15.01.2008 22:36:17 | Tiberin Etaron (#5355) |
Ganred | [b][u]Kind[/u][/b] Ein grober stoß riss den Jungen aus dem Schlaf, der Gefängniswagen war durch ein Schlagloch gefahren. Müde rieb er sich die Augen mit seinen schmutzigen Händen. Es half nicht viel, denn es dauerte eine geraume Zeit, bis das Tageslicht seine Augen nicht mehr blendete. Der Wagen hatte sich wohl während den Nachtstunden wieder in Bewegung gesetzt und war, ohne das Tiberin davon Notitz nehmen konnte, durch die Stadttore gefahren. Nun waren sie wieder auf der Straße, links und rechts des abgefahrenen Weges standen Laubbäume, die Böschung stieg auf der rechten Seite langsam an und wurde bald zu einem steilen Hang. Auf der linken Seite dagegen schlängelte sich ein kleiner Fluss wie ein silbernes Band durch die Landschaft. Ein trauriger Gesichtsausdruck ersetzte bald das fröhliche Lächeln, welches seine Züge eben noch erhellt hatte. Heute war sein Geburtstag, der Zehnte war es nun und der vierte in Gefangenschaft. Wie jedes Jahr erinnerte er sich auch dieses mal an den Tag, der sein letzter glücklicher und sein letzter sorgenfreier gewesen war. ~ Laut war es, das Geschrei der Händler und Marktweiber von Baldurs Tor wurde nur von dem monotonen Geräusch übertönt, das die gepanzerten Stiefel der heimkehrenden Soldaten auf den Pflastersteinen verursachten. Lange hatte er seine Amme angebettelt mit ihm zur Heerschau zu gehen, doch sie wollte sich nicht erweichen lassen. So nahm er einen günstigen Moment wahr und tauchte, während seine Amme einen Gemüsehändler bezahlte, in der Menschenmenge unter. Die Soldaten und die Heerschau zogen ihn an wie Licht die Mücken und er musste sie einfach sehen. Eine ganze Weile hatte er gebraucht, um den Weg zu finden, denn die Straßen waren ihm fremd und mit Menschen verstopft. So stand er nun am Rand der Parade, zwischen den Beinen der Schaulustigen, denen er meist nur bis zum Bauch reichte. Neugierig beobachtete er die Soldaten in ihren glänzenden Rüstungen und mit ihren Paradewaffen, die für einen wirklichen Kampf wohl wenig taugen würden. Allen voran war sein Blick auf den Feldherren gerichtet, von allen war er der Prachtvollste und auf seiner Plattenrüstung prangte das Wappen der Flammenden Faust. Lange stand er da und sah sich den Heereszug an, so verging die Zeit und die Menge mitsamt der Parade löste sich wieder auf. Zurück blieb nur ein sechsjähriger Junge, der nun nicht mehr wusste woher er gekommen war. Bis die Nacht hereinbrach wartete er auf seine Amme, doch als sie nicht erschien, ergriff die Verzweiflung von ihm Besitz und er rannte von der Hauptstraße, auf der die Parade stattgefunden hatte, in eine der Seitengassen, die er für jene hielt aus der er zur Parade gekommen war. Bald stand er vor einem ganzen Labyrinth aus weiteren Gassen und er verirrte sich immer mehr, bis er schließlich in einem dreckigen und düsteren Teil der Stadt vor dem Ende einer Sackgasse stehen blieb. Sich eingestehend, dass er sich vollkommen verlaufen hatte, liess er sich auf einem Fass nieder und begann zu weinen. Lange blieb er auf seinem Fass sitzen, bis am Anfang der Sackgasse ein Mann auftauchte. Er sah ungewöhnlich gepflegt und in seiner teuren Kleidung durchaus wohlhabend aus. Sein Gesicht hatte etwas Weiches und charismatisches und das Adlerprofil mit der gekrümmten Nase lies Tiberin kurz kichern, wodurch ihn der Mann wohl auch bemerkte. Langsam kam er auf Tiberin zu und musterte ihn dabei. "Na wie kommst du denn hierher kleiner Mann, du siehst nicht wie ein Straßenjunge aus?", fragte er, seine Stimme tönte sehr tief, aber ruhig und sanft. Tiberin wich dem Blick des Fremden erst aus, weil er sich dafür schämte, seiner Amme davongelaufen zu sein, doch dann gewann die Verzweiflung wieder die Oberhand und er entschloss sich zu einer Lüge: "Ich habe mir mit meiner Amme den Heereszug angesehen, aber in der Menge hat man uns getrennt und nun finde ich sie nicht wieder.", erzählte Tiberin kleinlaut, aber bemüht sich seine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen. Der Mann nickte. "Ich verstehe, du suchst also deine Amme. Junge... wenn du willst bringe ich dich zum Hauptquartier der Stadtwache, dort wird man dich sicher zuerst suchen." Kurz stutzte Tiberin, so ganz schien er dem Mann nicht zu vertrauen, aber in Ermangelung einer