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30.03.2010 18:35:10
Elivan & Rualihn (#36582)
Adri
Auf dem Feld vor ihm lagen etliche tote Körper, aber nicht er hatte ihren Tod verursacht. Schon lange vorher hatten sie ihr Leben ausgehaucht und mittels Magie wandelten sie erneut auf dieser Welt. Nun blieb lediglich die undankbare Aufgabe diese Untoten wieder unter die Erde zu bringen. Und auch noch drei weitere Leichen, die ebenfalls auf der Lichtung im Wald lagen. Roland, ein Barde der mit eben jenen drei Gefährten durch die Lande zog, hatte Elivan hier im Wald entdeckt. Gegen ein paar Nahrungsmittel erklärte Elivan sich bereit ihnen den schnellsten Weg durch den Wald zu zeigen. Hier gab es ohnehin keinen heiligen Ort, dafür aber Untote, das wusste er, nur deshalb war er hergekommen. Da kam es ihm eigentlich sogar gerade recht, dass diese Leute ihn fragten durch den Wald geführt zu werden. So konnten sie den Untoten schon nicht in die Arme laufen, dachte er zumindest.
Wie sie plötzlich umstellt wurden war ihm selbst ein Rätsel, aber nun waren Rolands Gefährten tot und es war eine glückliche Fügung, dass es die beiden nicht auch erwischt hatte. Während sie allen ein würdiges Begräbnis zuteil werden ließen (Elivan hielt sich an Rolands Angaben, er kannte die menschlichen Gepflogenheiten nicht) schwiegen sie sich größtenteils an. Letztlich entzündeten sie ein kleines Lagerfeuer an dem sie sich erholen wollten. Elivan brannten alle Muskeln im Körper.

Der drahtig gebaute und logischerweise hochgewachsene Elf machte es sich so gut es ging gemütlich. Überall wies seine eng anliegende Kleidung Risse auf unter denen sich Kratzer und auch ein paar schlimmere Wunden befanden. Die Grün- und Brauntöne wurden von dunklen, roten Flecken durchzogen. Nachdem er seine beiden Schwerter geputzt und verstaut hatte fing er an sich um seine eigenen Wunden zu kümmern. Währenddessen sah er zu Roland hinüber, der es ihm gleich tat. Er war zwar weitestgehend verschont geblieben, doch schon an seiner etwas rundlicheren Statur sah man, dass er es nicht gewohnt war so viel zu kämpfen. Er jammerte auch unentwegt als müsse er jeden Moment tot umfallen wie seine Gefährten. Was wusste er schon. Aber schließlich ergriff Elivan das Wort und während er sich weiter versorgte sprach er: „Nun Mensch, du hast dich gar nicht so schlecht geschlagen. Und du bist also ein Barde? Dann lass mich dir eine Geschichte erzählen, als kleinen Ausgleich da du nun alleine reisen musst. Ich will dir berichten wie ich bis hierher kam.“

Roland zeigte sich sichtlich begeistert. Er legte noch ein paar Scheite ins Feuer und nahm sich sogleich etwas zum Schreiben. Dann begann Elivan: „Es ist schon lange her, dass ich mich auf den Weg aus meinem Dorf, es liegt in Cormanthor, gemacht habe. Damals kamst du vermutlich erst auf die Welt. Ich war damals schon erwachsen, eine Weile schon und mein Leben verlief wie das eines jeden Elfen auch. Meine Aufgabe im Dorf war es selbiges zu schützen. Seit man es mir erlaubte übte ich mich im Kampf. Unser Gebiet wurde oft von Orks heimgesucht, eine gewisse Gefahr war immer gegeben. So sah ich es als meine Aufgabe an unsere Wälder zu verteidigen. Das liegt meiner Familie sozusagen im Blut, denn mein Nachname bedeutet in deiner Sprache „Wächter der Eichen“. Wir haben schon oft die Orks aus unserem Wald getrieben. Sie sind ein zuweilen sehr...hartnäckiges Volk was das betrifft. Ich glaube du hast auch schon das ein oder andere Mal ihre Bekanntschaft gemacht.
Das Kämpfen so zu erlernen, dass man einem Ork gewachsen ist, ist nicht leicht. Nur allzu oft lag ich am See ganz in der Nähe des Dorfes und alles tat mir weh vom Üben. Doch mit der Zeit lernt man viel dazu und da ich davon wesentlich mehr habe als du, konnte ich mein Können gut steigern. Es war kurz nach meinem vierundneunzigsten Sommer als mich sogar der letzte Elf in meinem Dorf als ausgewachsen ansah. Ich weiß, für dich ist das eine lange Zeit, aber für mich war es ein ganz normaler Zeitpunkt an dem auch der sturste unter uns nachgibt. Von dort an war ich mit jedem anderen in der Gemeinschaft gleich und zog auch als Gleicher mit ihnen den Kampf. Die wenigen Jahre darauf waren nicht sehr aufregend, drum will ich sie dir ersparen, soviel Zeit haben wir auch nicht. Ein Moment allerdings hat mein Leben seither verändert.

