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05.02.2008 12:24:32
Winterpfade - Kaethavel Ruel'avin (#6192)
Laefilar
[...]" Die Silbermarken waren seit jeher für die unerbitterlichsten Winter des Nordens bekannt. Doch was vermochte die jährlich marodierenden Grauhäute so in Aufruhr versetzen, dass sie nicht nur in die Gefilde einbrachen, als käme eine Sturmflut? Der schweigsame Kesir konnte es sich nicht einmal annähernd erklären und er musste zugeben, dass er nie zuvor soviele Lager und Feuer rund um die Mondwälder sah. Es ward gleich, welchen Weg man einschlug und aus welchem Teil der Wälder man hinaustrat, denn überall schien dieser grauhäutigen Abschaum zu kampieren. Grunzend, kreischend, kämpfend und verrottend. Einen jeden Winter kamen sie mit dem Schnee, doch dieses Jahr ward ihre Zahl unglaublich angewachsen.

Langsam zog er das Mundtuch etwas höher und die grau-grünen Augen lagen ausdruckslos auf einem der Späher, welcher am Rande des westlichen Waldes in die Nacht glotzte. Keine Regung entging dem Kesir, der in einem der Baumwipfel einer alten Kastanie hockte. Die Rüstung aus weichem Leder so dunkelbraun, wie der Stamm und die Äste des mächtigen Baumes. Der Umhang, wie auch die weite Kapuze grau, wie der gefallene Schnee. Seit Beginn der Nacht hockte er dort oben, sah nur hinab auf das kleine Lager und beobachtete das Kroppzeug, wie es fraß und scheinbar alles um sie herum verdorrte. Leise knarzten die weichen Lederhandschuhe, welche der Kesir trug, als sein Griff an den Bogen langte, ihn fest haltend, während er ebenso nach einem Pfeil fischte. Wiederrum hielt er daraufhin inne, bewegungslos einer hölzernen Statue gleich. Er hörte die festen Schritte, die sich durch das eisige Unterholz kämpften. Angestrengt ging der Atem der dort kommenden. Hier und dort konnte man den leisen Klang von Metall wahrnehmen. Und wenn der Kesir es hören würde, so auch bald die Späher. Es würde also beginnen...

Sein Atem beschleunigte sich und er spannte den Pfeil in die Sehne des nachtschwarzen Bogens und legte an. Ein markerschütterndes Brüllen bauschte urplötzlich auf, als er den Pfeil fliegen ließ. Ein mächtiger Lichtkegel erhellte den gesamten Wald um ihn herum und in den Augen der grauhäutigen Brut sah er die Überraschung, welche schnell kalter Furcht wich. Mehr als 50 Mann mussten es gewesen sein, welche aus dem Wald stürmten, riesige Äxte und Biederhänder schwingend, brüllend und der blanke Hass tanzte wild in ihren Augen. Die Uthgar waren gekommen, wie sie es versprachen und ihre Wildheit ließ der Brut kaum Zeit zum handeln. Eine tosende Welle überkam sie, als sie kopflos durch ihr Lager stolperten und den mächtigen Hieben schlussendlich erlagen, die auf sie niedergingen. So schnell, wie es begann verstummte der Kampfeslärm und der Kesir verließ den Baum, um aus dem Wald heraus zutreten. Rhemar, ein riesig wirkender Barbar stand vor ihm und nickte dem Kesir zu, als die Bresche aus den Wäldern geschlagen war. Von hier aus würden sie ihren Weg allein finden, worauf der Sy'Quessir sacht das Haupt neigte und dann wortlos zurück in die Mondwälder ging. Zurück..."
18.02.2008 14:27:10
Die beryn fîn (#6856)
Laefilar
[...]"Nachdenklichkeit und doch auch Ruhe lagen auf dem Gesicht des Kesir, welcher über das Treiben Elborias blickte. Er mochte diesen Ort, umgeben von Bäumen und weit über den Gebäuden der wunderschönen Enklave. Weit konnte er auch über das Meer und die Lande sehen, während der Wind sacht um den Körper und über sein Gesicht strich. Seine Gedanken wichen mehr und mehr ab und er spürte, wie die Reverie ihn fast umarmend entfing, während er dort an einen der Bäume gelehnt, saß.

[i]'Die Sonne stand schon hoch über dem Firmament und die wärmenden Sommerwinde flüsterten durch den Mondwald, während das Licht die Blätter saftig grün erstrahlen ließ. Wie alt mochte er gewesen sein? Gerade dem Kindesalter entwachsen, so kam es ihm selbst vor. Drei komplette Mondumläufe, so trug man es ihm auf, sollte er allein die Wälder durchstreifen. Sein Vater lächelt ihm zu und reichte ihm seinen eigenen Bogen, welchen er mit sich trug. Dieser Bogen ward aus hellem Eschenholz so fein gearbeitet, dass er sich unglaublich leicht und beinahe samtig anfühlte. Silberne Runen verziehten den Griff und selbst die feste Sehne schimmerte beinahe weißlich, wenn man sie ins Licht der Sonne oder des Mondes hielt.
Stunde um Stunde näherte sich die Nacht und die Sonne verschwand hinter den Baumwipfeln, färbte die Wälder in rötlich-goldenen Stahlen und er schlug sein kleines Lager auf. Dort ward jedoch kein Feuer, kein Zelt. Nur zwei Felle und die ausladende Astgabel einer uralten Kastanie, deren Blattwerk ihn umgaben. Lediglich die Früchte der Wälder ernährten ihn an diesen Tagen, wie auch frisches Quellwasser, doch missen wollte er die Gemeinschaft nicht. Er schloss nach dem etwas kargen Mal die Augen und lauschte dem Flüstern des Waldes, bis es plötzlich verstummte. Keinerlei Laut wollte an sein Ohr dringen und beinahe im Reflex zog er einen der Pfeile von seiner Armschiene ab und legte diesen in des Vaters Bogen. Vorsichtig öffnete er die Augen und er spürte sein Herz, wie es ihm bis zum Halse schlug. Langsam nur konnte er sich umsehen, darauf bedacht sich nicht zuviel zu bewegen. Weit in der Ferne sah er ein kleines Glimmen, einem Irrlicht gleich, welche so oft in den Sümpfen auftauchen, um die Wanderer dort zu verwirren und sie in die endlose Umarmung des Landes zu geleiten. Beinahe schwerfällig erhob er sich und ließ sich von der Astgabel hinunter gleiten, um im kreisenden Weg immer näher auf das Glimmen zuzutreten, stets darauf bedacht keinen Laut von sich zu geben. Immer enger wurden die kreisenden Bahnen des Kesir, als er schließlich zwischen den Bäumen hindurch blicken konnte. Er konnte eine kleine Lichtung erkennen, aber erinnerte sich nicht daran, sie jemals entdeckt zu haben. Stirnrunzelnd verbarg er sich im Farn, welcher nahe der Lichtung wuchs und beobachtete die helle Silutette, welche dort stand. Sie war größer, als die Statur des größten Elfen, den er jemals sah und etwas erhabenes lag in ihr, obwohl sie dort nur stand. Er konnte kein Gesicht erkennen, alles schien bei näherem betrachten vor seinen eigenen Augen zu verschwimmen.

Noch immer ward es totenstill und langsam zweifelte der junge Kesir an sich selbst und seiner Wahrnehmungskraft. Doch immerhin genügte das Glimmen, welches von dieser scheinbaren Statue ausging, um die nähere Umgebung ebenso zu erkennen. Ein Schatten. Dort ein weiterer. Er kannte die Bewegungen nur zu gut. Es ward natürlich für die wilden Rudel. Er wollte warnende Worte sprechen, doch es zu spät. Drei riesige Kreaturen schossen aus der Dunkelheit des Waldes auf die Statue zu. Er riss die Augen weit und sein Herz überschlug sich vor Angst. Es waren keine Wölfe, keine Worgs, wie sie hin und wieder diese Wälder durchstreiften. Dies waren riesige Raubkatzen, schwarz wie die Nacht und der Geruch von Blut klebte an ihnen. Reflexartig ließ er den ersten Pfeil zirren, doch verfehlte eine der riesigen, chultischen Raubkatzen. Etwas panisch fischte er nach einem weiteren Pfeil, legte an und traf. Das Tier ging jaulend zu Boden, doch ward noch lang nicht geschlagen. Der Pfeil steckte der Katze in der rechten Flanke und sie fauchte auf. 'Thörichter Kesir...', zischte er zu sich selbst, als er merkte, dass nun auch die anderen Raubkatzen auf ihn aufmerksam wurden. Es fühlte sich stechend an und sie schienen ihn durch die Nacht genau zu fixieren. Wieder ein Pfeil und er legte an, brachte wohl nur durch Glück das verwundete Tier mit einem Blattschuß zur Strecke. Die anderen beiden Tiere schossen nun auf ihn zu und nur whispernd entkam ihm das kurze Gebet: 'Schenke mir deine Kraft und Pfeile, Herr der Jagd. Bis zum bitteren Ende!'.