besseren Idee nickt er schließlich. So ging er immer dicht hinter dem Fremden her und jener führte ihn durch die Gassen, die ihm in ihrer Baufälligkeit und wegen der mangelnden Beleuchtung finster und verlassen vorkamen. Während er sich umsah, bemerkte Tiberin nicht das sein Führer stehengeblieben war und wäre beinahe gegen ihn geprallt. Er sah auf und wollte gerade fragen warum der Mann nicht weiter ging, doch da lehnte sich der Rücken des Mannes immer weiter nach hinten und Tiberin musste zur Seite springen, um nicht von dem fallenden Mann zerdrückt zu werden. Verwundert betrachtete er den nun am Boden liegenden Edelmann. Erst nach der zweiten Musterung bemerkte er das Blut, welches aus einer Pfeilwunde sickerte. Zuerst hatte er es nicht gesehen, denn der Pfeil war beim Aufprall zersplittert und nur ein Stück des Schaftes ragte aus der Wunde, welche nun einige Finger breit unter dem Herzen des Mannes prangte. Tiberin wusste nicht, was er denken oder davon halten sollte, erstarrt blieb er vor seinem toten Führer stehen und sah diesen vollkommen überfordert an, er hatte nie einen Toten gesehen, geschweige denn einen Mord. Und es war das letzte, was er von Baldurs Tor sah, zumindest für viele Jahre, denn ein schwarzes Etwas versperrte ihm kurz darauf die Sicht und als er sich zu wehren begann, hatte man den Sack der über ihn geworfen worden war, schon an den Füßen zugebunden. Er hörte nur noch die rauhe Stimme eines Mannes. "Nehmt dem Fettsack seine Wertsachen ab und lasst ihn hier liegen, sollen ihn die Hunde fressen. Und bindet noch ein Seil um den Jungen, ich will nicht, dass er entwischt, die Sklavenhändler geben uns für soeinen sicher einen guten Batzen Gold!" Kurz darauf breitete sich explosionsartig ein dumpfer Schmerz in Tiberins Hinterkopf aus und alles wurde schwarz vor seinen Augen, noch schwärzer als es in seinem Sack ohnehin schon war. ~ Tiberin zuckte zusammen als Calanwyn sein elfischer Lehrer und einziger Vertrauter in seiner kleinen Welt, dem Gefängniswagen, ihn ansprach und somit aus seinen Gedanken riss. Der Elf war alt, selbst für einen seines Volkes und verbittert, nein verbittert war nicht das richtige Wort dafür, Calanwyn war gebrochen. Bereits vor Tiberin hatte er diesen Gefängniswagen bewohnt, niemand sah sich den alten Elfen auch nur an, wenn die Karawane in den Städten hielt und die Sklavenhändler ihre Wahre feilboten. Auch von den anderen Sklaven hatte ihm keiner sagen können, woher der Elf kam oder wie lange er schon in diesem Wagen eingesperrt war. Wäre Calanwyn jedoch nicht gewesen, hätte Tiberin wohl nie richtig schreiben und lesen gelernt, denn der Elf brachte es ihm bei. Genug Zeit hatten sie während die Karawane durch die Länder reiste und der Elf hatte nur eine einzige Bedingung für sein Wissen gestellt. Tiberin sollte die Sprache des Elfenvolkes lernen und in dieser unterrichtete Calanwyn ihn später auch. Nachdem der Junge die Sprache der Elfen und vieles an Grundwissen erlernt hatte, erzählte der alte Krieger beinahe nurnoch von Kampf und Krieg. Scheinbar war das Schlachtfeld über Jahrhunderte hinweg Calanwyns einziges Zuhause gewesen. Der junge Tiberin lauschte dem Elfen immer mit den selben strahlenden Augen, mit welchen er früher seiner Amme oder seiner Mutter gelauscht hatte, wenn sie ihm Geschichten erzählten. Der einzige Unterschied war, dass er die Geschichten des Elfen glaubte, denn Calanwyn erklärte viel von Strategie und Taktik, Zweikampf und Massenschlachten und Tiberin sog es zusammen mit den Geschichten in sich auf wie ein Schwamm. Nachts, wenn die Wächter schliefen, übten sie zusammen die Bewegungen, welche man mit den verschiedensten Waffen auszuführen hatte und wie man sich im Kampf verhielt. Von den Stellungen der Beine bis hin zur korrekten Körperhaltung brachte der alte Elf dem Jungen alles bei, was dieser aufnehmen konnte und Tiberin lernte schnell, denn es gab nichts anderes mit dem er sich hätte beschäftigen können. Erneut schrak er aus seinen Gedanken hoch, als Calanwyn ihn ein weiteres mal ansprach. "Tiberin?", fragte der Elf und Tiberin wandte sich nun endlich dem Elfen zu. "Sind wir schon da?" Der Elf deutete auf die nun immer eintöniger und karger werdende Landschaft, nur vereinzelt gab es noch Grasbüschel, Sand und kindskopfgroße Steine dominierten das