20.12.2011 14:16:47 | Schattenjäger (#54297) |
Ylenavei | [b][u]Neumond[/u][/b] Eine mondlose Nacht wölbte sich über dem Meer und der schweigend schlummernden Insel Amdir. Tausend kreisende Gedanken hatten Ylenavei dazu bewegt, den hohen Hügelkamm um das Elboria-Tal zu überqueren und auf den wilden Ebenen zwischen Elboria und der Küste zu wandern. Seit die Geschwister ihr die Fürsprache für das Haus Elenath anvertraut hatten, sehnte die junge Waldelfe sich häufig nach der Stille der Wildnis, um ungestört nachdenken zu können. Diese Neumondnacht jedoch schien von düsterer Unruhe schwanger, und selbst die Meilen unter Ylenaveis Füssen schienen ihr heute keinen Frieden zu gewähren. Von einer Düne aus sah die grünhäutige Elfe, in ihr kostbares Kettenhemd und den wärmenden Mantel gehüllt, soeben auf das schwarze, in nächtlicher Leere daliegende Meer hinaus, als ein kalter Windhauch unvermittelt Grussworte an sie herantrug. Ein Beobachter hatte darauf gewartet, dass sie allein war. Getrennt von Gemeinschaft, Freunden und Helfern. Langsam und unsichtbar, doch für Ylenavei gut hörbar ging der Beobachter von hinten auf sie zu und sprach, als er nur noch ein Stück von ihr entfernt war, mit kalter Stimme: „Seid gegrüßt Ylenavei.“ Die Unsichtbarkeit wurde fallen gelassen und ein Mann in Dunkler Kutte, dunkler Haut und schwarzer Maske erschien. Aufgeschreckt fuhr die junge Waldelfe herum. Ihr Magen schien sich zu einem trägen Kloss zu ballen, als sie die dunkle Gestalt nur einige Schritt entfernt wie aus dem Nichts erscheinen gewahrte. Während eine ihrer Hände in Richtung ihrer Schulter wanderte, über welcher ihr Bogen ruhte, entrang sich ihr beinahe ein erleichterter Seufzer, als die andere nahe ihrer Hüfte weiches Fell ertastete. Aurora, die prächtige, schwarze Pantherdame, schob sich mit gesträubtem Pelz an die Seite ihrer Gefährtin. Einen stummen Dank an die hohe Dame des Waldes sendend schluckte Ylenavei gegen den Kloss in ihrem Magen an. "Seid gegrüsst, Fremder, der Ihr meinen Namen kennt!", kam es über ihre Lippen, während ihre Finger Halt in Auroras Rückenfell suchten, "Was führt Euch in..dieser dunklen Nacht hierher auf meinen Weg?" Der vermummte Mann blieb einige Schritte entfernt stehen und sah Ylenavei an. Sein Blick war finster wie diese Nacht. Einige Augenblicke, welche aber auch wie eine gefühlte Ewigkeit erscheinen mochten, vergingen, bevor wieder die kalte Stimme erklang: „Das Schicksal.“ Langsam setzte sich die düstere Gestalt wieder in Bewegung. Er ging an Ylenavei in einigem Abstand vorbei und sah in die finstere Nacht hinaus. Scheinbar störte es ihn nicht, dass Ylenavei und Aurora nun in seinem Rücken waren. „Das Schicksal?“, entfuhr es der jungen Waldelfe, „was..hat Euer Schicksal..mit mir zu tun?“ Die Beklemmung liess sie zusammenzucken, als der verhüllte Fremde jäh wieder zu ihr herumfuhr und sie mit ungewissem Blick hinter den Sehschlitzen seiner Maske musterte. „[i]Euer[/i] Schicksal wird das dieser Weltebene sein“, erwiederte die beklemmende Stimme kalt. Schaudernd sah Ylenavei in das starre Antlitz der Maske, verständnislos. „Ich künde von den mächtigen Neun, die über diese Ebene herrschen werden, und [i]Ihr[/i] werdet Euch ihnen unterwerfen!“ Mit schier überheblicher Ruhe wandte sich der Verhüllte erneut dem schwarzen Meer entgegen. Sobald sie auf die schwarze Hülle seines Rückens starrte, flutete Groll das Entsetzen aus Ylenaveis Seele. Niemand unterwarf lebende Geschöpfe derart seinem Willen. Die Seldarine hegten das Leben, und ihr, der Waldläuferin, Dienst an Kalreshaar machte es ihr zur Aufgabe, das Leben im Namen der Göttin zu bewahren. Entschlossen riss die junge Waldelfe ihren Bogen von der Schulter, griff sich einen Pfeil, und sandte die silberne Spitze dem Rücken dieser…Kreatur entgegen. Das leise Geräusch, mit welchem der Pfeil von ihrem Gegner abprallte, wie von einer Felswand, und zu Boden klapperte, liess Ylenavei das Blut in den Adern gefrieren. „Gut….“, bekundete der Verhüllte kalt, „aber nicht gut genug. Macht es nicht komplizierte, als es ist. Ihr müsst Euch nicht gegen das wehren, was das Schicksal Euch bestimmt…“ Mit solchen und ähnlichen Worten umkreiste der Verhüllte die junge Elfe in enger werdendem Bogen. Verzweiflung wallte in ihr auf, als ihre Hand erneut zum Köcher fuhr. Eine Lichterscheinung in dem Moment, da ihr erster Pfeil wirkungslos abgeprallt war, liess Ylenavei nun einen galvanischen Pfeil wählen. Wenn Magie im Spiel war, mochte ein Blitz sie vielleicht aus den Fugen bringen…hoffentlich… Mit empörtem Funken schrammte der Pfeil über die Schulter des Verhüllten und verlor sich in der Schwärze der Nacht. Die junge Waldelfe bebte in der Kälte jäher Furcht, als sie das starre Maskengesicht bereits so nah gewahrte, dass ihr kein Schuss mehr blieb. Sie legte die Hand um den Griff des Rapiers an ihrem Gurt, als Aurora mit fauchendem Kreischen von ihrer Seite zurückfuhr. Eisige Verzweiflung ergriff die Seele der jungen Elfe, als die Kreatur an sie herantrat. Mit schreckensweiten Augen starrte sie in die Sehschlitze der Maske, hinter welchen abgrundtiefe Schwärze mit unverhohlener Gier zu lauern schien. Sie hörte kaum, wie ihre zitternde Hand das Rapier in seiner Scheide klappern liess, gewahrte kaum, wie der Verhüllte mit dunkler Kraft eine Schriftrolle aus seinem Ärmel hervorholte. Dunkelheit, Entsetzen, Hoffnungslosigkeit drangen auf sie ein, das Gefühl der Verlassenheit nahm ihr den Atem. Doch innmitten des wirbelnden Grauens in ihrem Geist glaubte Ylenavei plötzlich, eine leise Stimme auszumachen. 'Die Hoffnung ist es, um die es sich zu kämpfen lohnt…' Rivan? Ein Funken ihres Geistes klammerte sich daran fest, entsann sich daran, dass sie nicht allein war in dieser Welt. Die verzagende Verzweiflung wandelte sich in eine Welle verzweifelten Zornes, welche sie dem Grauen entgegenwarf. Mit einem verzweifelten Aufschrei riss Ylenavei das Rapier aus seiner Scheide und diagonal über den Leib der Kreatur empor, durchschnitt die Flugbahn der Schriftrolle. Mit schmerzhaftem Kreischen schrammte die silberne Spitze der Klinge über das funkenschlagende magische Feld, liess den Verhüllten zurückweichen – und für einen Augenblick schien das Herz der jungen Elfe leichter. Die Kreatur stiess nach ihr, doch Ylenavei liess die Wucht des Stosses in einer schnellen Drehung wirkungslos vergehen. Schon hatte sie das Rapier in Angriffsposition, den Bogen wie einen Schild erhoben und… Ihre Leibesmitte schien in unsäglicher Pein zu explodieren. Eisige Kälte und höllische Flammen wüteten gleichermassen in ihren Eingeweiden, nahmen ihr jede Fähigkeit zu atmen, geschweige denn zu schreien. Die Welt drehte sich, kippte nach vorn, der schwarze Himmel wölbte sich vor ihren Augen. Eine harte Erschütterung drang durch ihren gepeinigten Leib, als Ylenavei mit leeren, nutzlosen Händen rücklinks auf dem sandigen Boden auftraf. Schreckensweit blickten ihre Augen aus der reglosen Körperhülle zu den fernen Wolken auf. |
20.12.2011 14:18:32 | Aw: Schattenjäger (#54298) |
Ylenavei | Ylenavei lag am Boden, unfähig sich zu regen. Der Vermummte beugte sich über sie, berührte ihre Stirn mit der Linken, während er in aller Ruhe den Spruch der Schriftrolle ablas, welche er in der Rechten hielt. Die kalte, monotone Stimme fügte sich in das Meeresrauschen ein. In Ylenaveis Geist manifestierten sich Bilder. Bilder von Rivan. Er lag verkrampft am Boden. Zuckte hin und wieder unnatürlich und verkrampfte sich immer mehr. Blutiger Schaum bildet sich vor seinem Mund und sein Gesicht war schmerzerfüllt. Seine verdrehten Augen starrten ihr flehend entgegen. Dann wurde es dunkel. Die kalte Stimme fragte nun: „Ist es dies was ihr wollt ? Wollt ihr ihn so Leiden sehen ? Wollt ihr dafür verantwortlich sein, dass er noch mehr leidet ? Ich gebe euch eine letzte, eine allerletzte Chance Ylenavei. Unterzeichnet dies !“ Sie fand sich dann in der Wirklichkeit wieder. Der Vermummte war immer noch über sie gebeugt. Sie sah, wie dieser mit einer Handbewegung ein Pergament samt Schreibfeder und Tintenfass vor ihr schwebend erscheinen ließ: [Quote] Dienstvertrag Mit der Unterzeichnung dieses Dienstvertrages erkläre ich, Ylenavei, mich bereit den mächtigen Neun und deren Dienern, insbesondere dem mächtigen Jyocym’k Zongyr, gemäß der Allgemeinen Vertragsbedingungen von Jyocym’k Zongyr, ohne Weigerung zu dienen. Ich werde keinerlei Versuch unternehmen dieses Dienstverhältnis Preis zu geben und bin zu Verschwiegenheit verpflichtet. Im Gegenzug wird der mächtige Jyocym’k Zongyr Rivan Fearis keine weiteren Schmerzen, durch seine unermessliche Macht, zufügen. Sollte ich, Ylenavei, jemals gegen den diesen Dienstvertrag handeln, so wird Rivan Fearis dafür büßen müssen. [/quote] Die kalte Stimme erklang wieder: „Unterzeichnet, oder wollt ihr euren Geliebten weiter leiden sehen ?“ |
20.12.2011 14:23:38 | Aw: Schattenjäger (#54299) |
Ylenavei | "Neeeiiiiinnn...!" Verzweifelte Schreie verhallten in der Stille der Nacht, erstarben zu einem hilflosen Wimmern. Das Grauen vor Ylenaveis Augen, in ihrem Geist, riss an ihrer Seele, als würde sie selbst sich dort in Krämpfen winden. Das entsetzliche Flehen in Rivans Augen entriss ihr den letzten Aufschrei, ehe die Stimme der Verzweiflung in heranwallender Dunkelheit erstarb. Für einen Augenblick glaubte die junge Waldelfe, den leidenden Geliebten im Arm zu halten, sah von seinem verzerrten Antlitz auf.... und in die silbrig-sanften Augen eines wahrlich göttlichen Wesens. Als ihr Blick den des Einhorns traf, spürte sie für einen Wimpernschlag den entrückenden Moment der Erkenntis, der absoluten Gewissheit, ihren Weg gefunden zu haben... Dunkelheit verschlang das Bild. Doch ein winziger Hauch der göttlichen Erkenntis blieb, blieb, als Ylenavei sich am ganzen Leibe bebend auf hartem Boden wiederfand. Sie hatte bereits eine Dienstherrin, eine Übereinkunft getroffen. 'Hohe Dame, warum verlangst du das von mir..?', schrie ihre Seele stumm in die Nacht hinaus, als die junge Elfe die Augen schloss und sich zwang, den Kopf zu schütteln. Wie ein Peitschenhieb drangen erneute Bilder des Grauens auf sie ein. Sie vermochte nicht zu trennen, ob Rivan vor ihren Augen oder sie selbst es war, die in unmenschlichen Schmerzen schrie. Wieder schlangen sich ihre Arme um den geschundenen Leib des Menschen, suchte sie dem verzweifelten Flehen in seinen Augen zu entkommen... "Die Aufgabe eines Abgesandten, ja des Sprechers eines Elfenhauses verlangt viel Ruhe, Erfahrung, Weisheit und Disziplin. Vor allem wenn es darum geht für die Gemeinschaft und möglicherweise gegen die eigenen Gefühle zu entscheiden....", erklang eine helle, ruhige Stimme in Ylenaveis Geist. Laihel. Die Sternenschar. Mit diesen Worten hatte ihre Schwester die Pflichten der Gesandten beschrieben, zu welcher die jungen Wilden sie, Ylenavei, zu ernennen suchten... Erneut überkam sie die alles verschlingende Dunkelheit, drang diese entsetzlich kalte Stimme auf sie ein. Zitternd und wimmernd sah die junge Waldelfe wiederum den Vertrag über sich schweben. Der Anblick des Pergaments verschwamm, als das Elend ihr schier das Herz zerriss. Gegen die eigenen Gefühle entscheiden... welch Grauen war der Lohn für das Vertrauen der Geschwister... Aufschluchzend kniff Ylenavei die Augen zusammen und wandte das Gesicht fort von dem schwebenden Pergament. Wieder stürzte das Grauen auf sie ein, erfüllte die Pein des Geliebten ihre Seele, schrie sie die entsetzliche Verzweiflung mit ihm heraus, als ihr Herz zu brechen drohte. Sie glaubte, das Flehen in Rivans Augen müsse sie verbrennen, in Entsetzen und Kummer vergehen lassen. Nochmals hielt sie den Geliebten Gefährten in den Armen, gänzlich allein diesmal, fühlte, wie sein Leid sie in dunkle Tiefen zog, sie zu ertränken drohte. Heisse Tränen verschleierte Ylenaveis Blick. Sie blinzelte, und für einen Wimpernschlag sahen ihr die blauen Augen des Menschen klar entgegen. "Nicht weinen, wunderbares Wesen....",hauchte Rivan, matt von seinen Qualen. Dunkelheit riss das Bild hinfort, die grausam kalte Stimme stiess Ylenavei in die Wirklichkeit zurück. Zitternd lag die junge Waldelfe auf dem harten Grund, zerschlagen, gepeinigt, hilflos. Sie blinzelte, sah auf den Vertrag empor... und sah dort keine Rettung. Für einen Wimpernschlag offenbarte sich ihr die Erkenntis. Es würde Rivans Leid nicht mindern, wenn sie sich aufgab. "Nein." Elend und zerschlagen glitt das kleine Wort über ihre Lippen, ehe die aufwallende Seelenqual, welche ihm folgte, ihren zitternden Leib, ihr geschundenes Selbst übermannte. Finster blickte der Maskierte auf die zitternde Ylenavei hinab und sprach mit kalter Stimme: „Unwissende Sterbliche.“ Einige Augenblicke vergingen. „Ihr sollt mir dennoch von Nutzen sein. Ihr wolltet es nicht anders.“ Kaum mehr als ein ersticktes Wimmern fand den Weg über die Lippen der hilflosen Elfe, als der Verhüllte an ihrem Kettenhemd zerrte. Keine Kraft wohnte ihr mehr inne, ihre Glieder zu bewegen, geschweige denn, nach einem Warum zu fragen. Ausweglos gefangen in unerträglicher Pein sah sie sich und den geliebten Gefährten, welchen sie nicht hatte vor diesen Qualen bewahren können. Gleich eisigen Klingen stach das Reissen ihrer Beinkleider in ihrer Seele, drang eisige Luft an ihren Leib. ‚Ihr Götter, Gnade…‘, flehte die Seele der Waldelfe stumm in die einsame Nacht hinaus… Jarkons, des Verhüllten, Vorhaben seine dunkle Saat in Ylenavei zu pflanzen wurde jäh zunichte gemacht, als jemand erschien. Vom dunklen Nachthimmel herab stürzte ein geflügeltes Ungetüm. Dieses nahm dann die Gestalt eines Mannes an: „Habe ich dich endlich gefunden, Verräter!“ „Zachan.“, erhob sich die kalte Stimme des Maskierten. Jarkon ließ von Ylenavei ab und sah den anderen Mann an. Beide starrten sich finster an, dann sprach der Mann weiter: „Bringen wir es zu Ende.“ Jarkon nickte und richtete einen letzten finsteren Blick auf Ylenavei und stiess eisig hervor: „Schicksal.“ Dann entbrannte der Kampf der beiden Hexer. Gelähmt von Hilflosigkeit und Entsetzen gewahrte Ylenavei hinter Schleiern der Verzweiflung, wie der Schatten, der sich eben noch unerbittlich über sie senkte, hinfortwirbelte, als ein noch kälterer Hauch über sie strich, als je zuvor. Die Verzweiflung liess nach, als ihr Peiniger sich aufrichtete, nicht jedoch das namenlose Entsetzen, welches sie gefangen hielt. So schluchzte die gepeinigte Elfe hilflos auf, als unvermittelt der Himmel einzustürzen begann. Mit ohrenbetäubendem Tosen und Krachen begannen die Gewalten um sie herum zu toben, wirbelten Luft und Wasser, Sand und Steine in unerbittlichem Stürmen, fuhren Blitze in den aufbegehrenden Leib der Erde, fielen die Sterne selbst rings um sie her. Schützend riss Ylenavei die Arme um den Kopf, suchte sich klein zu machen, zu verschwinden. Während die junge Waldelfe es irgendwie schaffte, sich herumzuwälzen und den blossen Leib unter ihrem Rücken zu bergen, gewahrte sie nicht, wie einer der fallenden Sterne, ein glühendes Geschoss aus dem infernalen Wüten der kämpfenden Hexer, den Skelettkrieger, welcher immernoch mit Aurora rang, in Rauch und Flammen aufgehen liess. Kreischend fuhr die Katze vor dem Einschlag zurück. Endlich frei, war sie mit wenigen Sätzen bei ihrer Gefährtin angelangt, senkte den mächtigen, schwarzen Leib schützend über die besinnungslos zitternde Elfe. So verharrte Aurora inmitten des Infernos, bereit, jedem an die Kehle zu gehen, der sich ihrer elfischen Gefährtin auch nur zu nähern wagte, harrte aus, bis die Kämpfenden sich nach schier endlosem Ringen in die Lüfte erhoben und zwei geflügelte Ungeheuer das Wüten mit sich fort in ungewisse Ferne trugen. Stille kehrte ein. Prüfend hob die tapfere Katze ihren schwarzen Kopf, sah sich in der zernarbten, rauchenden Landschaft um. Wie durch ein Wunder waren weder sie noch ihre Gefährtin ernstlich von den entfesselten Mächten getroffen worden. Aurora leckte mit rauher Zunge über das verzerrte grüne Gesicht der reglosen Gefährtin. Die Elfe gab einzig ein leises Keuchen von sich und barg erschauernd das Gesicht in den Armen. Hilflos schob die Katze den verkrümmten Leib mit einer Pranke an. Die Gefährtin rührte sich nicht. Einen verzweifelten Laut ausstossend wandte sich Aurora schliesslich von dem reglosen Wesen ab. ‚Hilfe suchen‘, beherrschte das einfache Gemüt des Tieres, als die Katze schliesslich loslief, Elboria und der fernen Handelsstrasse entgegen. Hinter ihr zeichnete sich der erste Schleier des Morgengrauens am nächtlichen Himmel ab. |
22.12.2011 09:49:59 | Aw: Schattenjäger (#54349) |
Elster | Tief atmete der Silberwächter ein, ließ frische Luft in seine Atemwege strömen. Es tat gut endlich wieder auf dem Handelsweg unterwegs zu sein, auf dem kräftigen, beruhigend schwankenden Rücken eines Pferdes zu sitzen und die letzten Tage vergehen zu lassen. Rivan hatte für eine lange Zeit genug von Schlamm und Schlick. Die Aufräumarbeiten nach dem Beben waren anstrengend, aber langsam, sehr langsam erhielt die Hafenstadt ihr altes Gesicht wieder. Nach dem größten Chaos und der größten Not war nun endlich Zeit einmal an sich zu denken, die Beine baumeln zu lassen und den ein oder anderen Tropfen zu genießen. Letzteres kam dem Silberwächter kaum in den Sinn, es gab genug feine und wenige feine Tropfen in den letzten Tagen. Man kann Alkohol in geselliger Runde trinken, oder auch allein, um die Sorgen des Alltages in schummrigen Schein zergehen zu lassen. Rivan lehnte selten ab. Nur Schnösel, die zuviel Zeit haben, müssen sich Gedanken über einen Grund zum Trinken machen. Als ehemaliger Söldner bevorzugte er die zutiefst medizinische Wirkung des Alkohols. Die richtige Menge (viel) nahm Schmerz, Ekel und Angst. Allein deswegen nannte man die geistigen Getränke in ihren verschiedensten Erscheinungsformen in vielen Kulturen den Nektar der Götter. Helden wurden nicht selten zu Helden, weil sie diesem Ambrosia zu sprachen und so in der Lage waren Furcht, Drachen und den gesunden Menschenverstand zu besiegen. Sein Entschluß war ebenso schnell gefasst, wie die weiße Stute gesattelt. Schon viel zu lange hatte Rivan seine Gefährtin nicht mehr gesehen, kaum gab es Momente, wo er in Ruhe an sie denken konnte. Er genoss den Ritt, entspannte die seit Tagen angespannten Muskeln von Geist und Körper. Ließ sich von Margeritta über die Landstrasse tragen, durch grüne Auen und braune Felder. So sollten freie Tage immer sein, ging es ihm durch den Kopf. Keine Kämpfe gegen alte Blinde, keine Hinterhalte unweltlicher Schrecken, keine sinnlosen Dispute mit wahnsinnigen Wortakrobaten. Dem Tod endlich einmal fern. Der schwarze Schemen schoß aus dem Unterholz aus ihm zu. Verdammt, Urlaub war nichts für ihn. Fauchen und Wiehern durchschnitten die Stille. Das Pferd hob seinen Reiter weit in die Luft, ließ ihn fast den halt verlieren. So schnell wie Margeritta gestiegen war, so schnell beruhigte es sich auch wieder. Trotz dem Schreck erkannte es die Witterung des Schemen schneller, als der Silberwächter. Die schwarze Großkatze vor Roß und Reiter fauchte nicht mehr, strich sich an den Beinen von Pferd und Reiter entlang und sprang dann unvermittelt einen großen Satz nach vorne. Erst jetzt Begriff Rivan. Es war Aurora, Ylenaveis treue Begleiterin. Und die anmutige Pantherdame schien besorgt. Sehr besorgt. Er blickte sich noch überrascht um, seine Elfe irgendwo zu sehen, aber nirgendwo war sie zu sehen. Die Katze war schon etliche Schritt voran, hielt inne, blickte zurück und ein drängendes, gequältes Geräusch entrang sich ihrer Kehle. Tymora, er hasste Urlaub. Ungewisse Sorge durchflutete ihn vom Scheitel bis zur Fußspitze. Was immer das Tier so sehr aufwühlte, es war nicht gut. Es war verdammt noch eins nicht gut! Panther, Roß und Reiter durchpflügten das Land. Das Grün von Wiesen und Wäldern zog nur in schlieren an Rivan vorbei. Sein inneres Auge malte Schreckensbilder von dem, was Herrin und Katze trennte. Immer wieder gab er seiner weißen Stute die Sporen, trieb sie zu noch höheren Geschwindigkeiten. Und das Tier gehorchte, peitschte die kräftigen Hufe in Dreck und durch Gras, schnaufte dicke weiße Flocken Schaum von den Nüstern. Das Gelände veränderte sich und mit ihm der Schlamm, den der Tritt des Tieres durch die Luft wirbelte. Er wurde heller, sandiger. Vom nächsten Hügel nahm Rivan das Meer im Hintergrund war. Er war bis zur Küste geprescht. Tiefe Furchen verbrannter Erde kündeten von einem heftigen, unglaublichen Kampf. Einer Schlacht von Sternen und Magie. Kalter Schweiß rann ihm von der Stirn in die Augen, als er den leblosen Körper inmitten des Schlachtfeldes wahrnahm. Fahle grüne Haut unter zerfetzten Resten einer Rüstung. Der Silberwächter schwang sich vom Rücken des Pferdes. Seinen Säbel in der Hand wankte er wie in Trance einige Male um die eigene Achse. Was auch immer es war, es schien fort und er weinte diesem Ding nicht nach. Er eilte zu der reglosen Elfe, warf Hut und Waffe beiseite. Sie fühlte sich so kalt an in seinen Armen. Hilflos strich er Ylenavei durchs Haar, hielt ihren Kopf an seine Brust. Das stoßweise, schwache Röcheln ihres Atems ließ sein Herz Luftsprünge machen. „Gottverdammt was ist hier geschehen, was haben sie Dir angetan, meine Liebe?“ Vorsichtig wiegte der Glücksritter die so zerbrechlich wirkende Elfe an seiner Brust. Nicht nur Schweiß war es, was sein zerfurchtes, Gesicht benässte. Sie versuchte zu flüstern, doch er konnte ihre Worte nicht verstehen. Vorsichtig legte er sein Ohr an ihren Mund. Verdammt, er hätte sich schon längst mehr mit der Sprache des schönen Volkes beschäftigen sollen. Nur das qualvolle nennen seines Namens konnte er vernehmen. Immer wieder stöhnte sie ihn. „Rivan“ Hoffnung, Zorn und Gier nach Rache stritten in ihm. Es war nicht die Zeit für Gewalt. Behutsam hob er sie an, legte ihren schwachen Arm um seinen Hals. Ylenavei Begleiterin ließ sorgenvolle Laute verklingen, halb miauend, halb fauchend. Mit Nase und Pfoten schob sie die Waffen der Waldelfe beisammen. Bogen und Rapier hatte sie gezogen, doch hatte es nichts genutzt. Wie eine Feder aus feinstem Kristall hob er seine Gefährtin in den Sattel des weißen Roßes, lehnte sie gegen dessen kräftigen Hals. Margeritta schien instinktiv die Ruhe zu bewahren, atmete schwer vom harten Ritt, aber half mit seichten Trippeln die Elfe auszbalancieren. Der Silberwächter nahm Aurora die Waffen ab, verstaute sie beiläufig in den Satteltaschen. Er hätte sie ohne einen Blick liegen lassen. Vorsichtig schwang sich Rivan hinter seine Geliete, lehnte sie an seine stählerne Brust. Ohne auf einen Befehl zu warten, setzte sich das Pferd in Gang. War schon der Hinritt quälend langsam voran gegangen, jetzt, mit dem so geschwächten Leib Ylenavei im Arm, kam es ihm tausendmal schlimmer vor. Nutzlos fühlte er sich, konnte nichts tun, ausser sie sanft zu wiegen, von Zeit zu Zeit in ihr Ohr zu flüstern, dass alles nun vorbei sei und gut war. Es diente nicht nur zur Beruhigung der Elfe, die in einen traumlosen Schlaf entrückt zu sein schien. Der Silberwächter wollte seinen eigenen Worten glauben, doch er konnte es nicht. Zu sehr bohrte, ja brannte das Gefühl in seinem Inneren, dass dies kein Happy End war. Das er den ruchlosen, feigen Feind kannte. Das Ihr Unglück, Ihr zerschundener Leib, Ihre unendlichen Qualen alleine seine Schuld waren. Der Anblick der nahenden Wipfel Elborias rissen ihn aus den Matern seiner eigenen Gedanken. So sehr es Verzweiflung, Wut und Ohnmacht zu liessen stieß er einen lauten Ruf aus. „Öffnet die Tore! Bringt Heiler und Priester, bei Tymora!“ Überrascht hoben die Wachen der Elfen ihre Bögen, zogen die Schwerter. Der Klang in der Stimme Rivans machte nur allzudeutlich, wie Ernst es ihm war. Hätten sie ihn nun zu stoppen gewagt, seine gesamte Hilflosigkeit hätte sich einen furchtbar blutigen, furchtbar sinnlosen Ausweg gesucht. Sie öffneten und griffen in die Zügel. Die flache Hand hatter er schon erhoben, wollte den ersten Wächter niederschlagen, der es wagte seine Gefährtin auch nur berühren, da erklang von Ihr ein leises Wimmern. „Rivan...was...“ Mehr war es nicht, doch es reichte, um den Glücksritter in die Wirklichkeit zu zerren. Er schwang sich vom Pferd, drückte die Zügel jenem in die Hand, den er vor wenigen Lidschlägen noch niederschlagen wollte. Vorsichtig zog er die Elfe in seine Arme. Sie war so leicht...so zerbrechlich. Es kam ihm vor, als ob sie nicht mehr wiegen würde, wie ein neugeborenes Lamm. Er hauchte ihr einen Kuss auf die blasse Stirn. „Wir haben es gleich geschafft.“ Dann eilte er zum Tempel, ein Gefolge von Wachen im Schlepptau. |
