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15.12.2017 22:25:57
[MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#122987)
Namiel
So würde sich An'via auf den Weg machen und das Schiff mal genauer unter die Lupe nehmen, sie liess sich nicht von irgendwelchen Vorahnungen und dergleichen Schrecken.

Sie würde das Schiff unter zweierlei Punkten untersuchen mit etwas Abstand, einmal natürlich als Seefahrerin, in welchem Zustand und so weiter es war. Dann würde sie noch versteckt einen Zauber murmeln. "Magie entdecken" und so das Schiff nocheinmal in Blick zu nehmen.
16.12.2017 18:57:58
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#122997)
Samy
Die Planken des Schiffes waren im Lauf vieler Jahre immer mehr gedunkelt. Weiße Flecken waren dort zu sehen, wo das Holz von der salzigen See angenagt worden war. Die Segel waren aus dunklen Tuch und weigerten sich, sich im Wind hin und her zu bewegen. Die Taue waren ebenso gedunkelt, die Sonne auf See hatte ihnen alle Farbe entzogen.

Es waren keine Seeleute oder überhaupt jemand an Bord zu erkennen, aber das Schiff lag am Kai fest, ohne überhaupt vertäut zu sein. Anstatt einer Planke führte eine steile Treppe an der Kaiseite an Bord.

Niemand näherte sich dem Schiff. Jeder im Hafen schien bemüht, gar nicht erst hin zu sehen.

Das Schiff selber glich eher einer calishitischen Dhow als einem Schiff aus dem Norden der Schwertküste. Die Segelung aber war ähnlich der Karacken, wie man sie vor 40 Jahren in Amn entwickelt hatte um über den Ozean zu fernen Ländern im Westen zu segeln.

Weder hatte es eine Figur am Bug noch einen Namen. Und es zeigte keinerlei magische Eigenschaften. Das Gewebe ging durch das Schiff wie durch jedes andere normale Boot. Fast schon mehr als bei einem normalen Objekt dieser Größe. Nicht die kleinste Interferenz.

Als Anvia das Schiff weiter musterte und beobachtete solperte sie fast über einen haufen alter Lumpen am Kaianfang. Ein Fluch in einer unbekannten Sprache war die wütende Antwort, als sich der Haufen Lumpen bewegte und die Gestalt einer alten Bettlerin mit stumpfen Augen und von Pocken gezeichnetem Gesicht annahme.
[i]
"Augen im Kopf aber nichts dahinter. Ah, dich interessiert das dunkle Schiff?"[/i]

Nur Anvia und die Bettlerin blickten zum Schiff hinüber, alle anderen schienen es weiter zu ignorieren.

[i]"Gib 'ner alten Mutter nen Silberling, Stern der See. Dann erzählt sie dir die Geschichte vom schwarzen Schiff, gell? Nur'n Silberling für eine Geschichte."[/i]
16.12.2017 19:11:19
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#122998)
Namiel
So schnippte sie ihr die Münze rüber.

[i]Aye... das will ich wohl. Nur weil andere es nich sehn wolln, iss ja dennoch da[/i]

An'via würde aber weiter zum Schiff schauen, Neugierde lag in den Augen der seefahrenden Elfe.
17.12.2017 09:14:56
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123003)
Samy
Die Alte fing den Silberling mit ihrer zerfurchten, schwieligen Rechten auf und zog sich näher an Aniva heran. Ihr "Duft" aus Dreck, alten Lumpen und billigen Eimer-Rum umhüllte die Kapitänin.

Der Hafen um die beiden begann sein Tagewerk: Schauerleute riefen sich etwas zu, Grobschmiede schlugen Schiffsnägel gerade und die ersten Marketenderinnen priesen ihr Morgenessen an.

Um die beiden aber hatte sich eine Zone der Leere gebildet, als wären sie kein Teil des gerade erwachenden Hafens.

[i]"Das Schwarze Schiff .... es ist eine uralte Legende der Seeleute des Schwertmeeres. Es ist ein verfluchtes Schiff, mit einer verfluchten Mannschaft ... und einem verfluchten Kapitän."

Die Alte spunkte dreimal aus und machte irgendwelche Schutzgesten, deren genaue Ausführung sie schon lange in Rum ertrunken hatte.

"Das Schiff wurde von den Göttern der See verflucht. Als Strafe für ein verruchtes Verbrechen an den Gesetzen der See muss es im Auftrag der Götter über die Meere segeln im Auftrag rachsüchtiger toter Seelen. Wenn jemand auf See stirbt, auf eine Art und Weise die den Meeresgöttern zuwider ist, und der Mörder entkommt, dann rufen die Seelen der Toten nach dem Schiff. Es kommt aus den Tiefen der Ozeane und jagt den Mörder.

Wenn das Schwarze Schiff den Mörder auf See stellt, dann gibt es kein Erbarmen. Manche sagen, dessen Seele wird an Umberlees Bestien verfüttert, andere die Seele des Mörders wird in tausend Stücke zerrissen dem wüten Valkurs übergeben. Und wieder andere raunen, der Mörder wird Teil der verfluchten Mannschaft des Schwarzen Schiffes.

Ist der Mörder an Land, dann wartet das Schiff. Irgendwann wird es ihn auf See erwischen. Es gibt aber auch die Legende, dass einst ein Meuchelmörder, um seine eigene Seele zu retten, anbot, in alle Zeiten die Mörder zu jagen, die sich an Land verstecken. Wer weiß, ob das stimmt.

Manchmal aber haben die Mörder auch Fürsprecher unter den Toten. Nicht alle Untten werden von bösen Schurken ausgeführt, manche von den Edelsten der Edlen. Unerwiderte Liebe, Rache, Missgunst oder Wahnsinn .... wir Sterblichen sind nur Spielball unseres Schicksal, nicht wahr, kleiner Stern der See?

Wenn jemand Fürsprecher hat, dann kommt das Schwarze Schiff wie hier in einen Hafen und wartet auf den Mörder. Wenn er sich selber stellt, besteigt er das Schiff und es segelt mit ihm in den Nebel.

Was dort geschieht? Man sagt, es gibt eine Art Gerichtsverhandlung. Oder der verfluchte Kapitän fordert einen Handel um die Schuld an der See zu begleichen. Der Mörder kann auch aufgeben und Teil der Mannschaft werden.

Geht der Mörder auf den Pakt ein oder übersteht er das Urteil der Toten, bringt ihn das Schiff zurück.

Wie alt diese Legende schon ist? So alt wie die ersten Seeleute, die sich auf die See wagten.

Ah, ich sehe deinen Unglauben. Dieses Schiff vor uns, es ist zu jung, meinst du? Das stimmt.

Die meisten achten nie auf die genauen Worte einer Legende.

Hör genau zu, spitze deine hübschen Ohren: es gibt das schwarze Schiff, aye. Aber es ist nie das eine Schwarze Schiff, sondern das eine das ist.

Irgendwann verfaulen selbst die härtesten Planken, irgendwann schwindet selbst die verfluchteste Seele oder ihr Dienst als Kapitän oder Mannschaft des Schwarzes Schiffes endet. Dann versinkt es und irgendwo auf See wird ein Verbrechen begangen, dass so schändlich ist, dass ein neues Schiff dem Fluch anheim fällt. Manche sagen, wer den Kapitän des Schiffes vernichtet, wird selbst der neue Kapitän ... und unsterblich solange er nicht besiegt wird. Aber welcher verrückte Seefahrer will schon unsterblich werden?

Es wird also immer ein Schwarzes Schiff geben, immer."[/i]

Die Alte grinste und zeigte Anvia mit einem übelstinkenden Mundgeruch vermengt alle ihre abgefaulten Zahnstumpfen.

[i]"Ich sehe noch immer die Neugierde in deinen Augen, kleiner Stern der See. Du fragst dich, wer war der Kapitän dieses Schwarzen Schiffes, das er den Fluch verdient hat.
Nun, das könnte ich dir erzählen. Ich kenne die Geschichte ..... aber eine gute Geschcihte ist gold wert, wie die hübschen Barden hier sagen."[/i]

Die rechte Hand lag offen aunf auffordernd vor Anvias Blick. Der Silberning war schon lange verschwunden.
17.12.2017 11:22:43
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123004)
Namiel
[i]Nun Geschichten müssen entlohnt werden und Legenden müssen erzählt werden.[/i]

Neugierig war die Elfe immer noch und ein Silberstück fand wieder einen neuen Besitzer.

[i]Und bevor du fragst Alte, ich kann mir vorstelln unsterblich zu sein, aber bestimmt nich auf so einem Schiff, mit solchem Schicksal verbunden.[/i]

Dann bot sie der Alten noch einen Schluck Rum an.
17.12.2017 18:08:12
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123012)
Samy
Die Alte blickte auf den Silberling und verzog das zerfurchte Gesicht.

[i]"Eine gute Geschichte ist gold wert. Das sollte es dir wert sein.
Ich seh in deinen Augen, dass du auf das Schiff willst. Und dann? Wie willst du da bekommen, was du dir ersehnst?
Du hast dem Kapitän nichts anzubieten für einen Handel.
Aber immerhin kennst du dann seine Geschichte."[/i]

Der Silberling war verschwunden, aber die Hand der Alten zeigte noch immer mit offener Handfläche zur Kapitänin.
17.12.2017 18:12:31
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123013)
Namiel
Zeigt ihr das Goldstück.... und mehr erstmal nicht.