Es war ein frischer Morgen im Herbst, der Tau hing noch in schillernden Tropfen auf allen Blättern. Die Sonnenstrahlen durchdrangen an einigen Stellen das dichte Blattwerk und verwandelten den Wald in ein Farbenspiel aus einer Unzahl an Rot- und Gelbtönen. Ein letztes Aufbäumen des Herbsts bevor die Blätter fallen und dem Schnee weichen würden. Oh aber ich schweife ab, ich könnte dir noch stundenlang berichten wie schön der Wald an jenem Tag war, aber so sollte er nicht bleiben. Nicht ohne Grund zogen wir aus dem Dorf, einer unserer Jäger hatte bei der Jagd eine Gruppe Orks durch die Wälder streifen sehen. So war es unsere Pflicht sie zu finden und wieder einmal zu vertreiben. Allerdings sollte ich etwas ganz anderes in den Wäldern finden.
Wir teilten uns auf, jeder sollte sich in einem anderen Teil des Waldes nach den Orks umsehen und Hilfe holen, wenn er sie entdeckte. Ich fand sogar ihre Spuren, sie sind ja nun auch unübersehbar, selbst für dich sollte es kein Problem sein den Trampelpfaden zu folgen, die sie hinterlassen. Nur wunderte es mich, dass ihre Spuren geradewegs aus dem Wald führten, auf einmal wichen sie von ihrem Kurs ab und am Waldrand folgte ich ihnen dann nicht weiter. Zum einen weil sie ja nun keine Gefahr mehr waren, aber vielmehr weil ich in der Ferne Tumult hören konnte. Es kam nicht von einem meiner Jagdkameraden, die waren in ganze andere Richtungen verstreut, aber es klang nach einem Kampf. So machte ich mich auf den Weg dorthin. Als ich näher herankam wurde mir schnell bewusst was vor sich ging. Ich sah mehrere Untote, in unserem Wald. Ja, es war ähnlich wie hier heute, nur sah ich sie vorher schon. Jedoch sah ich in der Nähe der Untoten eine weitere Elfe. Sie kam nicht aus dem Dorf, sonst hätte ich sie erkannt. Scheinbar war sie auf der Flucht vor diesen Untoten und nur einen Moment nachdem ich sie gesehen hatte, fiel sie über eine Wurzel am Boden. Noch auf die Entfernung zu mir hörte ich, dass sie sich dabei den Knöchel verstaucht haben musste. Sie stand nicht mehr auf und die Untoten kamen ihr immer näher. Mit dem Ruf den wir vereinbart hatten rief ich meine Kameraden herbei, aber mir war klar, dass sie nicht rechtzeitig hier sein würden. So rannte ich mit meinen beiden Schwertern in den Händen auf die Untoten zu, dabei handelte es sich um zwei Zombies und zwei Skelette. Gerade letztere standen nun schon um die Elfe und holten zum Schlag aus. Ich drängte mich einfach zwischen den langsamen Zombies hindurch und ließ meine beiden Klingen sprechen. Wie ich es genau gemacht habe ist mir nicht mehr wirklich bewusst, es ging alles schnell vonstatten, aber ich konnte die Klingen der beiden Skelette abfangen, die sonst die zusammengezuckte Elfe erwischt hätten. Ich hatte keine Zeit nach ihr zu sehen, die Skelette griffen mich von beiden Seiten an und ich hatte alle Mühe sie in Schach zu halten. Immerhin gelang es mir nach einiger Zeit eines der beiden Skelette zu zerstören, doch das andere gab nicht so schnell nach und die Zombies waren schon sehr nahe an mich herangerückt. Da wurden sie von einem Pfeilhagel durchbohrt. Meine Kameraden waren hinzugekommen und so gelang es uns die Untoten endlich niederzustrecken.

