30.10.2017 17:28:44 | [SL Nutmeg] Im Namen Ilmaters (#122287) |
bergatroliet | [quote]Dann war da die Unterschicht. Sie hatten ein sehr flickiges Dach über dem Kopf und Brot auf dem Tisch - wenn sie Glück hatten. Die meiste Unzufriedenheit konnte Delia bei diesen Menschen heraushören - es war alles besser gewesen unter Fürst Marco. Patrizia hatte nur dicke Titten und kein Hirn. Und wusste Delia eigentlich, dass wegen Patrizia hier Tyranniten und Shariten die Macht ergriffen hatten? Diese dumme Kuh auf dem Thron hatte den Obertyranniten, diesen Eckhart Lloyd, ja auch gebumst. Ja, echt wahr! So oder so ähnlich konnte Delia es verlauten hören. Nie gewählter, oftmals auch kruder und vulgärer noch ausgedrückt. Und dann war da noch diese Adelige, die da Hafenbewohner getötet hatte...aus Spaß. War bestimmt auch heimlich mit Patrizia verbündet gewesen. Würde einen ja nicht wundern, bei Patrizias Freunden. Wenn dieses Miststück endlich hinge, dann würde Patrizia bestimmt heimlich weinen. Viele der Menschen, die lautstark gegen Adelige und Pfeffersäcke nöhlten, würden Delias Hinweis auf Hilfe und Beistand im Tempel ablehnen. Ja, klar glaubte man an die Götter und betete...aber verstand sie denn nicht, dass es hier ums Überleben ging? Die Fürstin wollte die armen Schichten vernichten und einen Gottesstaat böser Götter ausheben! Oder sie wollte einfach mit ihren Helfern die Armen vernichten, um sich deren wenige Habseligkeiten zu holen. Wann hatte die denn auch je mal was für den Hafen gemacht? Meist folgte darauf ein Schwall aus Problemen, den Delia heraushören konnte. Hunger, das Dach leckte, man musste auf einer schimmeligen Strohmatratze schlafen. Das Leben war schwer. Aber wenigstens war man nicht auf der Straße, nicht wahr? Und dann war da noch die Schicht der Ärmsten der Armen. Diese nahmen dankend die Lebensmittel von Delia an, ebenso die Münzen. Sie schienen sich nicht für die Fürstin großartig zu interessieren. Die war eben da. Vor ihr war der Fürst gewesen. Irgendwie war unter beiden für die, die kein Dach über dem Kopf hatten und um ihr Essen betteln mussten, alles gleich schlecht. Sie redeten gerne über die schönen Dinge im Leben mit Delia. Vermutlich fiel es den Leuten schwer, sich gleich anzuvertrauen an jemand Fremden. Das brauchte seine Zeit. Sie erzählten viel von dem, was sie sich wünschen würden. Ansonsten von dem, was ihnen am Tag passiert war. Da hatte einer Verletzungen, die er von Nujaima behandeln hatte lassen. Die half immer, wenn man fragte. Hatte auch immer ein offenes Ohr. Da war da auch mal der Schrein der drei Donner gewesen, aber der Priester Reynn, der war verschwunden. War halt einfach weggewesen dann... Die Tagelöhnerarbeit war schwer, aber so konnte man sich zumindest am Ende des Tages, wenn man Arbeit gefunden hatte, was beim Fischstand kaufen. Da war der Fisch echt gut. Hatte sie da schon mal probiert?[/quote] Obwohl Delia aufgrund der „Zeckenkrise“ einige Zeit lang vermehrt im Hospital gebraucht wurde, kam sie nach wie vor jeden Tag in den Hafen. Den Ärmsten der Armen, den von fast allen Vergessenen, galt dabei ihr Hauptaugenmerk. Sie hörte sich aufmerksam an, was die Leute zu sagen hatten, was sie sich wünschten und überlegte hier und da laut mit den Leuten, wie man diese Wünsche vielleicht in die Tat umsetzen konnte. Vielleicht brauchte es ja für den ein oder anderen Traum nur einen kleinen Anstoß, etwas Starthilfe. Auch von Nujaimas Idee mit der Hafenstube erzählte sie ihnen, oder unterhielt sich darüber, wenn man schon davon gehört hatte. Ob das nicht etwas