[i]Ich will nich auf des Schiff[/i] hebt sie einen Mundwinkel [i]nun dann erzähl ma zu Ende, dann iss Dieser deins[/i]
17.12.2017 19:33:48
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123014)
Samy
Die Alte zeigte wieder ihr zahnverfaultes Grinsen und musste dann lachend husten, Anvia wieder mit einem Schwall ihres eigenen "Duftes" einhüllend.

[i]"Bist'n'g'scheites Mädchen. Na schön, komm, setz dich zu mir."[/i] Dabei griff sie Anvias Arm und zog die Kapitänin mit sich auf den Berg an Lumpen, aus dem sie wie eine verdrehte Version einer schönen Meeresgöttin entsprungen war.

[i]"Die Geschichte, die ich dir nun erzählen werde, handelt von allem, was wichtig ist: Liebe und Verrat, einem bösen Schicksal, Abenteuer, Piraten und Schurken ... und natürlich der See.

Und wie alle guten Geschichten beginnt es an mehreren Orten und mit mehreren Personen, deren Schicksalfäden verwoben sind .... was anfangs aber niemand wissen konnte.

Alles begann vor zwei Generationen ..... und es begann mit einem einzelnen Schiff, dass aus seinem Heimathafen in Amn zu den Lantan-Inseln segeln wollte um dort mit den Gnomen Handel zu treiben. Doch ein Sturm kam auf und trieb es in eine bisher gemiedene starke Strömung, die das Schiff mit sich hinaus in die Spurlose See trug, gen Westen .... immer weiter gen Westen ...."[/i]
24.12.2017 09:17:31
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123078)
Samy
[i]"In jeder interessanten Geschichte verweben sich die einzelnen Schicksalsfäden, brechen wieder auseinander, nur um am Ende noch stärker – oder finsterer - zusammen gewoben zu sein. In dieser Geschichte ist es nicht anders.

Doch um alles zu verstehen müssen wir damit beginnen, die Bühne aufzubauen, auf der sich Liebe und Hass entfalten werden:

Alles begann, ohne dass jemand es auch nur erahnen konnte, mit dem einem Schiff aus Amn, dass auf dem Weg nach Lantan im Sturm abgetrieben wurde und dann wochenlang orientierungslos gen Westen über die Spurlose See trieb. Vielen Schiffen wurde dieses Schicksal schon zum Verhängnis, doch dieses Schiff erreichte mit dem letzten Tropfen Wasser und den letzten, von Entbehrung und Umberles Krankheit gezeichneten Überlebenden ein ihnen unbekanntes Land und die Hilfe von Fremden.

Und es kehrte zurück nach Amn, als erstes Schiff von dem wir wissen. Natürlich gab es schon immer Gerüchte, Legenden und Sagen von fremden Ländern voller seltsamer Magie und Gold weit im Westen, jenseits der See ohne Wege und Spuren. Aber nun wurde aus diesen Legenden Wirklichkeit. Und damit wurde sowohl den Forschergeist als auch die Gier der Amner geweckt.

Sie begannen Expeditionen auszusenden, lernten die Winde und Strömungen zwischen Lantans Nordspitze und den fernen Inseln und Ländern, verbesserten ihre Schiffe und erreichten immer öfter ihr Ziel und kehrten immer öfter zurück.

Sie wurden Entdecker von fremden Völkern, fremden Tieren und Pflanzen, fremder Götter und seltsamer Magie. Sie hatten die Welt von Maztica erreicht. Wo Götter selbst wandeln und ganze Völker für deren Hochmut in Monster verwandeln. Wo die Magie auf den bunten Federn von exotischen Vögeln basiert. Dafür segelten sie über ein Meer voller riesiger Monster und unsagbarer Schrecken, welche die Inseln vor der neuen Welt als ihr Reich ansehen und erbittert verteidigen.

Und sie brachten wertvolle Waren und Güter nach Faerun: chokolatl, calabaza, tomatés, vainila, caña de azúcar. Vor allem aber: maíz und patata. Amn begann aufgrund der wertvollen Waren zu erblühen, Gold strömte ins Land und machte Händler zu Handelsfürsten und Küstenstädte zu reichen Handelsstädten. Schiffe von der ganzen Schwertküste segelten in Amns Städte, vor allem nach Athkatla.

Aber wo reiche Beute ist, dort tauchen Raubtiere auf, in diesem Fall vor allem Piraten. Erst waren es die eigenen Fischer, die sich einen Anteil an der reichen Beute nahmen, dann kamen die Piraten aus dem Norden und den Süden, um die fetten Handelsschiffe zu plündern.

Schnell musste Amn lernen, dass seine Seefahrtwege und Küsten verteidigt werden müssen und so floss ein großer Teil des Goldes in den Aufbau einer Flotte gegen die Raubtiere der See. Vor allem zweit- oder drittgeborene Söhne und Töchter der nun ihren Einfluss und ihre Macht verlierenden Adeligen und Gutsbesitzer im Landesinneren wurden von der entstehenden Marine angezogen und so heuerten diese hidalgos als Seefahrer und Seesoldaten an.

Unter ihnen war ein junger Zweitgeborener, Juan Sanchés Soldano, der als einfacher Matrose und Soldaten in der jungen Marine anheuerte um sich zu beweisen. An Bord eines Piratenjägers lernte er das Segeln und Kämpfen und stieg aufgrund seines Mutes, seiner Führungsqualität und seines taktischen Geschicks bald zu Offizier auf. Angetrieben von seinem Ehrgefühl, das allen hidalgos seit dem Befreiungskampf gegen das Shoon-Imperium über alle Generationen hinweg eingeimpft wurde, strebte er danach, Recht und Ordnung zu bringen und die Piraten zu vertreiben.



Wenden wir den Blick nun nach Süden, nach Calimshan und zur Schimmernden See. Dort war die Gesellschaft der rundeen gerade auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Diese Organisation von Händlern und Sklavenjägern beherrschte mit ihrem Gold und ihrem Einfluss Calimshan, die Städte am Dampfenden See und die Meere bis Chult. Sie war mächtig genug, den Griff der Schwarzen Hand aus dem Norden aufzuhalten und als gleichwertiger Handelspartner anerkannt zu werden. So werden seitdem Sklaven auch gen Norden bis an die ferne Mondsee entsandt und noch mehr Blutgold fließt in die Hände der rundeen. Ja, sie war damals so mächtig, dass ihr mit Informationen der Schwarzen Hand sogar im Süden gelang, was im Norden nie passieren wird: die rundeen vernichtete alle, die das Lied spielten und Freiheit bringen wollten, hier im Süden. Nichts schien damals die Macht der rundeen je einschränken zu können.

Doch eine Handvoll der, die das Lied spielen, wurden nicht getötet, sondern sollte auf den Sklavengaleeren der rundeen ihr Leben unter Schmerz und Verzweiflung aushauchen. Doch einige wenige überlebten die Tortur lange genug, bis die Galeere, an deren Ruder sie geschmiedet waren, von den einzigen aufgebracht wurden, die in der Schimmernden See noch Widerstand leisteten, den Tigerkorsaren.

Von diesen Überlebenden erfuhren die Korsaren von Amn und den Handelsschiffen der rundeen, die dort Handel trieben und wertvolle Güter und Gold zurück in die Kassen der Gesellschaft brachten. Und sie beschlossen, einige ihrer dhows gen Norden zu entsenden, in ihnen unbekannte Gewässer an der Schwertküste, um die rundeen auch dort anzugreifen und zu bekämpfen.

Geleitet von denen, die das Lied spielen, erreichten die Korsarenschiffe die Küsten von Tethyr und schließlich Amn und wurden Teil der Küstenpiraten. Und auf einem der dhows segelte als einfache Seefrau eine junge Tigerkorsarin in ihre Zukunft, voller Hoffnung und Leidenschaft in ihrem Kampf gegen die rundeen. Ihr Name? Zoraida. Für so eine weite und gefährliche Reise war sie eigentlich noch zu jung und unausgebildet, aber in ihrer Familie wurde ab und an die Gabe der Vorhersehung weitergegeben und Zoraida besaß diese Gabe kurzer Visionen, was schon einige Male Schiffe und Besatzungen der Korsaren gerettet hatte.

Nun als blicken wir auf die Bühne, auf der die weitere Geschichte spielen wird. Auf zwei Sterbliche, die das Schicksal zusammenbringen und wieder auseinanderreißen wird."
?
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24.12.2017 10:14:33
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123079)
Samy
[i]"Der Kampf zwischen der noch jungen Marine Amns und den Piraten wurde nicht durch einige wenige Schlachten besiegelt wie der Krieg zwischen Ländern. Die Piratenkämpfe, lucha pirata, wie man sie später nennen wird, zogen sich über viele Jahre hinweg. Es war ein Katz- und Mausspiel zwischen beiden Parteien. Die Piraten lauerten Handelsschiffen auf, indem sie sich in den Buchten der Küste verbargen, schnell zuschlugen und mit Beute und Plündergut wieder verschwanden bevor die Marineschiffe kommen konnten.