Zu schnell waren diese Katzen und je näher die kamen, umso besser konnte er die verfluchten Geschöpfe erkennen, welche er bisher nur aus den Legenden kannte. Diese blutrote Marserung war unverkennbar. Einem Wunder gleich traf der abgelassene Pfeil eine der Raubkatzen mitten im Kopf und sie brach unter ihrem Gewicht zusammen. Hektisch suchte er einen weiteren Pfeil... doch... wo war die dritte Kreatur? Vom Erdboden verschwunden. Er sah sich immer wieder um, sah auch die helle Siluette, welche noch immer regungslos auf der kleinen Lichtung zu stehen schien. Doch sie ward nicht mehr allein. Dort saß ein weißer Wolf neben ihr, als würde er wachen. Er war fasziniert und beruhigt, als er sich im Anblick der beiden dortig Stehenden verlor und er überhörte beinahe das Knacken neben ihm. Es riss ihn aus diesem kurzen Traum heraus und er sah aus den Augenwinkeln die blutdürstige Raubkatze, wie sie auf ihn zusprang. Versucht sich wegzuducken kam er ins straucheln und doch ward es lang zu spät. Er spürte, wie sich dieses Tier über ihn legte, doch dort war kein brennender Schmerz durch Krallen oder Reißzähne. Lediglich das beschwerende Gefühl eines leblosen Körpers, der auf dem des Kesir lag. Vorsichtig öffnete er die Augen und schob das Tier krampfhaft von sich fort und sah den Pfeil, welcher sie mit einem einzigen Schuss zur Strecke brachte. Es war keiner seiner eigenen Pfeile, denn dieser hier ward auf reinem Silber und die grünen Federn waren unverkennbar. Selbst in der Nacht. Noch immer heftig atmend rappelte er sich auf und stolperte von dem toten Tier weg.
Er fand sich inmitten der Lichtung wieder und eine Hand legte sich auf seine Schulter. Sie ward warm und es erfüllte ihn bei dieser leichten Berührung mit Ehrfurcht. Dort waren keine gesprochenen Worte, doch er hörte sie, nur für ihn bestimmt, in seinem Kopf. Nie würde er sie offenbaren und doch stets für sich behalten.

Dann war es vorbei und er war sich unsicher, ob er wachte oder der Reverie fröhnte. Er stand allein auf dem Fleck, wo vorerst noch die kleine Lichtung erschien. Er sah sich um, doch es ward der Wald, welchen er stets kannte. Keine Lichtung, kein Zeichen von dem 'Irrlicht', geschweige denn von den chultischen Katzen. Sein Blick fiel auf den Bogen seines Vaters. Dort eingespannt lag ein silberner Pfeil mit grünem Federschaft.'[/i]

Er öffnete seine Augen wieder und sah erneut hinab nach Elboria. Es ward bereits Nacht geworden und die Lichter schienen golden und silbern, grünlich und bläulich hier und dort. Es war wunderschön anzusehen und der leise Gesang des Volkes trug sich durch die Luft und legte sich über die Gefilde."
27.02.2008 14:29:30
Winterwolf (#7247)
Laefilar
[...]"Es war noch früh am Tage und selbst die Sonne ward noch weit hinter dem Horizont versteckt. Lediglich die ersten Strahlen versuchten sich durch den diesigen Himmel zu bohren, als er sich von seinem Lager erhob. Mit einem schmalen Lächeln sah er zur Seite und schob die dünne Decke etwas über ihren Körper. Wie friedlich sie aussah, wenn sie ruhte. Er strich ihr zwei Strähnen aus ihrem Gesicht und stand daraufhin auf, um sich anzukleiden.

Dann führten seine Schritte ihn hinaus. Elboria lag friedlich vor ihm und lediglich die königlichen Wachen verrichteten aufmerksam ihren Dienst. Grüßend ging er an ihnen vorbei, wandte sich gen Norden, der Winterrache entgegen. Dort, am Fuße des Gebirgszug angelangt, ließ er eine leise Melodie durch die Luft steigen und schon bald daraufhin konnte er seinen alten Freund erblicken. Der Kesir strich ihm über den großen Kopf, durch das weiche Fell, während er einige rohe Stücke Wildfleisch vor dem weißen Wolf niederlegte und sich ebenso setze. Vom Fleische abgelenkt konnte er seinen Freund vorsorglich nach Wunden untersuchen, doch er hatte sich gut gehalten. Lediglich einige winzige Schrammen, welche wohl vom herumtollen und jagen kamen. Ein leises Seufzen entkam dem Waldelf. Er hoffte, dass es hier ein Rudel geben würde, wo sein alter Freund Unterschlupf finden konnte, doch er war sich dessen nicht sicher. Viele der Winterwölfe sah er bereits in Begleitung ihrer Meister, doch viel zu oft waren sie in den warmen, lauen Gefilden weit unten zu finden und zu sehen. Etwas, was er Tuollan nicht angedeihen lassen wollte.

Der Wolf hatte sich satt gefressen und legt sich neben den Elf, welcher ihn etwas abwesend durch das Fell strich. Seine Erinnerung ging zurück, als beide sich trafen. Nunja... eher, als der Kesir seinen Begleiter fand. Ein Welpe damals noch, kurz bevor er den Mondwald verließ. Wahrscheinlich war Tuollan damals zu schwach und zu klein und wurde dem Rudel verstoßen. So nahm er sich ihm an, zog ihn langsam und behutsam groß. Was vermochten denn schon zwei, drei Jahre mehr zu sein, um welche er seine Abreise verschob.
Es war fast so, als könnte er spüren, dass sein Freund sich teils allein fühlte und so erhob er sich langsam und gab dem stolzen Tier zwei kleine Klappse an seine linke Flanke. Leise flüsterte er ihm zu und er konnte das Funkeln in den wölfischen Augen erkennen. Beide rannten sie durch die nahen Wälder, auf der Suche nach der Jagd. Immer wieder trieben sie das aufgespürte Wild vor sich her, tollten dann wieder herum und umkreisten wiederum ihre Beute. Ein recht großer Hirsch ward zu sehen, welchen sie sich zusammen aussuchten. Abwechselnd scheuchten sie das Rotwild immer weiter gen der Gebirgszüge, bis es keinen Ausweg mehr gab. Ein Pfiff entkam dem Elf und sein weißer Freund stürzte sich auf den Hirsch, bereitete ihm ein schneller, schmerzloses Ende. Nur schwerlich konnte er Tuollan zurück halten sich über das erlegte Wild herzumachen. Doch vorher wollte der Kesir noch das Hirschfell unversehrt, soweit vorhanden, abziehen.

Mehr und mehr lief der Tag an den beiden vorbei und als langsam der Abend und der purpurne Himmel über ihnen zusammen zog, wusste er, dass die Zeit des Abschieds gekommen war. Er balgte noch ein wenig mit Tuollan, bis er ihm andeutete zurück in die Wälder, zurück nach Elboria zu müssen. Der Wolf verstand und drückte den Elf mit seinem Kopf leicht weg, woraufhin dieser sich auf den Rückweg machte. Tuollan hingegen zog ich wieder zurück zur Winterrache. Im Tal angekommen konnte der Waldelf das Heulen seines Freundes hören und mit einem sachten Lächeln wendete er sich seinem Pfad zurück zu."
05.05.2008 11:39:27
Der Beginn (#10317)
Laefilar
[...]"Ein sanftes Lächeln, wenn auch kaum erkennbar, zog sich über die schmalen Lippen des Kesir, als er sich zu ihr drehte. Sie ruhte noch immer, tief in ihren Gedanken versunken, den Frieden und die Ruhe genießend. Seine Fingerspitzen wanderte seicht über ihre bronzefarbene, makellose Haut und er gab ihr einen kleinen Kuss auf ihre Schläfe. Daraufhin erhob er sich vorsichtig und schob einige der Felle zu ihr, bedeckte ihren Körper mit ihnen, als er sich nur leichte Kleidung über warf und zum Fuße der kleinen Bucht ging, wo der Wasserfall tosend aufschlug. Er kniete nieder und richtete tonlos seine Gebete an Solonor und dessen Stärke, wie auch an Corellons Güte, welche er am vorherigen Abend durch Marwaens Worte empfing. Einiges schien sich verändert haben, seit Silivren, Andariel und auch er vor der Seldarelle standen und ihren Segen empfingen. Stolz ward er, dass sein Name bekannt ward, wie auch jener seiner Gefährten und dass genau jene nun zu Elboria gehörten, ihrer neu erwählten Heimat, obwohl ein jeder von ihnen aus einem anderen Teil der festen Welt entstammte.

Es waren die leisen Lieder und Melodien, die ihm seine innerste Ruhe schenkten, wie auch das Antlitz seiner Gefährtin, während er dort kniete. Das rauschende Wasser, nicht mehr als einen Steinwurf entfernt ließ einen dünnen, silbrigen Nebel über seine Haut streifen und er brach die ersten, zaghaften Strahlen der Sonne in allen möglichen Farben.
Doch noch immer hafteten seine Gedanken an den Worten der Seldarelle, welche jenem Graublut die Freiheit schenkten. Nur mühsam konnte er sich beherrschen es nicht sofort von seinen Leiden zu erlösen, um die geheiligten Hallen des Rates vor weiterem halbseidenen und lauwarmen Geschwätz dieser Brut zu befreien. Geschweige denn von dessen sogenannter List. Doch eine Verbannung mag nur ein weiterer Schritt sein, denn so würden sich Wege erneut kreuzen, einst in weiter Zukunft gesehen.