wäre, an dem sie sich beteiligen wollten; einen Ort an dem man gemeinsam arbeiten konnte. Wenn die Leute nicht von sich reden mochten, so erzählte Delia von ihren Reisen durch die Reiche. Das Leid, dass sie andernorts erlebt hatte, ließ sie aus, sondern berichtete eher von den schönen oder wundersamen Dingen, die ihr auf der Wanderschaft begegnet waren. Von Halblingskarawanen oder Festen mit Musik und Tanz. Sie erzählte Legenden von Ilmater und der Triade. Und falls die Leute es hören wollten, würde sie auch mehr über Ilmater und seine Lehren erzählen oder mit ihnen beten. Und auch über den Fischstand redete sie – da war sie auch öfter, kam sie dort ja zwangsläufig auf dem Weg zum Hafen vorbei. Und dort duftete es immer so herrlich, nicht wahr? Im Laufe der Zeit würde sie so versuchen, langsam, vorsichtig, jeden Einzelnen besser kennen zu lernen. Versuchen zu erspüren und zu erfahren, was genau der Einzelne erlitten hatte und was er oder sie nun brauchte. Sie wollte den Leuten eine Stütze sein in ihrem schweren Alltag. Und in ihrer Tasche hatte sie auch immer etwas gegen Krankheit, die ein oder andere Tinktur oder ein Hausmittelchen gegen alltägliche Wehwehchen oder etwas für kleinere Blessuren, die man sich bei der Tagesarbeit hin und wieder so zuzog. Nujaima empfahl sie dabei auch weiter – aber dass die gut war in dem was sie tat, wussten die meisten ja bereits. Die „Kundschaft“ würde sie ihr auch nicht „abgraben“ wollen. Delia half eben, wo es Not tat und man ihre Hilfe wollte. Bei der Unterschicht fiel es Delia schwer und was sie hörte, beunruhigte sie. Sie versuchte auf die Leute zuzugehen und zunächst die Sorgen um den bösen Götterstaat und die Auslöschung der Hafenbewohner zu besänftigen. Die Geschichten, die sie über die Shariten im Tempel gehört hatte, hatten sie auch erschreckt und verärgert. Den Unmut der Leute konnte sie da verstehen und tat das auch kund. Ihre Worte wurden dabei längst nicht so farbenfroh wie das, was ihr entgegenschallte, aber sie hielt sich da auch nicht zurück. Für die Anhänger dunkler Götter war in den Tempeln Mîrhavens kein Platz – schon gar nicht in Machtpositionen. Die Fürstin kannte sie noch nicht gut, da lauschte sie eher den Worten der Hafenleute als eine eigene Meinung abzugeben. Eines versicherte sie den Leuten jedoch: im Tempel wurden nun neue Saiten aufgezogen und, wenn irgendjemand – ob Fürst oder Anhänger eines bösen Gottes – den Leuten hier im Hafen ans Leder wollte, [b]das[/b] würde Delia mit aller Macht zu verhindern suchen. Gerade auch nach der Hinrichtung der Anouk von Steinau wollte sie den Leuten diesen kleinen Lichtblick aufzeigen. Man hatte die Leute hier im Hafen nicht vergessen – die Cyricanhängerin hatte ihre gerechte Strafe für den gemeinen Mord an unschuldigen Leuten erhalten. Auch hier berichtete sie von Nujaimas Hafenstube. Der ein oder andere Handwerker war vielleicht ja auch unter diesen Leuten, der mit anpacken konnte oder wollte. Und damit verbunden dachte sie auch hier laut darüber nach, wie man sich gegenseitig bei den Problemchen – wie dem leckenden Dach oder der verschimmelten Matratze – helfen konnte und woran es vielleicht fehlte. Bei dieser Schicht des eigentümlichen Hafenvolks versuchte Delia – noch vorsichtiger als bei den Obdachlosen und Tagelöhnern – sich einzufügen, ein Gefühl für die Leute zu bekommen, sie besser kennen zu lernen. Und dann, in einem nächsten Schritt, wenn die Leute sie akzeptierten oder sie zumindest nicht mehr als völlig Fremde ansahen, konnte sie ihre Hilfe direkter anbieten. Aber erst einmal versuchte sie sich bei den Hafnern als vertrauenswürdig zu erweisen, wobei sie direkt erfragte Hilfe natürlich niemals ablehnte. |
