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01.11.2008 18:06:10
Ein singender Wanderstern (#18211)
Elerina
[b][i]Ein singender Wanderstern[/i][/b]

Die junge Mondelfe stand vor den Toren der Stadt, jener, welche das Juwel des Nordens genannt wurde. Fremd ……. und doch einladend wirkte sie bereits jetzt. Es war ihre Entscheidung, herzukommen. Mehr als ein Jahrhundert lang hatte sie Zeit mit ihrer Familie verbracht. Sie liebte sie alle, die Eltern, beide weise und gebildet, doch auch gütig und herzlich zugleich. Ihre Brüder, einer nicht einmal eine Stunde älter als sie, der andere um Dekaden jünger. Doch sie alle hatten sie geprägt, jeder auf seine Art und Weise.

So wie einst ihren Vater sollte Sehanine ihre Wege erleuchten und sie leiten. Denn dies war nicht die milde Meeresluft, die sie kannte. Nicht die weißen Strände von Leuthilspar. Durch die Tore geschritten im Dunkeln sah sie eine schlummernde Stadt. Dies war also Silbrigmond, wo die Eltern ihrer Mutter lebten. Sie war hergekommen, um auch mit ihnen etwas Zeit zu verbringen und ihren Horizont zu erweitern. Denn nach den Erzählungen eignete sich dieser Ort dafür geradezu perfekt. Kaum hatte sie all ihre ersten Gedanken gedacht und ihre ersten Eindrücke gewonnen, stand sie vor einem großen weißen Baum. Uralt musste er sein, so groß und stark wie er war. Hinter ihr erklang plötzlich eine Stimme.

[i]„Und du warst einst die kleine Lina’elen, die jetzt Isilyen genannt wird?“ [/i]
Sie wandte sich um. Der Elf schmunzelte, aber in seinen Augen lag Wärme und Freundlichkeit. Sie grübelte……dieses silberweiße Haar und die Aussprache, die der ihrer Mutter so ähnelten….das musste Onkel Calawyn sein. Er fuhr fort: [i]Er fuhr fort „Du hast die Augen meiner Schwester und die Züge deines Vaters. Doch woher du dein blauschwarzes Haar hast….“ [/i]

Er brach ab und lächelte. Dann führte er sie hinauf. In dem elfischen Baumhaus wurde sie ebenso freudig empfangen von ihren Großeltern, Rua’tae und Karytar, von ihm musste Tahlzair wohl seine hochgewachsene Gestalt geerbt haben. Bei ihnen blieb sie die nächsten Sommer. Doch schon der nächste Morgen wirkte brachte ein wundersames Erwachen aus der Reverie. Die Vögel sangen und sie blickte hinaus in den Himmel. Dort trugen geflügelte Reittiere ihre Reiter durch die kalte, aber frische Morgenluft. Später als sie die Straßen zum ersten Mal betrat, sah sie geschäftiges Treiben. Sie waren erfüllt von Musik und Lachen. Dann betrachtete sie den Wohnbaum ihrer Großeltern eingehender. Ihr Heim war so kunstvoll gewachsen wie es nur ihrem Volk möglich war, etwas wachsen zu lassen. An seinem Fuß stand ein einfaches Menschenhaus, halb um ihn herum gebaut, um ihm nicht zu schaden. Doch dann vernahm sie Stimmen, die noch von darunter zu kommen schienen – Erkatam. Ihre lauten Stimmen donnerten regelrecht in ihren empfindlichen Ohren. Doch sie blieb stehen als sie aus einer Tür zu den Wurzeln des Baumes traten. Sie wirkten so plump und rüpelhaft auf den ersten Blick. Doch als dann das erste kräftige, aber freundliche „Mahal, Olve!“ erklang, war das Eis gebrochen und sie musste schmunzeln. Noch nie hatte sie zuvor andere Völker als ihr eigenes gesehen. Auch einige wohl gesonnene Bhen hatte sie getroffen. Zwischen allen fanden sich immer wieder ein paar quirlige Hin oder Gnome. In den folgenden Sommern sollte sie ihre erste Lektion der Toleranz lernen. Es schien unglaublich, doch alle hier lebten friedlich miteinander.

Die entscheidendste aller Begegnungen war eine mit zwei anderen Kesir. Sie mochten beide etwa in ihrem Alter sein. Das Paar hatte sich ungewöhnlich früh gebunden, doch sie waren in einer ebenso ungewöhnlichen Art lebensbejahend, dass sie nicht anders konnte als immer wieder mit ihnen zu allen erdenklichen Festen und in alle Tavernen zu gehen, in die sie sie führten. Gilfaron hatte oft irgendwelchen Unfug im Kopf. Er mochte sie an eine Fee erinnern. Nuori war für eine Silberne sehr golden geraten. Sie mochte gar ein kleines Abbild Hanalis sein, zu der sie betete. Doch sie beide lehrten sie auch etwas, das ihr in all den Sommern auf Immerdar nie in den Sinn gekommen war, ihre Talente zu nutzen.

