem Kopf und treibt es in den Winterschlaf.

Hrunar nimmt eine geruchlose Seife und schäumt seinen Körper gründlichst ein.

[i]"Bleib sauber, Junge. Du darfst nach nichts riechen. Niemand soll dich riechen können, wenn du unterwegs bist. Kein Schweiss, kein Parfüm, kein Leder, nichts darf man an dir riechen! Der Geruch könnte dich verraten. Den Zwergen sicher nicht, die stinken so, dass sie eh nichts anderes riechen können. Aber bei den anderen Völkern muss man vorsichtig sein. Klar?"
*Klatsch*
"Ja, Vater."[/i]

Nach dem Abwaschen der Seife fühlt er sich endlich wieder hinzwergisch vollständig, oder war es zwerghinnisch? Egal.
Eine Erinnerung keimt in ihm hoch.
Ein Kinderspiel.
Ein Spiel mit seinen Hinfreunden im Heimatdorf.
Lächelnd geht er zu dem Zwergen, der ihm bereits seine gesäuberte Kleidung entgegen hält. Er nimmt sie dankend entgegen. Der hilfreiche Zwerg geht anderen Arbeiten nach und Hrunar sieht sich nochmal forschend um.
Er ist alleine.
Die Erinnerung wird zu einer Idee.
Er grinst breit.
Ruhig dreht er sein Lederzeugs auf links. Das Futter ist in einem rauchgrauen Ton gehalten. Dieser Farbton schmiegt sich in Schatten, wie eine Baumschlange auf Rinde.
Er schlüpft hinein und forscht in seinen Taschen.
Leere Schweinsblasen, zusammengefaltet, haarfeine Schnüre auf Knäule gewickelt, einige Angelhaken.
Er nickt zufrieden, sein Grinsen wird hinnisch.

[i]"Nimm immer nur das Nötigste mit, nie was auffälliges. Du musst immer leise und leicht sein. Mit allem rechnen. Das Wenigste ist oft das Meiste. Verstanden?" *Klatsch* "Ja, Vater."[/i]

Noch einmal sieht er sich prüfend um, füllt zwei Schweinsblasen prall mit Wasser, huscht dann lautlos in den Gang hinaus. Schleicht in den Schatten versteckt zu den Schlafsäälen.
Sein Blick huscht über die Tür dazu, dann zu den Betten.
Es ist nicht schwer Hreidmars und Helbars Schlafstätten zu finden. Die persönlichen Dinge, die Hrunar dort findet, geben ihm Gewissheit.

Das Bettzeug unauffällig an der vorderen Ecke mit den Angelhaken, Schnüren und Schweinsblasen verbunden zur Decke in einer recht unkomplizierten Anordnung.

Er prüft mit kritischem Blick sein Machwerk. In dem ewigen Fackellicht, das die Zimmer nur mühsam erleuchtet ist einem geübtem Blick nichts auffälliges erkennbar.

[i]"Hrunar! Wenn du das nochmal machst, versohl ich dir derart den Hintern, dass dein Hirn oben rauspringt!" *Klatsch* "Ja, Vater!"[/i]
Die Wut seines Hinvaters, der beim gemütlichen ins Bett gehen von einer Schweinsblase mitten im Gesicht getroffen worden war, wird er nie vergessen.
Aber er wird auch nie vergessen, wie sein Herz im Leibe gelacht hatte.

Auch in diesem Augenblick lacht sein Herz voller Vorfreude darauf, wie Hreidmar und Telbar sich wohl fühlen werden mit klatschnassem Haar und Gesicht und nassem Kopfkissen.

"Unterschätzt niemals einen HengDwar, oder DwarHeng oder so...!", ein eher flüchtiger Gedanke, eh er, jeden Schatten nutzend, sich aus der Binge macht.
21.01.2008 18:59:08
Aw: Hrunars Geschichte (#5609)
Hrunar
Nachdenklich sein Blick auf das bombastischeTor, gesichert aus metallenen der kreuz und der quer führenden Beschläge, aus denen pfeilspitze Stacheln ausgearbeitet waren. Die Beschläge wirkten auf diese Distanz wie Romben in deren Mittelpunkt ein Wappen bearbeitet war.
Auf den Zinnen erkennt er Gestalten, die dort auf und abgehen. Ihre Waffen und Rüstungen blitzen in der aufgehenden Sonne wie samtenes Kupfer herüber. Aus den Schiessscharten wehen die Banner träge, als ob sie noch schliefen.
Es gab nur dieses Tor, oben eine Zinne ansonsten schien alles nur kalter Fels zu sein. Uneben, wild, teilweise bewachsen, an einigen Stellen, die die Sonne nicht erreichte, lag Schnee. Diese Tor schien verwachsen mit dem Fels, oder der Fels verwachsen mit dem Tor?
Hrunar seufzt leise.
Weshalb hatte es ihn nun doch wieder hier her verschlagen?
Sein Blick folgt dem ersten Steinadler, der sich in die Lüfte hebt und majestätisch am Gebirge entlangschwebt.
Er setzt sich auf einen moosbedenkten Stein, holt ein Vesper heraus und isst. Sein Blick in die nicht allzuweit zurückliegende Vergangenheit sich versenkt.

