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09.07.2011 15:13:47
Lycanth (#49441)
Lyc
[u][b]Kapitel eins - Die Suche[/b][/u]

[i]In der Dämmerung des Tages fallen dicke Regentropfen lautlos der Erde entgegen und finden ein jähes Ende indem sie an den verschiedensten Objekten zerschellen. Doch mit ihrem Ende formen sie Töne, Klänge und sogar eine Melodie. Die monotone Melodie des sterbenden Orchesters der Regentropfen.[/i]

Mit einem Schmunzeln sinniert die Gestalt über die Beschaffenheit der Natur. Aus dem Tod entsteht neues Leben. Einige Dinge müssen vergehen, damit andere großartigere Dinge erschaffen werden können.

Ein kalter Windzug, der durch die Gruft des alten Gemäuers zieht, reißt den Meister aus seinen Gedanken. Sein Blick wandert durch den karg eingerichteten Raum, hinüber zu der zitternden Gestalt, welche immer wieder mutlos an ihren Fesseln zerrt. Seit einigen Stunden ist sie dort nun schon fixiert und eine wundersame Macht scheint ihr die Stimme genommen zu haben.

Große blaue Augen suchen panisch das Gesicht ihres Peinigers. Sie werden fündig, klammern sich an die Augen des Fremden, erflehen Mitleid, betteln um Gnade, suchen Trost und versprechen jeden Wunsch, doch ihr Ruf verhallt ohne jede Antwort. Stille Tränen wandern das makellose Gesicht hinab.

Die Schritte des Mannes hallen durch die Gruft, als er sich ihr langsam aber beständig nähert. Ihre Augen suchen seine Hände und weiten sich panisch, als sie einen geschwungenen Dolch in diesen erblicken. Geschmückt von seltenen Edelsteinen glüht er in einem seltsamen, fremdartigen Purpur. Ihre Gedanken beginnen zu kreisen. Panik steigt ihr von den Lenden empor, raubt ihr die Sinne und den Verstand. Ihr Brustkorb hebt und senkt sich schnell und unregelmäßig. Sie windet ihren Körper über den nackten Stein des Altars, der in den dünnen Stoff des weißen Gewands mehr und mehr Löcher reißt.

„Ruhig Mädchen“, die Stimme des Mannes klingt ungewöhnlich weich und sanft in dieser rauen Umgebung. Sie scheint in diese Szene nicht hineinzugehören, doch hallt sie genauso durch den Raum wie zuvor seine Schritte es taten. Der Brustkorb der jungen Frau senkt sich und ihr Blick richtet sich nun wieder dem Unbekannten zu. Starr und weit sind ihre Augen, gefüllt von panischer Angst. In einer überraschend geschmeidigen Bewegung zerschneidet die dunkle Gestalt ihr Gewand. Vom Hals herab bis tief in die Lenden, woraufhin der nun haltlose Stoff am nackten Körper des Mädchens wie eine Feder herunter gleitet. Entblößt liegt sie vor dem Meister der dunklen Künste und wagt es nicht einmal mehr zu atmen.

Endlich kann die Gefesselte wieder einen klaren Gedanken fassen. ~Vielleicht will er einfach nur meinen Körper. Ganz bestimmt sogar. Ich bin jung und hübsch. Er wird sich an mir laben und mich dann wieder gehen lassen… ganz bestimmt.~

Doch der Mann scheint ihren weiblichen Reizen kaum Beachtung zu schenken. Stattdessen beginnt er leise die Silben einer beinah vergessenen Sprache zu rezitieren. Der dumpfe Schleier der Panik drängt sich wieder in ihren Geist, zerstört den beruhigenden Gedanken der lüsternen Gier, an den sie sich geklammert hatte, und lässt sie im taumelnden Nichts der Machtlosigkeit und Ungewissheit zurück [i][...][/i]