Stellte ein Marineschiff die kleinen, wendigen Piratenschiffe, entbrannte ein heftiger, aber kurzer Kampf. Die Segler der Piraten waren überladen mit genau diesen und lagen aufgrund der Beute tief und schwer im Wasser. Die Marineschiffe waren besetzt mit immer besser ausgebildeten Seesoldaten und statt schwerer Beute lagen in ihren Laderäumen Unmengen an Armbrüsten, Bolzen und schwerer Balista- und Skorpionmunition.

Der eigentliche andauernde Kampf fand in den Häfen und Gassen der Städte und Dörfer statt, ein Kampf um Informationen und Einfluss. Geführt mit Gold und Silber, Bestechung und Korruption. Es waren junge Offiziere wie Juan, die den Wert eines guten Informantennetzes als erste in der Amner Martine erkannten und dafür eintraten. Aber für jedes versenkte Piratenschiff, jede aufgebrachte Schmugglerbande und jeden gehängten Informanten der Bastarde schienen zwei neue aufzutauchen, immer und immer wieder.

Auch die Tigerkorsaren um Zoraida wussten um die Wichtigkeit einer guten Vernetzung in der einfachen Bevölkerung. Für sie war es noch wichtiger, da sie es vor allem auf die Schiffe der Händler aus dem Süden abgesehen hatten, der Händler im Auftrag und mit den Waren und Gold der rundeen. Andere Schiffe wurden nur geplündert, wenn es wirklich notwendig war, um Vorräte zu ergänzen, oder aber wenn man einer anderen Piratenbande einen Dienst erweisen wollte, den man später zurückfordern würde. Das Wissen aus generationenlangen Korsarenleben im Süden, dass sie mit nach Amn brachten, führte schließlich dazu, dass sich die größten Banden zu einer Bruderschaft der Küste zusammen schlossen um der mit dem Gold Amns immer stärker werdenden Marine etwas entgegen setzen zu können.

Es heißt, den Ausschlag gab die Verwendung der ersten lantanischen Feuerkanonen und Rauchpulverwaffen auf Seiten der Marine. In einer versteckten Bucht trafen sich die 12 Kapitäne der Piraten mit den Korsaren und mit Blut wurde ein Abkommen besiegelt, ein Codex der Küste.

In all diesen Jahren kreuzten sich die Wege von Juan und Zoraida einige male ohne da sie es überhaupt merken konnten.

Eine Sichtung und eine schnelle Flucht.

Ein Austausch von Bolzen und Flüchen …. und eine geglückte, schnelle Flucht.

Vielleicht standen sie sich auch einmal gegenüber in einem Kampf einer Hafenkaschemme … der Piratenjäger, der ein Versteck ausheben wollte …. die Korsarin, die überleben und entkommen wollte.

Im Lauf der Jahre waren beide erfahrener geworden und in ihren Welten aufgestiegen. Zoraida brachte es zur Steuerfrau, Juan schließlich zum ersten Offizier auf einem Jägerschiff Amns.

Es war der gleiche Moment, indem die Bruderschaft geboren wurde und Amn lantanische Feuerwaffen einzusetzen begann, also diese Begegnungen mehr wurden als Zufälle des launischen Schicksals. Aber im Rückblick erscheint es mir so, als habe das Schicksal mit beiden ein Spiel getrieben und sie genau für diesen Moment ihrer eigenen Geschichte vorbereitet.

Eines Tages erreichte Juans Schiff ein Handelsschiff aus dem Süden, dass von einer Gruppe von Piraten angegriffen und gerade geentert wurde. Als eines der ersten Schiffe Amns mit zwei Feuerkanonen ausgestattet war es ein leichtes, die Wölfe der Küste in tausend Stücke zu schießen und zu versenken. Doch eine des Schiffe, ein Segler südländischer Bauart, wehrte sich nicht nur, sondern griff sogar an, um zwei weiteren Schiffen die Flucht zu ermöglichen. Die Marine hatte ab und an mit Zauberern unter den Piraten zu tun gehabt, aber diesmal war es trotz der überlegenen Feuerkraft anders. Denn die Korsaren hatten als Hilfe aus dem Süden einige ihrer wertvollen Luft- und Wasserbändiger geholt und mit deren Magie konnte das Korsarenschiff dem Jäger etwas entgegensetzen. Während die Feuergeschosse der Kanonen die dhows zu zerreißen drohten, zerschmetterten Sturm und Wasserwogen die Aufbauten des Marineschiffes. Alle drei Angriffe zerfetzen Taue, Segel, Knochen und Fleisch.

Doch als endlich die Reste der Piraten in die Buchten der Küste entkommen waren, drehte der Korsar ab und konnte seine Flucht mit Hilfe der Macht des Windes und des Meeres vollbringen.

Zurück blieben die Toten auf beiden Seiten.

Und wieder machte das Schicksal einen Zug. Aufgrund seiner Tapferkeit und Führungsqualitäten wurde Juan zum Kapitän eines eigenen Jägerschiffes ernannt … und aus Pflichtgefühl und Stolz nahm er diese Würde an.

An Deck des Korsaren wurde die Steuerfrau, die trotz des Todes des Kapitäns die Flucht des Schiffes gesteuert und im richtigen Moment durchgeführt hatte, zur neuen Kapitänin ernannt …. und aus Pflichtgefühlt und trotz dunkler Vorahnungen nahm sie diese Bürde auf sich."
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24.12.2017 10:46:07
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123080)
Samy
[i]In den folgenden Monaten konnte Kapitän Juan Sanchés Soldano das Korsarenschiff nicht vergessen. Kein Wunder, da es immer wieder auftauchte und anderen Piratenschiffen zur Flucht verhalf. Er setze seine Informanten darauf an und ließ sich alle Berichte über die dhow bringen.
Das Vorgehen des Korsaren wurde ihm immer nebulöser: es griff nur an, um anderen Piraten zu helfen oder aber nur Handelsschiffe aus dem Süden aufzubringen. Teile der Beute tauchten später in den kleinsten Küstendörfern auf, aber nie genug um ein Einschreiten zu rechtfertigen, oder aber sogar als Spenden in Klöstern und Tempeln. Auch tauchte diese mächtige Elementarmagie nie auf anderen Piratenschiffen auf. Dort hatte man es mit Feuerbällen und Blitzen zu tun …. also nichts was der Schuss einer wohlgezielten Feuerkanone nicht aus sicherer Entfernung ausradieren konnte. Oder ein gnomischer Scharfschütze im Krähennest.

Seine Informanten taten sich schwer, etwas über diese Korsaren herauszufinden. Es gab eine Kapitänin, na gut. Sie kamen aus dem Süden, auch gut. Erst als er sich an die Kapitäne und Händler aus dem Süden wandte, lernte er mehr über die rundeen und die Tigerkorsaren.

Sie kämpften als gegen die Sklavenhändler und ihr Gold. Gut, Sklaverei mochte Juan auch nicht, aber überall im Norden gab es Schuldknechtschaft. War es also an ihm zu beurteilen, wer selbst verschuldet und wer nicht in die sogenannte Sklaverei kam? Seine Aufgabe war die Ordnung und das Gesetz hier an der Küste! Aber die Korsaren hatten eine gewisse Faszination auf ihn. Und diese Kapitänin war, das musste er unumwunden zugeben, eine gute Seglerin und Taktikerin.

Und dieser Kapitän der Marine war es ebenso. Zoraida war die letzten Male nur mit Glück entkommen. Sie musste mehr lernen über ihren ärgsten Feind. Grausam war er sicher nicht. Aufgebrachte Piratenschiffe wurden versenkt, die Kapitäne und der Steuermann gehängt. Die anderen aber wurde „nur“ mit dem Zeichen für Pirat gebrandmarkt und im nächsten Hafen freigelassen. Nur wer ein zweites Mal gefangen wurde, den erwartete ohne Gnade der Strick. Die Piraten gaben diesem Kapitän den Spitznamen una oportunidad, und der Kapitän bewies Humor als er sein Jägerschiff schließlich auf diesen Namen umtaufte: „Eine Chance“.

So waren beide von gegenseitiger Faszination angetrieben, mehr über den anderen haurauszufinden und setzen ihre Informanten auf einander an. Zugegeben hätten es beide sicher nicht. Es ging nur um’s Geschäft, sicher.



Aber die Bühne ändert sich ebenso im Lauf der Zeit wie die beiden Akteure es tun und nicht verhindern können.

Die Amner wurden von Entdeckern und Händlern zu Eroberern. Sie gründeten Neu Amn und gaben der See der 1000 Inseln voller Hochmut den Namen Golf des Cordell. Auch andere Nationen erkannten ihre Chance und gründeten erste Orte …. Neu Tiefwasser, Thrythosford, Helmshafen. Die Alte Welt schickte sich an, die Neue zu erobern. Und sie brachte ihre Rivalitäten und ihre Gier nach Gold und Silber, Magie und magischen Materialien mit.

