07.02.2011 19:10:20 | Wilros Carter (#46585) |
Frederic | [b]Funken , die der Schönheit der Liebe entstammen, Lodern, das All zu durchflammen, brennend, den Atem der Ungläubigen raubt Sune, vor dir knie ich und senke mein Haupt.[/b][size=4][/size] Als er dieses Gebet im Tempel hörte, kam in ihm etwas Unbehagen auf. Nur allzu oft musste er in seiner Kindheit dieses Gebet auf einem Holzscheit kniend wiederholen, während sein Ziehvater ihm mit einem Rohrstock die Regeln der Kirche der Dame Feuerhaar einzubläuen versuchte. Nicht dass er als Kind besonders böse oder rabiat gewesen wäre, nein, er hatte eine etwas viel Fantasie. Und als ob dies nicht schon für genug Spott in seiner schulischen Ausbildung sorgen sollte, war er in seiner Kindheit etwas dicker als der Rest. Direktem Hohn musste er sich freilich kaum aussetzen, weil er in der zweiten Klasse schon mehr als doppelt so groß und stark war wie seine Mitschüler - und die Wenigen die es wagten, versuchten es kein zweites Mal. Zu allem Überfluss war sein Vater ein „Paladin of the Ruby Rose“ in einer Stadt in der der vorherrschende Glaube der Dunklen, Der Herrin des Verlustes, Lady der Nacht galt. Buchstabenglaube der einfachen Bevölkerung glitt immer wieder in religiösen Eifer und Zorn, ja in regelrechte Bosheit aus. Diese richtete sich gegen jeden, der nicht den Eindruck eines ehrfürchtigen Shar-Gläubigen machte. Kurz um, falls irgendetwas passierte und sei es die Nachbarskatze die vor einem Wagen gelaufen ist, Wilros war schuld daran. Er hasste diesen Namen, war wohl der einzige der seinem Vater hässlich genug erschien damit er zu ihm passte, wie sein Ziehvater einmal angetrunken bemerkte. Er empfand keine Abscheu für seinen Ziehvater - auch keine Wut, denn er kannte auch andere Seiten an ihm. Immerhin hatte er ihn aufgenommen - ein Kind dessen Herkunft zweifelhaft war. Gab ihm Essen, einen Platz zum Schlafen und lehrte schreiben, lesen und Geschichte. Auch brachte er ihm die Grundlagen des Hammer- und Flegelkampfes bei und bezahlte die weitere Ausbildung zum Paladin, was immer dies bedeuten sollte. Wilros war sich über die Bedeutung seiner Ausbildung nicht im Klaren, denn alles was er erlebt hatte in der Kirche Sune, war eine Kirche, deren Vertreter die Schönheit und Gnade predigten, selbst aber Herzen hatten, die so mitleidslos wie die eines Tigers waren. Ihre Seelen glichen der leeren eiskalten Kirche in der die heilige Flamme erloschen ist. In ihren Hirnen lebten nur Worte. Er erkannte dass sie sich dieser grauenvollen Seelenlosigkeit selbst nicht bewusst waren. Sie konnten ohne Zwinkern Häuser voll von Kindern der Feinde anzünden, sofern der Verkünder des Tempels dies nur für ein frommes und verdienstliches Werk hielt. „Wieder einmal beim Träumen und nicht im Gebet?“ fragt eine ihm sehr vertraute neckische Stimme. „Kann sein, Katherina, kann sein.“ Als sich Wilros erhob und durch den Tempel blickte merkte er erst, dass er wohl schon eine ganze Weile hier kniete und über die Vergangenheit nachdachte. „ So kenn ich dich nicht. Ist es wegen der Aufgabe morgen?“ Katherina lächelte. „Ich?“ Wilros schluckt. „Ich weiß nicht, ob es richtig ist was ich hier mache. Ist es wirklich das, was ich will? Ich weiß nicht mal ob ich schon soweit bin? Und doch muss ich morgen mit erhobenem Haupt den Tempel und die Stadt verlassen um die Werte von Sune in die entlegensten Orte dieser Welt zu bringen. Kann ich das?