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11.10.2016 18:17:39
[Des Händlers zweite Geschichte] Sylvar (#112108)
Grauherz
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[i]......langsam rann eine Träne über die blasse Wange der jungen Frau.....

.....eine narbenübersähte Hand umfing den Knauf des Schwertes im festen Griff...

....der Blick hob sich.....

...Tränen schenkten dem Grau der Augen einen silbernen Schimmer....

..Schmerz, Selbsthass, Verzweiflung sprachen aus jenem Blick....

...."Raynar!!"[/i]

Mit einem Ruck würde Sylvar aus seiner Medidation erwachen, der "Traum" noch in seinem Kopf nachhallend.
Der gellende Schrei einer Frauenstimme.
...und tiefer in seinem Geist glaubte er das Klagelied des Schwertes zu hören.
12.10.2016 15:29:40
Aw: [Des Händlers zweite Geschichte] Sylvar (#112113)
Ruthven
Der Schrei peitschte Sylvar förmlich aus seiner Reverie und ließ ihn strauchelnd auf die Beine springen. Der dünne Vorhang zwischen Traum und Wirklichkeit legte sich wie gefrorene Seide um sein Denken und entließ ihn nur langsam durch rauchig, graue Schlieren in den Wachzustand. Mit beiden Händen wischte er sich über das Gesicht, um das dünne Gewebe aus Wahn und Wirklichkeit zu zerreißen und blickte sich hastig um.

[i]Kein Traum … viel zu nah. [/i]

Langsam und träge gleitend, trieben die Bilder des Traums an die Oberfläche wie eine Wasserleiche in einem zugefrorenen See und drückten sich schemenhaft von unten gegen das durchsichtige Eis. Unter den verhallenden Klängen der Melodie kratzte die narbige Hand an der Schicht zwischen der Traumwelt und dem realen Denken, während ihn der Blick aus Schmerz und Verzweiflung durch die milchige Barriere verfolgte.

Sylvar fiel auf die Knie und legte beide Hände auf das Eis. Langsam näherte sich sein Gesicht der Eisfläche entgegen und seine Augen krallten sich in den Blick, der langsam in das Dunkel des kalten Sees zurück glitt und in der Anderswelt versank. Er konnte ihr Bild nicht fassen, nicht halten, es war nur bruchstückhaft zu erkennen. Immer tiefer sank das Gesicht der Frau in die Dunkelheit unter dem Eis. Nur ihr Blick brannte sich wie zwei eisige Bolzen ins Mark seiner Seele. Mit seinen zu Fäusten geballten Gedanken hämmerte er auf das kalte Glas zwischen seiner Reverie und den Erinnerungen, die ihm im Hier und Jetzt blieben.
[center][img size=300]http://www.bilder-upload.eu/upload/50e198-1476287228.png[/img][/center]
Sylvars Stirn berührte nun vollends die rauen Bohlen der Holzplattform und die Schemen der Reverie trieben davon wie der dünne Rauch eines Feuers. Nun ebenso vollends in der Wirklichkeit angekommen, ließ sich Sylvar völlig verwirrt auf seine Hintern fallen und rieb sich die Schläfen. So nah … so wirklich waren die Bilder. Er drohte an der Unzahl der Fragen zu ersticken, die auf seinen Verstand einstürmten.

Welches Leid musste man einer lebenden Seele zufügen, dass sie so zerbrach, so litt und letztendlich dafür tötete. Tat sie es aus freien Stücken? Nein sicher nicht … irgendetwas hatte sie zu der Tat getrieben ... von Außen oder von Innen. Es blieben zwei einzig greifbare Bezüge zu dem Traum. Der Blick, der vermuten ließ, dass sie es nicht aus freien Stücken tat und ... der Name eines Bhen. Wenn er ein Mensch auf Amdir war, würde ihn jemand vermissen, womöglich war er begraben worden, hatte es womöglich einen Prozess gegen die Mörderin gegeben? Und waren seit dem tausend Jahre vergangen, es musste Bücher geben, Aufzeichnungen. Gab es in Mirhaven einen Jergaliten?

