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05.12.2008 15:28:24
Das Blutritual (#20097)
phoenix_beyond
Terias öffnete die Augen. Seine Lider waren schwer, das atmen schmerzte und die Welt schien ihn durch einen nebeligen Schleier zu betrachten. Langsam kehrte das Empfinden zurück und dem jungen Magier wurde bewusst, dass er sich auf dem kalten, steinernen Boden einer kleinen Kapelle befand.

[i]Einer Kapelle? Wie, bei allen Göttern, war er hier hin gekommen?[/i]

Mühsam versuchte Terias, den Kopf zu drehen. Schwindel und Übelkeit durchflossen in Wellen seinen Körper, und für einige Minuten bestand sein Daseinszweck nur darin, ruhig zu atmen und den tiefsitzenden Schmerz in seinen Knochen zu überstehen. Dann, nach quälend langen Minuten, gelang es ihm, wieder in geraden Bahnen zu denken.

Terias erinnert sich ...

Nachdem er in der Hohenbrunner Krypta von seelenlosen Untoten angegriffen und verletzt worden war, hatte sein Körper unter einer Krankheit zu leiden, die der reisende Heiler Thoron als "Schwarzblutfieber" bezeichnete. Die Krankheit schwächte seinen Körper und frass sein Fleisch. Die Stunden in dem einsamen Krankenzimmer im "Eber", die teils schmerzhaften, teils lächerlich anmutenden Behandlungsversuche von Thoron waren alle zum Scheitern verurteilt gewesen. Schließlich war Terias der Krankheit erlegen, aber dennoch nicht tot.

Langsam schüttelte er den Kopf. Obwohl ihm sein Gedächtnis einen Streich spielte und gerade die letzten Stunden seines irdischen Lebens wie ausgelöscht schienen, hatte er von seiner Meisterinn Reverie Metherlance erfahren, dass Sie göttliche Kräfte heraufbeschworen und ihn wieder auf die Ebene der Lebenden zurückgeholt hatte. Zwar war er ihr mehr als dankbar dafür, doch sein Körper war von der schweren Krankheit gezeichnet.

Seine Muskeln hatten sich zurückgebildet, Fleisch war verzehrt und Blut in der Hitze des "Schwarzblutfiebers" verdunstet. Obwohl er wieder unter den Lebenden weilte, fühlte er sich kraftlos wie ein Kleinkind, seine Wangen waren eingefallen, seine Haut blass und beinahe durchscheinend, auch seine Haare hatte er verloren. Doch er war am Leben, nur dass zählte.

Nach einigen Tagen der rastlosen Erschöpfung hatte Terias - gegen den Willen seiner Meisterinn - wieder angefangen, in den Bibliotheken des arkanen Ordens, deren Mitglied er dem Papyrus nach immer noch war, nach neuen Fragen und neuen Antworten zu suchen. Durch das Bewusstsein, dass alles irdische Leben vergänglich war beseelt, las er wie besessen Band um Band, Schriftrolle um Schriftrolle, um den arkanen Geheimnissen der Magier Amdirs das Wissen um Leben, Tot und alle Phasen der Existenz, die dazwischen lagen, zu entreissen.

Ein alter Band, kaum mehr als ein Verweis auf eine Fußnote der Geschichte, hatte dabei sein Interesse besonders angeregt. Obwohl scheinbar mühsam alle weiterführenden Schriften dazu verschwunden waren, hatte er von einem archaischen Blutritual gelesen, dass einem Meister der arkanen Künste dazu verhelfen konnte, seine ursprünglichen Kräfte - körperlich und geistig - wiederzuerlangen. Mehr noch, mit entsprechender Vorbereitung und angemessenem Wissen um die mystischen und naturwissenschaftlichen Hintergründe sollte es sogar möglich sein, das Ritual so abzuwandeln, dass sich der Magier die Kräfte anderer Lebewesen einverleiben konnte.

