25.06.2012 16:03:05 | [Davek Nebeltann] Der Traum des Wanderers (#61037) |
Mash | Wie eine Insel in einem Meer von Grau wiegen die Bäume sacht im Wind. Daveks Schritte hallen laut, trotz des lockeren Waldbodens. In der Ferne kündet ein rollendes Grollen einen Sturm an. Davek steht still, er betrachtet das Wechselspiel aus fahlem Licht und den tanzenden Schatten der Bäume. Da! Undeutliche Umrisse, schwärzer als die Schatten zwischen den farblosen Blättern: Eine menschliche Gestalt. Sie bewegt sich nicht, doch Davek weiss, dass sie ihn genau beobachtet. Sein alter Freund... Die Stimme seines Freundes klingt anders, als er in Erinnerung hat: Stimmloser als früher noch, wie der Hauch eines Sterbenden. [i][color=#0000FF]"Es heisst, dass sie alle irgendwann zurückkehren."[/i][/color] Ein gehüsteltes Lachen dringt aus dem Freund hervor. [i][color=#0000FF]"Doch du bist bemerkenswert früh. Heimweh ist keine Schande, weisst du."[/color] [/i] [i][color=#006400]"So weit bin ich noch nicht."[/color][/i], entgegnet Davek kopfschüttelnd. [i][color=#0000FF]"Doch warum bist du dann hier? Ahhh... [/color][/i] Er verstummt kurz zu einer dramatischen Pause. Dann erscheint das wissendes Grinsen auf seinem Gesicht:[i][color=#0000FF] "Ich verstehe schon. Du steckst in einer Sackgasse. Es ist dieses schier unlösbar erscheinende Dilemma, das dich hierher treibt. Du suchtest verweifelt nach einer Lösung, doch es ist keine in Sicht. Habe ich Recht? "[/color][/i] Davek nickt langsam. Mit jedem Wort wird ihm kälter ums Herz. Die altbekannte Panik schreit tief in seinen Eingeweiden. Er kann nicht sagen, was seine Gedanken verraten hat. Doch er fühlt, dass sein Freund richtig liegt. [i][color=#006400] "Bitte ... ich brauche deinen Rat." [/color][/i] [i][color=#0000FF]"Nun nun, das ist freilich nichts, was man hastig erklären kann." [/color][/i]Der Freund grinst. Er kostet Daveks Unbehaglichkeit aus. [i][color=#0000FF]"Und, verzeih meine Neugier. Zuerst will ich wissen, was dir in der Zwischenzeit widerfahren ist."[/color][/i] [color=#006400]"Nichts von Bedeutung." [/color]Davek fühlt nicht wirklich Lust, es weiter auszuführen. Sein Vater kommt ihm in den Sinn: [i][color=#669999]"Wenn du etwas nicht kurz sagen kannst, sag es überhaupt nicht." [/color][/i]Das waren einfachere Zeiten. [i] [color=#0000FF]"Immer noch ein Mann weniger Worte. Dennoch, ich bestehe auf die ganze Geschichte - ohne deine üblichen Auslassungen."[/color][/i] Davek weitet überrascht die Augen - und runzelt dann ärgerlich die Stirn: [i][color=#006400]"Alles? Aber das würde Stunden dauern!"[/color][/i] [i] [color=#0000FF]"Ich habe Zeit."[/color][/i] [i][color=#006400]"Ich sehe nicht, weshalb das wichtig sein sollte."[/color][/i] [i] [color=#0000FF]"Ganz im Gegenteil. Es ist sogar von großer Wichtigkeit für meine Antwort. Du hast nicht erwartet, dass ich dich so einfach vom Haken lasse, oder?"[/color] [/i]Er schmunzelt. Davek seufzt. Es sieht aus, als hätte er in diesem Fall keine Wahl. [i][color=#006400]"Wie du weisst, begann alles mit..."[/color][/i] |
29.08.2012 12:36:05 | Aw: [Davek Nebeltann] Der Traum des Wanderers (#62652) |
Mash | Davek blinzelt, als einige einsame Sonnenstrahlen die dichte Wolkendecke durchbrechen und den grauen Wald in ein unstetiges Muster aus Licht und Schatten verwandeln. Manchmal glaubt er für einen schwindenden Moment den Schatten um seinen Freund durchbrochen zu sehen, wenn kurz die vertrauten Züge erhellt sind. Sie waren diesselben wie er sie vor Jahren gekannt hatte, sicher, doch irgendwie schienen sie auf eine schwer zu beschreibende Weise entstellt. Davek läuft ein Schauer über den Rücken, doch der aufziehende Wind hat nichts damit zu tun. [i][color=#0000FF]"Alles in allem bist du doch heil davongekommen. Nur einer von euch starb, obwohl der Werwolf sicher Platz in seinem Magen für zwei magere Abenteurer gehabt hätte. Rein rechnerisch also nur ein geringer Verlust. Du musst dich deswegen nicht schuldig fühlen. Er wusste, worauf er sich einlässt. Wohl dem, der solch klar denkende Freunde hat."