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24.02.2012 11:46:14
Bis(s) zum Vollmond (#56931)
Grauherz
Es hatte nur eine einfache Erkundung im Dornenwald sein sollen. Einfach nur noch einmal jene Stelle betrachten, wo sie gegen Iroh gekämpft hatte.
Aufseufzend lehnte Katerina sich gegen das Fenster in ihrem Zimmer, in die Nacht hinaus sehend. Und aus einer ach so einfachen Reise war eine Gefahr geworden, welche nicht nur so allein betraf, nicht nur Raul und Rashal, sondern viele mehr. Diese Krankheit in ihrem Blute, dieser Virus, er könnte jeden anstecken, wenn sie zu unvorsichtig war.
Ein Ziehen in ihrer Magengegend verspürend hob sie den Blick weiter hinauf, hin zur nun fast vollen Scheibe des Mondes. Sehnsucht erwachte in ihr, die Gier zu jagen, Blut im Mund zu schmecken, Teil eines Rudels zu sein. Rasch zwang sie sich auf ihre Hände zu sehen, welche sich in ihr Nachtgewand gruben. Je näher der Vollmond kam, desto deutlicher verspürte sie diesen...Wolf...in sich, wie er begann zu erwachen, wie er ausbrechen wollte.
Schnaufend und ein Zittern unterdrückend legte sie ihre Stirn auf die verschränkten Hände. Wer hätte denn auch erwartet das in der Tiefe des Dornenwaldes Werwölfe lebten?
Ihr Überfall war so plötzlich gekommen. Sie schienen sich förmlich aus der Dunkelheit des Waldes heraus zu schälen, Teil der Schatten zu sein bis sie plötzlich vor einem standen mit ihren geifernden Schnauzen und einen ohne Rücksicht angriffen.
Und das die Gefahr mit ihrem Tod nicht gebannt war, sondern sie in einem selbst weiter lebten, den Unwissenden und die Wissenden beim ersten Vollmond in ihre Reihen ziehen wollend.
Hoffentlich...Nein, der Ritus zum Vollmond, zur Mitternacht, er mußte einfach gelingen. Alles was sie tun mußte war die Ruhe zu bewahren und die Stärke in sich zu suchen und zu finden, diese Krankheit, diesen Wolf in sich zu vernichte.
Was Raul und Rashal anging.
Raul....war es nur der normale Bartwuchs bei ihm, oder war es ein Anzeichen der Krankheit in ihm? Doch er war sicherlich stark genug die Vollmondnacht zu überstehen und sich nicht von einer Krankheit besiegen zu lassen. Sie schmunzelte schief. Es war einem Streiter von Tyrannos auch nicht würdig sich von einem Werwolf besiegen zu lassen.
Was Rashal anging jedoch...da war sie nicht sicher. Sie kannte ihn dafür zu wenig und....wäre sie wirlich so traurig wenn es ihm nicht gelang?
Langsam drehte sich ihr Kopf zu einer Seite, fast unbewußt, ihre Gedanken sich verlierend und ihre Augen hoben sich erneut zur bleichen Scheibe des Mondes hinauf...


[spoiler][[OOC : Titel nicht so ernst nehmen ^^]][/spoiler]
26.02.2012 00:34:16
Aw: Bis(s) zum Vollmond (#57012)
Lisk
Raúl konnte sich nicht erinnern wann er sich je so lebendig gefühlt hatte. Jedes Geräusch, jede Duftnote war soviel realer als sonst. Selbst Harons Klinge führte sich fast schon wie von selbst und schnitt leichter durch Githyanki-Fleisch denn je. Bislang hatte der Streiter jede Regung des Wolfblutes in sich wie jede Regung der eigenen Leidenschaft eisern unter Kontrolle gehalten, doch all die Gerüche und Sinneseindrücke auf der [url=http://www.amdir.de/index.php?option=com_kunena&func=view&catid=36&id=55995&limit=6&limitstart=6&Itemid=128#56975]Hochzeitfeier[/url] - der Geschmack der Blutpastete, das nackte Fleisch, das sich präsentierend vor ihm rekelte - es stellte seine Kontrolle über den inneren Drang auf eine harte Probe. "Nur einen Abend", hatte er für sich gedacht. Dieser würde ihm doch nach all den Jahren treuer Dienste unter Tyrannos vergönnt sein als eine Art Henkersmahlzeit vor dem entscheidenden Vollmond.

