23.09.2010 16:41:30 | Shebat - ein Tagebuch (#43358) |
Raubfisch | [size=4][b]Hammer im Jahre 1390, dem Jahr des wandernden Mannes[/b][/size] Dieser Gilmore Finnigan hat mir ein ein paar Tipps für meine Ankunft auf Amdir gegeben und Ich werde wohl bald sehen, was die wert sind. Aber die Gerüchte hier: ein mächtiger Mythal, als wenn es noch mächtige Mythale geben würde. Soll in Elboria sein, nie gehört von dem Ort. Na ja, DAS ist jedenfalls etwas, dem nachzugehen lohnt. Da finde ich es schon weniger lustig, dass hier auch Drow rumlaufen - obwohl der eher nach Halbblut aussieht (was ihn allerdings auch nicht höflicher macht). Abreise: da hat mich doch so ein dunkles Langohr angesprochen, ob ich nicht zur "Insel der Verdammten" wolle. Vorher sagte sie noch Thac'zil irgendwas, aber schon das klang mir so sehr nach "böse Falle", dass sich sogar meine Neugier kleinlaut davongeschlichen hat. Jetzt habe ich aber endlich diesen Pit Swift erreicht, der mir von Gilmore Finnigan empfohlen wurde. Scheint ein ganz netter Kerl zu sein, der würde extra für mich sogar einen Umweg segeln um mich an einem Ort meiner Wahl abzusetzen. Hmmm, meine blauen Augen können es nicht sein, die sind grün. Aber ich bin blond, vielleicht deswegen... Endlich angekommen. Regen. Und diese Seefahrt war GRAUSAM. Nur Dreckwetter, Dreckwetter und Dreckwetter. Wenigstens gab es keine Piraten. "Komm nach Hohenbrunn" hat sie geschrieben, und irgendwas von "Schöne Insel". Mal sehen, wenn ich meine Schwester finde, werde ich ihr was erzählen! Und dieser Swift ist doch ein gewiefter Geschäftsmann. Jetzt, wo ich endlich angekommen bin, erzählt er auch dass er mich für "nur" 5 Goldstücke auch an jeden anderen Ort bringen würde, da sehe ich mir doch erst mal Mirhaven an. Ein interessanter Gruß, "Konnichi wa!". Habe ich noch nie gehört und diese Insel "Haiwana", ein komischer Name, aber von Seefahrt habe ich erst mal genug, ich bleibe fürs Erste hier! ... oder auch nicht, schon wieder eine Drow, die mich "fast gratis" in die Verdammnis - ist das der Name des Ziels oder des Vorhabens? - bringen will. Ich habe keine Vorurteile aber bei Drow weiß man ja, woran man ist. Da fragt man jemanden, wo hier etwas los ist und das einzige, was dem einfällt, ist eine Kneipe die "Blutiger Eimer" heißt und ein Säufer mit dem Namen Pete. Und ich dachte immer, sowas sind alberne Klischees aus den Geschichten, die man Kindern zum einschlafen erzählt. Oder liegt das an der Insel? Ich weiß nicht, aber hatte dieser Gilligan oder Finnigan oder wie der hieß nicht auch im ersten Moment so komisch gegrinst, als ich die Überfahrt zu der Insel gebucht hatte? Na gut, dann erst mal ins Handelskontor: Proviantbeutel, Schlafrolle, Kekse und was zu trinken. Dann noch Waffen, etwas festere Reisekleidung und schon ist ein großes Loch in der Reisekasse. Die haben ja gepfefferte Preise hier, aber wenn ich mir überlege wie mein alter Kram aussah, was ich für das Gepäck bei der Überfahrt zusätzlich hätte bezahlen müssen und vor allem, was ich für meinen ganzen alten Plunder am Schluss noch bekommen habe, stehe ich momentan eigentlich ganz gut da (und sehe bestimmt auch besser aus als vorher). Ich verstehe allerdings nicht, warum ein einfacher Proviantsack teurer ist als eine Rüstung, hängt wohl mit Angebot und Nachfrage zusammen. Eine Regenplane und eine Zunderbüchse wären nicht schlecht gewesen (falls ich mal im Freien übernachten muss) aber egal - Gold gespart. |
23.09.2010 16:56:18 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43359) |
Raubfisch | Diese Wachstube ist ein Witz, aber es hat schon wieder angefangen zu regnen und da sehe ich mir halt alles an, was ein Dach über dem Kopf verspricht und nichts kostet. Zurück zur Wachstube: Wachen habe ich schon mal keine gesehen und die Hütte - Haus kann man das ja nicht nennen, macht einen ziemlich verwahrlosten Eindruck. Ob das auch für die Wachen gilt, wenn es denn welche gibt? Uuups, ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil. In der Hafenkommandantur habe ich eine Stadtwache getroffen, die nun GAR NICHT heruntergekommen aussieht. Und obendrein scheint der Kopf nicht nur als Gestell für den Helm zu dienen, wir haben uns ein wenig über Literatur unterhalten und er gab mir den Tipp, mal die Bibliothek in Elboria aufzusuchen. Also außer diesem geheimnisvollen Mythal auch noch eine Bibliothek? Das wird langsam richtig spannend. Der Hafenkommandant mit seinen Schweinsäuglein ist dagegen schon wieder eine traurige Erscheinung. Gut, dass ich mit dem nichts zu tun habe: gelbe Zähne, zerknitterte Kleidung und die Haare könnten auch einen Ölwechsel vertragen (jetzt verstehe ich endlich diesen Spruch von dem Gnom während der Überfahrt). Bei Tymora, eine Backstube. 10 Sekunden auf der Zunge und anschließend 10 Jahre auf der Hüfte. Aber egal, das riecht guuuut und ich habe Hunger. Mmmm... Erdbeerkuchen. Und der Name des Bäckers - Theos Rotstein - hat den nicht die Wache in der Kommandantur erwähnt? Soll ein Genie in seinem Fach sein. Das könnte sogar stimmen: er hat keine einfache Tür zu seinem Verkaufsraum sondern ein schweres Fallgitter, das wird schon seinen Grund haben. Wir haben uns noch ein wenig unterhalten und so nebenbei bemerkte er, dass er vielleicht auf der Suche nach einem weiteren Lehrling sei, aber DAS wäre das Ende für meine Figur! Das mit dem arbeiten scheint aber keine sooo schlechte Idee zu sein, mein Gold wird nicht ewig reichen und wer weiß, wann ich meine Schwester finde. Werde also mal die Handwerker abklappern und sehen, was sich da für Möglichkeiten auftun. Es wird langsam dunkel und ich sollte mich nach einer Bleibe für die Nacht umsehen. "Zum schlafenden Lotus" klingt nicht uninteressant, mal sehen. Hihi, die vermieten die Zimmer wohl eher stundenweise. Ein netter Plausch mit einer Tieflingsdame offenbart, dass Zahnpflege auf der Insel nicht so unbekannt ist, wie das Gespräch mit dem Hafenkommandanten vermuten ließ. Aber ansonsten ist diese Umgebung vermutlich eher etwas für meine Schwester, immerhin ist sie diejenige von uns mit den freieren Moralvorstellungen. Zumindest, wenn sie sich nicht grundlegend geändert hat - wir haben uns ein paar Jahre nicht gesehen und wie mich dieser Brief von ihr überhaupt erreichen konnte, ist mir auch nach wie vor ein Rätsel. Die Chefin ist im übrigen eine praktische Frau, die nicht nur auf die Mädchen achtet sondern nebenbei auch ein ausgezeichnetes Restaurant führt. (Dieses Tieflingsmädchen passt irgendwie gar nicht zu dem, was ich bisher über Tiefe gehört habe. Ob ich sie noch mal besuche?) Götter! Ein Badehaus! das kommt ja wie gerufen (nicht dass ich es nötig hätte). Und ich verstehe nicht was diese Elfe hat, so kalt finde ich das Wasser gar nicht. Das könnte allerdings daran liegen, dass ich auch schon in Gebirgsbächen geplanscht habe und daher weiß, wie kalt "Badewasser" sein kann. Das Dampfbad ist noch ein weiterer Höhepunkt, auch wenn der einzige andere Gast ein wenig komisch ist. Ein Tiefling, aber gar nicht wie das Mädchen aus dem "Schlafenden Lotus". Und haben nicht alle Tieflinge eigentlich einen Schwanz? Konnte ihn ja schlecht fragen, nachher hätte er das noch völlig falsch verstanden... |
23.09.2010 17:15:10 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43360) |
Raubfisch | Dieser Besuch im Badehaus hat mich jedenfalls wieder wach werden lassen und das war auch gut so. Da ist dieses Gebäude, sieht von außen aus wie ein riesiger Tempel, ist innen aber eher eine Bibliothek mit einem Rudel Magier. Am schlimmsten war dieser Lorick Mirmadar, hat mich ohne Umwege versucht in seine Gilde zu quatschen. Ich "Zu Hause bei Magiers", das wäre bestimmt ein Spaß geworden. In einem Nebensatz erwähnte er aber noch, dass diese Entscheidung endgültig sei und ohne den erfrischenden Aufenthalt im Badehaus wäre mir dieses Detail sicher entgangen. Dann lieber Magier OHNE mich, sind ja selbst schuld, die verstaubten Bücherwürmer. Die Bücherei ist allerdings bemerkenswert. Lexika, botanische Werke und sogar übersichtliche Artefaktlisten - alles da. Und als einer von diesen süßen Jungs ein dickes Schlüsselbund gezogen und eine Tür entriegelt hat, bin ich einfach hinterher. Außerdem habe ich eine Abhandlung über Hohenbrunn gefunden: "... idyllischer Ort der von einigen Halblingen und Gnomen bewohnt wird ..." also DAS klingt gar nicht nach meiner Schwester. Habe zur Sicherheit noch mal den Brief herausgekramt. Aber bevor ich mich vergewissern konnte ob sie wirklich "Hohenbrunn" geschrieben hat, kam schon so ein Kuttenträger und wollte wissen, ob es sich um eine Zauberformel handelt. Andererseits, er kann ja nichts dafür dass Rüstungen Magier so behindern, dass sie nichts damit anfangen können. Ich beherrsche zwar nur ein paar Zaubertricks, aber die dafür nötigen Gesten kann ich auch in einer leichten Rüstung noch problemlos ausführen. Notiz an mich selber: unbedingt noch einmal mit Feder und Papier wiederkommen und Notizen machen. Es sah zwar nicht so aus als würde jemand auf die Bücher achten, aber bei Magiern weiß man das nicht so genau - also lieber abschreiben (Ich muss mal gucken ob ich irgendwo dieses Wehrholz finde, scheint ideal zum Basteln geeignet.) Viele Kräuter, mit denen Wunden versorgt werden können - nun, das ist auf dem Festland auch nicht anders, aber die meisten Namen habe ich noch nie gehört. Nachtschatten macht unsichtbar? Komisch, ich dachte immer der macht tot. Ist vielleicht eine Nebenwirkung, die man nur mit einem eisernen Magen in den Griff bekommt. Aber das ist interessant: Tee aus Teufelszungenblüten beruhigt und lässt einen wieder klarer denken. Trudustblüten haben heilende Wirkung. Hiradwurz heilt Vergiftungen. Das kann sich doch keiner merken! Gleich gegenüber hatte ich doch vorhin einen Trödelladen gesehen - das passt, den werde ich jetzt mal aufsuchen. Hmm, mit Trödel ist wohl hauptsächlich die Besitzerin gemeint. Die Sachen, die sie im Angebot hat, sind nicht schlecht, aber bis die mal so mit ihrem Zeug angetrödelt kommt... Es wird schon wieder hell und ausschlafen wäre schön. Der "Silberne Drachen" soll angenehm sein. Metalldrachen haben gute Gesinnungen, hoffentlich gilt das auch im übertragenen Sinne. Ausgeschlafen, und das ohne wackelige Schiffsplanken unter [strike]dem Hint[/strike] den Beinen. Aber heute mach ich nichts weiter, nur in der Magierbibliothek ein paar Dinge notieren und dann werde ich mal sehen, was der "Blutige Eimer" für ein Schuppen ist und ob ich diesen Pete finde. Hab' ihn gefunden. Was für ein Besäufnis, aber mein Goldbeutel ist an Ort und Stelle und ich glaube, ich kann mich noch an alles erinnern. Es kann also nicht sooo schlimm gewesen sein. Trotzdem, ich brauch' erst mal eine Pause. |
23.09.2010 17:30:50 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43361) |