Sylvar rannte förmlich dem Silberwald entgegen. Das Schwert, Kyara, Mondael und eine Art Archivar der Toten waren die Leuchtfeuer auf seinem Weg gen Mirhaven.
14.10.2016 22:46:29
Aw: [Des Händlers zweite Geschichte] Sylvar (#112149)
Ashes
Roan alias Mondael Lira ging beim durchqueren des Botanikums gerade eine von ihm geschriebene Rolle mit einem selbst erdachten Zauber durch, denn irgendwo hatte er einen Fehler in seinem neusten Illusionszauber für Geschichtsvorführungen gemacht. Als er die Klassenzimmer erreichte, erwarteten ihn zwei Besucher, mit denen er zumindest nicht an diesem Tag rechnete. Kyara und Sylvar baten gleich um einen Ort für ungestörte Gespräche und so nahm er sie mit nach oben zu einer entlegenen Sofaecke. Aus einem Brief und einem anderem Gespräch zuvor war zu entnehmen, dass Kyara aus Skepsis gegenüber der Händler und aus Sorge heraus eine gemeinsame Untersuchung des Ereignisses anstrebte. Sylvar wollte dazu sein Schwert zur Verfügung stellen, allerdings hat sich seitdem etwas geändert.

Sylvar erzählte von dem Traum einer Frau mit jenem Schwert in der Hand. Es passe zu der Geschichte, die ihm der Händler erzählte, eine Geschichte, welche nun er erzählte. Auch gab er den Namen Raynar preis. Somit bleibt es wohl nicht mehr bei einer Untersuchung, welche sie noch durchzuführen gedenken. Sylvar bat um mehr. Roan sollte das Schwert sicher vor ihm aufbewahren. Der Elf zieht die Möglichkeit einer kommenden Besessenheit in betracht, wobei er sich im klaren ist, dass es etwas anderes oder auch garnichts Gefährliches sein kann. Kyara wird ab nun während der Reverie bei ihm sein und für den Fall, dass jene PErson namens Raynar in Mirhaven lebte oder in der Nähe, würde, zumindest laut Absprache, Sylvar an drei Stellen nach dem Namen suchen. Das Ratshaus. War die Person womöglich Bürger? Es gab laut Geschichte einen Mord. Ein solcher Fall ist sicher auch bei der Wache dokumentiert. Und als dritter Anlaufpunkt der Tempel des Kelemvors. Es starb jemand, also könnte es auch da Dokumente darüber geben......sollte es in Mirhaven und dazugehörige Umgebung passiert sein. Als Roan erwähnte, dass auch Novize Keran Xar Interesse am Fall habe, schlug Sylvar vor, dass er ihm bei den Besuchen der drei Stellen helfen könne.

Zur Zeit wird das Schwert in einem sicheren Raum der Akademie aufbewahrt. Sylvar bestand darauf, nicht zu erfahren, wo dieser Raum war. Doch....ist der Raum sicher genug? Die Zeit wird es zeigen.

[spoiler] ((Die Untersuchung wird nciht ohne Absprache mit dem SL gestartet.)) [/spoiler]
17.10.2016 14:00:12
Aw: [Des Händlers zweite Geschichte] Sylvar (#112176)
Ruthven
Sylvar musste unbedingt so schnell wie möglich aus diesem, einer Gruft so ähnlichen Tempel hinaus, zurück an die frische Luft. Die tief hängende, steinerne Decke drückte auf das Gemüt, die Stimmung und nahm ihm die Luft zum Atmen. Die Gespräche um Flüche und Geister ausgerechnet in einer derart morbiden Umgebung abzuhalten, in der der Tod förmlich aus jeder Ecke kroch und roch, war kaum zu ertragen gewesen.

Das Schwert war ihm entglitten, freiwillig wohl, aber dennoch außerhalb seiner Reichweite. Zum einen die Waffe an sich aber darüber hinaus auch die ganze weitere Entwicklung. Nun ging es um Untersuchungen, arkane Rituale, klerikale Anrufungen und Fachgespräche über das Gewebe, untote Geister und Flüche im Allgemeinen und Besonderen. Er konnte dazu nichts beitragen. Roan und Kyara hatten sich dem Bund der Wissenden und Suchenden angeschlossen und arbeiteten zusammen mit diversen anderen Wirkern an den Gegenständen. Sylvar war dabei zwar eine Art Versuchselfe mit ebenso markanten Ohren, wie ein üblicherweise gern genommenes Kaninchen, jedoch beschränkte sich sein Dazutun auf die Beantwortung der immer gleichen Fragen. Auch die besorgten und skeptischen Blicke, ob er sich nun demnächst oder eher später in einen blutrünstigen Wer-Elf verwandeln würde, hoben seine Stimmung nicht wirklich zum Besseren.