03.01.2012 12:40:49 | Aw: Schattenjäger (#54696) |
Ylenavei | Kälte. Entsetzen. Nebel. Nebel, der nach ihr griff, sie zu verschlingen suchte, der selbst die Zeit erstickte. - Ein Hauch von Wärme. Eine Erinnerung an Geborgenheit. Eine vertraute Stimme mühte sich durch den Nebel. Wärme lag darin, verlockende Zuflucht... Verzweiflung, Scham, Entsetzen wehten die Wärme fort, suchten sie aus dem bergenden Halt zu ziehen. Rivan... Gefahr drohte ihm, Leid, und sie hatte es zugelassen... warnen, zumindest warnen konnte, musste sie ihn, ehe der Nebel wiederkehrte. 'Rivan...Rivan...'formte ihr Geist die Worte, hielt sich an seiner Wärme fest... Neuerlich Wärme, weich und vertraut, glattes Fell. Stützende Arme fanden durch den Nebel, formten mit dem warmen Pferderücken einen schützenden Schoss. Erschöpft von Furcht und Schrecken liess sie sich hineinsinken, gab sich dem sanften, so vertrauten Wiegen hin, suchte Schmerz und Leid, die an ihr zerrten, zu verbannen... Der Nebel kam über ihren ausgelaugten Geist, hüllte sie ein. Mit dem steten Wiegen versank die Seelenpein in wallendem Schwarz... Laute Stimmen zerteilten die Schwärze, liessen Licht an sieh heran. Rivans Worte, elfische Stimmen...Elboria! Gram brandete auf sie ein, Elend...sie durfte hier nicht schwach sein..doch der Nebel hielt sie fest, lähmte sie mit Verzweiflung. Sie suchte sich in dem warmen Schoss zu bergen, ganz klein, suchte dem Wogen um sie herum zu entrinnen. Jähe Anspannung hinter ihrem Rücken jagte einen Augenblick kalten, klaren Schreckens durch die umnebelte Seele. 'Rivan..was..' formte ihr Geist, formten ihre Lippen, dann schlossen sich die Wolken erneut. [...] Arangato Taralom, diensthabender Hüter des Tempels von Elboria, wartete bereits vor der Pforte des ihm anvertrauten Heiligtums, als der aufgelöste Mensch ihm entgegen eilte. Der Aufruhr am Taleingang war auch den Tempelwachen nicht entgangen, die ihn sogleich an die Pforte gerufen hatten. Als der Bhen nun näher kam, gewahrte der Priester die zierliche Gestalt in seinen Armen. Unverkennbar goldenes Haar kränzte das Haupt der jungen Waldelfe, die der Mensch gleich einem Schatz an seiner Brust barg. Nach vierhundert Jahren Tempeldienst schien es Taralom erst gestern gewesen zu sein, dass die junge Schwester in Begleitung eben dieses Bhen den Weg zu ihm gefunden hatte, nachdem aufgestörte Sumpfleichen ihre Krallen in ihren Leib geschlagen hatten. Ylenavei, so lautete ihr Name, hatte darauf bestanden, dass sie es gewesen sei, die den Menschen in den Sumpf geführt habe, unwissend über darin lauernde Gefahren, und er es ihr mit der Rettung ihres Lebens vergolten hatte. Die Wunden damals waren nicht sehr tief gewesen und mit einem reinigenden Segen rasch verheilt... Als der Priester dem ungleichen Paar nun entgegensah, zog selbst sein erfahrenes Herz sich zusammen, denn was Ylenaveis blasses Antlitz, was der Schmerz in den Augen des Menschen erahnen liess, mochte sich der Heilung durch seinen Segen entziehen. Die Verzweiflung, welche in dem Bhen mit Zorn und Schuldgefühlen rang, die Art und Weise, wie das Mädchen ihr Gesicht an seiner Brust barg, offenbarten Taralom, dass sie beide Hilfe brauchten, dass er hier zwei Schützlinge hatte, welchen er die Gnade der Seldarine nicht verwehren konnte. Mit einer raschen Geste wies er den Menschen an, ihm mit der jungen Schwester in die Hallen der Götter zu folgen. [...] Behutsam liess der Bhen die junge Elfe, die immernoch halb besinnungslos zu sein schien, in eines der Kissenlager in der Tempelhalle gleiten. Er kauerte sich an ihre Seite, barg eine schmale grüne Hand in seinen kräftigen Fingern und sah in schmerzlicher Hilflosigkeit den Priester an, welcher sich eben bei ihnen niederliess. Ganz behutsam schob Taralom den grünen Mantel beiseite, welcher den Leib des Mädchens bedeckte. Ein kurzer Blick auf den erzitternden Körper genügte, um seine erste Vermutung zu bestätigen. Dennoch sah er fragend den Menschen an. "Habt Ihr äussere Wunden gefunden? Brüche, Verfärbungen?" Der Bhen blinzelte, seufzte verzweifelt, schüttelte den Kopf. "Sagt mir, was, bei Tymora wurde ihr angetan?" Taralom hatte schon so oft in die Augen hilfloser, verzweifelter Angehöriger gesehen, und dennoch berührten ihn solche Blicke immernoch. Vielleicht konnte er hier zumindest etwas Trost spenden, der seinen beiden Schützlingen zu Gute kommen mochte. Während der Priester umsichtig Kissen unter Ylenaveis Leib und Beinen zurechtschob, begann er ruhig zu erklären. "Manchmal, mein Sohn, sind es nicht leibliche Wunden, die den Fluss des Lebens in einem Geschöpf gravierend stören oder gar zum Erliegen bringen. Auch Dinge, die der Seele widerfahren, vermögen so etwas zu bewirken." Der Priester sah auf Ylenaveis blasses Gesicht hinab, ehe er erneut die blauen Augen des Menschen suchte. "Was ihr widerfahren ist, vermag ich nicht zu benennen." Die von Schuldgefühlen brennenden Augen des Menschen liessen ihn ernst anfügen: "Es scheint mir, Ihr könntet darüber mehr wissen als ich..." Der Mensch knirschte hilflos mit den Zähnen. "Könnt Ihr ihr denn nicht helfen?", brachte er mühsam beherrscht hervor. "Der Segen der Seldarine kann ihre Lebensgeister wecken, die Ströme zum gewohnten Rhythmus anregen, doch zur Heilung ihrer Seelenwunden mögt Ihr vielleicht mehr beitragen, als ich, mein Sohn." Vorsichtig legte der Priester eine Hand über die blassgrüne Stirn der ruhenden Waldelfe und wandte sich in einem leisen Gebet an Angarradh, die beschirmend über den seinen wachte. Gleich einem Funken Hoffnung glomm die Wärme durch seinen Leib, ehe sie sich in die geschwächten Glieder des Mädchens ergoss. Als Taralom die Lider hob, gewahrte er zu seiner Erleichterung, dass der Atem der jungen Waldelfe in den Kissen bereits tiefer und gleichmässiger ging. Leises Wimmern kam über ihre Lippen, als ihre Lider flatterten. Der Mensch strich ihr sanft durch das Haar und murmelte erstickt beruhigende Worte. "Alles ist gut, du bist in Sicherheit...", sagte er, und der Priester fügte sogleich in ruhigen Worten an: "Ihr ruht im Schosse der Seldarine. Wir sind hier, um Euch zu helfen..." Als er das Wogen der Gefühle in den Bernsteinaugen seines Schützlings sah, Furcht, Entsetzen, Schmerz, Hilflosigkeit, Schuld..?, schluckte der Tempelhüter, ehe er seine dunkle Stimme sanft formulierte: "Ylenavei, Kind, wisst Ihr, was geschehen ist?" Ein Schaudern durchlief den zierlichen Körper und die junge Elfe rang sichtlich mit sich, das angstverzerrte Antlitz nicht in den Kissen zu bergen, während sie die Hand des Menschen umklammerte. "Ein...ein Schatten, so eiskalt...", begann sie schliesslich stockend, mit brechender, schwacher Stimme, "es...ist alles im Nebel...". Ein Schluchzen schüttelte das Mädchen, ehe es fortfahren konnte: "er...tut Rivan weh....ich habe es zugelassen... nichts dagegen getan..." Fragend ob des Namens sah Taralom den Menschen an, welcher sogleich knirschte: "Ja, verdammt, das bin ich!" Schon hatte Rivan die zitternde, grüne Elfe wieder in seine Arme gezogen, barg sie an seiner kräftigen Brust. Der Priester gedachte eben Einspruch zu erheben, doch als er sah, wie die junge Schwester weiter schluchzte, als er den brennenden Blick des Bhen über den goldenen Schopf hinweg gewahrte, liess er den Atem wortlos fahren. Einem verwundeten Wolf nahm niemand ungeschoren das Junge, und die Augen des Menschen rinnerten Taralom in diesem Augenblick nur zu sehr an einen wilden Wolf. Bei allen Göttern, worin hatten diese Beiden sich nur verwickelt? Was - oder wer - mochte zwei Liebende, denn diese Verbindung zwischen den ungleichen Gefährte war auch dem Tempelhüter nicht verborgen geblieben, zu allem Leid hinzu in solche Schuldgefühle treiben? Im Augenblick schien einzig Rivan diese Fragen beantworten zu können, doch der Mensch schien nicht zum Sprechen gewillt. "Lasst sie weinen", sagte Taralom schliesslich, und sah in des Menschen tränennasse Augen, "und weint mir ihr, wenn Euch dies hilft. Tränen sind heilsam, und dass Ylenavei weinen kann, lässt hoffen, dass ihre Seele heilen wird. Oft genug habe ich schon gebrochene Seelen gesehen...sie sind gleichgültig, bar jeden Schmerzes. Solchen ist die Hoffnung auf Heilung zumeist fern." "Was kann ich nur tun...?" Flehend suchten Rivans blaue Augen den Blick des Priesters. "Bleibt in ihrer Nähe. Haltet sie warm. Lasst sie Ruhe finden - und seid an ihrer Seite, wenn ihre Erinnerungen zurückkehren." Der Mensch schluckte, sah sich hilflos in der Halle um. "Hier wird so viel Verkehr sein....sie liebt das offene Land...die Weite...ihre Heimstatt am Spiegelsee..." Taralom erlaubte sich ein kleines Lächeln. Jetzt arbeitete Rivans Geist, dachte voran. Das würde ihn von seiner Hilflosigkeit befreien. Der Priester nickte langsam, holte ein Fläschchen mit einem Trank aus einer Tasche seiner Robe, füllte einen Becher und reichte ihn Rivan. "Lasst Ylenavei dies trinken, ehe Ihr sie an den Spiegelsee bringt. Haltet sie unbedingt warm, helft ihr in bequeme Kleidung, erwärmt Wasser, wenn Ihr ein Feuer machen könnt. Ich werde Euch Mutter Avienda nachsenden, sie wird sich um alles Übrige kümmern." Während Rivan immer wieder stumm nickte, wiegte er die gebeutelte Waldelfe in seinen Armen, bis sie sich soweit beruhigte, dass er ihr den Trank einzuflössen vermochte. Zufrieden beobachtete Taralom, wie der Bhen über seiner Beschäftigung einen guten Teil seiner Fassung wiedergewann, und nickte sanft bestätigend, als Rivan das schläfrig werdende Mädchen schliesslich behutsam aufhob und sich zu gehen anschickte. [...] |
03.01.2012 18:39:58 | Schattenjäger (#54710) |
Soul of GJ | [b]Kampf der Hexer - Der Ausgang[/b] Ein finsterer Blick fuhr über den sterbenden dunkelhäutigen Mann. Langsamen Schrittes nährte sich die andere Gestalt dem Sterbenden. Zorn und Hass war in den Augen des am Boden Liegenden zu erkennen. Schmerz und die Gewissheit versagt zu haben. Der Maskierte beugte sich herab und suchte nach etwas. Etwas was ihm gehörte. Der Sterbende konnte nichts dagegen tun. Er hatte seinen Rivalen, seine Habbruder ebenfalls schwer verletzt … doch … Der Maskierte fand was er suchte. Einen schwarzen Diamanten. Einen Seelenfänger. Sein Blick fixierte das schmerzerfüllte Gesicht seines Halbbruders. Er hatte ihm gedient. Ohne etwas davon zu ahnen. Es war sein Seelenfänger … und die gefangenen und gepeinigten Seelen sollten ihm gehören. Der Sterbende regenerierte sich langsam. Dies musste unterbunden werden. Doch sollte er nicht sterben … noch nicht. Mit schwarzmagischer Energie wurde dafür gesorgt. Mit dem Blut seines Halbbruders zeichnete der Maskierte einen Runenkreis für die Opferung. Den dunklen Opferdolch in der einen, den schwarzen Diamanten in der anderen Hand hob der Maskierte seinen finsteren Blick seiner aufgeflammten Augen in die die immer noch tiefschwarze Nacht. Dann hob er die Arme und sprach mit kalter Stimme: „Gedient habt ihr im Leben – dienen werdet ihr danach. Im Namen der mächtigen Neun beende ich eure erbärmliche, sterbliche Existenz. Das Leid eurer schmerzerfüllten, gepeinigten Seele soll niemals Enden.“ Der Dolch durchstieß den Brustkorb des Opfers. Das Leben wich aus dessen Blick. Seine Seele löste sich vom Körper und wurde in den Seelenfänger gezogen. Nach dem Ritual wurde die Leiche des Opfers durch Höllenfeuer verbrannt und der Maskierte zog sich zurück. Er brauchte Zeit seine Wunden wieder vollständig zu regenerieren. Seinen Dienern entzog er die dafür nötige Energie. Sie sollten Leiden. In seinem Versteck betrachtete der finstere Mann den schwarzen Diamanten. Er brauchte einen neuen Träger für diesen. So würde er mehr davon haben. Doch diesen Träger würde er nicht auf Amdir suchen … bald brach er auf … |
04.01.2012 06:41:09 | Aw: Schattenjäger (#54721) |
Ylenavei | [b]Am Spiegelsee[/b] Leise säuselte das Wasser ans Ufer des Sees, flüsterte der Wind in den Blättern hoher Wipfel. Grünliches Licht fiel durch das Blätterdach, in welchem die Stimmen des Waldes ein zarte, vom Tage bereits ermattete Melodien sangen. Frieden, Ruhe, Einklang gaben Ylenavei das Gefühl an diesem Ort...daheim zu sein. Sie sehnte sich nach Frieden, nach Geborgenheit in der Mitte der Geschöpfe der hohen Dame des Waldes. Rivans Herz schlug stetig in ihrem Rücken, seine warme Brust stützte ihren schwachen Leib, welcher ihr heute so wenig gehorchen wollte. Die junge Waldelfe wünschte sich nichts mehr, als die Geborgenheit der Heimstatt mit ihrem Gefährten teilen, der Schläfrigkeit in Geist und Gliedern in Frieden nachgeben zu können. Kalter Nebel der Verzweiflung brandete die verlockende Ruhe ein ums andere Mal fort. Etwas furchtbares war geschehen. Sie hatte Rivan entsetzlichem Leid überlassen, hatte zugelassen, dass... eisige, graue Schwaden verschlangen den Gedanken, ehe er vollendet war. Ylenavei spürte hilflos, wie er ihrem Geist entglitt, in ihren klammernden Fingern zerrann. Aus dem erstickenden Schleier tauchte ein Schatten auf, senkte sich über sie... kraftlos liess sie zu, dass er ihrer Kleider, ihre Seele zerriss, dass er... Das Grau schlug erneut über ihr zusammen, bis kräftige, sanfte Finger, die über ihre schmerzende, steinhart verkrallte Hand strichen, sie zum Frieden der Spiegelauen zurückführten. Zitternd zwang die junge Elfe sich, den Griff um Rivans andere Hand zu lockern, und der Schmerz liess nach. Die Stimme des Geliebten mischte sich mit dem Lied des Windes. In langsamen, fast entrückten Worten sprach er von einfachen, friedlichen Dingen, von seinem Freund Turc, der nach viel ertragenem Leid sein Glück gefunden zu haben schien, eine Familie zu gründen gedachte. Würde sie jemals wieder Glück finden in all der Scham und dem Schrecken, die in diesem entsetzlichen Nebel lauerten?...viele kleine Turcs.... weit entferntes Kinderlachen in Ylenaveis Geist drängte den Nebel beiseite. Würde sie jemals Rivans Kinder haben können, Peredan-Kinder ohne rechte Heimat? Würde sie überhaupt jemals diesem Wunder des Lebens würdig sein...? Über solch kreisenden, sich windenden Gedanken gewahrte die junge Waldelfe kaum die prüfenden Blicke und geübten sanften Berührungen, mittels welcher Mutter Avienda sich indes ein genaues Bild von ihrem elenden Zustand machte. Eben trieb der kummervolle Gedanke an fern entrücktes Kinderlachen Ylenavei neue Tränen in die Augen, als die alte Priesterin behutsam das Langhemd über ihrem Leib glattstrich und sie, an Rivans Leib geschmiegt, in eine warme Decke hüllte. Als die Mutter - alle nannten sie so, denn mit von feinen Fältchen geprägten Zügen wirkte Avienda im Kreise altersloser Elfen wirklich alt - den Blick hob, lag darin eine so tiefgehende warme Erleichterung, dass Ylenavei glaubte, in ihrem Herzen würde etwas zu schmelzen beginnen. Sie verspürte den Drang ihr Gesicht an Mutter Aviendas Hand zu lehnen, als die Priesterin diese behutsam an ihre Wange legte. "Mein Kind, was immer sich hinter Eurem Schatten verbirgt, er hat Euch nichts genommen, was allein Euch zu geben zusteht." Die junge Waldelfe seufzte erleichtert auf, und als sie nach einigen Sekunden spürte, dass auch Rivan die Bedeutung dieser Worte Aviendas erkannte, suchte sie die unter Tränen hervorquellenden, losgelösten Gefühle in der festen Umarmung des Menschen zu bergen. Gleich einem heilsamen Wind zerfaserten sie den Rand des schweren Nebels, klärten die Erinnerung an das herniederkommende Grauen, das ihr Beinkleid wie ihr Selbst zeriss, zu einem Trugbild, einem unvollendeten Akt. Und für einmal schienen die Erschöpfung, das Sehnen nach Frieden und Geborgenheit stärker zu sein als das eisige Dräuen des Nebels. Ylenavei spürte, wie Rivans Finger leicht bebend, so wunderbar sanft durch ihr Haar strichen. In der Geborgenheit der Arme ihres Geliebten wagte die erschöpfte Waldelfe schliesslich loszulassen, ihre Gedanken auf die ungewisse Reise zu schicken, während Leib und Glieder Erholung suchten. |
06.03.2012 13:41:50 | Aw: Schattenjäger (#57366) |
Ylenavei | [b]Wenn Dunst sich lichtet[/b] [i]Ylenavei fand sich auf nacktem, hartem Boden wieder, rücklinks, die Glieder in unsichtbaren Fesseln zur Unbeweglichkeit gebunden. Gleich einer erstickenden Last drückte schwärzeste Verzweiflung sie nieder. Sie hatte soeben schreckliches getan. Ihr Herz weinte um Verrat an seiner selbst, Verrat an dem, was ihr das Liebste war, wenngleich die junge Elfe sich nicht entsann, worin dieser bestand. Die Verzweiflung drang gleich eisigen Nadeln in sie ein, als ein maskiertes Antlitz über schwarzem Tuch in ihrem Blickfeld erschien, über sie kam, den letzten Funken Licht verschlang. Rot glühende Augen hinter boshaft schmalen Schlitzen drangen in sie ein, bohrten sich eiskalt in ihre Seele, während Hände, harte, gierige Hände an ihrem Leib zerrten. Unfähig zu atmen, im Entsetzen gelähmt, einen stummen Schrei auf den Lippen sah, spürte sie, wie das Grauen in schwarzem Tuch über ihren blossen, hilflosen Leib herniederkam...[/i] Verzweifelt keuchend fuhr die junge Waldelfe auf, sog frische, kostbare Luft in ihre Lungen. Ein kühler Windhauch strich über schweissnasse Haut, liess sie in den Decken erzittern. Ylenaveis Herz schlug wild gegen ihre Brust und die wärmende Hand darauf. "Alles ist gut...du hast nur geträumt, irmisse...", sagte Rivans wohltönende Stimme, und neben aller Wärme lag darin ein Hauch von Hilflosigkeit und Schuld. Sie war am spiegelsee, entsann sich ihr sich klärender Geist, auf das Lager gebettet, das sie ihre Heimat nannte. Die junge Waldelfe spürte jeden Muskel, als sie sich zu regen suchte, wie nach einem schweren Kampf. Langsam beruhigte sich ihr Atem, als sie zu Rivan emporblinzelte, der, eine Hand an ihrer Brust, an ihrer Seite kniete und mit der freien Hand sanft durch ihr wirres Haar strich. Die Augen des Silberwächters lagen tief in seinem erschöpften, von Gram zerfurchten Gesicht. Ylenavei hatte kein Gefühl, wie lange er nicht geschlafen haben mochte. Einmal mehr hatte ein Alptraum sie aus dem Dämmer zwischen Reverie und heilendem Schlaf gerissen, in welchem ihr Geist mit dem kalten, erstickenden Nebel rang, der undurchdringlich über ihren Erinnerungen lag, den Erinnerungen an ihr Vergehen, ihren Verrat. Furcht und Gram um das, was in dem Nebel lag, brannten in ihrem Herzen, als ihr Blick die blauen Augen Rivans traf. Zumindest war dieses Mal ihre Kehle nicht gänzlich trocken und ihre Glieder gehorchten ihr, als die junge Elfe sich aufzusetzen suchte. Dennoch nahm sie dankbar den Teebecher entgegen, welchen der Silberwächter ihr reichte. Die stumme Hilflosigkeit in seinem Blick liess Ylenavei zwischen vorsichtigen Schlucken nach Worten suchen. Sie berichtete, stockend zunächst, beschrieb die schwarz verhüllte Gestalt mit den rot glühenden Augen, die ihre Träume wie ihre wenigen klaren Erinnerungen mit Entsetzen tränkte, mit Verzweiflung erfüllte, die von der schwarzen Erscheinung stets auszugehen schien. Mit jedem weiteren Wort, das über Ylenaveis Lippen drang, mehrten sich Schuld und Gram in den wunderbaren Augen ihres Gefährten. Was war nur geschehen, was glaubte er getan zu haben, dass er all diese Schuld empfand, die doch auf ihrer Seele lag? Einmal mehr schauderte die junge Waldelfe hilflos, als der Nebel ihr die Antwort hartnäckig verweigerte. Ein Tränenschleier liess Rivan zu einem Schemen verschwimmen, einem Schemen, der auffuhr und sich aufseufzend abwandte. "Ich sollte gehen", erklärte der Mensch mit brechender Stimme, "ich habe dir mehr als genügend Leid zugefügt!" Gleich einem plötzlichen Ruck griff jähe Angst nach Ylenaveis Seele. "Was..was meinst du damit?", hörte sie sich hauchen. "Deine wunderbare Jugend...so viel liegt noch vor dir... ich hätte dies niemals anrühren, nie beflecken dürfen mit dem, was mir anhaftet", stammelte Rivan, der immernoch mit dem Rücken zu ihr dastand, "lass mich gehen und lebe, wie dir zu leben zusteht..." Neu aufbrandende Verzweiflung brachte die junge Elfe auf ihre eigenen Füsse, liess sie einen wackeligen Schritt an ihren Liebsten herantreten. "Rivan...du bist mir das Allerliebste, das Teuerste in dieser Welt", flehte sie und legte ihre bebenden Hände an seine Taille, "wie könnte ich ohne deine Liebe, deine Wärme und Hoffnung jemals wieder leben?" Ylenavei spürte, wie der Mensch sich innerlich unter ihrer Berührung krümmte. Doch schliesslich wandte er sich zu ihr, sah aus kummervoll und feucht glänzenden Augen zu ihr hinab. "Ylenavei...", er strich mit bebender Hand so zärtlich über ihre Wange, "Ylenavei, Sonne meines Herzens, ich liebe dich... und ich ertrage nicht, dich meinetwegen leiden zu sehen. Deshalb muss ich gehen." "Was immer ich furchtbares getan habe, lass mich nicht allein...nicht...um dessentwillen..." Wie ein Sturm fegte die jähe Furcht vor dem drohenden Verlust über den Trümmerhaufen hinweg, der in diesem Augenblick in Ylenaveis Seele aufragte, riss den Nebel hinfort, offenbarte schlagartig all das, was sich ihr so vehement entzogen hatte. Die Erinnerungen an Rivans furchtbare Qualen in jener Nacht [auf der Andorien-Ebene], die so grausame Entsprechung in den Bildern fanden, mit welchen der Schatten ihren Geist gepeinigt hatte, reihten sich zu dem höllischen Dienstvertrag mit ein, mit dessen Unterzeichnung Ylenavei sich selbst dem Übel hatte verpfänden sollen. Die mächtigen Neun, der unberührbare Gegner wirbelten in ihrem Geist umher, die unbeschreibliche Pein, als reine dunkle Magie sie durchdrang, sie niederwarf, sie dem Schrecken gänzlich auslieferte, erfüllte ihre Seele. Die junge Waldelfe spürte sich wanken, als ihre Knie nachgaben, als die Welt um sie verschwamm, doch fand sie Halt in kräftigen, warmen Armen, fühlte sich an breiter Brust geborgen. In der Sicherheit dieser einzigen Zuflucht, welche ihr in diesem Augenblick Sicherheit hätte geben können, fand sie schliesslich Worte, die den hereinbrechenden Bildern Ordnung gaben. Rivan hielt sie fest, während sie von ihrer Begegnung mit dem Schatten berichtete, [i]seinem Schatten[/i], wie es Ylenavei nun endgültig bewusst wurde. Der Silberwächter schien sie in seiner Umschlingung vor all dem Grauen bergen zu wollen, das sie in stockende Worte zu bannen suchte. Er grub sein Gesicht in ihr volles Haar, weinte stumm und bebend, als sie wiedergab, wie das finstere Wesen sie in seinen Dienst zu zwingen gesucht hatte. "Hör auf!", stiess Rivan schliesslich hervor, "lass endlich davon ab, die Schuld bei dir zu suchen! Du hast alles richtig gemacht, warst so stark! Du hast dir die Freiheit deiner Seele bewahrt, das ist alles, was zählt!" Lange hielt die junge Waldelfe den kräftigen Leib ihres Liebsten, lauschte seinen tiefen, bebenden Atemzügen, dem Klopfen seines Herzens, während aus dem Wirbeln in ihrem Geist ein entscheidender Augenblick hervortrat, in Rivans Worten neue Kraft gewann. 