18.02.2011 00:59:58 | Geschichten aus dem Schankraum (#46729) |
Rabenschrey | [b][i]Die Elfe? Seltsames Weib, seltsame Augen. Die ist erst seit ein paar Tagen hier. Aber ab un' an gibt sie'n paar Geschichten zum Besten. Manche sind wirklich gut, andere versteh' ich nicht so recht. Aber so ist das nunmal mit dem ganzen Elfenkram... [right]Unbekannter Bürger Mirhavens[/right][/i][/b] [i]Der Wolf, grau und zerzaust, blutig und erschöpft, kam eines Tages an eine Kreuzung, keuchend und erschöpft. Es begab sich, dass zu dieser Zeit auch ein ungleiches Gespann, ein Lamm und ein Drache, an dieser Kreuzung verweilten. „Ich“, sprach der Wolf, „bin der Herrscher dieses Waldes. Der Jäger, ungesehen, der Kämpfer, unbesiegt. Du hingegen bist nur ein Lamm. Sorge um meine Wunden, und dir soll nichts geschehen!“ Und er knurrte, richtete sich auf und zeigte seine Lefzen. Da grollte jedoch der Drache und versetzte dem Wolf einen Hieb mit der Pranke. „Halte ein!“, erklang die glockenhelle Stimme des Lamms. „Siehst du denn das Gute im Herzen dieses Wesens nicht? Eingeschlossen ist es in schwarzem Stein, doch strahlend Gold in seinem Innern.“ Als das brave Tier sich jedoch genähert und die Wunden umsorgt hatte, schnappte der Wolf und brüllte. Ich frage euch: ist es die Natur, die den Wolf zwingt? Ist es das Lamm, das die Wahrheit nicht erkennt? Oder ist es nicht eben diese Fähigkeit, das Gute in Allem zu sehen, die uns in diesen dunklen Zeiten fehlt? [right]Eine Elfe im Schankraum des Silbernen Drachen Zitiert nach Weginald Somsen, Bürger Mirhavens[/right][/i] |
21.02.2011 22:11:39 | Aw: Geschichten aus dem Schankraum (#46825) |
Rabenschrey | [i]Diese Elfe lockerte die Schultern wie vor einer körperlichen Anstrengung, ließ den Blick aus diesen verdammten seltsamen Augen mal hierhin, mal dorthin in der Runde schweifen - es hatten sich einige dort versamelt, Männer, Frauen, ein Halbling, eine Halbelfe, was eben so alles auf den Straßen hier zu finden ist. Dann fing sie zu reden. „Nun. Die Geschichte, die ich heute erzählen möchte, beginnt wie so viele in einer anderen Zeit, wenn auch nicht weit entfernt, in einem Königreich, dessen Name in den heutigen Tagen der Vergessenheit anheimgefallen ist. Der Sohn des dortigen Herrschers, ein gewisser Prinz Mearod, war jedoch ein Quell großer Sorge, hatte er sich, im stattlichen Mannesalter, noch keiner edlen Dame geöffnet." Sie lächelte in Richtung zweier Menschen, die ein Paar sein mochten. „Es begibt sich aber, dass eines Tages sein Blick den einer einfachen Dienerin findet, und sofort waren ihrer beiden Herzen in Liebe entflammt. Mearod konnte nur noch sie sehen, und sie nur noch ihn. Wie Liebende nun einmal sind, nicht wahr? Ohne sie kam Mearod sein Leben trist und grau vor. Eine Zeit lang tragen sich beide im Geheimen, tauschten scheue Blick aus, Küsse nun, nun ja, bald auch mehr. Aber" - die Elfe breitete die Arme aus und blickte erneut in die Runde – „ich sagte bereits, dass dies eine tragische Geschichte ist. Wie es der Lauf der Dinge ist, wurde es schließlich offensichtlich, dass die Dienerin ein Kind des Prinzen unterm Herzen trug." Die Erzählerin lächelte traurig. „Und was tat dieser? Er war nicht wütend, nicht erzürnt, nicht beunruhigt; nein, er war einfach außer sich vor Freude, voll reiner, ehrlicher Glückseligkeit. Kaum, dass er es erfahren hatte, eilte er auch schon zu einem Vater, um ihm die Kunde zu bringen. Und hatte der König Verständnis? Zeigte er die gleiche Freude wie sein Sohn?" Wie zur Antwort auf diese Fragen schüttelte die Elfe den Kopf. „Er höhnte nur:" - sie wechselte in eine tiefere Stimmlage – „'Eine Frau von einfachem Stand? Du, mein Sohn, bist Erbe eines ganzen Landes!' Und er ließ Mearod in ein Zimmer sperren. Ihr" - ein Deuten in Richtung der Frau - "glaubt Ihr, die Geschichte hat hier ihr Ende gefunden? Was wurde wohl aus der Dienerin?" „Nun… der König verbannte sie aus dem Schloss?