Terias Gedanken verdunkelten sich bei dem Wissen um dieses Ritual, und in weniger als einem Lidschlag hatte er den Entschluss gefasst, sich diesem Ritual zu unterziehen. Nicht nur, um die letzten Erinnerungen seiner Krankheit zu tilgen, sondern auch um seiner Meisterinn zu gefallen, indem er Ihr an Kräften mindestens ebenbürtig, vielleicht sogar überlegen wurde.

Damit nahm die Verheerung seinen Lauf.

Nach Tagen der geheimen Vorbereitungen konnte er letztendlich alle Zutaten, die er für dieses "Blutritual" benötigte, zusammentragen. Als letzte Inkridentie hatte er sich aus den Laboren des arkanen Ordens eine kleine, kaum Daumengroße Phiole mit dem Blut eines Magiers "ausgeborgt". Der Orden bewahrte eine recht ansehnliche Menge dieser Proben in seinen Archiven, und - so nahm Terias an - der Verlust einer einzelnen kleinen Phiole würde niemandem auffallen. Und falls doch, so würde niemand bei dem Kommen und Gehen im Orden den jungen Novizen Terias verdächtigen. Die hohen Magier waren allesam so mit sich selbst und Ihren Studien beschäftigt, dass es in der große Halle des Ordens nicht selten war, dass sich über Tage und Wochen nur Novizen aufhielten. Der Plan war perfekt.

Nachdem alle Kreaturen aus der Hohenbrunner Krypta durch das magische Wüten seiner Meisterinn beseitigt worden waren, konnte er dieses verlassene Plätzchen aufsuchen, um das Ritual zu beenden und Kräfte zu beschwören, die seine Vorstellungskraft überstiegen. Er würde wenn nicht zu einem Gott, dann doch zu einem der mächtigsten Magier Amdirs werden, und nicht nur über seine Meisterinn gebieten, sondern über alle sogenannten Hohen Magier des Ordens.

Die Sprache des Abyss füllten nasskalten Vorraum der Krypta mit Dunkelheit. Während Terias die uralte Formel sprach konnte er beinahe spüren, wie sich die Dunkelheit nicht nur um seine Augen sondern auch um seine Seele legte. Ein letzter Zweifel, tief im Inneren seiner selbst wurde das das berauschende Gefühl der Macht, durch die Vorfreude auf die totale Kontrolle binnen Momenten weggefegt.

[i]"Blut des Magiers!"[/i]

Der rote Saft des Lebens tröpfelte aus der Phiole in die kupferne Schale.

[i]"Blut des Magiers!"[/i]

Ein kurzer Schnitt, ein heißer Schmerz, und das Blut aus der Phiole wurde mit Terias eigenem vermischt.

Eine brennende Hitze stieg in dem Kopf des jungen Magiers hoch, ein schwindelgefühl, Euphorie, er wusste genau, er war bereit für die Macht, sei Ziel war in greifbarer Nähe.

[i]"Blut des Magiers!"[/i]

Die kleine Fledermaus, die Terias seit seiner Ankunft auf Amdir stets und treu gefolgt war, quietsche kurz und erschlaffte in seinen Händen. Ihre glasigen Augen zeugten davon, dass Ihre Reise auf der Ebene der Lebenden beendet war. Aus Ihrem Hals floss das Blut in die Schale, vermischte sich mit dem dunkelroten Wein des Lebens, und Ihr gebrochenes Genick lies den kleinen Kopf grotest von Ihrem Leib hängen. Die Vertraute des Magiers hatte Ihre Aufgabe erfüllt.

Die dreifache Beschwörung des Magierblutes entfachte eine Kraft, die den jungen und in den arkanen Künsten beinahe kindlich unerfahrenen Terias rücklings umstürzen lies. Er schlug schwer auf den Steinernen Boden auf, und nach einigen Augenblicken der Ohnmacht sah er, dass die kupferne Schale umgestoßen war, und das kostbare dreifache Blut in den Ritzen der Steinplatten versickerte. Terias riss die Augen auf, der Schrecken über das missglückte Ritual durchfuhr seine Glieder und liessen Ihn fast erstarren. Hatte er all dies umsonst getan? War sein Plan gescheitert?