Ich beugte mich zur immer noch am Boden liegenden Elfe hinab während meiner Kameraden nach weiteren Untoten suchten. Sie sah mich mit schmerzverzerrtem Gesicht an und bedankte sich für meine Hilfe. Ihre Stimme war das schönste was ich bis dahin gehört hatte. Sie war so klar und rein, bei jedem Wort hing ich förmlich an ihren Lippen, es war ein wundervolles Musikstück sondergleichen. Ich gerate schon wieder ins Schwärmen, aber diese Elfe ist die bedeutendste Person die ich bisher kennengelernt habe. Ich brachte sie ins Dorf und half ihr mit ihrem Knöchel. Sie stellte sich mir als Rualihn vor, das bedeutet „Sternenglanz“ in deiner Sprache. Ihrer Aussage nach war sie den Untoten gefolgt, als angehende Druiden war es ihre Aufgabe diese unheiligen Wesen zu vernichten. Doch sie war den Untoten alleine nicht gewachsen und geriet so in die Situation die ich dir schon beschrieben habe. Es dauerte einige Tage bis ihr Knöchel ausgeheilt war. Solange durfte sie natürlich im Dorf bleiben, es gab mir einen Hauch von Zeit um sie kennenzulernen. Sie konnte sehr viel reden aber das gefiel mir eben auch, ich verlor mich nur allzu oft in ihren Erzählungen am Abend im Sonnenuntergang.

Sie kam aus einem recht weit entfernten Dorf und hatte sich wie bereits erwähnt entschieden eine Druidin zu werden. Als ich sie traf stand sie kurz vor dem Ende ihrer Ausbildung. Die Geschehnisse warfen sie ein gutes Stück zurück, aber sie war stark genug um sich davon nicht abbringen zu lassen. Diese Tage waren wirklich etwas besonderes für mich, ich kann dir eigentlich mit Worten nicht beschreiben welch herrliches Bild Rualihn ist wenn man sie sieht. Sie ist zwar recht zierlich gebaut, selbst für eine Elfe, aber ihr ebenholzfarbenes Haar, das weit über ihre Schultern hinaus hängt, ist eine Ode an den Rest ihres makellosen Körpers. Jedes kleine Detail an ihr könnte ich dir beschreiben, aber das lasse ich hier bewusst aus. Doch ihre Augen, in ihnen sehe ich den Reigen an Blättern der uns damals im Wald umgab. Das Haselnussbraun passt sehr gut zu ihrer Haut, die wie bei allen meines Volkes etwas dunkler ausgeprägt ist. Und gerade in ihre Augen könnte ich eine Ewigkeit blicken nur um alles was hinter ihnen passiert zu erahnen. Aber ich kann sie nicht nur auf ihr Aussehen reduzieren, auch wenn es nicht so unglaublich schön ist. Auch die Art wie sie sich gibt ist eine Freude für jeden der es miterleben darf. Auf den ersten Blick erscheint sie ein wenig scheu, sie ist auch meistens draußen im Wald, nächtigt dort sogar und versorgt sich dort. Manchmal ist die tagelang dort und niemand bekommt sie zu Gesicht. Doch wenn man sie dann sieht entspringt ihr ein wahrer Quell an Freude, aber auch an Tiefgründigkeit. In diesen Tagen habe ich über so gut wie alles mit ihr geredet, von einem einfachen Plausch bis hin zu grundlegenden Themen über die Elfen und andere Dinge in der Welt. Ich konnte nicht genug davon bekommen. Auch kleine Fehler konnte ich an ihr bemerken, die ihr aber nicht weniger schmeicheln. So hat sie oft wenn man sie sieht die Finger an ihren Haarspitzen und dreht diese auf und ab. Auch dabei könnte ich ihr endlos lange zusehen.
Als es ihr wieder gut ging kehrte sie vorerst in ihr Dorf zurück, dort war man sicherlich besorgt um sie. Sie versprach mir, dass sie wiederkommen würde nach bevor ich sie danach fragen konnte und damit ging mein größter Wunsch in Erfüllung. Jeden Tag ging ich kurz nach dem höchsten Stand der Sonne in den Wald, zu dem Treffpunkt den wir abgesprochen hatten. Elf lange Tage traf ich dort niemanden an und ja, eigentlich ist es verwunderlich für einen Elfen bei solch einem Zeitraum von „lang“ reden zu hören. Doch sie fehlte mir, es war als hätte sich in Teil von mir aufgemacht um in die Welt hinauszuziehen und den Rest einfach zurückgelassen. Umso glücklicher war ich dann als ich am zwölften Tag aus dem Dickicht trat und ihre herrliche Gestalt auf einem Stein sitzen sah, sie hatte mir ihre Haare zugewandt. Ich wollte mir einen Spaß machen und schlich mich an sie heran. Ich glaube sie sah sich gerade die letzten Blumen an, die den Kampf gegen den nahenden Winter verloren, so war es ein leichtes mich ihr unbemerkt zu nähern. Als ich direkt hinter ihr stand ergriff ich sanft ihre Schultern und hauchte ihr ein leises „Buh“ ins Ohr. Eigentlich wollte ich sie nur ein wenig necken, aber ich muss sie sehr erschreckt haben. Sie schüttelte sich und fuhr nach oben, wir fielen beiden nach hinten um und landeten im Gras.