[i]'Der Winter ward kaum mehr, als 8 Zehntage entfernt und geschäftiges Treiben herrschte in der kleinen Enklave inmitten des Herzens des Mondwaldes. Die Jäger, zu denen auch er gehörte, kamen und gingen im Akord, brachten immer wieder Felle, Fleisch, wie auch die letzten Beeren und sonstige Früchte des Waldes vor den frostigen Nächten. Als er die Tore durchtrat, welche nicht mehr, als durch riesige Eichen beschrieben, sah er seine Mutter und seinen Vater auf einer der Terrassen, hoch oben in den Wipfeln, wie auch sie hinab blickten. Mehr als 180 Sommer waren bereits ins Land gezogen und nichts hatte sich verändert. Alles um ihn herum ward behütet, wie eh und je, zog im Nebel der Zeit seine eigenen Bahnen, als würde die Welt sich kaum im Wandel befinden. Er brachte die Rehe, welche er geschossen hatte, zum Kirschner und gesellte sich dann hinauf zu seinen Eltern. Die Terrasse des Hauses, dem er angehörte, ward mit Fellen und Sitzpolster geschmückt. Überall standen Pflanzen und einige hölzerne Platten mit Früchten. Stumm, doch mit einem Lächeln trat er zu Elriel und Laefilar, welche ihn scheinbar erwartet hatten. Auch sie lächelten ihm warm entgegen, sprachen jedoch kein Wort. So ward es oft und er kannte es nicht anders. Vor allem von seinem Vater, sofern jener ihn nicht auf der Jagd, welche auch immer es sein wollte, begleitete. Ohne lange Umschweife nahmen sie den jungen Kesir in ihre Mitte und deuteten mit einer auslassenden Handbewegung über die Enklave und die Wälder unter ihnen. Gar verträumt sah er hinaus, als er die Hand seines Vaters auf seiner Schulter spürte, während seine Mutter ihm eine dünne, filigran gearbeitete Kette aus Edelholz, Federn und drei silbrigen Perlen umlegte. Flüsternde Worte drangen an sein Ohr und ohne nachzufragen erkannte er ihre Bedeutung. Auch sein Vater schenkte ihm daraufhin ein derartiges Kleinod, nicht mehr als eine Fibel aus Eschenholz, um einen Umhang zu befestigen. Sie zeigte das Zeichen des Hauses und winzige hochelfische Runen als längst vergangener Zeit waren aus Gold gearbeitet darauf zu finden. Wortlos bedankte er sich und wandte sich ab, als seine Schritte ihn durch die Räume des Elfenhauses führten. Es ward nicht sonderlich groß, nicht besonders prunkvoll, doch es war seine Heimat, sein Clan. Sieben Jäger wählte er aus, welche ihn in den Norden des Waldes begleiten sollten. Ein jeder sollte sich von seiner Familie und seinen Liebsten verabschieden, denn bis zum nahenden Frühling würden sie die Enklave nicht wiedersehen. Wie zu jedem Winter, seit nunmehr 28 Jahren...'[/i]

Er erhob sich langsam, als er merkte, dass seine Gefährtin sich erhoben hatte und ging zurück zu ihrem gemeinsamen Lager. Jener Morgen sollte genauso friedlich, wie die letzte Nacht sein und er genoss es in vollen Zügen. Bald würden auch sie wieder aufbrechen, denn viele Dinge gab es noch zu beobachten."
16.09.2008 03:13:14
Ungleiche Schlachten (#16277)
Laefilar
[...]"Schweißgetränkt wurde er aus der Reverie gerissen. Stumm sah er, mit starrem Blick, auf den, vom Morgengrauen, glitzernden Fluss. Schnell erging sein Atem und allein mit aller Willenskraft vermochte er sich zu beruhigen, während er aufstand und sich einige Schritte von dem gemeinsamen Lager entfernte, wo nur noch glimmend die Glut des Feuers unter verbranntem Holz funkelte. Als er die Augen schloss, die Winde spürte, wie auch die leisen Gesänge hörte, schien er sich zurück versetzt, weit weg von den Gestaden Amdirs und Elborias Glanz. Zurück in der Heimat und beinahe kalt konnte er die Lüfte spüren, welche die harten Winter mit sich brachten. So anders, als an jenem Orte:

[i]'Elor, jener Bogenschütze mit dem feurig roten Haar, so stumm, wie der Kesir selbst.
Lavain, so sanft und doch entschlossen der Seldarine Macht zu sprechen.
Cylaf, mit den silbrig-grünen Augen und ihr Verstand so scharf, wie der Wille der Natur.
Firan, das Halbblut, als sei er aus der Liebe der Bäume und Bäche geboren, mehr ein Fey, als ein Kesir.
Lafaro, jene Schwester mit pechschwarzem Haar, Glaubensschwester Lavains und tödlich mit dem Speer.
Kanith, Krieger des Stolzes und der Ehre und doch so unsicher mit jedem Schritt.
Inriel, beinahe eine Schwester seines selbst, wundervoll singend und berechnend kraftvoll.

Die Bäume waren mit Frost und Reif bedeckt und gaben dennoch verastet genug, um jene zu verbergen, welche sich die Höhen als Freund machten. Kein einziges Wort entglitt den Jägern, sahen sie sich nur aus der Entfernung an, hier und dort ein sachte Nicken, als das Rasseln und Klappern an ihre Ohren drangen. Aus dem Norden gelangten sie in die Wälder. Unbeholfen stapften sie durch das niedere Reich von Schnee, Wurzeln, Erde und Matsch. Der Stoßtrupp zählte nicht mehr, als vielleicht 20, gar 25 Graublüter und ihre Furcht ward zu in der klaren, frischen Winterluft zu schmecken. Schritt für Schritt, Grunzen für Grunzen näherten sie sich dem kleinen Oval der Lichtung, kamen näher, um zu finden, was sie ersuchten. Fleisch. Nahrung.
Es ward nur ein kurzer Schrei, der des Falken, welcher den Tod über diese kleine Gruppe brachte. Pfeile schlugen in die Körper ein, bevor sie sich dem lebenden Lebensspender nähern konnten. Arkane Macht umhüllte sie, ließen sie aufeinander losgehen und vernichten, getrieben von ihrem eigenen Hass, bis jenes unheilige Blut selbst den Schnee der Lichtung färbte.
Doch wie grausam will das Schicksal sein. Er selbst achtete nicht genau genug auf die Natur, die Stimmen des Windes und des Wassers, welches unter dem Eis bedeckt ward. Er selbst gab den Befehl zu vernichten. Er selbst hob den Arm, um die Pfeile zu entlassen und zu töten, ohne weit genug in die nahende Zukunft zu schauen.
Es ward zu spät, als er das Gebrüll und das Feuer sah. Eine Welle von unbändiger, brodelnd feuriger Wut brach über die acht Jäger hinein und er hatte sie selbst herauf beschworen. Ward es nicht seine Aufgabe jene zu schützen, welche er auswählte? Jene heil zurück zu führen, welche ihr Leben ihm anvertraut hatte? Es ward genau jenes.

Blätter im Winde. Nicht mehr waren sie, als sie fielen. Von einer Streitmacht getroffen, welche die Tarnung beinahe genauso gut kannte, wie das schöne Volk der Mondwälder. Und doch übersah er, welche Gefahr lauert, warum jene Lämmer so ungestühm und tollpatschig zur Schlachtbank geführt worden waren. Die Barbaren der eisigen Kälte, Menschen und Orks, zusammen ziehend, zusammen schlachtend, hatten sie überrascht und nicht schnell genug gab er den Befehl sich zurück zuziehen. Sein eigener Stolz ließ all jene weiter kämpfen, bis sie fielen. Und Dunkelheit umfing ihn, Feuer, wie Schnee schlossen ihn ein. Nur schemenhaft sah er seine Freund, Brüder wie Schwestern, die sich dem Kampf unentschrocken stellten, verletzt, teils bereits geschlagen, wie er selbst. Hektisch tastete er nach der Klinge, welche er trug, als der weiße Wolf bereits fort ward. Von Schmerz geplagt, der Kälte angefressen, sammelten sie sich, um jene Streitmacht direkt an der Spitze zu nehmen, ein jedes Wort nur noch Keuchen, ein jeder Atemzug kalt und feurig, wie Rasseln in den Lungen. Elor und Cylaf riefen die Mächte der Natur an, sie zu unterstützen, zu schützen, was es zu schützen galt. Doch es nütze nichts mehr. Er selbst unterschätze die Wilden und sah all jene fallen, welche er vor wenigen Zehntagen auswählte ihm zu folgen.
Kanith und Inriel, wie eins, fielen zusammen im Kampf gegen mehr als 200. Cylaf und Elor, getroffen, als sie der Natur alles abverlangten, geschlagen als sie die melodischen Gesänge beendeten. Firan, Fürst der Klinge und des Bogens, erschlagen, als er den Feind mit dem sonst so stummen Kesir an der Spitze nahm. Und der Rest ward Schweigen und Finsternis...'[/i]

Stumm und doch singend zugleich, stimmte er in die leisen Lieder und Melodien des Volkes Elborias ein. Er wusste selbst, dass er nicht jene in der Schlacht Valvecs Gefallene gerade jetzt bedauerte, sondern eben diese, welche ihm Jahr ein und Jahr aus so gute Freunde waren. Summend schloss er die Augen, als er das Haupt zum Sonnenaufgang hob und somit verstummte. Das Banner der Sonne, silbrig kalt, hatte den Himmel für sich eingenommen. Der Seldarine Willen würde weiterhin geschehen.
Silbrig, kaum erkennbar nur, lächelte er verbissen, als nur eine einzige Träne ihren Weg über seine Wange nahm.