Das Blut sickerte durch die Fugen der Steinplatten und berührten den unheiligen Boden unter der Krypta. Uralte Magie, die Kraft des Todes und die unbeherrschte Wut von Seelen, die Ihre irdischen Banne nicht ablegen wollten, griffen gierig nach der verheißungsvollen Macht, die dem dreifachen Blute innelag. Doch das Ritual konnte nicht mehr beendet werden, so dass statt einer ungeahnten Macht nun die chaotische Kraft der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft Ihren Weg durch die Adern des jungen Magiers suchte. Wie glühende Blitze grellen Schmerzes durchzuckte Ihn die ungezügelte Magie des unterbrochenen Rituales. Terias Empfinden wurde binnen Sekunden durch eine gnädige Ohnmacht ausgeschaltet.





[i]"Sind wir noch am Leben?"[/i]

Terias hatte sich inzwischen aufgerichtet und lehnte an den kühlen Steinen einer Wand. In seinem Kopf schwirrten Empfindungen, Erinnerungen und Gefühle umher, und er war sich nicht sicher, ob es sich um seine eigenen Erinnerungen handelte, oder um das Nachhallen des Blutrituals. Er schüttelte den Kopf und versuchte so, dem Chaos in seinem Kopf Herr zu werden. Die Übelkeit und das Schwindelgefühl nahmen langsam aber, dennoch schmerzten seine Knochen wie nach einem tagenlangen Dauerlauf. Schwer atmend nahm er seine Umgebung wieder wahr.

[i]Lebe Ich? Leben wir? Haben wir das Ziel erreicht?[/i]

Eine jähe Erkenntnis lies Terias scharf die Luft einsaugen. Die Stimme in seinem Kopf war nicht die eigene. Irgendetwas ... ein dunkler Fleck in seinem Verstand, hatte Gestalt angenommen, war gewachsen und schien sich wie ein verwaschener Fleck in einem Spiegel einem genauen Erkennen zu entziehen. Ein Name hallte durch seinen Kopf.

Vallar.

Die Flut der Erinnerungen, die ihn überströmte, lies Terias beinahe wieder die Besinnung verlieren.



[i]Die Kraft, die in mir wohnte, wurde gebrochen.

Die Macht, die ich hatte, wurde mir genommen.

Der Wunsch, den ich hatte, wurde mir erfüllt.

Obwohl ich es nach so vielen Jahren eigentlich hätte besser wissen sollen, habe ich mich einmal zu oft gegen die magische Obrigkeit aufgelehnt. Meine Experimente mit der wilden Kraft der Magie waren zum Scheitern verurteilt. Niemand hat mich unterstützt. Und am Ende wollte mich niemand mehr kennen. Die Kontrolle über das feine Gewebe des Lebens, des Todes und der Welt der Geister entglitt mir. Statt Leben zu erschaffen, zerstörte ich es. Statt Leben zu retten, habe ich getötet.

Jenara!

Die Frau, die ich liebte. Dich ich immer noch liebe. Sie stand als einzige noch an meiner Seite. Und ich habe sie dem Tot ausgeliefert ...

Als die Führer des Ordens von dieser Schandtat erfuhren, wussten sie dass sie mich nicht einfach mit dem Tode bestrafen konnten. Zu groß war meine Kraft, zu schrecklich meine Magie geworden. Ein Gedanke von mir hätte genügt, um mich selbst vor dem Tode zu schützen. Dennoch hatte ich ihnen in all den Jahren gedient, viele Geheimnisse enthüllt, und viele Schlachten geschlagen. Sie gaben mir ein Wahl ...

Meine Macht wurde mir genommen, wurde unter ihnen aufgeteilt, sie feilschten um meine Kräfte wie die Leichenfledderer. Dennoch konnten sie mir nicht alles nehmen. Mein Körper hatte sich in den Jahren verändert. Er verzehrte sich nach der Magie, die seit Jahrzehnten unter meiner Kontrolle stand. Ich wurde krank, und in mehr als einer Nacht fühlte ich die vertrauten Finger des Todes nach mir greifen. Dennoch ... Die wilde Magie der Toten hatte mich alt werden lassen, sehr alt. Dann wurde ich in das Exil geschickt.

