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29.05.2012 05:09:21
[Abgeschlossen] Lichter in den wilden Landen (#60181)
Ylenavei
*Am Felsenbaum findet sich eine Nachricht in fein verschlungenen Lettern, welche mit dem Siegel der Elenath versehen ist.*

[quote]
Werte Geschwister des Hauses Elenath,

Etriel Elriel Sternenglanz kündete uns unlängst von unnatürlichen Leuchterscheinungen in den wilden Landen: im Dornenwald wie auch im dunklen Sumpf. Ich durfte die Erscheinung im Sumpf zudem mit eigenen Augen sehen. Das Wissen der Geschwister scheint meine Vermutung zu bestätigen, dass es sich um Risse, undichte Stellen zwischen den Ebenen handeln mag, wie sie in diesen Tagen in so manchem Gerücht auf Amdir Erwähnung finden.

Es ist mir nicht möglich zu bestimmen inwiefern diese Erscheinungen den unseren oder den Landen gefährlich werden mögen, doch warnen kluge Stimmen davor, die Lichter zu ignorieren, zumal manche darunter in der Lage scheinen Dinge und Geschöpfe zu verschlucken.

Es heisst ausserdem, die Erscheinungen träten vornehmlich im Umkreis magischer Portale auf, an welchen sich die Ebenen berühren mögen. So erachte ich es als Aufgabe der Sternenschar die Kristallhöhle vor den Toren unserer hohen Stadt wie auch das Umland unserer Heimat wohl zu beobachten, auf dass uns mögliche Gefahr für die unseren nicht verborgen bleibe.

So möge, wer Lichterscheinungen oder anders ungewöhnliches im Umkreis der Kristallhöhle und Elborias beobachtet, den Geschwistern und mir davon künden, auf dass wir im besten Wissen entscheiden mögen, inwiefern diese Risse unser Eingreifen erfordern.

Obacht! Es wurde beobachtet, dass manche der genannten Risse selbst grössere Geschöpfe anziehen und verschlingen! Haltet einen sicheren Abstand zu möglichen Erscheinungen ein und wacht über eure Gefährten, dass sie ebensolches tun!

Ylenavei Deihlana, Schwester und Gesandte des Hauses Elenath
[/quote]
02.07.2012 06:08:37
Aw: [Haus Elenath] Lichter in den wilden Landen (#61211)
Ylenavei
[b]Im Dornenwald[/b]

Klein und schmal, geradezu verloren wirkte die Gestalt im grünledernen Waffenrock, welche in einigen Dutzend Schritt Entfernung von dem widernatürlichen Glühen zwischen den Dornen hervorlugte. Das pulsierende Leuchten durchdrang eine befremdliche Dunkelheit zwischen all zu dichten Stämmen und lief in schimmernden Wellen über goldenes Haar, spiegelte sich in aufmerksamen Bernsteinaugen.

Schon seit geraumer Zeit, seit Elriel Sternenglanz erstmals von diesem Riss und jenem im dunklen Sumpf berichtet hatte, hatten die Elfen diese Erscheinungen beobachtet, darüber nachgedacht und beraten. Cosima Aarveon war in jener Zeit in Elboria gewesen, hatte zahlreiche Andeutungen gemacht und versprochen ihr gänzliches Wissen darüber zu teilen. Sie war nicht wieder zurückgekehrt. Doch ebenso war die Kunde nach Elboria gedrungen, dass unter den Menschen gleichsam Machtkämpfe um die Zuständigkeit für Risse ausgetragen wurden.

Während mögliche Bedrohungen, die von den leuchtenden Erscheinungen ausgingen, sich gegen jene richteten, die mit so viel Aufmerksamkeit darum fochten diesen Geschehnissen zu begegnen, lag Elboria lange Zeit friedlich und unbehelligt da. Was immer geschehen war, es schienen genügend Hände damit beschäftigt die Risse zwischen den Ebenen zu dämpfen oder gar zu schliessen, sodass die Geschwister beschlossen hatten ihre Aufmerksamkeit für den Wandel der Dinge zu bekunden und desweiteren abzuwarten, ob die Menschen diese Aufgabe ohne Hilfe bewältigen würden.

