Zurück zu "Valgard [RP - Forum]"

01.03.2021 19:30:48
[Wer sich berufen fühlt] Das neue Gesicht (#128961)
Daanik
[b]Im Lazarett[/b]

Angekommen wie ihm beordert, meldete sich der Neuankömmling Per Clasen zum Dienst im Hospital, zugehörig der heiligen Hallen zu Tyrannos.

Dort sprach er den ersten besten Bediensteten an, um sich vorzustellen. Um die Sache kurz zu machen, den Ablauf zu vereinfachen, zählte Per gleich auf was in seinen Fähigkeiten liegt. Verbände wechseln, Bettpfannen leeren, gleichfalls säubern, leichte Wundverpflegung, Essen zu Bett bringen, Leute waschen, umkleiden, einfach eine helfende Hand in Dingen wo man eine benötigt, soweit reichte sein Repertoire in der Heilkunde.
Man müsse deutlich und klar verständlich sprechen, merkte er an. Dann sei es ihm möglich zu helfen. Gedanken lesen kann er nicht und falls ein ihm übertragener Auftrag nicht befriedigend erfüllt worden sei, dann werde er sich doppelt so viel anstrengen, um der Sache Genüge zu tun. Ach so, Wasser aufsetzen und einen Kräutertee kochen geht auch noch. Kamille wenn man den Magen beruhigen möchte, Holunder bei schleimigen Auswurf und rasselnder Atmung, Scharfgarbe, wenn sich schlechte Winde in den Gedärmen stauen.

"[i]Wo soll ich anfangen?[/i]" Voller Erwartung lässt Per seinen Blick schweifen, um sich einen Eindruck von der hiesigen Institution zu verschaffen. Natürlich auch nicht ohne seine Ohren zu spitzen, nachher überhört er noch etwas. Konzentration!
06.03.2021 11:32:27
Aw: [Wer sich berufen fühlt] Das neue Gesicht (#128979)
Daanik
[b]im Lazarett II[/b]

Anders als vorgestellt, war seine Bestimmung [b]nicht[/b] mit im Hospital anzupacken, sondern selbst das Krankenbett zu hüten. Sein eigenes Krankenbett, wie ihm mit verbalen Nachdruck mitgeteilt wurde. Wenn so restriktiv der Wirkungsbereich und die angedachte Tätigkeit, dann wird es wohl zu seinem Besten sein dem zu folgen. Denn immerhin wurde hier in den heiligen Hallen, eines Gottes Wille nur durch einen Humanoiden empfangen und verkündet. Jedenfalls so war die Botschaft und die ist angekommen.

So hockte Per auf seinem Bett, beobachtete von seinem zugewiesenen Thron aus die restliche Umgebung der Anstalt. So weit wie sein Blickfeld reichte ohne das Krankenbett zu verlassen.

Vor ihm lag ein aufgeschlagenes Buch mit vielen leeren Seiten die gefüllt werden sollten. [b]Eine Anweisung![/b] Er war ja gewillt das Buch mit Schriftzeichen zu füllen. So war es ja nicht. Nur die Inspiration, der Auslöser dafür, dass die Spitze des Bleistiftes über das leere Pergament wandert, Buchstabe für Buchstabe ein Wort erschaffen, ein Wort und viele andere Wörter einen Satz, viele Sätze einen Abschnitt und so weiter, die war gerade versiegt. Was noch nicht verschwiegen werden darf, alles muss einen wirklichen, realen Inhalt haben. Textbausteine ohne Märchenschlösser zu bauen oder Flunkerei waren gefragt oder mehr gefordert. Nur steckte gerade der Großteil dieser gefragten Erinnerungen hinter einer neblig, grauen Wand.