Ein Schiff, eine Insel. Amdir.

Meine kalten Hände, meine leblosen Finger, jede Faser meines Körpers schreit nach Magie, wie nach einer Droge, und ich fühle nichts mehr. Nichts als das Schlagen meines Herzens, und die Erinnerung an Macht.

So umfing Dunkelheit meinen Geist, und ich schwor bei allen Göttern, all dies ungeschehen zu machen. Ich würde lernen, ich würde neue Kräfte sammeln, sie behüten und beschützen wie eine Mutter ihr Kind. Und dann, eines Tages, werde ich zurückkehren, und mir nehmen was immer schon mir gehörte. Ich werde dem Leben selbst meinen Willen aufzwingen, und Jenara wird wieder an meiner Seite stehen. Für immer![/i]



Terias schloss die Augen. Hier, in der urtümlichen Geborgenheit seiner Selbst, in der letzten Zufluchtsstätte seines Verstandes tobte die plötzliche Erkenntnis wie ein Orkan durch die weiten Weizenfelder Fharannirs. Er war nicht mehr allein.
05.12.2008 16:01:55
Aw: Das Blutritual (#20099)
phoenix_beyond
[i]Glaubst Du wirklich, ich würde Dich so einfach gehen lassen?[/i]

Der Schnitt, den sich Terias mit dem kleinen Schnitzmesser zugefügt hatte, schien vor seinen Augen zu verheilen. Mit glasigen Augen konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. Aber in diesem Lachen lag kein Glück, keine Heiterkeit. Es war voller Bedauern und Begreifen. Er hatte eine Grenze überschritten, die er niemals hätte überschreiten sollen. Die Stimmen in seinem Kopf schienen ihn unaufhörlich am Abgrund des Wahnsinns zu halten, zogen sich aber zurück, sobald sein Verstand beinahe der Versuchung erlag, in gnädige Umnachtung zu fallen, und die kalte Realität zu leugnen.

Stimmen.

Terias schnaufte verächtlich. Es waren weniger Stimmen, als Gefühle und Erinnerungen, die in seinem Kopf mit ihm Zwiesprache hielten. Allein sein Verstand übersetzte diese in Worte, um nicht letztendlich doch den messerscharfen Grat zwischen Realität und Wahnsinn zu verlassen.

Orte, Begebenheiten, Namen. All dies lauerte in seinem Kopf wie hinter einer brüchigen Tür, die nur auf einen kleinen Windstoß wartete um aufzubrechen und all den Schmerz und die Trauer vergangener Leben über ihn zu ergießen.

Das fehlgeschlagene Blutritual hatte einen Schleier zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Seelen zerissen und nun flossen Erinnerungen wie ein stetig tropfender Rinnsal in seinen eigenen Verstand. Und dabei schienen diese fremden Präsenzen auch in sich widersprüchlich und uneins zu sein.

Legion.

Vallar. Donan. Caleb. Ron.

Ein dreckiger Schiffsrumpf. Ein dicht bewaldetes Plateau. Eine dunkle Gasse und ein ausgehöhlter Berg. Die Bilder schossen wie Blitze durch den Kopf des jungen Magiers.

[i]Was wollt Ihr nur von mir?[/i]

Ein innerer Drang lies Terias in ein lautes Gelächter ausbrechen.

Das eine Gefühl, das nun alle anderen überlagerte, kannte er nur zu gut.

Das Streben nach Macht.

Nach unermesslicher Macht.

Sein Geist formte ein Bild, einen Pakt, den er den fremden Präsenzen in seinem Kopf vorschlug. Vor seinem inneren Auge überlagerte sein Verstand alle anderen und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Zukunft, auf Mittel und Wege arkane Macht zu erlangen. Diese rücksichtslos für die eigenen Interessen einzusetzen. So lange, bis diese Macht ausreichte, um den fremden Erinnerungen in seinem Verstand Form zu verleihen und die Kraft, wieder Gestalt anzunehmen.

Die "Antwort", die sein eigener Kopf ihm gab, war klar.