Landschaftsbild. "Wir haben die Grenze von Tay passiert." Calanwyn erzählte Tiberin oft, wo sich die Karawane gerade befand, aber dieser hörte ihm kaum zu, denn es war ihm egal wo sie sich befanden, er konnte den Wagen ohnehin nicht verlassen. Tiefe Nacht war es als Tiberin an diesem Tag erneut erwachte, diesmal vom quitschenden Geräusch der Gittertür geweckt. Einer der Wächter stand plötzlich vor ihm, er wurde grob am Arm gepackt und einfach aus dem Käfig gezerrt. Tiberin wehrte sich nicht mehr dagegen, die Peitsche und der Hunger hatten ihm schon früh beigebracht, dass es keinen Sinn hatte. Der Wächter schleifte ihn zu Brandir, einem dünnen Mann, mit dunklen, beinahe schwarzen Augen und einem strengen, herrisch wirkenden Gesicht. Brandir war der Besitzer der Sklaven, wie er selbst zumindest behauptete, Tiberin dachte da ganz anders. Der dünne Mann unterhielt sich gerade mit einer Frau, sie war ganz in eine rote Robe gehüllt und auf ihrem kahlrasierten Kopf sah Tiberin Tätowierungen, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie reichte Brandir einen Beutel aus feinem Leder, worauf dieser grinsend auf Tiberin deutete und dem Wächter ein Zeichen gab. Dieser zwang Tiberin unsanft auf den Boden. Er war es gewöhnt, dass man ihn bei einem Verkaufsgespräch genau betrachtete und so sträubte er sich nicht, als die Fremde ihn untersuchte. Nach einer Weile wurde er erneut gepackt, doch diesmal von zwei Soldaten, die mit der Frau in Rot gekommen waren. Brandir wandte sich um und ging zurück zur Karawane, erst als die Soldaten sich mit Tiberin und der Frau in Bewegung setzten, wurde dem Jungen klar, dass man ihn soeben verkauft hatte. [b][u]Soldat[/u][/b] Sieben Jahre waren vergangen seit die Tayerin ihn von Brandir gekauft hatte, eine Zeit die Tiberin wie eine Ewigkeit vorgekommen war. Man hatte ihn besser behandelt, als er es anfangs für möglich gehalten hätte, gut genährt und äußerst kräftig war er geworden. Wohnen liess man ihn tief unter der Erde, in einem lichtlosen Loch. Es war eine Zelle, die zwar säuberlich in den Stein gehauen worden war, aber nur äußerst spartanisch eingerichtet wurde. Seine Arbeit war schwer, vermutlich war dies der Grund warum man ihn so gut nährte. Man hatte ihn zusammen mit vielen anderen in die Minen geschickt, um Erze für die Waffen und Rüstungen der Soldaten abzubauen. Die Arbeit in den Minen war aber nicht nur schwer, sondern durch die harten Strafen, welche denen drohten, die nicht arbeiten konnten, ein äußert qualvolles Erlebnis. Einmal war Tiberin unter seiner Last zusammengebrochen, als er einen Sack voll Eisenerz zur Schmelze trug. Die Gardisten hatten ihn dafür mit fünfzig Peitschenhieben bestraft und an diesem Tag hatte er nichts zu essen bekommen, nicht dass er dazu fähig gewesen wäre zu essen. Dies alles war jedoch nichts gegen die Grausamkeit der Magier. Ab und an, wenn man die Sklaven aus der Mine brachte, damit sie sich im Fluss waschen konnten, konnte Tiberin Schreie aus dem Magierturm hören, der nicht weit entfernt stand. Ihm schauderte, wenn er daran dachte und es fiel ihm schwer sich vorzustellen, was einen Menschen dazu bringen konnte in derartiger Agonie zu schreien. Eigentlich wollte er es auch nicht wissen, die Träume die ihm diese Schreie bescherten, ließen ihn so manche Nacht kein Auge zutun. Der Junge sah auf, als er im Augenwinkel die unruhigen Gardisten bemerkte, welche am Mineneingang schon lange auf einen der Roten Magier warteten. Ihnen war angekündigt worden, dass die Magier die Arbeit in den Minen bald kontrollieren würden. Sie hatten damit begonnen durch die Reihen der Sklaven zu gehen und jene, welche nicht genug Kraft hatten, um zu arbeiten, brachte man in die Quartiere, damit die Magier sie nicht sehen würden. Niemand glaubte daran, dass ein Magier die Sklavenquartiere besichtigen würde. Bewegung kam nun in die Gardisten und sie stellten sich in einer Reihe auf, endlich kam der Magier in Tiberins Sichtfeld. Er war kahlrasiert und tätowiert wie alle Roten Magier und die selbe gleichgültig grausame Ausstrahlung umgab ihn. Er ignorierte die Gardesoldaten schlichtweg und ging an ihnen vorbei, sein Gesichtsausdruck liess darauf schließen, dass es ihm keine Freude bereitete, diese Minen inspizieren zu müssen. Er ging an den Sklaven vorbei und warf nur ab und an einen