So zog es Sylvar hinaus in die Wälder vor den Toren Mirhavens, den Ausläufern des Silberwaldes entgegen. Er konnte dort in diesem Kreise nicht wirklich etwas beitragen. Aber eine Idee hatte er doch, die er wohlwissentlich allen anderen verschwiegen hatte.

Er nannte sie [i]Arwen agarie Niirae[/i] ~ die Dame der blutigen Tränen. Ihr Schicksal ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Die anderen mochten sich um das Schwert kümmern, die Magie darin erforschen, Sylvar dagegen suchte die Dame, deren hilfesuchender, schmerzverzerrter Blick ihn nicht mehr los ließ. Aber wie finden? Sein verwegener Gedanke war es, den Weg zu gehen, den sie in seine Reverie nahm. Konnte sie ihn gehen, war er möglicherweise auch in die andere Richtung offen.

Und so saß Sylvar im Schneidersitz unter dem großen Baum, schloss die Augen und entglitt langsam in die schwerelose Anderswelt seiner Reverie. In der schattigen Welt seiner Erinnerungen legte er seine Stirn sacht auf das kalte Eis des kleinen schwarzen Sees, der wie sein Original im Silberwald ruhte. In der imaginären Welt seiner Reverie, bildete dieses Eis die symbolische Grenze zwischen dem Traum und seinem Denken. Sylvar beschwor aus seinen Erinnerungen die Melodie des Schwertes und ließ sie sacht durch seine Seele klingen. Lautlos in der materiellen Welt, aber leise flüsternd in der Reverie, formten Sylvars Lippen ihren Namen …
[i]
Niiraelle … kannst du mich hören?
Lass mich dir helfen deinen Schmerz zu lindern …. [/i]

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17.10.2016 17:11:36
Aw: [Des Händlers zweite Geschichte] Sylvar (#112178)
Grauherz
Stille umfing Sylvar, nur hin und wieder unterbrochen ob eines kleinen Rascheln im Unterholz, dem Rauschen der Blätter der ihn umgebenden Bäume.
Selbst im Schatten des Baumes spürte er die Wärme der Sonne auf seinem Gesicht, spürte wie sie ihren Weg über den Horizont nahm, während er auf die Eisfläche innerhalb seines Geistes sah.
Nichts geschah....
Wog das Gewicht des Schwertes schwer in seinen Händen....

.....wie er die Augen öffnete und auf das Schwert herab sah, welches er zurück ließ, erkannte er sein eigenes Gesicht in der schimmernden Klinge. Um im nächsten Augenblick zu verschwimmen und graue, weibliche Augen erwiderten seinen Blick.

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Tief schienen sie in seine Seele zu starren.

So anders als bei seinem letzten Blick in jene Augen, vermochte er diesmal Entschlossenheit zu erkennen.

Das Gesicht einer stolzen Frau.

Noch während er auf die Klinge herab sah veränderte sich das Bild. Der Blickwinkel veränderte sich, entfernte sich von der Frau bis er ihre gesammte Gestalt erkannte. Eine Frau in zusammen gewürfelter blutiger Rüstung, das Schwert an ihrer Seite. Hier war keine strahlende Heldin in funkelnder Rüstung. Sondern eine Person, welche gefährliche Schlachten schlug.
[i]
...er blinzelte und das Bild verschwand, veränderte sich erneut.

Wechselten sich mehrere Bilder innerhalb von Herzschlägen ab und doch bohrte sich ein jedes tief in seinen Geist.

....sie hob das Schwert um einen tief heran kommenden Angriff abzuwehren....

....ein fröhliches Lachen und sie wand sich zu jemanden herum, ihre grauen Augen voler Glück...

...Blut, welches von der berstenden Klinge tropfte.....

....ein Schrei riß sich aus einer blutigen Kehle, als die Gestalt in roter Rüstung tief seine Hand in ihrer Brust versenkte...

....ein rötlicher Stein...

.....tote graue Augen....

....tief fuhr das Schwert in die Brust ihres Liebsten und die leere Stelle in ihrer Brust schmerzte....

....graue Augen sahn zu ihm zurück, bevor sie sich umwandte und auf ein Gebäude in der Ferne zutrat....[/i]

....Sylvar erwachte mit einem Ruck.

