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14.08.2011 17:55:59
Vom Sinn und Unsinn der Ehre (#50439)
Elster
[ooc: Hinweise auf Fehler, Zusammenhangloses und Sinnfreies nehme ich in jedweder Form gerne entgegen=)]

Vom Sinn und Unsinn der Ehre

1. Regentage

Was waren dies für merkwürdige Zeiten?
Es war kaum ein Zehnttag vergangen, seitdem sich der junge Rivan in Mirhaven aufhielt, kaum zwei Zehnttage, seitdem er den Großteil seines Soldes gegen eine Überfahrt eingetauscht hatte.
Die restlichen Kupferlinge reichten für nicht viel mehr als ein Loch in einer Kascheme namens „Blutiger Eimer“ und ein paar Humpen Bier. Nun, er fühlte sich trotzdem wohl in seiner Haut, hier in der Fremde.



Kaum einen Gedanken verschwendete er an die Heimat und sein dortiges Leben als Mietling, auch wenn ihm bewusst war, dass sich in Mirhaven für ihn wohl nicht viel ändern würde.
Das blutige Handwerk war nichts das er sonderlich mochte, er beherrschte es nicht einmal wirklich, jedoch schien es, als ob Tymora nun einmal diese Münze für ihn geworfen hätte und damit fand er sich ab.
Er war stark, gewandt und für einen gewöhnlichen Söldling sogar recht gewitzt, aber was nützen die besten Vorrausetzungen, wenn das Schicksal die Entscheidung traf, dass die Eltern nur Bauern sein sollten und keine Magier, Ritter oder gar Grafen?



Der Anfang eines neuen Lebens würde sich nicht einfach gestalten, dessen war sich Rivan bewusst. Und wie um diese Vermutung zu unterstreichen, entschieden sich die Götter seit seiner Ankunft durchgehend regnen zu lassen.
Dieser Regen war wie ein schlechtes Omen für den jungen Söldling und es war nicht das einzige.
Die Suche nach einer Anstellung gestaltete sich so schwierig, wie erwartet. Hier und dort konnte er sich für ein paar Stunden als Bote verdingen und ein Hin aus dem gemütlichen Hohenbrunn bezahlte ihm eine Hand voll Kupfer für die Beseitigung von Ungeziefer.
Es reichte kaum für die Übernachtung in der dortigen Schenke, wobei jedoch das Bier weniger schal erschien als im „Eimer“.
In der ersten Nacht in der Schenke wachte er schweißgebadet auf, geweckt von lautem Geschrei und panischen Rufen. Seinen vollen schwarzen Zopf bändigend und gleichzeitig den Säbel gürtend eilte er dem Krawall entgegen.
Auf dem Marktplatz, direkt vor der Schenke sah er die Ursache des Geschreis: Halblinge und Gnome schienen sich sinn- und verstandlos gegenseitig umzubringen.
Noch bevor er sich wundern, geschweige denn irgendwie eingreifen konnte, spürte er einen stechenden Schmerz am Hinterkopf. Vor seinem inneren Auge tanzten Hin und Gnom und stachen sich lachend wechselseitig ab.
Fantastische Merkwürdgkeit...fast ebenso fantastisch wie die Kopfschmerzen, welche Rivan am Morgen weckten und noch fantastischer die Tatsache, dass er sich in seinem Bett in der Schenke wiederfand und er nicht das kleinste Zeichen einer Kopfwunde ertasten konnte. Er schlurfte zur Arbeit und nirgendwo im Dorf schien sich etwas Besonderes zu haben. Ein schlechter Traum, ein schlechtes Omen oder nur der Preis für Sharess Segen am Vorabend? Er wusste es nicht, wollte es auch nicht wissen.

Die zweite Nacht in Hohenbrunn war weniger spektakulär, aber nicht unbedingt weniger merkwürdig. Nach getanem, schmutzigen Tagewerk fand sich Rivan wieder in der Schenke ein und sprach ein wenig vorsichtiger als am Vorabend dem Halblingsgesöff zu, als sich ein junger Blondschopf zu ihm gesellte.
Man geriet ins Gespräch und nach den üblichen Nettigkeiten rang sich der junge Söldling durch, ob nicht sein gegenüber eine passende Anstellung für ihn wissen würde. Tymora schien an diesem Abend besonders zu Späßen aufgelegt zu sein, denn es stellte sich heraus, dass der junge Blondschopf ein waschechter Streiter Torms war. Und dieser Schlug Rivan ernsthaft vor Mirhaven und seiner Wache zu dienen.
Nicht das stupider Wachdienst und strunzliges Exerzieren ihm fremd wären, aber als der Tormstreiter als Bezahlung die Ehre erwähnte, konnte Rivan doch nur noch Schmunzeln.
Mag Ehre doch dem Adel und dem Priestervolk gut zu Gesichte stehen, so zählte für einfache Menschen wie ihn doch eher das Bier im Humpen und die Butter auf dem Brot.
Aber an sich war es den Versuch wert, sollte der Sold stimmen. Besser als das Käfer zertreten für einen Halbling wäre es allemal, ging es Rivan durch den Kopf.
Und endlich mit einem konkreten Plan legte sich der Söldling in seine Kammer und viel in einen, diesmal traumlosen, Schlaf.



Am nächsten Morgen zürnte ihm Sharess nicht und zum erstenmal auf dieser Insel kitzelte ihn nicht der Regen, sondern die Strahlen der Sonne an der Nase.
Mit einem fröhlichen Pfeif schnürte er sein Bündel und verließ vorerst das Dörflein des lustigen Volkes.
15.08.2011 15:46:26
Aw: Vom Sinn und Unsinn der Ehre (#50469)
Elster
[b]Hungertage[/b]

Auf dem Weg von Hohenbrunn nach Mirhaven bemerkte Rivan das Knurren seines Magens.
Es erinnerte ihn an seine Tage im "freiwilligen Dienst" der Landwehr.
Als Schwertfutter war seine Kompanie immer die letzte, welche vom Troß versorgt wurde, wenn überhaupt. Doch die wackeren Lands- und Waidmänner dort waren begabt im organisieren aus Wald und Tal und so war immer ein trockener Kanten Brot und auch der ein oder andere Streifen Dörrfleisch für den viel zu jungen Burschen abgefallen.
Die älteren Verpflichteten fütterten ihn oft durch, vielleicht in Erinnerung an die eigenen Kinder.

In diesen Gedanken schwelgend erspähte Rivan ein paar Dutzend Schritt entfernt einen klapprigen, alten Dachs.
Das Fell des Viehs war schon an vielen Stellen ausgefallen, Meister Grimbart hatte die besten Tage schon lange hinter sich, wie es schien.
Der junge Söldling pirschte sich vorsichtig heran und zog seinen Säbel.
Doch auch an diesem Tag schien ihm Tymora nicht sonderlich wohlgesonnen. Der Moosboden unter seinen Füßen, aufgeweicht vom tagelangen Regen, gab nach.
Mit einem kurzen Schrei der Verwunderung rutschte Rivan einen Abhang herab und landete mit dem Gesicht im Matsch.
"Gottverdammte...." ging es ihm durch den Kopf, als er sich den Schlamm notdürftig aus dem Gesicht rieb.

Selbst der älteste Dachs wäre bei diesem Schauspiel wohl im nächsten Dickicht verschwunden, so auch das geplante Frühstück Rivans.
Ärgerlich blickte sich der Besudelte um. Tymora schien es doch nicht ganz so schlecht mit ihm zu meinen, denn er war direkt am Eingang eines riesigen Dachsbaus gelandet.
Den Dreck abklopfend zog er seinen Säbel und beschloß in der Höhle nach einem Frühstück zu suchen.

Nur wenige Schritte hinter dem Eingang des Baus begrüßte ihn selbiges auch. Bellend stürzte sich ein gutes Dutzend junger Dachse auf den verdutzten Rivan. Im Halbdunkel schlug er recht fruchtlos nach ihnen, dafür schienen die Biester seine Arme und Beine als Leckereien nur so zu erschnuppern. Nach wenigen Momenten war der Söldling schon sehr zerbissen, doch hatte er auch fluchend die Hälfte der Dachse erschlagen.
In diesem Augenblick erschien ein Schatten, weiter aus dem Dunkel des Dachsbaus.
Das Blitzen einer Sichel durchzuckte die Luft und zerteilte die letzten beiden Viecher.

