11.10.2008 04:38:13 | Erinnerungen eines Elfen (#17139) |
Terminsel | Damals, vor vielen Jahren, weitab des Kontinents Fâerun, auf den idyllischen Weiden Immerdars, an den goldenen Stränden Leuthilspars oder den Tiefen Wäldern von Corellons Hain, gab es eine Zeit als Träume und Ideale noch Leitbilder waren. Leitbilder für eine Welt, entsprungen aus uralten elfischen Idealen und Träumen aus einer Zeit, die unwiederbringlich in die Geschichte eingegangen waren. Ja damals, als die alten Geschichten der Elfen noch der Grund waren, von großen Taten zu träumen… Inzwischen waren dies nichts weiter als Erinnerungen, hervorstechende Erinnerungen zwar, doch trotzdem nur Bilder der Vergangenheit. Er hatte eine unbeschwerte Kindheit durchlebt, gemeinsam mit seiner Schwester, die ihm noch heute so nahe stand wie niemand sonst, ihren fürsorglichen Eltern, Großeltern und engen Freunden. Besonders die Erzählungen des Großvaters Raerwyn über die alten Legende und Mythen des Volkes, aber auch die Erzählungen der Eltern, die lange Jahre die verschiedensten Landstriche Faerûns bereist hatten, banden seine Aufmerksamkeit und bestimmten seine jugendlichen Träume. Noch heute stahl sich ein leichtes, kaum merkliches Lächeln auf seine Lippen, wenn er an jene friedliche Zeit zurück dachte. Anfangs waren es Spielereien gewesen, etwa der heldenhafte Sieg Corellons über den grausamen Gruumsh und andere Heldentaten, inzwischen längst vergangener, großer Krieger des schönen Volkes, denen er nacheiferte. Die mehr als ausgeprägte magische Affinität des Vaters und die Schwertkünste der Mutter hatte er schon früh in sich zu vereinen gesucht. Beide Elternteile für sich, wurden so zu Vorbildern für ihn, wenn auch auf ihre ganz eigene Weise. Eines Nachmittags war es gewesen, als seine Mutter die Worte sprach, die ihn lange beschäftigen und schlussendlich seinen Weg prägen sollten. „Es scheint als hättest du deinen Weg bereits gefunden“ hatte sie gesagt, ohne das ihm bewusst war worauf sie anspielte. Ungewöhnlich lange saß er allein, in Gedanken immer wieder jene Worte wiederholend. Was konnte sie nur gemeint haben? Doch schon im Jugendalter war er zu stolz, sie einfach danach zu fragen. Er wollte es selbst herausfinden, wie er alles andere auch selbst zu ergründen suchte. Und schließlich, als ginge eine kleine Tür auf, die bislang verborgen war: Der Weg Corellons… der Weg dessen, der die Seinen seit jeher mit dem Leben schützte, dem all seine Kinder wie die eigenen waren. Mehr und mehr wurde ihm bewusst, mit welcher Vertrautheit er das Schwert führte ohne doch selbst je gekämpft zu haben. Es gehörte zu seinem Leben dazu, wie der Bogen zu dem seiner Schwester, wie die Magie zu seinem Vater und wie die Güte zu seiner Mutter, wie die enge Bindung und der unerschütterliche Glaube der ganzen Familie an die Seldarine. Aber die Wege des Schöpfers waren viele… welchem also sollte er folgen? Aufgrund der frühen Entscheidung, die er für sich getroffen hatte, sollte sein Weg kein gewöhnlicher werden. Es gelüstete ihn nicht nach Ruhm und Ehre, er wollte sein Leben schlicht in den Dienst dessen stellen, was die Seldarine seit vielen tausend Jahren beschützten, dem Volk der Elfen. Schon immer gab es viele Wege denen man folgen konnte um dies zu tun, der des Krieges, des Magiers oder auch des Wächters stellten lediglich einige wenige dar. Da waren die Adlerreiter, die Herren der Pegasi und über allen die letzten Drachenreiter Immerdars, die verborgen im Inneren der Grünen Insel weilten. Selten wurden sie gesehen und vielleicht stellten sie grade deshalb jenen beeindruckenden, an der Erhabenheit des Volkes keinen Zweifel lassenden, Eindruck dar, der im tiefsten Inneren die Gewissheit aufkommen ließ, ein kleiner Teil von etwas Ewigen zu sein. Teil eines Volkes, das in seiner Kunstfertigkeit, seiner Lebensweise, seiner Weisheit und seines Verständnisses, für alles Natürliche der Welt über allen anderen stand und so selbst die alten Drachen bezwungen hatte. Natürlich gab es Schönheitsfehler, kleine und größere, aber auch Mahnmäler in der Geschichte, doch würden sich diese niemals wiederholen, denn