All jene Ablenkung. All jene Aufgaben in diesen Gestanden. Nur Ausflüchte und Narretei.

[i]'Magolan hain ´u-charna. Morchaint, lasto bethan veleg! Drego i galad!' ((common: 'Mein Schwert verletzt sie nicht! Schatten, hört mein kraftvoll Wort! Flieht dem Licht!)')[/i], waren jene flüsternden Worte, welche der Wind mit sich trug, als waren sie nie gesprochen. Mit knappem Lächeln sah er zurück auf das nächtliche Lager, welches leer ward. Der Stern, welcher ihn stetig begleitetet, seitdem er jene Gestade erreichte ward noch immer unterwegs. Fern ab in den Landen der erkatam..."
05.10.2008 04:01:33
Whispernde Tränen (#16925)
Laefilar
[...]"Er stand schweigend, die Augen geschlossen, vor dem Altar Solonor Thelandiras und seine Augen wanderten über das riesige Mosaik der Jagd und des Erschaffens. Tahlzair ward gerade erst gegangen und lediglich amar'suoril Baerenketh des Hauses Baelfam´lyth ward noch mit leisen Schritten im Tempel der Seldarine zu hören. Wie lang der amar'suoril bereits dort wandelte konnte ein niemand sagen. Langsam schloss er die Augen, vom Mosaik befangen und erinnerte sich an einstige Tage:

[i]'Es ward mitten in der Schlacht, als den schweigsamen Kesir die Stille und Schwärze umfing. Und doch sah er, wie sich die Himmel aufwarfen, welche vorher nur tristes Grau trugen. Die Sonne war erkennbar, das goldene Rad, welches stetig soviel Leben schenkte und wie genau jenes Feuerrad das kleine Schlachtfeld in das gleißenste Licht verwandelte. Ward dies das Ende? Nein.
Donnernd und grollend erkannte er die Flammen, wie sie zu Boden schossen, den Schnee unter sich in winzigsten Herzschlägen schmolz. Dazu kam das Beben der Erde und das Pfeifen und Jaulen der Stürme, welches jeden Ton, jede noch so winzige Melodie erstickte. All jenes brach auf die Wilden und die Graublüter hinein, als würde es sie verschlingen, in glühenden Kreiseln, mit einer machtvollen Gewalt, jene kaum beschreibbar sein wollte. Kraftlos öffnete er die Augen und sah jenen unwirtlichen Sturm, welcher doch zugleich singend und bittend über die Erde brauste, hier und dort tiefe Schluchten im Walde aufwarf und jene mit Feuer füllte. All die Feinde waren in kürzester Zeit verschlungen, begraben unter Eis, Feuer, Erde und ein jeder Schrei, ein jedes Jauchzen vom Winde davon getragen. Wie langsam sein Atem ward, so langsam, dass kaum nur eine winzige Nebelwolke sich über seinen Lippen erhob. Sogleich ward es vorbei und in der Ferne, hinter all dem Tumult, erklangen hell und klar die elfischen Hörner des Mondwaldes. Einem flüsternden Donnersturm gleich durchzogen sie die Wälder und waren weit über dessen Grenzen hinaus zu hören. Der Rest ward vorerst Schweigen.

Als er seine Augen öffnete sah er in die Gesichter von Lavain und Lafaro, jene Schwestern im Geiste, und sanft ward ihr lächeln. Es war warm, sehr warm und er wollte sich aufrichten. Als er den brennenden Schmerz auf seiner Brust spürte sackte der junge Kesir zurück und atmete tief durch. Leise hallend hörte er die leisen Worte seiner Schwestern und sie deuteten auf seinen Vater, welcher etwas abseits stand. Doch dort ward kein Lächeln, keine Sorge, keine Ruhe in seinem Blick. Stumm blickte er ihn an, nickte sacht und in stiller Trauer wand er sich ab.
Die beiden Schwestern setzten sich zu ihm und kümmerten sich weiterhin um die geschlagenen Wunden, als auch sie sich abwanden, um kurz darauf zurück zukehren. Nach und nach legtem sie ihm kleine Rüstungsteile in die Hände. Leder und Silber. Sogar reinstes Mithral und feinste Seide. Ein jedes Stück erkannte er wortlos und mit trauerndem Blick. 'Sie alle gingen, neh?', waren die einzigen Worte, welche der sonst so schweigsame Kesir leise sprache und die Schwestern nickten sanft, das warme, aufmunternde Lächeln jedoch nicht verlierend.
Keine Beherrschung war dort. 'Lasst mich allein!', keuchte er und jene beiden, welche ihn einst nie derart sahen, schreckten kurz auf, um dann schweigsam nickend sich zurück zu ziehen.

Es vergingen nicht sonderlich viel Herzschläge, bis er sich schmerzvoll erhob und sich zu einem der Fenster des Hauses schleppte. In den Fensterrahmen gelehnt sah er hinab auf den kleinen Platz, welcher von seltenen Blumen gesäumt, sonst nur fröhliche Feiern und atemberaubende Theaterstücke sah. Aufgebahrt waren sie alle, samt ihrer Familien mit einander dort unten. Als er hinab sah umfing ihn wieder jene Kälte, welche er einst bereits spürte, viel zu oft, wenn es nach ihm ginge. Seine Hand donnerte gegen das filigrane Glas des Fensters, brachte es jedoch nicht zum brechen und einige der Versammelten sahen auf zu jenem Ort, wo er zuvor noch stand. Das Mondlicht der Mondwälder tauchte die Enklave bereits in silbrig-grüne Farben, verhüllte die scheinbar ewig bestehende Stadt in mystische Schleier.
Unsicher auf den Beinen trat er hinaus auf den kleinen Platz und beinahe ein jeder Blick traf ihn. Sich aufrappelnd trat er weiterhin voran, auf seinen Vater zu und einen jeden der Familien, welche um ihre eigenen Kinder trauerte. Wie gut er jene Blicke kannte, voller Wut und Zorn und zugleich voller Leid und er ward gerade in diesem Moment all jenes, was sie fühlten. Dort standen auch wieder jene Schwestern und wehleidig schüttelten sie ihre Häupter sanft, dass er umkehren sollte, doch keine Beirrung ließ ihn stoppen, bis er nicht vor seinem und all den anderen Familien stand. Einem jeden kurz in die Augen sehend blickte er hinauf zu den aufgebahrten Brüdern und Schwestern und vorsichtig zog er die kleinen Leder-, Silber-, Seiden- und Mithralstücke heraus, um sie an jene zu betten, welche dort verhüllt unter grau-goldener Seide lagen.
Wieder spürte er das brennende Feuer in seiner Brust und er sackte nur annähernd in die Knie, um sich aufrecht zu halten. Kein einzig Wort verließ seine Lippen, geschweige denn, dass er es hätte gekonnt und somit verließ er jene Trauer und all diese, welche ihm einst ihre Kinder anvertrauten. Im Dunkel und im Nebel verblasste seine Gestalt und nur leise hörte er die Melodien, trauernd, weinend, sanft und bedauernd, welche sich vom Volke damals erhoben. Tief in den Mondwäldern inmitten der Silbermarken.

Ebenfalls hinter ihm entfachten plötzlich die Feuer, magisch und glimmend, um die nie vergessenen Streiter einzuhüllen. Nicht, um ihre Körper zu verzehren, sondern vielmehr, um ein jedes kleinste Teil hinauf in die Baumwipfel zu tragen, weiter hinauf in den Himmel zu führen. Leuchtfeuer, welche die Gefallenen auf ihrem Wege nach Arvandor schützen und leiten mögen..."[/i]
24.10.2008 04:03:19
Entscheidungen (#17773)
Laefilar
[...]"Die Sonne küsste schon lang nicht mehr den Horizont und der Kesir stand in leichtem Gewand auf der Mauer, welche den Fluss zwischen Meer und dem Glanzsee teilte. Der Wind ließ den leichten Stoff der Tunika aufwehen und tanzen, wie es auch jener Umhang tat, welchen er trug.
Hinter ihm hörte er Schritte auf hartem Stein und er wandte sich herum, als er der elfischen Wache ins Gesicht sah, welche ihn musterte. [b]'Ihr seid jener Kesir, welcher das Drachenblut mit der Gemeinschaft aus der Stadt brachte, neh?'[/b], sprach der junge Elf und der meist so schweigsame Kesir nickte lediglich ruhig und bestätigend. Er lächelte nur matt und wandte sich wieder um, als die Wache weiter ihre Runden zog und Kaethavel sah hinaus auf das Meer, den Fluss hinab. Er traf jene Entscheidung aus eigenen Belangen. Aus eigenem Antrieb, denn dort ward keine Entscheidung der Gemeinschaft. Dort war nur das Wort und die Entscheidung des Kesir, als er die Gemeinschaft vor vollendete Tatsachen stellte. Seufzend sah er auf das Meer hinaus, welches schwarz vor ihm lag und die Sterne, gar Selunes Tränen, glitzerten prächtig auf ihm. Einst wird er sich dafür rechtfertigen müssen. Einst, denn obwohl niemand das Wort erhob, werden die Nebel der Zeit erkennen lassen, was ein jeder der Gemeinschaft dachte.