Rivan ließ seinen Säbel sinken und deutete mit seiner zerkratzten, freien Hand einen Gruß an.
Und wieder schien sich die Münze zu wenden, die unerwartete Hilfe erwies sich als freundliche Dame, welche sich mit Lenet vorstellte.
Ein bezauberndes Wesen, ging es Rivan durch den Kopf. Man tauschte ein paar freundliche Worte. Es ärgerte den Bezwinger der Dachse ein wenig, dass er sich vorgenommen hatte bis zum Mittag bei der Wache zu sein, denn er hätte gerne mehr Zeit mit der Dame, deren Gesicht er im Halbdunkel nicht einmal richtig gesehen hatte, verbracht.
Man verabschiedete sich und er kletterte aus dem Bau. Wieder auf dem Weg nach Mirhaven angekommen sah er an sich herab.
Schlamm verkrustet und zerkratzt wie er war sollte er wohl nicht sein Beitrittsgesuch zur Mirhavener Wache einreichen.
20.08.2011 15:18:40
Aw: Vom Sinn und Unsinn der Ehre (#50616)
Elster
[b]Wolkentage[/b]

An einem nahen Bach schlug der junge Mann sein Nachtlager auf. Es dämmerte bereits, als er notdürftig Hemd und Hose reinigte.
Er hatte gelernt, dass es als Söldner vor allem auf Äußerlichkeiten ankam:
Eine freundliche, höfliche, manch ein Spotter würde behaupten anbiedernde, Art, um die Auftraggeber für sich einzunehmen und Kleidung, so auffällig und geschmackvoll wie nötig, dies war das Geheimrezept der kleinen Compagnie, der er sich nach seinem Dienst in der Landwehr angeschlossen hatte.
Er betrachte in der Erinnerung schwelgend seine zerfranste Kleidung und polierte daraufhin auch sein Kettenhemd. Einige rostige Glieder wiesen auch hier darauf hin, dass es schon bessere Tage gesehen hatte. Polieren würde hier nicht mehr helfen, also griff legte er es dicht an das kleine Lagerfeuerchen und begann es sorgsam zu mit Ruß zu schwärzen.
An diesem Abend würde sich der Versuch einer weiteren Pirschjagd nicht mehr lohnen. Ein Lächeln des Schicksals schien es aber zu sein, dass er einen Busch roter Johannisbeeren ganz in der Nähe entdecken konnte, bevor die Nacht vollends hereinbrach.
Besser als ein komplett leerer Magen, war sein letzter Gedanke, bevor ihn der Schlaf übermannte

Nach kurzem, traumlosen Schlaf erwachte Rivan am folgenden Morgen.
Schnell waren die wenigen Habseligkeiten zusammen geräumt, doch bevor er sich nun nach endgültig nach Mirhaven aufmachte, wollte er wenigstens noch einmal versuchen sich eine Mahlzeit zu erjagen.
Nach einem kurzen Stoßgebet an Tymora schlug er sich in das Unterholz und die Göttin schien im diesmal wirklich gewogen!
Nur wenige Schritte vor ihm saß ein fettes, mümmelndes Kaninchen.
Kurz verfluchte er, dass er sich immer noch keinen Bogen hatte besorgen können, aber diesmal würde sein alter Säbel reichen.
Er holt aus und...einen fingerbreit neben seinem Fuß schlug sirrend ein Pfeil ein.
Das Kaninchen preschte, weiterhin mümmelnd durch das Unterholz, Rivan warf sich erschrocken hinter den nächsten Baum.

Den Säbel im Anschlag spähte er nach dem hinterhältigen Schützen...

((wird fortgesetzt...so wenig Zeit, bin jetzt schon im Verzug^^))
22.08.2011 22:55:00
Aw: Vom Sinn und Unsinn der Ehre (#50696)
Elster
[b]Wolkentage, Fortsetzung[/b]

Den Säbel im Anschlag spähte er in den Wald, doch nichts war zu erkennen.

"Versündige Dich nicht an den Rilifanes Kreaturen!"

erklang eine wunderschöne, aber unglaublich harte, weibliche Stimme irgendwo aus dem dichten Unterholz.
Der junge, hungrige Söldling entschied, dass für ihn in dieser Situation wenig Aussicht auf Erfolg bestehen würde, sollte er agressiv vorgehen und so schlug er seinen Säbel in den Boden und erhob sich.

"Fürstin des Waldes, Meisterin des Bogens, vergebt einem hungernden Wanderer!"
sprach er ruhig und diplomatisch, während er die offenen Handflächen in Richtung von Stimme und Pfeil wies.

Aus dem Dickicht des Waldes löste sich nur wenige Schritt vor Rivan der Schemen einer wunderschönen Frau, einer Elfin.
Der Pfeil auf ihrem gespannten Langbogen zielte noch immer auf seine Brust.

"Der Wald gibt Mensch und Tier was sie benötigen", sprach sie sehr bestimmend und deutete mit einem Blick auf einen riesigen Laubbaum neben sich.

Rivan schritt, die Handflächen immer noch offen, auf den Baum zu und beäugte ihn.
Dicke Walnüsse lagen rundherum verstreut.
Er beugte sich nieder und hob eine handvoll von diesen auf.

"Fürstin des Waldes, seit Tagen hab ich nichts Vernünftiges mehr gegessen. Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft und dieses Geschenk des Waldes, aber...," weiter konnte er nicht sprechen, denn die Elfe fiel im ins Wort.

"Versündige Dich nicht gegen die Wesen dieses Waldes!"

Ihre Einstellung schien nicht verhandelbar. Etwas missmutig knackte Rivan eine der Nüsse und bot sie der Elfe an.

"Meine Fürstin, wie es Euch beliebt...Wollt Ihr wenigstens mit mir speisen?"

"Richte dem nächsten meines Volkes aus, dass Alanee zurück ist!" sprach sie nur.

Scheinbar hatte sie ebenso viel Interesse an den Nüssen wie Rivan.

Alanee, wie wohl ihr Name war, wartet keine Antwort des jungen Mannes ab und entschwand nicht weniger plötzlich, als sie erschienen war.

"Tymora trotzallem mit Euch, Fürstin dieses Waldes" murmelte er ihr hinterher, schob sich die geknackte Nuss in den Mund.
Stücke der Schale ausspuckend, sammelte er seinen Säbel auf und machte sich auf den Rückweg zu seinem Nachtlager.

Nunja, Nüsse zum Frühstück waren besser als gar nichts, ging es ihm durch den Kopf.
Wahrlich, dies war eine merkwürdige Insel, voller merkwürdiger Wälder und noch merkwürdigerer Elfen.
Langsam aber sicher würde er zum Vegetarier oder gar gleich zum Baumanbeter werden, wenn Tymora ihn weiterhin übergehen würde, überlegte er.
Er brauchte eine Anstellung und zwar eine gut bezahlte.

Mit diesen Gedanken, Nüsse knabbernd wie ein Eichhorn, wanderte er weiter Richtung Mirhaven.
23.08.2011 23:24:50
Aw: Vom Sinn und Unsinn der Ehre (#50730)
Elster
[b]Sonnentage 1[/b]

Die Hafenstadt begrüßte den Wanderer in schönster Sonnenpracht.
Sein letzter Besuch war vom Wetter weit weniger begünstigt gewesen, entsann er sich.
Mit einem fröhlichem Pfeiffen durchschlenderte Rivan die Gassen in Richtung Markt und Hafen.
Er beschloß, bevor er der Wache seine Aufwartung machen wollte, einen Aushang am örtlichen schwarzen Brett anzufertigen.
Vielleicht würde so endlich jemand auf seine Dienste aufmerksam werden.

Er grüßte die Damen und Herren auf seinem Wege mit einem fröhlichen "Tymora zum Gruße" und einem Tippen an seinem Hut, jedoch war die Erwiederung nur in wenigen Fällen ebenso fröhlich, meist eher von verwunderter Natur.
Am Aushang angekommen, musste er feststellen, dass er nicht einmal eine Feder zum Schreiben besaß und dort merkwürdigerweise auch keine zur Verfügung gestellt wurde.

Just in diesem Moment gesellte sich ein einfach gekleideter Elf an seine Seite und begann die Schreiben und Fetzen zu überfliegen.
Rivan sandte einen kurzen Dank an Tymora und sprach den Elf an.