Dies hier, was sich nun den Augen der jungen Sy'Tel'Quess im Dornenwald darbot, mochte die Lage entscheidend ändern. Auf ihrem Streifzug durch die wilden Lande hatte sie eine unruhige Reverie verbracht, als ihre feinen Sinne zu spüren glaubten, eine Erschütterung durch die Welt selbst ging, tiefer als ein Erdbeben oder dergleichen. Ylenavei hatte ihr Lager bald abgebrochen, im Bestreben, nach Hause zurückzukehren. Auf ihrem Weg hatte sie die Bewegung gewahrt, die das Leben selbst ergriffen zu haben schien. In Gestalt von winzigen Tieren, Insekten und anderen, für einen unbedarften Beobachter kaum auffällig, war es von unruhiger Wanderschaft ringsum den nahen Dornenwald erfüllt.

Was immer das Leben derart in Unruhe versetzen mochte, hatte die junge Waldläuferin dazu bewegt die Ursache dieser Unrast zu ergründen. All ihre Vorbehalte gegenüber jenem Ort beiseite schiebend hatte sie die Pirsch in den Wald hinein aufgenommen und sich, kaum im Schatten der Bäume, in dichtestem, dornigen Unterholz wiedergefunden. Den Mantel sorgsam zu einem Bündel zusammengerollt und den Bogen eng an den Rücken geschnallt war es ihr letztlich gelungen, sich zwischen und den riesigen, dicht stehenden Stämmen hindurchzuschieben, bis sie nun endlich freie Sicht auf das Leuchten hatte, das sich seinen Weg durch Enge und Dunkelheit bahnte.

Mindestens dreimal so hoch und breit wie sie selbst gross war schätzte Ylenavei die gleissend leuchtende Erscheinung, die dort zwischen den mächtigen Bäumen pulsierte. Dieses Licht hatte nichts gemein mit dem schwachen, geradezu greifbaren Glühen, welches Elriel ihr einst im Sumpf gezeigt hatte.

Wie gefesselt glänzten die Augen der jungen Waldelfe im pulsierenden Schein. Obgleich sie um die Gefahren wusste, die vom den Rissen herrühren mochten, erschien ihr das erhabene Spiel von Licht und Farben in diesem Augenblick nicht bedrohlich. Es ging etwas grossartiges, geradezu fürstliches davon aus, von einer sanften, gütigen Art, die alles Unwillkommen, das Ylenavei in der Vergangenheit in diesem Wald erfahren hatte, verblassen liess.

Mochte dies mit dem gewaltigen Wesen zusammenhängen, welches sie ihr gegenüber, jenseits des Leuchtens auszumachen glaubte? Ein Baum, von all zu aufmerksamer Lebendigkeit beseelt, schien von dort das Leuchten zu beobachten, zu überwachen. Mochte dies Baumbart der Elter sein? Oder gab es hier noch andere seiner Sorte?

Die Gedanken an Baumbart, der sie einst zu Nachforschungen bezüglich der rastlosen Elemente angeleitet hatte - Nachforschungen, die immernoch ausstanden - riefen der grünhäutigen Sy'Tel'Quess ins Gedächtnis, weshalb sie hier war. Was immer mit diesem Riss geschehen war, was ihn so hatte wachsen lassen, sie empfand nicht länger Sicherheit, dass die Bemühungen der Menschen die von ihnen ausgehende Gefahr abwenden konnten. Vielmehr schienen ihre Rangeleien und kurzsichtigen Schritte das Gleichgewicht der Dinge zunehmend zu stören.

Es war an der Zeit herauszufinden was dort in und um Mirhaven geschah, ob und wie sich die Dinge zum Wohle des Lebens selbst bewegen liessen. Ein Teil Ylenaveis sehnte sich jäh danach sich mit Eir'Ceal, ihrem geliebten Gefährten darüber zu beraten, während ein anderer an der überwältigenden Lichterscheinung und dem tiefen Frieden festhielt. Tief und gründlich nahm die junge Waldelfe alles in sich auf, ehe sie sich auf den Weg machen würde ihren Geschwistern von ihrer Beobachtung zu künden.