“ „Ach Wilros, darum bist du einer meiner besten Schüler. Ich bin mir sicher, dass ich dir alles beigebracht habe was du wissen musst um allen Aufgaben gewachsen zu sein, die die Welt für dich bereithält. Folge mir Wilros.“ Sie schritt mit schnellen Schritten in das Seitenschiff des Tempels und verschwand in einem Durchgang. Wilros hatte Mühe zu folgen, so schnell war sie verschwunden. Er geht in einen spiralförmigen Gang, der nach unten führt. „ Na komm schon“ hört er Katherina von weiter unten rufen. Wilros lässt sich nicht beirren und versucht sicheren Schrittes nach unten zu kommen. Die glatten Steinplatten und die spärliche Beleuchtung durch vereinzelte Fackeln machen es ohnehin schon schwer nicht den Tritt mit den Eisernen Stiefeln zu verlieren. Noch eine Biegung und Wilros stoppt abrupt seinen Schritt. Der Gang endet an einem Torbogen und dahinter Finsternis, absolute Finsternis. “Katherina?“ hört er sich selbst rufen. „Na etwas Dunkelheit kann dich doch nicht abhalten zu mir zu kommen, oder Wil?“ Langsam nähert er sich der Tür und versucht das neckische Gekicher von Katherina irgendwie räumlich ein zu ordnen, was er aber angesichts des Echos gleich wieder aufgibt. Wilros versucht mit den Augen die Dunkelheit zu durchdringen und tastet sich Schritt für Schritt langsam in die Finsternis. „Katherina was soll das Versteckspiel ich habe andere Sorgen im Moment.“ Ein ungutes Gefühl macht sich in der Magengegend breit, auch weil er ein solches Verhalten Katherinas nicht kannte. Sie war über die ganze Zeit seiner Ausbildung ernst und sehr zielstrebig in seiner Ausbildung gewesen. Er musste immer härter und länger trainieren als alle anderen. Mit einer Geschwindigkeit die er ihr kaum zutraute schossen zwei Hände aus der Dunkelheit und ehe er sich versah, lagen sie auf seinen Schultern. Ein bis zwei Herzschläge war Wilros wie gelähmt. Jetzt bekam er die wahre Kraft des Stoßes zu spüren die ihn nach hinten stieß und fast von seinen Stiefeln riss. Im Unterbewusstsein begann sich Wut aufzubauen. Wie konnte er nur so unvorsichtig sein? Er stolperte zurück und fiel fast über seine eigenen Füße da er auf einer winzigen Erhebung der Steinfliesen ausrutschte. Er fing sich in der Hocke um sich danach blitzschnell nach vorne zu stoßen. Die Methode hatte Erfolg. Er prallte extrem hart gegen etwas, das er wegschleuderte. Ein fast nicht mehr menschlicher laut drang irgendwo aus der Dunkelheit. „Was soll das Katherina ich dachte mein Training ist beendet?“ „Dein Training wird niemals beendet sein, dummer Kerl!“ hörte er plötzlich nah, sehr nah und links hinter sich Katherina sagen, als er noch etwas wahrnahm. Ein Pfeiffen das ihm sehr wohl bekannt war. Es war das Pfeiffen ihres Hammers - ein Geräusch das man nicht vergessen konnte wenn man die mächtige Waffe einmal in Aktion gesehen hatte. Kurze Stille und ein darauf folgendes Geräusch, als ob der Hammer auf ein Kissen getroffen wäre, und dann ein Lichtblitz der den ganzen Raum kurz in wärmendes rotes Licht, einer kleinen Sonne taucht. Eine langsam schwächer werdende leuchtende Aura umgibt Wilros. Eine Aura die vom Hammer nicht durchdrungen werden konnte .“ Sehr gut, Wil“ hört er Katherina sagen. Du zweifelst also nicht über deine Fähigkeit ein Paladin zu sein. Sonst würdest du die Macht verlieren. Und mein Hammerschlag hätte dir im besten Fall ein paar Wochen Kopfschmerzen bereitet. Du zweifelst an der Richtigkeit des Wirkens der Mitglieder der Kirche Sune, nicht wahr Wilros? Er blickt sie an und nickt nur, gleichzeitig macht sich etwas Erleichterung breit. „Was? Immer noch sauer wegen dem dummen Kerl?