[i]'Die Gemeinschaft schenkt Euch das Leben, Drachenblut. Keinerlei Verhandlung gab es, wie ihr Menschen es kennt. Keinerlei Urteil wird gefällt. Ihr allein empfangt den Richterspruch der Gemeinschaft Elborias, Kind des Nachtdrachen.
Sämtlicher Tant, welchen ihr bei Euch tragt, wird abgelegt. Eure Rüstung, Eure Klingen, Ringe und Ketten. Gar ein jedes Stück Eures Gutes bleibt zurück in Elboria, denn dies wird Eure Schahm sein, Drachenkind. Ein niemand entzündet die Wälder in der Nähe Elborias, ohne ungestraft zurück zubleiben. Ein jeder Edelstein wird geschliffen. Eine jede Rune gebrochen. Metall wird eingeschmolzen und das Leder neu gegerbt. Aufgewoben ein jeder Stoff, welchen ihr bei Euch tragt.
Dies ist das Recht Elborias. Lernt ein letztes Mal daraus oder fallt dar nieder, sollte einst das Blut fließen müssen.'[/i]

Das Schiff ward angekommen, welches er erwartete. Das Drachenblut zog sich zurück, als erklärt wurde, dass es frei ward. Langsam stieg er die Treppe hinab, um den Fährmann zu begrüßen. Allzu selten ward es, dass jene sich nach Elboria selbst begaben, durch das kleine Tor, welches über den blauen Arm gespannt ward.
Als er das kleine Boot, so blütenweiß, wie gefallener Schnee, betrat, hörte er die Lieder des Volkes. Sanft legten sie sich über die Stadt und ebenso sanft wiegten sie einen jeden in der Reverie. Als die Lieder verklangen ward der schweigsame Kesir bereits weit auf dem Meer, wohl inmitten der Bucht, der weißen Winde. Ein kleines, kunstvoll gefertigtes Schiffchen, setzte er mit dem Jutesack zusammen auf das Wasser und alsbald trieb es, der Strömung nach, hinauf aufs offene Meer. Zusammen mit einigen Beutel Xunderpulver spielte es mit den Wellen, ohne umzukippen, als ein brennender Pfeil all jene Habseeligkeiten in Brand setzte. Hell auflodernd ging zugrunde, was einst dem Drachenblut gehörte und sankt somit auf die tiefen des Meeres. Barren aus reinstem Mitral und Gold. Edelsteine und zurück gebliebener Lehm der Runen. Selbst die weiche Seide und die gegerbten Felle brannten zu Asche, während die Phiolen klirrend zersprangen.

Dies ist das Wort der Gemeinschaft. So wird es sich zutragen, ein jedes Mal.

Zurück an Land sah er auf das Haus der Seldarine, wie es mit offenen Armen empfangend, einen jeden anlächelte, der dem schönen Volk enstsprang und jenen Schutz ersuchte. Nur wenige Lidschläge mochten vergangen sein, als er dort Tahlzair die Klinge 'Sil' übergab. Geweiht den Seldarine und dem Schutze der Gemeinschaft. Schmal schmunzelte er, als er sich der Worte erinnerte, welche der so junge Krieger nur schwerlich fand, als er durch seine Taten der Gemeinschaft so nah gebracht wurde. Worte fielen aus des schweigsamen Kesir Munde, wie aus dem seines Lichtes, als wären sie aus einem Geist gesponnen und adelnd gar mochte Agnarato es empfunden haben, als er jene nur halb mitbekam.
So wuchs die Gemeinschaft durch die Kinder des Hauses Eloras, Sohn und Tochter des Mondlichts und dennoch so entschlossen, wie die Kinder der immergrünen Wälder. Alsbald mag es geschehen, dass der Stern des tiefen Ostens erblüht und gedeiht. Die Generationen des einst so erwürdigen Volkes sind nun, nach sovielen Jahrhunderten, zurück..."
24.11.2008 14:35:59
Ritterschlag (#19484)
Laefilar
[...]"Bedächtig wanderten seine Fingerspitzen über die alte Klinge, welche vor ihm auf seinem Schoß lag. Das Licht der aufgehenden Sonne funkelte rötlich orange auf dem fremd wirkenden Metall, welches er nicht kannte. Es ward kein Silber, scheinbar auch kein Mithral, wie er vorerst dachte. Die Klinge war unglaublich leicht, nicht schwerer als ein Parierdolch und doch ein vollständiges Langschwert. Der Griff, in weißes Leder eingelassen, lag perfekt ausballanciert in seiner Hand und das Heft der Waffe, wie die Klinge selbst, war mit wunderschönen und ebenso alten Espruarrunen versehen. Eine jede Rune für eine der Tugenden der elfischen Ritter, wie man sie nannte.

[i]Tapferkeit,
Aufopferung,
Selbstlosigkeit,
Glaube,
Mut,
Stolz,
Achtung.[/i]

Die Seldarelle nahm ihm diesen Schwur ab, welchen er bereitwillig leistete und doch kam es für ihn mehr, als nur überraschend. All jene der Gemeinschaft, welche sich neu in Elborias Gefilden erhob, ward anwesend und als er sich umdrehte sah er in jene Augen, welche gleichsam mit Freude und auch Stolz gezeichnet waren, wie die seinen.
Langsam und beinahe vorsichtig ließ er die Klinge zurück in die reich bestickte Lederscheide gleiten, welche er von Silivren bekam. Ihre Kunstfertigkeit war beachtlich und sie nahm mit jedem ihrer Stücke zu, wie er an den Armschienen erkennen konnte, welche sie dem Kesir schenkte, verziehrt mit dem neuen Zeichen der Gemeinschaft, der verästelten Eiche mit dem verschlungenen Symbol von Sonne und Mond.

Seine Augen glitten gen Horizont, über das große Wasser hin zum Sonnenaufgang. Die ersten Strahlen des beginnenden Tages schoben die Nebelbänke langsam beiseite und beinahe ward ihm so, als sähe er die weißen Segel der riesigen Elfenschiffe. Er schloss seine Augen und lächelte kaum merklich, als er sich an die Worte der Seldarelle Marwaen erinnerte, welche ihm erzählte, dass die Zeit gekommen sei dort neu zu beginnen, wo er nun stand und seine Ehre zurück zugewinnen, welche er einst verlor, bevor er seinen Weg in die fernen Lande fand.
Ein Neuanfang? Er dachte unweigerlich an sein Licht Silivren, welches er hier auf jener Insel fand und womit er nicht einmal rechnete. Jener Neubeginn ward bereits getan und die Vorstellung einen einzigen Schritt auf seinem Wege, ohne jene zierliche Quesselle, allein zu gehen ließ sein Herz kurzzeitig schwer werden. Die smaragdenen Augen öffnend erhob er sich langsam und kehrte in ihr gemeinsames Heim zurück, welches gleich hinter ihm lag, um wieder bei ihr zu sein..."
25.11.2008 04:06:36
Urteile (#19537)
Laefilar
[...]"Schweißgebadet erwachte er aus der Reverie und sah sich um. Im Hause war es warm und still. Seine Augen verweilten dann in dem kleinen Raum der Statuen und die magischen Feuer flackerten aufgeregt hier und dort. Tief durchatmend schloss er die Augen und zog die einfache Decke um seinen Oberkörper und auch die Feuer um ihn herum folgten seiner inneren Ruhe. Leise flüsterte er zu sich selbst: [i]'Schuldig in einem jeden Punkte.'[/i]. Seine Gedanken glitten ab, näherten sich wieder der Vergangenheit, welche ihn nicht einholte, sondern immer während begleitete. Sein Blick hebend sah er auf den kleinen Altar aus reinstem, weißen Marmor, wo die Axt Runars gekreuzt mit der Klinge des unbekannten Ritters lag. Mehr als nur ein Symbol dieser Zeit:

[i]'Der Winter war vergangen und die eisigen Klauen ließen die Mondwälder wieder aufatmen und langsam konnte ein jeder sehen, dass die grünen Knospen des Frühlings sich ausbreiteten und die weiße Reinheit des Schnees nach und nach vertrieben wurden. Seine Wunden waren geheilt, keine einzige Narbe blieb dabei zurück, bis auf jene, welche sich tief in sein Herz schlug.
Die Barbaren und auch die Graublüter waren zurück gedrängt worden, wie in jedem Jahre und langsam kehrte die Ruhe zurück, wie auch das eingeschlafene Leben des silbrig-goldenen Waldes. Die ersten Krokusse sprossen farbenfroh auf den Lichtungen und ebenso entblätterten sich die ersten Laubsorten unter den wärmenden Lebenswinden. Dennoch stand er allein auf dem Balkon seines Hauses und seit jenem Tage ward es, wie leergefegt. Lafaro und Lavain waren einst noch oft gesehen, doch mit der zunehmenden Zeit ließen auch sie davon ab, die Pforten des Hauses zu durchtreten. Stille herrschte, das Lachen ward entschwunden und nur leise war die Musik jener, welcher teils übten, teils frei heraus komponierten. Der Glanz seiner Augen ward verloschen, während er hinab sah auf die Geschäftigkeit der Enklave. Allein Tuollan saß neben ihm und schmiegte hin und wieder seinen Kopf gegen den Oberschenkel des stummer gewordenen Kesir.

