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10.01.2018 18:43:33
[Hafen|Zollstube] Auf den Spuren der Zhentarim (#123286)
Byra
Mittlerweile war ein halbes Jahr ins Land gestrichen. Ein halbes Jahr nachdem der so geachtete und einflussreiche Kommandant der Stadtwache Eckhard Loydt aufgrund mutmaßlicher Konspiration mit dem Schwarzen Netzwerk enttarnt und zusammen mit seinen Untergebenen von ehemaligen Kameraden unter dem Wächter Aidan festgesetzt wurde. Davor hatte eine Halbelfe mit ihren scheinbar willkürlichen Anschlägen Angst und Hass in der Bevölkerung des Hafens verbreitet. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, wie tief bereits die Wurzeln der Zhentarim in der Stadt reichten. Niemand, außer die Halbelfe Anouk von Steinau selbst. Wie sie selbst am Galgen, im Augenblick ihres Todes, noch hervorstieß.

Noch immer lasteten die quälenden Fragen auf dem Gemüt des Söldners mit dem Namen Dreufang. Fragen nach dem Warum: Warum hatte diese Halbelfe gerade diesen Pfad gewählt, wenn ihr Ziel doch ein gänzlich anderes war? Und die Fragen nach wie und wer. Wer stand hinter alldem und wie fest mochte der Griff des Schwarzen Netzwerks nach all den Verhaftungen und Ermittlungen immer noch sein? Dreufang sann danach Antworten darauf zu finden. Wenn auch nicht gänzlich nur für sich und sein eigenes Seelenheil allein. Und so verfiel er auf einen Plan, der ihn bereits einen ungetrübten Blick auf die Gemeinschaft der Kossuthen werfen ließ. - Auch wenn nun so vieles anders war.

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Zur mittäglichen Stunde - an einem recht unspektakulären Tag - betrat ein drahtiger Mann mittleren Wuchses das kleine Zollhaus, welches sich am Fuß jener Treppe befand, die zu den Anlegestellen der großen Schiffe aus nahezu allen Teilen Faeruns führte. Das markant geschnittene Gesicht des Mannes wurde umrahmt von einem schütteren Vollbart, der die selbe Farbe besaß wie das wilde, krause Haar auf seinem Kopf. Der Mann, der sich schliesslich dem anwesenden Zöllner mit einem offenen Lächeln als Dreufang Schmiedebergen vorstellte, war bereits einmal hier gewesen. Vor einem Jahr oder weniger. Er war zumindest kein Unbekannter in der von schroffen aber aufrichtigen Umgangsformen geprägten Welt des Hafens. Ein Söldner oder Tagelöhner, der verstand, was er tat und durch Fragen um eine Anouk von Steinau auf sich aufmerksam gemacht hatte. Eben jene tödliche Schützin, welche den Hafen in Angst und Schrecken hielt und die man - glücklicherweise – schließlich am Galgen aufgeknüpft hatte. Umso verblüffender musste seine jetzige Anfrage erscheinen, die er den kurzgehaltenen aber dennoch freundlichen Begrüßungsfloskeln folgen ließ.

Er war hier, um sich bei den Zöllner der Stadt anstellen zu lassen. Nicht weil er von plötzlichen Ambitionen beherrscht wurde oder einer Laune folgte. Er war schlicht dem Wunsch erlegen, der so manchen Mann fortschreitenden Alters ergriff: Er wollte sesshaft werden, eine sichere und beständige Arbeit ausüben, die ihm den Magen füllte und nicht der Gefahr eines plötzlichen anonymen Todes durch das Schwert aussetzte. So erklärte er sich freimütig, soweit man ihn liess. Auch verschwieg er nicht, dass ihn die Zünfte in Mirhaven wohl kaum akzeptieren würden, da er nie ein Handwerk erlernt hatte und zudem schon zu alt wäre, um nun noch bei jemandem in die Lehre genommen zu werden. Dafür war er - und versuchte dabei möglichst überzeugend zu klingen - als ehemaliger Stadtwächter aus den Herzlanden mit dem Zollwesen im Flusshandel, zumindest in Ansätzen, vertraut. Irgendein Gewicht musste doch seine Herkunft aus Iriaebor, der Stadt am Chionthar - einem der wichtigsten Handelswege, welcher die Herzlande mit der Schwertküste verband - besitzen.