Amn begann aufzurüsten, sandte die Flut an mittellosen hidalgos gen Westen und baute größere, schwerer bewaffnete Schiffe für die Herrschaft im Golf. Auf den Inseln und den Küsten bauten sie Plantagen für all das, was Faerun nun begehrte. Doch es fehlten Arbeitskräfte. Freie aus Amn und den anderen Ländern vertrugen kaum das Klima und wurden als Siedler gebraucht. Also verpflichteten sie die einheimischen Völker, vor allem die der 1000 Inseln, rahuri genannt. Doch diese weigerten sich, also wurden sie durch unfairen Handel in die Schuldknechtschaft gezwungen. Doch es gab von ihnen zu wenige. Vor allem für die Gold- und Silberminen auf dem Festland.

Du ahnst, was nun kam, nicht wahr?
[/i]
24.12.2017 10:51:03
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123081)
Samy
[i]Juan merkte die Veränderung das erste Mal, als er ein Handelsschiff des Südens vor der Korsarin rettete und dann anstatt der normalen Güter menschliche Fracht fand. Er war geschockt, doch seine Intervention im Marinequartier wurde mit dem Hinweis abgeschmettert, dass alle Schuldknechte aus Calimshan seien, die ein Fürst offiziell verkauft hatte. Und da sie für die Neue Welt bestimmt waren, mache sich Amn nicht der Sklaverei schuldig.

Für Zoraida war die Sache eindeutiger. Die Neue Welt und die dort eben gegründete Amner Handelskompanie, ATC (Amn Trading Company), brauchten Sklaven. Und die verschaffte ihnen niemand anderes als die rundeen. Sklaven aus dem Süden.

Juan versuchte die Marine dazu zu bringen, das ganze anders zu sehen.

Zoraida versuchte die anderen Piraten dazu zu bringen, nun alle ihre Schulden zu bezahlen und den Korsaren zu helfen, die Sklavenschiffe aufzubringen.

Weder die Marine noch die Piraten hörten ihnen zu.

Gerüchte kamen auf, dass manche Gutsherren mit Verbindung zur Marine nun selbst Sklaven einkauften für die Minen in Amn. Und es gab erste Piratenbanden, die selbst begannen, die Sklaven von aufgebrachten rundeen-Schiffes in die Neue Welt zu verkaufen.

Verbissen versuchten Juan und Zoraida nach Hilfe und Unterstützung, nach einem Verbündeten.

Und aus gegenseitiger Faszination wurde … eine Art Sehnsucht.
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24.12.2017 11:42:47
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123082)
Samy
[i]Es begann mit dem Austausch von Informationen über die Sklavenschiffe des Südens. Für die Informanten waren es einfach zwei zahlende Kunden auf beiden Seiten. Zoraida wollte die Schiffe abfangen und aufbringen, die Sklaven befreien und an den Händlern der rundeen Rache nehmen. Juan wollte die Schiffe kontrollieren und die eigentlichen Abnehmer in Amn und Neu Amn herausfinden, und wenn er dabei Fehler in den Papieren entdeckte, musste eben laut Gesetz eine Fracht ausgehändigt werden.

Dann wurde der Austausch mit der zeit intensiver. Aus einfache Informationen wurden erste Briefe mit vorsichtigen Fragen an den anderen. Daraus entwickelten sich erste Diskussionen. Zu dieser Zeit wurden die Briefe nicht mehr von gesichtslosen Informanten übermittelt, an Kontaktpersonen weitergegeben oder an toten Briefkasten hinterlegt. Juan vertraute seiner ersten Offizierin und Zoraida ihrem vertrautesten Leibwächter diesen Dienst an.

Auf See schenkten sich beide dennoch nichts, es hieß entkommen oder gefangen werden. Schließlich verriet Juan auch, auf welchen faciendas reiche Gutsbesitzer heimlich Sklaven ankauften und Zoraidas Mannschaft starteten Überfälle auch an Land, um diese Sklaven zu befreien und die Gutsbesitzer zu bestrafen. Umgekehrt verriet sie Juan Piratenbanden, die selbst in das Sklavengeschäft eingetreten waren, ohne Scheu und Zögern.

Auf dem schmalen Grat, auf den sie beide nun wanderten, hatten sie schließlich nur ihre beiden Vertrauten und sich, um miteinander ihre Gedanken auszutauschen.

Ihr erstes wirkliches Treffen fand über ein Jahr nach der ersten Kontaktaufnahme in der Taverne eines kleinen Küstendorfes statt, begleitet und bewacht nur von der Offizierin und dem Leibwächter. Beide hatten für sich beschlossen, den anderen zu misstrauen und ihren Kapitän zu beschützen. Wer weiß, vielleicht war alles ja nur eine Falle der Marine, der Piraten? In einer Welt voller Misstrauen, Geheimnissen und Tod leben Vorsichtige länger.

Das erste Treffen dauerte fünf Stunden und war nur ein langes Gespräch, ein Austausch von Gedanken.

Das zweite fand erst vier Monde später statt und war eine lange Diskussion.

Das dritte etwas später eine Diskussion mit gutem Essen.

Erst beim vierten Treffen, ein Jahr nach dem ersten, kam guter Wein hinzu. Es schickt sich nicht zu fragen, was nach dem Wein genau kam. War es Liebe? Sagen wir, aus einer Art Sehnsucht war so etwas wie Begehren geworden.

Liebe kam wohl erst danach hinzu, im Lauf der Zeit. Es war ihnen nicht möglich, sich oft oder gar offen zu treffen: der Piratenjäger und die Korsarin. Das klingt eher nach einer miesen Geschichte eines zweitklassigen Barden.

Wenn sie sich trafen, dann war es meist nur ein Austausch von Blicken im Hafen: er marschierte mit seinen Soldaten den Kai entlang, sie saß Pfeife schmauchend auf einer Bank. Aber in diesen Blicken und den kleinen Zeichen der Hände, der Augen, des Hutes oder der Kleidung wurden Zeit und Ort für das Zusammensein ausgetauscht. Immer bewacht von ihren Vertrauten.

Auf See schenkten sie sich auch weiterhin nichts und beide vertrieben alle Gedanken aneinander, wenn ihre Schiffe sich jagten und die Geschosse und Zauber die Schiffe trafen.

Jedes Zusammensein war intensiver, da sie wussten, es war vielleicht das letzte. Ich denke, mehr muss ich darüber nicht erzählen.

Aber das Zusammenschein blieb nicht folgenlos. Das Schicksal ist vieles, aber eines sicher: gemein. Es lauert auf den entscheidenden Moment, um alles zu ändern.

Und dieser Moment kam. Musste kommen. Sie hatten es immer gewusst und die Strafe dafür, es dennoch geschehen zu lassen, konnte nicht für ewig abgehalten werden.

Was war die Ursache für das, was in dieser Nacht geschah? Zufall? Beide hatten sich mächtige Feinde gemacht.

War es die rundeen, die ihnen auf die Schliche kam und Rache nehmen wollte? Ein Gutbesitzer, den sie zu viel Gold gekostet hatten? Missgünstige oder korrupte Marineoffiziere? Eine Piratenbande, die sich für den Verrat rächen wollte? War es eine verbittere Offizierin, die eine Nebenbuhlerin loshaben wollte? Oder ein enttäuschter Liebwächter, der sich und sein herz verraten fühlte? Vielleicht war es auch nur das eigene Netzwerk, dass Juan einst für die Marine aufgebaut hatte und einen Tipp zufällig bekommen hatte.

Das alles ist nicht wichtig. Wichtig ist allein das, was geschah …. und welche Auswirkungen es hatte.
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25.12.2017 10:17:12
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123089)
Samy
[i]Schwer wie eine Decke aus Blei lag in dieser Nacht die schwüle Hitze des trockenen Sommers über dem schlafenden Athkatla. Es war eine der seltenen Nächte, in der selbst der kühlende Seewind die Straßen und Gassen nicht erreichen konnte. Das Leben war zum Stillstand gekommen, nichts rührte sich, nicht einmal in den Tavernen und Spielhäusern. Nur das Zirpen der Grillen erfüllte die Stadt, drang in jedes Haus und jedes Zimmer.

In einem der Gästezimmer einer kleinen, abgelegenen Herberge lagen die beiden Liebenden vereint im unruhigen Schlaf. Zoraida wälzte sich von einer Seite auf die andere, gepeinigt von dunklen Träumen.

In dieser Nacht wollte sie Juan von ihrem Zustand erzählen, aber die bleierne Schwüle hatte selbst das Liebesspiel beiden alles an Energie gekostet und sie beide in ihre träume sinken lassen.

Unten in der Stube saßen nur zwei Personen an einem Tisch und vertrieben sich die Zeit mit einem Würfelspiel. Weder Juans Offizierin noch Zoraidas Leibwächter hatten Interesse an einer Unterhaltung. Nur das Klackern der Würfel war zu hören.

Waren Zoraidas Träume zu Beginn noch Albträume, erfüllt von Kampf und Gefechten auf See, wurden sie immer dunkler und doch klarer. Schreie erfüllten ihren Geist, sie wie gewaltige Seemonster Schiffe verschlangen, zerdrückten, in die Tiefe zogen. Sie schwamm wie schwerelos durch uralte Ruinen auf dem dunklen Grund des Meeres, bevölkert von schattenhaften Kreaturen.