Raubfisch | Weiter geht die Erkundung der Stadt. Da war doch irgendwo beim Hafen so ein Handwerksviertel. Richtig, und gleich mal beim Bogner reingeschaut. Der scheint unterwegs zu sein, hat aber wenigstens seinen Schießstand hier gelassen. In der Stadt herumschießen wird wohl nicht so gern gesehen, aber hier kann ich meine eingerosteten Fähigkeiten etwas trainieren, bevor ich mich auf den Weg nach Hohenbrunn mache. Und beim Seiler habe ich einen Barbier getroffen, ... beim Seiler! Wenn einem der neue Haarschnitt nicht gefällt, kann man sich gleich an Ort und Stelle ein Seil holen und aufhängen? Oder den Barbier, was bei seinen Preisen wahrscheinlich nicht mal die Wache auf den Plan rufen würde. Ein interessantes Angebot hat er allerdings, man kann für nur eine Goldmünze herausfinden, wie andere einen wahrnehmen und nicht nur das, man kann diese Wahrnehmung auch ändern! Und der Seiler selbst, er schien der Situation auch nicht so viel abgewinnen zu können. Als ich ihn dann einfach nach seinem Angebot fragte (nein, keine Henkerstricke), meinte er flüsternd "Entschuldigt das Chaos hier, aber Der ist neu in der Stadt und sein Geschäft ist noch im Bau. Wundert Euch also nicht, wenn ihr ihn bei Eurem nächsten Besuch nicht mehr hier vorfindet. Und dann sieht es hier auch wieder ordentlicher aus!" Hatte gerade noch so eine drollige Begegnung: Hagen, scheint hier der Henker zu sein. So wie es aussieht gehört er zu den vielen, die Opfer überkommener Traditionen sind. Und in direkter Nachbarschaft ein Lazarett - falls der Henker den Falschen erwischt? Ich werde mir auf jeden Fall mal den Standort merken, man weiß ja nie... ...Eeeek, fast zu spät. Da steckt man mal seine Nase hinter eine unbeschriftete Tür und schon landet man beinahe auf der Fugenebene. Mist, Mist, Mist. Wer konnte auch ahnen, dass da SO VIELE von diesen bissigen Mistviechern rumlaufen? Wenigstens sollen die Baatezu auf der Fugenebene ein goldgieriger Haufen sein, die einen bei entsprechendem Schmiergeld "abhauen" lassen. Irgendwie entkomme ich jedenfalls. Aber musste es ausgerechnet ein Tyr-Tempel sein, in dem ich dann wieder richtig zu mir gekommen bin? Nichts gegen die Triade, aber dieses ewige "Folge dem Gesetz" nervt schon und bis seine Kleriker mal erkennen dass ein Gesetz nichts taugt, hätte Tymora dem Schuldigen vermutlich längst eine ihrer Münzen ...äh... geschenkt. [i]((Tymora's bevorzugte Waffe: Shuriken, "sich drehende Münze" genannt.))[/i] Laudrius von Hohenfels, echter Adel, aber im Gegensatz zu der Stadtwache in der Hafenkommandantur ist sein Vorgesetzter wohl doch eher einfach gestrickt. Spielt die ganze Zeit mit seinem elend langen Zweihänder. Was er wohl damit kompensieren will? Nun ja, Kasernendrill, Plattenrüstungen und "Jawoll Sir" sind eh nichts für mich, das gibt von mir in diesem Falle also ein eindeutiges "Och nö, Sir"! (Warum sind Kasernen eigentlich immer dort untergebracht, wo man den weitest möglichen Weg zur nächsten möglichen Bedrohung hat, seien es Goblinhorden vor den Toren der Stadt oder Piraten vor dem Hafen?) Dazu kommt noch ein Wink Tymoras: die haben sowieso keine passende Rüstung für mich im Lager, sieht aus als hätte die Göttin mich nicht für eine militärische Laufbahn vorgesehen - da werde ich mich ganz bestimmt nicht widersetzen. Und als ich so aus der Kaserne wieder herausbummele - selbstverständlich NICHT mit militärisch festem Schritt - ist sogar das Wetter etwas besser geworden. Da kann ich mich ja endlich nach Hohenbrunn durchfragen, auch wenn der Totwintertag noch kommt. Bin schon gespannt, was mich unterwegs alles erwartet... |
23.09.2010 17:49:59 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43362) |
Raubfisch | ...6 stramme Tagesmärsche - wie ich mich kenne wohl eher ein voller Zehntag - und gerade fängt es wieder an zu regnen. Ich bin doch nicht verrückt! Pit Swift und sein klappriger Kahn wäre vielleicht doch eine Möglichkeit, aber schon wieder tagelang auf See? Diese Blicke, komische Anspielungen? Schon wieder dieses Geschaukel, bei dem mein Magen dauernd revoltiert? Öhm... der "Silberne Drachen" war doch angenehm, werd mal in mich gehen und überlegen, wie genau ich jetzt weitermache. Ich habe diese Frau wieder gesehen. Oder auch nicht gesehen. Sie ist vermummt, aber von einer fließenden Eleganz, die wohl jedem auffallen muss der nicht blind ist. Oder so voll wie dieser Pete im "Blutigen Eimer". Nun, das ist vielleicht nichts ungewöhnliches, aber ihr Wesen ist sonderbar. Als ich sie das erste mal sah, ging sie ... na ja, geht mich nichts an. Heute saß sie jedenfalls mit ein paar Freunden oder Bekannten im "Silbernen Drachen" und schien zu feiern, aber über der Gruppe hing Traurigkeit - anders kann ich es nicht beschreiben - wie eine Wolke. Auch das Gespräch, ich habe nur ein paar Brocken mitbekommen (immerhin ist es ein öffentlicher Raum), aber es schien sehr persönlich zu sein - jedenfalls habe ich mich unauffällig zurückgezogen. Shareems Brief war Monate unterwegs, da kommt es auf ein paar Tage nicht an. Ich werde also noch etwas Zeit in Mirhaven verbringen, die Stadt und vor allem endlich mal die Umgebung erkunden und losziehen, sowie die Tage länger werden. Ich habe ja gehört, dass es außerhalb der Stadtmauern nicht sicher ist, aber schönes Wetter und mein chondatisches Blut trieben mich heute vor das Tor. (Dieses Wetter ist komisch, da muss ich mal nachfragen, was hier normal ist.) Und wäre fast schreiend zurückgerannt. Da kniete völlig ungerührt vom Treiben um ihn herum ein Wilder und nahm einen Hasen aus. Ich habe natürlich schon Halb-Orks gesehen, aber normalerweise in schweren Fesseln und gut bewacht. (Oder in Vierteln, in die ICH ganz bestimmt nicht gehöre.) Und hier, hier sah die Torwache nicht mal in seine Richtung! Doch dann fiel mir eine Geschichte von meinem Lehrer wieder ein: Ganz im Norden Faerûns - in Vaasa - gibt es eine alte Ruinenstadt, die von einem riesigen Hork-Stamm wieder aufgebaut wurde. Und nicht nur das, sie treiben Handel! [i]((Völker Faerûns, S. 95))[/i] - dieser hier sah allerdings nicht wie ein Händler aus. Auch nicht wie die Halb-Orks, die ich bisher gesehen habe. Was soll's, solange die Torwache in Sichtweite ist, kann mir nicht viel passieren. Erik, nachdem ich erst mal angefangen hatte, seine gebrochene Aussprache nicht für einen Hustenanfall zu halten, habe ich ihn eigentlich ganz gut verstanden. In den Wanderjahren mit meinem Lehrer bin ich ziemlich herumgekommen, aber ich habe noch nie jemanden erlebt, der die Handelssprache so schlecht spricht (wenn er/sie/es denn sprechen konnte). Ich beherrsche sogar ein paar Zwergendialekte, wobei man das allerdings nicht wirklich "Dialekte" nennen kann. Die Sprache ist so flexibel wie die Steine, die von den Zwergen so geliebt werden. Das hilft mir hier jedenfalls nicht weiter. Aber er hat nicht versucht, mich anzugreifen, was ich schon mal für ein gutes Zeichen hielt. Er kommt aus einem Dorf mit dem Namen Nebelland. Das muss im Norden liegen und, wie ich weiter erfuhr, vielleicht einen oder zwei Tagesmärsche entfernt. SEINE Vorstellung von Tagesmärschen. |
23.09.2010 20:45:24 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43365) |
Raubfisch | Was mir auch recht schnell aufgefallen war, er sagte mehrmals "die Hork" und nicht "wir", vielleicht interpretiere ich da aber auch einfach zu viel, immerhin reichen seine Sprachkenntnisse gerade für eine einfache Verständigung. (Verflixt, MEINE Sprachkenntnisse reichen hier für GAR NICHTS, wer ist der Barbar?) Und ich muss aufpassen, Stärke ist in Seiner Welt wohl das Einzige, was zählt. Aber der Reihe nach: Da lief ein junges Mädchen (vielleicht auch Hin, konnte ich so schnell nicht sehen) an uns vorbei, grüßte uns - ja richtig: grüßte uns - und verschwand im Wald. Schien sich also überhaupt keine Sorgen wegen des Hork zu machen und DAS hat mir schon mal zu denken gegeben. Und Er, also dieser Erik, meinte nur "wat will de in de Wald ? de hork dat net jern sehn". Aber dann: "wenn nicht Beute, dann Opfer für Malar". "Malar", kenne ich. Nicht wirklich, aber ich weiß, dass DER keinen guten Ruf hat. Aber: "Opfer"! Oh Shebat, wo bist Du da reingeraten? Und wie kommst Du da wieder raus? Die Stadttore kann ich sehen und da laufen auch zwei Wachen rum. Schon mal gut. Und in dem Moment fragt der doch, ob ich mitkommen will. Jaaa, und wenn wir unterwegs Worge sehen, werde ich die streicheln. Natürlich nicht. Mal sehen, Orks sollen bei jeder Kleinigkeit explodieren und der ist ja ein halber, wirkt jedenfalls so auf mich. Also ganz vorsichtig: ich sei schlecht vorbereitet. Dumme Ausrede, er hat augenscheinlich nicht mal 'ne richtige Waffe dabei. Nur ein paar Wurfbeile, die mit dem Stiel in seinem Gürtel stecken. Und ich mit Rapier und Armbrust bin schlecht vorbereitet. Und der zuckt nur mit den Schultern. Und dann tauchen wie aus dem Nichts auch noch zwei Wölfe auf. Bevor ich die Armbrust richtig gegriffen hatte, hat der sie schon totgeschlagen. Beide! Einfach so. Ohne Waffe. Einfach mit den Fäusten. Tot. Die beiden Wachen am Stadttor könnten sich genauso gut im Eiswindtal den Hintern wegfrieren. So hilfreich wären die, würde ich ein Problem bekommen. Und der atmet nicht mal schneller. Holt einfach eine kleine Flasche aus diesem Fellbeutel an seinem Gürtel, und ein kleines Messer, das ich auch nicht gesehen habe (die Wurfbeile scheinen aber sowieso gefährlicher zu sein), schneidet dem einen Wolf die Halsschlagader durch und fängt das Blut auf. Nekromantie? Das fehlte noch. Muss aber nicht sein, kann genauso gut ganz normal zu irgend einem Zauber gehören. Fledermauskot und Licht würde ja auch kaum jemand ohne Zugriff auf das Gewebe in Verbindung bringen (oder war das Moos, das bringe ich immer durcheinander). Ich frag mal. Malt der sich doch einfach einen Strich senkrecht auf die Stirn. Puuh, damit kann ich umgehen. Und jetzt kommt meine Neugier durch. Ich erzähle ihm, dass Blut von Nekromanten benutzt wird und erfahre, dass Zauberer bei seinem Stamm unbeliebt sind. Da muss mal was vorgefallen sein. Sie haben einen Schamanen, der Rest sind Krieger. Schamane, er benutzte einen anderen Ausdruck, aber den habe ich nicht verstanden. Aber so wie er es erzählt hat, hat der jedenfalls die Funktion eines Schamanen. Wir sind etwas weiter gegangen, und ich habe gar nicht gemerkt, dass das Stadttor aus meinem Blickfeld verschwunden ist. Ich habe .. ich weiß nicht, jedenfalls keine Angst. Ein komisches Gefühl, ja, aber keine Angst. Also Schamanen und Krieger, oder Jäger. Klingt einfach. Und Opfer, nicht gut. Aber da war so vieles, was ich nicht verstanden habe. Die Frau von vorhin ist wieder aufgetaucht. Scheint sich wegen dem Hork überhaupt keine Sorgen zu machen. Wir reden. Seine Familie. Sein Stamm. Malar, Tymora. Und mein Stamm? Meine Familie? Erik. Vielleicht komme ich besser klar, wenn ich ihn so akzeptiere, wie er ist. Erik. |