Er wollte gerade mit Swift nach Hohenbrunn übersetzten, als an Deck ein ihm bekanntes Gesicht auf ihn zustürzte, sich ihm in die Arme warf und ihn drückte, dass er vor lauter Röte im Gesicht mit dem Sonnenuntergang wetteiferte.
Die schmale Gestalt weinte und lachte in einem Atemzug und drängte Hrunar sich auf den Weg nach Hause zu machen. Seinem Vater ginge es sehr schlecht.

Was hätte er tun sollen?
Rose drängte, machte es furchtbar wichtig und eilig und so schiffte er mit ihr auf's Festland ein, ohne irgend jemanden im Clan oder von seinen Freunde davon in Kenntnis zu setzen.

Zuhause angekommen blieb ihm nur noch der Besuch am Grab seines Ziehvaters.
Die Dorfbewohner sprachen ihm ihr Beileid aus, klopften ihm auf die Schultern und fragten beiläufig, was er denn mit seinem Erbe vorhabe.

Es war ein seltsames Gefühl zu Hause zu sein und sich doch nicht zu Hause zu fühlen.
Einige Tage blieb er im Hause seiner Hineltern.
Versank in Erinnerungen, wurde von Rose liebevoll immer wieder in die Gegenwart geholt, nur um wieder in Nachdenklichkeit zu versinken, sobald sie das Haus verlassen hatte.

Eines Morgengrauen dann verliess er das Haus, übergab den Schlüssel dem Bürgermeister zur freien Verfügung, pfiff nach Bär, dem räudigen alten Hund seines Ziehvaters, wand sich zur Stallung, holte Fit, den Esel, heraus, sattelte ihn, stieg auf und ritt in Richtung Norden davon.
Bär begrub er einige Tage später, als dieser eines Morgends einfach aufgehört hatte zu atmen.

Und nun?
Wieder sieht er zum Bingeneingang. Fit stupst ihn aufmunternd an.
Bedächtig bricht er ein Stück Brot ab und Fit nimmt es gnädig entgegen.
Entschlossener jetzt packt er sein Frühstück ein, ergreift die Zügel von Fit und marschiert auf das Tor zu.
Seine Gedanken richten sich auf das Ziel, seine Entschlusskraft kehrt zurück, seine Entschlossenheit wächst.
Er hatte was zu lernen.
Und das konnte er nur dort!
24.01.2008 21:37:39
Aw: Hrunars Geschichte (#5755)
Hrunar
Müde schleppt er sich den Weg entlang, Fits Huftritte hören sich genauso müde an, obwohl der Esel ja nun wirklich keine dieser Übungen, Tests, Prüfungen und Feiern mitgemacht hatte. Vielleicht sowas wie Solidarität?
Hrunar schmunzelt schwach und zuckt erschrocken zusammen als er um eine scharfe Biegung des Weges kommt.
Das Pony kannte er.
Den Reiter kannte er, Hrunar berichtigt sich, den Reiter kannte er kaum aber er kannte ihn mehr als ihm lieb war.
Hrunar schluckt und verknotet unsicher die Zügel in seinen Händen.
Der Reiter sitzt bewegungslos auf seinem gedrungenen kräftigen dreifarbenem Ross und sieht ihn durch schwarze Augenöffnungen, die die Form von Flügeln haben, an. Über dem Rücken des Reiters blitzt unfreundlich die scharfe Schneide einer Doppelaxt hervor, am Gürtel hängen Kurzschwert und Dolch in ledernen, mit Gold bestickten Scheiden. Der Schild mit dem Hrunar nur zu vertrautem Wappen, drei sich kreuzende flammende Hammer, baumelt über der linken Schulter des Ponys. Die ganze Gestalt ist von Kopf bis Fuss in kostbarem Mithril gekleidet auf deren Brust in winzingen Edelsteinen ebenfalls das Wappen eingelegt ist. Ansonsten schmücken an den Gelenken Runen die Rüstung. Auch das Gesicht ist bis auf die Augen vollständig unter dem Helm verborgen.
Hrunar blinzelt und starrt dann trotzig zu der Gestalt hoch.
Es kam ihm so vor, als ob die Zeit stehen blieb. Der Wind hielt inne, kein Knacken in den Felsen ertönte, kein Vogelruf. Stille. Absolute Stille umgibt ihn und den Reiter.
Das einzige unvermittelte Geräusch, das Hrunar erschreckt, ist das tiefe Seufzen, das von dem Reiter kommt.
"Dachtest du wirklich, du könntest in die Binge kommen und ich würde es nicht erfahren, Hrunar? Dachtest du wirklich, du könntest hier eine der schwierigsten Lehren angehen und beenden und ich würde es nicht erfahren? Dachtest du wirklich, du könntest dich einfach bei Nacht und Nebel aus der Binge schleichen und ich würde es nicht erfahren?"
Hrunar schluckt, schüttelt den Kopf und nickt dann verwirrt, nur um wieder den Kopf zu schütteln.
Der Reiter nimmt seinen Helm ab. Seine Bewegung voller Bedacht, ruhig, fast gelassen.
Unzählige graumelierte Zöpfe quellen hervor, kringelten sich befreit bis zum Gürtel des Zwerges. Desgleichen sein kunstvoll verflochtener Bart, den der Reiter eher gewohnheitsgemäss unter den Gürtel schiebt. Lässig hängt er den Helm an den Sattelknopf und sein Blick druchdringend sich in Hrunars Augen bohrt:
"Was denkst du eigentlich über mich, Hrunar? Ist dir nicht bewusst, dass du mich immer und immer wieder kränkst?"
Hrunar senkt den Kopf.
In seinem Kopf schwirren die unmöglichsten Antworten, doch tief in seinem Inneren fühlt er sich beschämt.
Hilflos sieht er zu seinem Gegenüber hoch.
Der Zwerg schüttelt den Kopf und steigt von seinem Ross. Seine Bewegungen irgendwie weich, geschmeidig fast. Oder jedenfalls geübt. Hrunar steht da und beobachtet ihn.