Dann wurden die Träume noch realer, wurden zu den Visionen, die sie immer wieder einmal sehen konnte. Sie stand in brennenden Dörfern, sah wie Soldaten Männer wie Frauen töteten. Kinder wurden zusammengetrieben in eines der brennenden Langhäuser geworfen. Jemand packte Zoraidas Traum-Ich und führte sie auf die Mitte eines großen Platzes inmitten des Feuersturms. Dort stand ein Mann und gab die Befehle. Jemand drückte Zoraida auf die Knie und die hörte die hasserfüllte Stimme des Mannes: „Wo sind sie?“ Anstelle ihrer stimme antwortete eine alte brüchige Männerstimme: „Sie stehen unter den Schutz unseres Volkes und unserer Ahnen. Las ab von deiner Suche, sie bringt nur Tod und Leid. Siehst du nicht auf welchen Pfad zu wandelst, Kinderverschlinger?“ „Ich werde diesen Pfad gehen, bis ich sie getötet habe und ihrem leblosen Leib mein Kind entrissen. Ihr habt ihnen geholfen, ihr gehört zum Abschaum der See. Ich bringe Ordnung und Gesetz …. und ich rette was mein ist.“

Mit einer plötzlichen Bewegung drehte sich der Mann um und rammte seine Säbelklinge in Zoraidas Traum-Ich. Schwerz erfüllte ihr Bewusstsein, aber nicht der Schmerz einer Wunde, sondern der Schmerz der Erkenntnis, also sie das Gesicht des Mörders deutlich vor sich sah.

Draußen in den Gassen der Stadt begannen Windspiele sich leicht zu bewegen und sandte feine, helle Töne in die Nacht. Aufgehängte Wäsche wurde von einem plötzlichen, kalten Seewind durcheinandergewirbelt, der vom Hafen kommend zwischen den engen Häusern entlangraste. Die Grillen und Zikaden verstummten und man konnte eine seltsame Aufladung auf der Haut und auf der Zunge spüren.

Stiefel waren zu hören, die Stiefel vieler marschierenden Soldaten.

Zoraida erwachte, gebadet in kalten Schweiß, aus ihrer Traumvision als der Wind die Fensterläden aufriss und ein heller Blitz den Himmel über der Stadt zweiteilte und das wette rumschlagen ließ.

Dann zerriss ein Donnerschlag die Stille der Sommernacht, der Himmel öffnete seine Schleusen und ein heftiges Gewitter ging nieder.

Zoraidas war ihren Visionen immer gefolgt. Sie zeigten eine Zukunft, die noch verändert werden konnte. Aber sie wurden wahr, wenn man zu feige war, sein Schicksal in die Hände zu nehmen und zu ändern. Diese Vision, dieser Traum …. noch immer erfüllte sie nur Grauen und Schmerz. Und wie im Traum übernahmen ihre Erfahrung und ihre Instinkte als Korsarin sie und ihre Hand griff zum Dolch neben der Bettstatt. Lass es nicht geschehen!

Die Würfel lagen bewegungslos auf den Tisch in der Stube. Beide Spieler waren in Gedanken vertieft seitdem der Donner kam und der prasselnde Regen begonnen hatte. Man könnte meinen, beide lauschten auf etwas im Regen draußen, wartend und einander belauernd.

Etwas rammte die Eingangstüre und ließ sie splitternd und krachend halb in den Raum hineinfallen. Befehle wurden gebrüllt und Fensterscheiben eingeschlagen.

Offizierin und Leibwächter sprangen auf, zogen ihre Waffen …. zögernden, blickten sich gegenseitig an. Dann wie auf ein Kommando versuchten beide die Stiege zu erreichen, die nach oben zu ihren Kapitänen führte. Hinter ihnen drangen die Soldaten der Marine in die Stube und setzten den beiden sofort nach.

Die Offizierin erreichte zuerst die Stiege und, Absicht oder Zufall, Zoraidas Leibwächter wurde zurück und gegen die anstürmenden Soldaten geworfen.

Verfolgt vom Kampflärm unten erreichte die Offiziere die Türe zum Zimmer und riss sie ohne zu zögern auf: „capitan!“

Ihr Kapitän lag auf dem Bett, seine Korsarengeliebte war über ihn gebeugt. Vor allem aber sah die Offizierin den Dolch in der Hand der Verräterin, bereit ins Herz des Kapitäns zu stoßen. In diesem Moment wurde ihr alles klar: alles war gelogen und gespielt, alles ein weh ihren Kapitän, den erfolgreichsten Piratenjäger aus dem Weg zu räumen und nun, da die Soldaten sie gefunden hatten, blieb nur noch eine Möglichkeit, ihr verräterisches Ziel zu erreichen!

„traidor!“ Das Bett war zu weit um es noch rechtzeitig zu erreichen, aber ihre Ruf lenkte die Korsarin für einen Moment ab indem diese zur Offizierin blickte, den Blick voller Schmerz und Kummer.
Die Offizierin griff zur Öllaterne auf der Anrichte neben der Tür und war sie voller Wut nach der gedungenen Mörderin.

Als die Öllaterne auf sie zugeworfen kam übernahmen ihre Reflexe und Zoraida sprang zur Seite. Der Dolch fiel ihr aus der Hand und nach unten, die Laterne zerbarst and er wand neben dem Bett und feurige Funken erfüllten den Raum, sofort angefacht vom eindringendem Seewind.

Die Flammen fanden hier im Fachwerk genug zu fressen und in wenigen Momenten griff das Feuer auf das ganze Haus, das ganze Viertel über. Selbst das Gewitter konnte das nicht verhindern.

Die Korsarin entkam nackt und noch immer wie in Trance über die Dächer dem Feuer und den Soldaten. Und der Regen ließ keine ihrer Spuren zurück.

Die Offizierin rettete sich und ihren Kapitän aus den Flammen. Gezeichnet von schweren Brand- und Hitzewunden schaffte sie Juan durch das Gewitter zu den Heilern der Marine. Von Fieber geschüttelt schwebte er zwei Monde lang an der Schwelle des Todes.

Der Leibwächter fiel im Kampf in der Stube, seine Bezwinger größtenteils im Feuer.

Vier weitere Häuser im Viertel wurden Opfer der Flammen bevor der Regen seiner Wut Einhalt gebieten konnte. Die Opfer hier zählte niemand.

Als der Morgen das Gewitter vertrieb und die Sonne sich erhob, lag eine dichte Rauchwolke über der Stadt. Doch das Leben ging einfach weiter seinen gewohnten Gang.

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25.12.2017 15:16:37
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123092)
Samy
[i]Der Kapitän erholte sich nur langsam. Immer wieder wurde er von Fieberanfällen gepackt und lag tagelang in Bewusstlosigkeit, trotz aller Anstrengung der Heiler. In den wachen Momenten dazwischen ließ er sich von seiner Offizierin alles immer und immer wieder berichten. Dunkle Träume suchten ihn heim und mit der Zeit verschmolzen seine Fieberträume und die ihm erzählten Worte zu furchtbarer Gewissheit, verraten worden zu sein. Als er endlich genesen war, war er sich sicher, alles wirklich miterlebt zu haben ohne sich aber selbst bewegen oder sprechen zu können. Er musste aufgewacht sein bei all dem Chaos in dieser verfluchten Nacht, alles gab nur Sinn, wenn er betäubt gewesen war. Von wegen Liebe, Begehren, Gedankenaustausch … alles nur ein finsterer Plan ihn am Ende umzubringen. Alles in einen Skandal enden zu lassen, der das Ansehen der Marine geschwächt hätte.

Seine Gewissheit steigerte sich immer mehr in Hass auf alle Piraten. Abschaum der die See verpestete. Er war so ein Dummkopf gewesen. Und der Tod so vieler Soldaten in den Flammen war der Preis für allein sein Versagen als Piratenjäger.

Er hatte versagt und an eine Rückkehr in den Dienst der Marina als Kapitän war nicht mehr zu denken. Schließlich quittierte er den Dienst und heuerte bei der ATC an. Dort in der Neuen Welt würde man ihn wegen seines Könnens schätzen und niemand würde mehr über seine Dummheit sprechen. Als Kapitän eines Geleitschiffes der Kompanie würde er im Golf von Cordell für Sicherheit und Ordnung sorgen. Und sicher würde man seine Fähigkeiten bald erkennen und er würde, nun im Auftrag der Kompanie, Piraten jagen. Seine Offizierin nahm er mit, weiterhin in dieser Position und als neue Geliebte.


Auch Zoraida wollte alles zurücklassen. Sie entkam nur knapp und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Marine ihr Netzwerk an Informanten Stück für Stück ausheben würde. Daher kappte sie alles, um ihre Informanten keiner Gefahr mehr aussetzen zu müssen, brachte einige aus Amn fort und sicher in den Süden. Sie hörte Gerüchte, dass Juan überlebt habe. Aber sie beschloss keinerlei Kontakt aufzunehmen oder Hinweise über ihren eigenen Verbleib zu geben. Ihre Visionen verfolgten sie noch immer und es erschien ihr für sich und das ungeborene Kind das Beste, für immer aus Amn zu verschwinden. Er sollte nie etwas davon wissen.
Doch ihre Erfahrungen und ihre Gabe der Vorhersehung waren den Tigerkorsaren zu wichtig, um ihr in Port Cor Marak, an der Verlorenen Küste in Chult, zu erlauben ein ruhiges Leben zu führen.