Die Feder lieh der Elf ohne weiteres an Rivan, auf die Neuigkeit, dass Alanee wieder zurück sei, reagierte er aber eher verwundert oder desinteressiert.
Er entschuldigte sich förmlich und wies daraufhin, dass er ein Fremder auf dieser Insel sei.
Merkwürdige Ausrede.
Merkwürdige Elfen.
Vielleicht war Rivans Begegnung im Wald auch etwas zu sehr von sich selbst überzeugt.
Man würde es wohl nie herausfinden...

Dankend nahm er die Feder des Elfen und setzte einen kurzen Aushang auf.
Er überlegte, schmunzelte dann und beschloss, seine letzten Silberlinge an die Wirte zu spenden.
Vielleicht würde ja Sharess Tymora ein wenig unter die Arme greifen?

[url=http://http://www.amdir.de/index.php?option=com_kunena&Itemid=0&func=view&catid=20&id=50615#50615]Schreiben für die Wirte[/url]

Lachend gab er dem nun noch verwirrter dreinschauenden Elfen die Feder zurück und überflog zuerst das eigene Schreiben und dann die Aushänge auf dem Schwarzen Brett.

Sein Lachen erstarb, niemand schien einen Söldner zu suchen. Vielleicht ein zu öffentlicher Ort, ging es ihm durch den Kopf.
Erst auf den dritten Blick fand er einen Schrieb, der sein Interesse weckte.
Rubinrote Handelsgesellschaft war darauf geschrieben und gesucht wurde jemand für Holzlieferungen.
Rivan rieb sich den Bart. Harte Arbeit war ihm nicht fremd, auch wenn er sie nicht sonderlich liebte. Der Verdienst jedoch wurde äußerst spektakulär angepriesen.

Sein Vorhaben sich bei der Wache zu erkundigen verschob er auf einen anderen Tag, irgendwann in der Zukunft.
Zuerst einmal hatte er sich einen Besuch im Eimer verdient. Und im Drachen. Selbstverständlich durfte auch der Lotus nicht vernachlässigt werden.
Schließlich wollte er seine Schreiben verteilen und auf eine mögliche neue Chance entsprechend anstoßen.
Viel zu lange war seine Kehle auf dieser merkwürdigen Insel schon trocken geblieben.
31.08.2011 09:12:04
Aw: Vom Sinn und Unsinn der Ehre (#51005)
Elster
[b]Sonnentage 1,5- Beschwingende Nächte[/b]

Die ersten zwei Bier „genoß“ der junge Glücksritter noch im Eimer. Wie immer war das Gesöff schal und der Krug eher lieblos gereinigt. Dafür jedoch ging es in den Gesprächen des rauen Volkes dort um liebevolle Themen, vor allem in ihren körperlichen Ausprägungen.
Angespornt und angeheitert entschied sich Rivan deshalb dem Lotus einen Besuch abzustatten und den dortigen Damen seine Aufwartung zu machen.
Zu vorgerückter Stunde, entspannt, erheitert und noch immer ein paar Silber in der Tasche, zog es ihn in den Silbernen Drachen.
Gebadet und parfümiert mit den Duftölen des Lotus erhoffte sich Rivan noch die ein oder andere nette Bekanntschaft, vor allem aber den ein oder anderen Humpen bei einem guten Gespräch.

Marla, der Engel des Drachen, begrüßte ihn übertrieben herzlich mit breitem Lachen und einer Umarmung. Die Taverne war wenig besucht, bis auf die üblichen Stammgäste.
Rivan begab sich an die Theke und nahm den ersten von vielen folgenden Humpen an diesem Abend entgegen.
Hier war es sauber, freundlich und es roch sogar angenehm, alles was man von seiner derzeitigen Absteige, dem Eimer, nicht behaupten konnte.
Sobald er das nötige Kleingeld haben würde, sollte er sich hier einmieten, überlegte er.
Legere lehnte er mit dem Rücken an der sauberen Theke und ließ seinen Blick schweifen.

Zwei Männer betraten leise ins Gespräch vertieft die Schenke. Den einen erkannte Rivan als den jungen Streiter Torms, Samael, wenn er sich recht erinnerte, der andere war ihm unbekannt.
Mit einem Handzeichen bedeutete er Marla den beiden Herrn zwei Humpen an den Tisch zu bringen. Die Wirtin tat, wie ihr geheißen und nach dem servieren zeigte sie mit einem Lächeln auf den Spender.
Der Streiter Torms winkte Rivan an ihren Tisch. Seine äußerst geschmackvoll gekleidete Begleitung stellte sich als Kent Dias vor. Wie es schien, war Meister Dias Barde und im Dienste Valvecs tätig.
Eine äußerst merkwürdige Kombination an diesem Tische, auf der einen Seite der reine Paladin, auf der anderen der Barde und Bote dieser dunklen Stadt.

Allzu sehr hatte sich Rivan noch nicht mit der Politik der Inseln auseinander gesetzt, Gutes hatte ihm aber noch niemand in Mirhaven oder Hohenbrunn über die Stadt des ungenannten Konzils zu berichten gewusst.
Mörder, Betrüger,Orks und Magie der finstersten Sorte, so erzählte man sich tuschelnd in den Schenken.
In einem Konflikt war die andere Seite immer böse und verdorben, jedenfalls wenn man sich auf Tavernengewäsch und Propaganda verlassen wollte, dessen war sich der junge Söldling bewusst.
Der Eindruck, den Meister Dias erweckte war jedenfalls alles andere als schwarzmagisch und bösartig. Mit Witz und Charme unterhielt der Barde den Paladin und den Söldner. Immer wieder brachte die gute Seele Marla neue Humpen und man unterhielt sich wunderbar.
Warum man diesen Herrn Dias für eine Kraft der dunklen Seite halten so, obwohl doch scheinbar sogar Samael mit ihm befreundet war, erschloss sich Rivan nicht.

Es war dem jungen Söldner nicht ganz wohl dabei, als er vor den beiden anderen Herren zugeben musste, dass seine bisherigen Bemühungen um eine Anstellung wenig fruchtbar waren.
„Die Wache Mirhavens steht Euch immer noch offen, wenn Ihr Euch bewerben wolltet.“
erwiederte der Streiter Torms seinen Vorschlag.
Man konnte es Rivan ansehen, dass er diese Möglichkeit noch nicht vergessen hatte.
„Junger Streiter der Gerechtigkeit, diesen Gedanken halte ich immer noch im Kopf, jedoch...der geringe Verdienst, die geringen Aussichten auf Beförderung und die Verpflegung sollen doch deutlich zu wünschen übrig lassen.“
Wie bei ihrem letzten Treffen führte Samael die Ehre ins Feld, um den Söldling davon zu überzeugen, dass es im Leben mehr zählen konnte als der reine Verdienst in goldenen Münzen.
Der Barde genoss sein Bier, lehnte sich zurück und schien das Gespräch verfolgen zu wollen, ohne sich weiter einzumischen.
Schlußendlich schüttelte der Streiter Torms lachend den Kopf und leerte seinen Humpen.
„Rivan, so die Götter es in ihrer unendlichen Weisheit wollen, werdet auch Ihr irgendwann den Wert der Ehre erkennen.“
Auf den Tisch klopfend erhob sich Samael und mit der Entschuldigung das Dienst und Gebet auf ihn warteten verließ er den Tisch.

Die beiden Verbliebenen blieben den Freuden Sharess treu, man scherzte, spasste und unterhielt sich recht gut. Meister Dias schien eher wenig Interesse an tiefschürfenden Diskussionen zu haben und Rivan war dies sehr recht. Ein weiterer Mann gesellte sich zu ihnen an den Tisch, aber bis auf die merkwürdigen Zähne konnte Rivan wenig von ihm im halbdunkel erkennen. Meister Dias schien ihn jedoch zu kennen und zu schätzen und so war er auch dem jungen Söldling willkommen.