Na mal sehen was die Zeit bringt. Derweil beobachtet Herr Clasen das Treiben im Hospital, kaut dabei am Ende des Bleistiftes rum.
27.03.2021 15:52:43
Aw: [Wer sich berufen fühlt] Das neue Gesicht (#129145)
Daanik
[b]Im Lazarett III[/b]

Das Ende des Bleistiftes sah aus, wie die Miniaturausgabe eines Kienapfels über den ein zig zentnerschwerer Karren gefahren ist. Um überhaupt dem Buch etwas wie einen Inhalt zu geben, nummerierte Per die Seiten entsprechend der Tage, die vergingen.
Damit blieb Seite eins, leer. Fast leer, da war ja noch die Ziffer für den ersten Tag ohne Erinnerungen.
Leer war ja auch schön. Leer ist jetzt nicht überrausragend oder gar mangelhaft, so mehr nichtssagend, in der Mitte. Vielleicht? Vielleicht sollte er etwas aufmalen, auf die nur mit den Ziffern betitelten, leeren Seiten, kam ihm durch den Sinn. Bunte Tiere. Wie welche von der Art, die er versucht hatte an den Mann bzw. an die Frau zu bringen. Doch die Tiere fanden keinen reißenden Absatz, waren mehr ein Ladenhüter und mit seinen Zeichenkünsten war es nicht weit her. Nachher suggerierte dem geschätzten Betrachter seiner noch nicht vollzogenen Zeichenkünste, der Anblick Gedanken, die gar nicht seinen Erinnerungen entsprachen, die Per sowieso nicht hatte. Und unsichtbare Tiere brauchte man nicht malen, denn die konnte sowieso niemand sehen und das wäre wiederum seinen aktuellen Erinnerungen gleichzusetzen. Sie waren nicht da.

Am zweiten Tag verhielt es sich ähnlich wie am ersten Tag. Die Ziffer 2 betitelte das leere Blatt der folgenden Seite. Den Gedanken an der Ausführung seiner nicht vorhandener Zeichenkünste hatte Per längst verworfen. Mit Müßiggang vertrieb der nicht kranke Patient seine Zeit. Die erste Zeit war es einfach, Per schlief. Doch irgendwann hatte man ja ausgeschlafen und der Versuch wieder einzuschlafen, stellte sich als gar nicht einfach heraus. Ganz im Gegenteil, die Augen zu und versuchen einzuschlafen war mehr eine Tortur. Ob Tyrannos Faulenzerei gutheißt?
Ein Keim des Zweifels kam auf. Vielleicht sollte er versuchen ihn zu hören? Wo er so nah an einer heiligen Stätte die Tyrannos geweiht ist war, da sollte es doch nicht schwer sein ihn zu hören. Doch dann erinnerte sich Per an die Worte der Lady Stahlberg. Worte in einem Tonfall der keine Zweifel aufkommen lassen sollten. Sie war es die hier nur allein mit Tyrannos in Verbindung stand, seine Mission erhörte und verkündete.
Aber dann kam Tag drei und mit ihm, wieder nichts als eine leere Seite. Per wälzte sich im Bett nach links, kurze Zeit später nach rechts, legte sich auf den Bauch, mal auf den Rücken. Sich zusammenkrümmen oder kerzengrade im Bett liegend, es war einfach langweilig. Pinkeln brachte noch ein bisschen Abwechslung, die hiesige Verpflegung im Hospital nicht. Halb so schlimm, da war Per nicht verwöhnt.
Am vierten Tag wachte der Patient zur frühen Morgenstunde auf, mehr noch in der Nacht. Irgendwo stöhnte jemand erbärmlich auf seiner Liegestätte. An diesem Morgen oder wahrscheinlich noch in letzten Zuckungen der Nacht, war es noch stockfinster.

"Jetzt nicht vergessen." Ermahnte sich Per. Die mahnenden Worte waren überflüssig. Das was er nicht vergessen sollte war ein Traum, eine Erinnerung. Eine Erinnerung aus dunklen Tagen, die seinen Geist wachhielten. Erinnerungen, die er in dem Buch festhalten würde, um davon zu berichten.