12.08.2010 16:09:52 | Soron Gorbas (#42241) |
Soron | Die Nacht brach herein und mit ihr kamen die Insekten. Dutzende kleiner Fliegen, Mücken und Falter surrten und brummten um die entzündeten Öllämpchen und Kerzen des kleinen, stickig-schwülen Zimmers. Sie waren mit einer Plötzlichkeit aufgetaucht, welche den jungen Mann einen Moment misstrauisch die Brauen zusammenziehen liess – bevor er seinen Blick abermals hinaus richtete, durch die bunten Glasfenster seines Gemaches hindurch in die tiefen der sternenklaren Nacht. Ein zufälliger Beobachter hätte den Ausdruck aus den Zügen dieses Magiers für ungewöhnlich gehalten, denn dieser Ausdruck war nicht verkniffen oder voll des verschlagenen Ehrgeizes – es war eine Mine sanfter Enttäuschung, der Ausdruck friedvollen Akzeptierens einer nicht perfekten Welt. Nicht, dass es so einen fremden Beobachter an diesem Ort geben würde – nicht in Tay, nicht in Sichtweite der Akademie der Sehenden und Wissenden. Ein Klopfen, mehr eine angestammte Geste der Höflichkeit als tatsächlich eine Bitte um Einlass, riss den jungen Mann aus seinen Gedanken. Kaum hatte er genug Zeit den abwesenden Blick aus den Augen zu wischen, da folgte dem Klopfen auch bereits die massige Gestalt seiner Mutter in den Raum. Aramé Gorbas, zu gross und rundlich um attraktiv zu scheinen. Und doch war es stets zuvorderst der Blick dieser blassen, blauen Augen, der ihrem Sohn als erstes auffiel: Kein Funkeln, kein Glanz.. keinerlei Menschlichkeit. Es hätten Augen aus Glas sein können und hätten doch nicht weniger lebendig gewirkt. Die alternde Frau war bestenfalls mässig begabt in den Künsten der Magie – und doch war sie seit ewigen Zeiten eine der Meisterinnen der Akademie. Ihr Wille wurde selten gehört, selten erhob sie die Stimme oder forderte gar – und doch kam am Ende stets alles, wie sie es wollte. Und so wäre ein Nichtnachkommen der Bitte seiner Mutter ohnehin gescheitert – er hatte schon vor langer Zeit aufgegeben, die Wünsche dieser Frau offen abzuweisen. Ihr Sohn wusste zu gut um die Quelle dieser Gabe. Es war kein mütterlicher Besuch – das war es nie. Es war nicht einmal der nahende Abschied, der sie in diese Flügel gebracht hatte. Lediglich einige letzte Anweisungen; das nochmalige Eintrichtern der Prioritäten auf die er in den kommenden Monaten zu achten habe. Nur eine weitere Liste an Puzzlestücken, die einem ihm unbekannten Ziel dienen sollten. [tbc] |