man hatte aus ihnen gelernt… zumindest die meisten. Doch sie waren nur ein Gewicht mehr an der Waage, die den eigenen Stolz begründeten. Denn stolz ist er schon immer gewesen, und war sich dessen auch immer bewusst. Er gehört zu ihm, wie das Schwert, wie die Magie, wie der Glaube… Unter allen Verteidigern Immerdars, stellten die Ritterorden Corellons schon immer ein ansehnliches Kontingent. Die erfahrensten von ihnen schützen nicht nur die Insel seit langem, auch die Königin selbst vertraut auf den Schutz ihrer besten und loyalsten Ritter. Die Klingen Sahandrians, die Schwerter der Seldarine, die Vallendár und die Ritter des Einhorns sind nur einige der Orden, die sich als Schild dem elfischen Leben verschrieben haben. So träumte auch er einst davon, irgendwann einmal einer von ihnen zu sein, sein Leben in den Dienst der Seldarine zu stellen. Für die Verhältnisse des Volkes, grade dem Kokon der Epiphanie entstiegen, trug er sein Anliegen den Obersten der Ritter des Einhorns vor, wie sein bester und engster Freund einige Jahre zuvor. Viele Prüfungen später schließlich, galt er fortan als Schüler in den Hallen des Ordens, ein erster Schritt auf dem langen Weg seines fortwährenden Lebens. In all den Jahren andauernder Lektionen in Kampf und Magie, reiten, Etikette und Aufopferung, kam es ihm nie in den Sinn, dass eines Tages der Moment kommen würde, da er nicht vorbereitet sein sollte auf das, was ihn erwartete. Stattdessen folgte er Jahr um Jahr leidenschaftlich seinem Weg, bis der Tag kam, da er zum Schwertbruder erhoben wurde. Wenngleich dies noch immer einen der untersten Ränge darstellte, so gab es doch keinen Tag der ihn so stolz machte wie dieser, in seinem jungen Leben. Der zweite Schritt ward getan, es sollte jener folgen, der ihn zu seiner ganz eigenen Prüfung führte. Schon lange waren die großen und prachtvollen Reiche der Elfen Vergangenheit, viele gerieten unter den kurzlebigen Rassen bereits in Vergessenheit. Nur zwei waren geblieben, doch es schien die Zeit gereift zu sein da das elfische Volk seinen Niedergang nicht länger hinnimmt. Mit einigen Schwertbrüdern und einem Ritter der sie anführte, stand die Reise zum alten Elfenhof bevor. Cormanthor, ein alter Name der Schrecken und Unbehagen hervorruft. Seit dem Rückzug aus dem einstigen Refugium, drängte ihr ärgster Feind an die Oberfläche und breitete sich seit Jahren beständig aus. Die Zeit diesem Treiben Einhalt zu gebieten war nun gekommen. Er fühlte sich bereit, fieberte ihr gar entgegen, der ersten Möglichkeit sich zu bewähren, ohne daran zu denken, welch Schrecken ihn und die anderen erwarten sollte… der Schrecken, den Kriege mit sich bringen und auf die sich vorzubereiten, niemals möglich ist. Bereits wenige Tage nach ihrem Betreten der Wälder folgten die ersten kleineren Gefechte, es waren lediglich menschliche Räuber, mehr der Gier ergeben als dem Kampf, und doch nur eine Vorstufe zu dem was noch folgen sollte. Nachts, zur Stunde tiefster Dunkelheit da die Gebete an Corellon bereits verstummt waren, erfolgte der Überfall aus dem sich eine wochenlange Jagd entwickeln sollte. Eine Jagd nach dem Blut der Vergeltung. Feige kamen sie, im Schutz des Dunkels, wie es nicht anders zu erwarten war, hofften die rastenden Krieger überraschen zu können. Es kam anders, denn vorsichtig waren seine Schwertbrüder und er geworden, seitdem sie die Grenzen des Waldes passiert hatten. Ein erbitterter Kampf entbrannte in dieser Nacht, zwischen den Corellon treu ergebenen und ihren gefallenen, zu entstellten Fratzen verzerrten, Vettern. Erst im Morgengrauen fanden die Kämpfe ihr Ende. Die Drow hatten ihren allzu leichtfertigen Angriff teuer bezahlt, so dass ihre Todesschreie noch immer in den Gedanken der Krieger widerhallten, doch auch zwei der Ihren waren zu Opfern des ewig währenden Krieges geworden. Reglos lagen sie am Boden, die Augen aufgerissen als seien sie im Kampf mit dem Tod erstarrt. So sehr lastete ihr Verlust auf den siegreichen Kämpfern, dass sie in den folgenden Wochen keine Ruhe fanden und blutige Rache schworen. Ein jeder von ihnen sollte erst ruhen, wenn die Mörder