'Es wird Zeit, mein Sohn', hörte er die Stimme seines Vaters hinter sich und lediglich still nickte er. Die Wege der Beiden führten sie zu einer mächtigen Buche, wie sie in jenem Wald überall standen, gesäumt von Eichen und Ahorn. Dort waren die Lichter des Waldes zu sehen und sie umspielten den gesamten Stamm und dessen Äste. Magischer Natur, wie sie die Kurzlebigen als Irrlichter bezeichneten, zogen sich überall umher. Bläulich schimmernd. Grün strahlend. Silbrig und golden zugleich. Prachtvoll und doch voller Agonie. Seine Schritte wurden schwerer, als er die gewundene Treppe hinauf ging, um dann auf der großen Plattform vor jenen zu stehen, welche ihre Klage an ihn brachten. Alle Häuser waren vertreten, doch Lavain und Lafaro fehlten. Wie auch seine Mutter Elriel nicht anwesend ward. Sein Haupt neigend trat er in jene Runde und verweilte dort, hörend, was der Coronal jener Enklave sprach:

[b]'Der Lebensschimmer kehrt zurück, junger Kesir Kaethavel, maethad in hithlain. Doch jene, welche Euch einst anvertraut mögen dies nicht mehr erkennen, denn sie allein wandeln nun in den Gefilden Arvandors. Gingen sie, weil ihr nicht auf sie acht gabt? Wie gedenkt ihr, soll ein Urteil gesprochen werden, welches soviele Häuser erwarten?'[/b]

[b]'Schuldig in einem jeden Punkte.'[/b], erwiederte er lediglich, als ein Raunen durch jene Reihen ging, welche ihre Augen sowohl von Trauer, als auch von stummer Wut auf ihn richteten. Sein Haupt hebend reckte er sein Kinn stolz und doch ebenso von Trauer erfüllt, als er wiederum sprache, dem Coronal in die Augen blickend: [b]'Es wird nicht verschwiegen, was einst geschah und ich handelte nicht zum Wohle derer, welche mir anvertraut. Und dennoch bereue ich nicht, was ich getan, denn ein jeder hier soll wissen, dass es zum Wohle vieler geschah. Ich verlor nicht allein Freunde und Gefährten, sondern wahrlich Freunde meines Lebens, welche sich auf mich verließen. Mit denen ich lachte, scherzte, sang und ebenso mich maß. Ein jeder ein Bruder. Eine jede eine Schwester. Durch meine Taten aus ihrem Leben gerissen, weil sie mir und meinem Urteil vertrauten. So wird dies nie vergessen sein, nie wird es ruhen. Alsdann werde ich mich keinem Urteil, von Trauer und Wut unterwerfen, sondern selbst gleich entscheiden und kehre der Enklave des Mondwaldes den Rücken, wie soviele es erwarten mögen. Ich stehe für das Haus der Ruel'avin, welchem ich immer während angehörig sein will und kehre erst zurück, wenn jene Schuld von mir abgewaschen.'[/b]. Der Coronal nickte sacht und mit beinahe gütigem Lächeln, als er seine Hand erhob, um Ruhe einkehren zu lassen. Stumm trat der junge Kesir daraufhin zu ihm und beugte sein Knie, die Hand des Coronals auf seinem Kopf ruhend, als er beinahe väterlich sprach: [b]'Somit mag es geschehen, denn dies ward das Verlangen vieler der Enklave. Keinerlei Verbannung liegt auf Euch, nur Euer eigenst Willen und Euer Stolz. Geht und kehrt erst zurück, wenn ihr die Erlaubnis eines jeden Hauses erwirkt habt. So will es die Gemeinschaft des Mondwaldes und ich allein bin ihre Stimme!'[/b].

Zurück im Hause seiner Familie packte er nur die nötigsten Sachen ein. Etwas Proviant, wie auch seine Rüstung und seine Waffen. Der Weg würde lang werden, vielleicht länger, als es ihm sein eigenst Lebensschimmer bestimmen mochte...'[/i]

Der Blick des Kesirs mochte kaum etwas verraten, als er auf die beiden Waffen blickte. Er merkte nicht einmal mehr, wie Silivren den Raum betrat und ihre warmen Hände auf seine Schultern legte. Leise flüsterte er zu ihr, als ihre Anwesenheit ihn aus seinen Erinnerungen riss: [i]'Ich danke den Seldarine, dass sie dich zu mir sandten und unseren Bund besiegelten. Das Band mag alle Zeiten überstehen und letzten Endes mag er einen jeden erfüllen, welcher unsere Wege teilt, mit uns geht und sei es nur ein winziges Stück. Bis es sich verbreitet, das Festland erreicht und unseren Familien einen Freudenjauchzer entlockt...'[/i].

Daraufhin legte er seine Hände auf die ihren, um mit ihr nieder zusinken, in die weichen Felle und Teppiche, welchen den Raum ausschmückten..."
06.01.2009 12:39:15
Ein Brief ans Hause Ruel'avin (#21211)
Laefilar
[...]"Es blieb ihm nichts anderes über, als auszuharren und zu warten. Die junge Elfe, welche ihm zusicherte jenen besonderen Ring zu fertigen, ward bereits vollendst damit beschäftigt das feine Metall mit dem bläulichen Schimmer zu schmelzen. Da der stumme Kesir keinerlei Ahnung hatte, wie man derlei kunstvolle Stücke fertigt, hielt er sich wortlos zurück und beobachtete das Tun der jungen Quesselle, während er immer wieder kleine Zeichnungen anfertigte. Ein Tag und eine Nacht dauerte es, bis das Metall, welches sich Arandur nannte, verarbeitet und soweit geschmolzen, gezogen und gedreht war, dass ein fein geschwungener Ring sich daraus ergab. Doch dies wollte nur der Grundkörper sein, dieses kleine Metallband. Sowohl ein weiterer Ring aus feinstem, fast weißem Eschenholz und aus dünnsten Seidenfäden, sowie ein Smaragd, wie ein Bernstein, facettenreich und perfekt geschliffen, gesellten sich zu dem dünnen Metallband aus Arandur hinzu. Die junge Goldschmiedin, so kunstfertig sie ihre Arbeit auch voran trieb, erzählte hingegen ununterbrochen. Mit einem knappen Schmunzeln lauschte er ihren Geschichten über das alte Land Amdirs und über die hohen Adelshäuser Elborias. Viel hätte sie gehört, gelesen und selbst gesehen. So auch von den alten Schrecken, die diese Insel einst heimsuchten, wie ebenso von der Herrlichkeit der Wunder, welche hier und dort, suchte man nur nach ihnen, beinahe täglich geschahen.
Alsbald ward nun auch der kleine Ring fertig gestellt und mit einem glücklichen Lächeln übergab die junge Schmiedin ihn dem ruhigen Kesir, welcher ihn begutachtete. Hielt man den Ring in der Hand, so waren all seine Materialien beinahe so weich und samten, dass er eine ganz eigene Wärme austrahlte. Hielt man die verwundenen Materialien des Bandes in das Sonnenlicht, so erschien es einem, als könnte man fast durch ihn hindurch sehen und die Facetten der beiden Edelstein, so klein sie auch waren, leuchteten in vielen Farben. Auf ihnen waren minimale Gravuren angebracht, welche sich im Licht erst genau zeigten. Der Bernstein besetzt mit einem Wolf, einem Falken, einer chultischen Großkatze und einem Bären, während auf dem Smaragd verschiedenste Blätter auf einer jeden Facette glänzten.
Mit einem bewundernden Lächeln bedankte er sich bei der jungen, elfischen Goldschmiedin und entlohnte sie ebenso mit dem, was sie sich für ihre Arbeit erwünscht hatte, einem Buch mit Abschriften aus der hohen Bibliothek Elborias. Allesamt Sagen, Lieder und fantastische Geschichten über die Anfänge der Zeit und den Kampf der Götter. Wahrlich nichts Besonderes und doch mit einer ganz eigensten Magie erfasst und mit wundervollen Illustrationen geschmückt.

Mehrere Mondumläufe waren alsbald vergangen. Schweigend und über ein Stück weißes Pergament gelehnt, saß er an seinem Schreibtisch und leise flüsternd wanderte der Federkiel über das Papier, hinterließ fein geschwungene Letter in einer zackig wirkenden Handschrift. Lächelnd erinnerte er sich, was gerade erst vor wenigen Stunden geschah, reserviert vielleicht nach aussen wirkend und doch voller Freude und Frieden im innersten seiner Seele.

[i]"Aaye atar ent atara'amin,

viele Winter wollen vergangen sein, seitdem ihr von mir hörtet und doch werdet ihr gewusst haben, dass es mir und meiner Seele gut ergangen sein will. Weit führten mich meine Wege, seitdem ich einst die Enklave verließ, um zu finden, was ich tief im Herzen suchte. Jener Frieden will sich jedoch erst zu teilen eingetreten sein und somit will ich Euch, geliebte Eltern, berichten, dass ich auf einem fernen Eiland mit dem Namen Amdir, einen Anfang fand. Weit im Osten, nahe des Landes Lurien, der Hin, verweile ich seit nun mehr, als einem Jahresumlauf und fand einst auch unser Volk an jenem Orte. Eine gesamte Stadt des schönen Volkes, weitaus älter, als unsere Enklave im Mondwald, zeigte sich mir hier einst auf. So fremd und vertraut zugleich, wie all jene Städte des schönen Volkes. Gar Adelshäuser der immergrünen Insel haben sich hier angesiedelt und alsbald gehörte auch ich zu dieser Gemeinschaft von einst hier geborenen und den Wanderern unseres Volkes.
Doch seid gewiss, dass jenes Land hier, jene Insel, unter vielen Wirrungen der Zeit zu leiden hat. Der immer wiederkehrende Krieg im Mondwald will voraus sehbar sein, wenn der erste Schnee kommt, doch an jenem Orte hier will er ein stätiges Pulverfass sein. Ein jedes Volk scheint hier vertreten und stellt somit seinen Anspruch auf seinen Lebensraum. Wanderer, Glücksritter, Abenteurer, Geächtete, gar ein jeder will hier einen Platz für sich und sein Wohl suchen und so mögt ihr Euch vorstellen können, dass dies nicht stetig friedvoll zugehen mag. Gerade, was die Kurzlebigen Völker betrifft. Im Kontrast zu jenen jedoch, sollte ich hier auch das alte Volk der erkatam kennenlernen und all den alten Geschichten zum Trotze, waren sie bei weitem aufgeschlossener unserem Volke gegenüber und alsbald wollte sich ein starkes Bündnis beider Lebensweisen ergeben, wie einst in den ältesten Tagen.