Terias konnte fast körperlich spüren, wie sich die fremden Bewusstseine zurückzogen, ihm wieder vollständige Kontrolle über seine eigene Seele und seinen eigenen Körper übergaben, aber nicht gänzlich verschwanden. Am dunklen Boden seiner Selbst, im Schatten seines Verstandes spürte er weiterhin die Anderen. Lauernd, wartend.

Sie waren einverstanden.
05.12.2008 16:37:04
Aw: Das Blutritual (#20101)
phoenix_beyond
Terias zwang sich zu einem Lächeln.

Er stand in seinem Zimmer im "Eber" und schaute sich in dem schmutzigen Spiegel an.

Seine Haare wuchsen wieder, viel schneller als gewöhnlich. Offensichtlich ein "Geschenk" der zu eigenständigen, empfindungsfähigen Präsenzen gewordenen fremden Erinnerungen in seinem Verstand. Seine Pupillen hatten sich verfärbt, statt dem hellen blau, das er als Kind im Zentrum seiner Augen trug, waren Sie nun schwarz und glänzend wie das frisch gestriegelte Haar eines Mischblüters. Fast beiläufig fragte er sich, ob seine Lehrmeisterin und Mentorin Reverie Metherlance die Veränderungen bemerken und die Präsenzen in seinem Kopf spüren konnte. Er hoffte inständig dass dies nicht der Fall war, gleichzeitig wusste er aber nicht, ob dies wirklich sein Wunsch oder der seiner "Besucher" war. In einem waren sich sein Verstand und der der "Anderen" aber einig: Die kommenden Jahre des steten Lernens und Studierens der arkanen Künste würden weitaus angenehmer und leichter werden, wenn niemand herausfinden würde, was Terias in seinem Kopf als ständige Begleiter mittrug.

Seufzend kämmte er die gräulichen Strähnen vorsichtig aus seinem Gesicht. Wie zum Hohn hatten ihm die "Anderen" zwar neuerlichen Haarwuchs geschenkt, aber als Zeichern Ihrer Kontrolle über seinen Körper deutlich sichtbares silbriges Haar zwischen die dichten Strähnen gelegt. Statt wie dreissig Sommer sah er nun aus wie beinahe vierzig. Ein grimmiges Eingeständnis lockte ein weiteres Lächeln auf sein Gesicht. Er war ohnehin nicht daran interessiert, die jungen Bedienungen im "Eber" oder sonst wo zu beeindrucken. Er wollte Wissen.

Wissen und Macht.

Schnell.

Viel.

Langsam knöpfte er sein rot-schwarzes Gewand zu, prüfte sorgsam den Sitz des reich verzierten, kupferfarbenen Gürtels und den festen Halt seiner Stiefel. Er griff nach dem Magierstab, den er als Zeichen seiner Schülerschaft von Reverie erhalten hatte, lies ein klein wenig seiner Magie in den blauen Edelstein an der Spitze fließen, der daraufhin in einem schwachen Schein zu Leuchten begann.

Die Wesen in seinem Kopf formten einen Plan, wie Terias Zugang zu den mächtigsten und geheimsten Archiven arkaner Künste erlangen konnte. Vor seinem inneren Auge sah er die Umrisse eines Marktplatzes. Ein Wort formte sich.

Valvec.

Ein letzter Blick glitt durch das schmucklose Gästezimmer der Taverne.

Er würde Meisterin Metherlance aufsuchen und überzeugen müssen, nochmals die Insel der Verdammten aufzusuchen.

[i]"Nur Mut, mein junger Freund"[/i]

Die Stimme in seinem Kopf hatte einen verächtlichen Klang.

[i]"Vielleicht darfst Du Ihr irgendwann zum Lohn die Kehle durchschneiden!"[/i]

Diese Stimme gehörte eindeutig der Erinnerung "Donan", die in seinem Verstand ruhte.

[i]"Hab Vertrauen, bald speisen wir an der Tafel von Velsharoon. Für immer![/i]
05.12.2008 16:57:39
Aw: Das Blutritual (#20103)
phoenix_beyond
Die Frage, die sich in Terias´ Kopf formt, bescherte ihm sofort bohrende Kopfschmerzen.

