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26.02.2012 11:56:50
Vor dem Vollmond... (#57022)
Morna
Philomena hatte eins und eins zusammengezählt aus den Gesprächsfetzen und ihr war klar: eiliges Handeln wäre vonnöten, wenn es galt den [url=http://amdir.de/index.php?option=com_kunena&func=view&catid=36&id=56931&Itemid=128]Fluch des Lykanthropen[/url] zu brechen. Von Silberhemden wusste sie, auch, dass Belladonna ein probates Mittel war, aber – sie verfügte noch über altes Wissen, was sie in einer alten Schrift einmal gelesen hatte. Reines Blut! Das Blut eines Wesens voller Unschuld, nicht belastet von Flüchen oder Wissen. Geweiht musste es werden, von Sonne durchdrungen sein.

Der einzige, den sie darauf ansprechen konnte, war der Herold der Stadt: Kent Dias. Sie war nicht sicher, wie er auf den Vorschlag der jungen Magistra reagieren würde und mit bedachten Worten versuchte sie ihn von der Dringlichkeit zu überzeugen, dieses Blut zu holen.
Und wenn das Trinken dieses Blutes, verabreicht bei der stärksten Gier, sich als nutzlos erwies, würde es zumindest nicht schaden. Und ja – den Dunklen Göttern sei Dank! - er unterstützte sie.

Schnell war der Plan gefasst: was gab es unschuldigeres als ein neugeborenes Kind? Sein Blut sollte zur Rettung beitragen...



((ooc: das ganze fand mit Billigung der SL statt, die vorher informiert wurden)
26.02.2012 11:59:52
Aw: Vor dem Vollmond... (#57023)
Morna
Es war am späten Nachmittag des 7. Tages im Tarsak, als ein gebeugtes, gebrechliches Mütterchen – so schien es jedenfalls – sich in den Gassen des Nordviertels herumtrieb. Eine grobe Kapuze tief ins Gesicht gezogen, ein schäbiger Umhang, der kaum Schutz vor Regen bot, dazu ein kleiner Korb mit getrockneten Kräutern, den eine dreckige Hand hielt und einer Stimme, die zittrig klang: Niemand erkannte die junge Magierin Philomena, die perfekt in die Rolle eines Kräuterweibes schlüpfte.

„Kräuter für Wöchnerinnen! Kräuter für junge Mütter! Sie werden euch schnell auf die Beine bringen!“

So pries sie immer wieder an. Die Garde scheuchte sie, manche Bürger belächelten sie, andere interessierten sich für entspannende Kräuter. Jede Gasse wurde abgelaufen und endlich wurde sie herangewinkt zu einer Gruppe Frauen: eine junge Wäscherin, die zusammen mit anderen Waschfrauen an den Trögen vor der Wäscherei schuftete. Der Schweiss stand ihr auf der Stirn, sie war blass, schwach – offenbar hatte sie erst vor wenigen Tagen entbunden. Dankbar nahm sie die Kräuter an, liess sie nur zu gern überzeugen, dass sie ihr helfen würden. Die anfängliche Skepsis verflog schnell, als die Alte sich so offenbar über den wonnigen kleinen Jungen freute, der in einem kleinen Körbchen vor sich hin schlief. Niemand schöpfte Verdacht, denn so ein altes Weib war nichts ungewöhnliches in diesem Viertel.

Die Alte bot an, auf die Wäsche aufzupassen, damit die junge Mutter sich Tee aufbrühen konnte. Was die junge Frau nicht ahnte: dass die Alte ihr folgte, ihr und dem kleinen Knaben, der in einem kleinen Körbchen getragen wurde. Ein Haus an der Mauer zu den Slums war das Ziel, und kaum sah Philomena, das die Frau darin entschwand, da eilte sie zurück zum vereinbarten Treffpunkt auf der Rückseite des Tänzelnden Schattens: Kent erwartete sie schon in der aufziehenden Dunkelheit, bereit, sich von ihr das Haus zeigen zu lassen, in dem nun das Schicksal seinen Lauf nehmen sollte.
26.02.2012 12:00:58
Aw: Vor dem Vollmond... (#57024)
Morna
Inzwischen war die Nacht hereingebrochen, Philomena zog sich an den verabredeten Ort zurück und wartete. Die Gassen waren dunkel. Die Garde patroullierte hier nicht, es war viel zu abgelegen. Eine Katze schlich lautlos um die Ecken, sie schien das einzige Wesen zu sein, das sich zu dieser Stunde zeigte.