an ihren Gefährten das gleiche Schicksal geteilt hatten. So begann die Jagd, die nach vielen Wochen ihr Ende mit dem Tod des letzten Drow fand, der dem Überfallkommando angehört hatte. Die Tage der Trauer, die nun folgten, hatten ihn schließlich für immer verändert. Vorbei waren die Tage des Glaubens, dass jedem Kampf der Sieg folgte… denn welche Freude sollte er bringen, wenn er mit dem Blut treuer Freunde erkauft wurde? Stille Zweifel sollten folgen. Und mit den Zweifeln, kam die Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass jeder Krieger mit einem Teil seiner selbst dafür bezahlen musste, was ihn zu dem machte, was er hoffte zu sein. Der Glanz schwand langsam und die harte Realität hielt Einzug in seine Gedanken. Der Krieg war nichts, das man erlernen konnte, vorbereiten kann man sich auf ihn, doch niemals vorhersehen welche Schrecken er mit sich bringt. Jene die gefallen waren, hatten weitaus mehr Erfahrung im Kampf gehabt, ihre Magie war stärker als die seine und dennoch war nicht er es, um den nun getrauert wurde. Irgendwann einmal würde der Tag kommen, da auch er zu jenen gehören würde die man betrauert, jene die ihr Leben für das ließen, dass die Seldarine seit Jahrtausenden beschützten und das auch er zu schützen geschworen hatte. Irgendwann… Nahezu jede Nacht trugen ihn seine Träume seitdem zurück nach Cormanthor, wo er zum ersten Mal erlebt hatte was heißt, ein Krieger zu sein. Zwar waren die Schrecken seitdem gewichen, doch wohnten Trauer aber auch Zorn noch immer in seinem Herzen. Er wusste nicht ob Corellon auf ihn herab sah, wie sehr er sich auch Beistand gewünscht und erbeten hatte, sie blieben unerhört. War dies der dritte Schritt auf seinem Weg? Musste er erst jene Gefühle überwinden, die tief in seinem Innersten an ihm zehrten, um zu reifen? Seine Schwester hatte ihm bereits geholfen wieder in die Zukunft zu sehen, nicht in der Vergangenheit zu verharren, die Briefe an ihren jüngeren Bruder halfen ihm bisweilen die geschlagenen Wunden zu kurieren und auch der stille Frieden in Elboria zeigte langsam Wirkung auf seine aufgewühlten Gedanken. Verschwinden aber würden sie nie, ein Leben lang würden Tahlzair diese Erinnerungen begleiten… wie Narben, die stets das zeigen, was wir einst erlitten. |
24.10.2008 10:56:02 | Ein Geschenk (#17783) |
Terminsel | Die Nacht, da er Kaethavel und Silivren in die Hallen der Seldarine gefolgt war, neigte sich langsam dem Ende zu. Nur schwach glitzerten die ersten Funken des neuen Tageslichtes am Horizont, als Tahlzair seinen Weg nahm die Hügel Elborias zu erklimmen. Hinauf zu jener Stelle, wo der Wasserfall den Gesetzen der Natur folgt und den Fluss speist, der auf dem letzten Abschnitt seines Laufs durch Elboria rinnt. Eben dort ließ er sich nieder, oberhalb der Geschäftigkeit des neuen Tages. Noch immer trug er das Kettenhemd am Körper und nunmehr zwei Klingen mit sich, kaum noch spürte er das Gewicht der kunstvoll aneinander gereihten Kettenglieder nach all den Jahren. Die beiden Klingen hingen gemeinsam an seinem Waffengurt, für den Moment zumindest war es eine gute Lösung doch würde er sich bald entscheiden, welche er auf dem Rücken und welche an der Taille ihren Platz finden würde. Sein Blick wanderte hinab auf die Klinge Gil. Er hatte sie noch immer nicht blank gezogen, denn in den Hallen der Seldarine, einem Ort tiefsten Friedens, hatte eine blank gezogene Waffe keinen Platz. Doch nun, nachdem ihn die Klinge einige Stunden begleitet hatte, erfasste er erneut ihren Griff. Das Licht der Sonne traf sein Gesicht in dem Moment, da das Schwert in einer einzigen formvollendeten Bewegung aus der Scheide glitt. Ein kaum wahrnehmbarer Schleier aus feinen Eiskristallen folgte der Bewegung. Sorgsam betrachtete er das Schwert in seiner ganzen Kunstfertigkeit, vom Knauf über den Griff und die Parierstange, bis hin zum Ende der Klinge. Überall spiegelte sich wieder, woran er zutiefst glaubte und es erfüllte ihn mit Stolz eine solche Klinge zu tragen, sie zum Wohl des Volkes zu führen. Kaethavel hatte ihn auf eine Weise geehrt, die ihm bislang fremd war. Ungewöhnlich viel Zeit hatte