Der Bewohner der Zollstube im Hafen hatte einen kräftigen und bescheidenen Mann vor sich, der ihn um Arbeit bat. Einen Mann der mit seinem Leumund und seinen Referenzen es auch durchaus hätte besser treffen können, als sein Auskommen in einer winzigen Stube auf einer kleinen Insel im Nirgendwo zu sichern. Vielleicht war es auch seine offensichtlich angeborene Demut und Genügsamkeit, die ihn eine unrühmliche Anstellung wählen ließ. Anders als die meisten anderen, die hier vermutlich um Arbeit als Zollwache oder gewöhnlicher Träger baten, konnte er lesen, schreiben und rechnen. Auch wenn er nur das Chondath beherrschte und ihm die komplexen Berechnungen von Seefahrern und Schiffsbauern ein Rätsel blieben.

Doch würde all das reichen, dass man ihn anstellte oder versagte man ihm bereits den Wunsch angehört zu werden?

[spoiler]Unabhängig ob Dreufang langfristig bei seiner Beschäftigung in der Zollstube auf Spuren oder Überreste der Zhentarim stösst, möchte ich ihn gern in diese Richtung weiterentwickeln. Egal als was! :D Und Sry Ban für das sehr sehr verspätete Nachspiel zu Anouks Hinrichtung! :)[/spoiler]
22.01.2018 13:01:54
Aw: [Hafen|Zollstube] Auf den Spuren der Zhentarim (#123593)
-emptySoul-
[spoiler]Wurde nicht vergessen, Nutmeg und ich müssen uns da nur absprechen :) [/spoiler]
07.02.2018 19:43:04
Aw: [Hafen|Zollstube] Auf den Spuren der Zhentarim (#123840)
Nutmeg
Als Dreufang die Stube betrat, stieg ihm sofort der Geruch von billigen Kerzen in die Nase, die man in Laternen nutzte, um die dunkleren Stellen der Schreibstube besser ausleuchten zu können. Ein kleiner, dicklicher Mann saß alleine an einem Schreibtisch, der andere Schreibtisch im Raum war verlassen - vielleicht war der Schreiber Pause machen oder heute früh nach Hause gegangen.
Der kleine Mann rieb sich über die Augen und musterte Dreufang blinzelnd, nachdem er vom Papier aufsah und die Feder ins Tintenfässchen stellte.

Der Mann würde sich als Julian Flinkfeder vorstellen und Dreufang einen Platz anbieten, damit dieser sein Ansinnen vortragen konnte.
Dreufang konnte dabei vielleicht irgendwie das Gefühl beschleichen, dass der Herr Flinkfeder um die Ablenkung und -wechslung recht froh schien. Und so hörte sich der Mann Dreufangs Fragen auch geduldig an.

Nach Dreufangs Worten runzelte der kleine Mann die Stirn.
Er musterte den Söldner und würde dann wohl recht geradeheraus fragen, was genau sich denn Dreufang vorgestellt hatte, als was er hier gern arbeiten wolle.
Träger hatte der Zoll eigentlich immer genug, meistens Tagelöhner. Zollwache wäre da wohl eher etwas, was man sich für ihn vorstellen könne.
11.02.2018 17:41:58
Aw: [Hafen|Zollstube] Auf den Spuren der Zhentarim (#123896)
Byra
Diese Einschätzung seiner Fähigkeiten teilte auch der Söldner. Er war durchaus daran interessiert und fast schon freudig überrascht, dass man ihn als Zollwache vorsah. Anstatt mühsam die nicht verzollten oder per Gesetz verbotenen Güter von ihren Besitzern in die Asservatenkammern der Zollstube zu tragen, würde er dann wohl die Kontrolle übernehmen, die solchen Transporten vorausgingen. Damit hatte er Erfahrung. Auch wenn er sich nicht der Illusion hingab, dass die Dinge hier ähnlich laufen würden, wie in seiner Heimat. Dazu war Mirhaven zu weit ab vom Schuss und die Bedürfnis der hiesigen Bürger zu speziell. Die Kenntnisse über, aber vor allem das Erkennen von berauschende Stoffe - die nicht erst seit Stadtrat Schwarzflügels Ausflügen in die Drogengeschäfte in der Stadt verboten waren - würde er sich aneignen. Auch scheute er die Arbeit in der Stube nicht. Wobei er bedeutsam zu dem unbesetzten Pult nickte.