02.11.2017 17:36:49 | Aw: [SL Nutmeg] Im Namen Ilmaters (#122355) |
Nutmeg | Delia würde in ihren Gesprächen mit den Ärmsten der Armen feststellen, dass viele Wünsche zumindest für Leute mit etwas Geld ganz klein waren. Ein Ort zum Aufwärmen manchmal wäre fein. Ein Teller Suppe und viel Brot zum Sattessen jeden Tag. Ein richtiges, echtes Kissen mit Gänsefedern gestopft (es war unerheblich, dass man kein Bett hatte). Verwegenere Geister wünschten sich auch mal ein Stück Kuchen - mit gezuckerten Äpfeln! Es drehte sich viel um Essen, da die Leute gerade das Sattessen-Können schmerzhaft entbehrten. Als Delia von Nujaimas Hafenstube erzählte, würde sie eher verwirrt angeschaut werden. Nein, die Leute hatten davon nichts gehört. Ob sie sich beteiligen wollten und gemeinsam daran arbeiten, darüber schwiegen sie sich aus. Delias Reiseberichten wurde wohl recht gerne gelauscht. Man freute sich über schöne Erlebnisse und staunte bei wundersamen Dingen, die die Ilmatari erlebt hatte. Wenn sie von sich erzählte, sich den Leuten öffnete und den Menschen hinter der Ilmaterdienerin zeigte, war sie den Leuten im Hafen wohl spürbar am nächsten. Auch Legenden und Märchen hörten sich die Menschen gerne an, Geschichten die unterhielten. Beten hingegen, das stellte Delia recht schnell fest, würde bei den Armen keine Begeisterungsstürme hervorrufen. Wenn sie beteten, beteten sie vor allem zu Tymora, für Glück. Von den Leuten herauszubekommen, was ihnen zugestoßen war, war schwierig. Man redete nicht gerne darüber, und mit einer Fremden schon gar nicht. Einzelne öffneten sich der Blinden mit der Zeit. Arbeitsunfälle an den Docks oder auf dem Land waren es oft gewesen, die einen dann auf die Straße getrieben hatten. Ohne großes soziales Netz stand man schlecht da. Versuchte sich eben nun, durchzuschlagen, soweit es ging. Wenn Delia Salben anbot, oder Tinkturen für wunde Stellen oder Verletzungen, so wurde dies gerne angenommen. Manche waren verschämt, weil sie der Ilmatari kein Geld dafür geben konnten, und fragten daher, ob sie ihr denn bei irgendetwas im Gegenzug behilflich sein konnten. Die "normale" Unterschicht war etwas schwieriger da zu erreichen als die Ärmsten. Delias Worte wurden zwar gehört, aber manch einer war da durchaus stur mit seiner Vorstellung, dass die Fürstin mit einer Schar dunkler Gottesdiener die Stadt vernichten wolle. Die Sorge ließ sich von manch einem Fanatiker nur schwer nehmen. Aber dafür erreichte Delia diese Leute, wenn sie sich ebenso ärgerte über die Shariten im Tempel. Gemeinsame Wut konnte eben auch verbinden. Auch hier schienen die Leute, die Nujaima kannten, von dem Plan, eine Hafenstube zu errichten, überrascht. Ein paar würden aber wohl ihre Hilfe anbieten, sollte man in der Zukunft Handwerker brauchen, die zupacken konnten. Auch Nachbarschaftshilfe - da, wo sie noch nicht praktiziert wurde - konnte Delia manchmal anstoßen durch ihre Überlegungen. Auch wenn es neben Helfern oftmals einfach eben am Geld mangelte, um das Dach zu reparieren oder sich eine Matratze zu leisten, die weniger schimmelte als das Stroh. Wenn Delia ihre Hilfe anbot, je nachdem, wobei, hörte sie oftmals Schweigen. Ehe man sie, so respektvoll (und manchmal auch so neugierig) wie möglich, dann teilweise wohl hafig-direkt fragen würde, wie sie denn helfen wolle...so als Blinde ein Dach mit anderen reparieren ginge ja eher nicht? |
04.11.2017 14:28:45 | Aw: [SL Nutmeg] Im Namen Ilmaters (#122398) |