All jene Worte schreibe ich Euch, damit ihr einen Eindruck gewinnen wollt, wohin es Euren Sohn verschlug. Und dennoch wisst ihr selbst, dass dies nicht alles ist, atar ent atara'amin. Auf diesem Eiland fand ich eine jene, Silivren Mithren'huin, welche das Licht in meiner Seele zum Erstrahlen brachte und es stetig weiterhin anfacht. Ihr Weg brachte sie aus dem Hochwald an diese Gestade und nach einigen Monden segneten uns die Seldarine mit dem Band, welches sie uns schenkten und uns somit miteinander verflochten. So zogen, einander stetig an der Seite spührend, die Winter und Sommer an uns vorüber und ihr sollt wissen, dass ich sie in kommender Zukunft zu meiner Frau nehmen werde. Auch mein Licht der Wälder, Silivren, stimmte bereits zu und uns beide mag jene Entscheidung mit höchstem Glück und tiefstem Frieden erfüllen. Da wir uns ebenso bereits ein Heim auf dieser Insel erschufen und mehr und mehr mit der Stätte des Volkes, Elboria, verbunden sind, sehen wir goldenen Tagen entgegen.

So möchte ich Euch um eines bitten, amar ontaro'amin: Berichtet dem Rat des Mondwaldes, dass mein Weg noch lang nicht beendet sein will und auch meine Rückkehr noch ausstehen mag. Was einst durch mich geschah will und wird nie vergessen sein und so komme ich noch immer dem Beschluss nach, erst zurück zukehren, wenn ein jedes Haus verziehen haben will.

Somit ende ich hier und erwünsche Euch, wie meiner Heimat, den ewigen Segen der Seldarine.

Hochachtungsvoll und in Liebe,
Kaethavel Ruel'avin, Ary'Velahr'en Baelfamlyth"[/i]

Bedächtig und mit einem knappen Lächeln legte er den Federkiel beiseite und streute vorsichtig den Löschsand über die fein geschwungenen Worte. Noch einmal die Worte lesend versiegelte er dann das Schreiben und übergab es alsbald einem Boten, welcher in der Bucht der weißen Winde seine Reise beginnen wollte.

Auf dem versiegelten Umschlag ist das Hauszeichen Ruel'avin zu erkennen: Ein Kreis gesäumt mit Buchenblättern und in der Mitte ein senkrechter Pfeil.
Direkt daneben ein weiteres Siegel, welches eine Eiche, eine Sonne und einen Mond ineinander verschlungen zeigt. Das Zeichen der neuen Gemeinschaft Elborias, welches sich dem Wappen der Elfenstadt so nah stellt.
17.01.2009 17:48:59
Drei Tage, drei Nächte (#21578)
Laefilar
[...]"Die zunehmende Mondsichel stand hoch über der Calaneth und es ward beinahe totenstill für jeden Beobachter, welcher nicht genau hinhören mochte. Hier und dort das leise Zirpen der Grillen, weit in der Ferne immer wieder das Krächzen von den nachtaktiven Raubvögeln. Es ward völlig Windstill und nur das laue Glimmen einiger kleiner Glühwürmchen war noch erkennbar, welche auch zunehmenst an Kraft verloren. Sah man hinauf in das dunkelblaue, fast schwarze und endlose Firmament, so konnte man gar Selunes Tränen erkennen, wie sie auf einen hinab schienen, lachend und weinend zugleich.
Für all jene ruhende Schönheit hatte der meist so schweigsame Kesir doch keine Augen. Inmitten des alten Haines, welcher von kaum jemandem genutzt wurde, kniete er nun bereits drei Tage und mit jener Nacht ebenso auch die dritte. Niemand wusste, wohin er nach der Verhandlung und der Anhörung bei der Seldarelle gingen und selbst für jene Worte, Umstände, Taten mochte er keinen Kopf haben. Auf dem Boden vor ihm lag ein wundervoll besticktes silbriges Samttuch. Auf dem gesamten Stoff fanden sich filigrane Stickereien, die Symbole der Seldarine, in einem exakten Kreis angeordnet und mit Ranken, Buchen- und Eichenblättern umschlungen, wie ebenso zusammen gehalten. Silivren stickte es einst und seitdem sie und er in ihrem neuen Haus lebten, fand das Tuch seinen Platz auf dem kleinen Altar der Seldarine. Dorthin würde es alsbald auch wieder zurück kehren.
Auf dem Samtstoff konnte man aus der Ferne noch etwas erkennen. Eine Klinge wohl, blank gezogen und ohne Scheide. Ruhend lag sie dort und mit einer Ranke Efeu umwickelt. Sorgfalt lag darin, wie es schien und der Efeu ward ebenso weiterhin mit dem Boden des Haines, wie der Klinge selbst verbunden. Immerwieder konnte man ein leises Klirren hören, nicht lauter als Nadeln, welche in eine Messingschale zu fallen scheinen. Ihr Klang jedoch war klarer, chaotisch und harmonisch zugleich. Die Splitter eines Sternenjuwels. Es ward die einzige Regung, welche von dem Kesir ausging, als er die Splitter immer wieder aufsammelte und über die Klinge rieseln ließ, wobei er stumm seine Gebete an den ersten Coronal und seinen grünen Jäger richtete. Voller Ruhe und Gelassenheit, doch ebenso mit stolz erhobenem Haupte wiederholte sich jene Szene. Stunde um Stunde, Tag für Tag und Nacht für Nacht. Warum jener stumme Elf dies tat wollte wohl nur er wissen, doch ward es wichtig für ihn, denn jene Klinge, welche dort lag, gehörte einst dem vergessenen Ritter Elborias, in dessen Fußstapfen nun er treten sollte. Somit weihte er auch die Klinge erneut, welche ihm durch die Seldarelle übergeben wurde. Sie mochte ihn alsbald ebenso stetig begleiten, wie sein Boden und das glitzernde Mithralschwert seiner kleinen Schwester, welches sie ihm zum Geschenk machte.
Die Nacht hatte mittlerweile ihren Höhepunkt erreicht. Bald würde er zurück nach Elboria kehren, jedoch nicht ohne dem Hain seine Ehre erwiesen zu haben, ebensowenig ohne sein Wort alsdann noch einmal dankend an Eldath zu richten, dass sie es ermöglichte, wenn auch nicht für lang, die wildesten Tiere ihres Reiches einstweilen zurück zuhalten..."
01.04.2009 05:42:47
Die westliche Achse (#24504)
Laefilar
[...]"Vier Boten waren bereits angekommen. Inmitten des Hochwaldes fanden sie ihn und überbrachten ihre Nachrichten. Die Wärme des Frühlings, das aufkeimende Leben, ließ die Gefilde ruhiger werden. In gar jedem Brief mochten sich die gleichen Worte finden. Überall hatte das schöne Volk, wo es vertreten ward, die Oberhand und gleichzeitig doch die Balance gehalten. Der Hochwald. Die Silbermarken. Silbrigmond. Immereska. Gar die kleinen Enklaven an den Grenzen zur calimsharischen Steppe und jene an den dampfenden Seen. Alle hatten sie kurzerhand Boten geschickt und lediglich Immerdar war für ihn unerreichbar.
Lächelnd sah er hinauf zu den Baumwipfeln und erinnerte sich kurz an den Zwischenhalt in Silbrigmond. Er mochte dieses Moloch nicht. Zuviele Völker waren dort und selbst in den Tavernen konnte man teils die halben Grauhäute sehen, welche er am liebsten von ihrem Leid erlöst hätte. Dort war es laut und stickig. Zuviele geschäftige Menschen und Halbe. Zuviele Händler und zuviel geformter Stein. Eine Stadt voller Leben zwar, doch im innersten tot in all ihrem Glanz und der eigenen Beweihräucherung über einst große Siege. Einer von vielen tausend mochte er gewesen sein, nur ein Soorer in abgerissener Lederrüstung und vergilbtem Umhang. Fehl am Platze von lebenswerter Dekadenz und schäumendem Reichtum.
Doch auch den Hochwald mochte er nicht sonderlich. Wahrlich schön waren die Gefilde, mit Sicherheit, doch ebenso geformt. Lange Handelsnarben, Wege, führten durch ihn hindurch und ohne unterlass gruben sie sich in das Land, teils gar mit Stein gefestigt. Wegelagerer und Halunken fand man und es ward ihm unbegreiflich, warum sie nicht beseitigt wurden. Mochte dies der Weg sein? Jene zu dulden, wo sie nicht sein sollten? Nicht für den schweigsamen Kesir, doch ward er nur ein Gast zwischen den hohen Hainen. So genoss er die Natur, das Flüstern der Bäume und des Landes und die weit entfernten Melodien der elfischen Stadt, welche sich so gern, von einem Mythal verborgen, in endlose Nebel hüllte.

