18.10.2020 15:25:05 | Über Holzspielzeug und allerlei anderen Tinnef (#128327) |
Daanik | [b]Am Waisenhaus[/b] So, da stand er nun an den Pforten des Waisenheims von Mirhaven und klopfte. Richtig Geld machen ließ sich nicht mit dem Spielzeug welches Per Clasen versuchte an den Mann zu bringen, natürlich auch an die Frau. Da war die Idee sich einen Namen zu machen gar nicht so schlecht. Ein Spielzeug Imperium, ja das wäre etwas. Vielleicht mehr ein Königreich, ein Fürstentum oder eine Spielzeug Grafschaft? Egal, Hauptsache überhaupt mehr loswerden als jetzt. Denn mit dem Geld konnte man sich gerade über Wasser halten und seinen senilen Vater Anselm musste er auch von dem spärlichen Erlös versorgen. Tief atmete Per alias Leucos Nebelbach mit einem Blick auf sein Angebot durch. Die besten Stücke von seinem Angebot, selbst geschnitzt und bemalt, hatte er noch einmal überarbeitet. Hier und da ein farbiger Punkt, ein paar Riefen mit der Messerspitze nachgezogen, um Details hervorzuheben. Da war ein blau angemalter Esel der ein bisschen schielte. Weiterhin ein wirklich bunt verzierter Hahn welcher kippelte, ein grünes Pferd mit rosafarbener Mähne und ähnlich gestaltete Tiere aus Holz, zudem etliche Ketten aus farbenfroh bemalten Holzperlen. Sogar an einen Bauern und eine Bäuerin hatte sich Per gewagt, mit richtig erkenntlichen Gesichtern. Besonders gelungen ist ihm eine Eule, mit kullerrunden Augen aus Bernstein, den er mit Harz einklebte. Nur die Pupillen fehlten. Die Farbe wollte nicht halten, blätterte immer nach dem trocknen ab. So zog Per es vor, die Pupillen wegzulassen. Sie war hervorragend gelungen, abgesehen von den fehlenden Pupillen und so sah die Eule ein bisschen unheimlich aus. Trotzdem war die Eule das Prunkstück nach Pers Meinung. Betrachtet man die Augen der Eule genauer, konnte man unzählig viele, fein säuberlich geschliffene Facetten erkennen. Die Steine bearbeiten, schleifen und polieren fiel Per eindeutig leichter als das Schnitzen des Holzes. Da schnitt er sich öfters in die Finger und Kunstwerke waren seine Figuren sicherlich nicht. Am liebsten hätte er die Eule nicht angeboten, sondern für sich behalten, als Zierde für die karg eingerichtete Stube, in der sie hausten. Aber [i]wat mutt dat mutt[/i]. Alles in allem sah das Spielzeug lustig aus und würde sicherlich so manch Kinderaugen zum Glänzen bringen. Pers Idee war, ein Drittel zu verschenken, um erst einmal Fuß zu fassen. Die restlichen zwei Drittel, so dachte er, könnte er vielleicht für die Materialkosten plus einen geringen Aufschlag verkaufen. [i]Toi, toi, toi[/i]. Murmelte er leise aufmunternd zu sich, um dann etwas kräftiger an den Pforten des Waisenhauses von Mirhaven zu klopfen. |
07.11.2020 19:57:54 | Aw: Über Holzspielzeug und allerlei anderen Tinnef (#128408) |
Daanik | [b]Vor verschlossenen Toren[/b] Ewig kann das nicht gehen, mit dem Klopfen. Jedenfalls reagierte niemand. Den blau angemalten, schielenden Esel stellte Per alias Leucos Nebelbach mitten vor dem Eigang des Waisenhauses ab. Ein kurzes Schulterzucken, eine Kehrtwendung auf den Hacken. "Das war wohl nen Satz mit X, nix." Tuschelte der Tinnefhändler vor sich hin, um dann den Weg Richtung Hafen einzuschlagen. |
14.12.2020 21:57:41 | Aw: Über Holzspielzeug und allerlei anderen Tinnef (#128548) |
Daanik | [b]Womöglich noch eine weiße Kuh?![/b] Der Verkauf lief schleppend. Dementsprechend leer war die Kasse von Familie Clasen. Die Familie Clasen bestand genau aus zwei Personen. Da waren Anselm Clasen, der alte, senile Mann aus dem Hafenviertel und der Rotschopf 147 alias Per. Ansalm las Per eines Tages, besser gesagt eines Nachts, am Hafen auf. Als dieser fast verreckte. Offensichtlich wollten ihn die Götter nicht. Ein alter Mann wie Anselm schon. Dieser hier schien genau richtig. So ein Sohn=Versorger ist wie eine Rente, die der gebrechliche Anselm nicht hat. Gesund schien er ja zu sein, der Per. Jedenfalls rappelte er sich nach der Investition "Pflege" wieder auf. Nur mit dieser Profession der Per nachging, der Verkauf von kunterbunten Holzklötzern, die Per liebevoll den Zoo nannte, da war es nicht weit her. Irgend so eine Frau redete Per letztens ein, die Ware welche er versuchte an Mann oder Frau zu bringen, sei extravagant in der Auswahl der Farben. Deshalb sitzt jetzt Per vor dem Hauseingang ihrer Stube und schleift seit Stunden die Farbe ab. Eigentlich egal. Der alte Anselm war froh, jemanden zu haben den er seine Geschichten aus der Vergangenheit erzählen konnte. Sonst war da ja niemand und Per hörte zu, verlor gelegentlich ein paar Wort und schliff an dem Spielzeug. Gelegentlich hatte sein Sohn Erfolg mit dem Verkauf von Spielzeug. Ganz selten, der Ehrlichkeit halber gesagt. Deshalb gab es oft ... Kohl. Kohl war billig und hielt sich. Genauso wie Haferbrei, der ebenfalls regelmäßig kredenzt wurde und freitags gab es gelegentlich Fisch. Hier aber das richtige "gelegentlich", mehr als selten, doch weniger als öfters. Fisch war schon eine echte Abwechslung. Nur der Per, stocherte mit seiner Gabel gedankenversunken am Fisch rum, als ist Fisch nicht seine allererste Wahl. Pers Gebaren war vollkommen unverständlich für Anselm. Doch dann musste Anselm in sich hinein schmunzeln, [i]Wie kann man Fisch nicht mögen?![/i] |