'Weine nicht, wunderbares Wesen', hatte der Rivan aus ihrer Erinnerung gesagt, die, von den grausamen Bildern des dunklen Zaubers mit hervorgerissen, durch den Bann gedrungen war. Diese wenigen Worte hatten Ylenavei den Weg aus scheinbar auswegsloser Not gewiesen. Sie hatten, Rivan hatte, ihr die Kraft gegeben, eine Entscheidung zu treffen, eine Entscheidung sowohl für als auch gegen die Stimme ihres Herzens. Obgleich die Summe aller Schrecken jener Nacht sie beinahe das Leben gekostet hatte, hatte diese Entscheidung die junge Elfe bis hierher geführt. Und nun fand ihr Geist endlich die Kraft, die Frage nach dem Warum zu stellen. Warum hegte dieses Ungeheuer solches Interesse ausgerechnet an Rivan und ihr? Vorsichtig löste Ylenavei sich - nur ein wenig - aus der innigen Umschlingung und sah zu ihrem Liebsten empor. "Deine Kraft, deine Hingabe liess mich stark sein, irmima. Und so mögen wir auch künftig füreinander stark sein und... so eben ertragen, was die Göttinnen für uns als ertragbar erachten", formulierte sie einen Leitsatz Rivans neu, "darum lass mich bitte endlich wissen, warum dieser Schatten gerade dir...uns solches Leid zufügt!" Die Augen des Silberwächters sprachen stumm von endloser Beschämung und Gram, während sie auf ihr Antlitz hinabsahen. Ylenavei liess ihm Zeit, und schliesslich begann der Mensch in stockenden, langsamen Worten zu erzählen. "Es scheint mir so unfassbar lang vergangen...erst wenige Tage..Wochen hatte ich hier auf Amdir geweilt...." Mittellos war er nach Amdir gekommen, doch nicht allein was Gold und Güter betraf. Ebenso bar jedes Lebensziels, bar der Hoffnung auf wahres Glück hatte er sich allein von seiner Göttin auf diese Insel führen lassen. Ylenavei wusste aus seinen früheren Erzählungen, dass ihr Gefährte in seiner Heimat die Schrecken des Krieges gesehen hatte, welche, ihr selbst nur in Ansätzen von Ansgard und der Adlerküste bekannt, wohl jedes Gefühl von Glück und Wärme zu töten vermochten. In jenen ersten Tagen auf Amdir ohne Halt und Perspektive, so erzählte Rivan, sei er dem namenlosen schwarzen Ritter begegnet, der ihm ein verlockendes Angebot gemacht habe. In voller Rüstung und behelmt sei der Ritter an ihn herangetreten und habe ihm den Vertrag angeboten. Ein Haufen von Gold habe mit der Unterschrift der seine sein sollen, einzig ein Schmugglernest habe Rivan im Dienst des schwarzen Ritters dafür ausräuchern sollen. Unendliche Scham brannte in den Augen des jetzigen Silberwächters, als er über seine Lippen mühte, wie leichtfertig er seinen Namen unter dieses Pergament gesetzt hatte, das Pergament, welches ihn in gewisser Weise die Freiheit gekostet hatte, wie ihm nun endgültig gewahr zu werden schien. Er habe unter Schweiss und Entbehrungen seinen Dienst erfüllt und die Schmuggler, ehrlose Verbrecher, in hartem Kampf hingeschlachtet. Das Gold habe er als gerechten Lohn für diese Mühen eingestrichen und kaum einen Gedanken an die seltsamen Umstände dieses Gewinns verschwendet. Erst die folgenden Wochen und Monde hätten offenbart, welch grausame Macht der schwarze Ritter, der Schatten mit den roten Augen - seither über ihn hatte. Der Mensch liess aus, welche "Verfehlung" seinerseits ihm die Höllenqualen auf der Andorien-Ebene eingebracht haben mochten, und Ylenavei fragte nicht danach. Ihr Eingreifen in jener Nacht hatte den Schatten auf sie aufmerksam werden lassen, das war nun ihnen beiden offenbar, hatte dazu geführt, dass... Die junge Waldelfe empfand keine Reue, ebenso wenig, wie sie Rivan hätte Zorn entgegenbringen können. Alle Geschöpfe hatten Schwächen, und dieser höllische Schatten hatte die des Menschen vor ihr schamlos ausgenutzt, zu einer Zeit, die Ylenavei wie ewig vergangen erschien, einer Zeit, in welcher sie und Rivan einander noch nicht einmal gekannt hatten. Sie empfand keinen Grund, ihn deshalb auch nur einen Deut weniger zu lieben. Einzig Bedauern beschwerte ihr Herz, riss an ihrer Seele, Bedauern, dass ihnen beiden so viel Leid zu durchleben beschieden war. Rivan sah zu ihr hinab, schien mit seinen wunderschönen blauen Augen in ihrem Blick zu lesen, denn er sagte leise: "Die Göttinnen erlegen uns eben soviel auf, wie wir ertragen können, nicht mehr." Matt spürte die junge Elfe sich nicken, doch insgeheim fragte sie sich, ob sie diesem Leid und Schrecken tatsächlich gewachsen war. Einen Funken Hoffnung gab es, erinnerten ihre Augen, ihr schwer werdender Leib in Rivans Armen sie unvermittelt. "So lass uns gemeinsam durchstehen, was sie uns gemeinsam auferlegen", antwortete sie, "lass uns gemeinsam einen Weg finden diesen Schatten zu vernichten...und all dem Leid ein Ende zu bereiten!" Rivan nickte sanft. "Das werden wir, bei Tymora. Doch das hat Zeit... jetzt brauchst du Ruhe...brauchen wir beide Ruhe." Ylenavei spürte, wie bleierne Erschöpfung nach ihr griff, eine Erschöpfung, die anders war als die bisherige, die, erstmals seit der Schreckensnacht, erholsame Ruhe versprach. Die jungen Elfe nickte stumm, als sie ihren Gefährten sagen hörte: "Ich werde über deine Ruhe wachen, wie ich stets über dich wachen werde, so lange die Göttinnen es mir vergönnen." Der Silberwächter führte sie zurück zu ihrem Lager, und als der Nebel diesmal ihre Sinne verhüllte, waren es Schleier erlösenden Nichtseins, die sie sanft hinforttrugen. |
12.03.2012 15:24:45 | Aw: Schattenjäger (#57682) |
Ylenavei | [b]Stille Wochen, Stille Monde[/b] Die Träume kehrten wieder, verstörende, verzweifelte Irrwege, die Ylenaveis Gedanken in der Reverie immer wieder beschritten. So kehrten ihre Kräfte anfangs nur langsam zurück, und die junge Waldelfe verbarg ihren Zustand weiterhin an ihrem versteckten Rückzugsort am Spiegelsee, auch nachdem Rivan seinen Pflichten bei der Silberwache zurück nach Mirhaven gefolgt war. Die Geschwister der Elenath hatten sie zu ihrer Fürsprecherin erwählt, kurze Zeit vor jener grauenvollen Nacht, das hatte Ylenavei sich stets aufs Neue gesagt. Doch wie hätte sie, gefangen in Gram und Furcht, von Kraft und Entschlossenheit künden, den Geschwistern Sicherheit vermitteln können, wie es von einer Fürsprecherin erwartet wurde? Zumindest ihre Hände hatte die junge Elfe zu beschäftigen vermocht, als Leib und Glieder ihr wieder ausreichend gehorchten. Meister Nogl'Vreal hatte keine Fragen gestellt, sodass Ylenavei in fiebriger Arbeit in der Bogenbauwerkstatt den Schatten in ihrer Seele zu entrinnen gesucht hatte. Die Ruhelosigkeit hatte jedoch ihren Tribut gefordert und es hatte nicht lange gedauert, bis die Geschwister, welche in die Werkstatt kamen, ihres zermürbenden Kummers gewahr geworden waren. In Elriels, und kurz darauf in Aykiz' Armen hatte die verzweifelte Waldelfe schliesslich Tränen und Worte gefunden, um die Tonnenlast ihres düsteren Geheimnisses hinauszuspülen, ehe es sie hatte zerreissen können. Als die Schwestern mit ihr geweint hatten, hatte Ylenavei gewahrt, wie sehr das Teilen ihr wohltat, dass sie Kraft in der Erkenntnis fand mit ihrem Kummer nicht länger allein zu sein. Elriel hatte zudem von Teufeln gesprochen, als die junge Waldelfe ihr von dem Vertrag berichtet hatte, den zu unterzeichnen der Schatten sie hatte zwingen wollen. Solche Kreaturen, so hatte die Schwester gesagt, seien darauf aus, die Seelen unbedarfter Geschöpfe an sich zu binden. Doch sie täten dies mit List und Verführung, da ihre höllischen Regeln ihnen jegliche Anwendung von Zwang verbäten. Mit Schaudern hatte Ylenavei an Rivans Beichte zurückgedacht, doch ihre eigene Nacht des Grauens passte so garnicht in dieses Bild hinein. So hatte die junge Waldelfe sich nicht lange bei jenem Gedanken Elriels aufgehalten, welcher in ihr stets eisiges Entsetzen schürte: Sich der teuflischen Kreatur noch einmal zu stellen, sie nach ihrem Namen zu fragen, um sie anhand ihrer Höllenregeln in die Schranken zu weisen. Nein, es war Ylenavei unvorstellbar gewesen, diesem Ding noch einmal gegenüber zu treten. Stattdessen hatte sie das Grauen irgendwann beiseite geschoben, des Tags zumindest, um ihrer Aufgabe in der Gemeinschaft nachzugehen, den Geschwistern eine Gesandte zu sein, während nachts die Träume kamen, in ihre Reverie eindrangen und ihr die Ruhe stahlen. Zuweilen, insbesondere über jene Tage, die Rivan fern von ihr gebunden war, spürte die junge Waldelfe, wie Anspannung und Erschöpfung sich aufstauten, an ihrer Seele nagten. Die nacht des Grauens schwand nicht einfach, so sehr Ylenavei sich um ein davon unberührtes Leben mühte. So kam es, dass die Schale um ihre wunde Seele brüchig geworden - von Beginn an niemals wirklich hart gewesen war. Schon während der glücklosen Reise in den Dornenwald - dem ersten Anlass, der Ylenavei bewegt hatte, den Schutz ihres Verstecks zu verlassen - hatte die junge Elfe gespürt, wie leicht die frischen Narben in ihrer Seele berührt, zu leidvollem Klingen gebracht werden konnten. Letztlich war es Bolnar, der aufmerksame und freundliche Erkatam gewesen, welchem der Kummer in ihrer Seele am Rande einer diplomatischen Unterredung ins Auge gestochen war. Die Freundlichkeit des Priesters ihr als Person gegenüber hatte Ylenavei bewegt, ihre leidvolle Erfahrung schliesslich mit ihm zu teilen. Und neben erquickendem Trost hatte Bolnar einen Teil seines immensen Wissens mit ihr geteilt, sein Wissen über verdorbene Geschöpfe, die mit Teufeln paktierten und ihren finsteren Herren und Vertragspartnern in ebenso finsterer Weise dienten. Mochte dies der fehlende Teil des Gefüges sein? War der Schatten ein Paktierer, der im Dienste seiner Herren - womöglich waren die mächtigen Neun die Fürsten der Neun Höllen höchstselbst? - nach den Seelen anderer Wesen gierte, ohne direkt an strenge Regeln gebunden zu sein, wie Elriel sie erwähnt hatte? Diese Frage war der jungen Waldelfe in den folgenden Wochen, erfüllt von einer Vielzahl von Ereignissen, erst an jenem Tag vorläufig aus dem Geist entwichen, als die Götter ihrem Erlebten unvermittelt so etwas wie einen Sinn hatten geben wollen. Sie hatte sich in Rivans Wachstube zu Mirhaven wiedergefunden, die geschändete Larissa Borghese vor Augen, durch ihre eigenen Erinnerungen in der Lage, das Leid der Bhen-Frau in einer Weise nachzuempfinden und zu lindern, wie es vor der Nacht des Grauens kaum möglich gewesen wäre. Diese Erfahrung hatte Ylenaveis Schmerz lindern, jedoch nicht auslöschen können. So hatten die Wirrungen ihrer Träume in einsamen Stunden ihr Furcht und Verzweiflung, Demütigung und Schmerz auch in den folgenden Wochen und Monden immer wieder in Erinnerung gerufen. Zudem hatte sie erfahren müssen, dass der Schatten nicht der einzige Paktierer auf Amdir sein mochte, wenngleich jene Verdorbenen, welchen die junge Waldelfe in dieser Zeit begegnete, mehr verirrte Seelen zu sein schienen, denn von solcher Macht und Grausamkeit erfüllt, wie sie dem Schatten innewohnten. So lernte Ylenavei mit dem Schatten in ihrer Seele zu leben, irgendwie, und zu warten, zu hoffen, dass dieser sich, wie in all den Wochen zuvor, auch weiterhin nicht zeigen würde. Aufgaben, sorgen und Freuden kamen und gingen, und die nächtlichen Schrecken fanden eine nach aussen wohl verborgene Nische in der jungen Waldelfe Innerstem, aus welcher sie sie nurmehr selten preisgab. Bis sie eines Tages Rivans Brief in Händen hielt. |
18.03.2012 14:44:51 | Aw: Schattenjäger (#57866) |
Ylenavei | [b]Neue Spuren[/b] Eigentlich war der Brief einem gänzlich anderen Anlass gefolgt, die entscheidenden Zeilen nicht mehr als eine Randbemerkung gewesen. Doch eben diese Randbemerkung liess Ylenavei nun innehalten, das Pergament fest in Händen in die lohenden Flammen ihres Feuers starren. Pergament um Pergament waren bereits in loderndes Licht und Wärme aufgegangen, ebenso wie eine trockene Rosenblüte, die nun als Rauch in den Kreis der Natur zurückfand. Jedes Mal, wenn die Flammen nach einem weiterem Stück der Vergangenheit gierend und leckend emporgeschlagen waren, hatte eine Welle des Schmerzes ihr neue Tränen ins Gesicht getrieben, auf welche ein vager Hauch von Freiheit gefolgt war. Doch welche Erinnerungen die Flammen mit diesen Relikten auch mit sich nahmen, von jenem, was tief in ihrer Seele eingebrannt war, vermochten sie die junge Waldelfe nicht zu befreien. Rivan war fort, entgültig fort. Gänzlich unvermittelt war er in Elboria erschienen, hatte sich von ihr losgesagt. Einen Traum hatte er bewahren wollen, ehe dieser zum Alptraum werden mochte, blind dafür, dass Liebe und Gefährtenschaft es waren, die diesen Alptraum, der sie beide längst schon in seinen Fängen hielt, aufwogen. Er war vor den Schatten in ihrer beider Leben davongelaufen, weinte Ylenaveis Herz, hatte sich in sein Mirhaven, seine Wache geflüchtet, hatte sie mit den Trümmern dessen, woran sie so fest geglaubt hatte, zurückgelassen. In den darauf folgenden Tagen voll Kummer und Düsternis hatten die Träume wieder Besitz von ihr ergriffen, düsterer und verzweifelter denn je. Wenn der Schatten nun über sie kam, wenn sie die Aufgabe ihrer selbst und dem gequälten Rivan seine vermeintliche Rettung verweigerte, sah Ylenavei nun an dem Grauen in Gestalt vorbei, sah das schmerzgezeichnete Antlitz des Silberwächters, mit welchem er sich von ihr abwandte, sie hilflos in den Fängen der Verzweiflung zurückliess, ehe der Schatten sich über ihren Leib senkte...und das pure Entsetzen einmal mehr ihre Reverie abrupt zerriss. Sie sei selbst so stark und brauche ihn nicht, hatte der Mensch sie bei seinem wirklichen Abschied am Brunnen in Elboria beschworen. Doch wenn Ylenavei einmal mehr aus solchen Träumen auffuhr, schweissnass und zitternd um Atem und Klarheit rang, verspürte sie nichts von dieser Kraft. Eine so unterbrochene Traumruhe wurde dieser ihrer Bezeichnung nicht gerecht, zog sie doch mehr Erschöpfung, Gram und Kummer nach sich, als die verzweifelte junge Waldelfe in die Reverie mit hineingenommen hatte. Und so viele zustätzliche Stunden, wie sie unter diesen Umständen mit der Reverie verbrachte, war es nur eine Frage der Zeit, bis die warmherzigen Geschwister, die sich so rührend um sie sorgten, der zermürbenden Schatten in ihrer Seele gewahr werden würden. Und dass sie, Ylenavei, unter den Händen der Geschwister daran verging, hatten diese nicht verdient. Sie würde stark sein müssen, wenn sie den verzweifelten Träumen entkommen, mit Rivan und sich selbst zu innerem Frieden finden wollte, um der Geschwister willen, die so viel Vertrauen in sie setzten. Sie würde den Weg einschlagen müssen, welcher ihr so ungangbar erschien. Schaudernd kniff Ylenavei die Lider zusammen, wischte den Tränenschleier fort, welcher bei diesem Gedanken die Flammen vor ihren Augen hatte verschwimmen lassen. Kalreshaar mochte ihr Kraft geben, den Weg zu beschreiten, der ihre Seele zittern liess, die Kraft, den Schatten zu stellen und ihm - und vielmehr sich selbst - zu versichern, dass sie dem Grauen nicht gänzlich hilflos ausgeliefert war. Ihre Bernsteinaugen glühten wabernd im Licht der Flammen, als Ylenavei mit Entschlossenheit ihren Willen gegen den Kummer härtete und das Pergament ansah, welches ihre derzeit deutlichste Spur zu den finsteren Geheimnissen des Schattens darstellte. Mit knappen, entschlossenen Bewegungen riss sie die entscheidende Randbemerkung heraus, ehe sie den Rest des Briefes den anderen nach den Flammen überantwortete. Das Fragment, welches die junge Waldelfe nun in grünen Händen hielt, enthielt nurmehr diese Worte: [Quote] Aber nun zum Schimmern der Hoffnung...Tymora Irmisse,ich bete, dass diese Spur nicht wieder so schnell kalt ist...der Großmeister der Akademie empfing mich zum Gespräch...und unser Schatten ist auch der seine. Ich konnte ihn überzeugen, eine Expedition in dessen Halbreich zu organisieren... [/Quote] Der Weg zu Grossmeister Ragor Lyonsbane mochte der erste Schritt zum Ende von Schmerz und Verzweiflung sein, ob dieses in Leben in innerem Frieden oder in ewigem Vergessen in erlösender Dunkelheit bestand. Mit bebenden Händen ergriff Ylenavei Tinte, Feder und ein blankes Pergament und andressierte es an den Erzmagus. Als sie dann zu schreiben begann, fanden die Worte in banger Entschlossenheit immer rascher ihren Weg aus ihrer Seele auf das Papier. [Quote] Werter Grossmeister Lyonsbane, Nicht leicht lösen sich diese Zeilen von meiner Feder, die ich Euch in einem persönlichen Bestreben zukommen lasse. Unlängst erhielt ich Kunde, dass *ein Wort scheint hier unter einem Tintenfleck verborgen zu sein, ehe sich die Zeile fortsetzt* Korporal Fearis sich mit Euch über eine Kreatur, einen Paktierer beriet, welche ihn in gewisser Weise in ihren Fängen hält. Dieser, nun, aus Ermangelung eines Namens nenne ich ihn den 'Schatten', kam auch über mich und hinterliess tiefe Spuren in meinem Leben. Jedoch um meine Seele sorgt Euch nicht, diese ist frei, während mein Geist in diesen Tagen schwerer denn je an den Narben jener unglückseligen Begegnung mit dem Schatten trägt. Ich erhoffe mir der Rastlosigkeit, meinen düsteren Träumen zu entkommen, wenn ich dieses Übel ausgelöscht weiss - mehr noch, wenn ich mich diesem noch einmal und weniger hilflos stellen kann. Korporal Fearis deutete an, dass auch Ihr nach diesem Schatten spürt und mehr und nützliches wissen mögt, was Fearis nicht mit mir teilte. Wenn Ihr in den Fähigkeiten einer Waldläuferin, Schützin und Spurenleserin Verwendung findet, mag ich Euch bei Eurem Unternehmen unterstützen, wie auch immer ich es vermag, und ich erbitte Euch, Euer Wissen darum mit mir zu teilen, auf dass dieser Weg zum Frieden führen mag. Ich bin bereit, die Akademie zu besuchen, wann immer Ihr mich empfangen mögt. Hochachtungsvoll, Ylenavei Deihlana, Schwester des Hauses Elenath [/Quote] |
20.03.2012 07:11:01 | Aw: Schattenjäger (#57956) |
Ylenavei | [b]Wegweiser[/b] Lange sass Ylenavei mitten auf dem riesigen, weichen Bett und besah im flackernden Schein des Kaminfeuers den kleinen Gegenstand, welcher an einer filigranen Kette von ihrer Hand baumelte. So sauber und komfortabel dieses Gästezimmer des Arkanen Ordens auch sein mochte, schien es ihr fremder, weitaus fremder als all jene vergleichbaren Räume, die sie in den vergangenen beiden Jahren auf Burg Winterrache bewohnt hatte. Die junge Waldelfe trug das lange grüne Wollgewand, welches ihr in diesen Räumlichkeiten ebenso angemessen erschien wie in jenen der hohen Burg. Doch stand die Burg für die Vergangenheit, während das Gästezimmer im Orden einen Weg in die Zukunft markierte, in eine Zukunft, in welcher sie ihrer Träume Herrin sein, für ihr blutendes Herz Heilung finden mochte. So sehr sie sich hier, inmitten der Bhen-Stadt, fehl am Platze führte, war Ylenavei dennoch dankbar für des Grossmeisters rasche Antwort auf ihren Brief gewesen: [quote] Ehrenwerte Ylenavei Deihlana, Schwester des Hauses Elenath, ich habe Euer Schreiben erhalten und bin jederzeit bereit Euch in den Hallen der Akademie des Arkanen Ordens zu Mirhaven zu empfangen. Eine für die meine Rasse lange Geschichte verbindet Elboria, das Haus Elenath und meine Person. Bitte richtet an dieser Stelle Cypria aus Eurem Hause meine persönlichen Grüße aus. Bitte teilt mir den Tag Eurer Ankunft mit. Für Speis, Trank und Unterkunft ist selbstverständlich in der Akademie gesorgt. Genau wie Herr Fearis, seid unser Gast in den unseren sicheren Hallen. Das Thema selber möchte ich lieber ausschliesslich in einem persönlichen Gespräch vor Ort besprechen. Hochachtungsvoll R. Lyonsbane Akademie des Arkanen Ordens zu Mirhaven [/quote] So hatte sie den lähmenden Kummer abgeschüttelt, hatte sich auf die Reise begeben, ehe sie zwischen Erschöpfung und dunklen Träumen in ihrem Versteck gefangen gewesen wären. Die Seldarine hatten Ylenavei ihre Gunst erwiesen und sie auf jenen Weg geführt, welchen der Grossmeister zur selben Zeit seinem Heim entgegen ging. Der alte Bhen hatte nicht gezögert, sie umgehend in die Akademie zu geleiten, hatte ihr persönlich dieses Zimmer zugewiesen, sie köstlich mit Tee und Nachtmahl bewirtet. Schliesslich hatte die junge Waldelfe erzählt, was sie in diese Mauern führte, von dem, was sie mit Rivan verband, was sie auf der Andorien-Ebene über seinen krampfenden Leib hatte wachen lassen, was die Aufmerksamkeit des entsetzlichen Schattens des Silberwächters schliesslich auf sie gelenkt hatte. Sie hatte von ihrer Nacht des Grauens berichtet, und schliesslich war es Lyonsbane gewesen, welcher förmlich erriet, was am Ausgangspunkt all dieses Schreckens, der ersten Begegnung Rivans mit dem Schatten, geschehen war. So hatte Ylenavei ihm schliesslich alles offenbart, auch jenen Teil, welchen sie bislang tief in ihrem Herzen bewahrt hatte. Es schien ihr richtig zu sein, den Erzmagus wahrlich alles wissen lassen, denn er schien um sie ebenso besorgt zu sein wie um das Schicksal des Silberwächters. Rivan....der Gedanke an seine blauen Augen, seine sanften Berührungen liess ihre Seele weinen, den Gegenstand in ihrer Hand vor ihren Augen verschwimmen. Wie sehnte sie sich in dieser einsamen Nacht nach seiner Wärme.... Tatsächlich hatten bereits in Lyonsbanes Büro einzig einige Störenfriede in der nahen Bibliothek sie davor bewahrt, den Tränen erneut anheim zu fallen. Und wenig später, im Laborturm, hatten zahllose befremdliche Eindrücke sie den Kummer für einige Augenblicke vergessen gemacht. Der Erzmagus hatte sie mit zahllosen Zaubern untersucht, hatte sie gar in gewisser Weise in zwei Teile gespalten, um einige, wie er sagte, gefährlichere Tests weniger gefährdend durchführen zu können. Letztlich war er zu dem Schluss gekommen, dass der Schatten, der sie in der Nacht des Grauens berührt hatte, tatsächlich dieselbe Kreatur war, welcher auch er seit Jahren schon nachstellte. Ylenavei hatte mit dem Schrecken in ihrem Innern gerungen, als der alte Zauberer ihr darlegte, wie gefährlich der Schatten war, welche Untaten er in der Vergangenheit bereits begangen oder versucht hatte. Ihr Innerstes hatte sich schmerzlich zusammengezogen, als Lyonsbane ausführte, dass diese...Kreatur gedachte, sich selbst zu vermehren, indem...[i]es[/i] Frauen gewaltsam zu nehmen suchte. In einem stillen Stossgebet dankte die junge Waldelfe den Seldarine für ihre Gnade, in welcher sie die Nacht des Grauens nicht mit einem solchen Schicksal hatten enden lassen. Auch jetzt noch, als sie allein auf dem grossen Bett sass, liess der Gedanke sie schaudern, den Gegenstand in ihrer Hand an seiner leise klickenden Kette zittern. Die tiefe Überzeugung, der Wille des Erzmagus' dieses..Monstrum endgültig zu vernichten hatte jenen Funken Hoffnung enthalten, welcher Ylenavei nicht hatte zögern lassen sich der Sache des Zauberers anzuschliessen. Lyonsbane hatte ihr dieses magische Amulett gegeben, ein Pendel, welches einen winzigen Teil des Schattens in seinem Innern barg und den Weg zu ihm oder seinen Spuren zu weisen vermochte. Die junge Waldelfe blinzelte und sah in den Kristall an der Kette, welcher ein rotfleckiges Stücklein Stoff umschloss. War das Blut? Blut des Schattens? So wie es gemäss Lyonsbanes Worten auch an den Phiolen in dessen Schatulle haftete? Hiess dies, dass der Schatten letztlich doch verwundbar war? Ein Hoffnungsschimmer regte sich in Ylenaveis Herz, förderte jedoch sogleich neue Tränenschleier zu Tage. Hätte es doch nur einen Weg an Rivan vorbei gegeben. Doch der Erzmagus bestand darauf, dass der Silberwächter in gegebener Situation ebenso zu grosser Hilfe wie zu grosser Gefahr werden konnte. Es sei unablässig, ihn zu finden, hatte Lyonsbane gesagt, ihn zu finden und in die Gruppe einzuschliessen, welche die Reise zur Vernichtung des Schattens auf sich nehmen sollte. Ebenso wie die junge Waldelfe sich nach der Wärme 'ihres Wachmanns' sehnte, fürchtete sie doch gleichsam den Schmerz, welchen dieses vergebliche Sehnen bei einem Wiedersehen mit sich bringen würde. Doch wenn dies der einzige Weg zur Freiheit war, sagte sie sich, würde sie auch diesen Schmerz ertragen müssen. Die Götter würden den Weg aus all dem hinaus zu weisen wissen... Fest schloss Ylenavei die Hand um das kristallene Pendel, als die Tränen wieder nach ihr griffen. Lange noch rang sie damit, die Einsamkeit dieser Nacht von sich zu weisen, bis schliesslich die Erschöpfung siegte, sie auf dem Deckbett in eine tiefe Traumruhe zurücksinken liess. |