es ihn gekostet, die richtigen Worte zu finden um seinen Dank auszudrücken und alle drei hatten dies zweifelsohne bemerkt. Es war ein Geschenk gewiss, doch mit den Worten, mit denen er es erhalten hatte wurde ihm bewusst, dass es eine weit größere Bedeutung haben würde. Man schenkte ihm, wie auch Isilyen Vertrauen. Und dies bewegte ihn weitaus stärker, als das geschenkte Gil. In einer ausholenden Bewegung führt er die Klinge in einer Kreisbewegung über den Kopf und lässt sie darin enden, dass er sich die Parierstange in kurzer Entfernung vor das Gesicht hält. Das Gewicht der Klinge fühlend, wie jeden einzelnen Muskel in dem Arm der sie trägt. Die Ehre die ihm durch die Klinge verliehen wurde, war ihm doch bedeutend weniger wichtig, als das Vertrauen das ihm gleichermaßen zu Teil wurde… denn Ehre für etwas zu empfangen, das einen Teil des eigenen Selbst darstellt entsprach nie dem Weg dem er folgt. Seinen Blick gen Himmel richtend, dorthin wo die Mondscheibe langsam verblasste, zeichnete sich ein Lächeln auf seinen Lippen ab. Denn noch etwas anderes hatte den Eingang in sein Bewusstsein gefunden. Niemandem außer Isilyen hatte er bislang erzählt was er im Cormanthor erlebt hatte, welche Träume ihn heimsuchten, in welcher stillen Trauer sein Herz schlug. Dennoch schien es nun, als hätte er neuen Trost von jenen erfahren die am wenigsten davon wissen konnte. So hatte Corellon seine Bitte doch erhört. Das erst eine Geste nötig war, die ihn sich dessen bewusst werden ließ, beschämte ihn. Demütig sank sein Haupt, als er begann dem Schöpfer der Elfen zu danken. |
09.11.2008 01:34:34 | Ein neues Licht (#18615) |
Terminsel | Der Abend der Geschichten war vorüber gegangen. Lange hatten die Elfen und ihre Gäste beieinander gesessen, den erzählenden Worten gelauscht und das Miteinander genossen. Einige Stunden war dies her und noch immer saß Tahlzair im Hain der silbernen Tränen. Er war zurück geblieben als die anderen längst gegangen waren, allein. Dort saß er am Ufer des Sees, der im sanften Mondlicht silbern glitzerte, der Blick entrückt auf das Wasser gerichtet. Vieles ging ihm durch den Kopf, durchwirbelte seine Gedanken, brachte sie in Unordnung und es fiel ihm schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Plötzlich schmerzte die Verletzung am linken Arm und riss ihn Unsaft zurück in die Gegenwart. Unwillkürlich griff seine rechte Hand an den linken Oberarm. Längst war der Knochen verheilt, hatte sich die Muskulatur wieder gefügt, war die Haut unversehrt wie eh und je. Sogar die Schwellung war inzwischen nahezu völlig abgeklungen. Dennoch schmerzte die einstige Wunde bisweilen noch immer als wäre sie frisch geschlagen. Etwas war geschehen in jener Nacht, als ihn der mächtige Hieb des Ogers traf und seinen Schildarm traf… die Schmerzen schossen durch den Arm und die Schulter als wäre er glatt durchtrennt worden. In Gedanken hörte er den Schild zu Boden fallen, das metallische Scheppern als er aufschlug, den knirschenden Dreck als sein Knie den sandigen Boden traf. Mit einmal mal fühlte er sich zurück versetzt in jene Nacht, durchlebte sie erneut als wäre sie real. Dort sah er sich selbst knien, besiegt, auf den letzten Hieb wartend, der ausblieb. Die Kreatur, die ihn selbst um das nahezu Doppelte überragte, blutete aus zahlreichen Wunden, tiefe und weniger tiefe Schnitte, viele von ihnen schwarz an den Rändern. Die Klinge Gil hatte ihre Aufgabe erfüllt, jede Verletzung die sie zugefügt hatte, verbrannte die Wunden zusätzlich durch Eis. Wieder knirschte der Sand als er sich aufrichtete. Der Schmerz war in diesem Moment nicht mehr als ein dumpfes Pochen in seinen Adern, schneller schlug sein Herz als das Adrenalin in das Gehirn schoss und die Kraft der Verzweiflung erwachte. Ein Schritt nach vorn, ein Sprung, ein grader Stoß auf die Brust… gefolgt von einem überraschten Röcheln. Mit einem Ruck befreite er die Klinge aus der vereisten Wunde und der mächtige Oger schlug schwer auf dem Boden auf. Corellon hatte seine Hand über den jungen Krieger gehalten, ihm die Kraft geschenkt in diesem Kampf zu bestehen, doch noch etwas anderes hatte