Direkt nach dem Fall konnte ich ihr ins Gesicht sehen und obwohl ich erwartet hatte, dass sie mir jetzt vorhalten würde wie falsch mein Verhalten war, tat sie das nicht. Sie lächelte mich an, in ihrem Gesicht stand die pure Freude. Ich konnte gar nicht anders als es ihr gleich zu tun. So sehr hatte ich mich nach ihr gesehnt, ich stand zuerst gar nicht auf. Vorsichtig griff ich nach ihrer Hand, ich fand sie und als sie den leichten Druck erwiderte und ich ihre Wärme spürte war ich mir sicher, dass sie es wirklich war. Erst dann standen wir auf um den Rest des Tages über die Zeit zu reden in der wir uns nicht gesehen hatten.“

Den wichtigsten Teil übersprang Elivan hier natürlich. Es geschah ungefähr ein Jahr nach ihrem ersten Treffen. Sie saßen wie so oft am See nahe Elivans Dorf, sie hatte ihren Kopf an seine Schulter gelegt. Er konnte fühlen wie ihr Oberkörper sich mit jedem Atemzug langsam erhob und wieder absank, sie vermutlich ebenso bei ihm. Eigentlich war es ein Abend wie viele andere zuvor, sie saßen gerne beisammen am See und genossen das Spiel aus Farben und Tiergeräuschen, das die Natur zu bieten hatte. Doch dann erhob Rualihn ihre zarte Stimme und sagte: „Elivan, seit wann kennen wir uns schon?“ Er antwortete sogleich: „In drei Tagen sind es genau 19 Monate und um jeden einzelnen Tag bin ich froh.“ Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, ehe sie nochmals sprach: „Seit dieser Zeit haben wir viel voneinander gelernt und du bist mit ein enger Vertrauter geworden. Ich fühle mich sicher und geborgen in deiner Nähe. Es gibt nur eines, das ich dir als Dank dafür geben kann. Nenn mich ab heute Nairahd.“ Elivan war wie von Sinnen, eine riesige Welle des Glücks durchfuhr ihn. Er wendete ihr seinen Blick zu und verharrte so einen Moment ehe er sprach: „Und es gibt auch für mich nur einen Weg dir für diese schönste Zeit meines Lebens zu danken. Von heute an sollst du mich als Firo'ir kennen. Du bist das Beste das mir je passiert ist und dich einmalige Persönlichkeit auch in Zukunft an meiner Seite zu wissen ist eine atemberaubende Vorstellung.“ Das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde noch fröhlicher. Beide sahen sich einen Moment lang still an ehe sie sich gegenseitig lang umarmten.

„Wenn du nicht alt und grau sein willst bis ich beim Heute ankomme überspringe ich die nächsten drei Jahre. Rualihn und ich sahen uns sehr oft, wir waren fast unzertrennlich geworden. Es war jedes Mal eine Wohltat mir mit ihr die Schönheiten der Natur anzusehen. Ich weiß, du wirst jetzt gleich von Liebe reden, aber dem war nicht so. Drei Jahre sind viel zu wenig Zeit um eine Elfe gut genug kennenzulernen. Obwohl ich das letzte dieser drei Jahre mit ihr auszog um unsere Wälder zu schützen und daher fast immer alleine mit ihr war kann man eben noch nicht von Liebe sprechen. Doch unsere Freundschaft war sehr innig und vertraut, das mag ich wohl sagen. Und ich sage bewusst „war“, denn ich weiß nicht ob sie überhaupt noch lebt. Ich will dir erzählen warum.
Sieben Tage lang hatte es fast nur geregnet, aber wir ließen uns nicht davon abbringen weiterzuziehen. Man hatte uns von Untoten berichtet und wir waren ihnen dicht auf der Spur. Unser provisorischer Unterstand war schon völlig durchnässt und wir saßen eng zusammen um uns gegenseitig zu wärmen, da hörten wir von draußen Geräusche. Ich stand auf um nachzusehen was los war und verließ unseren Unterstand. Nein, es waren nicht die Untoten die uns fanden, es war eine einfache Gruppe Diebe die im Wald unterwegs war. Allerdings waren sie zu neunt und ein paar von ihnen sahen aus als könnten sie gut kämpfen, sogar einen Ork hatten sie dabei, ein besonders hässlichen Exemplar. Da sie keine Anstalten machten uns in Ruhe zu lassen und auf unser kleines Lager zukamen entschlossen wir uns zu fliehen. Rualihn packte schnell ihre Sachen zusammen während ich Diebe im Auge behielt. Gerade als sie zu mir kam um mir zu sagen, dass sie alles beisammen hatte, schlugen zwei Pfeile vor uns in den Boden. Ich ergriff Rualihns Hand und rannte mit ihr in den Wald.