25.03.2012 12:41:28 | Aw: Schattenjäger (#58140) |
Ylenavei | [b]Der Ort des Grauens[/b] Fröstelnd erschauderte Ylenavei unter einer neuerlichen Windbö, die über die karge, zerklüftete Landschaft an der südlichen Küste Amdirs strich. Nicht, dass der Wind an diesem Tag sonderlich kalt gewesen wäre, es waren die Erinnerungen, die dieser Ort im Geist der jungen Waldelfe in Erinnerung rief, welche ihre Seele mit Eiseskälte erfüllten. Jetzt, im hellen Licht des Tages, lag der Landstrich so friedlich, so unschuldig zu ihren Füssen, als hätte sich dort niemals jene grauenhafte Nacht zugetragen, die Ylenavei zu vergessen nicht imstande war. Die Nacht des Grauens, welche Rivan in ihrer Seele in Form immer wiederkehrender Träume zurückgelassen hatte, hatte die junge Elfe letztlich dazu bewegt, dem Verlustschmerz zu trotzen und in Mirhaven, in der magischen Akademie, nach jenem einzigen Verbündeten zu suchen, dessen Spur ihr zuletzt noch geblieben war: Die des Grossmeisters Ragor Lyonsbane. Dieser hatte sie angehört, hatte nachgewiesen, dass sie beiden denselben Schatten jagten, hatte ihr ein Instrument, ein Pendel, anvertraut, mit welchem dieser sich aufspüren lassen sollte. Doch einen Hinweis, wie dieser so gefährliche Feind sich bezwingen lassen mochte, hatte er nicht gegeben. Mit der Übergabe des Pendels hatte Lyonsbane sie eingeladen, an seiner Jagd teilzuhaben, mit neuer Energie an die Stelle einer älteren, müden Jagdgesellschaft zu treten. Doch hatte der Erzmagus ebenso darauf beharrt, dass es unablässig sei, Rivan ebenfalls zur Teilnahme zu bewegen, da der Silberwächter aufgrund seiner...besonderen Verbindung zu seinem Schatten ebenso Hilfe wie Gefahr werden mochte. Das verzweifelte Sehnen nach Freiheit von Schatten und schweren Träumen hatte Ylenavei dem Bestreben ihres wunden Herzens den Silberwächter zu meiden nachgeben lassen. Doch diesen tatsächlich gezielt zu suchen kostete sie weitaus mehr Überwindung. Ernüchtert von einer weiteren traumreichen Reverie im Gästezimmer der Akademie hatte die junge Waldelfe zunächst ihre Füsse ihren weiteren Weg bestimmen lassen, und diese waren jähem Heimweh nach ihren Geschwistern zunächst in die Runenschmiede gefolgt, wo, wie sie wusste, Eir'Ceal zuweilen zu arbeiten pflegte, jener Bruder, dem sie mehr als allen anderen Geschwistern vertraute. Die Erinnerung an jenen Morgen in der Runenschmiede erfüllte Ylenaveis Herz mit nur noch mehr Uneinigkeit und Verwirrung. Der Waldelf war wahrlich dort gewesen, hatte sich einmal mehr geduldig angehört, welche Last sie in ihrer Seele durch die Strassen Mirhavens trug, hatte gar ihr innerlichstes Sehnen nach Geborgenheit gleichsam erahnt. In seinen Armen hatte sie in den Scherben der zurückliegenden beiden Jahre erstmals wieder Halt verspürt. Und doch empfand die junge Elfe dies alles als bedrückend ungerecht. "Ich würde mit dir in den Tod gehen", hatte Eir'Ceal gesagt, als er sich ungefragt bereiterklärte, sie auf die Jagd nach ihrem Schatten zu begleiten. Langsam aus der betörenden Blindheit erwachend, die sich mit dem Fortgang des Silberwächters wie ein Schleier von ihr zu heben schien, fühlte Ylenavei sich ebenso unfähig, eine solche Schuld auf sich zunehmen, wie sie sich als unwürdig empfand, ein solches Versprechen als Geschenk anzunehmen. Und dennoch... die Nähe des Bruders, dem sie vertraute, mochte den Weg in die Dunkelheit um so vieles leichter machen... Die Ruhelosigkeit hatte sie schliesslich aus der Menschenstadt getrieben, noch ehe sie sich hatte überwinden können, gezielt nach Rivan zu suchen. Den Silberwächter aufzuspüren versprach nur wenig Sinn, so lange weder er noch sie wussten, wie sie dem Schatten überhaupt begegnen mochten, wenn sie ihn denn fanden. Ylenavei bat im Stillen die Seldarine, sie mochten ihre Suche nach Wissen über ihren Feind, über seine möglichen Schwächen, die den Jägern zur Stärke gereichen mochte, mit Wohlwollen bedenken... Angesichts des verlassenen, so von Erinnerungen schwangeren Ortes nur wenige Dutzend Schritt von der gischtenden Linie entfernt, an welcher Wellen auf Felsen tragen, verspürte die junge Elfe bereits jetzt tiefe Dankbarkeit, dass sie an diesem Tage nicht allein war. Neben Aurora, der stattlichen Pantherdame, verharrte Eir'Ceal an ihrer Seite, besah sich Sand und Felsen mit ruhigem Blick und erweckte in ihr allein durch seine Anwesenheit ein Gefühl von Halt und Geborgenheit. "Dort unten ist er plötzlich erschienen..in meinem Rücken, wie aus dem Nichts", bedeutete Ylenavei ihrem Begleiter die flache Felszunge zwischen hohen Klippen, in welcher der Pfad vor der Küstenlinie endete. "Er hat dich von hinten überrascht?" Eir'Ceal hatte eine seiner dunklen Brauen ungläubig erhoben. "Ich...mag in Gedanken gewesen sein...so vieles ging mir im Kopf umher, so kurz nach der Wahl...", räumte die junge Waldläuferin betreten ein. "Er hat mich angesprochen..." fuhrt sie fort, während sie den Waldelfen die letzten Schritte zum Ort des Geschehens führte, "...gab kund, dass ich mich unterwerfen solle....hier war ich...", sie drehte dem Meer den Rücken zu, "..und er noch einige Schritte entfernt." Ylenavei deutete in Richtung der ihr nun rechten Klippe. "Als ich mich weigerte, wandte er sich gar ab", fuhr sie fort, "noch nie....habe ich jemanden...etwas...solche Überlegenheit zeigen sehen." Sie schluckte schwer. "Aurora spürte ebenso wie ich, welche Gefahr von ihm ausging...und ich schoss ihm in den Rücken... doch der Pfeil, ein silberner, fiel einfach zu Boden..als sei er gegen eine Wand geprallt." "Dann...kam er immer näher...während er weiter sprach, von den mächtigen Neun und alledem... und mit jedem seiner Schritte wuchs die Verzweiflung in meinem Herzen..." Schmerzlich seufzte die junge Waldelfe auf und spürte sogleich, wie eine tröstlich warme Hand sich auf ihre Schulter legte. "Du musst nicht....nicht alle Einzelheiten sind wichtig...", hörte sie Eir'Ceals sanfte, leise Stimme an ihrem Ohr. Doch Ylenavei fuhr mit erstickter Stimme fort. "Als er hier direkt vor mir stand, glaubte ich zu zerreissen...irgendwie...brachte ich mein Rapier aus der Scheide...ihn gleich in der Bewegung abwehrend...doch der Streich ging wieder gegen eine Wand...brachte allenfalls ein oder zwei Schritt zwischen uns." Vorsichtig schob sie eine Hand über jene des Bruder, die noch immer auf ihrer Schulter ruhte. "Sein...schwarzer Energiestrahl brachte mich eben hier zu Fall...als...wäre ich von einer Lanze durchbohrt..." Zielsicher deutete Ylenavei auf einen glatten Flecken Boden, ohne gleich zu gewahren, woher diese ihre Sicherheit rühren mochte. "Bei den Göttern...!", entfuhr es Eir'Ceal unvermittelt, als dessen Blick ihrer deutenden Hand auf den Grund der Felszunge folgte. Erst jetzt gewahrte die junge Waldelfe, wie klein jener Bereich des Felsens, dessen Oberfläche keine Krater, Brüche und Furchen aufwies, die erst seit wenigen Monden der verwitternden Kraft der Elemente ausgesetzt schienen, tatsächlich war. Mit geweiteten Augen stammelte sie entsetzt: "Ich...erzählte dir...woran ich mich noch erinnere...wenig klares, nachdem ich am Boden lag...der Schatten mich berührte...als...ich ihm meine Seele verweigert hatte...und er mich...." Mit den Worten schluckte sie aufsteigende Tränen hinunter. "Etwas...lenkte ihn von mir ab...und sie kämpften...mit zerstörerischer Magie...bewarfen sich mit Fels..und Feuer...und den Sternen gar...." Eir'Ceal stand nun dicht hinter ihr, als Ylenavei schwer atmend den Blick über die zahlreichen Spuren zerstörerischer Magie in ihrer Umgebung gleiten liess. "Die Seldarine hielten wahrlich eine schirmende Hand über dich, tapfere Schwester", beteuerte der Waldläufer mit fahler Stimme, ehe er schliesslich sanft ihre Schulter drückte. "Lass uns sehen, ob dieses..Inferno etwas übrig gelassen hat, das uns zeigen mag, wo dieser Schatten hergekommen sein mag." Der unterschwellige Grimm in Eir'Ceals Stimme riss die junge Waldelfe aus ihren Erinnerungen zurück. Blinzelnd wandte sie dem Meer erneut den Rücken zu, um sich an der Seite ihres Jagdgefährten das blinde Ende des Felsenpfades und die Felsen an seinen Seiten genauer zu erkunden, stets hoffend, dass das Wüten der Magie und die Zeit nicht alle Spuren getilgt hatten, die etwas über den tückischen Schatten erzählen mochten. |
25.03.2012 13:42:12 | Aw: Schattenjäger (#58142) |
Lisk | Es kam nicht von ungefähr, daß Zeit in Sand gemessen wurde. Wasser zerfloss zu schnell und Stein verwitterte zu langsam. Sand jedoch rieselte unbeständig. Er zeigte Spuren Minuten, Stunden, wenn man Glück hatte noch Tage später, doch Wind und Wetter verwehten sie recht rasch wieder. So war es nicht verwunderlich, daß die beiden Waldläufer lange Zeit vergeblich suchten. Keine Absonderlichkeit entging den Augen der erfahrenen Spurenleser und verrieten ihnen alles Mögliche über jüngste Geschehnisse an der Küste, doch kaum etwas zeugte noch von dem Vorfall von damals. Ein Mensch hätte womöglich seine Suche schon längst aufgegeben, doch Zeit spielte auch für Elfen. So vergingen Stunden der Betrachtung von Boden, Pflanzen und Felsgestein. Bis sie zwischen zwei Felsen, an einer windgeschützten Stelle, nahe des Ortes an dem Jarkon aufgetaucht war, Spuren fremden Bodens fanden, der nicht ins Bild passte. Es waren Brocken aschigen Waldbodens, die hier schon länger geruht haben mußten, da der Geruch des Verbrannten Bodens schon lang nicht mehr frisch und kaum mehr wahrnehmbar war. Kein Ort der näheren Umgebung wies eine logische Erklärung für diese Spuren hin, so daß sie womöglich einen Anhalt und damit einen Funken Hoffnung bieten mochten. Vielleicht würde der Ort von dem der verbrannte Waldboden stammte ihnen Aufschluss geben wie er dort hingelangt war. |
27.03.2012 09:52:33 | Aw: Schattenjäger (#58193) |
Ylenavei | [b]Blut und Asche[/b] "Reste eines verkohlten Baumes...hier?" Fragenden Blickes hielt Eir'Ceal die Zweige eines niedrigen, dürren Strauchs beiseite. Das Gewächs hatte die kleinen Reste von Kohle und Asche, die Ylenavei über die Schulter ihres Begleiters besah, vor dem Wind bewahrt. Nun nahm die junge Waldelfe ein wenig davon mit den Fingerspitzen auf, betrachtete es, roch daran. "Ein Lagerfeuer hat hier gewiss nicht gebrannt. Kein Funken Leben ist in dieser Kohle, als stiesse sie es gleichsam ab." Ihr Blick traf den Eir'Ceals, und sie sah in seinen Augen das Leuchten, welches sie eben in ihrem Geist erglimmen spürte. "In der Nähe von Mirhaven...", begann er, und Ylenavei pflichtete ihm bei: "Im Silberwald gibt es ein verbranntes Gebiet. Dort wächst seit vielen Jahren nichts mehr!" "Drei oder vier Tagesreisen", erwiederte der Waldelf an ihrer Seite schlicht, und die Besorgnis in seinen Augen rief Ylenavei die Signale ihres Körpers ins Bewusstsein, welche der Bruder ihr offen anzusehen schien. Seit die Reverie ihr kaummehr Ruhe bot, schob sie mit der so unauslöschlichen Müdigkeit oftmals auch den Hunger beiseite, gewährte einzig der Jagd Raum in ihrem Geist. Doch tief in ihrem Innern zollte die Entbehrung ihren Tribut, spiegelte sich wohl in ihrem Antlitz wieder. Eir'Ceals Blick genügte, um Hunger und Ermüdung, erwachsen während der mehrstündigen Suche, zu beleben. Ylenavei nickte matt. "Tomriks Ideenschmiede liegt jedoch nur wenige Meilen von hier. Lass uns diesen Ort der Düsternis verlassen - und von der Schmiede mögen wir schnell wie der Wind in den Silberwald gelangen." Eir'Ceal nickte. "Und...so wir dort nichts finden, bin ich zumindest den Weg mit dir gegangen." Seine Lippen zeigten ein ungewohnt deutliches, ermutigendes Lächeln. Ylenavei war Waldläuferin genug um zu wissen, dass die Verfolgung einer seit Monden kalten Spur kaum Anlass zur Hoffnung gab. Doch hatte ihre Nacht des Grauens ihrerzeit ein - aus der Sicht des Schattens - unplanmässiges Ende gefunden, sodass er Spuren seines vorangehenden Weges möglicherweise nicht hatte beseitigen können. Es wären nicht die einzigen. So berichtete die junge Waldelfe ihrem Bruder und Begleiter, während sie gen Tomriks Schmiede zogen, wie Yien'daxx sie einst gelehrt hatte, die verborgenen magischen Portale Amdirs zu bedienen, von welchen eines sich auf dem Anwesen des erfinderischen Gnomes befinden sollte. Erneut war es Eir'Ceal, der die junge Waldelfe in ihrer Rastlosigkeit zur Besinnung brachte, indem er eine Ruhepause vorschlug. Tatsächlich übte die einfache Holzbank vor der Ideenschmiede eine verlockende Anziehung auf sie aus, und im Innern ihres erschöpften Leibes tat Ylenaveis Herz einen rechten Luftsprung, als der Bruder einen Beutel mit köstlich süssen getrockneten Datteln hervornahm. "Was würde ich ohne dich nur machen...", versuchte sie ihrem Dank vergeblich Ausdruck zu verleihen, "seit die Traumruhe mir kaummehr Erholung gewährt, dränge ich mit der Müdigkeit oftmals auch die anderen leiblichen Bedürfnisse fort." Die Erleichterung, welche sie beim Kauen der süssen Früchte beinahe sofort überkommen hatte, wich betretener Beschämung, als die junge Elfe Eir'Ceals weise Worte vernahm: "Der Leib ist unserem Geist, unserer Seele ein Tempel. Wenn wir ihn verfallen lassen, bröckelt die Fassade, wie auch das Innere leidet. Und wenn der Tempel einstürzt..." "Würde ich mich nicht bis zu zweimal je Sonnenzyklus zur Reverie zwingen, wäre er längst schon eingestürzt", gestand Ylenavei, hilflos gegenüber den so offensichtlichen Sorgen des Bruders um sie. "Ich liebe beides", erwiederte der Waldelf unvermittelt, "ich würde nicht ertragen, wenn..." Jäh versiegten seine Worte, wie die ihren unausgesprochen in ihrer Kehle erstarben, als ihre Blicke sich trafen. Innige Wärme und geradezu verzweifeltes Sehnen in Eir'Ceals Augen trafen für einen endlosen Wimpernschlag der Erkenntnis auf ihr offen daliegendes Herz, brachten etwas zum Klingen... ehe ein dichter Schleier von Kummer, Scham, Furcht und namenloser Verwirrung sich über Ylenaveis Seele senkte. In einem schmerzlichen Aufruhr der Gefühle fand sie sich gefangen zwischen Rivan, voll Energie und Leidenschaft, dem grausam dräuenden Schatten und Eir'Ceal, dem wunderbaren Bruder, unter dessen harter Schale eine solch feinfühlige, sanfte Seele schlummerte, wieder. Es war nicht recht, dass dieser Seele noch mehr Leid widerfuhr, weil sie nicht frei war, nicht frei, Wärme und Glück zu teilen... Wie vor seinen eigenen Worten erschrocken prallte Eir'Ceal zurück, und jähes Bedauern zog den Blick der jungen Waldelfe zu Boden. "Ist es denn weise mich zu lieben, die zwischen Verlust und Grauen gefangen ist, die so lange blind war für das, was in ihrer Welt geschah?" Als der Bruder endlich Worte fand, sprach er von den von Rache beherrschten Wegen seiner Vergangenheit in Cormanthor, von Isilyen, die ihm neue Wege, Glück und Freuden, gezeigt hatte, welche mit ihr jedoch nicht hatten sein sollen, von fünfzehn weiteren einsamen Jahren... Ylenavei spürte, wie sehr er sich danach sehnte dieser Einsamkeit zu entrinnen, das Leben und seine Freuden zu teilen, mit ihr zu teilen. Und tief in ihrem Innersten, verstrickt und verborgen in dem dichten Gewirr von Schuld und Trauer, sang eine leise Stimme, die diesen Wunsch mit ihm teilte. Mit einem schweren Seufzen reichte Eir'Ceal ihr eine letzte Dattel, ehe er den Beutel wieder verstaute, und die junge Waldelfe fand blinzelnd zur Wirklichkeit zurück. Sie hatten eine Spur zu verfolgen und es war an der Zeit aufzubrechen. Vorerst gesättigt und mit neuer Kraft machten sich die beiden Waldelfen auf den Portalstein zu suchen, und nur wenig später erstand aus einem gleissenden Lichtblitz um sie herum die berückende Landschaft Falathorns, der Adlerküste. Ein viel zu schönes Land, um mit solch düsteren Erinnerungen behaftet zu sein, wie sie sogleich in Ylenaveis Geist erwachten... "In meiner Jugend bin ich oft wie der Wind über eine solche Wiese gerannt", sagte Eir'Ceal, "hast du Lust mitzurennen?" Die junge Waldelfe atmete den Wind ein, der das rauschende Meer an den Strand warf, der Gräser und Blumen vor ihren Augen wiegte, und ein Funken vergessen geglaubter Freiheit, wildheit glomm in ihrem Innersten auf. Im nächsten Augenblick flogen sie beide durch das wogenden Gras, einander in nahezu lautlosem Lauf zu übertrumpfen suchend. Erst das tiefe Dickicht des Silberwaldes bremste ihren haltlosen Schritt, liess ihre Lungen neuen Atem fassen. Langsamer wohl, doch unbeirrt ihren Waldläufersinnen folgend, glitten die beiden Elfen auf verborgenen Pfaden durch das Grün, bis ihre Schritte sie schliesslich in jenen leblosen Bereich des Waldes führten, welcher auch nach vielen Jahren noch von innerer Hitze schwelte und rauchte und jedes Leben von sich wies. Ein Ort, welcher dem Schatten wahrlich angemessen schien, dachte Ylenavei bei sich, als beissende Rauchschwaden ihre Kehle zum Husten reizten. All dieser Rauch, dieser Dunst bildeten ein geradezu höllisches Versteck, in welchem mondealte Spuren dem Vergessen noch näher sein mochten als an der Küste im Süden. Die Hoffnung, hier etwas zu finden, war gering, doch so weit, wie sie gekommen waren, würden sie es zumindest versuchen. Mit feuchten Tüchern vor Mund und Nase bewehrt machten die beiden Elfen sich schliesslich zwischen Asche, Fels und Rauchschwaden auf die Suche. Elische Geduld und Wachsamkeit waren es, oder die Gnade der Seldarine, die sie schliesslich, halb in der Asche verscharrt, auf einige Phiolen stossen liessen, wie Ylenavei sie bereits in Ragor Lyonsbanes Schatulle gesehen hatte. Dunkelrote Flüssigkeit war darin, Blut wie es schien. Sein bestialischer Geruch, welcher ungehindert durch jedes Tuch in ihre Nasen drang, sobald sie eine der Phiolen öffneten, liess erahnen, kein natürliches Geschöpf diesen Lebenssaft gespendet haben mochte. "Gehen wir, fort von diesem Ort." Eir'Ceals Stimme war rauh vom Rauch und doch sanft in ihrer Dringlichkeit. "Ich weiss eine Stelle, an welcher wir rasten können." Die schaudernde Ylenavei nickte und half dem Bruder, ihre Funde sorgfältig und sicher zu verstauen, ehe sie sich einen Weg aus den beissenden Schwaden bahnten. Ihr Jagdgefährte führte sie in sanftes Hügelland, grün und von klarer Luft erfüllt. Als sie dort einen Lagerplatz gewählt hatten, gab die junge Waldelfe endlich der drängenden Neugier nach. "Nimm du diese hier für eine Weile", reichte sie Eir'Ceal die Phiolen aus ihrer Gürteltasche, ehe sie das kristallene Pendel von ihrem Hals streifte und an seiner Kette von ihrer Hand baumeln liess. Unter den aufmerksamen Augen des Bruders mühte sie sich die Magie darin zu entfesseln, und wenngleich sie nicht verstand, was sie tat, oder wie sie es tat, spürte sie das Wirken im Innern des Kristalls, als dieser sich langsam in Bewegung setzte. Das Pendel mit dem Blut ihrer Beute in seinem Herzen drehte sich in stetigen Kreisen, keinerlei Willen zeigend, irgendeiner Richtung den Vorzug zu geben. Ebenso enttäuscht wie erleichtert seufzend schloss Ylenavei schliesslich die Hand darum. "Das Blut des Schattens ist dies nicht", stellte sie fest, auf die Phiolen in Eir'Ceals Händen blickend, "sonst hätte es in deine Richtung weisen müssen." Nachdenklich nickte der Waldelf. "Er mag damit jedoch experimentiert haben...welch höllische Pläne er auch immer damit verfolgte." "In der magischen Akademie zu Mirhaven werden wir gewiss Antworten finden..dort gibt es genügend Magi, die solches zu untersuchen wissen..." "...nachdem du deine Reverie gehalten hast. Ich übernehme die erste Wache." Eir'Ceals Stimme fasste in warme, aber bestimmte Worte, wonach sich Geist und Glieder der jungen Waldelfe so sehr sehnten. Die stille, grüne Mulde lud zur Ruhe ein, zur Ruhe, bewacht und geborgen... "So wecke mich aber, wenn die Erschöpfung dich überkommt...das mag sanfter sein, als wenn ich selbst aus der Traumruhe zurückfinde..." Ylenavei legte sich in das weiche Gras zurück, und vernahm die Antwort des Bruders bereits aus entschwindender Ferne: "Hab Dank, dass du während meiner Ruhe bleiben wirst..." "Natürlich werde ich bleiben...", murmelte sie, während sich ihre Gedanken bereits lossagten. Unsinn. Warum sollte sie mit den Bräuchen der Jagdgemeinschaft brechen, warum...den Weg ihres Herzens meiden..? Gedanken um Blut und Asche, um Schatten und Hoffnung nahmen die Fragen mit sich fort, begaben sich zum entrückten Tanz unter Mond und Sternen. |
07.04.2012 09:30:21 | Aw: Schattenjäger (#58573) |