ihn ergriffen… Wenig elegant schleppte er sich aus der Höhle nachdem er seinen schwer beschädigten Schild aufgenommen hatte. Die schützende Magie umgab ihn noch immer, als er in das fahle Mondlicht hinaus trat. Er spürte die Veränderung in seinen Zaubern, wie die Magie seiner Kontrolle entglitt, wirre Formen annahm und sich verselbstständigte. Sein Körper war in diesem Moment zu schwach, um die Kontrolle zurück gewinnen zu können. In einem wilden Wirbel tobten seine Zauber um ihn herum, ungreifbar, unkontrollierbar, unberechenbar. Machtlos sank er auf die Knie. Die Wirkung des Adrenalins ließ nach. Der Schmerz, mit all seiner unerbittlichen Härte, kehrte zurück. Seine Augen blickten wieder auf den See der silbernen Tränen. Jene Nacht war noch nicht lange vergangen und doch hatte sie bereits tiefe Eindrücke hinterlassen. Der zeitweise Verlust über die arkanen Ströme war inzwischen nicht mehr auf die körperliche Schwäche zurückzuführen, denn er war nahezu wieder im Vollbesitz seiner körperlichen und geistlichen Kraft. Und doch geschah es noch immer, während des Geschichtenabends hatte er es wieder gespürt. Die Illusionen waren kraftraubend, wie es jede Art der Magie war, doch zehrten sie stärker an ihm als sonst. Am weitaus schlimmsten aber wog, dass er nicht zu erklären vermochte was mit ihm geschah. Nur mit stärkster Anstrengung gelang es ihm zeitweise die Kontrolle, die Konzentration, aufrecht zu erhalten… bis zum nächsten Ansturm. Seine Gedanken wechselten die Richtung als er im spiegelglatten Wasser des Sees das Himmelszelt sehen konnte. Die Sterne funkelten im Wasser ebenso wie am Firmament. Wie gebannt sah er auf die Oberfläche des Sees und er musste an zwei andere Sterne zurückdenken, jene beiden warmen Augen die für ihn heller zu leuchten vermocht hatten als alles andere. Sternensaphire hatte er sie genannt. Immer wieder hatte er in sie hinein gesehen und zumindest für kurze Momente alles andere vergessen können. So kurz war die Zeit gewesen, in der sie sich in seinen Erinnerungen eingebrannt hatten, unwiderruflich, unauslöschlich. Trauer ergriff sein Herz. Dieses eine Mal würde er sie nicht unterdrücken… und so schlossen sich seine Augen. Unbewegt wie eine Statue saß er dort am Ufer, in silbernes Licht gegossen. So fielen jene Tränen kaum auf, die ihren Weg durch die geschlossenen Lieder fanden, und langsam über seine Wangen rannen. Der frühe Morgen graute als er sich zum ersten Mal wieder regte. Die ersten Vögel sangen ihre morgendlichen Lieder und er öffnete die Augen wieder. Klein waren die goldenen Sprenkel geworden, das sonst so klare weiß gerötet. Noch immer umfing die Trauer sein Herz, doch war ihre Umklammerung schwächer geworden. Nun da jene Tränen, lange unterdrückt, endlich geflossen waren fühlte er sich befreiter. Dennoch war er sich bewusst, dass jeder Gedanke an sie für den Rest seines Lebens mit dieser Trauer einhergehe würde. Sollte er sich nicht vielleicht gerade deshalb an sie erinnern? Als Erinnerung an das wofür er lebte? Was er sein wollte, zu werden hoffte? Ein Nicken, kaum merklich für sich selbst. In diesem Moment traf er für sich eine Entscheidung, eine weitere die sein Leben begleiten würde. Still lächelte er in sich hinein. Jene beiden Sternensaphire waren verloschen, ein neuer würde erstrahlen. Er würde sie nie ersetzen können, doch das sollte er auch nicht. Pflichtbewusstsein hatte sie getrieben, Pflichtbewusstsein würde ihn treiben. Ein Sternensaphir als Erinnerung an die Worte, an die sie ihn immer wieder erinnert hatte: [color=#000080][i]„Mit dem Schwert zu leben, bedeutet durch das Schwert zu sterben. Vor allen anderen sollt ihr unser Volk schützen, euer Leben in die Waagschale für jene werfen die euch anvertraut sind. Dies ist der Schwur der euch abverlangt sei.“[/i] [/color] Und wo wären diese besser aufgehoben als an seinem Schwert… Den Entschluss, die Klinge Gil neu zu schmieden, hatte er bereits länger gefasst. Nicht weil sie seinen Ansprüchen nicht genügte, nicht weil er die Kunst nicht schätzte die sie geschaffen hatte und auch nicht weil sie jemand anders für ihn geschaffen hatte. Nein, um sie an ihn anzupassen, um sie zu einem Teil seiner selbst werden zu lassen. Und zu ihm, wie fortan auch zu der Klinge sollte, gehörte ein Sternensaphir. |