Der Durst der ATC nach Sklaven wuchs und damit auch der Gewinn der rundeen. Es war nur eine Frage de Zeit, bis die Korsaren die Notwendigkeit erkannten, auch im Westen aktiv zu werden und den dortigen Völkern zu helfen, ihre Freiheit zu erhalten oder wieder zu bekommen. Und so setzte Zoraida als Kapitänin einer kleinen Korsarenflotte Segel um in die westliche See zu fahren. Es war ihr im Grunde mehr als recht, weit weg von Amn und der Marine dort. Weit weg von Juan und ihrer Vergangenheit dort.


Und so wechselt die Bühne zum letzten Mal. Alles ist vorbereitet, niemand wird seinem Schicksal entgehen können, wenn Fäden Sterblicher ohne ihr Wollen sich noch einmal zusammenfügen.

Folge meinen Worten zum Ort vom Beginn meiner Erzählung, Stern der See. Über die Spurlose See hinweg in das Meer der Monster, der fremden Völker, Götter und der fremden Magie. Denn dort wird sich nun der letzte Akt ereignen.

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26.12.2017 09:23:43
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123094)
Samy
[i]Als Juan die Neue Welt und den Golf von Cordell erreicht hatte, wurde er sofort bei der Führung der Kompanie vorstellig und bewarb sich als erfahrener Piratenjäger. Aufgrund der immer höher werdenden Verluste durch aufgebrachte Schiffe nahm die Kompanie seine Dienste in dieser Sache nur zu gerne an. Juan standen somit auf einem Schlag die Ressourcen der mächtigsten Organisation im Golf zur Verfügung und er zögerte keinen Moment, eine Flotte von Piratenjägern aufzubauen.
Das er damit die Sklaverei und die Einfuhr weiterer Sklaven aus Faerun unterstützte, war ihm einerlei geworden. Wenn die Meere sich und die Wölfe der See ausgerottet sein würden, würden Siedler freiwillig kommen und der Sklavenhandel wäre unnötig. Außerdem besagten alle Papiere, die er zu sehen bekam, dass die Sklaven Schuldknechte aus Calimshan waren, die als Bezahlung für Waren aus Amn und den Kolonien an die Kompanie gesandt worden waren. Wenn sie lange genug gearbeitet haben würden, wäre sie freie Siedler … fern der Sklaverei im Süden Faeruns.

Den aufgebrachten Piraten gewährte er keinerlei Erbarmen mehr und es war seine einstige Offizierin, nun selbst Kapitänin eines der Piratenjägerschiffe, die ihn darauf brachte, alle Piraten der Kompanie als Schuldknechte zu verkaufen. Hatte dieser Abschaum nicht durch seine Taten der Kompanie geschadet? Also war es nur gerecht, wenn sie den Schaden ableisten mussten um später schuldlos wieder frei leben zu können. Das Gold, dass dadurch in seine Taschen und die seiner Kapitäne floss führte dazu, dass sich immer mehr mittellose Gesellen und Herumtreiberinnen seiner Flotte anschlossen.

Juan war es auch, der die Kompanie dazu überredete, die teuren Feuerkanonen und ihre gnomischen Geschützmeister aus Lantan zu kaufen und zu heuern. Diese Waffen waren das einzige, was den Schiffen der Kompanie gegen die unzähligen riesigen Meereskreaturen helfen konnten, die den Golf zu einer See der Monster machte. Allein die rahuiri schienen irgendwie mit diesen Monstern umgehen zu können, doch aufgrund der Untaten der Kompanie dem Volk der See gegenüber war an eine Zusammenarbeit nicht zu denken.

Schnell gaben ihn die überlebenden Piraten den Titel „la muerte del mar“, denn das Auftauchen seines Flaggschiffes, der „justicia“ bedeutet Tod und Sklaverei für alle, die das Unglück hatten, zu überleben.


Als Zoraida in die Neue Welt kam nahmen sie und die Korsaren zuerst Kontakt auf zu den rahuri. Wie in der Schimmernden See und an den Küsten von Chult war es ihnen klar, dass der einzige Vorteil gegen die Schlagkraft der Kompanie das Wissen um das Wetter, die Gewässer und deren Gefahren war. Und wie in Chult waren es die einheimischen Stämme, von denen allein sie alles lernen konnten. Es war ein fruchtbarer Austausch von Wissen und Kenntnissen. Die Korsaren wurden Teil der Sippen und lernten den Golf immer besser und besser kennen. Sie begleiteten die rahuir auf deren Jagden nach den als göttlichen Kinder verehrten Seemonstern, sie lernten die ersten Geheimnisse der Magie dieser neuen Welt. Und mit der Zeit gewöhnten sie sich sogar daran, dass die rahuri die Geister ihrer verstorbenen Ahnen aus dem Totenreich zurückzuholen vermochten, um Seite an Seite mit diesen die Kreaturen der See zu jagen. Teile dieser Kreaturen, verschifft zurück nach Faerun, waren die Einnahmequelle für die Korsaren. Alchemisten, Zauberer und Forscher der Alten Welt zahlten Unsummen für diese Materialien und man konnte sie sogar auf Schiffen der Kompanie schmuggeln.

Umgekehrt lernten die rahuri endlich mehr über die Völker, die Götter, die Magie und das Leben in Faerun. Die Korsaren zeigten ihnen, wie man die Schiffe von dort steuerte und baute, unterrichteten sie in den ihnen fremden Waffentechniken und der Magie des Gewebes. Es war ein Austausch unter Gleichen, gefördert durch teilweise Ähnlichkeiten zwischen den, was die Korsaren aus Chult mitbrachten und den Traditionen des Volks der See. Und Zoraida baute ein Netz aus Spionen und Informanten auf unter den rahuri-Stämmen, aber auch den Sklaven auf den Plantagen und den glücklosen Siedlern in den Koloniestädten, die als Schuldknechte der Kompanie nicht viel besser lebten als die Sklaven. Entflohenen Sklaven lehrten sie die Traditionen und Fertigkeiten aus ihrer Heimat: die Kunst ohne Waffen zu kämpfen, zu lesen was ihre Besitzer in den Herrenhäusern schrieben und die Zeichensprache der Schurken und Geächteten.

Erst nach über einem Jahr waren die Korsaren und ihre rahuri-Verbündeten bereit, zuzuschlagen und den Funken der Freiheit mitten in das Herz des Reichs der Kompanie zu tragen.

Und es dauerte nicht lange, dass Zoraida erfuhr, wer der Tod des Meeres wirklich war …. und Juan Schiffe mit der Flagge der Tigerkorsaren zu sehen bekam.
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26.12.2017 10:11:48
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123095)
Samy
[i]Als Juan die Anwesenheit der Korsaren bestätigt bekam, steigerte sich seine Wut ins grenzenlose. Sie waren ihm gefolgt um ihn zu vernichten. Im wieder alles zu nehmen, was er aufgebaut hatte. Er wies seine Piratenjäger an, ihre Anstrengungen zu steigern, zu verdoppeln. Diese Pest musste so schnell wie möglich ausradiert werden. Seine Schiffe machten nun keine Gefangenen mehr, sie versenkten und töteten alle Piraten ohne Gnade. Sein Netzwerk an Informanten überall in den Koloniestädten bekam den Auftrag, jeden noch so kleinen Schmuggel und jeden noch so flüchtigen Kontakt mit allen Piraten, vor allem aber mit den Korsaren aufzudecken und schließlich brachten seine schiffe selbst Schmugglerboote auf und seine Soldaten drangen in Häuser in den Städten ein und warfen ganze Familien in die Kerker der Kompanie.
Aber alles was er in seiner von beginnenden Wahn gespeisten Rachewut in Erfahrung bringen konnte, war das die Korsaren ihre Hilfe und Unterstützung aus ihrer Freundschaft zu den rahuri-stämmen bezogen und …. dass einer der Kapitäne niemand anders als Zoraida selbst sein konnte, die Verräterin.

Schiffe brannten, die See und die Haie machten in diesen Monden mehr als reiche Beute. Der unbarmherzige Feldzug gegen alle Piraten führte auch auf deren Seite zu Rache und extremer Brutalität. Es brach ein Krieg auf See aus, ein Kampf zwischen der Ordnung der Kompanie und der Freiheit der Piraten.

Der Moment, der das Ende meiner Geschichte einleitet, ist schwer zu fassen. Aber es waren zwei Ereignisse, die alles Weitere auslösten …. auslösten mussten.