Und es hatte sich gut angefühlt. Zu gut. Immer wieder hatte er sich selbst dabei ertappt, wie er drohte von dem inneren Wesen übermannt zu werden. Nicht umsonst hatte er einige Tage zuvor Merlina so angeherrscht weniger Haut zu zeigen, denn jede Aussicht auf Verheißungsvolles lockte mehr denn je seine ureigene, innere Gier. Beinahe hätte er Jonales Warnung über Bord geworfen und sich dieser hingegeben, doch waren Fluch und Rausch noch nicht stark genug, als daß es dem Streiter gleichgültig genug gewesen wäre wem er den Wolf aufgebürdet hätte. So war es bei einem Tanz mit Isanja geblieben und stattdessen seine Aufmerksamkeit zu den Dirnen bei den Separees geschweift: Eine von Ihnen würde Keiner vermissen...

Ein schlichter und doch bedeutungsvoller Satz kam zum rechten Zeitpunkt. Jonales Worte hallten auch nun noch in den Ohren des Streiters wieder während er seine Gier mit dem Blut der Githyanki, Eindringlinge auf Valvecianischem Boden, stillte. Es war zu verlockend sich schlicht fallen und treiben und diese Nacht ewig währen zu lassen. Doch es war und blieb der einfache und damit falsche Weg. Raúls Zwiespalt wuchs von Stunde zu Stunde, je näher der Vollmond rückte. Und immer öfter ertappte er sich dabei vergessen zu haben, daß ihm genau das drohte, was er insgeheim mit am meisten fürchtete: die Beherrschung über seiner Selbst zu verlieren - zu sehr lockte das Biest...

[i]"Euer ganzes Leben ist eine Prüfung, Raúl."[/i]
28.02.2012 11:19:20
Aw: Bis(s) zum Vollmond (#57096)
Grauherz
Blass schien das Licht des vollen Mondes auf die Ascheinsel herab, ließ die vorhandenen Schatten und die Dunkelheit härter erscheinen als sie waren. Fast als wären sie mit einem scharfen Messer abgeschnitten worden.
Auch Katerinas Gestalt warf einen solch scharfen Schatten auf den felsigen Boden der Klippe, wo sie stand und auf das Meer herab sah, welches die Ascheinsel umgab. Auf die Wellen soweit unter sich wirkte der fahle Schein des Mondes als würde er dunkle Täler zwischen die aufschäumenden hellen Wogen zaubern. Eine Landschaft aus Stein und aufragenden Bergen, würde man meinen können.
Einige Zeit beobachtete Katerina dieses Spiel von Licht und Schatten unter sich, bevor sie den Kopf in den Nacken legte und selber zur hellen Scheibe aufsah, welche weit über ihr den Himmel beherrschte. Noch immer verspürte sie wie sich ihr Herz vor Sehnsucht zusammen zog, wie zu jenen Stunden als der Wolf noch in ihr tobte. Aber es war fern, wie eine Erinnerung aus vergangenen Tagen, obwohl sie wußte das es nur Stunden her war. Auch waren es Stunden gewesen, in welchen sie mit den silber umsponnene Ketten an die Streckbank gefesselt gewesen und von einer tiefen Wut und Gier beseelt war, welches in ihre den Wunsch auslöste jenen anderen dort im Kerker an die Kehle zu springen.
Wie ein Wolf, ein gefangener Wolf, nur das jenes wilde Tier in ihrem Blute getobt hatte.
Sie presste die Lippen aufeinander und sah über ihre Schulter zurück zu den wenigen Lichtern der Stadt hinter sich. Versagen war keine Option gewesen, nicht für eine Streiterin Tyrannos, aber für einige Zeit dort unten im Kerker, umgeben von jenen, welche wie sie mit dem Wolf stritten und jenen, welche ihnen halfen, hatte sie gezweifelt ob es gelingen mochte. Wie gut das ihre Zweifel nicht siegten, und die Bannsprüche von Shar, gesprochen von Sir Leonall, Rukia Keldra und Kent ihre Wirkung gezeigt hatten, als der aufgehende Mond seinen Aufstieg begann und somit auch das Blut des Wolfes in Wallung brachte.
Sie atmete aus und bewegte abwesend ihre schmerzenden Fuß-und Handgelenke. Alles was nun noch geblieben war, ward der Schmerz der Fesseln und die Erinnerung an jene Stunden, auch wenn sie vage waren und vernebelt. Doch hatte sie auch ihre Lehren gezogen, ihre Lehren, wie weit sie sich wirklich unter Kontrolle hatte. Vielleicht sollte sie ihre eigenen Grenzen besser kennen lernen...
01.03.2012 19:10:23
Aw: Bis(s) zum Vollmond (#57166)
Lisk
Je näher die Stunde des aufgehenden Vollmonds rückte, umso stärker spürte Raúl Rastlosigkeit in sich aufsteigen. Es zog ihn in zur Jagd! Stattdessen stand er im Kerker des Konzils und hielt ein silbergewirktes Hemd, gefüttert mit Belladonnablättern vor sich, das den Werwolf in ihm schwächen sollte. Abgesehen von dem Gedanken, daß dieses lächerliche Gewand eher zu einem Elfen denn einem Streiter des Tyrannos passen würde, verstärkte das Unwohlsein bei Berührung des metallenen Gespinst diese zutiefste Abneigung gegenüber dem Ding noch. Er mußte hier raus! Und da es den Anderen wohl ähnlich erging und Tumult in der Zelle ausbrach, hätte er es sogar beinahe geschafft, wenn er Merlina nur direkt an die Kehle gegangen wär, wie es ein innerer Instinkt verlangte. Erst als Raúl sich an Pfosten gekettet wiederfand, gewann er wieder Kontrolle über seiner Selbst. Mit dem Silberhemd zog sich auch der Werwolf zurück und ließ dem Streiter lang genug Zeit für seine Gedanken. Die Zeit des Wartens war gekommen.