angewiderten Seitenblick auf einen von ihnen. Tiberin zuckte zusammen, als ein ohrenbetäubendes Krachen zu hören war und ein Zittern durch den harten Fels lief. Ein Bursche, der nicht weit von Tiberin arbeitete, wurde unter lautem Tosen und Donnern von einem Steinschlag begraben. Tiberin schenke dem armen Kerl allerdings nur wenig Beachtung und arbeitete sofort wieder weiter, denn soetwas geschah hier nicht selten. Während seinen ersten Tagen in der Mine hatte er versucht einem Mann zu helfen, der unter den Steinen liegend wimmerte, doch die Gardisten hatten ihn von dem Fremden weggezerrt und er wurde mit vielen Peitschenhieben dafür bestraft. Den Sklaven hatte man unter den Steinen liegen lassen, erst als er zu stinken begann, wurden einige Arbeiter angewiesen ihn verschwinden zu lassen. Aufgebracht sprach der Magier nun mit einem Soldaten der Garde."Nun weiß ich, warum wir so oft Gold für neue Sklaven ausgeben müssen! Ihr dummen Hurensöhne lasst diese Gänge nicht sichern!" Der Magier war außer sich vor Wut, jedoch wohl weniger wegen der Sklaven oder des Goldes, sondern wegen der Gefahr, welche die grob in den Fels gehauenen Gänge für sein eigenes Leben darstellten. Halblaut antwortete ihm der Gardist und brachte viele Entschuldigungen und Ausreden zu seiner Verteidigung vor, doch das brachte den Magier nur noch mehr in Rage. Eine kurze Handbewegung reichte aus und der Soldat ging vor Tiberins Augen in Flammen auf. Erst glaubte Tiberin nicht was er sah, doch dann bemerkte er, dass der Wächter sich wohl nicht bewegen konnte. Der Mann stand starr wie eine Salzsäule an Ort und stelle, obwohl er langsam verbrannte. Entsetzt sah Tiberin dem Spektakel zu, als die Augen der Wache zu kochen begannen und schließlich platzten übergab er sich und so wurde ihm erspart, mitansehen zu müssen, wie die Haut des Wächters im Gesicht Blasen bildete und langsam verkohlte. Erstarrt wie damals als der Edelmann in den Gassen von Baldurs Tor starb, stand Tiberin da, diesesmal jedoch beendete kein gnädiger Schleier aus Finsternis seine Qual. Dies war der Moment, in dem der Junge, welcher er einst gewesen war starb, übrig blieb nur Gleichgültigkeit, weder Verzweiflung, noch Hoffnung gab es noch. Die dicke Schutzmauer, welche er ob all der Grausamkeiten aufgebaut hatte, war abgetragen und zerschmettert worden. Als der Magier ihn bemerkte, wie er vor seinem eigenen Mageninhalt stand und immernoch am Würgen war, begann er zu lachen und fuhr danach den Hauptmann der Gardisten an. "Sogar dieser Sklave könnte eure Arbeit besser erledigen als ihr!" Mit einer weiteren Geste, bescherte er dem Hauptmann das selbe Schicksal wie seinem Kameraden zuvor. "Der Sklavenjunge ist ab jetzt euer neuer Hauptmann!", rief er in einem triumphierend abfälligen Tonfall, während der Hauptmann noch brannte, wohl um die Garde zu demütigen. "Rüstet ihn aus und weißt ihn ein!" Nach diesen Worten verschwand der Magier in einem grellen Blitz. Apathisch stand Tiberin da und starrte auf die Stelle, an der eben noch der Magier gestanden hatte. Die Gardisten taten wie ihnen der Magier geheißen hatte, doch Tiberin wurde wegen seines geringen Alters schnell zum Gespött der Garde. Das hatte ein jähes Ende, denn Tiberin hatte sich duch das Erlebnis mit dem Magier dramatisch verändert, emotionslos war er geworden, kalt und gleichgültig betrachtete er nun all jene Dinge, denen er früher mit Neugier begegnete. Nachdem der neue Hauptmann mehrere Exempel an den Soldaten statuiert hatte, die wohl selbst dem Magier das selbstgefällige Lächeln aus dem Gesicht gewischt hätten, gab es niemanden mehr, der auch nur geringe Widerworte gegen ihn wagte, geschweige denn Spott. So vergingen die Jahre und Tiberin kam seiner neuen Aufgabe ohne Moral und Skrupel nach, was ihm das Wohlwollen mancher Magier sicherte. Es dauerte nicht lange, bis er unter den Soldaten und Sklaven "Scharfrichter" genannt wurde. Diesen Namen brachte ihm die Tatsache ein, dass die Magier ihn und die ihm unterstellten Männer hauptsächlich dafür einsetzten, Aufstände niederzuschlagen, die Handelswege von Banditen und anderen Gefahren zu befreien und abtrünnige Magier zu jagen. An den Konflikten außerhalb Tays, war er bis auf wenige zufällige Scharmützel mit Soldaten aus Aglarond nicht beteiligt. [b][u]Söldner[/u][/b] Wie es wohl Calanwyn