In einem der Gefechte wurde das Schiff der einstigen Offizierin, seiner Geliebten, versenkt und sie wurde von der See und deren Ungeheuer verschlungen. Und er gefangener und gefolterter rahuri erzählte Juan, dass die von ihm besonders gehasste und verfolgte Korsarenkapitänin nach ihrer Ankunft vor 2 Jahren ein Kind zur Welt gebracht und es den rahuri anvertraut hatte.
In dieser stürmischen Nacht wurde ihm endlich der Plan der Korsaren bewusst, alles fügte sich zusammen: selbst wenn er alle aufspüren und ihnen ihre gerechte Strafe zuführen würde, würde das Kind – mit ziemlicher Sicherheit sein Kind – eines Tages gegen ihn benutzt werden um alles zu vernichten, was er aufgebaut hatte.
Nicht die Rache an Zoraida konnte den Plan zunichtemachen, sondern allein das Kind in seine Hände zu bekommen und den Piraten damit als Werkzeug der Rache zu entreißen. Wenn es sein Kind war, und das musste es sein, dann war es seine Aufgabe, dass es niemals Pirat werden würde, sondern er musste es erziehen, zu einem Werkzeug seiner Ordnung und der der Kompanie zu machen.

Aber das Kind war bei den rahuri. Aber waren diese nicht eindeutig die Verbündeten der Korsaren und damit aller Piraten? Wenn er ihnen diese Unterstützung nahm, konnte er sie Piraten endlich vernichten und sein eigen Fleisch und Blut zu sich holen.


Mitten im Krieg um die Herrschaft auf See begannen seine Schiffe die Boote der rahuri aufzubringen, seine Soldaten drangen in ihre Dörfer ein und suchten nach echten oder vermeintlichen Helfern der Korsaren …. und einem bestimmten Kind. Schnell lernten seine Offiziere, dass es besser war, immer Helfer der Korsaren zu finden und jedes Kind im annähernde passenden Alter mitzunehmen. So brachten sie Tod und Leid in die Dörfer des Volkes der See.

Die Kompanie wurde unruhig.

Anstatt alle Kraft gegen die Piraten einzusetzen wurde in Dörfer der Einheimischen eingedrungen und Kinde entführt. Und mit diesem Schritt schienen die Angriffe von Seemonstern überall im Golf zuzunehmen. Man war ratlos und stellte Juan zur Rede, doch er war darauf vorbereitet. Er überzeugte sie mit genau vorbereiteten Worten für einen neuen langfristigen Plan: die See wird der Kompanie nie gehören, solange die rahuri nach ihren Traditionen lebten, mit ihrer fremden Nekromantie Tote beschwören konnten mit ihnen zu kämpfen und eindeutig Einfluss auf die Monster des Golfes nehmen konnten.
Natürlich wäre es gegen die Gesetze aller Götter, sie auszurotten. Aber war nicht das Fehlen der faerunischen, der echten Götter der Grund für die Verirrung der rahuri in Aberglaube und Nekromantie? Sie waren nur verirrte Kinder, die man auf den rechten Weg bringen muss. Als Diener der eigenen Götter wären sie erlöst, Teil der Welt der Kompanie und mit ihren Traditionen würden die Untoten und Monster endlich vergehen. Natürlich würde es nicht leicht sein, aber langfristig lohnen. Keine Priester in ihre Dörfer, nein. Schleppt sie auf die Plantagen und last sich durch Arbeit Demut und unsere Götter erkennen. Nehmt ihnen ihre Kinder und steckt sie in Schulen der Kompanie. Treibt ihnen den Aberglauben aus. Rettet ihre Seelen! Unsere Götter wollen es so! los dioses lo quieren!

Und so wurde der Krieg auch auf die Inseln getragen, wurde es ein krieg der Kompanie gegen alles andere. Nun brannten Dörfer, färbte sich die See rot vom Blut Unschuldiger.

Und die See hörte das Leid und den Schmerz ihres Volkes.
Auch unsere Götter mögen die verdrehten Worte gehört haben.
Denn wer, wenn nicht sie können die Wahrheit hinter allem erkennen.
Die Rache und der Wahn eines Sterblichen waren die Ursache.
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26.12.2017 11:18:18
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123096)
Samy
[i]Schließlich bekam Juan, den die rahuri den Titel Verschlinger der Kinder, depredadores de niños – cúa coétl, gegeben hatten, die Informationen, die er so lange gesucht hatte. Er befahl sofort seiner Flotte Kurs zu setzen gen einer bestimmten Insel und einem bestimmten Dorf der rahuri.

Und auch Zoraida und die Korsaren wurden durch Spione über den Kurs und das Ziel der Flotte informiert und setzen alle Segel und beschworen alle Wind- und Wellenmagie, um dorthin zu gelangen.

Aber ihr beider Schicksal lag schon lange nicht mehr in ihren eigenen Händen. Die rahuri selbst hatten beschlossen, allem ein Ende zu setzen und den Kinderverschlinger in einer wohl überlegten Falle zu vernichten.

Als Junas Flotte die Bucht erreichte, erhob sich eine mächtige Seeschlange, die Beschützerin der Insel, und brachte Tod und Vernichtung unter die Schiffe der Kompanie. Sie zermalmte eines mit ihrem Leib und riss ein anderes in Stücke. Ein Schwarm riesiger Haie machte sich über die Seeleute her, die ins Wasser gezogen worden oder selbst springen mussten. Am Strand standen die rahuri zusammen mit den Geistern ihrer Toten und vollzogen ihre Rituale, die Schlange zu stärken und ihre Wut anzufachen.
Auch die justicia drohte von der Kreatur verschlungen zu werden, doch Juan erkannte die Magie der rahuri am Strand und ließ alle noch verbleibenden Feuerkanonen mit Eisennägeln laden, dann nahmen sie den Strand unter Beschuss. Die Schrabnellgeschosse zerrissen Knochen und Fleisch und verwandelten den einst friedlichen Strand in eine rote, aufgerissene Wüste voller schreiender und lebloser Körper. Ohne den Schutz des magischen Rituals zerfetzten die Kanonen auch die Schlange und raubten der Insel ihren Beschützer, der von den Göttern der Neuen Welt einst an diesen Ort gesetzt worden war.

Als einziges Boot erreichte das Flaggschiff den Strand indem Juan sie direkt dort aufsetzen ließ. Alles war ihm egal geworden außer seiner Rache an den rahuri und dem Kind.

Erbittert kämpften Frauen und Männer um jeden Handbreit des Strandes, um jedes Haus im Dorf. Gefangene ließ Juan nicht mehr machen, wer nicht erschlagen wurde in die Flammen der brennenden Hütten und Häuser getrieben, eindeutige Kinder der rahuri sogar geworfen. Hatten diese Teufel nicht selbst durch das Versenken seiner Schiffe sich der Möglichkeit beraubt, in die Zivilisation mitgenommen zu werden? Ich, Juan Sánchez Soldano bringe die Ordnung und meine Gerechtigkeit.

Inmitten des brennenden Dorfes wurde ihm der Dorfälteste gebracht. Der Kazike war nicht so alt wie es Juan erwartet hatte, aber als Führer seines Stammes war er für alles verantwortlich.

Juans Soldaten drückte den Kaziken auf die Knie und Juan wandte sich mit hasserfüllte Stimme an den rahuri: „Wo sind sie? Der Korsarenabschaum und mein Kind!“

„Sie stehen unter den Schutz unseres Volkes und unserer Ahnen. Lass ab von deiner Rache, sie bringt nur Tod und Leid. Siehst du nicht auf welchen Pfad zu wandelst, Kinderverschlinger?“

„Ich werde diesen Pfad gehen, bis ich sie getötet habe und ihrem leblosen Leib mein Kind entrissen. Ihr habt ihnen geholfen, ihr gehört zum Abschaum der See. Ich bringe Ordnung und Gesetz …. und ich rette was mein ist.“ Juan sah die vernichteten Schiffe in der Bucht, die gefallenen Soldaten, seine Soldaten. Hörte die Schreie der Verwundeten. Und der rote Schleier der Wut legte sich auf seinen Geist.

Der bereits blutige Säbel des Kinderverschlingers wurde tief in den Leib des Mannes getrieben: „Da hast du das Blut deines Volkes!“

Aber der Kazike brach nicht zusammen. Er fing sein eigenes Blut mit den zitternden Händen auf und stemmte sich noch einmal empor. Fast sanft legte er seine rot triefenden Hände auf Juans Wangen: „Dann hast du selbst dein Schicksal endgültig besiegelt. Wir, das Volk der See, rufen unsere und eure Götter an, dich zu verfluchen. Jede tote Seele hier wird ein Teil des Bandes sein, dass der Fluch um dich legt. Jedes tote Kind wird ein Dutzend Bänder des Fluches sein. Nie wieder wirst du etwas anderes sein als der verfluchte Kinderverschlinger. Das ist die Rache der rahuri für deine Taten. Das ist unsere Gerechtigkeit.“

Dann brach er Kazike tot zusammen und Juan stolperte schreiend zurück als das Blut des Toten in seinem Gesicht wie Feuer zu brennen begann.

Aber nicht nur er war es, der schrie. Aus dem Dschungel und den Strand zum Dorf hinauf stürmten nun die angekommenen Korsaren und ihre rahuri-Verbündeten. Juans Offiziere versuchten die Soldaten zu formieren, aber selbst eine letzte Salve der Rauchpulverwaffen konnten den Ansturm nicht aufhalten. Es heißt immer, die Götter und Dämonen sind voller Gewalt, doch nichts übertrifft die Brutalität und Gewalt der Sterblichen, wenn sie sich einbilden, für etwas zu kämpfen. Für Ideale, ihre Götter oder ihre Familien.