24.09.2010 16:09:56 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43374) |
Raubfisch | Runenmeister, ich habe mal eine Abbildung von einem Runengrul gesehen, und so was in diesem feinen Viertel? Gut dass ich nachgefragt habe. Dieser Meister Habnadi wirkte zwar sehr streng, aber was er erzählte, klang weise und schlüssig für mich. Es ist wohl wie so oft: böse ist, wer Böses denkt. Und das Gewebe fragt nicht. Das ganze entpuppte sich dann sowieso als Missverständnis: ich würde vermutlich eher die Kreatur eines Runenwirkers meinen, er aber sei ein Runenmeister. Runenwirker sind in der Lage, Zauber, die durch Berührung aktiviert werden, in Form von magischen Runen an Objekte zu binden. Inhalt seiner Arbeit sei dagegen die Erforschung und Herstellung von Runen und Essenzen, die man zum Beispiel als Schutzrune oder zum verbessern speziell vorbereiteter Waffen verwenden kann. Ich erzählte ihm von dem Gnom, den ich auf der Überfahrt kennen gelernt hatte, aber er meinte, da gäbe es schon große Unterschiede: Ziel seiner Arbeit sei die Verbesserung vorhandener Gegenstände, wie etwa das ausrüsten einer Waffe mit der Möglichkeit, zusätzlichen Schaden zu verursachen. Gnome, und ganz besonders die richtigen Bastler unter ihnen, würden Dinge neu herstellen wie etwa eine Klingenspinne, eine Wehrholzflöte oder auch Fallen in den verschiedensten Ausführungen. Flöte - plötzlich war ich hellwach - Flöte, Wehrholzflöte. Wehrholz, da hatte ich doch schon was bei diesen Magiern gelesen. Er zeigte auch ein paar Beispiele seiner Kunst, aber diese Zeichnungen, diese Gravuren... ob ich jemals die Ruhe zur Herstellung solch komplizierter Muster haben würde? Und Wehrholz, und Flöten, und Bastler. Ja, Tymora liebt Späße: geht mal selbst in das Rathaus. Und fragt diesen Tramiel Hornrabe nach dem Weg zur Bücherei. Bringt aber etwas zu Knabbern mit, es könnte länger dauern! Und dann sollte man noch wissen, dass er "das andere rechts" meint, was habe ich erst gesucht! Na ja, Beamte! Und dass ich mich auf den Thron gesetzt habe, hat die Wache nicht im geringsten interessiert. Dazu steht wohl nichts in seinen Vorschriften. Das sollte ich Erik erzählen. Hmm, Erik, wieso geht mir der jetzt durch den Kopf? Der Bürgermeister ist allerdings ganz nett zu mir gewesen. Hat mir sogar den Weg erklärt - diesmal den richtigen. Wenigstens einer, der hier noch weiß wo es lang geht, öh, zumindest zur Bibliothek. Aber die Mönche haben mir gefallen. Mal sehen: "Wir besitzen eins der größten Gebäude in der Stadt, dazu eine Brauerei, eine Kelterei" und so weiter. Oh Tymora, wo ist der Haken? Ein fröhlicher Haufen. Wenn auch manche eine etwas lallende Aussprache haben. Allerdings diese Bierbäuche, irgendwie doch nicht so das richtige für mich. Eine Wahrsagerin - Eruina: "Ihr habt da aber einen ordentlichen Knick in Eurer Lebenslinie, Ihr solltet aufpassen, wo Ihr heute hintretet." Sind lustig, diese Wahrsager, die Aussagen immer so hingebogen, dass man ALLES hinein interpretieren kann. Wo die wohl ihren Knick hat? Ich war dann jedenfalls erst mal vor den Toren der Stadt. Spielende Jungwölfe, ein schöner Anblick. Woher der Name Lestrann kommt, kann ich mir nicht erklären, aber Kreuzweg, ob es hier einen Wächter gibt? Der Baum hat jedenfalls ein gesegnetes Alter - bestimmt älter als die ältesten Gebäude in Mirhaven. Und dieser Schrein, irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass der für Opfer an Malar gedacht ist. Erik kann ich schlecht fragen warum er das glaubt, der ist nicht hier. Schon wieder Erik. |
24.09.2010 19:02:30 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43376) |
Raubfisch | Ein leises Knacken hinter mir. Die Hin, die ich schon bei den Haselnusssträuchern gesehen habe. Die Wölfe spielen. Minou, ihr Name - Minou Menthe. Sie lächelt. Die Wölfe müssen irgend etwas gewittert haben, sie laufen davon. Und Minou plappert wie ein Wasserfall. Die Sonne scheint, ein schöner Tag. Sie ist das neue Lehrmädchen vom Bäcker, sagt sie. Das könnte dieser Theos Rotstein sein, der auch mich schon angesprochen hatte. Konnte sie gar nicht danach fragen, so schnell plapperte sie. Aber ich erzähle ihr von meiner Suche nach Shareem und sie erzählt mir von Hohenbrunn, dem Weg dorthin. Endlich ein paar brauchbare Informationen, ich will einfach nicht unvorbereitet losziehen und Swift - ich weiß nicht. Und plötzlich: Blaubeerkekse. Kann Minou Gedanken lesen? Ich will gar nicht wissen, woher man um diese Jahreszeit Blaubeeren bekommt, ich will diese Kekse. Und kann mich gerade noch beherrschen. Ich habe mich gerade erst neu eingekleidet und die Sachen sollen noch eine Weile passen! Aber probieren ist in Ordnung. Seeehr lecker. Na gut, einen noch! Und ein sonniges Gemüt: "Und wenn du die Leute ein bißchen "anfütterst", dann mögen sie dich." Recht hat sie! Und all dieses Strahlen um ihre Augen ist mit einem Schlag wie weggewischt. Ich folge ihrem Blick. Ein Mensch steht dort. Genau die Stelle, wo vorher die Wölfe gespielt haben. Die Wölfe haben mir gefallen, beim Anblick des Menschen sträuben sich mir jetzt die Nackenhaare. Minou scheint ihn zu kennen, "lass uns gehen" flüstert sie. Die Wahrsagerin fällt mir ein - aufpassen, wo ich heute hintrete. Ich versuche, möglichst gelassen zu wirken und stehe langsam auf, diesen Menschen immer im Augenwinkel behaltend. Langsam, als könne mich nichts erschüttern, gehe ich in einem großen Bogen Richtung Stadttor, Minou dicht neben mir. Dieser Mensch, das soll ein Lächeln sein, oder ein Grinsen? Es sieht aus wie Zähnefletschen. Nicht wie bei den Wölfen. Böse. Er geht los, aber wir haben jetzt den kürzeren Weg zum Tor, das scheint ihn zu amüsieren. Er bleibt stehen. Wir gehen in den "Silbernen Drachen", das brauch ich jetzt. Minou kennt die Wirtin. Große Stadt, dieses Mirhaven, wo jeder jeden zu kennen scheint. Langsam werde ich wieder ruhiger. Zwei mal die Stadt verlassen, zwei mal unverhoffte Begegnungen. Etwas Licht, ja ich kann ein paar Tricks. Singen kann ich mit dieser Erkältung nicht. Aber ich erzähle von Erik, dem Halb-Ork. Eigenartig, dieser Mensch vorhin wirkte wesentlich größer als Erik. Das Licht, eigentlich nur, weil wir den einzigen Tisch ohne Kerzen erwischt haben, aber sie gibt mir einen Tipp. Ich solle doch in der Akademie mal nach einem Hendrik fragen. Hendrik. Dieser Name, die Gruppe, die neulich hier war, die Frau, die so traurig wirkte. Minou hat ihn hier noch nie gesehen, sie streitet es so energisch ab, dass ich fast losgelacht hätte. Ich glaube, langsam haben wir beide unser Gleichgewicht wieder gefunden. |
25.09.2010 19:17:49 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43390) |
Raubfisch | Ich will mich zur Akademie durchfragen. Ein Magier, na das passt doch. "Direkt vor Euch!" und sieht mich an wie etwas, das man sich von der Stiefelsohle abkratzt. Pffft, Magier. Aber das Gebäude kenne ich. Es ist diese große Bibliothek, die ich erst für einen Tempel gehalten habe. Wo so viiiele Magier herumgelaufen sind. Na gut, jetzt verstehe ich auch, warum. Lorick Mirmadar, war ja klar dass ich den als erstes sehe. Tut aber so, als wäre ich Luft für ihn. Und mit dem Wehrholz hatte ich recht, ich habe das Buch fast auf Anhieb wieder gefunden. Ich fühle mich unwohl, aber nicht wie gestern bei diesem Zwischenfall. Ich gehöre einfach nicht in so eine Umgebung. Bücher, ja, wann immer es möglich ist. Aber diese Atmosphäre hier, wenn man nicht wegen der Bücher hier ist, so ... ernst. Das passt irgendwie gar nicht zueinander, die lebenslustige Minou und diese Ansammlung ernster Roben ... der da lächelt. Als Einziger. "Nun wenn Du einen Hendrik suchst, hast Du gerade einen gefunden" und er schmunzelt. Diese kleinen Fältchen in den Augenwinkeln, er scheint oft zu schmunzeln. Was will ich eigentlich von Ihm? Minou. Ich erzähle von Ihr. Ihrem Staunen bei dem Trick mit dem Licht. Und diese Frau aus dem "Silbernen Drachen", die so traurig wirkte, ich habe ihr Kommen nicht bemerkt, aber plötzlich steht sie direkt neben mir - redet kurz mit dem Magier. Hendrik, der Name ist nicht ungewöhnlich, doch jetzt bin ich mir sicher, dass er derjenige ist, den ich schon im "Drachen" gesehen habe. Calla, der Name der Frau ist Calla, geht und wir setzen uns. Unterhalten uns über Magie. Langsam fühle ich mich etwas sicherer. Erzähle von dem Zwischenfall vor der Stadt. Erzählen, ja, das kann ich. Doch dann merke ich, dass ich diesen ..., diesen Mensch nicht mal richtig beschreiben kann. "Mensch, haarsträubend" - Shebat, Du musst noch viel lernen. Jedenfalls, wir reden: ich erzähle von der Suche nach meiner Schwester, und von Erik. Stämme - Nationen. wo ist der Unterschied? Die Größe kann es nicht sein. Diese Hork-Stadt in Vaasa fällt mir wieder ein. Lorick Mirmadar - Hendrick, "mich kannst Du einfach Hendrik nennen". Grau ist eine hässliche Farbe. Aber es scheint weder schwarz noch weiß zu geben. Das Wandern mit meinem Lehrer: wir haben unterwegs einmal einen Mönch kennengelernt. Nicht wie die Mönche im Kloster hier. Nüchtern. Und hart wie Mithral. Er würde lernen. Und mein Lehrer erwiderte, die Zeit seiner Ausbildung läge lange zurück. Das sei traurig, erwiderte der Mönch, dann bliebe nur noch der Tod. Ich durfte nie wieder "Meister" zu meinem Lehrer sagen. Merkwürdig. Ich hatte diese Begegnung fast vergessen. Jetzt spüre ich fast die Wärme des Lagerfeuers, an dem diese Unterhaltung stattfand. Diese Insel. Erik. Dieser Magier. Irgend etwas macht diese Insel mit mir. Nachdenklich verlasse ich die Akademie. Ich habe vergessen, nach dem Schrein zu fragen. Aber ich darf wiederkommen. Es ist nach Mitternacht und entsprechend dunkel. Eine Fackel, das erscheint mir jetzt angebrachter als diese Licht-Geschichte. Schlafen kann ich jetzt nicht, aber ich sehe, dass bei dem fahrenden Händler noch Betrieb ist. Etwas zu knabbern wäre nicht schlecht, die letzte Mahlzeit ist lange her. Der Händler wirkt irgendwie besorgt. Ich spüre die Spannung in der Luft und will umkehren. Aber zu spät. Ein Kerl, aus dem man problemlos zwei hätte machen können, hält mich auf. Wirkt aber nicht bedrohlich auf mich. Und nennt mich "Dame". Mich. Also kein vergessener Bekannter. Die Frau in der Gruppe lächelt mich an und wünscht mir einen schönen Abend. Mein Stichwort und ich versuche zu gehen. Der Riese wieder: "Wir bräuchten nur die Fackel der Dame und die Dame selbst als Schiedsrichterin" - jetzt verstehe ich. Männer beim [strike]Schwa[/strike] Kräftevergleich. Spontan fällt mir dieser Laudrius von Hohenfels aus der Kaserne ein. Aber der wirkte eher lächerlich, dieser hier dagegen... Jedenfalls kann ich nicht anders. Ich muss lachen. Männer und ihre Spiele, pffft. "Sie hält die Fackel zwischen uns......beide halten die Hand in die Flamme und wer sie zuerst zurückzieht, verliert....ganz