Ein schwer gerüsteter Zwerg unterbrach die Vorstellung des merkwürdigen Mannes recht unsanft. Grummelnd nach Art seines Volkes bestellte er einen Humpen, grummelnd sah er sich um und grummelnd trat er zu den beiden an den Tisch.
Ohne seinen Namen zu nennen warf er schwerste Vorwürfe gen Dias. Mörder, Dieb und Räuber nannte er den Barden, der nur leicht ermüdet vom reichlichen Zuspruch der geistigen Getränke lächeln konnte.
Immer mehr redete sich der Zwerg in Rage, schon drohte er mit Tod und Teufeln, Dias jedoch ließ sich wenig aus der Ruhe bringen. Gewitzt und gelassen konterte er jeden Vorwurf, jedoch schien dies eher eine Eskalation herbei zu führen.
Rivan versuchte immer wieder den aufbrachten Zwerg zu beruhigen, spendierte eine Runde für ihn, jedoch ohne Erfolg.
Als der Zwerg auf Dias zuscheppert, erhob sich der junge Söldling und wog seine Chancen für eine Kneipenschlägerei gegen den kleinen Eisenkoloss ab.
Er brauchte nicht lange zu überlegen, ein Humpen, ja selbst ein Tisch würden wohl einfach vom gepanzerten Dwar abprallen.
Doch Tymora schien wieder einmal gnädig zu sein, denn ebenso plötzlich wie der wütend waltende Zwerg an dem Tisch erschienen war, wandte er sich ab und beachtete Rivan und Kent nicht weiter.

Der Meister Barde bedankte sich ausschweifend bei dem jungen Mietling und noch einige weitere Runden mussten von Marla an den Tisch gebracht werden. Beiden war bewusst, dass der Zwerg sie noch immer misstrauisch beobachtete, aber sie ließen sich in ihrem feuchten Vergnügen nicht stören. Leicht angesäuselt tat Dias nach einigen Stunden bekannt, dass er aufbrechen müsse, nicht jedoch ohne ein Angebot für Rivan zu haben.
Dankbar für den Beistand gegen den Dwar und mit dem Wissen um Rivans Suche nach einer Anstellung, bot er ihm seine Fürsprache an, wenn er denn in den Dienst der valvecanischen Garde treten wollte.
„Weniger Ehre, mehr Sold!“ lachte er und verließ Rivan, nachdem er ihm das Versprechen abgenommen hatte, irgendwann eine Runde im Tänzelnden Schatten ausgeben zu dürfen.

Ein interessantes Angebot, ging es dem Söldling durch den Kopf. Bevor er einen Beschluß fassen oder nur näher darüber nachdenken konnte trat jedoch der Panzer-Zwerg wieder an den Tisch, diesmal jedoch gesitteter und höflich.
Der Söldner war nicht nachtragend, vor allem aber noch durstig, so deutete er auf einen freien Stuhl und ließ den guten Geist des Drachen eine Runde für sich und den Zwerg bringen.
Lange saßen die beiden, welche vor wenigen Stunden noch als Gegner, wenn nicht Feinde erschienen, bei Bier und Brannt beisammen und der Dwar berichtete von den Verbrechen, Kriegen und Untaten Valvecs.
Als es schon begann zu tagen, torkelte Rivan gen blutigen Eimer.
Viel ging ihm durch den Kopf. Untote und Schwarze Magier. Orkbastarde und Sklavenjäger.
Nein dieses Valvec konnte kein Ort sein, den Tymora gut heißen würde.
Er bemerkte kaum, wie er einen schmächtigen rotgelockten Mann umrumpelte und entschuldigte sich auch nur flüchtig.
Es schien den am Boden liegenden nicht weiter zu stören, denn dieser lachte nur und sammelte etwas Brötchen ähnliches zusammen und reichte sogar dem sturzbetrunkenen Söldner eines, während er murmelte: „Backe Backe Kuchen...“

Rivan schob sich das Brötchen in dem Mund und schmatzte ein lallendes „Tymora sei mit Euch“ entgegen, bevor er endgültig im Eimer eintraf, umkippte und vom Rausschmeisser in seine Kammer gebracht wurde.

((ooc: Memo an mich, kürzer fassen, sonst komm ich nie auf nen aktuellen Stand^^))
13.09.2011 00:04:39
Aw: Vom Sinn und Unsinn der Ehre (#51505)
Elster
[b]Sonnentage 2- Sonnige Morgen[/b]

Der nächste Morgen war sonnig und hart. Vor allem hart. Die Kopfschmerzen ließen erst von ihm ab, nachdem er sich im Brunnen einer ordentlichen Wäsche unterzogen hatte.
Ein Frühstück wäre genau das richtige, um einen solchen Tag zu beginnen, beschloß er.
Der Griff in seinen Beutel bescherte ihm jedoch neben der feuchtfröhlichen Erinnerung an den letzten Abend, die Gewissheit, dass er nun endlich einen Auftrag brauchte.
Nur noch fünf Kupferstückchen versuchten ein trauriges Klimpern in dem Säckel.
Für drei der Groschen kaufte er einen Kanten Brot, eine Münze schenkte er einem kleinen zahnlosen Jugen, der ihm über dem Weg lief. Dem letzten Kupfer gab er einen Kuss und warf ihn sich über die Schulter. Tymora forderte ihren Lohn. Man sollte es sich nicht mit der glücklich Wankelmütigen verscherzen.

Am Anschlagbrett fand sich tatsächlich ein Auftrag. Der Besitzer der Mine vor der Stadt suchte scheinbar fähige Männer und Frauen. Ein Lächeln stahl sich auf Rivans Gesicht und ein Dankgebet flog Richtung Tymora.
Frohen Mutes war der Weg schnell gemacht.

Der Besitzer der Mine war nicht schwer auszumachen. Neben allerlei eher abgerissenen Söldnergestalten stand ein hagerer, glatzköpfiger und über und über tätowierter Mann.
Eine rote Robe aus feinstem Material ließ erkennen, dass er wohl mehr Goldmünzen besaß als all die Söldner zusammen.
Als Sardar Rotmantel stellte er sich, ein äußerst standesbewusstes, manch einer würde sagen arrogantes Benehmen an den Tag legend.
Den Ritter des Glücks störte dies jedoch weniger. Feine Herren hatten ihre Marotten und Gewohnheiten und er, Rivan, konnte sehr gut damit umgehen.
Höflichkeit und Demut zum rechten Augenblick brachten gern doppelte Münze.

Das Geschäft war schnell ausgehandelt. Der reiche Minenbesitzer war scheinbar auf der Suche nach einem fähigen, wie kräftigen Arm und Rivan bot diesen.
Sardar forderte 200 ausgewachsene Baumstämme, wofür behielt er für sich und der junge Söldner fragte auch nicht danach.
Der Sold für diesen Auftrag war großartig. Neben der Übernahme der Kosten für Holzfäller, Fuhrwerke und Verpflegung, war der Minenbesitzer bereit 200 blinkende Goldstücke springen und klingen zu lassen.
Rivan brauchte nicht lange, um einzschlagen und die Drohungen, welche der Rotmantel noch mit einer eindrucksvollen Zauberei zu unterstützen suchte, war gar nicht mehr notwendig.
Magier müsste man also sein, um an so einen Wohlstand zu gelangen, dachte er sich.

Die Holzfäller waren schnell angeheuert, Rivan hatte genug starke, wenn auch zwielichtige Gestalten im Eimer kennen lernen dürfen.
Jedem zahlte er ein ganzes Goldstück im vorraus und versprach ihnen zwei weitere nach Beendigung der Arbeit.

Die Kolonne, gerüstet mit Äxten und allerhand Tand, war schon am nächsten Morgen bereit los zu ziehen.
Das Waldstück, dass der junge Glücksritter und neue Holzfäller gewählt hatte lag nur wenige Stunden vor Hohenbrunn, weit genug entfernt vom Wald der Elfen, um keine Überfälle zu riskieren.
Der Silberwald wäre eine nähere Möglichkeit gewesen, doch weigerten sich selbst die tapfersten Kehlenschlitzer aus dem Eimer dieses Holz zu betreten.

Die Reise der Kolonne war erstaunlich ruhig und angenehm. Man stimmte sogar Lieder an und noch im Wandern kreisten die ersten Krüge.
Das gute Dutzend Männer und Frauen war ausgesprochen ausgelassen und in der Tat, die nächsten Tage am Rand des Waldes wurde zu den schönsten, die Rivan bisher auf dieser Insel erleben durfte.
War er Anfangs als erster mit der Axt am Baum, überließ er dies schon am zweiten Tag den Angeworbenen. Sie waren fleißiger, als man es vermutet hatte, aber sie wurden gut bezahlt und Verpflegung und Schnaps taten ihren Teil dazu.
Dem jungen Söldner blieb so die Zeit zur Jagd und hier war er nun auch wirklich erfolgreich und konnte die Verpflegung um Frischfleisch bereichern, was ihm Hochrufe der Holzfäller einbrachte.
Tymora war auf ganzer Linie mit ihm.