Gilfaron grinste eines Abends als sie etwas abseits des Treibens des Mittsommerfestes auf einer Wiese saßen. Sie hatte den ganzen Abend wie des öfteren nicht ein einziges Mal etwas vorgetragen.

[i]„Und du willst eine Evalindan sein? Die Bhen würden eher sagen, du bist ein Mauerblümchen.“ [/i]
Seine frechen Kommentare konnte sie ihm nie übel nehmen, denn sie klangen trotz allem nie verletzend oder bösartig.
Nuori ergänzte ihn eher wohlwollend:„Mae, …die Seldarin gaben dir eine Stimme. Warum nutzt du sie so selten? Man würde auch die Sterne nicht sehen, wenn sie nicht leuchten würden. Genauso kann nur eine Stimme gehört werden, die spricht oder singt.“
Über diese Worte musste sie einmal nachdenken, war ihr Nuori doch eine Schwester in Geiste vom ersten Moment an.

Sie brauchte sich tatsächlich nicht zu wundern darüber, denn sie war so zurückhaltend gewesen, dass dies bei Zeiten gar unsicher auf andere wirkte. Dabei wusste sie um ihr Talent, das ihr Großvater Raerwyn stets gefördert hatte. Sie würde es nicht länger ruhen und unerkannt lassen. Sie musste offener bekennen und zeigen was sie war. Als sie dies tat, wirkte alles umso leichter. Sie fand Gehör und war selbst zufriedener, je mehr sie ihre Liebe zur Musik mit ihren Geschwistern teilen konnte. Verse entschlüpften ihrer Feder manches Mal wie von selbst.


[color=#0000FF][i]Versunken in einer Traumwelt,
die Wahrheit noch für wichtig hält
In den Augen, Träume und Phantasien
die still zu mir herüberziehen.

Zarte Töne flüstern leise
laden ein, zur unbeschwerten Reise
Führen sanft zu ihrem Klang,
zur eignen Seele - mit Gesang

Und kurz nur einen Augenblick…
ist alles leicht; das Sein ist Glück[/i][/color]


Das Leben besteht aus Momenten, die man genießen und festhalten sollte, musste sie sehen. So sehr sie aus eine ernsthafte und nachdenkliche Seite hatte, so wollte sie nun auch den Künstler und Poeten erwachen lassen.
01.11.2008 18:10:30
Wächterin (#18212)
Elerina
[b][i]Wächterin [/i][/b]

So schön und lehrreich diese Zeit in Silbrigmond auch war…so viel sie hatte über andere Völker lernen können…so stieg eines Tages die Sehnsucht in ihr auf. Es war die Sehnsucht nach der Grünen Insel, nach dem Heim und der Familie, wenngleich diese auch wusste, dass sie dort glücklich und zufrieden war. Nur wenige Monde war sie daheim, konnte ihre neuen Erfahrungen mitteilen und ihre liebsten sehen. Doch Wehmut ergriff sie, als sie Lyali sah. Er war ein Sy’Tel’Quessir und ihr Menthor. Noch stiller war er geworden, doch er wirkte nicht unzufrieden. Seine Augen hatten noch immer das tiefe Braun, dass sie kannte. Doch es lag etwas Neues in ihnen. Schon mehrmals hatte sie gehört und gesehen, wenn der Ruf nach Arvandor einen Kesir erreichte. So sah sie auch die Mondsichel in Lyalis Augen. Sie nahm zu und schließlich fehlte nur noch ein unbedeutend kleines Stück zum Vollmond. Er ging eins Morgens in die Wälder, wenn die ersten Sonnenstrahlen das Land berühren und die Anbeter Rilifanes, zu denen er gehörte, beten ….und er ging von seinem Volk.
Für Isilyen war es im ersten Moment ein großer Verlust. Lyali war nicht nur eines jener Vorbilder, die sie zu dem werden ließen, was sie war, sondern auch jemand, der sie verstand und dem sie vertraute. Doch es war für sie kein ewiger Abschied, denn eines Tages würden sie sich wiedersehen – in den ewig grünen Wäldern von Arvandor. Gerade hatte sie sich mit diesen Gedanken getröstet, als Laanis, ihre Großmutter und eine Sternensängerin, eine Erkenntnis aussprach. Sie hatte ein letztes geleit für ihn gesprochen, aber sie konnte nicht spüren, dass er es auch angenommen hatte. Noch abwesenden Blickes sagte sie:

[i]„Seine Seele hat Immerdar verlassen, aber nicht Abeir Toril.“[/i]