[i]Warum hasst Du? Was ist Dir zugestoßen?[/i]

Die Erinnerungen, die sich in Terias´ Verstand zu einer Stimme formten, schienen sich über diese Frage zu amüsieren.

[i]"Ich habe keinen Grund nicht zu hassen. Schwarze Magie, ein Sumpf voller untoter Seelen. Ich hätte gedacht, dass mich nichts aufhalten kann. Aber dann wurde ich von einem Bastard enttarnt, wurde zu einem Verfemten und Gesuchten. Mein Tot hatte Ihnen allen Genugtuung beschert. Dafür werde ich Sie büßen lassen!"[/i]

Terias schüttelte den Kopf. Ein anderes Empfinden, ein unbewusster Teil seines Verstandes lies ihn erkennen, dass es sich hier um den Geisterseher Ron handelte, zeigte ihm Bilder aus der Vergangenheit, die in dem brüchtigen Gefüge der Welt noch immer einen Nachhall erzeugten.

[i]Eines Tages kamen Nerubiel und Frederike ins Rathaus zu Leokardia Glockenturm. Frederike stürmte zu Frau Glockenturm und rief:"Tante Leokardia, da war gestern ein sehr unartiger Mann, der hat mich ganz fies geärgert" Daraufhin legte Nerubiel eine Zeichnung von Donan Lyonard auf den Tisch von Frau Glockenturm, grüsste sie nett und unterhielt sich noch über den Fortschritt seiner Bemühungen bei den Geschwistern Apfelgär. Im laufe des Gespräches sagte Nerubiel, dass er aufgeschnappt habe, dass eine Zwergin, die den Unruhestifter zu kennen schien, aber auch nicht gerade befreundet mit ihm war, meinte, dass dieser ein Hexer sei.

Leokardia lässt alles von ihrem Sekretär zu Protokoll nehmen. "Nun Herr Nerubiel, dann würde ich Euch bitten mir eine genaue Zeichnung des Mannes anfertigen zu lassen, Pegrem wird Euch dabei unterstützen. Ebenso wünsche ich zu erfahren, wie der Name der genannten Zwergin ist und bitte Euch im Vorfeld abzuklären in wie weit sie uns weiterhelfen könnte.[/i]

Der junge Magier schüttelte langsam den Kopf.

Was ist dann passiert?

Bevor sich das Wesen Ron wieder in den Schutz der geistigen Dunkelheit zurückzog, lies er Terias Bruchstücke von Donans unrühmlichen Ende sehen.

[i]Ein Wanderer sitzt in der Taverne und berichtet den Anwesenden, dass er in den Wassern der naheliegenden Sümpfe den Schatten einer Leiche gesehen hat. Offensichtlicht ist der Mann völlig aus der Fassung, denn er berichtet davon, dass sich der leblose Körper langsam im Wasser gedreht hat, bevor er letztendlich vom Morast verschlungen wurde. Die Beschreibung, die der Mann stammelt, ähnelt sehr demjenigen, der vor wenigen Tagen in Hohenbrunn als "Unruhestifter" bezeichnet wurde.

Die Anwesenden Gäste der Taverne sind sich einig, wieder hat der Sumpf einen unvorsichtigen Abenteurer verschlungen. Diesem Unruhestifter allerdings, dem werden sie wohl keine Träne nachweinen ... Schnell geht man wieder seinen Geschäften nach ...

Unterdessen freuen sich die Teufel der Fugenebene über eine frische Seele für Ihre unsterbliche Armee ...[/i]

Terias Magen zieht sich in einer plötzlichen, scharfen Übelkeit zusammen als er meint, die kalten Finger des Todes und das brennende Verlangen des Teufels nach frischen, verdorbenen Seelen zu spüren.

[i]Und dafür willst Du Sie alle büßen lassen?[/i]

Die manifestierte Seele Donan Lyonards lacht.

Sie lacht immer noch, als Terias weinend im Gras an der Hohenbrunner Brücke liegt.
05.12.2008 17:29:29
Aw: Das Blutritual (#20104)
phoenix_beyond
Hühner!