Darüber hinaus bot der Söldner – dem eine schnelle, wenn auch eigenwillige Stute gehörte – an, dass er sein Reittier darauf verwenden würde in unregelmäßigen Abständen die Küsten der Insel abzureiten, um verborgene Häfen, Schmuggler- und Hehlerlager aufzuspüren, die sich dem Einfluss der Zollstube Mirhavens entzogen. Eine Praktik die er ebenso aus seiner Heimat kannte und dort exzessiv betrieben wurde. Denn Diebe gab es überall und stets fand man Wege zwielichtige Ware entweder in eine Stadt hinein oder herausbringen. Dass Dreufang Hintergedanken bei diesem Angebot hegte, die nicht nur aus einem deutlich gesteigerten Interesse für die Reaktion Flinkfeders bestand, verschwieg er geflissentlich.
18.02.2018 15:15:23
Aw: [Hafen|Zollstube] Auf den Spuren der Zhentarim (#124015)
Nutmeg
Flinkfeder fuhr sich durch sein spärliches Haar und linste zum unbesetzten Pult. Sein Kollege war gerade Mittagspause machen, würde er dann Dreufang informieren.
Er müsste natürlich erst beim Hafenverwalter nachfragen, ob diese Zollwächter-Stelle denn nun wirklich besetzt werden solle - versprochen worden war es den Zollbeamten wohl schon öfters. Aber wie das eben so war... er würde nachfragen und Dreufang dann schriftlich mitteilen, ob es klappte. Er war sich ganz sicher, dass der "Chef" nicht Nein sagen würde.

Bei Dreufangs Worten, was die Rundritte um die Küstenabschnitte anging, runzelte er die Stirn und sah kurz etwas verwirrt aus.
Nein, das wäre sicher nicht nötig. Zumal ja Dreufang auch nicht wirklich irgendeine Befugnis dann hätte - was würde er denn also dann mit Schmugglern tun? Außerhalb Mirhavens war es eben wildes, gesetzloses Land, nicht mal die Garde hatte da sonderliche Befugnisse.
Nein, es war besser und angebrachter, wenn er eben Vollzeit-Zollwächter wäre. Hier wären seine Dienste wichtiger.
25.02.2018 16:10:22
Aw: [Hafen|Zollstube] Auf den Spuren der Zhentarim (#124146)
Byra
Der Sölder gab sich verständig, auch wenn er nicht ganz seinen Missmut über die Ablehnung der Ausritte verhehlen konnte. Sein eigentliches Ansinnen sich unter die Zöllner zu mischen war bedeutender, als persönliche Ausritte in die Freiheit, rief er sich wiederholt ins Gedächtnis. Und schließlich versöhnte er sich wieder mit den vor ihm liegenden Aufgaben und Einschränkungen.

Nicht überschwänglich aber dennoch aufrichtig seinen Dank und seinen Respekt für die Mühen Flinkfeders ausdrückend verabschiedete er sich. Er würde die Antwort auf sein Anliegen voll guter Hoffnung abwarten.
06.03.2018 11:18:53
Aw: [Hafen|Zollstube] Auf den Spuren der Zhentarim (#124215)
Nutmeg
Und nach einem Zehntag würde für Dreufang ein Brief im Mietshaus abgegeben werden.

[quote]Den Göttern zum Gruße, Herr Schmiedebergen,

in Absprache mit dem obersten Zollmeister der Stadt Mirhaven teile ich Euch mit, dass Euer Gesuch um eine Arbeit als Zollwächter akzeptiert wurde.
So findet Euch jeden Tag am Morgen zur siebten Kerzenstunde in unserem Büro ein, wo wir Euch dann dem Bedarf nach einsetzen werden.
Zur Mittagsstunde habt Ihr eine Stunde Pause.
Wir schließen unser Büro zur sechsten Kerzenstunde des Abends.

Weiteres bespreche ich gerne mit Euch nochmals in einem persönlichen Gespräch und freue mich auf die Zusammenarbeit.

Julian Flinkfeder[/quote]
07.03.2018 20:15:00
Aw: [Hafen|Zollstube] Auf den Spuren der Zhentarim (#124244)
Byra
Dreufang erschien – auch wenn es völlig seiner Natur als Müßiggänger widersprach – zur 7 Stunde pünktlich vor der Zollstube Mirhavens. Und das nicht nur am ersten, sondern auch die darauf folgenden Tage. Dabei blieb er auch bis zur sechsten Abendstunde, oder darüber hinaus, wenn man ihn nicht an seinen Feierabend erinnerte. Der ausbleibende Schlaf, denn sein Leben hatte er trotz allem nicht gänzlich der Zollstube unterworfen, würde sich gewiss irgendwann in seinem Gesicht niederschlagen.