Ylenavei | [b]Von der Flucht zur Jagd[/b] Friedlich begann sich die Dämmerung über Elboria zu senken, hüllte das rege Leben im Geäst der hohen Bäume der Stadt in ermüdetes Schweigen. Ylenavei gewahrte die einkehrende Stille, als das Klopfen ihres flachen Holzhammers unvermittelt offen verhallte. Die junge Waldelfe hielt in ihrem Tun inne und betrachtete das Werkstück, welches zwei Schraubstöcke an der Bank vor ihr festhielten. Bereits eine Spanne weit hatte sie den schlanken Keil in den Bogenholzrohling, der in den Zwingen hing, hineingetrieben - der Länge nach, als wolle sie zwei schmale Bögen aus dem einen Holz schaffen. Doch sollte dieser Spalt noch vor der Mitte des Rohlings enden, lang ehe das Holz gänzlich in zwei Teile ginge. So trieb Ylenavei ihren Keil mit behutsamem Klopfen vor, geleitet von der Geduld einer Handwerkerin der Tel'Quessir. Eine und eine halbe Spanne noch, ging ihr durch den Sinn, als sie den Kopf hob, um der Stille zu lauschen. Dabei fiel der Blick der jungen Elfe auf den Bruder, der reglos entrückt im Winkel der Bank gegenüber verharrte. Das Hämmern in der Stille hatte Eir'Ceals Traumruhe nicht gestört, durchfuhr es sie in warmer Erleichterung. Es tat ihr wohl, den Bruder in ihrer Nähe zu wissen - mit jedem Tag, den ihre Jagd andauerte, mehr. So hatte sie es nicht über sich gebracht nach Tagen einsamen Wartens in die Werkstatt zu entschwinden und ihn hier zurückzulassen. Nachdem Ylenavei sich anfangs aufgemacht hatte ihren dunklen Träumen zu entfliehen, den ersten Schritt auf dem Weg in Gnade oder den Tod getan und Ragor Lyonsbane aufgesucht hatte, hatte sich viel geändert. Aus dem verzweifelten Ansinnen der Lähme in Schmerz und SChrecken zu entrinnen war eine echte Jagd geworden, an deren Ziel Hoffnung auf Freiheit und erquickendes Leben wartete. Die Hoffnung war mit den neuen Gefährten gekommen, den Mitstreitern, die sich auf den Pfaden ihrer Jagd einfanden. Insbesondere Eir'Ceals Geleit, die Geduld und Hingabe, mit welcher er ihre Suche unterstützte, hatte in der jungen Waldelfe etwas berührt, das jenseits von Gram und Trauer lag. Mochten die Seldarine verhüten, dass er sein hehres Versprechen einlöste und diese Hoffnung mit sich begrub in dem Ansinnen sich selbst für ihr Wohl aufzugeben... Rivan hatte zu solcherlei Bestreben geneigt, gar zu sehr, und wieviele Stunden hatte Ylenavei bangend verbracht, eines Tages Kunde von einem Begräbnis bei der Silberwache zu erhalten... Mit einem matten Lächeln schüttelte die junge Waldläuferin den Kopf, sah erneut zu dem Ruhenden hinüber. Eir'Ceal war ein Elf. Aus dem Mund eines solchen sprachen derlei Worte nicht von Torheit, sondern von anderen, bedeutungsvolleren Dingen, die in Worten schwer zu fassen waren. Diese Dinge waren es, die in Ylenaveis Seele ebenso Mut wie Sorge und Bedauern weckten. Bedauern - Sorge - Torheit - diese drei führten die junge Waldelfe zu den jüngeren Tagen ihrer Jagd zurück, und zu der zweiten Gefährtin, die sich mit auf die Spur begeben hatte. Die Analyse der Phiolen aus dem verbrannten Silberwald hatte die beiden Elfen mit Cosima Aarveon zusammengeführt, und die Jungmagierin schien gleichsam davon beflügelt ihr Können an dieser Jagd zu erproben. So hatte Cosima den beiden Elfen die Beschriftung auf den Phiolen erklärt - demnach enthielten sie teils teuflisches, teils dämonisches Blut - und mittels einer Zusammenführung winziger Mengen beider Sorten die ungeheure Vernichtungskraft aufgezeigt, in welcher sich die Erbfeindschaft dieser Kreaturen bereits in vermengten Blutstropfen entlud. Die Ausführungen der Maga hatten in Ylenaveis Geist kühne Gedanken gesät, welche unter dem Schleier der Nacht in Elboria zu Reife und ebenso kühnen Plänen gediehen waren... So viel Blut, über Monde vergessen an so vielen Orten... der Geist des Geschöpfs, welches über hundert Jahre gelernt hatte, sparsam und mit Respekt von den Gaben der Welt zu zehren, hatte leise im Herzen der jungen Waldläuferin gesungen. Dies waren keine Abfälle..zu viel war es, als dass es dem Vergessen bestimmt gewesen wäre. Es waren Lager...Depots, die auf ihren Besitzer warteten. Und in diesen Lagern wartete Macht....Ylenavei hatte sie im Geiste gesehen, wie sie auf Cosimas Experimentiertisch in Schall und Rauch aufgegangen war. Zwei Tropfen hatte die Peredan-Maga zusammengefügt, und die junge Waldelfe war angesichts der ungeahnten Explosion jäh zurückgefahren. Doch nicht diese Art von Macht hatte ihre Gedanken beherrscht. Die Erkatamor, wie auch die Gnome, wussten um verschiedentliche Sprengpulver, und Magi vermochte Feuerbälle aus dem Nichts zerbersten zu lassen. Ylenaveis Gedanken waren vielmehr um das Paket von Cosima, welches sie bei ihrer Rückkehr nach Elboria vorgefunden hatte, gekreist. Jener Gelehrte, der über Hexer geforscht hatte, Hendrik war sein Name, erwähnte in der Schrift, welche die Peredan kopiert hatte, dass vielen Paktierern ihre Macht gleichsam im Blut liege, im verdünnten Blut von Teufeln oder Dämonen, welches ihnen und ihren Ahnen in den Adern floss. Verfolgte der Schatten somit einen Weg, seine Macht mit dem infernalischen Blut in seinen Venen zu mehren? Mochte er teuflisches oder dämonisches Erbe in sich tragen? Hatte er gar die Möglichkeit, Macht aus der Vereinigung beider zu ziehen, um jene Dinge zu bewirken, die die junge Waldelfe bis in ihre Träume verfolgten? Sie hatte diese Gedanken mit Eir'Ceal geteilt, und der Bruder hatte sie ebenso für erwägenswert erachtet, wie sie ihr selbst erschienen waren. Vor Ylenaveis innerem Auge hatte sich eine Szene abgespielt, die sich vor mehr als einem Jahr an der Adlerküste ereignet hatte. Aelian Thaltus, der Wunderschmied, hatte eine Kette von Federkielen verwendet, um dem sterbenden Turc von seinem Blut zu geben, von Vene zu Vene. Und das Leben war tatsächlich in den Bhen zurückgekehrt. Wenn der Schatten ebenso Blut und anderes in seine Venen zu verbringen vermochte... Die jünge Elfe war erschaudert. Gleich, was, und wie er es tat... würde seinen Vorräten etwas ungeahntes innewohnen, wenn er nach Amdir zurückkehrte, mochte der Schatten sich daran selbst schwächen anstatt sich zu stärken. Doch...was auch Ungeahntes bewirkt werden mochte, sie, die Jäger, wussten nicht einmal, wie viele Depots es gab, oder welches der Schatten als erstes aufsuchen mochte. Eir'Ceal hatte weise bemerkt, dass sie alle - oder zumindest möglichst viele - Lagerstätten würden...verändern müssen, sollten die Götter solch einem Plan ihre Gunst gewähren. Ebenso waren die beiden Elfen übereingekommen, dass ihnen in dieser Sache die Zeit fehlte, allein auf ganz Amdir nach wohl verborgenen Phiolen zu suchen. Vielmehr würden sie sich auf die Sinne anderer Geschöpfe, Freunde, Vertraute, möglicherweise Anhänger des Geldes stützen müssen. Doch barg zu offenes Interesse an den Phiolen und ihren Verstecken die Gefahr, dass der Plan, diese unbemerkt zu präparieren, an die falschen Ohren geriet und von vorneherein scheitern mochte. Diese Gefahr mochte sich wohl nicht vermeiden, zumindest jedoch vermindern lassen. Eir'Ceals Rat, Vertraute und der Jagd verbundene Helfer mit der Suche zu betrauen, mochte ebenso dazu beitragen, wie der Weg, auf welchem Ylenavei diesen....Auftrag in die Welt gebracht hatte. Die Geschwister, die Akademie und die Ritter hatte sie in offenen Briefen um Mithilfe bei einem archäologischen Projekt angeblicher elfischer Gelehrter gebeten, die nach den Phiolen - dargestellt als alte Relikte - spürten. Während die junge Jägerin sich und Eir'Ceal vorbehielt einzelne der Geschwister einzuweihen, wussten unter den Rittern und Magiern nur deren Oberhäupter - Meister Lyonsbane und Sir Willard Pakusch - um den wahren Zweck dieses Auftrags. Einzig den Erkatamor wagte Ylenavei keinen derartigen Scheinauftrag zukommen zu lassen - zu gross war ihr Respekt vor den Grundsätzen von Offenheit und Ehrlichkeit, die Valard Heldenherz sie einst gelehrt hatte. So das Schicksal es gewährte, würde sie die Erkatamor im Einzelnen ins Vertrauen ziehen - gänzlich ins Vertrauen ziehen. Nach dem Versand der bisherigen Schreiben war jedoch der zermürbendste Teil einer solchen Suche gefolgt: Das Warten auf Ergebnisse. So war es ihr einem gnädigen Wink der Götter gleich erschienen, als Cosima im Talgrund Elborias ankam, mit dem Ansinnen mittels eines Suchzaubers nach weiteren Phiolen zu spüren. Möglichst fernab von den Phiolen in Ragor Lyonsbanes Schatulle, hatte die Jung-Maga gehofft, würden diese den Spürsinn des Zaubers nicht verfälschen. Ob es den Ebenenrissen anzurechnen war oder dem Wunschdenken der beiden jungen Frauen, die ein Ergebnis so sehr herbeigesehnt hatten, was Cosimas bezauberter Spiegel ihnen letztlich gezeigt hatte, hatte sie nach Mirhaven geführt, in einen winzigen Hühnerstall in düsteren Gassen. Eir'Ceal, Ylenaveis Volksbruder und Waldläufer, hatte sich ihnen während der Reise in die Stadt der Menschen angeschlossen, und voll Hoffnung hatten sie im Morgengrauen sämtliche Nester, Strohvorräte und sonstige Verstecke durchsucht, ohne jedoch fündig zu werden. Auch in der nächsten Umgebung hatten sie kein sinnvolles Versteck zu finden vermocht. Schliesslich waren die drei Jäger übereingekommen, dass die Phiolen in Ragor Lyonsbanes Schatulle in Mirhaven, wenn nicht gar die mysteriösen Ebenenrisse selbst, den Spürzauber unbrauchbar gemacht haben mochten (die beiden in magischen Belangen unbedarften Waldelfen ahnten nicht, dass dieser von vorneherein untauglich gewesen war). So waren sie alle übereingekommen, dass Cosima noch einmal versuchen würde, der Ablenkung durch Lyonsbanes Phiolen zu entrinnen, indem sie sich diesen bei der Ausführung eines weiteren Spürzaubers weitestgehend näherte, während Eir'Ceal und Ylenavei die Stadt verliessen, ehe diese zu morgendlichem Leben erwachte. So hatten die beiden Sy'Tel'Quessir zunächst nicht geahnt, dass Cosima in der Akademie unverhofft Hilfe zuteil geworden war. Nachdem sie einige Stunden ohne Nachricht vor der Stadt gelagert und geruht hatten, hatten die Wälder Elborias sie schliesslich mit solcher Macht gerufen, dass sie den Heimweg angetreten hatten. Einer ihrer Nachrichtenfalken, wusste Ylenavei, hätte sie auch unterwegs ohne Schwierigkeiten ausmachen können. Doch sie hatten die Gefilde um Elboria erreicht, Eir'Ceal war in der Callaneth zur Jagd gewesen und zurückgekehrt, und noch immer hatte Cosima noch nicht von sich hören lassen. Die Rückkehr ihres Bruders hatte die vom tagelangen Warten auf irgendeine Nachricht mürbe Seele der jungen Waldelfe bereits aufatmen lassen, als, kaum, dass der Waldläufer sich zur Ruhe niedergelassen hatte, die Jungmagierin unvermittelt vor ihnen gestanden hatte. Ylenaveis Herz hatte sich zusammengezogen, als die Peredan ihnen eine Handvoll blutgefüllter Phiolen unter die Augen gehalten, von Hilfe eines Meisters bei ihrem Spürzauber, einer Reise in den Silberwald und der Durchsuchung eine von Untoten bevölkerten Gruft gesprochen hatte. Hätte sie sich und ihre Alpträume nur an einem abgeschiedeneren Rückzugsort verborgen, war ihr als allererstes durch den Sinn geschossen. Es war ihr Kummer, ihre Jagd, und es lag in ihrer Verantwortung, dass sie niemandem zum Verhängnis wurde, der solcherlei Dingen nicht gewachsen war. Und dass Cosima derart blindlinks und ohne Geleit zu solch einer Reise loslief, zeigte nur zu deutlich, wie wenig Gespür die junge Magierin für Gefahr und Anforderung hatte. Hin und hergerissen zwischen dem Wunsch Cosima vor sich selbst zu schützen und jenem, ihre bereitwillige Unterstützung in arkanen Belangen nicht aufgeben zu müssen hatte Ylenavei schliesslich an der Bereitschaft der jungen Peredan, die Grundsätze der Jagdgemeinschaft zu lernen, festgehalten. Cosima hatte die Idee mitgebracht zum Aufspüren der Phiolen eine Art Wünschelrute zu verwenden, ein gespaltenes, gegabeltes Holz, in welche das Wesen des infernalischen Blutes mittels Runenmagie hineingebannt werden mochte wie das Blut des Schattens selbst in ihr, Ylenaveis, Pendel. Wie die Kinder in ihrer Heimat mit gegabelten Zweigen Wasser finden zu können glaubten, glaubte die Peredan-Maga, mit solch einem Gegenstand weitere Phiolen aufspüren zu können. So hatte die junge Waldelfe sich bereiterklärt, aus einem Bogenrohling ein gespaltenes Holz zu fertigen, das stabiler als jeder tragbare gegabelte Zweig sein und den darin zu bannenden Kräften standhalten sollte. Zu diesem Zweck trieb sie nun den Spalt in das Werkstück auf ihrer improvisierten Werkbank, würde sie den Übergang zum ungespaltenen Holz mit einer festen, einem Drachenbogen würdigen Wicklung schützen, ehe sie die gespaltenen Enden mittels einfacher Bogensehnen von den Spitzen zum unteren Ende des Schafts nach aussen, voneinander fort krümmen würde. Die Zeit das Holz auf immer und ohne Zug zur Krümmung zu formen war ihr nicht gegeben, denn Eir'Ceal würde das Werkstück mit aufnahmefähigen Runen versehen, sodass Cosima schliesslich das Blut und die nötige Magie darin bannen konnte. Mochte der verschmolzene Zwillingsbogen, den Ylenavei zu schaffen gedachte, diesem Zweck genügen. Und wenn dieser Teil getan war, so würde sie sich gedanken machen müssen, was sie letztlich mit all den aufgespürten Blutproben anfangen würden... Die Gedanken verschwammen in der vorabendlichen Stille. Hatte Eir'Ceal sich eben auf seiner Bank geregt? Wenn seine Reverie vollendet war, mochten sie ein Nachtmahl einnehmen, und dann... ein leises Sehnen klang in Ylenaveis Seele bei den Gedanken an ein friedvolles, sorgenfreies Leben. Würde ein solches Lohn für diese Jagd sein...? |
17.04.2012 08:50:26 | Schattenjäger (#58933) |
Soul of GJ | [b]Derweil auf dem Festland im Lande Veldorn…[/b] Jarkon saß auf seinem Thron im schwarzen Saal der Feste der Dunklen Ritter. Die jüngste Zeit hatte viele Opfer gefordert. Ein mächtiger Feind hatte die Angriffe seiner Feinde koordiniert. Die Orden und Kulte, welche er in den vergangenen Jahren auf dem Festland gegründet hatte wurden nach und nach zerschlagen. Die vergangenen Schlachten hatten ihn viel Kraft gekostet. Wer wusste, wohin er sich zurückzog ? Er kannte den Feind nicht, welcher die Angriffe auf ihn aus dem Hintergrund leitete. Dieser musste gefunden und ausgelöscht werden. Das Tor zum Thronsaal wurde geöffnet. Einer der Dunklen Ritter trat vor und kniete vor dem Thron nieder: „Die Feinde nähren sich der Feste Herr.“ Jarkon betrachtete den Ritter mit finsterem Blick und sprach kalt: „Dies war zu erwarten. Verteidigt die Feste um jeden Preis.“ „Ja Herr.“ |
19.04.2012 14:54:42 | Aw: Schattenjäger (#59021) |
Ylenavei | Die Fertigstellung und magische Bestückung der Wünschelrute kostete Zeit...Zeit, welche Ylenavei und Eir'Ceal in den Weiten der Wildnis verbrachten, weitab von dräuenden Schatten, von teuflischem Blut und der Jagd nach dem Ungewissen. Es waren Tage in Leid und Glück, wie die Welt zweier Waldläufer im Dienste naturnaher, bewahrender Gottheiten sie stets bereithielten, die sich so sehr richtig anfühlten, wie es die junge Waldelfe seit Jahren nicht mehr verspürt hatte. Schliesslich jedoch führte ihr Weg nach Elboria zurück, und zurück zuden Gedanken an den Schatten, dunkle Träume und das Ungewisse, das vor ihnen lag. Etwas Drängendes nagte an Ylenaveis Seele, etwas, das sie gemahnte, das viel zu tun sei, was nicht länger warten dürfte. So setzte die junge Waldläuferin sich nieder, griff zu Pergament und Tinte und verfasste in fein verschlungenen Lettern saubere Worte: [quote] Werter Bolnar Bogrinson, Lang schon nicht mehr gewährten die Götter, dass unsere Wege sich kreuzten. So hoffe ich sehr, dass es Euch wohl ergangen ist. In den vergangenen Wochen, Monden schon, hat sich mein Leben in jähen Zügen gewandelt, und es wandelt sich noch. So schreibe ich Euch diese Zeilen in persönlichem Ansinnen, nicht als Fürsprecherin meines Volkes, obgleich mir dies nach wie vor gegeben wäre. Es liegt nun bereits eine geraume Zeit zurück - eine Ewigkeit, wie mir zuweilen scheint - dass wir in den Hallen der Sain Amdir miteinander sprachen und ich Euch das Leid preisgab, welches der teuflische, nun, Anhang Rivan Fearis', der Schatten, wie ich ihn nenne, in unser Leben brachte. Nun, 'unser' Leben gibt es nicht mehr, Rivan verliess mich, vor gewiss zwei Monden schon. Der Schatten und das Leid, diese elendige Hilflosigkeit, sind jedoch geblieben, eingebrannt in meine Seele, und stehlen sich in dunklen Träumen in meine Reverie. Das Gefühl, dass der Schmerz, den ich in meiner Hilflosigkeit in jener Nacht des Grauens zuliess, letztlich Rivans Liebe zerstörte - so irrational es sein mag -, lässt meine Seele seither nicht mehr ruhen. So habe ich schon bald nach Rivans Abkehr die Jagd nach dem Schatten wieder aufgenommen, die einst die unsere war, denn ich hege Hoffnung, es mag die Dämonen in meiner Seele zum Schweigen bringen, gelingt es, den Schatten noch einmal und weniger hilflos zu stellen und all das Leid zu sühnen, welches er unter die lebenden Geschöpfe brachte. So bin ich auf seiner Spur nicht allein. Grossmeister Lyonsbane von der Akademie in Mirhaven verfolgt die Fährte des Schattens schon seit Jahren, und ich weiss einen getreuen Bruder an meiner Seite, der mir inzwischen mehr bedeutet als mir je ein Tel'Quess bedeutet hat....doch ich schweife ab. Letztlich werde ich auch Rivan nicht vorenthalten können, sich unserer Jagd anzuschliessen...ich werde ihn bei meinem nächsten Besuch in Mirhaven aufsuchen müssen. Doch wie zahlreich oder beflissen die Schar der Jäger auch sein mag, so haben wir doch kaum etwas in Händen, was wir gegen diesen Schatten, der augenscheinlich mit Teufeln im Bunde ist und mit ihrem Blut, sowie mit dem von Dämonen, experimentiert, aufbieten könnten. Wenn er wahrlich mit solchen Kreaturen im Bunde ist, mag die Macht der Götter uns grössere Schlagkraft und wirksameren Schutz gewähren, als jede Magie. Somit schreibe ich diese Zeilen, um Euch, der Ihr einer der wenigen seid, die mein Vertrauen in grossem Umfang geniessen und um den Schatten wissen, um den Beistand im Namen jener zu bitten, welchen Ihr dient. Allen Vereinbarungen der Vergangenheit entgegen kann ich nicht verlangen, dass Ihr angesichts solcher Gefahr und Düsternis die Aufmerksamkeit des Schattens riskiert. Doch wären meine Freude und Erleichterung um so grösser, einen fähigen und vertrauenswürdigen Gefährten an unserer Seite zu wissen. Neben Beistand im Felde mag es jedoch ebenso von grösstem Wert sein, gewährten die Götter Eir'Ceal und mir gesegnete Pfeile und Klingen zu führen, auf dass diese mehr Wirkung zeigen mögen als jene, die ich einst vergeblich gegen den Schatten führte. So verbleibe ich in Hoffnung auf Beistand Moradins durch Eure Hand der einen oder der anderen Art, Ylenavei Deihlana, Schwester des Hauses Elenath [/quote] Mit dem Einhornsymbol Kalreshaars/Mielikkis versiegelt befindet sich das Pergament bald darauf in den Fängen eines Brieffalken, der sich in die Lüfte erhebt um das Schreiben an Bolnar Bogrinson adressiert gen Telodur zu tragen. |
21.04.2012 12:04:22 | Aw: Schattenjäger (#59078) |
Lealand | Bolnar freute sich darüber, mal wieder etwas von Ylenavei zu hören. Es war lange her, seit sie das letzte Mal beisammen sassen und über die gemeinsame Zukunft der Völker sprachen. Bei Moradins Hammer, so schnell verging die Zeit. Wie schnell mochte sie dann erst den kurzlebigen Rassen erscheinen? Als er, mit einem Krug Auraun neben sich, an der grossen Feuerstelle im Dorf Nâemar sass, um in Ruhe die Zeilen zu lesen, die Ylenavei ihm hatte zukommen lassen, wurde der junge Horm immer nachdenklicher. Er erinnerte sich gut an das Gespräch im "Sain Amdir". Eigentlich war es weniger ein Gespräch, als vielmehr die Aufgabe eines Priesters, die er dort wahrgenommen hatte. Auch wenn das Thema ein durchaus ernstes und auch trauriges war, so würde er immer das ihm entgegengebrachte Vertrauen in Erinnerung behalten. Nein, er war dort mehr als nur der Priester. Er war der Freund, der einer Freundin beistand und im Grunde war dies das Ziel, welches er und die junge Waldelfe gemeinsam erreichen wollten, nur in einem noch viel grösseren Ausmass. Sie hatten also ihren Gegner identifiziert und wenn selbst der Oberxunderer aus Mirhaven sich an den Massnahmen gegen ihn beteiligte, dann war er wohl durchaus nicht zu unterschätzen. Einige Zeit noch sass der zwergische Priester am Feuer und las den Brief in aller Ruhe ein zweites Mal durch, während er seinen Krug Auraun leerte. Als er geendet hatte faltete er das Schreiben zusammen, steckte es in eine kleine Tasche an seinem Schuppenpanzer und sprach dann entschlossen ein stilles Gebet an den Seelenschmied. Bereits während er sich wieder aus dem Tal auf den Weg in die Binge machte, waren die Gedanken in seinem Kopf dabei auf Hochtouren zu arbeiten. Gesegnete Waffen brauchten sie! Aus dem richtigen Material würden sie auch sein müssen, natürlich! Er würde sich mit den Waffenschmieden unterhalten, nur um sicher zu sein. Im Tempel würde er sich ebenfalls erkundigen und auch noch einmal bei Falgur vorbeischauen, ob er in den Büchern etwas finden könnte, an das er momentan einfach nicht dachte. Mit all diesen Gedanken in seinem Kopf trat er durch die Tore der Binge, doch war im das Wichtigste im Moment eine Antwort für Ylenavei zu verfassen. Oder noch besser, er würde sich so schnell wie möglich auf den Weg nach Elboria machen, um ihr seine Unterstützung zuzusichern, sowohl als Verbündeter, wie auch als Freund. Also suchte Bolnar einige Kleinigkeiten zusammen, die er immer bei sich trug, wenn er unterwegs war und machte sich dann, sobald er konnte, auf den Weg zu den Elfen. |
22.04.2012 08:05:13 | Aw: Schattenjäger (#59093) |
Ylenavei | Eben entliess Ylenavei einen weiteren Brieffalken in die Lüfte, beladen mit einem filigran beschrifteten Pergament, [spoiler] An Rivan, Nach der Rechnung der Bhen ist viel Zeit vergangen, seit du mich in Elboria zurückliessest. Den Aussagen über elfisches Empfinden zum Trotz scheinen auch mir die vergangenen Tage lang und zahlreich, denn mir ging an jenem Tage die Welt zu Bruch, aus deren Scherben nun eine neue erwachsen muss. Ich schreibe dir von den Pfaden der Jagd, die einst die unsere sein sollte, und die nun zentraler Teil all jener Veränderungen ist, welche mich auf ein neues Leben hoffen lassen. Schmerz und Kummer haben die dunklen Träume wieder geweckt, in welchen der Schatten stetig meine Traumruhe heimsucht, und mein Herz weint um so mehr in seiner Gewissheit, dass das Leid der Nacht des Grauens letztlich jene Bindung zerstörte, die ich einst zwischen uns zu spüren glaubte. Schon bald nachdem du gegangen warst habe ich die Jagd angetreten um dem nächtlichen schrecken, dem Kummer, der Schuld zu entrinnen, um nicht tatenlos in ihnen zu vergehen. Doch inzwischen habe ich Hoffnung auf Leben geschöpft. Letztlich bin ich auf dieser Fährte keinen Schritt allein gegangen, denn die Seldarine sandten einen Bruder - haben ihn bereits gesandt als ich noch in Blindheit meines alten Lebens wandelte - der in diesen Tagen nicht von meiner Seite weicht und meinem Herzen liebevolle Stütze ist. Du erinnerst dich an Soorer Eir'Ceal? Ich hoffe darauf, seine Hingabe eines Tages frei von alter Last und Schuldgefühl erwiedern zu können, wenn ich der Narben aus der Nacht des Grauens, allem voran dem entsetzlichen Gefühl der Hilflosigkeit angesichts all des zerstörerischen Leids Herr geworden bin. Den Schatten zu stellen, ihm nicht in Hilflosigkeit, sondern in dem Bestreben und mit den rechten Mitteln seinen Untaten ein Ende zu bereiten, entgegenzutreten, soll, so hoffe ich, den Traumen ihren Schrecken nehmen und meine Seele Frieden finden lassen. Doch auch deiner Seele Freiheit wird Beute dieser Jagd sein, und ich weiss nicht, was es dir in diesen Tagen bedeuten mag, an der Erringung dieser teilzuhaben. Deshalb wisse, Jäger auf der Fährte des Schattens wandeln und du wählen magst, ob du dich uns anschliesst. Ich habe mit Grossmeister Ragor Lyonsbane gesprochen. Er hat sichergestellt, dass unser Schatten derselbe ist wie jener, den er seit Jahren verfolgt, hat mir ein magisches Pendel überlassen, welches in Richtung des Schattens zu führen vermag, sobald sich dieser erst einmal auf der Amdir-Inselgruppe aufhält. Zudem liess Lyonsbane mich einen Blick auf weitere Spuren des Schattens werfen, Phiolen mit infernalischem Blut, die der Magus in den Kanälen unter Mirhaven fand. Es ist nicht das Blut des Schattens, doch scheint dieser damit zu experimentieren, es für irgendetwas zu benötigen. Es gelang Eir'Ceal und mir am Ort der Nacht des Schreckens die Fährte des Schattens aufzunehmen, welche uns zu weiteren Blutvorräten führte. Was immer der Schatten damit zu tun gedenkt um seine Macht zu mehren, wir hoffen, ihm dies durch unscheinbare Veränderungen an den Vorräten zu verleiden. Cosima Aarveon leistete uns wertvolle Hilfe beim Aufspüren weiterer Lagerstätten zu diesem Zweck, doch erschöpft diese Arbeit sie sehr. So wird sie den Pfad der Jagd nicht bis zum letzten Ende gehen. Angesichts dessen, was uns bei der Begegnung mit der 'Beute' bevorsteht, mag ich zudem nicht auf Magie allein vertrauen. So habe ich Meister Bogrinson um den Beistand der Götter gebeten, sei es als Segen für unsere Waffen, sei es zum Schutz gegen die verzweifelnde Düsternis, die der Schatten verströmt. Wenn Meister Lyonsbane darüber hinaus in der Lage ist, die undurchdringlichen Barrieren aufzuheben, mit welchen der Schatten sich umgibt, mag er uns Beute aus Fleisch und Blut sein, die dem Willen der Götter in unseren Händen erliegt. Auch du, Rivan, magst uns in deiner besonderen Verbindung zu dem Schatten wertvolle Hilfe sein. Denn um zu ergründen wann die Zeit gekommen ist sich zur Jagd zu sammeln, um seine Blutvorräte zur Falle einzurichten eher er Amdir erreicht, gilt es zu wissen, wann er sich Amdir nähert - noch ehe die Pendel, wie Lyonsbane mir eines überliess, es zeigen. Weisst du in irgendeiner Weise zu spüren, wann die Aufmerksamkeit des Schattens sich dir respektive Amdir zuwenden mag? Ob du an der Jagd teilhaben wirst oder nicht, derlei Kunde mag für unser aller Wohl von grösster Bedeutung sein. In Hoffnung auf Heil und Frieden, Ylenavei Deihlana, Schwester des Hauses Elenath [/spoiler] als ihr Herz einen jähen Luftsprung tat. Von der Anhöhe des Talwalls nach Elboria hinunterkommend gewahrte sie die wohlbekannte gedrungene Gestalt Bolnar Bogrinsons. Sogleich lief sie dem Priester entgegen und freudige Erleichterung erhellte ihr schattiges Gesicht. "Alae, Bolnar, werter Freund! Die Götter seien gepriesen, dass sie unsere Wege in diesen Tagen wieder kreuzen lassen - zumal ich bereits vernahm, dass mein Brief Euch wohlbehalten erreichte. Euer Erscheinen hier als Antwort lässt mich wahrlich Gutes hoffen..." |
22.04.2012 09:47:16 | Aw: Schattenjäger (#59095) |
