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01.09.2009 16:19:33
Eine neue Welt (#29513)
Jansil
Die großen roten Tore öffneten sich wie von Geisterhand als sie davor stand. Die Wachen hörten ihr kommen und öffneten die Tore, so das sie ungehindert in die heilige Halle des Tempels eintreten konnte. Fackeln und Säulen säumten den Weg bis zur Treppe, dem Aufstieg zum Oberhaupt des Tempels. Rechst und links standen ruhig die Mönche, denen die Ehre zuteil wurden, in der Halle zugegen zu sein, wenn der Abt Entscheidungen traf. Leisen Schrittes bewegte sich Lian auf die Treppe zu. Auf den untersten Stufen warteten 5 Meister auf ihre Ankunft. Weder begrüßten sie Lian noch nahmen sie Notiz von ihr. Sie standen regungslos auf den Stufen und harrten bewegungslos. An der Treppe angekommen, schaute sie nach oben, der Abt zeigte sich am Ende der Treppe und sah zu ihr runter. Lian verneigte sich respektvoll, "ihr habt mich rufen lassen, Meister?" Der Abt betrachtete sie ernst. "Ja das stimmt Lian, ich habe dich rufen lassen um dir mitzuteilen, das du den Tempel verlassen wirst." Die junge Frau sah den Abt verwirrt an "den Tempel verlassen? Was habe ich getan das ihr mich so straft? Noch habe ich nicht alles lernen können und werde nicht gehen." Mit ernstem Ton antwortete der Abt "Ich habe mit deiner Weigerung gerechnet und bin dir keine Rechenschaft schuldig." " Und doch verlange ich den Grund zu wissen, warum ihr mich des Tempels verweist." Lian sah den Abt fordernd an." Du verlangst? Erinnere dich an deinen Rang Lian Chou, du bist nicht das Oberhaupt des Tempels, was dir das Recht geben würde zu verlangen. Noch erteile ich die Befehle, die du zu befolgen hast." Den Kopf neigend," Verzeiht mir meine Worte Meister, doch versteht das ich wissen möchte aus welchem Grunde ich euch verlassen soll" Den Blick wieder auf ihren Meister richtend"Und verzeiht mir, wenn ich die Halle nicht verlasse, bevor ihr mir eine Antwort gegeben habt. Zudem möchte ich weiter lernen, was ich lernen kann, noch ist meine Ausbildung nicht beendet und nur deshalb bin ich hier, um zu lernen."Kein weiteres Wort des Abtes folgt auf diese Aussage, alleine nur eine Handbewegung, worauf sich die 5 Meister, die auf den Stufen verharrt hatten, sich in Bewegung setzten und sich in drohender Haltung Lian näherten. Lian hob ihre Arme, umschloss mit der linken Hand ihre rechte Faust und neigt leicht den Kopf. "Ehrenwerte Meister, lasst ab von dem was ihr vorhabt, ich möchte nicht kämpfen" Doch ihre Worte verhallen ungehört und die Meister kommen unaufhaltsam näher. Sie amtet tief ein und schaut den Abt traurig an, senkt ihre Arme und wartet, den Blick auf die Meister richtend. Der Angriff erfolgte schnell, der erste stürmte geschickt auf Lian ein, sie wich seitlich aus und liess die rechte Faust nach vorne schnellen. Die Faust traf ihr Ziel, worauf ihr Gegner abrupt stoppte, die Luft entwich pfeifend seinen Lungen, bevor er zurück geworfen wurde. Nun nahm die Mönchin Kampfhaltung ein und erwartete den nächsten Angriff. Der nächste Meister griff an, einen Kampfstab im Kreise wirbelnd, versuchte jener Lian zu treffen. Als er von oben herab zuschlug, konterte Lian mit einem hohen Block und zerschlug den Stab mit dem linken Unterarm, gleichzeitig ging sie einen Schritt vor, stellte das linke Bein hinter ihren Gegner und schlug mit dem rechten Ellenbogen vor seine Brust, was ihn zu Boden stürzen ließ. Mit schnellen Schritten zog Lian sich wieder aus der Gefahrenzone zurück und beobachtete die übrigen Meister, sah dann bittend ihren Abt an. Dieser beobachtete emotionslos das Geschehen. Der nächste Gegner machte sich bereit anzugreifen, ein Schwert mit sich führend versuchte dieser einen geschickten Schlag aus Hüfthöhe anzubringen. Lian drehte sich in ihren Gegner, so das der Schlag hinter ihr ins Leere ging und holte zu einen gewaltigen endgültigen Schlag aus. Dem Meister stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als die Faust auf sein Gesicht zuraste. Kurz vor dem Auftreffen der Faust, stoppte Lian den Schlag und schaute ihn an. "Schmerzen? Oder beenden wir es nun?" Der Meister