Der ehemalige Söldner und jetzige Zöllner erfüllte seine Arbeit trotz der in weite Ferne gerückten Freiheit gewissenhaften und ohne Widerspruch gegen die ihn anweisenden Zöllner. Selbst niedere oder unliebsame Arbeiten scheute er dabei nicht. Selbst eine gewisse Kunde im Schaffen der Zollwächter konnte man ihm nicht absprechen. Er hatte mit diesem Geschäft bereits zu tun gehabt, ohne Zweifel. Auch wenn ihm die Feinheit der mirhaven'schen Zollwirtschaft am Anfang fremd bleiben würden. Ein Umstand den Julian Flinkfeder sicher Abhilfe schaffen konnte, sobald sich Zeit für ein Gespräch fand.

Derweil nutzte der, gemäß seiner neuen Profession, in schlichte, aber saubere dunkle Stoffe gehüllte Mann die freien Stunden oder das Warten auf Arbeit sich in die Unterlagen hineinzulesen, die man ihm zur Verfügung stellte. Seine Absicht war es, nicht nur sein Verständnis des Thorass-Alphabeths und des regionalen Dialektes wieder aufzufrischen, sondern vor allem sich darüber kundig zu machen, was in Mirhaven ein und ausgeführt wurde – wie diese Dinge verzollt wurden und auch woher sie üblicherweise kamen. Er begründete seine eifrigen Studien mit beruflichem Interesse, hinter das er sogar die üblichen Vergnügungen, wie das gemeinsame Zechen, anstellte.
23.05.2018 19:16:39
Aw: [Hafen|Zollstube] Auf den Spuren der Zhentarim (#125569)
Nutmeg
Es würde nicht lange dauern, bis sich Dreufang an seinen Dienst in der Zollstube gewöhnt hatte. Sicher, die Regelmäßigkeit und damit verbundene Langeweile würden sicher an den Nerven des "Zölldners" irgendwann zerren - doch vorerst war alles neu und er hatte sich ja immerhin auch eine Aufgabe gesetzt.

Zu Anfang beschäftigte Flinkfeder ihn für kleinere Arbeiten und Handlageraufgaben. Oftmals war es in der Tat das Schleppen von Ware, die verzollt werden sollte. So lernte Dreufang mit der Zeit die Waren kennen, die in Mirhaven eingeführt wurden. Aus aller Herren Länder vom Festland kamen sie; teure Luxuswaren und Schlichtes zum alltäglichen Gebrauch.
Luiren war ein beliebter Handelspartner, die Sembiten waren natürlich trotz der Entfernung auch dabei beim Handeln, jedes halbe Jahr kam sogar eine Schiffsflotte von der Schwertküste in den Süden.

Die Zollprozedur war eigentlich bei jedem Schiff, egal welcher Herkunft, recht gleich. Ein Schiff meldete seine Fracht an, und beim Löschen der Ladung wurde die Ware entweder zur Zollstube gebracht und dort begutachtet und verzollt, oder der Zöllner inspizierte die Ware im Lagerhaus und veranschlagte dann den jeweiligen Zollsatz. Es war viel Bürokratie, die sich Dreufang da in den Weg stellte. Manches Mal fragte er sich sicherlich, wie Flinkfeder, der gutmütige Zollbeamte, das nur alles aushielt. Und doch schien Flinkfeder nicht unglücklich zu sein, er war eben Bürokrat durch und durch. Geduldig erklärte er auch Dreufang stets, wie das Zollamt dies und das handhabte, was die Vorschriften, was die Gepflogenheiten waren, in welchem Rahmen sich die Zollsätze hielten.

So plätscherte alles etwas vor sich hin. Bis Dreufang wohl eines Tages wieder einmal den ganzen Tag Kisten schleppen durfte. Ein Schiff war aus Sembia gekommen, die "Samtstern", die vor allem teure Stoffe nach Mirhaven brachte. Damast, feinste Seide, Samt, Spitze...alles war zu finden. Und Dreufang durfte es tragen. So hatte er im Laufe des Vormittags sechs schwere Kisten mit Seidenballen zum Zoll geschleppt, während Flinkfeder in das Zollbuch schrieb und dann mit dem Sembiten, einem jungen, modisch gekleideten Mann, abrechnete.
Als Flinkfeder dann Mittag machen wollte - er war da so pünktlich wie die Niewinterer Wasseruhren - würde er Dreufang bitten, die Stube zu besetzen. Der andere Kollege war krank und irgendjemand sollte doch auf jeden Fall da sein, als Ansprechpartner.
Und so fand sich Dreufang alleine in dem mit Kerzen ausgeleuchteten Raum wieder.