Soul of GJ | [b]Derweil auf dem Festland im Lande Veldorn…[/b] Jarkon stand auf dem Bergfried der Feste der Dunklen Ritter und überblickte die Lager der Bestien. Die Feinde waren zahlreich. Zahlreicher wie die Jahre zuvor. Bisher hatten die Bestienhäuptlinge keinen solchen Großangriff gewagt. Der Orden der Dunklen Ritter war stark und mächtig. Es war der stärkste der von ihm gegründeten Orden. Doch diese Übermacht war eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Noch hatten die Bestien nicht angegriffen. Es schien als warteten sie auf etwas. Zeit war bei einer Belagerung oft entscheidend und Jarkon wusste die Zermürbung der Zeit durchaus zu nutzen. [b]Nachricht an Ragor[/b] [spoiler]Eines Nachts hat Ragor einen ungewöhnlichen Traum. Er träumt von einem fernen Land. Von scharfkantigen Bergen und einer dunklen Feste. Monsterhorden stürmen auf diese zu. Mächtige schwarze Magie wird eingesetzt. Die Horden werden von Gestalten in dunklen Kutten unterstützt. Hexer. Doch auch die Verteidiger nutzen schwarze Magie. Diese hagelt unerbittlich auf die Angreifer nieder. Dann sieht Ragor die Aussichtsplattform des Bergfrieds. Dort steht ein einzelner Ritter in schwarzer Rüstung, welche mit glühend roten Ornamenten verziert ist. Es scheint, als sähe dieser Ragor direkt mit seinem finsteren Blick an, auch wenn das Gesicht durch den Helm nicht zu erkennen ist. Doch Ragor weis um wen es sich handelt. Er spürt es … Dann wird es dunkel und eine mysteriöse Stimme, welche Ragor nicht zuordnen kann, erklingt in seinem Geiste: „Seid vorbereitet. Er wird kommen. Kommen um seine Kräfte neu zu bündeln. Euch und euren Verbündeten fällt die Aufgabe zu dieses Übel von dieser Welt zu tilgen.“ Dann sah Ragor eine riesige Sanduhr. Langsam rieselte der Sand nach unten. Es blieb noch Zeit. Doch würde sich die Jagd bald dem Ende nähren.[/spoiler] |
22.04.2012 14:16:45 | Aw: Schattenjäger (#59110) |
Lealand | Nach einem anstrengenden Marsch kam Bolnar endlich in Elboria an und wurde zu seiner Freude auch gleich von Ylenavei begrüsst. [b]"Irgendwie hat sie das im Gefühl, wann ich hier durchs Tor komme. Oder sie schaut einfach zur richtigen Zeit in die richtige Richtung." [/b]dachte er bei sich, als er mit fröhlicher Miene auf sie zuging. [b]"Haha, das dürft Ihr auch meine Gute. Wo Dwur aufmarschieren, da wird immer Alles gut, das sag ich Euch."[/b] er sprach sie auf elfisch an, um ein höflicher Gast zu sein und seinen Respekt zu bekunden [b]"Aber bei Moradin, seid erst einmal gegrüsst. Ich freue mich Euch wieder zu sehen Ylenavei."[/b] Nach der freundlichen Begrüssung zogen sich die beiden in das Gasthaus "Sain Amdir" zurück und setzten sich bei einem guten Schluck zusammen, um über den Grund von Bolnars Besuch und die Bitte Ylenaveis zu sprechen. Na gut, den Kräutertee, den die junge Waldelfe zu sich nahm, hätte der Horm Moradins nicht unbedingt als guten Tropfen bezeichnet, aber seine beiden Krüge Auraun waren voll und ganz nach seinem Geschmack, besonders nach dem strammen Marsch hierher. Sie redeten lange über das, was Ylenavei Sorgen bereitete und ihr Gespräch war von gegenseitigem Vertrauen und Freundschaft geprägt. Bolnar erfuhr, dass in ihm bisher unbekannter Weise, auch Telodûr in diese Sache verwickelt war, wenn auch nur zu einem sehr kleinen Teil und wohl eher zufällig. In den tiefen Minen waren anscheinend irgendwelche Phiolen gefunden worden, mit Blut von Ausgeburten der niederen Ebenen, so wie er es verstand. Er nahm sich vor, dem nachzugehen, wenn er wieder zurück in der Binge war. Das grösste Problem war seiner Meinung nach die Bitte um Segnung von Waffen, die dem Kampf gegen eben solche Ausgeburten und deren "Meister" dienen sollten. Er wäre natürlich bereit gewesen, im Namen der Mordinsamman die Krieger und ihre Waffen zu segnen, die gegen den Feind in die Schlacht zogen. Doch konnte er dies nicht einfach so ausserhalb des geweihten Bodens heiliger Hallen tun, zumindest wäre das mehr als unüblich. Zudem wusste er nicht einmal, ob er als Diener des Seelenschmieds überhaupt die Elfen und ihre Ausrüstung würde segnen dürfen und können. Auch wenn sie Verbündete waren und es seine Pflicht war ihnen jede Unterstützung zukommen zu lassen, ganz abgesehen davon, dass es auch sein Wunsch war, so waren sie keine Anhänger des Glaubens, den er vertrat und für den er einstand. Außerdem war hier wohl auch Zeit ein Faktor, den es zu beachten galt. Bolnar versprach Ylenavei, sich um eine Lösung zu bemühen und machte sich bereits wieder jede Menge Gedanken, als er sein Zimmer im "Sain Amdir" bezog, um sich erst einmal eine kleine Erholung zu gönnen, von der anstrengenden Reise. |
25.04.2012 16:15:02 | Schattenjäger (#59209) |
Soul of GJ | [b]Derweil auf dem Festland im Lande Veldorn…[/b] Dunkle Wolken zogen sich zusammen. Für einige Augenblicke war es still. Ruhe. Die Ruhe vor dem Sturm. Dem Sturm der Horden gegen die Feste der Dunklen Ritter. Von der Spitze des Bergfrieds lies Jarkon seinen finsteren Blick über die Belagerer wandern. Es war so weit. Kriegshörner durchbrachen die Stille und die Horden setzten sich in Bewegung. Bald entbrannte eine fürchterliche Schlacht. Die Monster stürmten ohne Rücksicht auf Verluste gegen die hohen Mauern der dunklen Festung. Kriegs- und Schmerzensschreie paarten sich mit dem Donnern des aufgezogenen Gewitters. Mit Rammen machten sich Oger an den Mauern zu schaffen, während von oben brennendes Öl auf diese niederregnete. So wurde die Feste bald von einem weiteren Verteidigungsring umschlossen. Einem Ring aus lodernden Flammen, welche sich durch den Regen nur ausbreitete. Harpyien überwanden die Hindernisse auf ihren Schwingen und stürzten sich auf die Dunklen Ritter. Diese stellten sich dieser Bedrohung mit Armbrust, manche mit dunkler Magie und schließlich dem Zweihänder entgegen. Von seinem Aussichtspunkt griff Jarkon mit seiner dunklen Magie in die Schlacht ein. Die Harpyien kämpften voller Eifer, doch mit nur mäßigem Erfolg gegen die magischen Kraftfelder des Bergfriedes an. Kreischend fanden unzählige dieser den Tod durch schwarzmagische Strahlen. Doch auf der Seite der Horden standen dunkle Zauberwirker. Hexer vom Orden der Schwarzen Seele. Einst war Jarkon in den Reihen dieser Teufelsanbeter geboren worden. Dann ausgesandt in die Welt sollte er den Glauben an die Mächtigen Neun verbreiten. Seine Schwäche. Die Liebe zu einer Frau, welche dämonische Kräfte in sich barg, machte ihn zum Verräter. Sie sahen nicht das Potenzial in der Vereinigung von teuflischer und dämonischer Macht. Er schon. Doch seine eigentliche Schwäche übersah er in seiner eigenen Blindheit viel zu lange. Auch wenn er durch sie zu diesem Quell der Macht fand hielt seine Liebe ihn auf. Erst als er sie tötete konnte er sich von dieser befreien. Von der Liebe und all den störenden Gefühlen. |
27.04.2012 10:10:42 | Aw: Schattenjäger (#59259) |
Elster | Vier Nägel klemmten zwischen den Lippen des Glücksritters. Der kleine Innenhof war erfüllt von der Frühlingssonne und die hohen Mauern der umliegenden Häuser gaben dem Lärm und der Unruhe der Stadt keinen Platz zum eindringen. Vor Rivan stand ein einzelner Pfosten im Boden, einen Balken hielt er schräg und nicht sonderlich geschickt auf der Schulter. Gerade wollte er mit dem Hammer ausholen, da landete das Tier auf seiner freien Schulter. In einer Hand den Hammer, die andere das Holz stützend, war er im ersten Moment recht verdutzt. Er kannte das Tier. Wie lange war es schon her? Es musste vor dem Winter gewesen sein, viele Monde. Das [url=http://amdir.de/index.php?option=com_kunena&func=view&catid=15&id=53026&limit=6&limitstart=6&Itemid=128]Briefchen[/url] fiel in seine freie Hand, ein Schütteln reichte, es zu entfalten. Ein weiteres Erkennen. Diese Schrift. Schmerz auf seinem Gesicht und er begann zu lesen. [i]Pling Pling Pling Pling[/i] Ein Nagel nach dem anderem flog zu Boden, verließ seine Lippen. Mit dem Hammer noch immer in der Hand rieb er sich durch das Gesicht. Was zum...? Warum zum...? Er schüttelte sich und begann das Schreiben von vorne zu lesen. Krachend fiel ihm der Balken von der Schulter. Den Falken störte es nicht sonderlich, er flatterte einige Meter in der Höhe und senkte dann seine Krallen wenig zärtlich in die Schultern Rivans. Cosima, Bolnar, Meister Lyonsbane...niemand hatte ihn angesprochen. Tymora, warum? Fürchteten sie verrat von ihm? Fürchteten sie seine Furcht? Diesen Elfen konnte er verstehen. Er hatte ihn auf Grund seiner Vorbehalte gegen die Beziehung mit der Elfe nie gemocht. Nun, sie schienen nicht von ungefähr zu kommen, nicht ganz selbstlos gewesen zu sein. Und schlußendlich hatte dieser Eir'Ceal Recht behalten. Seine Elfe...Ylenavei...auch sie konnte er verstehen. Er hatte sie verletzt. Mehr als das. Aber er hatte es nicht unbedacht getan. Er hatte es getan, damit sie genau das, was sie tat, sein ließ. "TYMORA!" Einmal, zweimal, dreimal glitt der Hammer geführt von Wut, Scham und Zorn durch die Luft, traf schwer den Pfosten. Er federte zurück. Der Pfosten splitterte. Dann brach der Schaft des Hammer, der Kopf zertrümmerte Steine an der nächsten Mauer. Glasige, graue Augen sahen ihm nach. Es waren nicht die des Falken. Was, bei allen Göttern dachten sie sich dabei? Was dachte sie sich dabei? "Ob du an der Jagd teilhaben wirst oder nicht, derlei Kunde mag für unser aller Wohl von grösster Bedeutung sein." Der Satz klang so bitter. So vorwurfsvoll. Rivans Blick ging auf die zerbrochenen Reste des Hammers in seiner Faust. Hatte sie alles vergessen? Vergessen wer ER war? Kein schlechtes Bild. Der zerbrochene Hammer. Er war es gewesen, der diesen Tanz mit dem Teufel einging. Er war es gewesen, der sie dieser dämonischen Bedrohung aussetzte. Er war es gewesen, der seine verfluchte, wertlose Seele für ein paar Münzen opferte. Nun war er es, der den Hammerschaft fort schleuderte und die Feder aus dem Lederhut auf seinem Schopf zückte. Auf die Rückseite des Schreibens schrieb er einen einzigen Satz. [quote]"Ich werde da sein, sag mir nur wo und wann."[/quote] Der Vogel hob ab kaum hatte er das Papier im Schnabel und Rivan blickte ihm nach. Egal was er getan hatte. Die Göttinnen selbst, hatten ihm gezeigt, dass er nicht nur aus dem Gemenge seiner schlechten Entscheidungen bestand. Sie hatten ihm soviel gegeben. Soviele Chancen. Soviel Glück. Soviel Liebe. Es war Zeit, zurück zu zahlen. "Nichts wird je vergessen." Er zog den Hut tiefer ins Gesicht, schritte erklangen im halbverfallenen Haus. |
27.04.2012 17:00:32 | Aw: Schattenjäger (#59266) |
Ylenavei | [b]Ein Segen zum Guten[/b] Ylenavei hörte nicht, wie die Bäume über ihr im sanften Wind säuselten, nahm die wärmende Sonne nicht wahr, die wärmend ihre Haut berührte. Irgendwo in der Ferne spürte sie ihre wunden Glieder, die auch nach Stunden erschöpfter Ruhe bei jeder kleinen Regung von der Reise zeugten, sie soeben erst hinter ihr lag. Die Reise, die Suche nach den verbleibenden Blut-Lagerstätten, ein Weg voll Gefahren und gewagter List, durch klamme Kälte und unerbittliches Feuer, hatte Kraft gefordert. Die Hoffnung, der Beute und damit der ersehnten Freiheit von alledem einen Schritt, einen bedeutenden Schritt näher zu kommen hatte die junge Waldelfe vorangetrieben, und letztendlich war es Eir'Ceal und ihr tatsächlich gelungen, alle Phiolen in die Hände zu bekommen. Doch was in diesem Augenblick in ihren Händen lag, hüllte ihre Seele in dichte Schatten, nährte Schmerz und Furcht, die jegliche Hoffnung aus ihrem Geist zu drängen drohten. Zwar enthielt die Schatulle, welche ein grosser Greifvogel aus Telodur gebracht, die kaum erreichbar geglaubten Phiolen aus Argoin Grimmaxts Händen, doch seine Antwort bezüglich des Segens Moradins schürte wenig Hoffnung. Selbst wenn es gelang, die Erkatamor zu überzeugen, dass sie gemeinsam mit Bolnar um den Segen des Seelenschmiedes bitten mochte, würde dies Zeit erfordern....Zeit, die, wie Ylenaveis Sinne mahnten, sie nicht haben mochten. Vielleicht war es letztlich geschickter, Meister Taralom im Tempel Elborias in alles einzuweihen... Priester Taralom. Mit dem Gedanken an ihn fluteten die schmerzlichen Erinnerungen erneut über die junge Waldläuferin hin, durchlebte sie noch einmal mehr das zurückliegende Jahr von der Nacht des Grauens an, und jene Dinge, die ihr während der langen Monde Glück und Hoffnung versprochen hatten, lagen nun grau unter einem Schleier von Schmerz und Zweifeln. All das, von dem sie einst geglaubt hatte, es hätte sie und Rivan verbunden, hätte sie gegen das Übel der Welt zusammengeschmiedet, mündete hier und heute in einer einzigen Zeile. 'Nenne mir Ort und Zeit, und ich werde da sein.' Er würde da sein. Am Ende des Weges, den er sie hatte allein gehen lassen. Auf welchem sie gelernt hatte, neue Hoffnung in den Trümmern der alten zu finden. Am Ende, wenn es für ihn nur noch weniges bedeuten mochte, den letzten Schritt zu tun, sein Gewissen zu beruhigen...ihr gegenüber? Der Priesterin gegenüber, von welcher Frath gesprochen hatte? Dichtem Nebel gleich kreisten Fragen und Zweifel durch Ylenaveis Geist, als freundliche Grussworte sie aufschrecken und den erstickenden Dunst abschütteln liessen. Die junge Elfe hatte nicht gewahrt, wie sich Lealand Dorn schwerfällig auf der Bank neben der ihren im Blumenrund im Herzen Elborias niedergelassen hatte, hatte nicht gewahrt, dass Eileena Thann, die Peredan-Bardin, welcher sie vor langer Zeit einmal begegnet war, den Asimaar begleitete. Als Ylenavei nun zu den beiden aufblickte und langsam nickend den Gruss erwiederte, mochte ihr Antlitz ihnen schmal erscheinen, abgespannt, von langen Mühen ausgezehrt. So fiel des den Beiden nicht schwer, sie dazu zu bewegen, ihre ganze Geschichte noch einmal zu erzählen, in Worte zu fassen, was sie Dorn gegenüber einmal sehr vage angedeutet hatte. Sie erzählte von dem Schatten, dem teuflischen Paktierer, der Rivan folgend in ihr Leben gefunden hatte, dem Schatten, der dieses in der Nacht des Grauens so gänzlich verändert hatte, dass ein Jahr verstreichen musste, um diesen Veränderungen Raum zu geben. Sie erzählte von dem Kummer, welchen Rivan darum zu hegen geschienen hatte, unter Tränen von dem Tag, als er sie um dieses Kummers wegen so jäh in Elboria für immer zurückgelassen hatte. Schmerzlicher noch als die verlorene Liebe waren jedoch die Zweifel, die jüngste Kunde aus Mirhaven an diesen seinen Beweggründen in Ylenavei weckten. Mehr denn Sorge um ihr Wohl sei eine andere Frau der Grund gewesen, dessentwegen er sich nicht fähig gesehen hätte, zu ihr zu stehen, berichtete sie ihren Zuhörern. Zuletzt besann die junge Sy'Tel'Quess sich jedoch auf die Hoffnung, die ihr geblieben war, berichtete von den treuen Gefährten, Von Eir'Ceal, von Bolnar Bogrinson, von Cosima, auch von Ragor Lyonsbane, die alle Teil an dem Weg hatten, welcher bereits hinter ihr lag. Sie berichtete von den Plänen, der Falle in den Blut-Depots, ihrer Hoffnung auf den Segen der Götter für den entscheidenden Tag der Jagd. "Ich wünschte, niemand müsste diesen Weg gehen, der immernoch in Dunkelheit enden mag", schloss sie, "doch habe ich keine andere Wahl, möchte ich je von diesem Schatten frei sein. Der Segen der Götter mag am Ende Ausschlag geben, dass dieser Jagd nicht Dunkelheit, sondern Freiheit und Leben folgen mögen." |
27.04.2012 21:54:54 | Schattenjäger (#59270) |
Soul of GJ | [b]Derweil auf dem Festland im Lande Veldorn…[/b] An mehreren Stellen wurden die Mauern der Feste durchbrochen und die Horden der Monster strömten in den Burghof. Waffen klirrten, dunkle Magie zerfetzte Leiber unter qualvollem Geschrei. Jarkon zog sich in das Innere des großen Turmes zurück, als die Kraftfelder schwächer wurden. Die Feste war nicht länger zu halten. Er trat den Rückzug an. Doch vorher musste er etwas aus den Kellergewölben holen. In den Gedanken der Dunklen Ritter erklang die kalte Stimme ihres Meisters: „Lasst sie nicht in den Großen Turm.“ Doch während er noch hinabstieg sah er durch die magische Verbindung zu seinen Dienern wie die Monster mit den Hexern in den Turm eindrangen. Seine Diener wehrten sich verbissen. Doch sie konnten nicht verhindern, dass die Übermacht sich nun Jarkon nährte. „Haltet sie auf.“ Jarkon wandte sich um und stieg die Treppen wieder empor. Das was er bei sich trug musste reichen. Bevor er wieder nach Außen schritt griff er nach seiner letzten Schriftrolle und setzte auf die Ätherebene über. So bemerkten ihn die Harpyien nicht, wie er als Hornteufel verwandelt davonflog. Er musste sich beeilen, denn die Zeit war dieses Mal gegen ihn … [b]Die Pendel künden vom Schatten[/b] Die Zeit des Finales Rückte näher. Die Pendel erfassten die sich nährende Präsenz des Gejagten. Sie deuteten Richtung Nordost. |
28.04.2012 23:03:52 | Aw: Der Schutz der Götter (#59294) |
Grauherz | Stille herrschte in der Halle der Sieben, allein durchbrochen von den leichten Atemzügen zweier Priester, welche sich am Weihwasserbecken versammelt hatten. Zwei Priester, welche zusammen gekommen waren um ihre Götter anzurufen. Ainslee Seonaid, Priesterin der Selune. Lhoorn Kar'vel, Priester des Hoar. Beide waren sie vereint in einem Wunsche. Den Segen und den Schutz ihrer Götter zu rufen, herab zu rufen auf den Silberwächter Rivan Fearis und seine Begleitung. Und so vermochte manch ein Besucher die Stimmen Beider wahrnehmen, wie sie ihr Ritual abhielten. --------------------- Tief atmete Ainslee durch und legte ihre Hände auf die steinerne Umrandung des Beckens vor sich. Ihr Gegenüber befand sich Lhoorn. Sie spürte ihn mehr als das sie ihn sah, richtete sie ihre Augen doch auf das Wasser. All ihre Kraft wollte sie in dieses Ritual stecken. All ihre Kraft und die Macht, welche Selune ihr verlieh, um Ihn zu schützen. Auf das er zu ihr zurück kehren würde. Damit sie den Brief niemals würde öffnen müssen. Bedacht nahm sie die Phiole mit Milch von neben sich auf und tröpfelte einiges von der hellen Flüssigkeit in das Wasser hinein. Dort bildeten sich schimmernde Perlen, wie kleine Sterne, anstatt das die Milch sich auflöste. [i]"Mondmaid, erhöre meine Stimme! Höre meine Bitte! Erhöre meine Worte!"[/i] Ein letzter Milchtropfen traf auf die Wasseroberfläche und Ainslee sah zu Lhoorn hinüber, welcher ohne zu zögern die Worte aufnahm, seine Stimme wie ein ferne Donner erklingend. [i]"Hoar, Herr der drei Donner! Dich rufen wir wann immer wir Gerechtigkeit suchen, Unrecht vergelten. Erhöre uns in dieser Nacht auf das wir deinem Stachel der Vergeltung ein neues Ziel weisen können."[/i] Wie sanfter Regenschauer nach einem Donnerschlag vereinte sich Ainslees Stimme mit der des Priesters. [i]"Selune, Herrin des Mondes. Richte deine Augen auf uns herab. Sende dein schützendes Licht auf jene herab, welche in unseren Herzen ruhen!"[/i] [i]"Hoar, Unheilbringer! Richte dein scharfes Auge auf die, welche deine Hilfe ersuchen und führe sie auf deinen Pfad, auf das sie ihre Rache nehmen mögen."[/i] Die Hände des Hoariten hoben sich und wie aus dem Nichts fiel eine altsilberne Münze durch sie hindurch und in Richtung der Wasseroberfläche, wo die silbern schimmernden Milchperlen sich hoben und sie umkreisten, wie kleine Monde. [i]"Lege deine schützenden Hände um sie. Leite Waffe und Zauber fort von ihnen, Unheil und Qual. Schütze ihr Leben, auf das sie zu uns zurück kehren mögen." [/i] Ihre Stimme erhob sich in der Stille der Halle, erklang klar und rein zwischen Säulen und steinerner Decke. [i]"Schütze Ihn, hüte Ihn in deinem herzen, auf das Er zu mir zurück kehrt."[/i] [i]"Lasse sie in deinem Sinne Vergeltung üben für begangenes Unrecht und sie so die eigenen Fehler sühnen lassen! Lasse sie durch ihre Tat die Gerechtigkeit wieder herstellen. Führe ihren Arm, stärke ihr Herz! Richte deinen Speer auf den Untäter und richte ihn in deinem Sinne!"[/i] Beider Arme, welche sich unwillkürlich gehoben hatten, senken sich wieder, helles und doch sanftes Licht von den Milchperlen und der Münze ausgehend. [i]"Vereine deine Kraft mit dem Speer der Rache auf das das Übel vernichtet wird und sein Schatten nie wieder die Nacht verdunkelt! So erhöre unsere Worte .... Selune!"[/i] [i]"Hoar!"[/i] Unbemerkt von den Priestern, doch vielleicht nicht von den Göttern, erklang aus der hintersten Ecke noch eine kleine Stimme, welche eine weitere Göttin sprach. [i]"Tymora.."[/i] Ein heller Lichtstrahl die Milchperlen und die Münze vereinend, bewegten sie sich mit einem Beben im Boden des Tempels hinauf zur Decke und verschwanden durch sie hindurch in die Nacht... [img size=300]http://img33.imageshack.us/img33/5508/rituala.jpg[/img] |
29.04.2012 13:17:03 | Einsamer Auszug (#59311) |
Elster | Ihr Duft lag noch in der Luft, als er erwachte. Wie lange hatte er geschlafen? Rivan wusste, dass sie fort war, noch bevor seine Finger über die weißen Lacken des Bettes tasteten. Erinnerung rang sich durch, wie er so lange dagelegen hatte sie einfach nur betrachtete. Hatte sie geschlafen? Sich nur schlafend gestellt? Er wusste es nicht, wollte es auch gar nicht wissen sondern hatte nur jeden einzelnen Herzschlag genossen. Er zog die noch feuchten Socken von der Wäscheleine des geöffneten Fensters. Der Himmel zeigte keine Spur des dämmernden Tages, Sterne funkelten fröhlich und erhaben und der tiefstehende, blutrote Mond tauchte Mirhaven und das Panaroma des Meeres in sein mystisches Licht. Langsam und bedächtig kleidete er sich an. Die goldene Rüstung verziert mit den Zeichen Tymoras, den silbernen Säbel, mit dem smaragdenen Knauf Sunes. Er schulterte den schweren Kriegsbogen auf dem noch immer die Initialen von ihm und Ylenavei fein eingezeichnet waren. Als sein Blick auf die ledernen Phiolen fiel, musste er traurig Lachen. Sie hatte daran gedacht, wo er es vergessen hatte. Die letzten Riemen zog er fest, dann verließ er sein Zimmer im Drachen, ohne einen blick zurück zu werfen. Es begann zu dämmern, als er bahren Hauptes auf dem weißen, trabenden Ross, die leere Hauptstrasse Mirhavens entlang schlenderte. Margeritta. In wieviele Kämpfe hatte sie ihn getragen? "Ein letzter Ritt, treue Freundin." Seine Hand glitt durch die weiße Mähne, sein Haupt ruhte an ihrem warmen Hals, als er flüsterte. Am Tor zeichnete sich die Silhoutte einer Frau ab. Ein einfaches, weißes Gewand. So unschuldig. So schön. Ein Brautkleid? Ein Beerdigungskleid? Hochgeschlossen war es bis zum Hals. Die Miene der schönen Dienerin Selunes war tapfer und entschlossen. In ihren tiefen Augen lagen Trauer und Unsicherheit, doch kein Wort sprach sie aus. Ainslee trat auf den Silberwächter, den Glücksritter in dem strahlendgoldenen Harnsich zu. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen. Immernoch kein Wort, nur ein Blick, der viel mehr sagte. Ihre weichen, so warmen Lippen strichen über Rivans Mund. Auch er brachte kein Wort heraus. Konnte die Liebkosung kaum erwiedern. Bedauern, ein Versprechen. Doch sie fanden nicht den Weg zu der gelähmten Zunge. Sie lief davon, viel zu spät hob er vergeblich den Arm um sie zu halten. Abschied war nie sein Ding gewesen. Rivan schwang sich in den Sattel und ließ Margeritta traben. Der Streiter der Tymora in der goldenen Rüstung. Auf dem weißen Roß. Ein kitschiges Bild. Ein verträumter Torwächter blickte ihm verwundert nach. Rieb sich die müden Augen und fuhr sich durch das verschlafene Gesicht. Den weißen Schatten, der an ihm vorbeihuschte, bemerkte er gar nicht. Hoch auf den Zinnen wehte das weiße Kleid, das obsidian-schwarze Haar im Wind. Aus wundervollen Augen blickte sie dem Glücksritter nach. Im Schein von aufgehender Sonne und untergehendem Mond fand eine einzelne Träne ihren Weg über die Wange der Mondmaid. Ein alter, fleckiger Lederhut fand den Weg auf ihren Schopf. |
29.04.2012 16:25:50 | Aw: Schattenjäger (#59318) |