bergatroliet | Hunger - der Feind, dem man als Ilmaterdiener wohl mit am häufigsten begegnete. Mit dem was Delia in ihrer Tasche mit in den Hafen nehmen konnte - ein, zwei Laiber Brot, eine handvoll Äpfel, manchmal auch etwas Käse oder Nüsse - konnte sie diesen kaum stillen. Wohl wissend, dass die meisten den Weg in die Südstadt wohl scheuten, wies Delia dennoch freundlich und unaufdringlich auf die Speisung im Hospital hin. Dort brannte gerade zur kalten Jahreszeit auch immer ein Feuer im Kamin. Doch bis die Hafenstube stand oder sich Möglichkeiten für den Tempel ergaben, den leer stehenden Hoar-Schrein zu nutzen, musste Delia irgendwie die Speisung zu den Armen bringen. Das größte Problem dabei waren Transport und wie man das Essen warm halten konnte. Einen Karren aufzutreiben, den sie alleine ziehen konnte, war gewiss ein Leichtes. Doch wie sollte sie beispielsweise den Eintopf transportieren? Sie konnte schlecht einen ganzen Kessel auf einen Karren laden. Irgendwelche Behälter mussten her. Klein und tragbar, in denen das Essen außerdem eine Weile warm blieb. Delia machte sich eine geistige Notiz einmal einen Bastler oder Kesselflicker aufzusuchen. Vielleicht hatte ein findiger Handwerker die passende Idee für ihr Vorhaben. Ein paar Kissen konnte sie dank der Spenden, die beim Lauschwettbewerb zusammen gekommen waren hingegen direkt besorgen. Decken hatte sie mit Maria ja schon einmal zu Beginn der kalten Jahreszeit verteilt. Wenn sich Schweigen breit machte oder Delia merkte, dass die Leute über etwas nicht reden wollten, drängte sie nicht weiter. Auch das Beten zwang sie niemandem auf, begrüßte es aber, wenn die Leute doch einmal darüber sprachen. Den Segen der Dame Glück brauchten sie ja alle von Zeit zu Zeit, nicht? Bei jenen, die ihr von ihren Unfällen erzählten, fragte sie, ob sie sich die alten Verletzungen einmal ansehen dürfe, drängte aber auch hier nicht, wenn man es nicht wollte. In solchen Momenten erzählte Delia oft von ihren eigenen Erfahrungen mit ihrer Blindheit. Wie sie, obwohl sie blind geboren wurde, über die Jahre erst lernen musste, sich in der Welt der Sehenden zurecht zu finden, ohne jedem eine Last zu sein. Und obwohl sie - das klang ein bisschen an - sich bis heute manchmal fragte, ob sie denn nicht doch für jene mit denen sie arbeitete, eine Last war, war die Botschaft eher hoffnungsvoll: Wenn man nur lange genug durchhielt und nicht aufgab, dann würde einem auch Gutes widerfahren. Es war offensichtlich, dass Delia kein Geld (oder überhaupt eine Gegenleistung) für ihre Hilfe verlangte, aber da es den Leuten wichtig war, überlegte sie sich etwas. Einen bat sie darum, ihr beim Tragen von Kisten mit warmer Kleidung und Essen für die Armen zu helfen. Andere sollten für sie Nachrichten überbringen, an den Tempel oder das Hospital. Häufig fragte sie zuvor auch, ob und was derjenige einmal gelernt habe und sah dann zu, dass sie irgendeine passende Aufgabe fand. Bei der Unterschicht ging Delia nun eher pragmatisch vor. Auf hafig-direkte Nachfragen, antwortete sie, dass sie Werkzeuge oder benötigtes Material heranschaffen könne. Fügte aber - durchaus selbstironisch - hinzu, dass sie, wenn das Dach schief werden solle oder sie sehen wollten, wie sich eine Nonne mit dem Hammer auf die Finger haut, gerne direkt mit zupacken könne. Ansonsten plauderte sie mit den Leuten. Über den Alltag, was es so Neues gab in der Nachbarschaft oder das Angebot am Fischstand. [spoiler]Die Spenden, die Delia für die Hafenleute ausgibt, können mir gerne ig abgezogen werden[/spoiler] |