einfach". Ja, Männer, einfach. Aber eigentlich wollte ich nur etwas zu knabbern haben, auf offener Flamme geröstete Finger stehen da auf meiner Liste seeeehr weit unten. Und bei dem Geruch nach verbranntem Fleisch würde sich jetzt vermutlich mein Magen umdrehen. Jetzt zieht der Große einen Handschuh aus. Irgend etwas ist komisch. Mist, ich hätte doch Licht wirken sollen. Dann wäre aber der ganze Vorfall nicht passiert und ich wüsste nicht mal, dass etwas komisch ist. Jedenfalls stimmt irgend etwas mit dieser Hand nicht. Ich sehe mir die Gruppe etwas genauer an, so weit das bei dem Schein der paar Fackeln hier in der Umgebung möglich ist. Die Frau lächelt, eine Halbelfe. Mit den anderen kann ich nichts anfangen. Das Lächeln der Frau, keine Fangzähne. Gut. Und nicht gut: ich hätte auf so etwas als erstes überhaupt achten sollen. Mist. Sollen die sich doch die Schädel einschlagen, aber ohne mich. Ich brauche eine Idee. Die Arena! Das wäre doch was. Große Ankündigung, Prügelei, so ganz nebenbei noch einen netten Gewinn einstreichen und alle sind glücklich. Jedenfalls fast alle, denn EINER bekommt ja die Prügel. Und das Ganze muss natürlich vorbereitet werden. Also könnte ich jetzt ein paar Nüsse kaufen, zurück in den "Drachen" schlendern und gemütlich ausschlafen. Die Halbelfe gleich: "Ich mach dann die Leitung des Wettbüros ... und verwalte die Eintrittsgelder". Hihi, die denkt in die richtige Richtung, gefällt mir. Das Geplänkel geht weiter, aber dieser scharfe Tonfall ist nicht mehr vorhanden. Eine Gelegenheit, Namen auszutauschen und ein Unentschieden. Man einigt sich darauf, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, wer die Hand länger ins Feuer gehalten hätte. Aber es kommt mir vor, als wären alle mit dieser Lösung zufrieden. Gut. Und dieser Riese schließt einfach seine Hand um die Flamme meiner Fackel. Jetzt sehe ich es: keine Hand - eher eine Kralle, oder Klaue, jedenfalls nichts, was ich vorher je gesehen hätte. Und wartet ab, bis das Feuer erstickt ist - es macht ihm nichts aus. |
26.09.2010 10:26:48 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43396) |
Raubfisch | Und niemand von den Anwesenden schien sich zu wundern. Gut, wir sind ein paar Jahre durch Faerûn gewandert, mein Lehrer und ich. Aber da springen nicht hinter jedem Busch feuerresistente Menschen hervor. Und das Leben ist einfach. Von Ort zu Ort gehen, dem Landvolk den neuesten Tratsch mitbringen und selbst nach Neuigkeiten graben, das ist es, was das Leben lebenswert macht. Es macht einen nicht reich, aber für gute Geschichten lässt manch einer auch mal ein paar Münzen springen. Man kann ganz gut davon leben. Es gibt schon ein paar Regeln. Gehe nie in den Schein eines fremden Lagerfeuers, wenn Du nicht sehen kannst wer daran sitzt. Ziehe nicht allein in die Wildnis, aber was soll ich da auch? Wem könnte ich da meine Geschichten erzählen? Und die Gefahren beim Reisen? Die Handelswege sind sicher, jedenfalls tagsüber. Und man muss einfach immer fragen, was vor einem liegt. Zugegeben, Räuber gibt es schon recht viele. Oft genug einfache Hungerleider, die sich über ein paar Lieder genauso freuen wie das einfache Landvolk. Aber wenn man die dem nächsten Wachposten melden will, kann es schon mal vorkommen, dass eben diese Räuber mit den Wachen am selben Tisch sitzen und fröhlich zechen und Karten spielen. Mal ehrlich, halb Faerûn wäre doch längst verhungert, denn welche Bauersfamilie würde noch ihre Felder bestellen, wenn da überall Worgreiter, oder Schlimmeres, unterwegs wären? Und all die Abenteurer, die umherziehen und behaupten, sie hätten einen Drachen gesehen, oder gar getötet. ALBERN! Hihi, aber von den Geschichten kann man ganz gut leben. Jedenfalls habe ich diesen Aelian vorhin wieder getroffen. Allein. Ich wusste nicht, wie ich anfangen soll, und da habe ich ihn einfach direkt gefragt. Er grinst. Reißzähne. DIE habe ich gestern auch nicht gesehen. Bei dem Fremden vor ein paar Tagen wäre ich schreiend weggelaufen, oder in Ohnmacht gefallen. Hier ... es wirkt nicht bedrohlich ... ich weiß nicht, es >>passt<< irgendwie zu ihm. Ja, er sei ein Mensch, oder zumindest als Mensch geboren. Doch irgendwann sei fremdes Blut in ihm erwacht. Ich verstehe nicht, wie kann "fremdes Blut" in jemandem "erwachen"? "Das" meinte er, und grinst wieder, "Das müsst Ihr schon selbst herausfinden". |
27.09.2010 16:08:51 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43419) |
Raubfisch | Ich wandere unruhig durch die Stadt. Mirhaven ist nicht wirklich groß. Vielleicht 3.000 Seelen - oder ähnliches. Und mir fallen leer stehende Häuser auf. Merkwürdig, dass ich da vorher nicht drauf geachtet habe. Zeugen einer Seuche? Keine Ruinen, die ehemaligen Bewohner sind jedenfalls nicht Opfer von Krieg und Gewalt geworden. Ich sollte längst unterwegs nach Hohenbrunn sein. Mein Gold wird nicht mehr lange reichen und am Ende muss ich doch noch Arbeit suchen. Nicht dass das schlimm wäre, aber es hält so auf. Ich trete vor das Tor, die Sonne scheint. Ein paar Schritte nur... "Frau aus Steinstadt". Es ist dieser Halb-Ork, Erik. Als hätten wir uns verabredet. Seine Sprache - seine Aussprache klingt fließender, so als hätte er geübt. Der Stamm hat Gäste. Vielleicht daher. Also gibt es nicht nur Beute und Sklaven. Gäste. Und Fremde können in den Stamm aufgenommen werden. ein Name fällt. Nargath - er trägt einen Titel: Tarm’Olorgh, ich verstehe die Bedeutung nicht, doch ich verstehe, dass er im Rang über Erik steht. Rangordnungen. Und diese Gäste, ein Kuttenträger, zwei. Der Stamm, der Schamane, die Familie, dann Dreck, dann eine Weile gar nichts. Dann ... Kuttenträger, so wirkte Seine Erzählung auf mich. Und es scheint ein weiterer Gast beim Stamm zu sein, stark, kein Kuttenträger. Ich erzähle von der Suche nach meiner Schwester, dem Brief mit Ihrer Einladung nach Hohenbrunn. Brief, eine Nachricht. Versteht er den Begriff nicht? Oder das Konzept - ich frage mich, ob er lesen und schreiben kann. Schmied will er werden. Vielleicht. Und Handel treiben mit Mirhaven, der "Steinstadt" wie er sagt. Seltsam, ich hatte den Eindruck, dass er auf die Stadtbevölkerung nicht sonderlich gut zu sprechen ist. Und dann Waffen hintragen? Und tauschen. Kaufen und verkaufen, er sagt tauschen - Tauschhandel. Kauf und Verkauf, Gold hat nur eine Mittlerfunktion, wenn die Tauschgüter nicht zueinander passen wollen. Gold nimmt wenig Platz weg. Er versteht sofort, was ich meine. Und feiern, das kann er! Feiern, prügeln, Rausch, Kopfschmerzen. Gibt es eine Kultur, in der es DAS nicht gibt? Blutrausch. Mir fällt das Blut wieder ein, das er dem Wolf abgenommen hatte. Es habe nichts damit zu tun, das diene anderen Zwecken. Ich weiß, eine Kennzeichnung. Sie malen mit dem Blut, sie malen Szenen aus ihren Jagden. Blutrausch ist etwas völlig anderes, kommt von innen. Kann auch bei Feiern passieren. Und Gäste ... können ... Beute werden. Ein Mensch kommt vorbei, es ist der, den ich schon bei Hendrik gesehen habe. Sein Name ist Aaden. Spannung liegt in der Luft. "Malars Wald", und der Wald ist heilig. Was er dort wolle, will Erik wissen. Und Wegezoll, Aaden soll Wegezoll bezahlen. Aaden erzählt etwas von einer Krypta mit Untoten, er wolle dort "aufräumen", und ganz bestimmt keinen Wegezoll bezahlen. Mir fällt die Frau ein, die Erik praktisch ignoriert hatte - "wenn nicht Beute, dann Opfer für Malar" - aber jetzt, Männer und ihre Spiele! Untote, jedermanns Feind. Jedermanns Feind! Ich möchte keinen Streit, versuche zu vermitteln. Es gelingt mir nicht, nicht wirklich. Aber letztendlich ziehen sie wenigstens gemeinsam los, ohne aufeinander loszugehen. Belauern sich gegenseitig. Haben kaum ein Auge für die Umgebung. Hoffentlich wird das besser bevor sie diese Krypta erreichen, die Untoten haben sonst leichtes Spiel. Nach dieser Geschichte habe ich erst einmal genug von der ganzen Gegend. Und wenige Tage darauf, die Sonne steht schon hoch, fasse ich spontan den Entschluss, endlich nach Hohenbrunn zu wandern. Meine wenigen Besitztümer habe ich schnell aus dem "Drachen" geholt, also bei einem von den fahrenden Händlern noch ein paar Vorräte geholt und mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen am Ende der Stadt eben jene verlassen. Endlich nach Süden. Und ich weiß, dass da ein Café kommen soll, das soll mein erster Anlaufpunkt sein. |
27.09.2010 23:14:13 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43424) |
Raubfisch | Schnell schmerzen die Beine, ich bin träge geworden, war zu lange in der Stadt. Und unaufmerksam bin ich geworden. Wölfe. Schöne Tiere, wenn sie nicht MICH für Beute halten, diese tun es. Ein Heiltrank von dem Händler rettet vorerst mein Leben, doch ohne die Hilfe, die wie aus dem Nichts auftaucht, wäre ich verloren gewesen. Schutzzauber, so hell, dass ich fast blind bin, aber meine Retter scheinen freundlich zu sein. Erst verstehe ich kein Wort, aber dann wechseln sie auf die Handelssprache, die Betonung, fließend, sehr weich, und ich kenne diese Art zu sprechen. Sie würden ebenfalls nach Süden ziehen, doch ich weiß nicht, etwas irritiert mich. "Tymoras Lächeln über Euch" für meine Retter, sie kommen ebenfalls aus Mirhaven und waren wohl nur knapp hinter mir, DA ist jetzt bestimmt kein Wolf mehr. "Die lächelnde Dame mit Euch" SIE ist es. SIE will nicht, dass ich Mirhaven verlasse. Und so lande ich erneut im "Silbernen Drachen". Schmutzig und zerbissen. Es ist voll heute. Hoffentlich hat Marla noch ein Zimmer frei. Doch erst einmal kurz hinsetzen, etwas trinken. Jemand fragt, ob ich denn verletzt sei. Ich, ja, nichts schlimmes. Mein STOLZ ist verletzt, aber das war wohl nicht gemeint. Er ist nett, und er sieht gut aus. "AARRGGHHH, köstlich", aus Richtung Tresen, ein Dwar, und die Rüstung - beeindruckend. Das erinnert mich an mein Vorhaben. Marla kennt mich, lange genug habe ich bei ihr Unterkunft genossen. Wortlos deutet Sie auf einen freien Platz und ich weiß, dass ich ein frisches Bier bekomme. Angenehm, manchen Abend habe ich meine kleine Flöte hervorgeholt und die Gäste unterhalten, Kupferlinge, manches Mal Silber. Gute Stimmung hebt den Umsatz, wir verstehen uns. Ich summe eine kleine Melodie vor mich hin, es geht mir schon besser. Fast unbewusst hole ich die Flöte aus meinem Reisesack, der zusammengesunken an einem Tischbein lehnt. Endlich sehe ich mich genauer um, erkenne Aaden und nicke ihm grüßend zu. Und erstarre fast. Eine Feier. Und diese Frau, ihr Kleid, ich habe noch nie ein so schönes Kleid gesehen, und das Strahlen in Ihren Augen. Sie kommt genau auf mich zu, und nichts, wo ich mich verkriechen könnte. Sie will helfen. Freifrau Mens-Ashby Majere, und es ist Ihre Hochzeitsfeier. Das nette Paar, mit dem ich eben noch so unbefangen geplaudert habe, die Eltern der Braut. Und der nette Mann vom Eingang, er ist Ihr Gatte. Er lächelt, "Marius, der Nachname ist natürlich derselbe", da muss auch ich lächeln. Sie stutzt, bemerkt die Flöte in meiner Hand. Ihr Barde, leider sei er im Moment noch nicht vor Ort. Und ob ich vielleicht... Tymora, ich kann ihr Lachen hören. Sie ist Diesen Beiden wohlgesonnen. Ja, ich werde spielen. |