atmete erleichtert aus und zog sich langsam zurück und sah zum Abt hoch. Lian folgte dem Blick und sah ihrerseits den Abt an, langsam sich dabei entspannend. Der Abt neigte respektvoll den Kopf vor Lian. "Lernen? Was willst du noch lernen Schülerin, alles was ich dir beibrachte, seit deiner Ankunft hast du zu meiner Zufriedenheit umgesetzt. Verzeih mir das ich dich auf diesem Wege dazu brachte zu kämpfen." Lian sah den Abt verwundert an. "Ihr wolltet mich prüfen?" Der Abt nickt zustimmend."Und den Tempel soll ich nicht verlassen?""Doch Lian, den Tempel sollst du verlassen, aber nur weil du hier nichts mehr lernen kannst und ich fühle das du dich hier nicht wohl fühlst. Doch finde dich nachher unter den Fliederbäumen ein, dort wollen wir uns verabschieden, packe nun deine Sachen." Unzufrieden über diese Entscheidung verließ Lian ohne weitere Worte die Halle und ging in ihre Kammer. Sie packte ihre wenigen Habseligkeiten zusammen und setzte sich dann auf ihre Bambusmatte, die ihr als Schlafstätte all die Jahre gedient hatte. Ihre Gedanken schweiften in die Vergangenheit ab, zu dem Zeitpunkt als ihre Großmutter sie hierher brachte. Vor 20 Jahren betrat sie den Tempel und lernte sich gegen die jungen Mönche zu wehren, die sie täglich neckten. Sie lernte zu arbeiten, auf alles zu verzichten, sie lernte ihren Körper zu beherrschen, ihr Gefühle zu lenken und auch sich zu verteidigen. Trotz der Jahre die vergangen waren konnte sie sich immer noch an ihre Großmutter erinnern, ihr warmes Lächeln, ihre Fürsorge und ihre Heilkräuter, wenn sich Lian beim spielen am Fluss verletzte. Der Fluss, der ihr ihre Eltern nahm. Lange war es her seit der Fluss über seine Ufer trat. Lian hatte noch wenig Erinnerung an ihre Eltern. Ihre Großmutter war ihre Familie. Doch Großmutter wurde alt und wollte nicht das Lian irgendwann in den Straßen Kuo Té Lungs bettelnd für ihre Nahrung sorgte, so übergab sie das kleine Mädchen dem Tempel. Lian lächelte, das war nun schon so lange her, ihre Großmutter hatte sie noch ein paar mal gesehen, als diese zum Tempel kam und nach ihr zu sehen.

Lian erhob sich, nahm ihre Sachen und ging in den Tempelgarten. Ein Garten den sie mit anderen Mönchen lange gepflegt hatte. Er war voll Rosenbüschen, Flieder und Apfelbäumen,
ein kleiner Bach durchzog das ganze, an seinen Ufern standen Kirschbäume, die im Sommer in den schönsten Farben blühten. Stolz betrachtete Lian den Garten. Der Abt wartete schon, als sie die Wiese betrat, auf der die Fliederbäume wuchsen. Sie ging auf ihn zu und sah ihn mit traurigen Augen an. Der Abt reichte ihr ein Bündel, was Lian mit fragendem Blick annahm. "Das gab mir deine Großmutter, als sie das letzte Mal hier erschien, es ist für dich, sie sagte es würde dir helfen, wenn du den Tempel irgendwann verlassen würdest." Lian öffnete das Bündel und schaute hinein, eine Lederbekleidung, Stiefel, ein Umhang und ein Beutel mit einigen Goldmünzen befanden sich darin."Ich danke euch Meister" Der Abt griff unter seine Kleidung und holte ein paar Handschuhe hervor und reichte auch diese Lian."Nicht das ich glaube das du zu schwach bist, deine Gegner von vorhin bezeugen das Gegenteil, doch vermögen diese Handschuhe hilfreich sein, wenn die Stärke der Gegner mal deine übertrifft." Die junge Frau neigte dankend den Kopf als sie das Geschenk ihres Meisters annahm."Und nun meine Schülerin, betrete die Welt und lerne, doch denke immer an dein Gleichgewicht, verliere es nie.""Ich habe es nicht vergessen"entgegnete Lian"Weder werde ich mein seelisches noch mein körperliches Gleichgewicht verlieren, ich beherrsche meine Ängste und auch Wut und Hass, sowie ihr es mir beibrachtet."Der Abt verneigt sich leicht "Es ist Zeit Lian, suche dein Glück außerhalb dieser Mauern, du bist nicht für ein Leben im Tempel bestimmt, mische dich unter das Volk, lebe mit ihnen, werde einer von ihnen, aber vergiss nicht was du bist."Lian nahm ihre Bündel, schulterte sie und ging langsam zum Tor,"Auf bald Meister, wir sehen uns wieder."Wehmütig schaute der Abt ihr nach, mit dem Wissen das seine Entscheidung die richtge war, ging er in die Halle zurück.