Ron erinnerte sich sehr gut an die Hühner.

Tote Hühner.

Tote Hühner im Zwergendorf, um genau zu sein.

Nachdem Terias am Ufer des Flußes in Hohenbrunn eingeschlafen war, hatte die Erinnerung des Geistersehers Ron Davis die Kontrolle über seinen Körper erlangt. Im Gegensatz zu seinem eigenen, schon lange unter der Erde verrotteten Leib erschien ihm dieser blass, schmächtig, kränklich und klein.

Ziellos war Ron durch das Dorf gelaufen, aufgeregt, erschrocken, beinahe panisch. Er wusste genau, dass er zu Lebzeiten den Tot wie eine dunkle Wolke mitten unter den Menschen sehen konnte, nun aber schien er blind zu sein.

Die Gespräche mit der Zwergenfrau Teagan über die "vielen Tode", die er vor der Tür des "Ebers" gesehen hatte, das laut hallende Gackern der Hühnerseelen im Zwergendorf und die Wunder, die er in der "Binge" gesehen hatte, all das war verblasst und machte einem Gefühl der Hilflosigkeit platz.

Er war sich zwar bewusst, dass er nicht mehr körperlich war, ja dass er sogar keine Seele mehr war, dass er nicht mehr war als eine Erinnerung, die sich durch ein magisches Ritual im Kopf eines jungen arkanen Schülers manifestiert hatte, und dennoch überwältigte Ihn diese Erkenntnis und brach wie ein Frühlingsgewitter über seine ohnehin gedrückte Stimmung ein.

Er konnte die Präsenzen gut unterscheiden. Dies hatte sein Geist in seinem früheren Leben wieder und wieder geübt - als Schamane keine Überraschung. Er wusste, dass dieser Körper Terias gehörte. Er wusste, dass der Hexer Donan Lyonard nach Rache strebte, einer blinden Rache, die noch ziellos aber deswegen nicht minder gefährlich war. Er wusste, dass irgendwo im Dunklen, im Stillen das Wesen Caleb, ein Hexenmeister, abwartete, was im laufe der Zeit passieren würde. Und er wusste, dass die Artverwandte Erinnerung Vallar Sennariin den jungen Magus Terias dazu antrieb, soviel über die arkane Macht zu lernen wie es möglich war, um durch einen Zauber wieder in die Welt der Lebenden eintritt zu erhalten. Ron fragte sich, ob in einem Kopf, in einem Verstand Platz war für so viele unterschiedliche Ziele.

Und ob ihre alleinige Präsenz Terias letztendlich zerstören würde.

[i]"Weiche! Weiche![/i]

Die machtvolle "Stimme" Vallars hallte durch Terias Kopf. Ron zog sich wieder tiefer in Terias´ Verstand zurück, hinterlies aber die Erinnerungen an die Wunder der Zwerge in seinem Gedächtnis in der Hoffnung, bald wieder die Binge sehen zu können. Eine schmerzliche, hoffnungsvolle Vorfreude konnte er nicht verhindern, obwohl er wusste, dass die Chance auf ein neues Leben verschwindent gering war.

Terias schlug die Augen auf und blinzelte.
Er stand vor einem der kleinen Händler in der Dorfmitte von Hohenbrunn.
Wie war er hierhergekommen?

[i]Du solltest demnächst besser einen Schlaftrunk nehmen. Deine Gäste sind recht neugierig.
Und die Kontrolle über Deinen Körper ist schwach.[/i]

Vallar.

Der Magier.

Diese lebhafte Erinnerung war Terias die sympatischste. Er fühlte sich von Vallar verstanden und akzeptiert. Seine Präsenz hatte Bruchstückhaftes Wissen über das Wesen der Nekromantie in seinem Kopf hinterlassen. Etwas, was auch Terias durchaus von Nutzen sein konnte.

Energisch schüttelte er die letzten Reste der Müdigkeit ab und straffte seine Schultern.

Es war höchste Zeit, seine Meisterin zu suchen und mit dem Studium der arkanen Künste fortzufahren.