30.03.2010 22:20:32
Aw: Elivan & Rualihn (#36587)
Adri
Der Regen machte es nicht gerade einfach, die Sicht war erschwert, der Boden gab auch keine Standfestigkeit und zudem kam sie nicht so schnell voran wie ich, da sie sich erst vor kurzem an Knie verletzt hatte. Nicht schwer, sie konnte allein laufen, aber sie bewegte sich nicht ganz so elegant fort wie sie es sonst tat. Auch hatten wir die Rechnung ohne die Diebe gemacht, sie mussten unseren Unterstand vorher bereits gesehen haben. Drei von ihnen hatten sich darum herumgeschlichen und denen rannten wir genau in die Arme. Mir blieb gerade noch genug Zeit meine Klingen zu ergreifen und mich gegen sie zur Wehr zu setzen. Zwei konnte ich aufhalten, aber der dritte lief direkt Rualihn hinterher, die sich weiter zurückzog.
Die Zeit drängte, würden uns die anderen erreichen hätte ich keine Chance mehr und die beiden mit denen ich zu tun hatte verlangten mir bereits genug Mühe ab. Ich weiß nicht mehr wie lange ich brauchte um die beiden zu überwältigen. Sie boten mir lange Paroli, aber dann gelang es mir unter einem von ihnen wegzutauchen und ihm so meine Klingen in den Bauch zu stoßen. Der zweite wollte das nutzen um mir ebenso einen tödlichen Streich zu versetzen, aber damit hatte ich gerechnet. Ich stieß den tödlich Getroffenen mitsamt meiner selbst um und rollte mich über ihn ab. Meine Kleidung muss dabei eine Menge Blut aufgenommen haben, aber das war mir in diesem Moment egal. Ich rollte mich zur Seite, trat dem noch stehenden Dieb die Beine weg und er fiel ebenso zu Boden. Dann war es ein leichtes ihn auch zur Strecke zu bringen. Noch ehe ich wieder stand hörte ich schwere Schritte und Rufe auf mich zukommen, die anderen würden mich bald einholen. Und was war mit Rualihn? Hatte sie ihren Angreifer abgeschüttelt oder gar besiegt. Wo war sie? Ich musste es herausfinden und rannte los.
Schon nach wenigen Momenten, die mir aber sehr lang vorkamen, erreichte ich den Fluss an dem wir noch am Morgen vorbeigekommen waren. Durch den Regen war seine Strömung reißend geworden. Ich sah mich um, doch zuerst entdeckte ich nichts, bis ich ein Schwert am Boden liegen sah, schon halb im Matsch versunken. Dessen Besitzer, der dritte Dieb der uns abfing, trieb gerade den Fluss hinab, von seinem Kopf zog sich eine dünne rote Spur den Fluss hinauf und verlor sich kurz darauf in den Weiten des Wassers. Immerhin war er keine Gefahr für Rualihn mehr, aber das änderte nichts daran, dass sie nicht zu sehen war. Da drang ein Ruf an meine Ohren, er war sehr schwach und versank fast vollständig im Rauschen des Flusses und dem prasseln des Regens. Es war Rualihn und sie rief meinen Namen, aus einiger Entfernung allerdings. Ich ging so nahe an den Fluss heran wie ich konnte und rutschte fast in ihn hinein, da entdeckte ich sie. Auch sie trieb im Fluss, wie es ihr ging konnte ich selbst mit meinen Augen nicht erkennen, so weit weg war sie schon. Sie hatte ein Stück Treibholz umklammert und wurde von der Strömung fortgerissen. Ich rief zurück, sie hörte mich, denn sie sah mich direkt an. Ohne an meine Verfolger zu denken bahnte ich mir den Weg durch das Gestrüpp um sie einzuholen, es war mir egal ob ich dabei gut zu sehen war, mein einziger Gedanke war es sie zu retten. Immer wieder hörte ich sie meinen Namen rufen, doch mit jedem Mal wurde es ein weniger leiser und schließlich bleib es ganz aus.