16.11.2008 00:52:10 | Glormegil'icurano (#19016) |
Terminsel | Tahlzair trat aus der Schmiede heraus, den Hammer seines Handwerkes in der linken Hand, ein gescheidetes Schwert in der anderen. Er war zufrieden, entkräftet aber zufrieden. Der Tag neigte sich dem Ende und die Sonne verschwand langsam hinter den herbstlichen Hügeln. Die letzten Sonnenstrahlen trafen sein Gesicht, als er sich unweit der Schmiede einen Platz am Ufer des Blauen Arms suchte. Noch immer zog es ihn an die Ufer eines Gewässers wenn er nachdenken wollte, ganz gleich ob es nun die weißen Strände Leuthilspars waren oder das grüne Ufer eines Flusses. Den Hammer neben sich legend, zog er das Schwert auf seinen Schoß. Nur wenige Tage waren vergangen seit er seinen Entschluss gefasst hatte, einen Entschluss gebunden an einen Namen der Vergangenheit. Das Ergebnis lag auf seinem Schoß, nach so kurzer Zeit. Hatte er es überstürzt? Nein… vielleicht doch, es war nicht wichtig. Letztlich zählte, dass sein Vorhaben erfolgreich gewesen war, nichts anderes. Delia hatte großen Anteil daran, vielleicht gar ohne es zu wissen, doch ebenso Kaethavel und Silivren. Das er dort, wo Delia ihn wegen der Ader goldenen Erzes hingeführt hatte, zugleich auch einen Sternensaphir fand konnte kein Zufall sein. Es musste vorherbestimmt gewesen sein, ebenso das er diesen in Gegenwart der Goldschmiedin fand, die er darum bat einen passenden Schliff zu wählen als er ihn ihr anvertraute. Nun gab es lediglich noch zwei Dinge für ihn zu tun, darauf warten das Delia den Sternensaphir veredelte und das Gespräch mit Silivren und Kaethavel zu suchen. In eben dieser Reihenfolge sollte es geschehen und so entschied er, die Zeit des Wartens damit zu verbringen sich noch einmal jeden Schritt seines Vorhabens ins Gedächtnis zu rufen. Zuerst musste er den goldenen Barren wieder einschmelzen, flüssig werden lassen so das er frei darüber verfügen konnte. Danach würde die Klinge Gil vorsichtig erhitzt werden, bis kurz vor jenen Punkt da sie zu glühen beginnt. Der weitaus schwierigste Teil sollte dann folgen. Mittels Magie musste er kleine Perlen des flüssigen Goldes über der Klinge rinnen lassen. So sollte das Blatt ein letztes Mal versiegelt werden, jede noch so geringfügige Unebenheit verschwinden und das Metall härten, ohne das er mit Schlägen des Hammers die kunstvollen Verzierungen zerstörte. Sollten seine Arbeiten verlaufen wie gedacht, würde er nach dem Versiegeln das Metall abkühlen lassen und sich dem Knauf zu wenden. Einen neuen hatte er bereits fertig gestellt, einzig auf die Größe des Sternensaphirs musste er noch angepasst werden. Die beiden Hälften der Mondsichel würden den Stein dann umschließen und ihn dort festhalten, ein kleiner Tropfen Harz würde den Stein zusätzlich fixieren. Sobald dies alles geschehen war, würde er die Waffe wieder zusammensetzen. Zu guter letzt sollte die alte Rune erweitert werden, um die der Klinge inne wohnende Magie zu stärken. Mit diesem letzten Schritt, würde seine Arbeit enden und ihr Ergebnis im besten Fall ein erstarktes Schwert sein, geprägt von der Schönheit des einstigen Gil, doch noch tödlicher für all jene die sich gegen die Tel’Quessir stellen würden. Ebenso wichtig wie das Gelingen der eigenen Arbeit war ihm auch die Zustimmung Silivrens und Kaethavels. Sie waren es, die ihm durch Gil Vertrauen geschenkt hatten und sie sollten es sein, deren Meinung über sein Vorhaben entschied. Denn er sah ein Geschenk in der Klinge und als dieses ehrte er sie. Würde sein Vorhaben misslingen und die Klinge unbrauchbar, so sah er das ihm geschenkte Vertrauen seinerseits als befleckt und dies wollte er nicht auf sich nehmen. Zudem ihm die Meinung der beiden inzwischen wichtig war, nicht umsonst hatte er sie als das Herz der Gemeinschaft betitelt. Umso befreiter wurde er durch die Worte, die beide für ihn fanden. Dank ihrer Zustimmung konnte er schließlich befreit an die Arbeit gehen. So war es inzwischen geschehen. Die Arbeit