Das musste bedeuten, dass er irgendwo in irgendeiner Form möglicherweise auf dem Festland umher wanderte. Sorge und Unruhe keimten in der Silbernen auf. Was mochte ihn dazu bewegt haben, hier zu bleiben? Wie mochte es ihm ergehen? Sie war und ist noch immer eine Wächterin des Mondbogens. Eine jener Waldläufer, die zu Sehanine beten. Sie glauben, dass es Tiere gibt, in denen die Seelen von Elfen schlummern, welche noch nicht nach Arvandor gegangen waren. Sie mochten Gründe oder Aufgaben haben, die sie davon abhielten. Und es war nun IHRE Aufgabe, Lyali zu finden und sollte er in einem dieser Tiere weiterleben, dann würde sie ihn schützen, auf das sein Leben ein natürliches Ende und er den sicheren und wohlverdienten Weg an die Seite der Seldarin finden möge.

[i]„Dies schwöre ich bei allen Bäumen Arvandors….“[/i], wisperte sie abschließend eines Nachts leise in den Wind; ein Zitat aus der Geschichte der Schlacht um Arvandor.

Doch es traf ihre Situation und ihre Gefühle gleichermaßen wie die des ursprünglichen Sprechers. Und sie wäre nur wenig später ziel- und planlos umhergewandert, nicht einmal wissend, wo ihre Suche beginnen sollte, wenn sie nicht ein vorerst letzter Ruf ihres Ordens ereilt hätte. Man erzählte ihr von jener Insel namens Amdir. Das Wort kam aus einem alten Dialekt, den meistens die Ältesten und die Gelehrten sprachen und bedeutete soviel wie „Hoffnung“. Es sollte dort bei Zeiten ein Ungleichgewicht zwischen natürlichen Wesen und unnatürlichen und gar unheiligen Kreaturen geben. Es war für sie an der Zeit, die ersten eigenen Aufgaben für die Wächter zu übernehmen. Sie sollte dort hinreisen und beobachten und eingreifen, wenn nötig. Sie versprach trotz ihres eigenen Ziels, dies zu tun und den Lebensraum ihrer dort lebenden Geschwister zu schützen. Auf einer Insel, die einen elfischen Namen trug, sollte es auch Kinder Corellons geben. Ihr Volk war ihr heilig. Geschwister im Blute, die durch dieses eine Familie waren, in der ein jeder dem anderen zur Seite stehen sollte.

So ging sie heim. Eine ausgiebige Erklärung für ihren erneuten Abschied folgte. Alle verstanden sie, wenn auch Talagan, ihr jüngster Bruder nur ungern Abschied nahm. Doch er hatte ein Verständnis und eine Weitsicht wie es kaum jemand in der Phase des beryn fin besaß. Sie alle sahen mit Stolz, dass sie Ziele hatte und diese dem Volk dienten. Vielleicht mochte es auch bei dem einen oder anderen unterschwellige Sorge geben, die sie jedoch zu jenem Zeitpunkt nicht bemerkte. Zu sehr beschäftigte sie das, was vor ihr lag. Sie sollte an einen Ort außerhalb Immerdars reisen. Und vielleicht könnte sie auch dort nach Lyali suchen, nach irgendeinem Weg, ihn zu finden oder einem Hinweis für seine mögliche Anwesenheit.

So begab sie sich auf das Schiff, das sie fort bringen sollte. Der raue Ton unter den Seeleuten machte sie vorsichtig. Nur sehr selten hörte man sie singen im Dunkeln, nur dann, wenn der Großteil der Besatzung und der anderen Gäste schlief. Schließlich erreichte sie den Hafen Amdirs. Einen langen Moment blickte sie auf den milchig-weißen Mondstein, den Ihr Vater ihr um den Hals gelegt hatte. Er hing an einer feinen silbernen Kette und hatte die Form eines Mondes. Ein Andenken an ihre Liebsten und zugleich eine Verbindung nach Immerdar. Sie vermochte sie so in Gedanken und im Herzen zu sehen, wann immer sie sich nach ihnen sehnte.
Dann blickte die junge Mondelfe umso entschlossener auf. Sie atmete noch einmal die salzige Meeresluft tief ein. Einmal streifte der Wind ihr Geschicht und spielte ein paar losen Haarsträhnen.
Sie nickte und zog nach höflicher Verabschiedung von dannen. Sogleich begab sie sich auf die Suche nach Geschwistern und fand ihre Stadt – jene mit dem Namen Elboria. Hier stolperte sie förmlich in eines ihrer regelmäßigen Treffen hinein. Auch vereinzelt lernte sie einige kennen. Sie wurde warm und freundlich willkommen geheißen. In ihr Erwachte etwas Neues wie auch alt Bekanntes: der Wunsch, der Gemeinschaft zu helfen und einen Platz in ihr zu finden....