Die erjagten Felle brachte er nach Hohenbrunn, wo er auch gleich einige Vorräte nachfüllen wollte.
In der Halblingsstadt angekommen führte der erste Weg zum Schneider. Zwei Halblinge begrüßten ihn dort freundlich, jedoch gewann ein stattlicher Mensch seine Aufmerksamkeit.
In einer Ecke der kleinen Hütte schneiderte ein Mann mit wettergegerbten Gesicht ein feines Wams.
18.09.2011 11:41:32
Aw: Vom Sinn und Unsinn der Ehre (#51632)
Elster
[b]Fortsetzung Sonnige Morgen[/b]

"Tymora mit Euch" sprach der junge Mietling und derzeitige Holzfäller sichtlich gut gelaunt zu den kleinen Halblingen und dem Mann in der Ecke.

Die Hin erwiederten freundlich den Gruß, der Mensch jedoch blickte nur kurz von seiner Arbeit auf.
Neugierig wie Rivan war, trat er an den Schneider heran und beobachtete sein werkeln.
Schweigend vergingen so mehrere Minuten, bis der Beobachtete seine Nadel beiseite legte und zufrieden das Wams betrachtete.

"Was für eine meisterliche Arbeit, mein Fürst!" Sprach Rivan ehrlich seine Bewunderung aus.
"Sicherlich bin ich kein Fürst, nur einfacher Schneider und ehemaliger Waldläufer" erwiederte der Mann und trat einige Schritt, die Hand ausgestreckt auf den Söldling zu.
Rivan bemerkte erst jetzt, dass sein Gegenüber das rechte Bein schwer nachzog.
"Chrik Jarinesbane ist mein Name!" sprach er, die Hand immer noch ausgestreckt.
"Was kann ich für Euch tun, junger Freund?"
Rivan ergriff die Hand, schüttelte sie kräftig und stellte sich vor.

Meister Jarinesbane war eine beeindruckende und interessante Gestalt und vor allem, wie es schien, der erste Mensch dem Rivan begegnete, der wohl einen ähnlichen Blick auf die Welt hatte.
Der junge Mann und der sesshafte Abenteurer verstanden sich sofort prächtig.
Man geriet ins Gespräch und der Schneider erzählte immer wieder von Heldentaten und vergangenen Geschichten, Eisriesen, Elfen und Drachen.
Kommentiert wurde dies vom jungen Zuhörer mit offenem Staunen über die wunderlichen Begebenheiten auf Amdir und Nachfragen.
Fast hätte Rivan darüber den eigentlichen Zweck seines Besuches, die Felle, vergessen.
Er ergriff die Gelegenheit die Sprache auf diese zu wenden, als Meister Jarinesbane mit einer Geschichte über die Rettung eines Elfendorfes geendet hatte.

Der Mietling breitete die Felle aus, strich einige Falten gerade und versuchte das ein oder andere Pfeilloch zu kaschieren.
Das Grinsen des Schneiders jedoch zeigte, dass er diesen wohl nicht über die Qualität hinwegtäuschen können würde.
Meister Jarinesbane schlurfte wortlos zu einem nahen Schrank und öffnete ihn.
Zum Vorschein kamen unzählige Kostbarkeiten, Tränke und Waffen.
Besonders erstaunt zeigte sich Rivan von einem Säbel.
Silbern glitzerte es aus einer Ecke seines Versteckes heraus, eine Waffe, wie er sie noch nicht einmal bei den cormyrischen Purpurdrachen gesehen hatte.
Jarinesbane nahm den Säbel hervor und reichte ihn Rivan.

"Was haltet Ihr von einem Tausch, junger Ritter des Glückes?"
Rivan hielt die Waffe andächtig in der Hand und balancierte vorsichtig den Schwerpunkt aus.
"Meister Jarinesbane, bei Tymora! Meint Ihr das Ernst?" fragte er erstaunt und lies den Säbel sinken.
"Alle Häute der Wälder sind eine solche Waffe kaum wert!"

Doch der Schneider lachte nur, eine Spur von Bedauern war auf einmal in seinem Gesicht zu lesen.
"Junger Freund, Euch wird es besser dienen als einem alten Mann mit steifen Bein."
Wie um dies zu bestätigen humpelte er einige Schritte.
"Nehmt es und wenn Ihr mir noch einige Fellen von wilden Panthern bringen könnt, dann soll auch mein Kettenhemd aus elfischer Schmiede das Eure sein!"
Überschwenglich bedankte sich Rivan und nahm das Säbel an sich.

Man verabschiedete sich äußerst freundlich und der Holzfäller und Söldling versprach innerhalb eines Zehntages die Häute zu liefern.
Draussen vor der Tür konnte Rivan nicht umhin, mit der Waffe einige Schwünge durch die Luft zu machen.
Es entlockte den anwesenden Halblingen lautes Lachen, wie der Mensch dort mit dem Säbel unsichtbare Feinde bekämpfte, doch dies tat der guten Laune keinen Abbruch.

Fröhlich ein Liedchen pfeiffend wandte sich Rivan wieder gen Holzfällerlager.
20.09.2011 01:05:55
Aw: Vom Sinn und Unsinn der Ehre (#51684)
Elster
Erst spät in der Nacht kehrte er zum Lager am Waldrand zurück.
Trotz seiner Abwesenheit waren die Holzfäller erstaunlich fleissig gewesen und nun, weniger überraschend für den Söldling, absolut betrunken.
Auch Rivan war von Jagd und Wanderung erschöpft, so legte nur noch eine weitere Plane über den Wagen mit den Vorräten aus Hohenbrunn.
Müde fiel er in sein Zelt und genoß einen traumlosen, aber erholsamen Schlaf.

Das freudige Geschrei konnte ihn nicht wecken, ebenso versuchte er die stämmige Frau zu ignorieren, die in sein Zelt stürmte und ihn aus dem Schlaf küsste.
Er entwandte sich ihres nicht sonderlich zärtlichen Griffes, grunzte noch halbverschlafen und wurde dann auch schon aus seinem Schlafsack, mitten auf den Platz gezogen.
Wie es schien, war die Freude über die frischen Vorräte war nicht allzu gering.
Männer und Frauen, die sonst ihre harten Tage in den Docks und im Eimer fristeten, freuten sich beinahe wie Kinder über Kuchen, Wurst und Bier.
Vor allem über das Bier.

Rivan blieb nichts anderes übrig, er grinste breit und es dauerte nicht lange, da wich die Verschlafenheit der guten Laune dieser einfachen Menschen.
Mit einem Beil öffnete er eines der Fässer und gemeinsam wurde ein ausgiebiges, manch eine böse Zunge würde wohl behaupten „ausschweifendes“, Frühstück genossen.

Doch ebenso erstaunlich wie die kindliche Freude dieses sonst so harten Volkes war ihr Fleiß, denn kaum zwei Stunden nach dem unsaften Erwachen ihres Anführers, schwangen Männer und Frauen schon wieder die Äxte.

Beflügelt, mehr durch die gute Laune, denn durch das Bier, schulterte der junge Söldling seinen Bogen und machte sich auf den Weg, weiter in den Wald. Das Dickicht war wahrlich nicht sein Freund und er verstand sich auch nicht wirklich auf das Lesen von Spuren oder Zeichen, aber er vertraute einfach auf sein Glück. Und ausserdem, wenn er nicht die Panther finden konnte, vielleicht fanden sie ja dann ihn?
Es war nicht einmal Mittag, als sich Tymora ihm auch tatsächlich wieder erkenntlich zeigte.

Rivan hörte die Großkatzen, bevor er sie sehen konnte. Bösartig fauchten mindestens eine handvoll Panther nur wenige Schritte vor ihm. Ob gegen einen gemeinsamen Feind oder gegen Einander, er konnte es nicht erkennen.
So leise, wie es ihm Glück und Zufall ermöglichten näherte er sich den Katzen.
Vor ihm breitete sich eine kleine, doch helle Lichtung in dem sonst dämmrigen Wald aus.