23.11.2017 15:11:21 | Aw: [SL Nutmeg] Im Namen Ilmaters (#122646) |
Nutmeg | Delia würde wohl feststellen, dass sich nach ihrer Werbung durchaus einige ihr bekannte obdachlose Gesichter (oder eher Stimmen) in der Hospitalspeisung einfanden. Stolz verlor eben doch gegen Hunger und Kälte wenn es hart auf hart kam. Und so wärmten sich die Eingeladenen ihre Hände am Feuer und aßen zufrieden schlürfend ihre Suppe. Es war natürlich keine Dauerlösung. Aber man konnte damit den Menschen, die dieses Angebot angenommen hatten, etwas helfen. Einen Karren würde Delia sicherlich vom Tempel für ihr Vorhaben gestellt bekommen. Der Weg hinunter in den Hafen wäre auch nicht so weit, dass das Essen eiskalt davon werden konnte. Und auch Behälter wären ja kein Problem, Töpfe gab es wie Sand am Meer in dieser Stadt - vielleicht lohnte es sich ja, da einmal nach Spenden zu fragen? Manch einer hatte vielleicht etwas abzugeben. Es musste ja nicht Neuware sein. Oder es konnte wirklich einer der Bastler der Stadt helfen. Delia würde da sicher etwas einfallen. Das größte Problem wäre wohl vielmehr, wie die doch eher schmale, blinde Frau den Karren in den Hafen bekommen würde. Die kleine Schräge, die zum Hafen hinabführte, war steil genug, dass der Karren ihr alleine entweder aus der Hand rutschen würde, oder sie überrollen. Fehlendes Augenlicht machte das auch nicht einfacher. Aber bestimmt gäbe es von der Kirche eine angemessene Hilfe - der Kelemvornovize Ludwig Sonnenstein erklärte sich bereit, ihr beim Karrenziehen zu helfen. Seine Gründe dafür waren recht schlicht - endlich rauchen, ohne dass Ferdinand ihm im Nacken saß und außerdem fuhren die Mädels doch auf gute Taten ab, hehe. Diese Theorie würde Ludwig der jungen Ilmatermönchin, philosophisch eine Kippe im Mund, Zeichenzeug in einer Leinentasche, Kelemvorsymbol stolz auf der Brust, auch ganz ehrlich erörtern. Delia würde in ihrer Zeit im Hafen bemerken, dass sich die Leute an sie langsam gewöhnten. Es war jedoch irgendwie immer eine unsichtbare Wand zwischen ihnen. Vielleicht war den Hafenleuten einfach das Konzept, dass man einfach so um jeden Preis helfen wollte ohne Gegenleistung etwas zu absurd. Und so blieb man distanziert, und taute nur langsam stellenweise auf, nachdem Delia sich etwas angepasst hatte in ihrer Denkweise und geschickt kleine Gefallen für Hilfe verlangte. Die Leute, die auch ihr helfen durften, und sei es nur das Tragenhelfen oder Botschaften überbringen, öffneten sich ihr gegenüber, sahen den Kontakt dann doch mehr als etwas unter Gleichen an. Auch ihren Erzählungen über das Blindsein lauschte man dann mit gebührendem Ernst. Und so bekam sie mit der Zeit auch einige alte Wunden gezeigt. Oder eher, man ließ sie tasten. Vieles war halt "einfach so irgendwie" verheilt, es waren stellenweise große Narben zu erfühlen. Nachpflege brauchte man selten, außer vielleicht mit Salben, die das Narbengewebe weicher machten. Es ziepte manchmal halt doch. Ihre Antworten auf die hafig-direkten Fragen brachten meist gutmütige Lacher hervor. Es war allerdings zu merken, dass die alten, harten Seebären Delia nicht so viel zutrauten. Hatte sie jedoch dann das Material beschafft, um das man sie bat, so waren sie ihr dankbar, ohne von ihrer Würde zu verlieren. Man(n) reparierte dann meist mit seinen Kumpanen das Dach, während die Frau des Hauses Delia nach drinnen einlud und ihr vom Bier anbot, das man selbst gebraut hatte. Dort wurden dann auch die Neuigkeiten ausgetauscht, und wenn es nur die neuste Fischwürzung am Fischstand war. |