Er seufzte, als er an seinen Besuch zurück dachte und lauschte halbherzig den Erzählungen des jungen Druiden, der bei ihm saß. Niemand wusste, wer er war, geschweige denn, woher er kam und der schweigsame Kesir blickte zu dem ausgebranntem Holz in der Feuerstelle, den Redeschwall des taur'onoir nicht unterbrechend. Seine Gedanken schweiften ab, hin zu Silivren und all jenen, welche Elboria bevölkerten. Mit einem Knacken im Gehölz waren diese Gedanken auch unterbunden und ruhend sah er auf. [i][b]"Lavain. Lafaro. Ihr habt es noch immer nicht gelernt auf die Umgebung zu achten."[/b][/i], sprach er unvermittelt und mit knappem Lächeln. Die beiden Elfen traten aus dem Gestrüpp und musterten nur kurz den taur'onoir, wie auch den meist so stummen Kesir. Ihr Lächeln daraufhin jedoch ward echt und sie gesellten sich zu ihrem Lager, welches im aufgehenden Schein der Sonne, wie ein kleiner Hain wirkte.
Die beiden Elfen waren seit langem erwachsen geworden. Ihre Mimik und Gestik war sowohl herzlich, als auch distanziert. Mehr als 100 Sommer waren vergangen, als sie sich zuletzt sahen. Lavain war längst zu einer Adeptin des Labelas geworden und Lafaro schmückte sich mit den Zeichen der Angharradh. Der schweigsame Kesir mit der Maske hingegen war nur ein Soorer von vielen. Lediglich das Wappen der Gemeinschaft Elborias prangte golden und silbern an seinen Armschienen.
[color=#800080][i]"Wir sind der Schleier der Seldarine, Kaethavel, Sohn der Ruel'avin. Wir kommen, um dir eine Nachricht zu bringen."[/i][/color], sprachen sie aus einem Munde. Er nickte lediglich mit knappem Lächeln, woraufhin er sich doch auch erhob und dem jungen Druiden bedeutete, dass er sie allein lies. Als dieser im Unterholz der Sicht entzogen war und doch immernoch aus Neugier verweilte, lächelte der Quessir matt und wandt den Blick zurück zu Lavain und Lafaro. [i][color=#800080]"Deine Schuld ist lang nicht abgetragen, geschweige denn getilgt. Dies ist es, was Dich betrifft, Kaethavel. Zwei Häuser sind es, welche dich ewig als Kind sehen werden. Unfähig, all deiner Möglichkeiten zum Trotz, zu verzeihen und zu vergeben. Erst, wenn die Hallen Arvandors dich empfangen, wird ihnen Genugtuung gerecht sein. So sollst du wissen, dass die Mondwälder im Frieden des neuen Lebens liegen und ihre Späher dich doch suchen wollen. Selbst, als die Enklave und jene Häuser erfuhren, welche Klinge du derweil trägst und welche Liebe dir zuteil wurde, werden sie nicht vergessen. Dies ist der Schwur, Kaethavel, Sohn der Ruel'avin. Und dies ist der beiden Häuser Chance an sich zu reißen, was sie im Rate begehren."[/color][/i]
Mit einem langsamen Nicken bestätigte der Kesir die Worte, welche ihm zugetragen wurden. Weder Enttäuschung, noch Überraschung ließen sich auf der Elfenbein ähnlichen Maske erkennen, welche sein Gesicht darstellte. Freundschaftlich jedoch schlossen sie sich in die Arme, als die Zeit lang schon vorbei ward, welche ihnen gegeben war.
So schnell, wie sie auftauchen mochten, so schnell waren die beiden Elfen ebenso gegangen, als seien sie nie dort gewesen. Lediglich das buckernde Gefühl in seinem Körper mochte noch zeigen, dass die hohe Magie gewirkt wurde, welche sich über die Äste und Wurzeln legte, als beide Elfen in einem Bogentor aus reinstem Licht entschwanden. Und dies mochte das Zeichen sein, seinen Rückweg anzutreten. Zurück in die Gefilde, welche er kannte. Zurück zu jenen, welchen er verschrieben war. Der Mondwald würde niemals warten, wie er erfuhr. Allein die ausbleibende Antwort seines Hauses mochte es ihm zeigen. Viel hatte sich verändert in so wenigen Jahren. Und sich einem Hause des schönen Silbervolkes angehörig zu fühlen mochte dem nicht zuträglich sein..."
20.08.2009 02:10:39
Das Ende des Mythals (#29115)
Laefilar
[...]"Es musste bereits um die Mittagszeit sein, denn das feurige Rad der Sonne stand kurz vor dem Zenit. Richtete der schweigsame Kesir den Blick hinauf in den Himmel, so konnte er die ölig wirkenden Schlieren des schwächer werdenden Mythals erkennen. In allen Farben spiegelten sie sich da, ähnlich einem wabernden Regenbogen oder einem flüssigen Prisma gleich. Schon war es zu spüren, dass der Schutz, welcher Elboria umwob, immer brüchiger wurde und eines Tages würde er ganz zerplatzen. Ähnlich wie ein Spiegel, welcher auf einen spitzen Stein fällt und in tausend glitzernde Scherben zerbirst, um in einem gleißenden Schleier Elboria einzuhüllen.

In der Akademie und im Hause Farenruil sprach man bereits von seltsamen Erscheinungen, wenn man das arkane Netz zu weben begann. Zauber verpufften ganz einfach, wenn man sich nicht richtig vorbereitet hatte. Andere wiederum nahmen ein Ausmaß an, welches man kaum voraus ahnen konnte, und so wurde ein einfaches magisches Geschoss eines Istar zu einer flammenden Wüste. Die Magie wurde zu einer tückischen Geliebten für jene, welche sie ausübten. Es wurde Zeit den Mythal brechen zu lassen, bevor er Schäden hervorrufen würde, welche unvorhersehbar wären.

Der Blick des stummen Kesirs fand seinen Weg hinab in den Hain. Es waren erst wenige Tage vergangen, als er dort mit seinem Herzen stand, Hand in Hand, und ein schweigsames Lächeln umspielte die schmalen, scharf wirkenden Lippen des Elf. Der gesamte Hain war durch den Segen der Taur'noir und durch die letzten Wünsche Sereynadas geschmückt. Die riesige Kastanie, welche über dem Schrein inmitten des Haines aufragte, ließ goldene und silbrige Blätter fallen. Sanft flüsterten die Winde das Lied der Elfen durch jene Gefilde und als der Kesir seine Hände in die Silivrens fallen ließ wurden sie beide von grünlichem Schimmer umfangen, als würden sie vom Boden erhoben werden. Silivren und er beteuerten ihren ewig während Schwur der gegenseitigen Hingabe vor allen Zeugen, welche dort anwesend waren. Erst der Einzug in Arvandor würde ihrem weltlichem Sein ein Ende bringen und doch über jenes hinaus würden sie beide, welche nun eines waren, bestehen. Zusammen stehen und ihren Wegen folgen. Das Band, was beide zueinander finden ließ, war unzerbrechlich geworden und somit ihr Schicksal besiegelt. Würde sie ihm entrissen werden, wodurch auch immer, so würde er Silivren unausweichlich folgen. Und sei es in einem stillen Moment, in welchem er freiwillig seinen Lebensschimmer auf seinen eigensten Wunsch hin aushauchen würde.
Als ihre Worte vollendet waren und ihr Schwur wahrlich perfekt erschien, umhüllte sie ein rasender Blätterreigen aus Gold und Silber. Verborgen vor aller Augen der Anwesenden küssten sie sich und baten den Seldarine so ihre ewig währende Treue.
Selbst die Seldarelle Marwaen kam zu jenem Schwur und bot dem fröhlichen Paar einen Edelstein dar, welcher in hunderten Facetten geschliffen wurde. Der Stern Elborias würde somit ewig wehren, wie die Elenath und der Bund Silivrens und Kaethavels.

Der Abend war bereits herein gebrochen, als er aus seinen Gedanken erwachte. Vom Meer her strahlten die letzten Ausläufer der Sonne blutrot über Elborias Gärten und Wälder und tauchten sie in unwirtliche Farben. Uralt war die Magie, welche Elborias Gefilde beherrschte und bewachte. Jene Zeiten waren je vergangen, doch nie vergessen. Und sollte alsbald der Mythal verklingen, so würden sich andere, uralte Feinde wieder regen können. Bereits jetzt wurde schon gemunkelt, dass die Völker der Kurzlebigen riesige Skelette in den Wüsten fanden, die nicht auch nur annähernd zu einem Tier passen würden. Wer also konnte schon wissen, was sich aus den Schatten erheben würde.
Langsam erhob er sich, denn all jene Gedanken ließen ihn düster erscheinen. Zurück im Haus wandte er sich dem kleinen Schrein zu, da Silivren nicht dort ward. Seine Finger strichen über die Rüstung der Nebelschar, die Axt Borandurs und das Schwert des unbekannten Elfenritters. All jene Artefakte würden einst ihren Weg finden und zum Einsatz kommen, doch mehr denn je sehnte er sich derweil in die Arme Silivrens, um still zu träumen..."