vollbracht, das Vorhaben geglückt, das Ergebnis auf dem eigenen Schoß liegend. Den ganzen Tag hatte es gedauert, ständige Konzentration und äußerste Anstrengung gekostet. Nun aber war es geschafft. Das Schwert Gil erstrahlte in neuem Glanz, nicht mehr nur golden war seine Klinge, sondern von einer Färbung die mit dem Lichteinfall heller oder dunkler wurde. Die magische Kälte veränderte ihr Antlitz stets aufs Neue durch unzählige Eiskristalle die sich über das Blatt zogen. Langsam erhob sich Tahlzair wieder vom Ufer, er mochte ermattet sein, aber nur ein erster Klingentanz vermochte zu zeigen ob die Balance der Waffe erhalten geblieben war. Sein Weg führte ihn wieder einmal hinauf in die Hügel Elborias. Dort in der Stille der hereingebrochenen Nacht, begann er wieder einmal jenen Tanz den er hoffte eines Tages soweit perfektioniert zu haben, dass er sich Klingensänger nennen durfte. Der erste Schritt auf seinem Weg war ihm geglückt und hatte ihn dazu ermutigt ihm mit noch mehr Elan zu folgen. Nicht mehr lange mochte es für elfische Verhältnisse dauern, da sich ihm das Geheimnis des Klingensanges offenbarte. Von dieser Überzeugung gefesselt vollführte er jeden Schritt, jede Bewegung seiner Arme, jede kleinste Anstrengung… und einem Namen auf den Lippen… Siavel’tria. |
01.12.2008 13:40:07 | Aw: Glormegil'icurano (#19905) |
Terminsel | Dahin gegangen waren die Tage seit dem letzten Treffen der Gemeinschaft wie ein einziger und noch immer hatten sich seine Gedanken keineswegs beruhigt. Von Wut und Zorn getrieben hatte er das Treffen vorzeitig verlassen, denn er wollte vermeiden das sich jene Gefühle den Weg auf Antlitz bahnten. Zu stolz war er, sich die Blöße zu geben. So war er gegangen, hinter sich seine Schwester wissend, doch für die folgenden Stunden nicht imstande Worte zu finden, um sie nach ihren Beweggründen zu fragen. Es war nicht das erste Mal, dass seine Ansichten entschiedener, unbarmherziger waren als die vieler anderer. Sie allen folgten unterschiedlichen Pfaden, so war es nur verständlich wenn ein jeder stets seinen Weg suchte ein Ziel zu erreichen. Erschüttert jedoch hatte ihn, dass nun ein gänzlich anderes Ziel am Ende ihrer Wege stand. Die harten Gesetze der Grünen Insel mochten hier nicht gelten, dessen war sich bewusst, doch das sie nun auch die althergebrachten Regeln nicht umsetzen wollten entzog sich seinem Verständnis. Blut wurde mit Blut vergolten, erst Recht wenn sich etwas menschlichen Ursprungs anmaßte, elfisches Blut zu vergießen. Erbarmungslos hätte die Mörderin gejagt werden sollen, bis es nichts mehr gab das je an sie hätte erinnern können. Stattdessen entsagten plötzlich jene dem Blutschwur, die an als erste auf den Lippen getragen hatten. Er konnte es nicht verstehen, selbst als er sich darum bemühte. Was hatte sie dazu veranlasst in ihrem Denken umzuschwenken? Hatte Angst ihre Herzen ergriffen? Oder war es gar Leichtsinn, dass sie dachten es würde nichts mehr geschehen? Dachten sie vielleicht sogar das jener Dornengeist nun seinen Blutdurst gestillt hatte? Unweigerlich musste er den Kopf schütteln. Wer war er sich anzumaßen so über die anderen zu urteilen, selbst wenn dies nur in Gedanken geschah? Ohne jeden Zweifel würde er gezielt danach fragen, was sie zu ihrem Umdenken veranlasst hatte. Und erst mit ihren Antworten, würde er im stillen ihr Handeln einschätzen können. Doch würde dies sein eigenes Urteil keineswegs beeinflussen. Isilyen hatte jene Worte die sie gehört hatte widergegeben, so gnadenlos die Mörderin verfahren war, so gnadenlos sollte ihr gegenüber zu treten sein. Blut mit Blut. Denn ganz gleich, ob man den Dornengeist nun jagte oder von der Jagd abließ, es würde weiter das Blut der Elfen Elborias fließen. Eine Jagd nach ihr jedoch konnte das Risiko einschränken, sie zu verschonen würde weitere Unschuldige treffen. So gab es für Tahlzair nur dies eine Urteil und es sollte rot bleiben, blutrot. ((OOC: Es soll angemerkt sein, das es hier nur um Ansichten des Charakters geht, ich will mir keineswegs anmaßen RP Tode zu fordern.)) |
01.01.2009 15:28:26 | Ein Abschied (#20993) |