28.09.2010 23:52:24 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43447) |
Raubfisch | "Akhbal", der Dwar, "dass du Bardin bist". Kylda Remses, sein Name, erfahre später. Er hat ein seltsames Gerät in der Hand. Es ist mir vorhin schon kurz aufgefallen, irgend etwas, mit dem man Funken schlagen kann. Jetzt hat sich mir zugewandt, diese Rüstung - er hat sie nicht nötig, ER wäre noch in Lumpen gehüllt beeindruckend. Dieses Gerät, er hat es von dem kleinen Magus, jenem, der die ganze Zeit Notizen auf einem viel zu großen Pergament macht. Nicht heute, ich werde ein andermal nachfragen. Und - Glück - Marla hat ein Zimmer für mich, ich kann mich waschen. Und umkleiden. Ich hole die leichten Sachen, die ich sonst in der Stadt getragen habe, aus dem Reisesack. Die Lederkleidung sieht gar nicht so mitgenommen aus wie ich erst annahm, trotzdem hätte ich sie jetzt ungern getragen. Die Flöte in der Hand und ein fröhliches Lied auf den Lippen gehe, nein, laufe ich die Treppe wieder hinab. Die Erkältung, sie spielt jetzt keine Rolle, ich darf spielen. Ich fühle mich wohl, will versuchen, die Stimmung in mich aufzunehmen, vielleicht Neuigkeiten, Gerüchte. Meine Neugier, Barden. Aaden, ein bekanntes Gesicht. Ich frage nach der Krypta, nach Erik. Sie haben nicht versucht, sich gegenseitig die Kehle durchzuschneiden. Vielleicht ein Anfang... Die Eltern der Braut, ich habe anfangs an Ihrem Tisch gesessen. Eine tiefe Stimme die klingt, als würden Steine zu Staub zermahlen, dröhnt durch den Schankraum: "Mahal". Ein Steingeborener steuert die Theke an. Silbernweisses Haar, feiner als die feinste Seide, eine Mondelfe. Ich sehe Hendrik nirgends, sein Schmunzeln würde gut zu dieser Gesellschaft passen. Vielleicht kommt er noch. Spannungen, auch diese nehme ich wahr. Aber davon möchte ich heute nichts wissen. Magnus Reenkal Indythea, so sein Name, mit Feder und Pergament. Er fragt nach den Umständen meines ... lädierten Auftretens. Ich versuche abzuwiegeln, erzähle lieber von meinen Rettern. Magi, und einer wohl - nicht. Wohl ein Sklave. Na ja, gibt es in vielen Gesellschaften, ich mag es einfach nicht. Erik fällt mir ein, "Sklaven oder Beute". Die Schutzzauber, und dass sie die Wölfe mit Armbrüsten getötet haben. Er schmunzelt, "Ja, einige Formeln sind sehr lichtintensiv." Dann lacht er: "wahrscheinlich sind ihnen wegen der ganzen Schutzformeln die Angriffszauber ausgegangen, eher ein Anfängerfehler." Lachen, das gefällt mir. Und die Zwerge am Tresen, ein Trinkspiel, irgend etwas mit Zahlen. Caroline Mens-Ashby, die Mutter der Braut, sie kommt auf mich zu. Ich begleite sie zum Rand der freien Fläche mitten im Schankraum, wohl als Tanzfläche vorgesehen, und spiele leise eine alte Melodie. Überall kleine Gruppen von Gästen, sie beachten uns nicht. Nun, Flöten können auch LAUT sein, und sofort wieder sehr leise. Caroline Mens-Ashby, sie hat die Aufmerksamkeit aller, doch nur, um sie in einer galanten Handbewegung in Richtung Brautpaar zu lenken. Marius Majere, er hält eine Rede. Und zeigt Gnade mit den Gästen: sie ist nicht zu kurz für ein paar fröhliche Unterbrechungen aus Richtung des Tresens, aber kurz genug. Musik. Ich bin in diese Feier geplatzt, unvorbereitet, ohne Gelegenheit für Absprachen. Ich vertraue der Göttin, und sie hilft mir. Melodie und Rhythmus, Braut und Bräutigam, sie haben einen Hochzeitstanz vorbereitet. Melodie und Rhythmus. SIE spielt. Reenkal Indythea kritzelt wild sein Pergament weiter voll, ich setze die Flöte kurz ab, benötige etwas zu trinken bevor der Tanz der Brauteltern folgt. Und die Braut, sie geht kurz etwas frische Luft schnappen. Sie folgt der Elfe, die direkt vor ihr den Saal verlassen hat. Ein Schluck von dem Bier tut gut, bei weitem nicht so stark wie das Auraun. Ich will noch spielen, singen vielleicht, aber dann mit klarem Kopf. Gemessenen Schrittes treten die Brauteltern auf die Tanzfläche, ich setze die Flöte wieder an und beginne eine altbekannte Weise. Kylda Remses, der sich gerade einen vollen Krug Auraun die Kehle hat hinunterlaufen lassen, springt plötzlich mit einem riesigen Satz auf den Tisch und brüllt "SIE WURDE ENTFÜHRT, LOS WIR MÜSSEN SIE SUCHEN GEHEN" |
29.09.2010 16:30:03 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43465) |
Raubfisch | "LOS ALLE RAUS WIR MÜSSEN SIE FINDEN, WER WEISS WAS MIT IHR PASSIERT" Mir fällt vor Schreck fast die Flöte herab, doch dann muss ich grinsen. Ein alter Hochzeitsbrauch, Entführung der Braut. Allein, ein Dwar als Hellseher! Die Wahrsagerin aus Mirhavens Wohnviertel - Eruina - fällt mir ein. Wenn jemand diesen Vorfall organisiert hätte, dann schon ein wenig glaubwürdiger. Erunia wäre da gerade richtig gewesen. Aber ausgerechnet Kylda... Gedränge am Eingang. Ich stürme die Treppe hinauf, will vorsichtshalber meine Armbrust holen. Und den anderen hinterher, sehe sie gerade noch durch das Tor verschwinden. Draußen sind wieder Wölfe, aber sie bleiben auf Abstand. Wir sind eine große Gruppe und niemand kann behaupten, dass Wölfe dumm sind. Kylda Remses vorneweg, ich weiß nicht ... er scheint zu grinsen. Wir erreichen eine Kreuzung, das Gebäude könnte die Raststätte sein, die erst vor wenigen Stunden mein Ziel sein sollte. Rosenblätter auf dem Weg, jetzt höre ich es: "Maaariuuss, hier oben". Freifrau Mens-Ashby Majere steht auf dem Balkon des Gebäudes. Ein paar Hin haben ihr Lager am Wegrand aufgeschlagen, sie kugeln sich fast vor Lachen. Wir gehen um das Gebäude herum, ich sehe einen weiteren Zugang. Silbernweisses Haar, die Mondelfe. Sie tritt uns in den Weg: "Die Wächterin über die Stiege zu den sieben Wolken des Himmels bin ich, dies was ich Euch nahm werde ich Euch wiedergeben, wenn ihr 3 meiner Prüfungen bestehen werdet." Das erste Rätsel kenne ich. Reenkal Indythea kritzelt fröhlich auf seinem Pergament herum und ich spiele ein Kinderlied, leise. Für IHN vielleicht ein Anreiz, sich Mühe zu geben. Das zweite Rätsel. Und eine lustige Melodie, die ich selbst erst auf dieser Insel kennengelernt habe - ganz bestimmt KEIN Kinderlied. Fröhlich erarbeiten sich die Anwesenden die Lösung und es folgt das dritte Rätsel. Einfach, und schön. Das erste, was mir im Innenraum auffällt, ist herumliegendes Mobiliar. Kenne ich, Kneipenschlägerei. Aber es ist nur um eine kleine Bühne verteilt, seltsam. Der Rest des Raumes ist edel eingerichtet - schönes Mobiliar, Malereien zieren die Wände. Ein Buffet ist aufgebaut. Das Paar, wieder vereint, steuert darauf zu, schneidet die Torte an. Das Publikum holt sich nach und nach ebenfalls kleine, manche auch weniger kleine, Teller. Verteilt sich auf die Plätze des Raumes, Gespräche branden auf. Fast magisch zieht mich die Bühne an. Ich spiele. Lausche ein wenig den Gesprächen, erfahre Namen. Die gelungene Entführung der Braut ist natürlich ein Thema. Aber ich höre auch Gerüchte, erfahre eventuell einiges über Verbindungen, Spannungen. Nichts, was im Rahmen eines Festes vielleicht ungewöhnlich wäre, aber ein paar Dinge werde ich mir merken. Ich spiele. Plaudere selbst ein wenig mit einigen Anwesenden. Der Kuchen, lecker. Mein Spiel wird gelobt. Nicht mit klingender Münze, besser: mit Worten. Viel besser. Der ehrwürdig wirkende Magier, der mir schon mehrfach aufgefallen ist, betritt die Bühne. Ragor Lyonsbane, wie ich inzwischen weiß. Er spricht leise, und doch habe ich das Gefühl, dass seine Stimme bis in den letzten Winkel des Raumes dringt. Er wirkt Licht auf einen Schemel, hmmm, kann ich auch. Ein Spruch von einem Stuhl, dem ein Licht aufgegangen ist. Hihi, von wem wohl? Doch was dann folgt, ich bin sprachlos. Sein Auftreten, das wenige was ich davon mitbekommen hatte, es wirkte leicht arrogant, halt typisch für einen Magier. Doch jetzt, es scheint ihm eine ... diebische Freude zu bereiten, sein Können vorzuführen, und das tut er! Viele Lichter. Eine Katze, aus dem Nichts. Der Hin, der ihm assistiert, überragt ihn plötzlich fast um einen halben Kopf. Ein Schwert. Es musiziert, von Lichtern umkreist. Ein Schwert, es tötet nicht, es musiziert. Ein musizierendes Schwert... Ein schönes Fest, und irgendwann sehe ich das Licht der Morgendämmerung durch die Fenster hereinbrechen. Andere brechen auf, so auch ich. Der Weg, die Wölfe, die Armbrust habe ich dabei - und diesmal werde ich aufpassen. Ein schönes Fest. |
29.09.2010 18:55:33 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43469) |
Raubfisch | Es ist schon wieder Abend. Ich spaziere am Hafen entlang. Höre dem Meer beim Rauschen zu. Sehe ein offenes Gitter und gehe hindurch. Die Kanalisation. War ja klar. Und prompt werde ich von einer Ratte gebissen. Neugier, ich und meine Neugier. Mist. Diese Bisse können ärgerlich werden. Und ich weiß nicht, irgend etwas stimmt mit mir nicht. Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber ich bin lieber vorsichtig. Nahe dem Stadttor ist ein fliegender Händler. Warum der wohl fliegender Händler genannt wird... er fliegt nicht, ganz im Gegenteil. Er hat seinen Verkaufswagen schon dort stehen, solange ich mich in Mirhaven befinde. Jemand spricht mich an: "Mein Herr, ihr seht krank aus". Es ist dunkel, ich kann wenig erkennen, er wohl ebenso. Ich nehme es nicht übel, muss lächeln, "Herr". Der Händler hat keine Heilertaschen mehr. In der Akademie habe ich viele Bücher gesehen, die sich mit Heilkunde befassen. Ich habe mir Notizen gemacht, aber die liegen im "Drachen" bei meinen anderen Sachen, die Akademie liegt fast vor mir. So trete ich ein. Direkt vor mir ein Calishit. Unverkennbar, kein ungewohnter Anblick auf dem Festland, weite luftige Kleidung, und diese typische Kopfbedeckung. Er wirkt unschlüssig, so als müsse er sich erst orientieren, er muss gerade vor mir eingetreten sein. Calishit, Magier, die Wölfe gehen mir durch den Sinn, und meine Retter. Ich konnte sie nicht richtig erkennen, aber die Aussprache, ihre Art zu sprechen, die kannte ich. Vorsichtig frage ich. Seine Aussprache, die Betonung, getragen, irgendwie fließend, sehr weich. Ich erkenne den Klang der Stimme wieder. Und ja, er ist einer von denen, die mir zu Hilfe geeilt waren. Sein Name ist Malik Ibn Sahad, ein Händler. Mit Leibwächter. Nun, die Gaben sind unterschiedlich verteilt. Er handelt mit Waren aller Art, sein Leibwächter führt eine scharfe Klinge. Ich lasse mich von Ratten beißen, aber das sage ich nicht. Und ich, mein Zustand. Warum ich nicht zum Tempel ginge. Kleriker. Es ist ja nicht so, dass ich Ausschlag bekomme wenn ich einen sehe, aber ... es ist schon gut, wenn ich mir auch selbst helfen kann, deshalb mein Besuch in der Bibliothek. Ein weit gereister Händler. Nicht nur diese Insel. Er habe Badehäuser und Tabakstuben an der Schwertküste und beliefere Händler bis vor die Grenze Luskans. Dies erklärt das Vorhandensein von Waren, die ich auf einer so abgelegenen Insel nicht erwartet hätte. Monatelange Reisen, seine Geschäfte müssen gut gehen; Öle, Stoffe, Schmuck - teuer. Er erzählt mir davon, und von Calimhafen, seiner Heimatstadt. Es klingt sehnsüchtig. Die Schutzzauber fallen mir ein, das Geschick mit der Waffe, und er reist mit einem Leibwächter. Er ist vorsichtig, er wird seine Heimat wiedersehen. Wir verabschieden uns und ich gehe auf Büchersuche. |