Juan verdrängte das Brennen. So etwas hatte er schon einmal überlebt. Er kämpfte sich durch die Korsaren, auf der Suche nach ihr. Denn sie musste unter den Korsaren sein, nein, sie wahr hier, er wusste es. Und sie war alles was er brauchte um sein Ziel zu finden.

Er fand sie, als Zoraida mit einigen anderen in ein halb brennendes Haus stürmte um die darin eingeschlossenen heraus zu holen. Er folgte ohne zu zögern und überraschte die Handvoll Korsaren als sie eben das Haus wieder verlassen wollten. Seiner Wut hatte keiner etwas entgegen zu setzen und er trieb sie ins Feuer bis selbst hinter ihm alles in Flammen stand. Zoraida aber war nicht darunter, also blieb nur die schmale Leiter nach oben. Das Dach bannte noch nicht vollständig und ein Loch zeigte an, wohin die Verräterin sich geflüchtet hatte.

Als er selbst nach oben geklettert war, stand sie ihm am Dachfirst gegenüber, deckte das Herabklettern einiger Korsaren und rahuri. Aber die waren unwichtig, würden sie doch nur in die Hände seiner Soldaten laufen.

„Wo ist mein Kind, verräterische Schlange!“ Der Hass in seiner Stimme traf Zoraida mit derselben Wucht wie die Hitze der Flammen unter ihnen. Sie zog ihren Säbel und ihren Dolch.

In der Geschichte eines Barden wurden nun wohl Worte ausgetauscht werden. Anschuldigungen, Bitten um Verzeihung, vielleicht Worte der Erklärungen. Aber zum einen bin ich keine Bardin, und zum anderen …. sie ist eine Tigerkorsarin. Sie wusste wann Zeit für Worte und Zeit für Kampf ist.

Zoraida eröffnete ohne Zögern und ohne Worte den Kampf auf Leben und Tod. Klinge traf auf Klinge und sie betete zu Valkur, dass die Bestie ihre gegenüber von seinem Hass und seiner Wut zu erfüllt sei, dass er Fehler im Kampf machen würde.

Doch der Kampf der ebenbürtigen Kämpfer brachte kein schnelles Ergebnis, während die Flammen immer mehr des Hauses und des Daches fraßen und ihnen immer weniger Platz ließen.

Sollte sie versuchen zu entkommen? Dann würde die Jagd weitergehen. Niemand außer ihr wusste, wo ihr Kind versteckt war. Sie war alles, was ihn zu ihr führen konnte. Für einen Moment tauchte eine ihrer Visionen auf. Und sie sah Juan umgeben von geisterhaften Fäden, die seine sich windende Seele immer weiter ketteten. Jeder Sterbensruf unter ihnen führte dazu, dass ein weiterer silberner Faden sich um Juans Seele band. Und sie erkannte einen mächtigen Fluch der rahuri darin. Sie sah wie seine Seele rief, aber Juans hatte schon lange aufgehört, auf die Stimme in seinem Inneren zu hören.

Sein Säbel traf sie und fügte ihr eine blutende Wunde zu. Schmerz raubte ihr die Vision und sie musste alle Energie aufbringen, sich zu verteidigen. Seine Wut verstärkte nur die Seelenbänder, aber noch wehrte er sich gegen den Fluch. Etwas fehlte noch.

Die rahuri, sie hatten den Fluch ausgesprochen. Aber es war kein Fluch der aus der See und der Erde ihrer Heimat Faerun gespeist wurde. Noch nicht. Und dann wurde es Zoraida klar. Es gab nie Visionen über diesen Moment hinaus ... weil es keinen Moment danach in ihrem Schicksal gab.

Alle ihre Gedanken, alle ihre Sinne waren wieder im Hier und Jetzt. Und es war nur ein Moment vergangen. Ihr Moment. Sie war sein Schlüssel zu ihrem Kind, egal ob er verflucht war oder nicht.

Manchmal muss man verlieren, um zu gewinnen.

Zoraida gab ihre Verteidigung aus und die Klinge des Kinderverschlingers bohrte sich in ihre Brust. Erstaunt hielt er selbst inne.

„Ich verfluche dich, Juan Sánchez Soldano, ich verfluche dich mit meinem Blut im Namen Valkurs für deine Taten.“ Das Brennen in Juans Gesicht steigerte sich bei ihren Worten ins Unermessliche und schreibend glitt seine Hand der Säbelklinge.
„Und ich übereigene einen Teil meiner Seele der Mutter in der Tiefe. Als Preis für den Fluch über dich. Die See hier und zuhause verfluche dich … für alle Zeiten.“

Das Dach brach als die Flammen rot und blau aufloderten und verschlang beide, als sie in die Flammen stürzten. Nur einer der zwei schrie vor Schmerz …. und seine Schreie waren über das ganze Meer zu hören …. und sind es noch immer.

Die Planken der einst für die lange Seereise umgebauten dhow Zoraidas, das einzige noch seetauglich Schiff hier, färbten sich dunkel, gar schwarz. Die Segel verloren für immer jede Farbe und selbst den roten Seetiger darauf. Die Fäden des Fluchs verwandelten sich in Ketten und zogen den schreienden und brennenden Körper Juans auf das Schiff und verbanden sich mit ihm. Die noch lebenden seiner Soldaten brachen tot zusammen und ihre Seelen und die der schon im Kampf und in der Bucht umgekommenen wurden ins das Schwarze Schiff gezogen und damit verwoben.

Und die Namenslettern am Bug bewegten sich und formten einen neuen Namen: Verschlinger.

Und doch schenkt die See in all ihrer Grausamkeit auch immer einen Funken der Hoffnung. Weit, weit weg fand ein verfluchter Kapitän und dessen Mannschaft endlich Ruhe und Vergessen. Denn es wird immer nur ein Schwarzes Schiff geben, nur solange bis ein Kapitän ein noch schwereres Verbrechen an der See verübt. So lange aber wird der Kinderverschlinger verflucht sein und für seine Taten büßen.

Niemand wird sich an seinen Namen und seine Geschichte erinnern, an die, die ihn liebten, und die, die ihn verrieten.

So, nun weißt du also, Stern der See, welche Geschichte hinter dem Schwarzen Schiff verborgen liegt. Niemand außer uns beiden mag diese Geschichte noch kennen, und in meinem Fall weiß ich jedenfalls, dass meine Lebenszeit bald zu Ende ist.

Bei dir …. mh, man wird sehen. Aber die Frage ist ja nicht nach der Dauer des Lebens, sondern dem, was in Legenden und Geschichten bleibt.

Hast du noch fragen, junger Stern? Dann stell sie mir jetzt, bevor ich unsere Unterredung mit abschließenden Worten beenden werde. Danach gibt es keine Chance mehr auf Fragen.
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31.12.2017 12:27:30
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123123)
Namiel
Sie lässt die Geschichte wohl sacken und schaut dabei auf das Schiff.

[i]Hmmm.... wohin dieser dämliche Hass doch führn kann. Aber sag ma, watt iss denn nu mit dem Kind passiert?[/i]
04.01.2018 12:42:52
Aw: [MH-Hafen] Das Schwarze Schiff (#123151)
Samy
Die Alte lachte gackernd.

[i]"Ja, Hass oder Liebe, Sehnsucht oder Begierde. Das bedeutet Unterblichkeit.

Aus dem Kind? Bei den Göttern, ich hoffe es ist gestorben. Immerhin ist es das Kind einer Piratin und eines verfluchten, zur Bestie und Dämon gewordenen Soldatens. Was für eine Zukunft hätte so ein Kind haben können? Und wenn der Name, den Zoraids ihm gegeben hat, wirklich etwas geholfen hat, dann dürfte das Kind mittlerweile sein halbes Lebensalter erreicht haben. Viel Zeit an irgend'was zu sterben und vergessen zu werden.

Ach ja, der Name: sie nannte das Kind "Hoffnung". Aber nicht in Handelssprache sondern der Sprache die die Wilden in Chult sprechen.
Das Kind "Hoffnung von den Tigerkorsaren", klingt doch seltsam, nich' wahr?

Und ganz nebenbei, sag mit deinen namen nicht, Stern der See. Hast du Sehnsüchte, Begierden oder Leidenschaften, die dich mit der See verbinden und unsterblich machen würden in Legenden und Erzählungen? Die dich dazu bringen würden, dich auf einen Handel mit der rachsüchtigen See einzulassen?

Oder willst du lieber hier der dicke Fisch im Teich sein? Immer von Abenteuern und der See erzählen, aber nie ein Teil der Legende werden, aus Angst, Verzagtheit oder .. wer weiß .... Klugheit?

Wenn du dazu bereit bist, sage ich dir noch etwas als Letztes von dieser Geschichte. wenn du zwischen deinen hübschen Augen mehr hast als in Rum ertränktem Stroh hast du dann etwas, womit du der See in Form eines verfluchten Dämons einen Handel abtrotzen könntest.

Wenn keines von beiden zutrifft, dann war es eine nette Unterhaltung, Stern der See. Und ich werde weitersuchen nach jemanden, der das Zeug zu einem echten Kapitän besitzt.

Deine Wahl."[/i]