Es mochten zwei Stunden gewesen sein, die Diebe hatten es bereits aufgegeben mich zu verfolgen, ehe ich eine Pause machen musste. Ich ging, nein, ich rannte beide Ufer des Flusses ab und keine Spur von ihr. Doch ich war so erschöpft, dass ich zusammengebrochen wäre wenn ich mir nicht etwas Erholung verschafft hätte. Mit Sicherheit wurde sie irgendwo weiter flussabwärts angespült und wartete dort auf mich. Ich nahm mir genug Zeit um wieder schnellen Fußes unterwegs zu sein. Den ganzen Fluss lief ich ab, sogar in die nächste Menschensiedlung durch die er floss, aber niemand hatte sie gesehen. Tagelang suchte ich die ganze Gegend ab, aber es schien als hätte sie der Erdboden selbst verschluckt. Die einzige Erinnerung an sie, der einzige Beweis, dass sie wirklich existiert hat und nicht nur ein schöner Traum von mir war, ist die Kette die ich auch jetzt noch trage. Sie hat sie einst vor mittlerweile sieben Jahren für mich gemacht, genau wie ich für sie eine anfertigte. Allerdings war sie sehr rudimentär im Vergleich zu ihrer, aber dennoch hat sie meine Kette immer geschätzt. Und ihre werde ich bei mir tragen bis ich weiß was mit ihr passiert ist.
Ja du siehst ganz recht, ich weine. Dieser Tag ist schon 5 Jahre her, aber es war das Schlimmste das mir in meinem Leben passiert ist. Warum mir das widerfuhr ist mir bis heute ein Rätsel, aber damals verschwand ein Teil meiner selbst. Rualihn war immer an meine Seite und auf einmal verschwand sie ohne die geringste Spur. Seitdem finde ich keine Harmonie mehr mit mir selbst, ich bin einfach nicht mehr ausgeglichen. Oft genug fühle ich mich leer und einsam. Genauer kann ich es dir nicht beschreiben, ich hoffe du weißt nicht wie es sich anfühlt. Selbst wenn sie damals starb könnte ich damit leben, aber mir fehlt die Gewissheit. Ich will wissen ob sie noch lebt oder wenigstens ihre Kette auf ihr Grab legen können.
Was auch immer passiert ist, es wäre ihr Wunsch gewesen, dass ich mein Bestreben fortsetze. Dem gehe ich auch nach, aber an jedem Ort den ich aufsuche frage ich nach ihr, gehe die Wälder ab, drehe jeden Stein um den ich sehe. Es muss eine Spur von ihr geben, einen Hinweis auf sie. Die Erinnerung an sie trägt mich weiter, ebenso wie die Hoffnung sie wieder in meine Arme schließen zu können.

Und im Moment befinde ich mich auf der Reise nach Amdir. Dort hat man von einer Bedrohung durch Untote erzählt. Dieser muss ich Einhalt gebieten sofern ich noch rechtzeitig eintreffe. Und vielleicht, ja vielleicht ist Rualihn auch dort.“

Mit diesen Worten wischte sich Elivan eine Träne von der Wange und warf einen weiteren Scheit Holz ins Feuer...
08.04.2010 10:26:46
Aw: Elivan & Rualihn (#36815)
Adri
Er saß am Waldrand bei einem frisch entfachten Lagerfeuer. Natürlich hatte er es mit Steinen von den Pflanzen abgeschirmt. Darauf drehte er langsam ein Stück Wild, das er vorhin erlegt hatte. Das Fell hatte sich als überaus nützlich erwiesen. Es ging langsam voran und er hatte schon einige gute Umhänge genäht. Ebenso hatte er die Rüstung, die er selbst am Körper trug, hergestellt. Es war ein aufwendiger Prozess und viele rümpften die Nase in der Nähe der Gerberei, doch am Ende konnte es sich doch durchaus sehen lassen. Natürlich war die ein oder andere Naht nicht perfekt, aber ein ganzes Handwerk lernte man nicht von jetzt auf gleich. Schon gar nicht wenn man durch so vieles abgelenkt wurde.
Wirklich Hunger hatte er nicht, denn die letzten Tagen waren recht deprimierend gewesen. Schon einige Elfen hatte er auf der Insel getroffen, aber keiner von ihnen, nicht einmal die etwas älteren die definitiv schon längere Zeit hier waren, hatten Rualihn gesehen. Zudem wurde die Plage durch die Untoten bereits abgewehrt und was davon übrig blieb wurde in den Sumpf verbannt. Elivan kam sich nutzlos vor, warum war er nur auf die Insel gekommen? Rualihn war wohl nicht hier, die Untoten waren kein Problem mehr. Immerhin hatte er noch das Schneidern. Und wenn er nun nach der langen Schifffahrt hier war, wollte er die Insel wenigstens vollständig erkunden. Immerhin brannte noch eine kleine Flamme an Hoffnung in ihm und wenn es hier auch keine Spur von ihr gab, so konnte er die Insel als Aufenthaltsort wenigstens ausschließen. So merkwürdig es auch für einen Waldelfen sein mag, aber genau den Wald nahe der Elfenstadt hatte er noch nicht erkundet. Man erzählte sich von sehr aggressiven Tieren, er vermutete, dass die Druiden einfach ihre Ruhe haben wollten. Doch wenn sie hier war hätte sie die Druiden bestimmt aufgesucht. So plante er für den folgenden Tag einen Ausflug in den Wald.