"Hör zu, Hrunar. Es war weder mein Wunsch, noch mein Wille, dass du bei deiner Mutter geblieben bist. Ich wusste nichts von deiner Geburt. Ich habe erst davon erfahren, als dein Ziehvater dich vor Jahren in die Binge brachte. Es war für mich genauso eine Überraschung, wie für dich."
Hrunar starrt zu dem Zwergen hoch, in seinem Kopf jagen sich Gedanken wie Eichhörnchen einander im Frühjahr.
Der Zwerg legt ihm die Rechte auf die Schulter und drückt sie überraschend sanft. "Ich bin schon damals, als du knapp ein Jahr bei uns warst, sehr stolz auf dich gewesen. Du hattest dich immer wieder als aufrichtig bewiesen. Als mutig, als selbstbewusst aber auch als eigen. Ich erinnere mich gerne an die Streiche, die du den anderen gespielt hast."
Sein breites Grinsen legt sein Gesicht in eine Kraterlandschaft von Falten. Hrunar lächelt matt mit.
"Hrunar, du bist mein Sohn und ich bin stolz auf dich. Dein Weg ist anders als der, den ich mir für dich gewünscht hätte. Schwieriger, gefährlicher, einsamer. Und doch ist es ein Weg der mir und dir Ehre macht."
Hrunar schluckt schwer und nickt leicht. Zögerlich und leise: "Ich dachte immer ich würde dir und deinem Clan Unehre machen mit dem was ich tue."
Der Zwerg schüttelt entschieden den Kopf. "Aber nein! Wie kommst du nur darauf? Deine Arbeit ist eine der wichtigsten überhaupt in jeder Binge. Ich habe gehört, wie du während der Prüfungen standgehalten hast, habe erfahren, wie geschickt du in allen Aufgaben vorgegangen bist. Wieso sollte ich nicht stolz auf dich sein?"
Hilflos zuckt Hrunar mit den Schultern. Wieder seufzt der Alte.
"Hrunar, dein Name sei Hrunar, Sohn von Mathil Flinkfuss und Grimmhold Feuerhammer vom Clan der Steinwächter. Deine Heimat sei die Binge Tethyamar, die erstarkt ist unter der Führung des Dornars Grimmbart Feuerhammer vom Clan der Steinwächter."
Hrunar sieht Grimmhold mit unverhohlenem Erstaunen an. "Oh!"
Der alte Zwerg grinst zu Hrunar hinunter: "Aye, so ist es und so wird es immer sein. Wann immer du kannst und willst bist du bei uns herzlich willkommen. Aber wehe, du schleichst dich noch einmal ein wie ein Dieb in der Nacht." Sein Blick wird finster: "Ich schwöre, ich hetzte alle Bluthunde hinter dir her und lass dich zu mir treiben, bis du mich anständig, wie es sich für einen Sohn gehört, begrüsst hast. Klar?" Hrunar duckt sich leicht, erwartet die Hand auf seiner Schulter auf seinem Kopf, doch nichts dergleichen geschieht. Die Hand greift nur ein wenig, nunja, ein wenig schmerzhafter seine schmale Schulter. Er nickt und lächelt leicht verzerrt. "Aye, ich habe verstanden, Vater."
Grimmhold grinst breit, fast sachte fährt er Hrunar über den Kopf: "Gut. Nun denn, mein Sohn, wandle in Frieden und mit dem Wissen um deine Anerkennung wohin du willst."
Segnend legt er Hurnar die Hand auf den Scheitel: "murdaern dauble = dauble murdaern"
Er wendet sich ab, besteigt sein Ross und führt es im Trab an Hrunar vorbei in Richtung Thethyamar.
Hrunar holt tief Atem.
Er fühlt sich...
Er starrt den Esel an.
Dieser wippt zufrieden mit seinen Ohren und kaut genüsslich an der Trense.
Hrunar seufzt, schüttelt den Kopf als wolle er ihn von irgenwas befreien, wendet sich Richtung Süden und schlurft den Weg weiter.
Er hatte ja genug Zeit um zu verstehen, was in der letzten Zeit alles passiert ist, genug Zeit....