02.10.2010 22:00:56 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43567) |
Raubfisch | Ein paar Tage später geht es mir wieder besser und ich beschließe, die Kanalisation mal etwas genauer zu untersuchen. Aber nicht bei diesem Wetter! Und Irgendwie fühle ich mich jetzt ein wenig hereingelegt. Da hat mir doch ein Bauer einen Auftrag aufgeschwatzt, ohne dass ich es groß gemerkt hätte. Beim Kloster, genau gegenüber, Lars ist sein Name. Wir reden ein wenig übers Wetter, über die letzten Geschehnisse in der Stadt und was sonst so passiert ist. Er erzählt ein paar lustige Geschichten, die er wohl von seiner Frau bekommen hat. Seltsam, ich habe durch seine Schilderung insgesamt eher den Eindruck, dass seine Frau eher Furie denn Frau zu sein scheint, das passt irgendwie alles nicht zusammen... Die Sonne scheint, man merkt langsam, dass die Natur erwacht und sich auf ein neues Jahr vorbereitet, und ich höre nur mit einem halben Ohr zu. Und jetzt habe ich einen Auftrag, bei dem ich nicht weiss wie ich den erfüllen soll. Ich habe keine Ahnung, wo ich da suchen soll. Hätte einfach nur "nein" sagen müssen, aber wie gesagt, da habe ich nicht aufgepasst. Einfach genickt, wenn er was sagte. Diese Küken, die da überall herumgelaufen sind, sahen auch zu niedlich aus. Was soll's, er nannte ja keine Frist. Die Wachen nehmen keine Notiz von mir, als ich zurückkehre. Sie haben mich inzwischen so häufig gesehen, dass es eher für einen kleinen Schwatz denn eine Befragung nach dem woher und wohin reicht. Sie beobachten vielmehr eine Szene, die sich in direkter Nachbarschaft des fahrenden Händlers abspielt, bei dem ich inzwischen doch etliche meiner im "Drachen" erspielten Münzen gelassen habe. Reenkal Indythea steht dort, schwatzt wirres Zeug. So scheint es jedenfalls, bis ich seinen Versuch erkenne, mit einer merkwürdig bleich aussehenden Frau zu sprechen. Aaden steht dicht daneben, ich sehe auch Aelian Thaltus und Angria. Die Szene mit der Fackel fällt mir ein, ich muss grinsen und winke den Vieren fröhlich zu. Sie scheinen irgend etwas zu verhandeln, etwas mit Untoten. Und das bei dem schönen Wetter. Die merkwürdige Fremde murmelt wieder etwas, diesmal verständlich: "Was wo ... Wie komme ich hierher? Wer seid ihr?". Also sooo stark scheint die Sonne um diese Jahreszeit eigentlich noch nicht. Aber plötzlich sehe ich Aaden, völlig verändert, das Schwert ein wenig aus der Scheide gezogen. Der muss verrückt geworden sein! Eine Waffe ziehen, direkt vor den Wachen! "Sie wurde anscheinend gebissen ... von Vampiren!", sagt er. Ja natürlich, es ist Mittag, die Sonne steht hoch am Himmel und hier laufen Vampire herum. Aelian Thaltus spielt gedankenverloren mit den Fingern an seinen spitzen Reißzähnen herum, aber DIE stören hier niemanden. Diese Fremde ist schon komisch, schreit plötzlich los. Aber Aelian hält sie jetzt fest und die Frau hat gegen diese geballte Kraft keine Chance. In Aadens Augen meine ich reine Mordlust zu erkennen. Um uns bildet sich eine Menschenmenge und weitere Wachen treten näher. Sie beobachten offensichtlich sehr genau, was hier vorgeht. Jetzt taucht auch noch Morak Steinhammer auf, aber er will erst einmal nur wissen, was hier los ist. Als ich ihn auf der Hochzeit kennengelernt habe, war er die meiste Zeit fröhlich mit Kylda Remses am zechen, hier wirkt er besonnen und schlägt vor, die Fremde in den Tempel zu bringen. Reenkal Indythea erwähnt einen Zauber, "Untote entdecken". Dieser Zauber scheint eine sichere Prüfung zu ermöglichen und ich denke, allen wäre damit geholfen. Reenkal redet weiter auf Aaden ein und auch dieser scheint ruhiger zu werden. Jedenfalls nehmen Morak, Aaden und Aelian diese Fremde zwischen sich und entfernen sich in Richtung Tyr-Tempel - das ganze nicht ohne einen abschließenden Kommentar seitens des kleinen Magiers: "Immer diese Schwertschwinger und Fanatiker, anstrengend." Eine weitere Fremde ist aufgetaucht. Das ist schon komisch. Erst vor ein paar Zehntagen bin ich von Bord eines Schiffes gegangen, mit keinem weiteren Wissen über diesen Ort als dem wenigen, was ich dem Brief meiner Schwester und den Erzählungen Mitreisender entnehmen konnte, die dieselbe Passage gebucht hatten. Jetzt bezeichne ich Personen, die ich hier noch nicht gesehen habe, als Fremde. Sie möchte nur kurz erfahren, um was es hier ging. Eilig hätte sie es, müsse im Auftrag von Bauer Lars eine Sense abholen. Mein Auftrag fällt mir wieder ein. Dieser Lars scheint ein Händchen dafür zu haben, andere für sich arbeiten zu lassen. Reenkal Indythea und Angria nehmen ihre Verhandlung wieder auf. Ich hatte richtig vernommen, es geht wirklich um Untote. Das ist nichts für mich, ich versuche lieber dafür Sorge zu tragen, dass die Lebenden sich nicht gegenseitig umbringen. Aber es interessiert mich, also höre ich ein Weilchen zu. Die Verhandlung wird hart geführt, findet jedoch in einem freundschaftlichen Ton statt und ich habe das Gefühl, dass diese Beiden nicht das erste Mal ein derartiges Gespräch führen. Die Frau kommt von Ihrem Botengang zurück. Ihr Name ist Ellen und sie will jetzt noch ein Bierchen trinken. Das ist die beste Idee, die ich in den letzten Stunden vernommen habe. |
03.10.2010 15:01:51 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43583) |
Raubfisch | "ACHTUNG". Eine der Stadtwachen ist offensichtlich der Meinung, jetzt, wo alles vorbei ist, auch endlich einschreiten zu müssen. Ich frage Ellen gerade, ob die Angetraute von Bauer Lars wirklich so ein Drachen sei, als ich Aaden und Aelian Thaltus zurückkehren sehe. Die Wache will, dass wir "weitergehen", wie er es nennt. Kein Problem, wir wollten sowieso gerade los, der "Drachen" wartet auf uns. Doch dann scheint auch die Wache Aelians Ankunft zu bemerken und wirkt verunsichert: "Hey da, stellt Euch da hinten hin damit ich Euch besser im Fackelschein sehen kann. Ich habe nicht gerne jemanden in meinem Rücken." Und anstatt einfach die Torwache, die ja das Geschehen von Anfang an wachen Auges beobachtet hat, zu fragen was hier eigentlich genau passiert ist, will er plötzlich, dass wir alle bleiben. Wir sollen also nicht mehr "weitergehen", und er verschwindet Richtung Kaserne. Die übrigen Wachen bleiben. Einige stehen verlegen herum, so als wäre Ihnen das Verhalten Ihres Kameraden selber peinlich. Das Bier muss jedenfalls noch warten. Reenkal steckt sich ein Pfeifchen an, meint "na, das wird ja interessant", und aus Angrias Richtung kommt ein fröhliches "Alle verhaftet!". Ich nutze die Zeit und frage Aaden nach der Frau, die zum Tempel begleitet werden sollte. Aelian antwortet statt seiner, dass es ihr besser ginge. Es geht also auch ohne abgeschlagene Köpfe. Inzwischen ist ein ganzer Trupp Wachen aufmarschiert - nur den, der das ganze Theater erst verursacht hat, den kann ich nirgends entdecken. Platzkontrolle, Personenkontrolle - nichts besonderes. Wenn man einige Zeit von Stadt zu Stadt gewandert ist, kennt man das. Und leider kennt man dann irgendwann auch Wachposten, die den ganzen Stand in Verruf bringen. Dieser ist so einer. Schmierig. Ich reagiere eher gereizt, aber die arme Ellen hat diese Art der Personen"kontrolle" wohl noch nie erlebt. Aufhorchen muss ich jedoch, als Aaden vortritt: "Aaden, Paladin Kelemvors". Die Zeichnung der Skeletthand mit der Waage auf seiner Rüstung ist unübersehbar, aber "Paladin", das wusste ich nicht. Kein mordlustiger Kämpfer, eher ein religiöser Eiferer. Seinen Opfern dürfte dieser Unterschied allerdings ziemlich egal sein. Reenkal Indythea verliert nichts von seiner Fröhlichkeit, Morak Steinhammer scheint verschwunden und Angria erspart sich die Leibesvisitation einfach, indem sie im Schatten bleibt. Hendrik fällt mir ein - ich kenne ZWEI Magier, die NICHT arrogant und überheblich sind. Endlich sind alle untersucht, endlich gibt dieser schmierige Nachtwächter Ruhe und ENDLICH können wir uns in Richtung "Silberner Drachen" davonmachen. Unterwegs kann ich noch einmal mit Aaden über diese Fremde reden. "Die Aufgabe meines Ordens ist die Jagd von Untoten", erklärt er, "Und mit so einer Gefahr mitten in einer Stadt scherzt man nicht." Das ist mir klar, aber ich bin der Meinung, dass man auch Ursachenforschung betreiben muss. Diese Frau, gerade wenn sie gebissen worden wäre, wäre eine wertvolle Informationsquelle gewesen. Wir erreichen den "Drachen" und ich lasse das Thema erst einmal auf sich beruhen. Aaden will noch kurz seine Rüstung ablegen und Morak ist wieder aufgetaucht, dafür fehlt jetzt Angria, sie wird hoffentlich nachkommen denn mir brennt da noch eine Frage auf der Zunge. Wir trinken, plaudern. Ich spiele etwas auf meiner Flöte. Die Stimmung hebt sich langsam, nur Aelian wirkt gereizt. Die Wachen sind natürlich ein Thema, und warum sie so massiv aufgetreten sind. Vielleicht einfach, weil sich der Vorfall im Hafen abspielte: Hafen, Schmuggel, Sklaven. Ich erzähle von den Calishiten, die ich getroffen habe, dass Sklavenhaltung in ihrer Gesellschaft normal sei. Jedoch erwähne ich Malik Ibn Sahad lieber nicht, und dass jener wohl regelmäßig in Mirhaven ist. Aber Aelian verabschiedet sich jetzt sowieso und geht. Und ich erfahre, dass in Hohenbrunn Sklavenhaltung geduldet wird. Komische Insel, man könnte sie fast für ein verkleinertes Abbild des Festlandes halten, nur die räumliche Verteilung stimmt nicht ganz überein. "Und wir wurden von der Wache unterbrochen, nicht?", höre ich von Ellen. Richtig, das hatte ich schon vergessen. Ich wollte ja nach der Frau von Bauer Lars fragen. "Ach? Was wollt Ihr von diesem Drachen?". Ich muss loslachen und beschließe innerlich, mich doch um diese Geschichte zu kümmern, nicht dass der arme Kerl noch glaubt, ALLE Frauen seien schlimme Drachen. Angria ist auch endlich nachgekommen und ich versuche, sie über Aelian auszufragen:"...feuerfest und mit Reißzähnen?". Drachen. In Aelians Ahnenreihe hat offensichtlich ein Drachen eine Rolle gespielt. Und dieses Blut könne sich auch Generationen später immer wieder einmal zeigen, selbst wenn die betroffene Person gar nichts davon wusste. "Fremdes Blut", jetzt verstehe ich Aelians Worte. Angria wirkt bedrückt, gar nicht passend zu dem Gespräch, das sich jetzt entwickelt. Auf der Insel selbst soll es auch Drachen gegeben haben, vielleicht gibt es sogar noch einen. Morak hat irgendwo den Faden verloren, "die Bäuerin ... sie ist doch ein Drache?". "Ah, ja der gemeine Hausdrachen wird meist von Ehemännern gesichtet" kommt es lachend von Reenkal, und er klärt das Missverständnis auf. Es wird ein fröhlicher Abend - eigentlich schon Morgen, nur Angria macht sich Sorgen. |