Er nahm sich ziemlich viel Proviant mit. Das war eigentlich nicht seine Art, aber er rechnete damit längere Zeit im Wald zu bleiben. Druiden waren immer sehr vorsichtig, noch mehr sogar wenn man in ihren Wäldern umher ging. Er wollte dort einige Tage bleiben um ihnen zu zeigen, dass er dem Wald ebenso zugewandt war wie sie. Gerade war er am Rande des Waldes angekommen, da entdeckte er einen Mann der am Wegesrand saß. Er sah schon recht alt aus, ein halbes Jahrhundert mochte dieser Mensch auf jeden Fall schon erlebt haben. Sein Gesicht wurde von einem weißen Rauschebart verdeckt, aber er setzt sogleich ein freundliches Lächeln auf und grüßte Elivan. Er sprach mit einem Dialekt der ihm bis dahin bei Menschen nicht vertraut war und anfangs hatte er Schwierigkeiten ihm zu folgen in dem was er sagte. Die Menschensprache war im Vergleich zur elfischen sehr einfach und primitiv, aber so wie dieser Mann redete warf er alles durcheinander.
Er wollte wissen warum Elivan in den Wald gehen wollte. Er erzählte ihm was ihn dorthin trieb und dieser Mann, er hieß im Übrigen Leoric, lachte immer wieder. Ein solches Verhalten hatte er bei älteren Menschen oft erlebt. Sie schienen in ihrem Leben genug erlebt zum haben um vieles lächerlich und untertrieben zu finden.
Interessant wurde es allerdings als Elivan von Rualihn erzählte. Leoric war dieser Name unbekannt, aber er hatte eine Waldelfe gesehen und ihre Beschreibung passte genau auf sie. Elivan wurde hellhörig, sein ganzes Inneres kam durcheinander, er musste von ihm wissen wo sie war, wohin sie ging. Vor wenigen Tagen sei sie wohl in den Wald zu Enklave gekommen und er bot ihm an, mit ihm dorthin zu gehen, denn er war selbst ein Druide wie sich herausstellte. Elivan nahm das natürlich dankend an und alsbald gingen sie durch den Wald. Er hätte sich hier erst zurechtfinden müssen, aber Leoric schien genau den Weg zu kennen. Es dauerte nicht lange und sie kamen an einem malerischen Stück Wald an, dort waren weitere Druiden. Leoric verwies ihn an Mira, die hier über alles Bescheid wusste. Seine Stimme kaum beherrschen könnend schilderte er nochmals warum er Rualihn sucht und wie sie aussah. Mira bestätigte alles.
Elivan war voller Glück, Rualihn war hier, irgendwo auf der Insel, er verließ die Enklave sofort um nach ihr zu suchen. Er würde in der Nähe des Waldes bleiben und auf sie warten. Lange saß er nun oft am Feuer und sah sich um, nichts konnte ihn mehr ablenken. Viel zu lang war er von ihr getrennt, viel zu lang.
09.04.2010 11:06:02
Aw: Elivan & Rualihn (#36851)
Cypria MX
Lange hatte sie ihn in Cormanthor gesucht, doch seit damals, als sie erschöpft an das Ufer gespült worden war, fernab von der Stelle an welcher sie in den Fluß stürzte, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Gesucht hatte sie ihn, doch konnte sie ihre Aufgabe nicht vernachlässigen und so verstrich die Zeit, ehe sie wieder in den Landen war in welchen sie sich kennen gelernt hatten. Als sie ihn dort nicht fand, doch stattdessen von einer fernen insel hörte, welche von der Untotenplage bedroht sei, wusste sie, wo er hingegangen wäre.

Und dort war sie nun, auf Amdir, der Insel der Hoffnung. Wie von selbst schlugen ihre Füße den weg zu den Wald der Elfenstadt ein. Sehnlichst hatte sie das rauschende Grün des Blätterdaches auf See vermisst, doch es nun wieder zu hören, war Wonne für alle Sinne. Sie musste einen Ort finden, an welchen er sie sicherlich finden würde und sie dachte an den Zirkel der Druiden. Zu jenen würde er sicherlich finden. Sie traf auch einen alten Menschen, einen Druiden, womöglich mochte er schon weit über das Leben eines Menschen hinaus gelebt haben, doch die Natur vollbrachte viele Wunder. Jener führte sie zu der Smaragdenenklave. Ein beschaulicher Ort der Ruhe und des Friedens, der Harmonie und des Einklanges. Sie genoss den Ort, seine Ausstrahlung und schöpfte neue Kraft um alsbald dann in die Calaneth zu gehen; ihn zu suchen...