Elster | Auf und Ab; Auf und Ab. Tymora war eine gnädige Göttin. Auf und Ab; Auf und Ab. Rivan saß im Sattel der weißen Stute und ließ sich langsam von ihr in Richtung Elboria tragen. War dies der richtige Ort? Er wusste es nicht. Es kam auch gar nicht darauf an. Der Weg war das Ziel. Wenn es an das Ende einer Geschichte geht, haben die Helden erhabene Gedanken. Große innere Monologe. Wenn ein Mensch in das Feuer des persönlichen Finales schreitet, wenn er der Gefahr ins Auge sieht und nur noch den Tod sieht, so wird er ganz still. Ruhe ist es, was uns alle auf diesem letzten Weg begleitet, die nach dem Schreien, Weinen und Zweifeln kommt. Auf und Ab; Auf und Ab im Sattel. Der Silberwächter war auf einem solche Weg und.... er verspürte vor allem Hunger. Es gab einfach nichts wichtiges, an das er mehr denken musste, wollte, mit der Ausnahme, dass sein Hut ihm fehlte. Und beim lächelnden Fräulein...verdammt er hatte keinen Proviant eingepackt. Er wühlte in den Satteltaschen, in den Beutelchen am Gurt. An seinen Trinkschlauch hatte er natürlich gedacht, aber das alte Söldnerrezept war das letzte, was er nun wollte. Die Kopfschmerzen waren gerade erst vergangen. Dort! Es war immer so. ein Lächeln auf dem vernarbten Gesicht. Man fand was man suchte, immer erst am letzten Ort wo man nachsah. Nich nur ein Gesetz der Logik, sondern auch eine Säule der Dramatik. Rivan besah sich das kleine bröselige Fundstück. Tymora...Göttinnen. Es war...es war...der Keks! Das Lächeln wurde breiter und vor allem lauter. Bald scholl es über den Handelsweg, tief und klar. Sie war eine Herrin die Humor hatte. Sie war seine Herrin. Zu erst leise, dann lauter begann er ein altes, nicht gerade trauriges Liedlein* vor sich hin zu pfeiffen und ließ sich von Margeritta einfach tragen. ____________________________________ *In vielen Sphären war dieses Lied bekannt. [spoiler][url=http://www.youtube.com/watch?v=yv-Fk1PwVeU]Volkslied[/url][/spoiler] |
01.05.2012 21:27:06 | Willkommen (#59352) |
Elster | [u][b]Unwillkommen[/b][/u] Erst als der goldglänzende Silberwächter durch das Tor der Stadt der Bäume ritt, verlor sich die Stimmung, die ihn eben noch eine Melodie pfeiffen ließ. Rivan legte die Zügel Margerittas nur locker über den Zaun des Gatters. Sie festbinden hatte er nie gern getan. Erinnerungen an Tage, als die Gefühle in ihm anders waren. An die Sorgen, das Leid. An all das, was er in das Herz Elborias, in das Herz der Elfe getragen hatte, die er einmal die seine nannte. Festen Schrittes trat er die leichte Böschung hinab, grüßte die elfischen Wächter, die ihn erkennend, vielleicht im falschen Wissen gar anerkennend, zu nickten. Am Brunnen erkannte er sie. Die Elfe mit dem goldenen Haar. Erinnerungen. Genau an jener Stelle hatte er sie zum ersten Mal gesehen. Hatte mit ihr gescherzt und sich in ihre bernsteinfarbenen Augen verliebt. Vergangenheit. Das Scheppern des Zwerges hörte er, bevor er Bolnar sah. Für den Anlass war er bestens gekleidet in dicken Stahl, gerüstet mit Schild, Hammer und Axt. Fast hätte man ihn als Bilderbuchdwar beschreiben können. Hinter diesem erklang ein helles Lachen, welches der Glücksritter schon viel zu lange nicht mehr gehört hatte. Ein in den Bart genuschelter Spruch hatte die junge, schöne Bardin zum lachen gebracht. Eileena. Wie lange war es her, seitdem sie sich das letzte Mal gesehen hatten? Zu lange auf jedenfall. Er hing so sehr in Gedanken, dass er den elfischen Waldläufer und seinen knappen Gruß kaum bemerkte. Eir`Ceal, der schon vor langer Zeit von den Problemen einer elfisch-menschlichen Beziehung sprach. Ihn warnte, dass prophezeite, was schließlich eintrat. Der Waldläufer kam an den Brunnen, nahm die Hand Ylenaveis. Keinen Lidschlag lang währte der Blick auf Rivan aus ihren Bernsteinfarbenen Augen. Und doch brannte sich ihr Schmerz tief in sein Gedächtnis. Ihr Gesicht war eine Grube des Zorns, fast verspürte er Abscheu in ihr zu sehen. All dies hatte er verdient. Auch als Eileenas Augen, viel freundlicher, ja einladend auf ihn fielen, blieb er an dem kleinen Bäumchen stehen, senkte nur das Haupt verschränkte die stählernen Arme vor der goldenen Brust. Er war nicht hier her gekommen, um sich zu entschuldigen oder zu reden. Es gab nur einen Grund dafür. |
03.05.2012 05:23:51 | Aw: Schattenjäger (#59366) |
Ylenavei | [b]Tag der Entscheidung[/b] Grüne Finger schlossen sich um den glasklaren, blinkenden Kristall. Harte Flächen, scharfe Kanten pressten sich in die schlanke Handinnenfläche, brannten sich förmlich in die empfindsame Haut hinein. Heisser Schmerz rang mit Wogen von kalter Angst, trieb verzweifelte Tränen in Bernsteinaugen, liess den schlanken Körper am Ufer des Spiegelsees beben. Endlich gewann der Schmerz. Sofort öffnete sich die grüne Hand, glitt der Kristall an seiner Kette hinab auf die lederbewehrte Brust. Der Tag war gekommen. Der Tag der Entscheidung war gekommen, so sehr erwartet und doch so jäh, so viel zu früh. Mit dem nagenden Unbehagen, welches so sehr Gewohnheit geworden war, hatte Ylenavei im allmorgendlichen Ritual das Kristallpendel befragt, nach der kostbaren Kraft der Erleichterung gestrebt, wenn die reglose Kette ihr einen neuen Tag fern des Schattens versprach. An diesem Morgen war ihre Seele gleichsam zu Eis erstarrt, als das Pendel unvermittelt an ihrer Hand gezogen hatte. Nordosten. Der Schatten war gekommen. Es war Zeit für die Jagd. Endlose Augenblicke, Sekunden, Minuten hatte die junge Waldelfe mit lähmender Eiseskälte, mit einem verstörenden Strom von Erinnerungen gerungen, ihren Geist von diesem Moment über Wochen und Monde zurückeilen gespürt, bis zur Nacht des Grauens und darüber hinaus bis auf die Andorien-Ebene in jener Nacht, mit welcher alles begonnen hatte. Dies war nun der Tag, mit welchem dies alles enden sollte, und die Gnade der Seldarine und aller lichten Götter mochte geben, dass dieses Ende ein Anfang neuen Lebens würde, neuer Wege, und kein Vergehen in ewiger Dunkelheit. Mit bebenden Händen hatte Ylenavei die alarmierende Kunde in wenigen, sich wiederholenden Zeilen zu Pergament gebracht, die schnellsten Vögel Elborias mit den Briefen betraut. Mit der Eile des Windes würde den zur Jagd verbliebenen Gefährten gekündet, dass der Tag gekommen war. Eir'Ceal, Bolnar... Meister Lyonsbane schied aus. Bedauerlicherweise. Am Vorabend erst war der Bote, welcher die Phiolen nach Mirhaven gebracht hatte, mit einem Paket und Nachricht von Lyonsbanes Abwesenheit zurückgekehrt. Schliesslich, Rivan. Es war nicht die Zeit, mögliche Hilfe zurückzuweisen. Mochte der Silberwächter zeigen, ob er letztlich bereit war, dieses Stück des Weges mitzugehen, welcher -auch- der seine hätte sein sollen. Seit ihre Boten in den Morgenhimmel entschwunden waren, harrte die junge Elfe im Hain der silbernen Tränen, rang mit Furcht und Grauen, suchte verzweifelt ihren Geist den Bitten an ihre Götter um Beistand zu öffnen. Ein leises Rascheln, ein Schritt auf weichem Gras. Sanfte, gelbe Augen sahen auf sie hinab, von Sorge erfüllt, das olivbraune Antlitz von stummer Angst überschattet. Wortlos sah Eir'Ceal sie an, wortlos fand Ylenavei auf die Füsse, von inniger Dankbarkeit belebt. Der erste Bote, jener mit dem kürzesten Weg, hatte sein ziel gefunden. In verzweifeltem Sehnen nach Nähe, einem Funken Wärme umschlangen sie einander, griffen haltsuchend nach dem wärmenden Leib des anderen, lauschten miteinander bebend ihren klopfenden Herzen. Keine Worte waren nötig um einander in diesem Augenblick zu verstehen. Erst nach langem Schweigen, als die Woge in ihren Seelen abebbte, raunte der Waldläufer sanft in Ylenaveis Ohr: "Lass uns gemeinsam beten, tapfere Schwester..." [...] Als die Dämmerung sich über Elboria senkte, dieser bangste aller Tage zuende ging, war getan, was hatte getan werden können. Ylenavei hatte lange damit zugebracht ihre Panther-Gefährtin zu streicheln und zu trösten, ihr zu erklären, dass sie diese Jagd allein würde angehen müssen und Aurora eine andere wichtige Aufgabe zufiel. An einem samtgrünen Band hatte die junge Waldelfe ihrer treuen Katze das Schreiben an die Geschwister, das Haus Elenath und den hohen Rat, welches ihren Abschied erklären würde, um den Hals gelegt. Würde Ylenavei nicht wiederkehren, würde die Pantherdame sich diese letzten Zeilen von jenen abnehmen lassen, die sie als vertrauenswürdig erachtete. Dann hatte die junge Sy'Tel'Quess getan, was sie so lang schon hätte tun sollen. Beklommenen Schrittes hatte sie die Koppel betreten, hatte den wunderschönen weissen Hengst herangelockt, seine weichen Nüstern gestreichelt, seinem tiefen, sanften Pferdeatem gelauscht. "Enlilthiel, guter Freund, geh, geniesse die Freiheit, und tanze mit den Sternen des Himmels über den wilden Landen..." Wie ihr Weg auch endete, es würde kein Leben im Sattel, in Eile zwischen den Welten mehr geben. Tränen rannen über grüne Wangen, als das Tier sich umwandte, das weisse Haupt neigte, ehe es im Grün der Callaneth entschwand. Zuletzt hatte Ylenavei sich in den Waffenrock aus grün getöntem Leder gehüllt, in dessen Futter das kostbare Arandur-Kettengewebe der Fürstin im Teich verborgen lag, des einst glänzenden, strahlenden Wesens, das Teil der jungen Waldläuferin war, welche sich nun zur Jagd rüstete. Gründlich prüfte sie die Schliessen, den Sitz des Waffengurts, Rapier, Jagddolch und Hüftköcher, strich durch das Gefieder der Pfeile darin, spürte den unsichtbaren Glanz des göttlichen Segens darin. Mit einem kräftigen Zug prüfte sie die Sehne, die ihren mächtigen Langbogen, den Zwilling, spannte. Verschlungene Initialien, R und Y, lagen in der lebendig wirkenden Maserung des Drachenholzes. Wo mochte sein Gegenstück in diesem Augenblick wohl sein? In wehen Erinnerungen strich Ylenavei über das Innenfutter ihres langen, mit Efeuranken bestickten Umhangs. Das alte Bärenfell aus Meister Beldars Händen, der Markttag...wie lange schien das nun her zu sein. Mit einem tiefen Seufzer schüttelte sie die alten Bilder ab. Ihr Bauch riet ihr aller Last zum Trotz an diesem Tag auf das alte Fell zu vertrauen, und die junge Elfe wusste, dass auf ihr Bauchgefühl, den seltsamen sechsten Sinn Verlass war. Sie kehrte das feuerfeste Futter nach aussen, barg die Efeuranken in säurehartem Garn im Innern, hüllte sich fröstelnd in den Umhang, ehe sie aufbrach zur Jagd. [...] Über dem Talgrund Elborias lag ein angespanntes Schweigen, verdichtete sich um den Mondbrunnen, als Ylenavei über den abendlichen Anger schritt. Ein jeder Schritt mehrte ihre Beklommenheit, ihren inneren Kampf mit der Furcht, dem Schrecken angesichts der nahenden Begegnung mit dem Schatten. Die Gefährten hatten sich ihrer Jagd angeschlossen, sich bereiterklärt, ihr in diesem Kampf beizustehen, und wie sie ihr vertrauten, vertraute Ylenavei ihnen, dass sie wussten, was es hiess ein Jäger zu sein. Dennoch hatte sie seit dem Augenblick, da das Pendel an ihrer Hand ausschlug, zu den Göttern um ihr Wohl gefleht, auf dass nicht Leid und Tod als Preis gefordert würden für das, was ein neuer Anfang werden sollte. Erinnerungen, Traumbilder des schwarzen Wesens mit den rot brennenden Augen, wie es sich zu tiefster Verzweiflung über sie senkte, nagten an ihrem Herzen, liessen ihren Magen gleich einem Stein darunter ruhen, drückend, schwer. Es dauerte, bis die junge Waldelfe die helle Stimme gewahrte, die neckisch mit zwergischem Griesgram stritt, die beklemmende Stille durchbrach. War das Eileena, die Peredan-Bardin? Ylenavei hatte ihren Weg ein einziges Mal gekreuzt, kurz nur, in Mirhaven. So griff ein Schwall sorgenvollen Widerwillens nach ihr, der mit einer Welle von Hoffnung rang, als sie zu hören vermochte, worum es bei der neckischen Auseinandersetzung ging. Eileena war hier, um sich der Jagd anzuschliessen. Bei den Bäumen, sie wusste nicht einmal, worauf sie sich damit einliess! So wertvoll ihnen das magische Talent der Bardin mit dem Fernbleiben Lyonsbanes sein mochte... hatte sie Bolnar Bogrinson ihren 'Ziehvater' genannt? Tatsächlich schienen die beiden sich nahezustehen. Mit einem dankbaren, innerlichen Seufzen gab Ylenavei der Hoffnung nach. Wenn Bolnar darauf vertraute, dass Eileena der Jagd gewachsen war, so konnte sie dies ebenso. Die junge Waldelfe schob ihre Beklommenheit beiseite, als sie nähertrat um beide zu grüssen und suchte ihre Furcht in dem versuch zu bergen, der Bardin den Anlass der Jagd nahezulegen, und was sie in dieser Nacht erwarten mochte. Eine weitere, beruhigende Präsenz gesellte sich, anfangs unbemerkt, hinzu, wurde Ylenavei erst bewusst, als Bolnar an ihr vorbei grüssend nickte. Eir'Ceal. Der Waldläufer war in seinen Waffenrock gewandet, mit Bogen und Schwert bewehrt, doch in seinem Blick lag neben aller ernster Besorgnis etwas warmes, beruhigendes, als die junge Sy'Tel'Quess nun zu ihm aufsah. Hohe Dame des Waldes, gewähre uns Gnade, nimm für mein Leben nicht diese Hoffnung, die es trägt! Ylenavei blinzelte, als sie Feuchte in ihren Augen keimen spürte, sah rasch an dem Elfen vorbei - und gewahrte die grosse Gestalt in schimmernder Rüstung an der Böschung des Talwalls. Einst hatte ihr dieses Schimmern, hatten blaue Augen unter dunklem Schopf ihr die Hoffnung ihres Lebens bedeutet, hatte der strahlende Ritter ihr Herz besessen. Jetzt schien war all der Glanz in ihren Augen nurmehr Hohn, getrübt von Schwäche, Lügen und dem Schmerz unsäglicher Enttäuschung. Gleich einer Welle brach aller Kummer über die junge Waldelfe herein, gefolgt von etwas unerwartetem, nicht minder schmerzlichem: Verachtung. Für einen langen Augenblick drohten die Gefühle sie zu erdrücken. Eine warme, weiche Hand schloss sich um ihre eiskalten Finger, drückte sie sanft, holte sie in die Wirklichkeit zurück. Eir'Ceals beruhigende Geste erwiedernd atmete Ylenavei tief durch und widmete Rivan ein knappes Nicken, als dieser zu der Gruppe trat. Nebst der Erwartung des Entscheidungskampfes lag nun eine weitere, weniger greifbare Anspannung in der Luft. Es war Bolnar, der die jäh unsichere Stille brach, indem er in zwergischer Manier mit Rivan zu flachsen begann. "Junge" nannte er den Bhen, was Eir'Ceal zu einem bissigen Kommentar in der Zunge der seinen verleitete, auf welchen, von Bolnar wohl verstanden im Handumdrehen die Entladung all der gestauten Spannung zu drohen schien. "Dies ist nicht die Zeit einander zu zerfleischen!", rief Ylenavei die Gefährten verzweifelnd zur Ordnung, "Wir sind heute abend hier, weil wir ein gemeinsames Ziel haben, die Jagd." Sie spürte die Mühe, die sie verwandte, die Zweifel, ob sie überhaupt Gehör fand, doch fuhr sie fort. "Die Jagd nach dem Schatten, der in das Leben mancher, die hier sind, so viel Leid und Kummer brachte, und andere hier zu einem wahren Akt der Freundschaft bewegt. So lasst uns hier und jetzt unsere Herzen in Gemeinschaft dem widmen, was uns alle einträchtig treibt: Dem Kampf für das, was licht und gut ist in dieser Welt, dem Ende der Finsternis, die heute unsere Beute ist! Lasst uns gemeinsam diesem Kampf entgegen sehen, der nicht von Einzelnen entschieden wird, sondern von unserem vereinten Streben. Lasst uns mit diesem Gedanken aufbrechen, denn es ist Zeit, Zeit für die Jagd!" Mit diesen Worten in den Ohren nahmen die fünf schliesslich ihre Waffen, Schilde, Rüstzeug, und wandten dem friedlichen Talgrund Elborias den Rücken zu, schritten den Talwall hinauf, der Küste entgegen. |
04.05.2012 12:38:15 | Aw: Schattenjäger (#59391) |
Lealand | [b]"Jaja, guckt ihr nur."[/b] ein leichtes grinsen konnte Bolnar sich nicht verkneifen, als er in voller Rüstung und mit Marschgepäck die Tore Elborias passierte und die Wachen ihn skeptisch musterten. Nicht dass sie ihn hätten aufhalten wollen, dafür war er wohl mitlerweile zu gut bekannt in der Stadt und es gab genug, die von Ylenavei wussten, dass Bolnar uns sie die treibenden Kräfte bei der Annäherung von Elfen und Zwergen waren. Doch heute war er nicht in diplomatischer Mission unterwegs. Nein heute würden Waffen und Zauber sprechen. Er wusste nicht alles über den Gegner und auch nicht genau worum es nun wirklich ging. Doch das, was Ylenavei ihm erzählt und die Tatsache, dass sie ihn um Hilfe gebeten hatte, waren mehr als genug Grund hier zu sein. Er konnte nicht unbedingt behaupten, dass es ihm gefiel, dass Eileena sich diesr Sache ebenfalls angeschlossen hatte, denn immerhin war nicht garantiert, dass sie Erfolg haben würden. Andererseits aber machte es ihn stolz, dass sie sich bereit fühlte für diese Schlacht und sich der Gefahr stellte. [b]"Ich bekomm Dich schon dahin, dass Du irgendwann wie ein Dwar denkst Kleines, oder zumindest verstehst, warum wir so sind wie wir sind."[/b] ging es dem Priester Moradins durch den Kopf, als er seine Pflegetochter zur Begrüssung umarmte und sich beide wie immer einander mit Spässen neckten. Bolnar lauschte den Erzählungen Eileenas, wie es dazu kam, dass sie sich Ylenaveis Jagd angeschlossen hatte. Also hatte der Sonnenabeter schlussendlich die Waffen der Olven geweiht, konnte aber wohl aufgrund seiner Verletzung nicht mitkommen. Eileena bot allerdings dennoch ihre Unterstützung an, durch ihre Fertigkeiten als Bardin und Zauberwirkerin. [b]"Tapfere junge Leute!" [/b] dachte Bolnar bei sich, während er bereits seine Waffen und weitere Ausrüstung am Brunnen vor dem Sain Amdir ausgebreitet hatte und sortierte. Nach und nach trafen die weiteren Teilnehmer dieser Jagd, wie es die Olven nannten, ein und man bereitete sich gemeinsam vor und sprach sich Mut zu. Der Horm des Seelenschmieds bat um den Beistand Moradins für die Gruppe und auch die Anderen sprachen wohl das ein oder andere Gebet, bevor es dann losging, Richtung der dunklen Auen, wo man dem, Feind gegenübertreten würde. |
06.05.2012 11:30:53 | Schattenjäger (#59427) |
Soul of GJ | Nach langer Reise kam Jarkon in den Dunklen Auen Amdirs an. Die lange Reise, welche er so abrupt angetreten war hatte an seiner Substanz und an seinen Vorräten gezerrt. Mühevoll wahrte er die Selbstbeherrschung und suchte sein altes Versteck auf. Dort fand er wonach es ihm verlangte. Die Phiolen mit dem teuflischem und mit dem dämonischen Blut. Sein Verlangen stieg ins unermessliche. Gierig öffnete er die Phiolen und mischte eine bestimmte Menge in einer Schalen ohne zuvor den Inhalt der Phiolen zuvor zu überprüfen. Mit seiner infernalischen Kälteentladung kontrollierte er die Reaktion der beiden Blutsorten und füllte dann eine Spritze mit dem Gemisch. Das altgewohnte Brennen breitete sich in seinen Adern nach der Injektion aus. Die Schmerzen waren heftig und er war nicht in der Verfassung diese mit seiner Zähigkeit zu unterdrücken. Nur mühevoll wahrte er die Konzentration, um nicht vom Blut übermannt zu werden und dem Wahnsinn zu verfallen. Nach dem Ringen mit dem infernalischen Blut war seine Gier befriedigt und seine Gedanken wurden klarer. Von der Reise war er immer noch sehr erschöpft. Die Elfengeister waren ruhig. Er beschloss zu ruhen und erst später das nächste Versteck aufzusuchen. Er beschwor einen Skelettwächter, welcher vor Höhle über seine meditative Ruhe wachen sollte. Doch das Schicksal sollte ihm keine ausreichende Ruhe gönnen … |
07.05.2012 14:42:18 | Aw: Schattenjäger (#59451) |
Ylenavei | [b]Schattenjagd[/b] Die Stille, welche über den dunklen Auen lag, riss an den beklommenen Seelen. Die Erde selbst schien unter dem erstarrt, was in dieser Nacht über der kleinen Insel lag, denn kein Beben empfing die Gefährten, als sie den ersten Schritt an Land setzten. Die tödlich kalte Aura der rastlosen Toten war ebenso verschwunden, etwas noch kälterem, noch tödlicherem gewichen. Unruhig sahen die fünf Jagdgefährten einander an, unschlüssig, was nun folgen mochte, bis Eir'Ceal endlich anregte: "Lasst uns die Götter um ihren Beistand bitten." Ylenavei spürte, wie sich die wärmenden Hände des Gefährten um ihre schlossen, drückte sie sanft, öffnete ihr klammes Herz der hohen Dame des Waldes und allen Göttern, die in dieser Nacht mit ihnen sein mochten. Sie spürte, wie sich nicht nur Eir'Ceals und ihr Flehen vereinten, sondern ebenso wie die mächtigen, von Kraft und Zuversicht erfüllten Gebete des Zwergenpriesters sie umfingen, durchwirkt von den feinen, beruhigenden Melodien von Eileenas Hand und Lippen. Von neuer Kraft und Entschlossenheit belebt nickte die junge Waldelfe, als Bolnar sie die Führung zu übernehmen suchte, und vorsichtig, vom Klopfen ihres Herzens begleitet, wagte sie die ersten Schritte in das Innere des schweigenden Eilands. Es war Eir'Ceal, der jenen Hohlweg zuerst wiederentdeckte, welcher sie nicht lange zuvor zu dem verborgenen Seiteneingang zu den Ruinen der Auen und zu den hiesigen Phiolen geführt hatte. 'Du links, ich rechts' bedeutete der Waldläufer ihr, ehe Ylenavei und er die kleine Gruppe zwischen die aufragenden Felsen führte, die sich rasch erdrückend um sie schlossen. 