ergangen war?, fragte sich Tiberin, als er vom Feldherrenhügel aus das Schlachtfeld betrachtete, eine Frage die er sich immer in solchen Momenten stellte. Dies jedoch war kein Schlachtfeld, nein, es war ein einfaches Dorf, voll mit Kindern, Alten, Frauen und mit Männern, die ihre Waffe nicht richtig halten konnten. Acht Jahre hatte er in Tay als Soldat gedient, dann verliess er das Land von einem Tag auf den anderen, er nahm kaum Besitztümer mit sich. Aufhalten wollte ihn niemand, denn als Gardesoldat hatte er seine Freiheit erlangt. Tiberin war nach Baldurs Tor zurückgekehrt, wo er seine Familie zu finden glaubte, doch so kam es nicht und niemand konnte ihm sagen, was geschehen war. Er nahm dies emotionslos auf, wie alles was ihm zugetragen wurde, sei es eine Freudennachricht oder ein Todesurteil. Schließlich stellte ihn die Flammende Faust, eben jene Söldnerorganisation, deren Heereszug er als Junge beobachtet hatte unter Sold. Ab diesem Zeitpunkt kämpfte er in vielen Schlachten, für die Soldaten der Faust angeworben wurden. Er trug nicht wenige Verletzungen davon und war oftmals dem Tode näher als dem Leben. Sechs Jahre war er nun ein Soldat der Faust. Sein Aufstieg innerhalb der Organisation verlief rasant und er hatte so manchen Gegner innerhalb der Organisation aus dem Weg räumen müssen. Allerdings war der Grund für seinen Aufstieg mehr die Tatsache, dass es der Faust an einem Henker fehlte, die Ritter der Organisation bezeichneten sich selbst als ehrenhaft und weigerten sich, manche Aufträge auszuführen. Tiberin dagegen war anders, wie schon in Tay arbeitete er ohne Skrupel und mit kalter Gleichgültigkeit. Calanwyns Lehren und seine Erfahrungen aus Tay kamen ihm zugute und bald war das Leben Tiberins ebenso vom Krieg geprägt, wie es einst Calawyns gewesen war. Wenn Tiberin genau darüber nachdachte, musste er schmunzeln, er hatte immer lachen müssen, wenn der verbitterte Elf ihm mit dem Satz: "Das Leben wird auch dich noch brechen.", gedroht hatte. Aber war er gebrochen? Es blieb ihm keine Zeit darüber nachzudenken, denn das Dorf, welches bald ein Friedhof werden sollte, drängte sich zurück in seine Gedanken. Dies war keine Schlacht nach seinem Geschmack, für gewöhnlich trat er einem Heer von Bewaffneten in einer Feldschlacht gegenüber, die er meist durch Taktik gewann, doch hier konnte er nicht siegen, den er hatte keinen wirklichen Gegner. Der General hatte ihm diesen Auftrag erteilt, weil ihn niemand sonst ausgeführt hätte. Um genau zu sein kam der Auftrag sogar vom Marschall, er durfte sich also keinen Fehler leisten, es hätte ihn den Kopf gekostet, denn der Auftrag hatte einen politschen und für so manchen einflussreichen Adeligen unbequemen Hintergrund. "Feldherr!", hörte er einen seiner Wächter vor dem Zelt rufen. "Eine Frau nähert sich vom Dorf aus, sie bittet um eine Unterredung mit euch und hat einen Jungen bei sich." Tiberin dachte kurz daran sie abzuweißen, aber dann änderte er seine Meinung. "Bringt sie zu mir.", rief er zurück. Es dauerte nicht lange, bis die Frau und ihr Sohn sein Zelt betraten. Sie war ein typisches Bauernmädchen, nicht hübsch aber auch nicht hässlich, eher unauffällig. Aus ängstlichen aber gleichzeitig hasserfüllten Augen sah sie ihn an. "Bitte! Lasst unser Dorf in Frieden... wir haben nichts getan! Tiberin musterte sie, mit dem üblichen stoisch ruhigen und ausdruckslosen Blick, den er sich während seiner Zeit als Soldat und Feldherr angeeignet hatte. "Ihr wurdet von eurem Lehnsherren angewiesen dieses Dorf zu verlassen. Ich habe bereits mit eurem Ältesten gesprochen und er will sich widersetzen. Für diesen Fall hat euer Lehnsherr der Flammenden Faust die Vollmacht erteilt, euer Dorf mit allem was sich darin befindet dem Erdboden gleichzumachen und sei es auch Frau oder Kind." Kurz glomm Wut in den Augen der Bäuerin auf, doch sie beherrschte sich. "Wir können nicht alles zurücklassen ohne zu verhungern, selbst die Kinder hätten nicht genügend zu essen!" "Nun, dass müsst ihr eurem Lehnsherren vortragen, ich werde meine Befehle ausführen und wenn ihr morgen noch in eurem Dorf seid, werdet ihr sterben.", sagte Tiberin in einem nüchternen und formellen Tonfall. Während die Frau und der Feldherr in ihr Gespräch vertieft waren, sah sich der Junge neugierig um, sein Blick wanderte im Zelt umher