Das Schauspiel, dass sich ihm bot, zeigte die volle Vielfalt der Natur.
Schrecken und Faszination, Anmut und Tödlichkeit.
Die Mitte der Bühne des blutigen Stückes zierte ein prächtiger Hirsch.
Sein Kehle war schon längst zerrissen und dunkel sickerten die letzten Tropfen seines Lebenssaftes in das Grün des Bodens.
Um ihn herum führten die Katzen ihren schaurig schönen Tanz auf. In einem inneren Kreis bewegte sich ein riesiger schwarzer Panther, um diesen herum fünf kleinere, gepunktete Katzen.
Trotz einer tiefen Wunde an seinem hinteren Lauf schlug der Panther mit seinen Pranken nach den Artgenossen. Jedesmal, wenn sich wieder eine Katze an den Hirsch wagen wollte, erscholl das vielstimmige Fauchen.
War dies für diese Katzen typisch? Jagten sie gemeinsam, in einer Art Rudel? Rivan wusste es nicht, und es interessierte ihn in diesem Moment auch nicht, zu fasziniert betrachtete er den Reigen aus Anmut und Tod.
Doch lange würde das Schauspiel nicht mehr dauern, es näherte sich der finale Akt.
Ein weiterer Schlag traf den Panther, die Überzahl überwog gegen die Größe.
Vorsichtig legte Rivan einen Pfeil auf und spannte die Sehne seines Bogens.
Einen Schuß mochte er haben, dann würde er selbst zur Hauptrolle dieses Stückes werden.

Das Geschoß bohrte sich tief in den Nacken einer der gestreiften Katzen, leblos sackte sie zusammen.
Für eine Sekunde hielt der Tanz, herrschte Stille. Die Aufmerksamkeit aller lag nun auf Rivan.
Erst der Schrei des schwarzen Panthers durchbrach die Ruhe. Fauchend stürzte er sich auf eine seiner Angreiferinnen, zerriss einen ihrer Läufe zwischen den mächtigen Pranken beinahe noch im Sprung.
Der junge Söldner tat es ihm gleich, schleuderte nun den Bogen von sich und hielt vor dem nächsten Augenschlag den silbernen Säbel in der Hand.
Zweimal glitt die Klinge tief ins Fleisch, zweimal blieb nur ein kurzes, letztes Fauchen.
Zwei der Gepunkteten lagen Tod vor dem jungen Söldling.
Vor Erregung und Aufregung atmete er schwer.
Nur zwei Schritt vor ihm zermalmten die Kiefer des schwarzen Panther das Genick der letzten Katze.
Sie starten sich an. Zwei Jäger, zwei Schauspieler im Spiel des Lebens.
Der Panther, wenn auch verletzt, hatte seine Kraft bewiesen, trotz seiner Verwundung ein tödlicher Gegner. Beide lauerten auf einander, keiner wagte den Angriff.
War es Bewunderung, welche Rivan von einem tödlichen Vorstoß abhielt? Oder doch Mitleid mit dem verwundeten Tier?
Es hielt sich die Waage.

Nach einer Ewigkeit, mag diese auch nur Augenblicke gedauert haben, schnaufte der Panther kräftig aus. Er griff die tote Katze vor sich und mit einem Sprung war er im Dickicht des Waldes verschwunden.

Rivan fiel auf die Knie, stieß den Säbel neben sich in den Boden. Er sandte ein Stoßgebet zu seiner Göttin. Ein weiteres Mal hatte Tymora ihn einen Tanz überstehen lassen, ihm zu dem geführt, was er suchte.

Es dauerte nicht lange, dann hatte er die toten Katzen gehäutet, die Felle notdürftig sauber geschabt
Die Felle waren beinahe alle nicht ohne Spuren des Kampfes geblieben, doch Meister Jarinesbane würde trotzdem Wunderwerke aus ihnen zaubern.
Fröhlich pfeifffend, die Beute geschultert, trat er den Rückweg an.

Und mit eben jenen Lied, mit dem er die Bühne im Wald verlassen hatte, betrat er wenige Stunden später das Dorf der Halblinge.
Es begann schon zu dämmern, dennoch herrschte rege Betriebsamkeit im freundlichen Hohenbrunn.
Hin huschten kreuz und quer über den Markplatz und auch in der Schneiderei waren schon Kerzen entzündet und kündeten vom Fleiß des kleinen Volkes.

Auch Meister Jarinesbane gab sich nicht dem Müßiggang hin. Der Schneider hatte gerade das Kettenhemd, den Lohn für den erfolgreichen Jäger poliert, als dieser eintrat.
Überschwänglich wurde sich begrüßt, wie unter alten Freunden. Die Beute Rivans wurde bewundert und für hervorragend befunden.
Der Meister drückte dem jungen Mietling das Kettenhemd in die Hand.
Es wog nicht schwerer als eines der Felle in seiner Hand. Beinahe zärtlich strich er über einzelne Glieder der Kette.
„Was für ein Geschenk, sicherlich vielfach mehr wert als die halbzerrissenen Felle.“ dachte Rivan bei sich und verlieh seiner Dankbarkeit nicht wenige Worte.
Des Jungen eindringliche Bitten, ihn doch im Eber mit weiteren Geschichten und seiner Gesellschaft zu beehren, konnte der Meister jedoch nicht erfüllen. Eine Robe für eine mächtige Dame schien wohl der Grund.
So verabschiedete man sich, noch freundschaftlicher als zuvor und nicht ohne das Versprechen, die nächste Gelegenheit zu einem gemeinsamen Besuch des Ebers zu nutzen.

Auf dem Marktplatz des Dorfes entblösste Rivan ungeniert seinen Oberkörper und streifte sich das Kettenhemd über. Die Wärme die ihn ergriff kam sicherlich durch das Schmuckstück und nicht durch das Kichern einiger Hin-Mädchen.
Er ließ sich ins Gras sinken, entkorkte seinen Trinkschlauch und genoß, wie das scharfe Getränk seine Kehle hinunterfloß.
03.01.2012 17:43:12
Tymoras Gunst? (#54707)
Elster
[spoiler]Die Flammen der Fackel vertrieben nicht wirklich die Dunkelheit.
Der Schein des Feuers warf weitere Schatten in der Finsternis der Höhle, tauchte sie in dämmriges Licht voller schemenhafter Bewegung.
Rivan umgriff den Silbersäbel des Schneiders fester und trat einen Schritt vor.
Auf was hatte er sich da eingelassen? Seine Gedanken kreisten um den mysteriösen Auftrag.
Der eisige Hauch in seinem Rücken ließ seine Nackenhaare kräuseln.
Fast war es, als Spräche der eisige Atem des dunkelgewandeten Mannes zu ihm.
Die Faust des Schwarzen brauchte den Glücksritter bei einem solchen Luftzug nicht vorantreiben.

Rivan kniete sich vor eine Tür, die tief in den Fels eingelassen war. Kein Schloß war an ihr befestigt, soweit so gut. Er atmete tief durch und lauschte in die Stille.
Drei Stimmen.
Tief, männlich und grob. Er war sich sicher, dass dies die gesuchten Räuber, zumindest ein erster Teil davon war.
Die Stille wurde durch noch etwas gebrochen, etwas Knurrendes.
Der Glücksritter musste nicht lange überlegen, bis er merkte, dass es sein eigener Magen war. Die Lautstärke bildete er sich nur ein, so musste es sein.
Er erhob sich und trat einen Schritt zurück.
Überraschung war gegen eine Überzahl alles, aber die Enge eines stabilen Türrahmens würde ihr Übriges tun.
Er hob den Fuß und wollte zu treten...doch die Tür schwang ohne sein zu tun auf.

Das überraschte Gesicht eines bärtigen Mannes erschien im Fackelschein. Rivan war nicht weniger überraschte, verlor sogar beinahe einbeinig das Gleichgewicht. Der Räuber löste sich zu erst aus dem Bann.

"ANGRIFF!" schrie er aus voller Kehle, bis diese ihm von der Fackel des Glücksritters verbrannte wurde.
Kokelnd fiel er Rivan entgegen.
Die Überraschung war nun also dahin.
Gerade noch rechtzeitig riss er seinen Säbel hoch, traf die Dolchhand eines Spießgesellen des ehemals bärtigen Räubers.
Das spritzende Blut verklebte seine Augen, das Wimmern voraus kündete jedoch von einem weiteren überwundenen Gegner.