'Wir müssen hier hinaus', marterte es in Ylenaveis Geist, als sie die Biegung vor sich sah, welche der schmale Pfad kurz hinter der engsten Stelle beschrieb, 'hier sitzen wir unbeweglich und hintereinander aufgereiht in der Falle!' Schon gewahrte sie, wie Eir'Ceal in den Schatten der Felsen rechts des Pfades verschwand. Eine kleine Welle des Unbehagens durchflutete die junge Sy'Tel'Quess, doch gleich rief sie sich zur Ordnung. Eir war da, wie er in den letzten Wochen, Monden stets da gewesen war, und er tat das Klügste in dieser Lage. Und sie sollte nun das ihre tun. Vorsichtig, an den Fels geschmiegt, spähte Ylenavei um die Biegung. Der Pfad zur Höhle lag leer vor ihr, bis auf ein wandelndes Skelett, welches vor dem Eingang Stellung bezogen hatte. Ein Klappern hinter ihr schreckte die junge Elfe auf, und ein verirrter Lichtschein traf blendend ihren Blick. Sie musste rasch etwas tun, ehe Bolnar und Rivan inmitten des Engpasses alle Aufmerksamkeit auf sie lenken würden. Leise tastete die Jägerin nach ihrem Hüftköcher, legte einen Pfeil auf die Sehne. Sorgfältig gezielt entliess sie das Geschoss in Richtung des Skelettes. Lathander hilf! Der Pfeil traf sein Ziel präzise, bohrte sich von vorn durch das Rückgrat des Skeletts. Doch das genügte nicht um das wandelnde Knochengerüst gänzlich zu spalten. Schon stakste es eilends auf die Gruppe zu, geradewegs in Bolnars Keule hinein, als der Erkatam und Rivan aus dem Engpass heraus vorrückten, und zwei Pfeile vereinten sich mit einem Keulenhieb zu einem wilden Hagel aus Knochensplittern. Eir war da, wärmte ein flüchtiger Gedanke Ylenaveis Herz, als sie das zweite Geschoss aus ihrer Gegenrichtung gewahrte. Still lag der Pfad zur Höhle nun vor ihnen. Behutsam löste die junge Waldelfe sich von den Felsen, während Bolnar und Rivan weiter voranstrebten. Sie konnte den Waldläufer auf der anderen Seite nicht sehen, doch wusste sie, dass Eir'Ceal dort irgendwo durch die Schatten glitt. Eileenas leise Klänge im Rücken wagte sie sich ebenfalls einen Schritt vor, dann noch einen. Jähe Kälte liess sie innehalten. Immernoch lag der Pfad verlassen vor ihnen, verlassen für das Auge, doch verspürte sie eine Präsenz, die ihr das Blut in den Adern gefrieren liess. Unvermittelt aufstöhnend ging Rivan weiter vorn in die Knie. Schlagartig kehrten alle Erinnerungen wieder, an die Andorien-Ebene, als der Mensch sich krampfend in ihren hilflosen Armen wand, an die Nacht des Grauens, in der jene Bilder so gnadenlos wiederkehrte. Nebelgleich legten Schuld und Entsetzen sich um Ylenaveis Sinne. "Was unterstützt du sie, die dich verraten, im Stich gelassen hat?", richtete die eisige Stimme aus dem Nichts sich wohl an Rivan, der dort unter Qualen mit dem Schatten in seinem Geiste rang. Doch glaubte die verzweifelte Waldelfe, Leib und Seele zerrissen ihr, als das Grauen der einen Nacht, der auswegslosen Nacht mit einem Mal wieder über sie hereinbrach. Schon verschwamm die Szenerie des Schreckens vor ihren Augen... "Er ist dort, rechts im Höhleneingang, einen Schritt von der Mitte fort!", holte eine helle Stimme an ihrem Ohr sie in die Wirklichkeit zurück. Vorn auf dem Pfad ruckte Rivan in Bolnars Richtung, ehe er mit schmerzverzerrter Miene seinen Säbel in den Boden trieb. Noch während Ylenavei ihr Entsetzen hinunterzuschlucken suchte, fand ein Pfeil auf ihre Sehne, löste sich vom bebenden Bogen, in der Richtung, die Eileena ihr gewiesen hatte. Der Schuss ging fehl, kreuzte die Bahn eines weiteren irrenden Pfeils. Eine Welle zorniger Entschlossenheit brandete die aufkommene Verzweiflung in ihr fort. "Dies ist nicht die Zeit für Schatten, Angst und Hilflosigkeit! Dies ist die Zeit für das Licht, das aus Gemeinschaft erwächst!", hörte die Jägerin sich der unsichtbaren Stimme entgegenschleudern, legte einen neuen Pfeil auf die Sehne. Eisiges Grauen niederringend sammelte sie ihre Sinne, sandte sie entlang der eisigen Worte, die ungerührt auf Rivan eindrangen, tastete, forschte nach ihrem Ursprung, bis das funkelnde Geschoss von ihrer Sehnen seinen Weg entlang hauchzarter Klangfäden in sein Ziel fand. Eine Welle durchlief das Nichts im Höhleneingang, dann stand die schwarze Gestalt vor ihr, aus zornesrot glühenden Augen starrend. Der Ringkampf um Rivans Geist geriet ins Wanken. Schon fand ein weiterer Pfeil von der rechten Felsflanke das nun sichtbare Ziel, bohrte sich neben dem ersten tief in des Schattens Flanke, liess ihn taumeln. Der Silberwächter sackte zurück, keuchend, bebend, doch frei nun, wie es schien. Rasch legte Ylenavei einen weiteren gesegneten Pfeil auf ihre Sehne - und sah eben noch, wie der Schatten in der schwärze der Höhle hinter ihm verschwand. Ihre Hand schloss sich hart um das Bogenholz. Dieses Mal durfte er nicht entkommen, diesmal nicht! Während Rivan wieder auf die Beine fand, sahen die Gefährten einander unschlüssig an, liess die junge Waldelfe den Blick über die gähnende Schwärze des Höhleneingang schweifen. Gefahr, Ungewissheit, ewige Finsternis schienen dahinter zu lauern. Es blieb ihnen keine andere Wahl. Ylenavei wechselte den Pfeil und bedeutete den anderen, sie würden die Grotte stürmen. Kaum dass Zwerg und Mensch sich in Bewegung setzten, liess sie den flammenden Pfeil mitten durch den Eingang in die Schwärze rasen. Ein scharfer Aufschrei gellte der jungen Waldelfe entgegen, als sie hinter den beiden Nahkämpfern in die Höhle schlüpfte. Jäh gewahrte sie, dass ihre improvisierte Fackel aus den schwarzen Hüllen des Schattens ragte, diesen in bedrohlich flackerndes, waberndes Licht tauchte. Eben bezogen Rivan und Bolnar vor ihr Stellung, machten Waffen und Schilde kampfbereit, als der schwelende Schatten plötzlich in einem donnernden Flammenwirbel auflohte. Zornesgebrüll begleitete das Tosen der wütenden Flammen. Ylenavei schossen Tränen in die Augen, als die gleissende Hitzewelle sie traf. Nein, ihr Götter, nein. Lasst es nicht so enden! Hilflosigkeit rann feucht über grüne, glühende Wangen, während der Feuersturm gierig nach den entschlossen ausharrenden Gefährten leckte. Ein weiterer Pfeil verliess ihre Sehne, verschwand irgendwo in dem alles vernichtenden Lohen. Sie hatte die Gefährten hier hineingeführt, mitten hinein in die Hölle... Namenloses Entsetzen krampfte Ylenaveis Herz, ihre Eingeweide zusammen, als ihr verschwimmender Blick den zornesflammender roter Augen traf. Sie glaubte, über die Entfernung hinweg die brennende Hitze zu spüren, als das Lohen ein neues Ziel fand, der Flammenwirbel nach ihrer Seele griff, geifernd in ihre Richtung leckte. Die Zeit dehnte sich, Augenblicke wurden zu zermürbender Ewigkeit. Herzschlag. Der Feuersturm. Schwärze in seinem Herzen, drängend, wütend. Das Grauen flutete ihm voran. die kleine, stämmige Gestalt voraus, Schild, Freund, verschlungen, die Grosse, blitzende Rüstung, Heim vergangener Tage, überrollt. Herzschlag. Muskeln, Glieder, jede Sehne bebten vor Entsetzen. Unvermittelt - Tosende Flammen erstarben, hielten inne, der schwarze, teuflische Schatten hing erhoben, drohend, und starr. Die Gefährten standen, brennend, ehern harrend, ungebrochen. Herzschlag. Schmerz stach in Ylenaveis Seele, Höllenflammen, verschwommene Erinnerungen. Zu viele hatten schon bezahlt, zu hoch war der Preis. Kein Leid mehr, kein Tod, kein Verrat. Pfeil auf Sehne. Feuer gegen Feuer. Es musste enden, musste....Herzschlag. Eine Stimme. "Ylenavei, warte! Ein Treffer, und er ist wieder aktiv!" Eileena. Herzschlag. Die Welt erhob sich. Bebte, dröhnte vor reiner, göttlicher Gewalt. Der Himmel öffnete sich, tat sich anstelle der Gewölbedecke auf. Gleissendes, reines Licht ergoss sich in die Flammenhölle. Ein Säbel blitzte, ehe er sich in schwarze Schatten senkte. Herzschlag. Bares Entsetzen. Etwas ging falsch, ganz schrecklich falsch. Nacktes Grauen ward geboren, wo gleissendes Metall in Schwärze drang. Herzschlag. Sie sah das Ende, sah die Vernichtung aus dem Herzen des Sturms in die Klinge dringen, wie es über Rivan rollte, Bolnar überkam. Herzschlag. Die Augen aufgerissen, atemlos ein stummer Schrei. Lähmender Schrecken, kalt, unausweichlich, griff nach ihren Gliedern, ihrem Geist. Herzschlag. [i]Eine andere Zeit.[/i] Heimatliches Lager, ein Hauch der Geborgenheit. Das kleine Mädchen starrte in die glimmenden Kohlen des ersterbenden Lagefeuers, spürte den warmen Hauch der Glut auf ihren Wangen ersterben. Reglos lag die zierliche, grüne Hand vor leblosen Lippen, gelähmt, unfähig jedweder Bewegung. Dumpfes Pochen drang von hinten, aus der Seite des kleinen Leibs, die oben lag. "...Muss den Stachel entfernen, jetzt", sagte Vaters Stimme, "und Kalreshaar gebe sie uns zurück." Jäher Schrecken, Furcht. Nein. Er durfte ihr nicht wehtun, nich wehtun! Das Mädchen regte sich nicht, vermochte es nicht, eine zitternde Seele gefangen im nutzlosen Leib. "Du bist nicht allein, Kind." Grossmutters Stimme. "Der grosse Weise, Labelas Enoreth, bereitet jeden Schritt unseres Weges. In seinen Händen ruhen jene Augenblicke, die zu schwer sind, als dass wir sie tragen könnten. Nirgendwo könnten sie sicherer sein." Und Grossmutter sang. Sang formelartige Worte, gesprochene Silben zur Melodie erblüht, die dem Feuer Leben gaben, wärmende Flammen aus der Glut erweckten... Ein kurzer, stechender Schmerz. Herzschlag. [i]In der Flammenhöhle.[/i] Feurige Glut tobte um lähmendes Grauen. Formelartiger Singsang, schwach, zittrig, rann von bebenden Lippen, verlor sich im Tosen des Infernos. Den Tönen folgten Kraft und Gefühl, rannen aus erschlaffenden Gliedern, verloren sich, als der Pfeil sich von der befreiten Sehne löste. Herzschlag. Die Welt begann sich zu drehen. Der Pfeil fand sein Ziel, senkte sich in die nachtschwarze Brust. Geräuschlos löste sich alles auf. Der Schatten verging in feurigem Gleissen, das auseinander drang, heiss glühend die Welt verschlang. Ein Schlag in den Rücken, erlösendes Grau. Nichts. |
12.05.2012 20:01:35 | Schattenjäger (#59727) |
Soul of GJ | [spoiler]http://www.youtube.com/watch?NR=1&feature=endscreen&v=-AwAcYr32D8[/spoiler] Jarkon erwachte. Der Skelettwächter wurde angegriffen. Über die magische Verbindung versuchte er die Angreifer zu erkennen. Es waren keine Geister. Zwei Gerüstete. Einer in Gold, der Andere wohl ein Zwerg. Dann noch zwei Schützen die sich in den Schatten verbargen. Genaueres konnte er nicht mehr erkennen, da sein Wächter zerlegt wurde. So trat Jarkon unsichtbar aus der Höhle um die Angreifer genauer zu mustern. Und bald wurde ihm klar, dass sie nicht zufällig hier waren. Der Goldene war sein Diener und die Schützin war die Elfe, welche einst mit seinem Diener verbunden war. Dann erkannte er, dass die Gruppe aus fünf Narren bestand. Die Angreifer waren vorbereitet. Denn sie erblickten den in Unsichtbarkeit gehüllten Hexer. Sie durften seine Schwäche nicht erkennen. So sprach er die Gruppe mit kalter Stimme an. Was sie hier wollten, wollte er wissen. Sie wollten nicht Reden. Sie wollten sich gegen ihn stellen. Sterbliche Narren. Er zwang seinen Diener in die Knie und wollte die Kontrolle über ihn übernehmen. Doch dies gelang ihm nicht. Verfluchte. Jarkon wurde von Pfeilen getroffen. Von den verfluchten lichten Göttern geweihte Pfeile. Schwer verwundet und von magischer Stille umhüllt blieb ihm nichts anderes mehr übrig als sich in die Höhle zurück zu ziehen. Er beschwor einen Baatezu und die Höllen schickten ihm einen Heiler. Schnell war der Befehl zur Heilung erteilt. Die kritische Wunde schloss sich. Doch die verfluchte Weihe unterdrückte die Heilung. So brachte auch die Selbstheilung nach der Verwandlung in einen Hornteufel nicht viel. Die Angreifer waren inzwischen in die Höhle vorgedrungen. Er musste an ihnen vorbei. Sein Blut kochte. Was war mit ihm los ? Zerstörungswut stieg in ihm auf. Sein rationales Denken verabschiedete sich. Er hüllte sich in infernalische Flammen und stürmte brüllend auf die närrischen Sterblichen zu. Die Frontkämpfer der Gruppe stellten sich ihm in den Weg. Verhinderten, dass Jarkon die Schützin mit den geweihten Pfeilen erreichen konnte. Er stieß seinen Diener zur Seite, doch dann hielt ihn irgendetwas zurück. Er war wie benommen, doch das Inferno um ihn wütete weiter. Ungehindert dessen griff ihn sein Diener an. Mit einer geweihten Klinge. Welch sterbliche Narren dem Verfluchten diese Waffe gaben. Seine Verwandlung endete und der Treffer seines Dieners holte ihn aus der Benommenheit. Eine giftige Entladung wurde über die Klinge geleitet. Doch Jarkon spürte bereits, dass das Ende seiner sterblichen Hülle gekommen war. Der Tod ist nicht das Ende. Es ist ein Anfang. Dies sprach er zu seinem Diener. Bäumte sich nochmals auf und stieß die Nahkämpfer mit einer infernalen Druckwelle zur Seite. Dann traf ein letzter Pfeil seine Brust. Er wiederholte seine letzten Worte nochmals gen der Gruppe: „Der Tod ist nicht das Ende. Es ist ein Anfang.“ Dann zerbarst Jarkons Brust in einer feurigen Explosion. |
29.05.2012 11:50:11 | Schattenjäger (#60195) |
Soul of GJ | [b]Epilog[/b] Hitze und Flammen umgaben ihn. Gequälte Schreie im Hintergrund. Sein finsterer Blick schweifte umher und fixierte dann die geflügelte Gestalt. Der reizvolle Anblick war in der Lage närrischen Sterblichen den Verstand zu rauben. Eine Erfahrung welche er in seinem elenden sterblichen Dasein auch gemacht hatte. Sie hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Lange Zeit hatte er sich ausgebremst. Doch war diese Verbindung auch förderlich gewesen. Ihr Tod hatte ihn eine weitere Grenze der elenden sterblichen Existenz überschreiten lassen. Es hätte besser laufen können. Er hätte sie rituell opfern sollen. Doch dazu war er zu schwach gewesen. Erinnerungen. Erinnerung an sein elendes sterbliches Dasein. Die Teufelin hieß ihn mit einem bösen grinsen Willkommen und versuchte ihn zu demoralisieren. Ein effektives Werkzeug. Gegen elende Sterbliche. Doch er hatte sich gut auf das Kommende vorbereitet. Er hatte während seiner sterblichen Existenz Verträge geschlossen, welche sich auf lange Sicht vorteilhaft auswirken werden. Sein Name war geregelt und gesichert worden, seine Zustimmung war zu einer Beförderung einzuholen. Dies zu erheblichen Seelenkosten. Doch dafür waren diese närrischen Sterblichen ja da. Die Verträge welche er mit seinen Dienern und auch mit sich selbst geschlossen hatte sicherten seiner teuflischen, unsterblichen Existenz seine Seele, die Seelen seiner Diener und aller Nachkomme. Es gab zwar eine Möglichkeit die Verträge unwirksam werden zu lassen, doch Sterbliche waren leicht zu manipulieren. So würden sie sich von denen abwenden, welche sie erretten konnten. Die Methode war nicht neu, doch wirksam. Ein letzter Versuch wurde unternommen ihn zu brechen. In den Flammen erschien eine weitere Gestalt. Diese kam näher und zeigte das sterbliche Antlitz seines Halbbruders Zachan, welchen er getötet hatte, nachdem dieser ihn von der Elfe abgelenkt hatte. Von der Elfe, welche seine elende sterbliche Existenz beendet hatte. Wie er es ihr gesagt hatte. Das Schicksal hatte sie zusammengeführt. Es war Schicksal, dass sie ihn in die Ewigkeit führte. Unbeirrt zog Jarkon seinen Zweihänder und schritt in die Flammen. Wohl wissend, dass die Erinnerungen an sein sterbliches Dasein bei der Transformation ausgelöscht werden. Doch darauf war er vorbereitet. Die Orden und Kulte waren zwar zerschlagen worden. Doch die Überlebenden und die verborgenen Tafeln der Erinnerung würden ihn diese zurückbringen können. Es brauchte nur Zeit. Und er hatte die Ewigkeit. Seine letzten Gedanken galten ihr. Sie hatte ihn Grenzen überschreiten lassen. Und als er sie getötet hatte doch ein Opfer gebracht. Ein Opfer für Macht, Kontrolle, Finsternis und Egoismus. Sein Opfer war: Die Liebe. |
02.06.2012 05:25:32 | Aw: Schattenjäger (#60284) |
Ylenavei | [b]Erwachen (Epilog II)[/b] "Ylenavei!" Sanftes Rütteln. "Ylenavei, hörst du? Geht es dir gut?" Eine nahe Stimme in grauem Nebel, herangespült von warmem, befreiendem Strömen. Sorge schwang darin, Sorge erfüllte die stützende, bergende Umschlingung. Ein eilig schlagendes Herz. Jäh durchfuhr es sie. Sorge - Schrecken - Gefahr! Der Schatten, die Gefährten, ein Feuerball... Ylenavei suchte Halt inmitten wirbelnder Erinnerungen, die durch sich lichtenden Nebel auf sie einstürzten. Sie suchte Halt in der warmen Stütze um ihren Leib, blinzelte. Sie waren in Gefahr, die Jäger, Gefährten waren in Gefahr, sie musste Klarheit finden... Es war Eir'Ceal, der zu ihr hinabsah, der sie sanft im Arm hielt, dessen Antlitz in Erleichterung erweichte, als ihre Blicke sich trafen. Weitere Erinnerungen brachen sich Bahn. Sekunden der Starre, göttliches Licht, ein Schwerthieb mit entsetzlichen Folgen, wieder der Feuerball... und nichts mehr. "Eir...der Schatten... was ist mit den anderen?" Ihre Stimme war trocken, brüchig. "Der schatten ist vernichtet - und wir alle leben noch", antwortete der Waldläufer spürbar bewegt. Er schien unversehrt zu sein. Dann hob er den Blick von ihr, und als sie seinen Augen mit den ihren folgen wollte, gewahrte Ylenavei die erdrückende Müdigkeit in Leib und Gliedern, die Entbehrungen des zurückliegenden Kampfes wie der vergangenen rastlosen Tage und Wochen. Obgleich nicht ernstlich verwundet fühlte sie sich schwach und zittrig, gleichsam ausgetrocknet, und ihr Rücken pochte protestierend, sobald sie sich regte. "Sie kommt gerade wieder zu sich", sagte Eir'Ceal, und als die erschöpfte Waldelfe endlich den Blick hob, sah Bolnar zu ihr herab. Beim Anblick des Zwergenpriesters krampfte Ylenaveis Herz sich schmerzlich zusammen. "Bolnar...Bei den Bäumen, was...?" Das Gesicht des Dwar glich einer einzigen roten Brandwunde, Bart und Haare angesengt, was an seiner Rüstung nicht von Metall war verkohlt und das Übrige russverschmiert. Die Götter allein wussten, was darunter verborgen liegen mochte. Aber die Augen des Freundes sahen warm auf die junge Elfe hinab, während sein zwergisches Grinsen den Schmerz darin Lügen zu strafen suchte. "Hauptsache ist, wir leben alle noch", kommentierte Bolnar aufmunternd und griff nach Ylenaveis Hand. "Du solltest Rivan heilen und wir tragen Ylenavei zum Schiff!", erklang eine weitere Stimme von abseits. Eileena. Die Bardin schien wohlauf, den Göttern sei Dank. Doch was sagte sie über Rivan? Ehe die erschöpfte Waldelfe fragen oder Einspruch erheben konnte, war der Dwar in tiefes Gebet versunken, und seiner Hand, welche die ihre umfasste, entsprang eine leuchtende, heilsame Wärme, wie sie sie nie zuvor gespürt hatte. Gleich einer himmlischen Woge ergoss sich das Leuchten in sie, drang alles reinigend durch Geist und Glieder, schien Ylenaveis Bewusstsein aus ihrem schwachen Leib zu tragen... Die junge Elfe blinzelte. Das reinigende Gleissen verging und hinterliess eine unbeschreibliche Leichtigkeit. Kein Beissen und Brennen von Schrammen, kein Pochen im Rücken, keine ausgelaugte Faser ihres Leibes erinnerte mehr daran, dass sie eben erst einen schweren Kampf überstanden hatte. Geblieben waren einzig die Entbehrungen der vergangenen Wochen, die tiefer reichten als irgendein Zauber hätte dringen können. Diese Wochen lagen nun hinter ihr, der Schatten lag hinter ihr, und in einem unbändigen Bedürfnis nach Frieden sehnte Ylenavei sich der Ruhe entgegen, die sie seit Monden hatte missen müssen. Es war Zeit für Frieden, für Ruhe, endlich... Bolnar sank vor ihren Augen auf die Knie, schwer atmend, das verbrannte Gesicht schweissnass, Erschöpfung und Schmerz im Blick. Etwas in Ylenavei wollte weinen. Wie hoch, wie viel zu hoch war dieser Preis für ein wenig Ruhe und Frieden! All die vergebene Kraft brauchte der Zwerg so dringend selbst... Unversehens fand Ylenavei sich auf wackligen Füssen wieder, berührte den Freund an der Schulter, flehte, Kalreshaar möge ihren Segen im Austausch für den seinen geben. Der wärmende Strom war schwächlich, und ihr berauschter Geist fand nicht die Kraft, ihn in ihren so eigenartig entrückten Gliedern zu bündeln. Bolnar schien es nicht zu kümmern, er schien es nicht einmal zu bemerken. Der Blick des Erkatams folgte Eir'Ceal der nun auf Rivan zuging. Rivan, der verbrannt und schwelend unweit eines rauchenden schwarzen Flecken am Boden kauerte, um Atem und leibliche Kontrolle ringend. Der leiblichen Last der geschlagenen Schlacht entrückt nahm Ylenavei mit einem Mal alles in unverhüllter Klarheit wahr. Der Anblick des verwundeten Menschen, welchem sie einst ihr Herz geschenkt hatte, holte ihr vergangenes Leben auf Amdir zurück, weckten Erinnerungen an Stunden und Tage des Glücks ebenso wie des geteilten Schmerzes auf Schlachtfeldern und Krankenlagern, Adlerküste, Winterrache, Mirhaven, an zahllose Tränen, die sie um die Sinnlosigkeit all dessen geweint hatte. Schon füllten sich ihre Augen mit Feuchtigkeit... Dies hier war nicht sinnlos. Rivan hatte seinen Teil zur Jagd geleistet. Sein Hiersein hatte ihnen kostbare Zeit verschafft, massgebliche Zeit womöglich, und gemeinsam mit Bolnar hatte er Eileena, Eir und sie vor grossem Schaden bewahrt. "Danke", rann es von Ylenaveis Lippen, "ich vermag den Dank nicht zu beschreiben, teure Freunde, den mein Herz empfindet, für euer selbstloses Geleit zu diesem...Augenblick..." Als Rivan den Blick zu ihr hob, traf er die schutzlos offene Seele der jungen Waldelfe gleich einem schmerzlichen Stich. "Du weisst, dass du nicht danken solltest!", erwiederte der Mensch voll harter Bitternis. "Ich sollte nicht danken?", brach es aus ihr hinaus, quollen Enttäuschung und jäher Groll aus ihrer getroffenen Seele wie Blut aus einer Wunde, "ich sollte jenen, die sich dieser Jagd aus freien Stücken, um der Freundschaft willen, anschlossen, nicht danken?" "Heissblütige Ylenavei....", begann Rivan mit einem Bedauern, das in den Ohren der entrüsteten Elfe abfällig klang. Doch ehe er ein weiteres Wort sagen konnte, trat eine Gestalt in wohlbekannter Waldläuferkluft zwischen sie, geradewegs in diesen schmerzlich durchbohrenden Blick hinein. "Ihr habt tapfer gekämpft", sagte Eir'Ceal schlicht, "lasst mich als Anerkennung dessen um Angharrads Segen bitten, auf dass er Eure Wunden lindere." In diesem Augenblick, verloren zwischen unbeschreiblicher Erleichterung und bitterer Enttäuschung, gewahrte Ylenavei weder den Grossmut in dieser Geste ihres Gefährten noch den Schmerz in seinen Augen, welchen Rivans Erwiederung darauf auslösten, bewusst. Erst später würde sie für diesen Schritt Eir'Ceals, seiner Fähigkeit zu vergeben, tiefste Bewunderung verspüren. "Tut, was Ihr wollt!", hallten die bitteren Worte des Menschen nun an ihr vorbei, während die junge Waldelfe all ihre Sinne auf den schwarzen, schwelenden Flecken am Boden richtete, das Gebet, welches der Waldläufer für Rivan sprach und den leuchtenden heilsamen Segen aus seinen Händen gänzlich ausblendend. Der schwarze Fleck war alles, was von dem Schatten geblieben war, welcher Ylenaveis Leben, ihren Geist und ihre Seele in den vergangenen Wochen ausgefüllt hatte, sie auf Wege bewegt hatte, die sie niemals geglaubt hatte gehen zu wollen. Der Schatten, zum Sinnbild geworden für die vergangene Zeit auf Amdir, welche ihrem Herzen jedwede Ruhe verwehrt hatte, war zu Rauch und Russ vergangen. Doch anstelle reinen, unbeschwerten Friedens hatte er Kummer und Elend zurückgelassen, den Kummer und das Elend all der kleinen, so belanglos erscheinenden Zwistigkeiten, die wie tausend winzige Nadeln stachen. Ylenavei war die Nadeln, war das alles unendlich müde... Sie wusste später nicht, wieviel Zeit vergangen war, als eine warme Hand sich um die ihre legte, eine sanfte, vertraute Stimme sie in die Wirklichkeit zurückholte. "Komm, irmisse", sagte Eir, "es ist Zeit, dass wir nach Hause gehen." Die erschöpfte Waldelfe nickte matt, blinzelte, ehe sie sich noch einmal an die umstehenden Gefährten wandte: "Ich möchte Euch für eure Hilfsbereitschaft, euer...Opfer danken. Seid im Tempel meines Volkes willkommen, erfahrt dort Heilung und Erholung. Ich werde mit allem, was ich bei meinen Geschwistern aufwiegen mag, dort für euch bürgen." In fortan stiller Dankbarkeit liess die junge Waldelfe sich von Eir'Ceal auf das Schiff führen, welches die schweigsamen Jagdgefährten zurück nach Amdir trug. Je näher die grosse Insel rückte, je näher Eir'Ceal und sie später in stiller Wanderschaft Elboria kamen, desto leichter wurde Ylenaveis Herz. Als das grüne Band der Callaneth in Sicht kam, der bewaldete Wall um das verborgene Tal, verspürte die junge Sy'Tel'Quess eine nicht gekannte, beseelende Freude. Erstmals wusste sie bei diesem Anblick, wusste es sicher in der Tiefe dieses Herzens: Noch wenige Meilen, dann waren sie zu Hause. [...] Später, des Nachmittags... Wärmende Sonnenstrahlen spielten in dem säuselnden Blätterdach, dessen Lied sich mit dem sanften Rauschen des Spiegelsees mischte. Ylenavei spürte das weiche Gras, in dem sie lag, roch seinen frischen Duft, hörte das leise Summen abertausender Insekten darin. Das Funkeln der Nachmittagssonne hatte sie bewegt, die schweren Lider zu heben, doch liess sich ihr Leib kaum der süssen Ruhe entreissen, hielt ihr Geist an dem sanften Frieden fest, in welchem die lebendige Welt sie umgab. Zwischen Entrücken und Wachen glitten ihre Gedanken in Freiheit dahin, atmeten ihre Sinne die Schönheit der Welt ringsumher ein, als gewahrten und genossen sie diese zum ersten Mal. Wahrlich, Ylenavei hatte nahezu vergessen, wie sich die Berührung der Welt, das Verschmelzen mit dem Ganzen anfühlte, so lange hatten die erdrückenden Schleier von Furcht und Kummer ihren Geist in kalte, alles erstickende Nebel gehüllt. Nun jedoch, endlich, fand die Wärme wieder in Ylenaveis Seele wie die Sonnenstrahlen durch die Baumkronen über ihr... Eine Gestalt erschien vor dem Grün. Sanftgelbe Augen in einem olivfarbenen Gesicht sahen auf sie hinab. Warmes Glück erwuchs dem Herzen der jungen Elfe, breitete sich zu ihrem Antlitz zu einem liebevollen Lächeln aus. "Eir, Alae! Wie geht es dir, mein Liebster? Vermagst du dich zu erholen...?" Der Waldläufer wirkte abgespannt, als er sich neben ihr niederliess und leicht den Kopf schüttelte. "Ich...habe geträumt", sagte er leise, "von dem Schatten, und von dir...er hatte...mir dich genommen..." Eine schattenhafte Furcht, geboren aus bereits entschwindenden Träumen und dennoch beklemmend in seinen Augen, bewegte Ylenavei sich aufzurichten, ihn an sich zu ziehen, in die Arme schliessen, in der Wärme des Lebens um sie herum zu bergen. "Mein armer, liebster, tapferer Eir", hauchte sie in das olivgrüne spitze Ohr nahe ihrer Lippen, "es ist vorbei....bei den Bäumen, irmima... es ist vorbei..." Sie spürte seine Wange an der ihren ruhen, während sie den Gefährten tröstend hielt, ihn wiegte, ein Teil des beruhigenden Liedes der Natur. Der Schatten gehörte in die Vergangenheit. Sie waren im Jetzt. Sie hatten nun Frieden. Es war vorbei. |