“ Katherina grinst ihn an „Na, immerhin warst du auch nicht grade zimperlich mit mir“. Ich werd wohl auch ein paar blaue Flecken davon tragen. Wilros musste alle Register der Selbstbeherrschung ziehen, um bei diesem frechen Blick Katherinas nicht selbst los zu lachen. „Wilros, wenn dir die Kirche Sune oder besser gesagt deren Vertreter nicht zu Gesicht stehen, kannst du auch den Regeln der Dame Feuerhaar selbst folgen. Ihre Ritter hatten und haben die Aufgabe die Schönheit auf dieser Welt zu schützen. Sie zeigten eine schöne Seele und ein reines Herz. Denn wahre Liebe wird am Ende siegen, reine Herzen werden ihren Herzenswunsch erfüllt bekommen, und eine schöne Seele wird die Dunkelheit besiegen. Ich denke da besteht immer noch Bedarf in dieser Welt, Wilros. Die Kraft des Paladins kommt aus seiner unerschütterlichen Überzeugung, das Richtige zu tun. Sobald ein Paladin von Zweifeln an der Richtigkeit seines Wirkens erfüllt wird, verliert er die Fähigkeit, die heilige Kraft einzusetzen. Merk dir das gut. Das war meine letzte Lektion. Jetzt kann ich dich auf die Völker dieser Erde loslassen ohne um meinen Ruf fürchten zu müssen, denke ich“. Katherina schmunzelt. Dann lass uns noch etwas trinken gehen bevor dein spärliches Lichtlein noch verlischt und sich einer von uns noch das Genick in dieser Dunkelheit bricht“. Wilros nickt nur kurz und folgt ihr über den fackelbeleuchteten Gang nach oben. Er fühlt sich gerade großartig,fast so großartig wie in der Nacht im Tempel als im Lady Sune erschien. Nur der Gedanke, dass die Ausbildung nun beendet ist macht ihm etwas Kummer. Am nächsten Morgen war es noch dunkel als Wilros über die Steinerne Brücke, die die Altstadt mit dem Handelsviertel verband schritt. Abgesehen von zwei Trunkenbolden, einem Zwerg und einem Menschen die sich gegenseitig zu stützen versuchten, was schon wegen der reinen Körpergröße für Nichtbetrunkene schwierig schien, war es um diese Zeit still und friedlich. Es kam wie es kommen musste .Der Zwerg verlor den Halt und riss den Menschen mit in den Kanal. Beide kamen fluchend und schimpfend über einen Steg an Land. Wilros musste alle Selbstbeherrschung aufbringen, um bei diesem Anblick nicht lauthals loszulachen. Das schlimmste was einem in dieser Stadt begegnen kann, ist ein Taschendieb und die schlafen mangels Opfer um diese Zeit. Als er an Pastles Apotheke vorbeikam, stieg im ein ekliger Duft in die Nase, Wilros stoppte kurz „ Sogar dieser Gestank wird mir wohl fehlen“ brummelte er vor sich hin als er seinen massigen Körper mit beherztem Schritt in Bewegung setzte. Es war eine sehr alte Stadt mit vielen neuen Gebäuden in der noch der Charme von alter Architektur innewohnte. Steinern gepflasterte Wege, die sich durch alte mit blass roten Dachziegeln gedeckte Fachwerkhäuser zu schlängeln schienen. Der alte Melten war wohl schon wieder in seinem Käseladen am Arbeiten, denn Wilros kam nicht umhin als er Licht sah an der Tür zu klopfen, um noch etwas von Meltens sagenhaftem Käse als Reiseverpflegung einzukaufen. Als Wilros über die Alte Grabenbrücke mit den großen Ehrfurcht gebietenden Statuen der vier Kriegshelden aus vergangener Zeit ging, hatte der Himmel schon die Farbe eines beginnenden Tages. Er wusste nicht viel über seinen Auftrag - nur dass er fortan in der Stadt Mirhaven und Umgebung nach dem Rechten sehen sollte, da von dort merkwürdige Gerüchte herkamen. Der erste Auftrag in einem hoffentlich langen Leben eines Paladins, dachte er und schritt beherzt mit einem Lächeln auf den Lippen voran. ((Copyright by A.S)) |