Blieb vorerst noch einer.
Etwas hartes Strich über seine Brust, zerriss den sowieso schon zerschlissenen Rock und beförderte ihn etliche Schritte nach hinten.
Lichter tanzten vor seinen Augen und Übelkeit wollte einen immer größeren Anteil seiner Aufmerksamkeit an sich reißen.
Die dunkle Gestalt verharrte weiter hinter Rivan, rührte sich nicht.
Ein riesiges Schwert voller Schwärze hielt es in der Hand, aber Hilfe würde er von dieser Seite aus nicht erwarten können. Der schwarze Helm bedeckte ihr Gesicht. Weder Freude, noch Leid, noch Anteilnahme waren zu erkennen.
Tymora, war es das wert?

Keuchend schüttelt er den Schmerz ab, betaste die Brust. Das Kettenhemd Jarinesbanes hatte ihm das Leben gerettet, soviel war sicher.
Der Geruch nach verbrannten Fleisch holte ihn zurück in die Realität.
Sie erschien vor ihm in Gestalt eines wahnsinnig grinsenden Hünen, der zwei riesige Messer um sich schwang.
Das Funkeln von Glatze und irren Augen warfen keine Zweifel auf, er würde sicher nicht reden wollen.
Rivan spannte sich an, ging leicht in die Hocke und schoß auf den letzten Räuber zu.
Erst traf sein Knie die weicheren Regionen des Räuberleibes, als dieser sich unter Schmerzen vorbeugte fand der Knauf des Säbels sein Ziel im kahlen Hinterkopf.

Schnaufend gab der Glücksritter ihm noch einen Tritt.
Das Wimmern hinter ihm endete abrupt.
Er spürte wie lauwarme Tropfen seinen Rücken trafen.
Die schwarze Klinge ruhte noch immer in der Hand des finsteren Recken, als hätte sie nie etwas anderes getan. Dennoch tropfte helles Blut von Ihr.
Zwei Köpfe kugelten in elliptischen Bahnen zu Rivans Füßen. Die offenen Augen waren verdreht und würden nie wieder blinzeln.

Es blieb keine Zeit für Gedanken um Moral oder Rechtfertigung, drei weitere Gesellen stürmten, alarmiert durch den Kampfeslärm das Halbdunkel des Raumes.
Nur eines der Gesichter konnte er erkennen. Eine riesige Hakennase schälte sich aus einem ansonsten schmalen Gesicht in dem kleine kalte Rattenaugen ruhten.
Sie verlieh ihrem Träger eine gewisse Art von Charisma.
Die Kleidung der Hakennase unterstrich dies noch. Wo die anderen in Lumpen und Resten ehemaliger Kettenhemden und Lederrüstungen gehüllt waren, trug jener eine nicht saubere, aber dennoch schillernde Robe.
Wie es sich für einen Magier gebührte, hielt er sich zurück, während sich die beiden anderen Räuber auf Rivan stürzten.
Der bedrängte wollte sich in den Schutz des Türrahmens zurückziehen, doch etwas rollte unter seinen Fuß, knackte kurz und ließ ihn taumeln.

In der Mitte des Raumes konnte er sich fangen, die Räuber immer noch auf Abstand haltend. Den Vorteil der Enge hatte er nun auch eingebüßt. Von weiter hinten hörte er das arkane Murmeln des Hakennasigen.

Ein schneller Streich des silbernen Säbels beendete den Ansturm des einen, der nur noch verwundert eine schartige Axt fallen lassen konnte.
Der Räuber benötigte nun beide Hände, um sich der klaffenden Wunde in seiner Bauchhöhle zu widmen.
Der zweite Räuber war wenig beeindruckt davon.
Sein Haumesser glitt funkenschlagend an Rivans Schulter hinab.
Keine Zeit für Schmerzen.
Mit der freien Hand griff Rivan in das Haar des Angreifers.
Schmetterte den Kopf gegen eine nahe Truhe. Nur noch ein Büschel hellen Haares blieb in seiner Hand zurück.

Ein Lichtblitz schoß durch den Raum, erhellte unerwartet das grausige Halbdunkel.
Der Geruch von verbrannten Haaren und Fleisch überwältigte beinahe die Sinne des Glücksritters.
Der Schmerz trat erst sehr viel später ein und dennoch klirrte der silbernen Säbel, als er die verbrannte Hand verließ und auf den felsigen Boden der Höhle aufschlug.

"Genug!" Dieses eine Wort des finsteren Ritters genügte und die Hakennase verdrehte die Augen. Es war nicht einmal sonderlich laut gesprochen und dennoch reichte es.
Kein Schrei entrang sich den Lippen des Magiers, nicht einmal verwundert keuchen konnte er.
Sein Körper fiel tot in sich zusammen, der Funken des Lebens war ihm entrissen.

Am Tisch der Räuberbande saß Rivan seinen Arm betastend der finstren Gestalt gegenüber.
Der Schmerz begann in ihm aufzusteigen, im gleichen Maße, wie die Aufregung des Kampfes nachließ.
Ein Berg von Gold verteilte sich auf und unter dem Tisch, war beinahe so groß, wie der Glücksritter selbst.
Es waren nicht die Wunden, die in ihm ein flaues Gefühl verursachten.
Etwas inneres wisperte leise.
Eine leise, warnende Stimme.
Die Stimme einer Frau erklang, mütterlich und besorgt.
Dann eine weitere Stimme voller Weiblichkeit, voller Liebe und Hingabe.
Aber das war nicht möglich, diese Stimme war damals noch nicht vorhanden.

"Du musst nur unterschreiben, Rivan Fearis." Es war mehr ein Befehl, als ein dezenter Hinweis, der wie ein Echo aus dem stählernen Schwarz des Helmes kam.[/spoiler]

Der Silberwächter erwachte Schweiß gebadet, blickte sich um.
Wo war er? Warmes grün umgab ihn, der Atem der zierlichen Elfe in seinem Arm, ihr leises leidgeplagtes Wimmern im Schlafe war ihm antwort genug.
Es war nur ein Traum, eine Vergangenheit, redete er sich ein.
Viel war seitdem geschehen, er hatte sich der Gestalt wiedersetzt, hatte Freunde, Liebe und Glück gefunden.
Es konnte nicht sein. Er war fort gewesen. Tymora hatte ihn in dieser Nacht nicht verlassen. Oder doch?

Er konnte sich selbst nicht belügen.
Er wusste im ersten Moment, als er Ylenavei an der Küste hatte liegen sehen, was ihr geschehen war.
Und das niemand anderes als er die Schuld daran trug.
02.08.2012 10:21:19
Die Schwingen der Adler (#62015)
Elster
Kühl strich ihm der Wind um den Leib. Was für ein Gefühl der Freiheit!
Emotionen, die er schon längst vergessen hatte, ja vielleicht nie kannte, durchströmten ihn.
Wie kleine Ameisen sahen sie aus. Wie Puppenhäuschen muteten die Gebäude des kleinen Fleckchens am Meer an.
Höher und höher! Durch Wolken groß und flauschig wie Zuckerwatte. Mit kräftigen Stößen seiner mächtigen Schwingen trieb es ihn voran. Schlieren zog er hinter seinem grazilen, wie kräftigen Körper hinter.
Kaum noch war Mirhaven zusehen.
Tief unter sich konnten die Augen des Adlers kleine Schiffchen ausmachen, geworfen und geschleudert in den blauen Wogen Umberlees.

Da war es wieder! Dieser Schrei! Dieser Ruf!
[i]"Komm!"[/i]
Er kam nicht vom Meer, sondern weiter aus dem Süden, wo sich die die Konturen der weißen Bergwipfel durch die Wolken abzeichneten.
Keine menschliche Stimme lockte den Adler. Er wusste nicht einmal, ob es überhaupt eine wirkliche Stimme. Doch wie ein Echo hallte es immer in ihm wieder. In seinem Innersten.
Erfüllte ihn mit Verlangen und Sehnsucht. Einer Sehnsucht, wie er sie nur für eine Sache kannte.
[i]"Komm!"[/i]

Kräftiger und kräftiger zog der Adler die schwingen durch die kälter werdenden Luftmassen.
Dort, Meilen durch eisigen Wind und Leere zeichneten sich mächtige Mauern ab. Zyklopenwälle. Türme so imposant,dass man sie selbst von der Küste würde sehen müssen.
Burg Winterrache!
Und von dort unten die Stimme.
[i]"Komm!"[/i]

Er stieß hinab, wollte antworten, herabschreien: [i]"Ich bin da! Ich komme!"[/i]
Dem Adler entrang sich jedoch ein kraftvoller Schrei, kein einzelnes Wort.
Tiefer und tiefer.
Schneller und schneller.
Zwei Gestalten wuchsen aus dem Schnee. Die eine in Rüstung, kräftig gebaut und stark.
Die andere anmutig so schön, dass man es selbst aus 200 Fuß Höhe erkennen konnte.