“ Kaum hatte die Angesprochene ihre Vermutung geäußert, schüttelte die Elfe erneut den Kopf. „Nein. Seine Untertanen sprachen von manchen Eigenschaften des Königs, doch Gnade zählte wahrlich nicht dazu. Noch während der Prinz in sein Zimmer gesperrt wurde, schickte der Herrscher seine Häscher, um die Dienerin zu erschlagen.“ „Er schickte sie… also gelang es ihm?“, warf jemand ein. „So ist wenigstens sicher, dass sein Sohn nicht mit ihr durchbrennt“, ein anderer. Die Geschichtenerzählerin blickte mit scheinbar betroffener Miene zu Boden. „ Nun, sie verstanden ihr Handwerk.“ Ein Seufzen, dann blickte sie in Richtung des zweiten Sprechers. „Nun, glaubt Ihr, dass Mearid ebenso dachte?“ „Er wird den Vater zunächst hassen“, kam die Antwort. „Doch das wird vergehen und er wird eine neue Liebe finden.“ Die Elfe lächelte matt, blickte aber zu der Frau an seiner Seite. „Da habt Ihr es – ewige Liebe. Aber… nein. Als der Prinz davon erfuhr, weinte er und klagte laut über den Verlust der Geliebten. Mehr noch: tiefe Todessehnsucht erfüllte ihn. Und so kam es, dass die Götter selbst schließlich sein Flehen erhörten: sie versetzten ihn, einem strahlenden Licht gleich, an den Nachthimmel, sodass er das Land, das nur noch Schmerz für ihn bereithielt, für immer zurückließ. Doch die Gnade der Götter kann wahrlich unendlich sein: ihm zur Seite setzten sie die Seele der Dienerin, die ihm im Leben nicht nahe sein durfte – und somit sind die Liebenden schließlich am Firmament vereint. Haltet selbst Ausschau am Nachthimmel – vielleicht seht ihr, wie sie sich dort aneinanderschmiegen.“ [right]Aus den Berichten eines Bürger Mirhavens[/right] [/i] |
15.03.2011 23:54:59 | Aw: Geschichten aus dem Schankraum (#47362) |
Rabenschrey | [i]Ein Hieb - schwarzes Blut spritzt! Die Kreatur taumelt zurück. Ich habe sie euch ja bereits beschrieben: mehr als vier Mal so groß wie ein Mann, wirres krauses Haar, zähe Haut und ein Maul voller Zähne wie Dolche, doch aus reinem Diamant! Unsere Heldin, die Orkkriegerin Vribag, führt einen weiteren Schlag, so kräftig, dass ein Arm vom Leib des Monsters abgetrennt wird. Doch manch einer hier mag um die Fähigkeiten dieser Trolle genannten Kreaturen wissen. Kaum abgetrennt, wächst auch schon wieder nach und zusammen, was nicht mehr zusammen gehören sollte. Doch kann sich jemand wie Vribag davon aufhalten lassen? (vielstimmiges "Nein!" im Schankraum) Konnte das ihr Ehemann, Urog er Grauork? (erneutes "Nein!", dazu Kopfschütteln der Elfe) Ein weiterer, noch mächtigerer Streich trennt den Kopf zur Gänze vom Rumpf. Der Troll, er fällt und steht nicht wieder auf. [...] Man sagt, Halb-Orks wären furchterregende Krieger. Ich sage euch: die Frauen der Halb-Orks stehen in dieser Hinsicht den Männern in Nichts nach! [right]Eine Elfe im Schankraum des Silbernen Drachen Zitiert nach Rimsbold Somsen, Bürger Mirhavens[/right][/i] |
19.03.2011 01:28:42 | Aw: Geschichten aus dem Schankraum (#47429) |
Rabenschrey | [i]An diesem Abend war alles anders als sonst, ein bisschen so wie früher. Die Elfe mit den komischen Augen erzählte keine Geschichten, stattdessen saß sie an ihrem Tisch in der Ecke und starrte in ihren Weinbecher - von denen hatte sie schon einige gehabt, will ich meinen! Nachdenklich sah sie aus, vielleicht war sie aber auch nur krank: ein wenig bleich war sie schon. Vielleicht hat sie deshalb auch keine Geschichte erzählt? [right]Zitiert nach Weginald Somsen, Stammgast des "Zum Silbernen Drachen"[/right][/i] |