14.04.2010 16:23:08
Aw: Elivan & Rualihn (#37048)
Adri
Seit mehreren Tagen saß er schon hier am Hain. Immer wieder kam er hierher wenn er gerade neues Material gesammelt hatte. Und wie jedes Mal nähte er an dem Umhang für Rualihn weiter. Seit er erfahren hatte, dass sie hier sein musste, hatte er seinen gesamten Bestand an Fellen durchstöbert und nur die besten herausgesucht. Ein einfacher Umhang war damit schnell gemacht, so gut war er mit der Zeit geworden. Allerdings war das in keinster Weise gut genug für sie, nach all den Jahren wollte er ihr nur das Beste schenken was er ihr bieten konnte. So saß er Tag für Tag im Hain in der Canaleth und stickte kleinere Stoffstreifen auf dem Umhang. Wie in Stein gemeißelt sah er ein Muster aus Blättern vor sich, in den Farben des Waldes. Das würde den Umhang nicht nur verschönern sondern ihr auch gleichzeitig etwas Tarnung bieten wenn sie diese benötigte.
Fast drei Viertel hatte er schon mit seinem Blattmuster überzogen, aber er würde noch einige Stellen nacharbeiten müssen. Da hörte er ein Geräusch und sah auf. In einiger Entfernung zum Hain stand ein Wolf, als dieser einen Schritt auf Elivan zumachte konnte er sogar noch einen zweiten entdecken. Das war hier natürlich nichts ungewöhnliches, aber niemals war ein Tier hier so direkt auf Elivan zugekommen. Er griff in seine Tasche und holte ein wenig Wildfleisch heraus, das er am Tag zuvor noch erlegt hatte. Jedoch kamen die Wölfe zwar heran, hielten aber letztlich doch einige Schritt Abstand zu ihm. Er warf das Fleisch zu ihnen, aber nur einer machte sich darüber her. Der andere begann mit seinen Pfoten kleine Äste und Steine herum zu schieben. Ein solches Verhalten hatte er bei einem Wolf noch nie gesehen, denn er grub nicht, sondern schob nur an der Oberfläche herum. Neugierig sah er zu wie sich daraus langsam Zeichen formten mit denen sein Verstand etwas anfangen konnte. Es waren elfische Schriftzeichen und was er da sah verschlug ihm die Sprache. Dort stand der Name „Firo'ir“ auf dem Boden. Es gab nur eine Person der er diesen Namen je verraten hatte.
Er sah zu dem Wolf und sprach: „Oh du bist es wirklich. Bitte, zeige mir deine wunderschöne Gestalt.“ Sie verwandelte sich gleich daraufhin zurück und erhob sich vor ihm. Es war ihm so, als fiele eine riesengroße Last vom ihm ab. Nach all diesen Jahren stand sie wieder vor ihm, noch immer hatte sie alle Züge an sich die er so bewunderte. Ihre Formen waren ihm noch bis ins kleinste Detail bekannt und als er in ihre Augen sah bestand kein Zweifel, sie war es wirklich. Zögerlich trat er auf sie zu, nicht wissend ob es vielleicht nur ein schöner Traum war. Doch sie lächelte an ihn an, sagte ihm, dass es die Wirklichkeit sei und dann konnte er sich nicht mehr halten. Mit einem Schritt war er bei ihr und umarmte sie so innig er nur konnte. Da wurde ihm wirklich bewusst, dass sie nun vor ihm stand. Schon lange hatte er sich nicht mehr so geborgen und sicher gefühlt.
Er löste sich nur ein klein wenig von ihr um den Kopf zurückzunehmen und sie anzusehen. So hätte er mit ihr erstarren können und wäre bis in die Ewigkeit glücklich gewesen. Sie sprachen noch einige Worte, aber schließlich beschlossen sie sich zu setzen. Zuvor holte Elivan aber den Umhang hervor, auch wenn er nicht ganz fertig war, wollte er ihn ihr übergeben. Sie lächelte und kehrte ihm den Rücken zu. Weit ausholen warf er den Umhang um sie und rückte ihn auf ihren Schultern zurecht. Seine Hände glitten nach vorne um ihn festzuknoten und obwohl er Rualihn nicht von vorn sehen konnte, so fühlte er, dass sie es genoss. Und ihm erging es nicht anders, ihre Nähe hatte eine geradezu berauschende Wirkung auf ihn.
Sie setzten sich schließlich und er hielt sie wieder so in seinem Arm wie damals vor über 5 Jahren. Ihren Kopf auf seiner Schulter zu spüren war wie eine Erfüllung für ihn und sie saßen dort noch die nächsten Stunde so zusammen. Einfach nur die Anwesenheit des anderen genießend.