und blieb schließlich an Tiberins Rüstungsständer hängen. Mit großen Augen betrachtete er die Plattenrüstung, welche mit den prachtvollen Insignien der Faust verziert war. Tiberin beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, jedoch ließ er ihn gewähren, ein seltsames Gefühl der Vertrautheit machte sich in ihm breit. Verzweifelt sah ihn die Frau nun an und begann schließlich ihre grob verarbeitete Bluse aufzuknöpfen. "Bitte... ich könnte..." Doch Tiberin schnitt ihr das Wort ab. "Wache!" Durchschnitt die kalte Stimme des Feldherren die Luft und liess die Frau zusammenzucken. "Diese Frau wird nun gehen!" Die Wachen betraten das Zelt und führten die Frau nach draußen, ihr Sohn folgte ihr, wenn auch mit Widerwillen, zusehr hatte es ihm die prachtvolle Rüstung angetan. Am nächsten Morgen, dem Morgen des Angriffs, wurde Tiberin durch Schmerzensschreie und das zischende Geräusch von Peitschenhieben geweckt. Zuerst fuhr er zusammen, denn sie erinnerten ihn an die Schläge, die er selbst einst ertragen hatte müssen. Dann jedoch wurde ihm klar, dass sie von außerhalb seines Zeltes kamen. Nachdem er seine Rüstung angelegt hatte, verließ er das Zelt und sah dem Junker zu, wie er einen Soldaten auspeitschte. Erst bei näherem Hinsehen erkannte Tiberin den Bestraften als einen seiner Leibwächter, die gestern die Frau abgeführt hatten. "Was hat dieser Mann verbrochen, Junker?" Der Junker beendete die Bestrafung vorzeitig und wandte sich Tiberin zu. "Nun Feldherr... er hat die Frau, die Gestern bei euch war im Wald vergewaltigt... scheinbar ist er ihr gefolgt." "Wir fanden sie heute Morgen zusammen mit dem Jungen auf einer Lichung, beide waren tot." "Wir haben die Schwertscheide eures Wächters in der Nähe gefunden, sein Name wurde in das Leder eingebrannt." In diesem Moment verkrampfte sich etwas in Tiberin, denn der an einen Pflock gekettete Soldat lächelte trotz der Schmerzen, die ihm die Peitschenhiebe zugefügt hatten. "Diese Hure hat sich mir angeboten... aber wir hatten einen kleinen Streit wegen der Bezahlung.", log der Mann dem Feldherren offen ins Gesicht. Tiberin betrachtete ihn, ruhig und beinahe apathisch, wie er es immer tat, doch innerlich kochte er vor unterdrückter Wut, deren Ursprung er sich nicht erklären konnte, denn die Frau war ihm nicht wichtig gewesen. Gleichzeitig fühlte er sich schuldig, auch dieses Gefühl konnte er sich nicht erklären, er hatte viele sterben sehen und noch mehr selbst gerichtet. Er nahm nicht wahr, wie er sein schweres Bastardschwert aus der ledernen Scheide zog und sich seine Faust fest um das kalte Metall des Griffs schloss, sein Blick war vernebelt, nur die Silhouette eines kleinen Jungen erkannte er. Als er wieder bei klarem Verstand war, traf die Waffe schon mit voller Kraft auf den Schädel des Soldaten. Ein grausiges Geräusch ertönte, als der Schädel des Soldaten gespalten wurde. Tiberin stand lange an dem Ort der Hinrichtung, der Junker war schon wieder an seine Arbeit gegangen ohne den toten Soldaten von dem Pflock zu entfernen. Es war Mittag, als die aüßerliche Apathie Tiberins langsam nachließ und er erinnerte sich an den Jungen, der die Frau begleitet hatte und dessen Blick neugierig seine Rüstung untersuchte. Ein Junge, wie er selbst einer gewesen war, früher vor vielen Jahren der Qual. Er schüttelte die Gedanken ab und wusch die Klinge seines Schwertes, welches er bis zu diesem Zeitpunkt mit festem Griff umklammert hatte, in einem Wassereimer. Das getrocknete Blut leistete kaum Widerstand und er konnte es ohne große Mühe von der Waffe entfernen. Danach eilte er zum Feldherrenzelt und rief die Ritter zusammen. "Wir brechen das Lager ab, schickt einen Boten zum General nach Baldurs Tor.", sagte er mit schneidend kalter Stimme und keiner wagte Widerworte, es hatte sich herumgesprochen, was mit dem Soldaten geschehen war, außerdem konnte sich jeder am Pflock selbst ein Bild machen. Spät nachts, Mitternacht war schon vorüber, zog das kleine Heer die Straße entlang, welche sie nach Baldurs Tor führen würde. Tiberin saß auf seinem Schlachtross und sinnierte über das Geschehene, noch immer wagte man nicht den Feldherren anzusprechen, der sonst so kalte und disziplinierte Tiberin, schien die Männer zu beunruhigen. Erst als ein Bote ihnen entgegengeritten kam, konnte man ein Gespräch mit