Oder doch nicht? Es war die Stunde des Barden angebrochen: Kent nutzte seine Magie, hüllte sich in Schatten und schlich zu dem windschiefen Häuschen. Er wählte den Weg über die Stadtmauer, konnte von dort auf das Dach gelangen. Die Schindel, die sich bei seinem Sprung löste, fiel zum Glück nicht. Er kauerte einige Herzschläge lang bewegungslos, bis er sicher war, das ihn niemand bemerkte.

Die einzige Luke, die nicht richtig schloß, wurde behände geöffnet: er arbeitete geschickt und lautlos und zwängte sich gewandt in die Kammer: Die Magierin hatte ihm versichert, das die junge Mutter tief und fest schlafen würde, schliesslich waren die Kräuter stark gewesen. Und tatsächlich: regelmässige Atemzüge kamen aus Richtung des Strohlagers. Im Körbchen neben den Bett schlummerte das Kind – Kent setzte den Zauber Stille ein, um ein Weinen oder Wimmern des Kindes lautlos zu halten, wickelte es vorsichtig in ein Tuch und machte sich auf den Rückweg: Nur das Mondlicht erhellte die kleine Kammer, in der nur das Lager, und eine Truhe die Möblierung bildete. Und die Mutter schlief....

Es war nicht ungewöhnlich, dass der Herold ganz offen in der Stadt herumging, die Garde grüsste ihn respektvoll, öffnete gar das Tor, als er Einlass in die Slums begehrte – niemand sah das in Unsichtbarkeit gehüllte Kind. Und er brachte es zu Philomena, die am Krähenhorst auf ihn wartete.
26.02.2012 12:02:07
Aw: Vor dem Vollmond... (#57025)
Morna
Der Morgen zeigte sich schon als erster heller Streif am Horizont, die Zeit eilte also. Schlaf..... Schlaf wurde über den Knaben gelegt, ob von Philo oder von Kent? Das sei einerlei. Kent war es, der den Arm des Jungen hielt, Philomena war es, die mit sanfter Hand und spitzer Klinge die Ader des Kindes öffnete, und das helle Blut in kleine Phiolen rinnen lies. Beide waren sehr konzentriert und hielten sich nicht mit vielen Worten oder Bedenken auf: Man tat, was man tun musste. Das Kind verspürte keinen Schmerz. Und Dank der Magie des Barden wurde die Wunde verschlossen, das nicht eine Spur mehr zu sehen war. Der kleine Knabe würde vielleicht ein paar Tage etwas schwächer wirken, aber wunderte das? Bei der schwachen Mutter? Nein – es war nicht ungewöhnlich und würde keinen Verdacht erregen.

Philomena hielt die kostbaren Fläschchen in die ersten Sonnenstrahlen: Hellrot wie ein Juwel schimmerte es – durchdrungen von der Kraft der Sonne.

Auf getrennten Wegen eilten sie zurück: Sie in den Tänzelnden Schatten, wo sich das alte Marktweib wieder in die hübsche junge Magierin „verwandelte“, in dem sie sich ihrer Kostümierung entledigte. Er brachte das Kind auf dem Wege zurück, wie er es geholt hatte. Noch war Zeit, noch war das Leben in der Stadt nicht erwacht....

Möge der Priester nun mit dem Blut anfangen,was er wollte: Es konnte nicht Schaden und die Aussicht auf Nutzen war groß