Es hatte fast ein wenig von einer Nachtwache, wie die drei Infizierten - Katerina, Rashal und Raúl - und ihre Wächter und Fürsorger - Jonale, Rukia, Merlina und Vribag - im Kerker ausharrten und die Stille immer mal wieder von lauten oder leisen, langen oder kurzen Wortwechseln durchbrochen wurde. Später erinnerte man sich nie an Einzelheiten nur die Monotonie der Geräusche von Fackellodern, Kettengeklimper, Schritte auf Stein und Atmung, der Gerüche von verschiedenen Wesenheiten, Belladonna und Kerker im Allgemeinen, und eines Bildes, das trotz vieler Personen eher einem Stilleben glich - und sich langsam aber sicher blutrot verfärbte. Die Stunde des Vollmondes war nahe!

An Viel sollte sich der Streiter hinterher nicht mehr erinnern können. Schemenhaft und wie durch einen blutroten Schleier nahm er fast nur noch flüchtige Bewegungen und ferne Stimmen wahr, während der Werwolf in ihm an Stärke gewann. Raúl schmeckte lange Zeit später noch die Lust und die Gier nach Jagd, Fleisch und Blut, das süß wie roter Honig war. Das Biest hatte sich mit einem Teil seines ureigenen Selbst verbündet und war dabei die Oberhand zu gewinnen.

Und der Körper wollte folgen.

Qual und Pein der einsetzenden Verwandlung gesellten sich zu der Sinnesflut und dem Drang auszubrechen. Doch statt den Krieger zu zermürben boten sie ihm einen Rettungsanker: Schmerz kannte er. Schmerz hatte er schon lang und oft erduldet. Er meinte ferne Stimmen wahrzunehmen, die auf ihn einredeten und verschiedenste Gedanken in ihm auslösten an denen er sich festhielt.
[i]"Euer ganzes Leben ist eine Prüfung, Raúl."[/i]
Nein! Nicht so! Versagen war keine Option!
Der Bann war gebrochen. Klar und bestärkt von Erkenntnis und Schmerz erinnerte er sich an Lektionen, die er selbst gegeben hatte, und machte sich die wilde Entschlossenheit des Biests zunutze: Er nahm sie an, um sie dann kurzerhand gegen den Werwolf selbst zu richten, der in seinem Innersten aufheulte.

Wie lange der Kampf dauerte, vermochte Raúl im Nachhinein nicht zu sagen. Nur, daß es vorbei war: der Werwolf war ausgetrieben. Doch selbst wenn ein Bad und eine Rasur ihn sich wieder ganz Mensch fühlen ließen schwante Raúl, daß ihn die Eindrücke, Erkenntnisse und Geschehnisse der Nacht sicher noch einige Zeit verfolgen würden.