ihm nicht mehr länger verzögern. Es stellte sich heraus, dass der Bote vom General selbst kam und einen Brief zu überbringen hatte, der von äußerster Wichtigkeit zu sein schien. Tiberin brach das Siegel und öffnete ihn. "Feldherr Tiberin Etaron, da ihr meinen Befehl verweigert habt, seid ihr mit sofortiger Wirkung eures Kommandos enthoben. Ihr werdet die Führung dem Ranghöchsten Ritter übertragen. Weiters werdet ihr ab dem Zeitpunkt der Kommandoübergabe kein Mitglied der Flammenden Faust mehr sein. Eure Ausrüstung und euer Schlachtross jedoch, überlässt euch der Marshall, aufgrund der guten Dienste die ihr der Organisation erwießen..." Weiter las Tiberin den Brief nicht, er warf das Stück Pergament seinem ranghöchsten Ritter zu. Ein letztes Mal sah er in die Gesichter der Männer und wenigen Frauen, welche er nun seit geraumer Zeit angeführt hatte. Er sah weder Freundschaft noch Wehmut in ihren Augen, denn Gefühle hatte er nie zugelassen, weder zu seinen Männern, noch zu sonst jemandem. So war es keine schwere Entscheidung, als er seinem Pferd die Sporen gab und Richtung Baldurs Tor vorausritt. Tiberin ritt gerade den Weg entlang, als sein Pferd plötzlich zusammenbrach und er in voller Rüstung aus dem Sattel geschleudert wurde. Mit großer Wucht prallte er auf die harte Erde und blieb stöhnend liegen. Es war reines Glück, dass er den Sturz überlebte, denn er bekam schwer Luft und für einige Sekunden wurde ihm schwarz vor Augen. Es dauerte jedoch nicht so lange wie man denken würde, bis er wieder auf die Beine kam und so sah er die zwei vermummten Gestalten, welche mit gezogenen Kurzschwertern auf ihn zukamen. Er zog sein Bastardschwert aus der Scheide und nahm seinen Schild auf, welcher neben seinem verendenden Pferd lag. Immernoch benommen ging er zum Angriff über, Fragen waren nun fehl am Platz. Die erste Gesalt, welche ihm am nächsten war, überraschte er vollkommen. Sie brachte nur eine schwache Verteidigung gegen das große Schwert auf und als sie versuchte mit ihren beiden Kurzschwertern zu parieren, wurden sie ihr von der Wucht des Angriffs aus der Hand geprellt. Dies reichte Tiberin und anstatt erneut mit seinem Schwert anzugreifen, schlug er mit seinem stachelbewährten Schild zu. Mit brachialer Gewalt donnerte es gegen die Gestalt, das Leder ihrer Rüstung wurde von den Stacheln zerfetzt und sie bohrten sich in das schutzlose Fleisch. Ein Knacken und Bersten ertönte, es brach wohl so mancher Knochen durch den heftigen Angriff Tiberins und der Vermummte wurde durch die Wucht des Schildhiebes beiseite gestossen. Tiberin fuhr herum, denn die zweite Gestalt hatte sich von der Überraschung erholt und war nun heran. Dieser Angreifer war vorsichtiger und gab sich vorerst keine Blöße, es war ein ausgeglichener Schlagabtausch. Wo Tiberin angriff, wich sein Gegner aus, wo sein Gegner angriff, blockte Tiberin das Schwert ab. Die beiden Angreifer waren jedoch weder für einen offenen Kampf ausgerüstet noch ausgebildet, dass bemerkte Tiberin schnell, denn der Angreifer wurde zusehends müde und konnte den brutal geführten Hieben des Bastardschwertes in Kombination mit seinen wuchtigen Schildhieben nicht mehr lange ausweichen. Da war sie, die Blöße nach der Tiberin gesucht hatte. Die Gestalt griff mit beiden Kurzschwertern zugleich an, dass machte es Tiberin leicht, ihr beide zugleich mit dem Schild aus der Hand zu schmettern. Der Weg war frei für sein Schwert, die Klinge fraß sich durch das Schlüsselbein des Mannes tief in dessen Brustkorb, er war kurz darauf tot. Einen Moment nahm Tiberin sich Zeit um kurz zu verschnaufen und sich von dem Sturz zu erholen. Danach besah er sich die beiden Toten und stellte erstaunt fest, dass der erste Angreifer, welchen sein Schild getroffen hatte offenbar noch lebte. Er betrachtete den Mann, seine Glieder zuckten und der rechte Arm des Mannes war in einem seltsamen Winkel vom Körper gedreht. Es brauchte kein kundiges Auge um festzustellen, dass der Mann nicht bei Bewusstsein war und so erschlug Tiberin ihn, denn die Zeit um zu warten und den Mann zu befragen hatte er nicht. Als er danach die beiden durchsuchte, fand er weder Wertgegenstände, noch sonst etwas Nützliches, außer einem Brief der mit dem ungeöffneten Siegel des Generals verschlossen war. Tiberin brach es auf und zog ein Stück Pergament