"Laß los"
Dieses Mal war die Stimme im Kopf des Adlers sanfter. Beinahe mütterlich. Sprach von Geborgenheit, Ruhe, Zufriedenheit.
Und erst jetzt bemerkte der Vogel, dass seine Krallen etwas hielten.
War es schon vorher da?
"Laß los"

Wie sollte man einer solchen Stimme wiederstehen? Und warum?
Die Fracht fiel herab, segelte ein Stückchen, dann versank sie nur wenige Schritt neben den Gestalten im Schnee.

___________________________________________________________________________

Als er erwachte, wusste Rivan es. Er hielt es in der Hand.
Ein Traum?
Wieviele Jahre hatte er nicht mehr geträumt?
Wieviele Jahre sich vor den Abgründen des Schlafes so gefürchtet, sie so gehasst?
Die Geräusche weit friedfertiger Träume erklangen dicht an seinem Ohr.
Warm schlug ihr Atem an seine Haut.
Rivan öffnete seine Faust.
Der kleine Spiegelsplitter fühlte sich so natürlich an, als wäre er immer da gewesen.

Und doch klang noch diese Stimme in seinen Ohren.
"Komm!"
02.08.2012 22:37:22
Die Schwingen der Adler (#62031)
Elster
Die Sehne des Kriegsbogens drückte fest auf das Leder seines Wamses. An seinem Gurt baumelte lose der schimmernde Säbel neben einem gut gefüllten Lederschlauch.
Dicht neben sich vernahm er das leise Schnauffen von Margeritta.

Verspielt trabte die weiße Stute auf und ab. Auch sie spürte es, fühlte den Drang des tymoragläubigen Silberwächters los zu ziehen, sie zu finden. Endlich aufzubrechen.
Oder...auszubrechen?

Nein, er wollte so schnell es geht zurück.
Die Hafenstadt mit all ihrem Chaos, ihren großen Wundern und kleinen Katastrophen an jedem Tag war seine Heimat geworden. Hier wollte er sein Heim errichten und hier war sein Herz.

Sein Herz...
Ainslee, die schöne Dienerin Selunes hatte Verständnis gezeigt.
Noch auf ihrem Lager hatte er ihr von seinen Träumen erzählt, von dem Sog, der ihn so sehr anzog, der seine Zunge anschwellen und taub werden ließ, wenn er nur daran dachte.
Rivan hatte in ihren Augen den Unwillen gesehen, die Leidenschaft die aufbrandete, als er sagte, dass er allein gehen werde. Allein mit dem Segen der Göttinnen, seiner Klinge und der guten Margeritta.
Ihr Starrsinn, ihre Emotionen brachten ihn immer wieder an den Rand des Wahnsinn.
Dieses Feuer, diese Kraft, die aus ihren dunklen Augen funkelte.
Es war das, was ihn selbst aus der Abyss würde wiederkehren lassen.
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Tief und blutrot stand die Sonne am Himmel. Lathanders Macht versank dort, wo er Rivan sein Ziel sah. Die Adlerküste, wo sonst sollte man nach den mächtigen Herrschern der Lüfte suchen?
Hier hatte er sie zu erst gesehen.
Hier war er zuerst von ihnen gesehen worden, korrigierte er seinen Gedanken.
Die Legende, ja für einige war es das wohl schon, berichtete und besang wie sie ihn und seine Gefährten dort sahen.
Das die Adler es waren, welche die Rettung in Form eines griesgrämigen Zwergenpriesters und einer immer lachenden Bardin zu ihnen führten.

Der Streiter des Glücks schwang sich mehr oder minder elegant in den schwarzen Sattel auf der weißen Stute.
In einer Satteltasche ein an den Enden fein gesplissenes Seil aus Hanf, in der anderen zwei Flaschen Marlas besten Knieweichs.
Was brauchte Mann mehr?
Die Sonne als Ziel, ein Traum als Wegweiser und ein prächtiges Pferd zwischen den Schenkeln.
Der Silberwächter gab Margeritta einen sanften Hackenstoß und schon trabte sie voran.
In den Sonnenuntergang.
Auf der Suche nach den Adlern.
21.08.2012 08:17:44
Aw: Vom Sinn und Unsinn der Ehre (#62409)
Elster
"Hülfee! Hüühlfeeeeee!"
Die Worte, die Worte hallten schrill und in völlig falscher Tonlage für ihre Bedeutung durch das dichte Dach der Blätter des Silberwaldes. Nur wenig Licht viel durch das Grün, die Bäume sammelten und sogen die Strahlen der Sonne auf, genoßen den Sommermorgen.
[i]"Hühühülfeeee!"[/i] Und dann viel leiser in einer krächzenden Tonlage folgten weitere Worte.
[i]"Gut so, Grumpf?"[/i]
Der Rufer und Frager blickte aus großen Augen und mit wedelnden Schwanz in das nächste Gebüsch.
Der Angesprochene seufzte schwer.
Gutes Personal war heute einfach nicht mehr zu bekommen. Und es musste ja immer in der Familie bleiben.
[i]"Ja Morp. Es ist mal was anderes, als das übliche Anpöbeln und draufstürzen."[/i]
Die Worte, die aus dem erstaunlich zahnbewerten Maul stammten klangen nicht sonderlich begeistert, dennoch führten sie dazu, dass der als Morp angesprochene freudig winselte und sich auf seinen vier Pfoten im wild im Kreis drehte.
Es wollte ihm einfach nicht gelingen den schwarzen, buschigen Schwanz zu fassen.
Von dem größeren Tier erklang wieder das resignierende Seufzen und der Worg legte sich eine Tatze auf die Augen.
Er hätte seinen Bruder erschlagen sollen, als er mit dem Anliegen kam seinen Sohn, den kleinen Morp auszubilden.
Das Worghandwerk war einfach nicht mehr das was es mal war.
[i]"Hüüühüüühüülfe! Hüüüühüüühüüülfe!"[/i]
Blätter flogen empor, als der euphorisch Rufende seine wilde Jagd fortsetzte.
[i]"Hör zu, Neffe..." [/i]das letzte Wort hätte nicht anders geklungen, wenn es Idiot gewesen wäre.
[i]"Dieser Hülferuf in allen Ehren...aber aus dem Gebüsch springen und Pöbeln hat immer gut geklappt. Lass den Blödsinn und leg Dich neben mich."[/i]

Die Augen des kleinen Lehrlingsworgs weiteten sich, begannen sich mit Wasser zu füllen.
Ein getretener Hundewelpe hätte nicht bettelnder dreinschauen können.
Vorrausgesetzt, dieser Welpe hätte die größe eines Ponys und blitzende, vom Sabber der Begeisterung triefende Fangzähne so lang wie ein Unterarm.
[i]"Einmal noch, Grumpf? Büüüütteeeee!? Büttebüttebüttebüttebüttebütte!!!"[/i]
Diesmal kein Seufzen, nur das Geräusch wie ein Haupt so groß wie ein Pferdeschädel eine Äste platt drückte, als es tiefer im Geäst versank.
[i]"Einmal noch, Morp..."
"Hüüüüülfe....Hülfehülfehülfehülfe!!!"[/i]

Die Rufe waren so begeistert, schnell und laut, dass sie den festen Hufschlag des weißen Schemen übertönten.
[i]Knrpsknirschkncksskrrrrrrsch[/i]
Es waren mehr Stöcke und Äste in dem dichten schwarzen Fell der beiden Worge, als an den umliegenden Bäumen und Büschen, als sie sich mit schmerzerfülltem, überraschtem Knurren, respektive Winseln, aus dem Schlamm zogen.
[i]"Hü-krchps-hust-würg-lfe"[/i]
Dieses Mal war es die tiefere Stimme, die den Ruf absetzte, unterbrochen von den Lauten,welche man benötigte, all seine Glieder wieder zu ordnen.
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Margeritta und ihr Reiter waren viel zu beschäftigt damit den pfeilschnellen Ritt der Sonne und dem Meer entgegen zu genießen, als das sie das kleine und nun vor Schmerz stöhnende Ausbildungskommando zu bemerken.