04.10.2010 17:25:24 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43608) |
Raubfisch | Endlich breche ich auf nach Hohenbrunn. Muss ich auch, sonst spare ich mir in Mirhaven noch ein Häuschen zusammen und komme gar nicht mehr weg. Heilertaschen brauche ich noch und der fahrende Händler versucht nicht einmal, mit mir zu feilschen. Ich bin wirklich schon zu lange hier. Der Schrein geht mir durch den Kopf, ich habe immer noch nicht nach seiner Bedeutung gefragt und "Altar für Malar" glaube ich nicht. Vielleicht, wenn ich ihn mir noch einmal ansehe... Doch dann sehe ich Erik. Eigentlich rieche ich ihn eher, das heißt sein Feuer. Er brät irgend etwas auf einem kleinen Feuer. Es riecht lecker, aber ich habe gerade erst gefrühstückt. Auch gut, dann kann ich mich auch von ihm verabschieden. Er nickt "Familie wichtig". Familie, meine Eltern sind tot und Shareem ... ich weiß nicht einmal, ob ich sie wiedererkennen würde. Erik lebt im Stamm, bei seiner Familie, eine andere Art zu leben. Dann kommt wieder diese Sache mit "Stärke" von ihm, dass "Stärke" alles ist was zählt. Ist fast wie ein Ball, den wir uns jedes mal zuspielen wenn wir uns treffen. Der Schamane des Dorfes ist nicht stark, wird aber respektiert. Krieger ist Krieger, Schamane ist Schamane, ein anderer Weg. Er will vielleicht Schmied werden, Nargath kann Tränke brauen. Nargath, den Namen hatte er schon mehrfach erwähnt, und dieser Nargath hat keine Ahnung vom Schmieden und wohl auch kein Interesse daran, andere Wege. Eigentlich genau wie in Mirhaven. Er ist noch nie in Mirhaven gewesen, gut für ihn - Stärke nutzt ihm dort nicht viel, nicht, wenn überall Wachen den Frieden wahren. Erik ist neugierig, beim Lächeln der Dame, ICH wäre an seiner Stelle längst in der Stadt gewesen. Und damit er es nicht auf die harte Art lernt, beschließe ich, ihm etwas über Gesetze zu erzählen. Und lasse es gleich wieder, blöde Idee, interessiert mich ja selbst nur soweit, dass ich keinen Ärger bekomme. Aber dass es Regeln gibt, die von Ort zu Ort unterschiedlich sind, das sage ich ihm. Und dass es viele Wege gibt, sein Leben zu gestalten. Händler, Krieger, solche wie mich, meine Liebe zu Büchern, Balladen. Die Dwur haben ein Wort dafür: "Xothgarr", "Bewahrer alten Wissens", das trifft es besser als "Musikanten". Und ich hatte recht mit meiner Vermutung: Erik kann weder lesen noch schreiben. Kann also auch mit Büchern nichts anfangen. Sieht nicht einmal Sinn darin. Aber es gibt Namen von Kriegern, die vergessen werden, wenn sie nicht richtig wiederholt werden. Schrift, Geschriebenes bleibt erhalten. Da versteht er, und er will es lernen. Oh je, das ist wie eine Sprache. Oder mehrere Sprachen, es gibt drei große Alphabete, hier auf der Insel ist das Thorass vermutlich am gebräuchlichsten. Ich ritze ein paar Buchstaben in den Sand, erkläre die Bedeutung. Die Grundidee mag einfach sein, aber es IST wie eine weitere Sprache. Man muss es üben, nicht einfach nur die Symbole kennen, man muss Silben erfassen, den in den Zeichen liegenden Wortfluss erkennen. Das geschriebene Wort, eine Sprache in der Sprache. Ganz zu schweigen vom Schreiben, selbst Texte erstellen. Egal, sein Problem. Er schlägt mir einen Handel vor: auf dem Weg nach Hohenbrunn beschützt er mich und ich unterrichte ihn. Die Wölfe fallen mir ein, die, denen ich auf dem Weg zu Shana's Café fast zum Opfer gefallen wäre. Und es ist ein weiter Weg, aber ich bin unsicher. Mirhaven kann ich ihm jedoch zeigen. Und jetzt muss ich ihm doch etwas über Gesetze erzählen: Waffen, er darf sie tragen, aber nicht blank ziehen, auf keinen Fall benutzen. Und es gibt Wachen, die Streitereien verhindern sollen - und es auch tun. VIELE Wachen. Aber kein Problem für ihn, ich sehe ihn sogar kurz mit der Torwache reden. Eine mächtige Gestalt kommt auf uns zu, Erik kennt ihn, nennt ihn "Nargath". Ob das der Nargath ist, von dem er schon mehrfach erzählt hat? Jedenfalls scheint DER sich in der Stadt nicht unwohl zu fühlen. Regeln, ist gar nicht so kompliziert. Und noch etwas erfahre ich endlich, wo ich die beiden nebeneinander sehe. Erik. Kein Hork. Auch wenn er auf mich so wirkte. Er IST groß, muskulös, lebt bei den Horks, lebt wie sie, kleidet sich wie sie, kennt nur ihre Lebensweise. Aber er weiß nicht einmal, ob da irgendwo vielleicht Ork-Blut in seinen Adern vorhanden ist. Und es gibt noch mehr Menschen, die so leben wie er. Andere Wege, ich höre Tymoras Lachen. Aaden begegnet uns. Ich bin neugierig, erinnere mich an die Begegnung der beiden vor der Stadt. Doch jetzt entwickelt sich einfach ein entspanntes Gespräch, Regeln. Und endlich bin ich - sind wir - unterwegs nach Hohenbrunn. Ich habe gar nicht mehr darüber nachgedacht und Erik ist einfach mitgekommen. Es ist ein weiter Weg, wir nutzen die Pausen, um das Alphabet zu üben, die Buchstaben, die damit verbundenen Laute. Es ist für ihn nicht leicht, da er auch die Handelssprache noch nicht sicher beherrscht, aber beides wird schnell besser. Und es GAB Räuber. Ohne Erik wäre ich jetzt ausgeraubt, vielleicht sogar tot. Mit ihm ... nun, wir tragen jetzt beide deutlich mehr Münzen mit uns als vor der Begegnung. Auch Wachen begegnen uns unterwegs. Ein gutes Gefühl, ich möchte gar nicht wissen was hier los wäre, gäbe es diese Patroullien nicht. Wir erreichen Hohenbrunn. Wir waren fast einen Zehntag unterwegs, doch endlich bin ich hier. Monate, die Shareems Brief benötigt hat, mich zu erreichen, meine Reise hierher und diese letzten Tage, ich bin am Ziel. |
07.10.2010 00:34:17 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43675) |
Raubfisch | Einfach am Lagerfeuer eingeschlafen. Aber den Schlaf hatte ich nötig. Diese lange Pause in Mirhaven hat mich träge gemacht und das Wandern war anstrengend. Also los, mal sehen ob sich Shareem hier irgendwo herumtreibt. Ein schöner Ort, alles etwas zu klein geraten, aber schön. Hmm, ist ja auch ein Ort der Hin, mit Stühlen, auf die sie nicht hinauf klettern müssen. Auch Handwerker hat der Ort. Ich habe Glück: "Selbstverständlich haben wir auch in eurer Größe etwas da, bei uns wird jeder Kunde bedient!" Das Geld, das die Wegelagerer vor ein paar Tagen ... äh, übrig hatten, lege ich in einem Kettenhemd an. Die Lederrüstung sieht zwar ziemlich mitgenommen aus, aber er nimmt sie in Zahlung, noch einmal Glück. Und um den Einkaufsbummel perfekt zu machen, bekomme ich auf dem Markt eine wunderschöne Tunika nicht nur in meiner Größe, sondern auch genau in der Farbe meiner Augen - und kann sie sogar kurz darauf unbeobachtet überstreifen. Ich frage weiter nach meiner Schwester. Shareem?, ein Langbein?, nein, tut mir leid, hier kommen so viele Leute durch... Das Rathaus. Pegrem, der Sekretär, erklärt mir, dass der Name nicht im Melderegister aufgeführt ist, aber er könne sich da an jemanden erinnern. Eine Frau, blond, grüne Augen - so wie ich. In meiner Heimat nichts besonderes, aber diese Spur ist besser als gar nichts. Er habe sie mehrfach beim Juwelier gesehen, vielleicht könne der ja weiterhelfen. Das könnte sogar stimmen. Sie hat lange vor mir unser Elternhaus verlassen, ich war noch sehr jung damals. Aber ich habe ihre Liebe für alles Glänzende in guter Erinnerung und ich wüsste nicht, dass ich sie jemals ohne irgend ein Schmuckstück gesehen habe. Der Juwelier hat sein Haus direkt vor der Brücke zum Ort, eigentlich eine gute Lage, denn dort sind wohl immer Wachen postiert. Und außer Ihm habe ich jetzt wohl so ziemlich jeden gefragt. Nachdenklich gehe ich zu dem großen Lagerfeuer zurück, das hier wohl eine Art allgemeinen Treffpunkt darstellt. Jedenfalls brennt es schon die ganze Zeit und irgendwie ist dort auch immer etwas los. Erik sitzt dort, er buchstabiert sich geduldig durch irgend ein Pergament. Das nötigt mir doch einen gewissen Respekt ab. Ich weiß, wie schwer gerade die Anfänge beim Lesen sind und er kämpft sich da mit einer stoischen Ruhe hindurch. Ich erzähle ihm, dass ich zum Juwelier will. Dieser Klotz merkt natürlich NICHT, dass ich eine neue Tunika trage. Aber wir unterhalten uns über Juwelen. Er will Schmied werden, und hat inzwischen festgestellt, dass es da verschiedene Ausrichtungen gibt. Waffenschmied, Rüstungsschmied, Feinschmied, alles nichts für mich, das würde meine Hände für die Musik ruinieren, aber er grübelt. Und Juwelier, das wäre doch auch etwas für mich! So habe ich das noch gar nicht gesehen, aber die Idee, Armbänder, Ringe, Edelsteine, ... winzige Werkzeuge, tagelanges polieren einer einzigen Facette, ob ich dafür die Geduld habe? Jedenfalls noch ein weiterer Grund, den Juwelier aufzusuchen, denn Fragen kostet ja nichts und ich bin ... zumindest interessiert. Aber auch weniger Schönes erfahre ich heute. Über Orks, Halborks, die Gründung von Nebelland und ihre Beziehungen zu anderen Inselbewohnern. Und über Dummheit, Kriege, ich erfahre sehr viel über Dummheit. Das Gespräch wird von einer Wache unterbrochen, einer Hohenbrunner Elitewache. Er sei auf Patrouille. Und er erzählt ein wenig über den Ort, und eine Schmiede, die abgebrannt war, er nennt sie "Ideenschmiede, unser Brunnen voller Erfindungsideen". Es klingt nicht so als wäre das mit der Schmiedearbeit vergleichbar, über die Erik nachdenkt. Sie bauen Dinge - "Konstrukte", ähnlich wie das Blechding, das auf der Brücke herumläuft. Und es gab wohl vor einiger Zeit einen Angriff von Untoten, mir waren allerdings keine Spuren eines Angriffs aufgefallen. Die Hin mögen klein sein, aber sie sind wehrhaft. Der Krieger wünscht uns jedenfalls noch einen schönen Abend und geht weiter seine Wachrunde. [quote][right]Laubfall 1389 TZ[/right] Liebe Shebat, Wenn Dich dieser Brief erreicht, dann sei stolz auf Dich, denn Du hast eine lange und sicherlich nicht ungefährliche Reise überstanden. Und es tut mir leid, Dich nicht sehen zu können aber es gibt da etwas, das unbedingt getan werden muss, und ich wurde darum gebeten. Es ist kompliziert, und gefährlich. Bitte verzeih mir, aber ich kann nicht schreiben, worum es geht, es könnte mein - und auch Dein - Leben gefährden, wenn dieses Wissen in falsche Hände gelangt. Suche auf keinen Fall nach mir, Du würdest mich nicht finden. Shareem[/quote] Es steht nicht viel in dem Brief. Muss auch nicht, ich verstehe, dass sie nicht hier ist. Sie hatte die Insel bereits verlassen bevor ich sie überhaupt betreten hatte, soviel verstehe ich. Und dass die Tränen auf dem Papier von mir sind, auch das verstehe ich. Der Juwelier ist nett. "Sie hat für mich gearbeitet, Rohmaterial besorgt. Und sie hat mir einiges über Euch erzählt. Sie war der Meinung, dass Ihr hier auf jeden Fall herein sehen würdet, vielleicht eher als im Rathaus, vielleicht sogar eher als im Wirtshaus." Meine Schwester, sie kennt mich doch noch ganz gut. Sie hat Rohmaterial besorgt, Edelsteinadern untersucht, ölhaltige Samen und Material für Gussformen gesammelt. Sie war deswegen oft unterwegs. Kein Wunder also, dass sie im Ort nicht weiter bekannt war. Sie habe Talent für die Arbeit als Juwelier bewiesen, und ob es mich vielleicht ebenfalls interessieren würde. Natürlich nur, wenn ich nicht wüsste, was ich jetzt tun soll. Und das weiß ich tatsächlich nicht. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll. |
