27.07.2008 12:10:10 | Im Inneren des Feindes (#14129) |
Grauherz | Sanft funkelte das Licht der Sterne auf dem Glas der Phiole als sie sie langsam in ihren Händen drehte und wendete. Wie so oft in den letzten Tagen und Wochen seid sie sie von ihrem kleinen Bruder erhalten hatte. Doch anders als all die vorherigen Male war die farbige Nebel der die Phiole gefüllt hatte nun leer. Nichts weiter als ein Glasbehälter. Und doch würde sie ihn nicht fortwerfen. Es war ein Geschenk gewesen ...ein Geschenk welches ihr viele Geheimnisse verraten hatte. Mit einem langsamen Ausatmen lehnte sie den Kopf zurück gegen die Felsen hinter sich und richtete den Blick hinauf zum Nachthimmel, welcher sich wie Samt über ihr wölbte. Ob Tinu gewußt hatte wohin der Nebel sie bringen würde? Hatte er ihr deshalb jene Phiole gegeben um ihr die benötigten Antworten zu geben? Ein kleines Lächeln erwachte auf ihren Lippen und sie umschloß das so zerbrechlich wirkende Glas vorsichtig mit ihren Fingern. Natürlich wußte er es. Nachdenklich richteten sich ihre Augen zum Horizont hinüber, hin in jene Richtung wo in weiter Ferne sich die düstere Insel irgendwo aus den Fluten des Meeres erhob, welche Valvec beherbergte. Und ihre Gedanken richteten sich auf jene Erlebnisse, die sie so überraschend am gestrigen Tage dorthin geführt hatten. Sie senkte den Blick wieder auf die Phiole hinab. Oder eher, wohin jener Nebel ihren Geist geführt hatte um ihr zu zeigen und zu helfen während ihr Körper nahe Elboria zurückblieb. Ihr die Vergangenheit des Dornengeistes zeigend, welche so scheinbar hilflos am Rande des Vulkans gelegen hatte. Und sie... Ein Schauer rann durch ihren zierlichen Leib als sie an jenen Moment dachte als sie sich aufgelöst hatte um in Minervas Geist einzudringen, um zu sehen, zu hören und zu verstehen. Und sie hatte so vieles gesehen. Grausamkeit und eine verquere Form der Liebe. Verrat und tiefe Trauer. Wahnsinn und ein solch durchdringendes Böses, das es sie selbst in ihrer Geistform hatte erzittern lassen. "Wie können sie innerhalb solches Verrats leben?" wisperte sie zu sich selbst und sie strich mit einem Finger über den weichen Bauch des kleinen Glasbehälters. Und es war mehr eine Geschichte, eine Vergangenheit des Verrats gewesen als alles andere. Und ein stetig bindendes Glied war jene Rüstung, jener verfluchte Gegenstand. Ein Gegenstand, von sie nun ahnte das er von jener Succubi Aditu erschaffen worden ward um Qual und Verrat zu bringen. Wieder sah sie vor ihrem inneren Auge das Bild der fallenden Mutter des Dornengeistes aufflackern, durchbohrt von ihrer eigenen Rüstung nur weil sie eine Hand nach der Hoffnung ausgestreckt hatte, die ihr ihre Stiefschwester dargeboten hatte. Es durfte keine Hoffnung geben für jene in der Dunkelheit wie es schien. Ein freudloses Lächeln zog sich über ihre Lippen. Und weiter war es gegangen mit Lüge und Verrat als Aditu die Rüstung weitergab an den Dornengeist, welcher nun geboren ward. Und gestorben? Stirnrunzelnd atmete sie tief durch. Sie war nicht sicher. Sie durfte nicht sicher sein obwohl sie den Dornengeist hatte fallen sehen auf gleiche Weise wie ihre Mutter, hinunter in den Vulkan als die Rüstung die Entscheidung für sie traf, die Silivren ihr überlassen hatte als sie sie am Rande der Schlucht mit ihren Ranken festhielt. Die Rüstung hatte den Tod des Dornengeistes gefordert, vielleicht um erneut einen Träger zu finden. War sie vielleicht wieder von der Succubi hervorgeholt worden? Sie wußte es nicht. Deshalb durfte sie sich des Todes ihrer Feindin niemals sicher sein. Langsam erhob sie sich und warf einen letzten Blick zum Himmel, entschlossenheit in den tiefgrünen Augen schimmernd. Sie wußte es nicht, aber was sie wußte war, das sie stärker wurde, das ihr Geist leichter mit der Lebenskraft der Natur in Verbindung zu treten vermochte. Das Silvanus so nah war wie nie zuvor in ihrem Leben, das es nur noch wenige Schritte für sie zu einem völlig neuen Weg waren. Erneut atmete sie tief die frische Nachtluft ein, bevor sie sich abwandte um ihre Schritte gen Elboria zu lenken. Und irgendwie ahnte sie tief in sich auch das der gestrige Tag nicht ihre letzte Begegnung mit dem Dornengeist gewesen war... |