[spoiler]((Tut mir echt leid, hab es total verbaselt :( ))[/spoiler]
10.06.2018 19:18:19
Aw: [Hafen|Zollstube] Auf den Spuren der Zhentarim (#125747)
Byra
Dreufang wusste um seine Kraft und so bereitete ihm das regelmäßige Schleppen fremdländischer Handelswaren nur selten Mühe oder rasche Erschöpfung. Er ging dennoch umsichtig mit dem ihn anvertrauten Kisten um - zum einen weil man ihn über den kostbaren Inhalt aufklärte, zum anderen weil er sich selbigen und dessen Herkunft einprägen wollte. Ihm war Bürokratie ein Graus gewesen. Doch lernte er unter dem gutmütigen - und vermutlich auch geduldigen - Flinkfeder schnell ihren Nutzen auch für sich zu erkennen. Selbst wenn er sich anfänglich nur den Regeln unterwarf, um nicht vorzeitig einen Grund für einen Abschied zu geben, so lernte er schon bald das von Flinkfeder geliebte Konstrukt aus Vorschriften zu schätzen. Wie auch den Zöllner selbst, den er für seine Dienstbeflissenheit respektierte.

Dennoch war es genau diese Berechenbarkeit Flinkfeders, welche Dreufang nun für sich nutzen wollte. Pünktlich wie er ging, so pünktlich würde er auch zurückkehren. Dachte Dreufang bei sich, der, als der Zöllner die Stube verlies, eine Stundenkerze anzündete. Sie sollte ihn warnen, wann Flinkfeders Rückkehr bevorstünde. Und so wandte er sich - mit dem Zeitmesser in seinem Augenwinkel - den Unterlagen der Zollstube zu. Ruhig und konzentriert widmete sich Dreufang den Aufzeichnungen Flinkfeders und seines Kollegen und fertigte Abschriften davon im Schein der tropfenden Kerze an. Er begann mit den Warenlieferungen aus Sembia, dann jenen von der Schwertküste. War er mit einer Abschrift fertig, legte er das Original zurück an seinen Platz, bevor er ein Neues hervorholte. So wollte er das Misstrauen Flinkfeders vermeiden, dem gewiss jegliche Störung seiner Ordnung wie ein Nadel ins Auge stechen würde.

Fraglich war nur wieviel Wissen Dreufang über die Schiffe, ihre Waren und die angelaufenen Häfen mit Tinte und Feder auf Pergament bannen konnte, bevor Flinkfeder von seiner Mittagspause zurückkehren würde - und ob er dabei ungestört blieb.
01.08.2018 17:45:57
Aw: [Hafen|Zollstube] Auf den Spuren der Zhentarim (#126032)
Nutmeg
Und so würde Dreufang sich wohl an den Aufzeichnungen Flinkfeders zu schaffen machen.
Flinkfeders Schrift war gestochen scharf, wie gedruckt. Gut zu lesen und ordentlich.
Fast unheimlich, wie gewissenhaft dieser kleine Mann war.

Und doch...je mehr Dreufang abschrieb - und er hatte eine Menge Zeit, mindestens ein Stundenglas, vorher kehrte Flinkfeder nie zurück und heute hatte er ja sogar einen Gast dabei - desto mehr fielen Dreufang Unregelmäßigkeiten auf.
Einige der Schiffen und deren Namen kamen ihm bekannt vor, er hatte die Ware mitgelöscht, oder war anwesend gewesen, als dies vollbracht wurde.
Bei der ersten Mengenangabe, die sembischen Wein und sembische Töpferwaren betraf, war sich der "Zölldner" noch unsicher. Das war doch mehr gewesen, oder?
Und die [i]Sembische Perle[/i] hatte doch gewiss auch mehr Ballen Seiden geladen gehabt als hier niedergeschrieben worden war?
Konnte man die ersten paar Einträge noch als fehlerhaft abtun (wem passierte sowas nicht?), so passte es einfach für Dreufang nicht. Nicht zu Flinkfeder und nicht zu dem, was Dreufang gesehen hatte, was ausländische Waren anging.
Wie es schien, hatte Flinkfeder aus irgendeinem Grund immer etwas unterschlagen.