[/color][/i] Der spöttische Unterton tut weh. [i][color=#006400]"Willst du mir Schuld einreden?"[/color][/i] [i][color=#0000FF]"Nichts läge mir ferner. Du erhieltest ein großes Geschenk. Ich wäre nur enttäuscht, wenn du es leichtfertig wegwerfen würdest. Wähle deine Vorbilder weise, das ist alles. "[/color][/i] [i][color=#006400]"Seltsam, das von dir zu hören."[/color][/i] [i][color=#0000FF]"Nicht wahr? Wir kennen unsere Nächsten oft weniger gut, als wir uns das gerne vorstellen. Ich bin viel älter als du, und ich sage ich dir, alte Bekannte stellen sich häufig nach Jahren als ganz anders heraus, als was wir sie in Erinnerung behalten haben. Mit der Zeit wirst du das auch zweifellos erkennen."[/color][/i] Davek nickt langsam. Die Worte beruhigen ihn, obwohl er sie nicht von seinem Freund erwartet hätte. Das Gesicht geht ihm nicht aus dem Kopf. Es wirkte anders, doch vielleicht war es viel mehr die Erinnerung, die ihm einen Streich spielte. Er hatte wohl Recht. [i][color=#0000FF]"Du wolltest also einen neuen Baum pflanzen, wo der Alte starb. Oder, weniger hochgestochen: Du fühltest die Pflicht, einen toten Mann zu ersetzen. Und das, obwohl du fast nichts über ihn wusstest."[/color][/i] [i][color=#006400]"Ein guter Mann starb. Ich glaube an das Gleichgewicht. Ich musste es wiederherstellen, nicht mehr, nicht weniger. Er sagte mir, dass er aus Mirhaven kam. Dorthin führte mich also seine Spur." [/color][/i] [i][color=#0000FF]"Ein Waldläufer in Liebe mit einer Stadt. Wie niedlich. Gib es zu, die Leute dort gefielen dir weit besser als die sture Neutralität, mit der dich deine Eltern und alle anderen beglückten."[/color][/i] Davek kann den stechenden Blick aus dem Schatten fühlen. Seine Antwort klingt wie Verrat in seinen Ohren. [i][color=#006400]"Es gibt in Städten gute und schlechte Menschen. Vielfältig und lebendig. Vielen vertraue ich nun. Murin, Dante, Rivan, Zoe..."[/color][/i] Der Wald wird auf einmal seltsam still. [i][color=#0000FF]"Ich weiss, dass du es gut mit ihr gemeint hast. Sie wird sicher keine Probleme haben, jemand anderen zu finden. Niemand ist unersetzlich, meintest du das nicht?"[/color][/i] [i][color=#006400]"Hmh."[/color][/i] [i][color=#0000FF]"Erzähl mir von den anderen Städtern, die du erwähntest. Erzähl von den Bösen."[/color][/i] [i][color=#006400]"Zweimal begegnete ich ihnen. Raúl Monteros, Dalreg, Rashal, wie sie alle hiessen. Zweimal überlebte ich es. Mein Leben und mein Tod lag in ihrer Hand."[/color][/i] Die Wolken zogen sich wieder zu. Dann ein erklang ein weiteres Donnergrollen. Vielleicht würde er tiefer in den Wald gehen müssen, um trocken zu bleiben. Er begann sich vorwärts zu bewegen. Der Schatten folgte ihm, sein Ton wurde beiläufig, fast schon geschwätzig. [i][color=#0000FF]"Das erste mal stellte dir dieser Raúl doch eine Frage, nicht wahr? Was war es noch gleich..."[/color][/i] [i][color=#006400]"Er fragte: "Was fühlst du, wenn du mich siehst?"[/color][/i] [i][color=#0000FF]"Ja, stimmt. Du hast ihm nicht geantwortet. Was war es denn?"[/color][/i] Davek zögert kurz. Er hatte die Antwort schon im ersten Augenblick im Kopf gehabt, und sie erscheint ihm jetzt deutlicher als je zuvor. [i][color=#006400]"Angst. Nackte, kalte, schreiende Angst."[/color][/i] Auf einmal fühlte Davek einen freundschaftlichen Klaps auf der Schulter. Seltsamerweise war das Gesicht immer noch im Dunkeln. [i][color=#0000FF]"Das ist allerdings eine weise Antwort."[/color][/i] |