08.10.2010 14:18:09 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43690) |
Raubfisch | Ein paar zusätzliche Goldstücke wäre das wichtigste, damit ich die Überfahrt zum Festland bezahlen kann. Bigrin Velibeth ist der Name des Juweliers, und er macht ein Angebot: ich könne ja erst mal versuchen, ein paar Saphire aus der Mine beim Dorf zu brechen. Und wenn ich damit keine Probleme hätte, könne man sich bestimmt über ein paar weitere Aufträge einigen. Na gut, also auf zur Mine. Ganz am Ende des Hauptstollens soll die Ader sein, und ich finde sie ohne Probleme. Das vorsichtige arbeiten mit dem Meißel ist gar nicht schlecht. Man benötigt nicht viel Kraft und kann nebenbei noch seinen Gedanken nachhängen. Meine Hauptsorge war zunächst, dass meine Finger durch die Arbeit unbrauchbar für Musikinstrumente werden, aber das scheint kein Problem zu sein. Bald ist der Meißel stumpf, unbrauchbar, aber ich habe ein paar schöne Steine gefunden. Funkelnd blau, selbst jetzt, wo sie noch gar nicht bearbeitet sind. Mal sehen, was Bigrin davon hält. Auf dem Rückweg läuft mir Erik wieder über den Weg. Ich erzähle ihm von meiner Schwester, und dass ich mir jetzt das Gold für die Überfahrt verdiene. Gold, Handel mit Gold, Gold als Mittel zum Zweck. Das Lazarett in Mirhaven, und in Hohenbrunn gibt es ein Waisenhaus. All das wäre ohne Gold nicht möglich. Er hat es wohl doch noch nicht verstanden. Der Juwelier zeigt mir, wie man die Saphire bearbeitet. "Sieht nicht wirklich schwer aus", meine ich, da lacht er: "Diese Werkzeug-Handhabung erfordert jahrelanges Training, man kann zwar recht schnell ein paar einfache Ringe und vielleicht auch Amulette herstellen, aber bestimmt die Hälfte aller Versuche wird lange Zeit fehlschlagen. Und alles weitere erfordert Übung, Übung und Übung." Ich könne ja als sein Lehrling arbeiten bis ich mich entschieden habe, ob ich die Insel wirklich verlassen will. Nach einigem Hin und Her willige ich ein, etwas dazu zu lernen hat wohl noch nie jemandem geschadet. "Wenn ihr so seid wie Shareem, werden wir beide etwas von dieser Vereinbarung haben". Und er schenkt mir ein kleines Stilett: "diese eingelassenen Edelsteine wurden von Eurer Schwester bearbeitet." Juwelier, jetzt bin ich mir sicher. Gut gelaunt gehe ich Richtung Marktplatz und erstarre fast. Dieser Mann, den habe ich schon einmal gesehen. Es ist eine Weile her, aber ich erinnere mich noch gut an die Angst, die ich verspürte. Auch an mein Gespräch mit Hendrik erinnere ich mich, und dass ich diesen Mann nicht beschreiben konnte. Das kann ich auch jetzt nicht, wo er direkt vor mir steht. Ein paar Falten in einem unauffälligen Gesicht, ein paar graue Strähnen in einem ansonsten schwarzen Haarschopf. Graue Augen, nein, graublau, die einen unverwandt anstarren - das ist es, es ist die Ausstrahlung, die dieser Mann vermittelt. "Die Dame... " meint er leise und mit einem ansatzweisen Grinsen, das mir Schauer über den Rücken jagt. Er macht Konversation. Die Worte sind höflich, der Tonfall ist es nicht. Ich sehe mich unauffällig um. Und ich habe das Stilett griffbereit, das mit Shareems Edelsteinen. Die Wachen an der Brücke sind auf ihrem Posten, gut. "Und mit wem habe ich das ... Vergnügen?", sein Name ist Raúl Monteros, vielleicht kann ich mit dieser Information etwas anfangen. Er müsse die Fähre noch bekommen und bedauere, dass so nicht mehr Zeit für ein Gespräch sei. Aber er sagt, dass wir uns wiedersehen werden. Es klingt wie eine Drohung. |
09.10.2010 13:30:47 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43692) |
Raubfisch | Eine weitere Begegnung habe ich in Hohenbrunn. In der Mine. Es heißt ja "Übung macht den Meister", also versuche ich, weitere Saphire aus der Ader zu holen. Ich weiß jetzt, wie man daraus leuchtende Ringe herstellt, zumindest in der Theorie. Die Arbeit macht Spaß, aber irgendwann brauche ich eine Pause. Und da steht es. Ein Erdelementar. Ich habe nichts gehört, war durch meine Arbeit zu abgelenkt. Sie gehen durch Stein, so wie ich durch Luft gehe. Und sie tun es spurlos. Es könnte angreifen, tut es aber nicht, streckt vielmehr einen Arm in meine Richtung, hält die Hand auf. Ich habe Saphire gefunden, vielleicht ist es deswegen hier und langsam lege ich einen auf den Boden, doch es schüttelt den Kopf. Ich lege einen zweiten Edelstein ab. Aber darum geht es nicht. Es schüttelt erneut langsam den Kopf, hebt die Hand, ballt sie zur Faust und schlägt gegen die Höhlenwand. Stein bröckelt herunter. Und dann, dann spricht es. Mit einer tief grollenden Stimme, die mich ein wenig an Morak Steinhammer erinnert. Es spricht leise, die Worte klingen wie gemahlener Stein: "Nehmt immer nur so viel wie Ihr benötigt. Man kann der Natur nicht alles rauben...", dann verharrt es kurz, mustert mich: "Lasst Euch das als Warnung sagen." Es ist Handelssprache, nicht terral. Das hätte ich nicht verstanden. Oder klangen die Worte nur in meinem Kopf? Ich weiß es nicht. Ich bin völlig durcheinander. Es dreht sich einfach um, geht in die Wand. Bevor ich irgendwie reagieren kann, ist es verschwunden. Es war kein Traum, da liegen die Steine, die es aus der Wand geschlagen hat. |
10.10.2010 16:47:05 | Aw: Shebat - ein Tagebuch (#43706) |
Raubfisch | Das reicht, ich gehe, ich will einfach nur weg. Ich nehme nicht die Fähre, will nicht diesem Pit Swift begegnen, ich wandere nach Mirhaven. Will unterwegs meine Gedanken ordnen, über neue Ziele nachdenken. Doch dann genieße ich einfach die Ruhe, die Natur, und ich werde selbst wieder ruhiger. Ich erreiche ohne Zwischenfälle - sogar fast ausgeruht - Mirhaven und den "Silbernen Drachen". Marla begrüßt mich, als sei ich gerade ein paar Stunden nicht hier gewesen. Ich blicke mich im Raum um, sehe Freifrau Sarah Mens-Ashby-Majere. Ein Scherz geht mir durch den Sinn, den ihr Vater - Wolfgang Mens-Ashby - auf der Hochzeitsfeier gemacht hatte: "Sie sagte mir, sie hat schon einen Stempel für ihre Unterschrift mit den ganzen Titeln". Sie winkt mich an ihren Tisch, und ich setze mich zu ihr. Marla bringt mir mein Bier, Sie bestellt etwas zu essen. Wir plaudern ein wenig. Über den Grund meiner Anwesenheit, über ihren Bruder. Ein Krieger Tyrs, er starb vor sieben Jahren. Meine Eltern fallen mir ein, keine Krieger. Und vor allem kein Thema für einen netten Plausch beim Essen. Neugierig frage ich nach dem Barden. Eine Hochzeit ohne Barde, undenkbar. Er konnte anscheinend nicht. Er hatte hohes Fieber und wollte niemanden anstecken. Und er hatte wohl keine Gelegenheit mehr, rechtzeitig abzusagen. Es gibt einen weiteren bekannten Barden, und beide treten von Zeit zu Zeit in Shana's Cáfe auf. Dort gibt es bestimmte Abende für Bardenkunst, erfahre ich. Das könnte interessant sein, vielleicht ein Austausch von Erfahrungen. Freifrau Mens-Ashby-Majere möchte mir ein Geschenk machen, für meine Musik an dem Abend. Ich hätte nie damit gerechnet, im Gegenteil, der Abend hatte mir durchaus zum Vorteil gereicht, er hat mir eine gewisse Bekanntheit verliehen und ich sage ihr dies auch. Doch sie besteht darauf. Gold, es kann eine Hilfe sein. Ich erzähle ihr von dem Waisenhaus in Hohenbrunn, und erfahre, dass Sie dort schon geholfen hat: "...als der harte Winter anstand". Dieser Winter musste irgend etwas besonderes gewesen sein. Erik redete auch schon davon, sein Vater ist in diesem Winter gestorben. Ich erzähle der Freifrau von Erik. "Ein Barbar, er lernt lesen", und dass ich immer noch nicht weiß, was ich davon halten soll. Ein angenehmes Gespräch, leider war es viel zu kurz. Ich bin kein bisschen müde und spaziere ein wenig im Hafenviertel herum. Es herrscht Ruhe, ein paar Wachen sind auf ihrer Runde unterwegs. Ich sehe einen neuen Laden. Nun ja, das Leben ist eine Folge von Veränderungen, so auch hier. Die Morgendämmerung setzt ein und es beginnt zu regnen. Mal wieder. Mirhaven scheint ein richtiges Regenloch zu sein. Langsam bekomme ich Hunger. Auf dem Rückweg zum "Drachen" läuft mir Minou Menthe über den Weg. Sie ist auf ihrer Morgenrunde, liefert Brot und Brötchen aus. Ich denke an Blaubeerkekse; und erzähle von Raúl Monteros, von unserem Treffen in Hohenbrunn, damit auch sie einen Namen mit dem Gesicht verbinden kann. Der "Silberne Drachen" ist ihre nächste Lieferadresse und wir ziehen gemeinsam los. Sie macht ihre Lieferung, hat aber noch ein wenig Zeit. Allein frühstücken ist langweilig, also frage ich Marla, ob sie einfach ein Tablett für zwei Personen fertig macht. Ich weiß ja, dass Hin einen gesegneten Appetit haben. Es selbst zu sehen ... nun, das Frühstück macht Spaß. Und Minou hat Kekse dabei. Wir plaudern über Hohenbrunn, meine Kindheit, ihre Kindheit. Sie ist auch nicht auf Amdir geboren, ist aber schon länger hier als ich. Sie fragt nach meiner Schwester. Und Minou bringt mich auf etwas, das mir selbst gar nicht aufgefallen ist. In dem Brief, den Shareem bei Bigrin hinterlegt hat, steht NICHT, dass sie die Insel verlassen hat. "Suche auf keinen Fall nach mir", diese Formulierung erscheint mir jetzt in einem völlig anderen Licht. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Alles ist irgendwie rätselhaft: "es könnte mein - und auch Dein - Leben gefährden". Wieso mein Leben? Was, wenn es um irgend etwas auf Amdir geht? Und sie ist vielleicht doch noch hier, auf der Insel? Das muss ich mir noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Mein Entschluss, die Insel zu verlassen, ist jedenfalls dahin. Gemeinsame Bekannte haben wir auch. Aelian, Aaden. Und was ist schöner als über Leute herzuziehen. Aber auch die "Vampirgeschichte" - von Aaden und dieser Fremden - erzähle ich, und dass Aaden die Frau fast umgebracht hätte. Minou ist genauso fassungslos wie ich es damals war. Sie scheint die Fremde zu kennen: "Die ist komplett balla-balla." Das passt. "Im Ärmel ihrer Robe haust ein Frettchen, wußtest du das?" Auch das passt, es hatte diese Frau gebissen. Sie heißt Tela, und sie hat wohl öfter solche Anfälle. Minou muss los, ein paar Kunden warten noch auf sie. Und ich, ich werde vorerst auf Amdir bleiben. |