heraus, darauf war eine einzige Rune zu sehen, als Tiberin begriff war es beinahe zu spät. Nur einige Meter hatte er sich von dem Schriftstück entfernt, als die gewaltige Kraft der Magie in einer ohrenbetäubenden Explosion freigesetzt wurde. Nur sein totes Pferd rettete ihm das Leben, denn er warf sich hinter sein schützendes Fleisch, welches durch die schwere Pferdepanzerung geschützt war. Als die letzten Erdbrocken, welche die Explosion in die Luft geschleudert hatte, wieder vom Himmel gefallen waren, wagte es Tiberin aufzustehen. Der Ort an dem er eben den Brief geöffnet hatte war kaum zu erkennen, ein kleiner Krater hatte sich gebildet und von den Angreifern war nichts mehr übrig, außer das geschmolzene Metall ihrer Waffen. Sein Pferd war an der Seite, welche die Explosion getroffen hatte, vollkommen verkohlt, selbst die Pferderüstung war teilweise geschmolzen oder durch die Wucht zerdrückt. Als am nächsten Tag noch vor dem Morgengrauen der Tross der Flammenden Faust am Ort des Kampfes ankam und die Reste von Tiberins Pferd fand, waren sie sich alle einig, dass der unbeliebte Feldherr sein Ende gefunden hatte. Der Bote hatte Tiberins ranghöchstem Ritter berichtet was ihm geschehen würde. Dem General berichtete man später davon und er war äußerst zufrieden, lediglich der Verlust des guten Pferdes und dessen teurer Rüstung grämte ihn. Zur selben Zeit, als der General die Nachricht von Tiberins Tod bekam, sprach im Hafen eine vermummte Gestalt, unter deren zerschlissener Kutte die Rüstung eines hochrangigen Mitgliedes der Faust zu sehen war, mit einem der weniger vertrauenswürdigen Schiffskapitäne von Baldurs Tor. "Ah, ihr seid es... ich habe schon auf euch gewartet.", sagte der Kapitän, ein kleiner Mann mit einem von der See gegerbten Gesicht und einem ungepflegten Bart."Ihr habt gewartet?", antwortete Tiberin misstrauisch, seine gepanzerte Faust legte sich auf den Knauf seines Bastardschwertes. Der Kapitän, welchem die Geste keinesfalls entgangen war, wurde nervös und antwortete schnell. "Nur mit der Ruhe! Ich habe gewartet weil man eine Überfahrt für den ersten Gerüsteten bezahlt hat, der mich aufsucht! Ihr müsst wissen, dass nicht viele Leute mich aufsuchen und diese tun es nur deshalb weil sie untertauchen müssen.", sagte der Kapitän mit einem Grinsen im Gesicht. "Wer hat euch bezahlt?", fragte Tiberin, nicht weniger misstrauisch als zuvor. "Das kann ich euch nicht sagen, sein Gesicht habe ich nicht gesehen. Außerdem muss ich doch meine Integrität wahren... was denkt ihr wie gut mein "Geschäft" noch laufen würde, wenn ich anfange meine Kunden zu verraten? Außerdem würde ich dann wohl kein sehr langes Leben mehr führen... Aber ich kann euch soviel sagen, dass euer Gönner genug bezahlt hat, um mein Schiff und meine Dienste ein Leben lang in Anspruch zu nehmen!", sagte der Kapitän immernoch breit grinsend. "Mhh, bringt mich einfach an einen Ort, der weit weg von Baldurs Tor ist.", entgegnete Tiberin Knapp. "Ich kann euch doch nicht irgendwohin bringen... aber der am weitesten entfernte Ort, den ich kenne, ist eine Insel namens Amdir... manche nennen sie "Die Insel der Hoffnung" das wäre doch sicher das Richtige für einen wie euch, nicht wahr?", sprach der Kapitän mit einem spöttischen Lächeln. "Dann bringt mich dahin, legt ab sobald es geht." Waren die einzigen Worte, die er noch von Tiberin zu hören bekam. "Ah, wir können sofort ablegen, es ist alles schon vorbereitet!", antwortete der Kapitän grinsend. Das Schiff legte bei Morgengrauen ab, niemand in der Stadt bekam davon etwas mit. Die meisten schliefen noch und nur einige Seemänner die es in ihrem Rausch nicht mehr nach Hause geschafft und sich einfach gegen eine Hauswand gelehnt oder schlicht auf die Kaimauer gelegt hatten, waren am Hafen zu sehen. Nur ein alter Elf sah das Schiff ablegen, er trug einen schwarzen Umhang mit einer Kutte, die er tief ins Gesicht gezogen hatte. Sein Körper war in eine Prachtrüstung der Flammenden Faust gehüllt und auf seinen Schulternpanzern, sowie auf dem Brustpanzer, konnte man die Marschallsinsignien der Faust erkennen. In der Hand hielt er einen nun sehr leeren Geldbeutel, doch in seinem Gesicht stand seit Jahrzehnten das erste Lächeln geschrieben. Calanwyn sah dem Schiff nach, bis es am Horizont verschwand und nicht mehr zu sehen war. |