07.09.2017 13:52:02 | Liuvin - Verweile doch, es ist so schön (#121122) |
Mash | Teil 1: [url=http://www.amdir.de/index.php?option=com_kunena&func=view&catid=15&id=120934&Itemid=128#120934]Das einfache Leben[/url] |
07.09.2017 13:52:18 | Aw: Liuvin - Verweile doch, es ist so schön (#121123) |
Mash | [b][u]Die dunkle Ritterin[/u][/b] Liuvin liess sich ins Gras zurückfallen und schloss die Augen. Sie brummte mißgelaunt und versuchte, alles auszuschliessen: Das Plätschern des kleinen Wasserfalls auf die Flußsteine, das Rascheln in den Blättern der Buchen und das Quakkonzert, das die einheimischen Frösche zum Besten gaben. Der Zauber der Idylle war an Liuvin schnell verloren gegangen. Nun ging sie ihr nur noch auf die Nerven. Ein anderer Grund für ihre Verstimmung war, dass sie sich partout nicht an diese eine Melodie zu erinnern konnte - sie spielte die Töne im Kopf, doch mit der verblassenden Erinnerung blieb sie immer an derselben Stelle hängen. Instinktiv tastete sie nach ihrer Laute, nur um festzustellen, dass sie sie wieder im Zelt gelassen hatte - mit der gerissenen Saite war sie ohnehin kaum von Nutzen. Irgendwann würde sie sich um die neue Saite kümmern müssen. Den Moment hatte sie bis jetzt erfolgreich herausgezögert. Sie öffnete ein Auge halb und sah zu ihrem wachsenden Ärger ein Bündel aus Stoff neben sich - Hemden, Tuniken, Unterröcke und Beinkleider der Ritterin Keara. Im Lager hatte jeder seine Aufgaben, und die strengen Augen Kearas hatten schnell klar gemacht, dass die Bardin da keine Ausnahme war. Für diesen Abend erwartete sie ihre Rüstung, Stiefel und Unterzeug im tadellosen Zustand. Wohl wieder eines jener Treffen, die diese Tage so häufig statt fanden. Seltsame und etwas unheimliche Gäste gingen im Herrinnenzelt ein und aus, sprachen mit gedämpften Stimmen bei Kerzenschein, bis tief in die Nacht. Liuvin bekam das nur am Rande mit - stets wurden Vorkehrungen und Umstände geschaffen, die sie heraus hielten und neugieriges Lauschen schwer bis unmöglich machten. Die Bardin setzte sich auf und hob eines der Hemden vom Stapel. Für einen Moment stellte sie sich vor, was passieren würde wenn sie einfach nicht zurückkäme. War sie denn nach Amdir gekommen, um als Dienstmagd zu versauern?[i] "Bestimmt nicht!"[/i], sagte sie sich selbst und warf das Hemdknäuel verdrossen von sich. So sehr Liuvin die Gestalt der Ritterin auch faszinierte, wenn diese ein Lied wollte wäre es langsam an der Zeit, die Geheimniskrämerei zu beenden. Liuvin war nicht gebunden und konnte, und würde, jederzeit weiterziehen wenn sie es für richtig hielt. Es wurde Zeit, dass sie es der Ritterin auch klar machte. Und zu einer Magd war sie nun wahrlich nicht geboren worden. Mit Wut geführt, ging die Arbeit am Waschbrett Liuvin bis zum Mittag leichter von der Hand. In ihren Gedanken suchte sie nach den richtigen Worten, Keara nach ihrer Rückkehr in die Augen zu sehen und einige Dinge klar zu stellen. Die Sonne neigte sich bereits gen Abend, bis Liuvin die Kleidung gewaschen und getrocknet, die Rüstung und die Stiefel blank geputzt hatte. Hufgeklapper kündigte die Ankunft der Ritterin an. Nach einem strengen Gruß stieg sie ab und ging schnurstracks zum Zelt. [i]"Kommt. Und vergesst nicht, was ich Euch zu besorgen auftrug[/i]", befahl sie und trat ein, ohne Widerrede abzuwarten. Liuvin griff nach der Haarbürste in ihrem Beutel, die sie nach langem Verhandeln von den Halblingen gekauft hatte, doch die Ritterin war bereits im Zelt verschwunden. Erwartete die Ritterin nun auch noch, dass sie sich zur Dienerin machte? Liuvin drehte die Haarbürste in ihrer Hand. Das war der Moment, in dem sie ihren Punkt machen müsste. [i]"Liuvin"[/i], erklang ihr Name in Kearas strengem Tonfall. Die Bardin dachte an den kalten Blick der Ritterin, als sie es gewagt hatte ein Lachen zu zeigen. Sie erinnerte sich an den harten Griff Kearas in ihrem Nacken. Bei aller Faszination ging von der Ritterin eine Gefahr aus, eine, vor der auch ihre Gefühle gegenüber Liuvin, welcher Art sie auch immer sein mochten, sie nicht schützen würden. Die Ritterin konnte unberechenbar sein. Es kostete Mut für Liuvin, an den Zelteingang zu treten und nach dem Stoff zu greifen. Sie zog die Luft ein und betrat das Zelt mit einen entschlossenen Schritt. [i]"Wie kann ich Euch zu Diensten sein?"[/i], sagte sie und erzwang ein freundliches Lächeln. Wie es der Wunsch der Ritterin war, kämmte und richtete die Bardin ihr die Haare, sprach mit ihr in artigem Ton und unternahm auch sonst nichts, was die Zufriedenheit Kearas stören konnte. |