Terminsel | Unerwartet erreichte ihn ein Brief, dessen Siegel er nur zu gut kannte. Warum schon nach so kurzer Zeit? Was nur konnten sie bereits jetzt von ihm wollen? Eine leise Ahnung breitete sich aus und so ließ er den Brief mehrere Tage versiegelt liegen. Denn auch ohne ihn zu öffnen, hoffte und fürchtete er gleichermaßen, was ihm das Pergament offenbaren würde. Die Tage strichen dahin, doch er fand keine Ruhe ob des ungeöffneten Briefes denn er wusste, dass er Elboria verlassen würde, wenn er das Siegel erst gebrochen hatte. Weite Kreise zogen seine Gedanken, bis zurück nach Cormanthor, wo all dies begonnen hatte. Es könnte enden, die Schande getilgt werden... vielleicht. Gleichzeitig jedoch, würde sein Weg auf Amdir enden und sein Pfad sich wieder von jenem teilen, dem er gemeinsam mit Isilyen gefolgt war. Andererseits, was hatte er vermocht seit er auf der Insel verweilte? Nicht weniges hatte er in der kurzen Zeit gelernt, aber deswegen war er nicht hierher gekommen. Schließlich war ihm schnell bewusst geworden, dass er in seinem noch jungen Alter, getrennt von seinen Schwertbrüdern und Schwestern, nicht viel auszurichten vermochte gegen das, was diese Insel heimsuchte. Ein um das andere mal hatte er sich angehört was für Sorgen und Nöte es gab, doch sie zu lösen war ihm nicht vergönnt gewesen. Vielmehr erschien es ihm, dass er nur im Weg stünde mit seinen Ansichten. Denn verhehlen konnte er nie, dass er in seinem Handeln und seiner Denkweise so anders war als sie. So entschloss er sich letztlich das Siegel zu brechen und las den Brief. Nachdem er fertig war rollte er das Pergament zusammen und blickte auf die Wand vor sich. Zwölf Zehntage nach Erhalt des Briefes sollte er im Chondalwald eintreffen... einer war fast vorbei, es blieben noch elf. Nicht viel für eine unvorbereitete Reise dieser Länge. Seine linke Hand ballte sich zur Faust. Kein Wort über ihr Versagen hatte den Weg auf das Pergament gefunden, was hatte dies nur zu bedeuten? Der Zeitpunkt der Entscheidung war gekommen, sollte er bleiben oder dem Ruf folgen? Doch wenngleich sich sein Herz dagegen sträubte, in Gedanken wusste er was er zu tun hatte. Denn er hatte einen Eid geschworen und sich damit gewisser Freiheiten selbst beraubt. Die Zeit zu Gehen war gekommen. Die einzig ungeklärte Frage blieb das Wie. Auf seinem Lager sitzend dachte er darüber nach, wie sich der Tag seines Abschiedes gestalten würde und schließlich fasste er den Entschluss, dass sein Abschied kurz sein sollte. So packte er seine wenigen Habseligkeiten zusammen und widmete sich den wenigen Vorbereitungen die er noch treffen konnte. Am Abend der Zusammenkunft schließlich, wollte er seine Entscheidung bekannt geben. Doch sollten sie zuerst jene Anliegen besprechen, die in Zukunft nicht mehr die seinen waren. Als sie geendet hatten, erhob er sich endlich und sein Herz wurde ihm schwer, denn auch Isilyen wusste noch nichts von dem, was nun folgen sollte. Er verkündete seinen Abschied und warum er so handeln musste. Für sie alle kam dies überraschend wie er ihren Gesichtern entnehmen konnte, doch wollte er es schnell hinter sich bringen. So sprach er, dass er scon am Aben desselben Tages Elboria und Amdir verlassen würde. Für wie lange konnte er selbst nicht sagen. Um sich niemandes Fragen auszusetze, verabschiedete er sich wenig später. Einzig Isilyen wollte er an seiner Seite haben als er zum Anlieger ging. Das schwerste an seinem Abschied folgte, denn, wenngleich seine Zwillingsschwester seinen Schutz schon lange nicht mehr benötigte, es fiel ihm schwer sich von ihr zu trennen, war sie doch immer schon ein Teil von ihm gewesen. Worte des Abschiedes folgten und lange umarmten sie sich mit dem Versprechen, eines Tages erneut zu finden. Schließlich betrat Tahlzair das Schiff, dass ihn fortbringen würde. Noch lange sah er vom Heck des Schiffes zurück zu dem Anlieger, an dem Isilyen ihm nachsah. Selbst als er sie nicht mehr sehen konnte, wandte er den Blick nicht ab... denn er wusste nun, dass ihr Wiedersehen nicht auf Amdir sein würde. Was immer Sehanine für ihn bereit hielt, er würde dies Eiland nichtmehr betreten. |