Dunkelheit umgab ihn, allein durch den vagen Schimmer des Mondes unterbrochen.
18.10.2016 13:38:21
Aw: [Des Händlers zweite Geschichte] Sylvar (#112187)
Ruthven
Sylvar schlug sich die Hände vors Gesicht und viel hinten über. Wie von einem stählernen Rückhandschlag getroffen, sank er gegen den Stamm und glitt seitwärts an ihm hinab auf den Waldboden. Die ungeheure Wucht der Bilder explodierte wie glühende Lava in seinem Denken und die anfänglich aufkeimende Freude, über den Erfolg seines hochriskanten Hasardeur-Stücks, wurde durch eine alles verschlingende, salzig wogende Trauer weggewaschen. Die Bilder brannten in seinem Kopf, als hätte man sie mit Säure auf die Innenseiten seiner Augenlieder gemalt. Sie hatte ihn angesehen, sich direkt zu ihm umgedreht und in seine Augen gesehen, sie war sich also Sylvars Anwesenheit bewusst gewesen. Ihre geschundene Seele war als Geist gefangen in dem Schwert und es waren ihre Bilder, durch die sie sprach. Was für eine tragische und dramatische Wendung.

Sie musste an den falschen Gegner geraten sein, einen übermächtigen, getrieben durch das pure Böse. Ein verlorener Kampf, für den sie einen Preis entrichten musste, der weit über den Tod hinaus reichte. ER hatte ihr dass Herz entrissen und das Fühlen geraubt, ER hat es dann ersetzt durch wiedernatürliche Kälte und Niedertracht. Ein willenlos mordendes Opfer der roten Rüstung, die sie selbst vor dem Liebsten nicht halt machen ließ. Ein Bann, aus dem sie scheinbar erst erwachte, als das warme Blut über ihre Hände rann. [center][img]http://www.bilder-upload.eu/upload/1ea03e-1476797649.png[/img][/center]
[i]Niiraelle ... [/i] Sylvar murmelte in das Dunkel seiner Hände
[i]Niiraelle, ich werde alles versuchen, dir dein Herz zurück zu geben.[/i]

Hass und unbändiger Zorn durchflutete Sylvar, rasender Hass auf die rote Rüstung. Hatte Niiraelle den Kampf ehrenvoll verloren, dann hatte sie auch ein Ende in Würde verdient, wie es einer Kriegerin zusteht. Es ist das unabänderbare Recht eines jeden lebenden und denkenden Wesens, die Ewigkeit an der Seite seines Gottes und im Kreise seiner Liebsten zu verbringen. Das Wesen in der roten Rüstung aber hatte nekromantische Macht, er konnte sie weiter kämpfen lassen auch ohne Herz und Leben. Wirkte der rote Stein möglicherweise wie der Steuerstein eines Fleischgolems? War ihr geraubtes Herz zu diesem Stein erstarrt? Aber dennoch war sie fähig zu denken und zu erwachen, als ihr das warme Blut über die Hände lief. Das Werk eines Dämons? Nein, eher das Werk eines Teufels. Die perverse Niedertracht des Steins passte eher zu einem Teufel, oder aber zu einem mächtigen arkanen Diener des Velsharoon oder eher doch ein wandelnder Dämon aus dem Gefolge des Orcus?

Sylvar seufzte und presste sich die Hände fester vor das Gesicht. Sein Verstand zerfloss unter den Eindrücken der Bilder wie eine Wachskerze, die man versucht an der Esse zu entzünden. Noch ehe er einen Gedanken richtig greifen konnte, zerfloss er ihm zwischen den Fingern. … Zu viele Fragen ... zuviel für einen alleine ... Er würde dieses gefährliche Spiel sicher nicht wiederholen, ohne dass ihn höchste Not trieb.

Hastig aber taumelnd kroch Sylvar zu seinem Rucksack bevor er innehielt und sich irritiert umblickte. Es war dunkle Nacht und nur das Mondlicht brach hier und dort durch das Blätterdach. Irgendwie hatte ihn das Zeitgefühl im Stich gelassen und es mussten Stunden vergangen sein. Mit zittrigen Fingern holte er ein Pergament und einen Stift aus den Tiefen seines Rucksacks. Niiraelle hatte ihm bisher vier Bilder gezeigt, mit denen er arbeiten musste.

Ein Name, möglicherweise der des Liebsten, möglicherweise aber auch der Besitzer der roten Rüstung? Wer weiß, ersteres schien einfach wahrscheinlicher als alle anderen Möglichkeiten. Er musste in den kommenden Tagen diesem Namen in allen Registraturen und Bibliotheken Amdirs nachjagen.

Carad Vaarn ~ Das scharlachrote Böse. Eine wandelnde und kämpfende Inkarnation des Bösen in einer roten Rüstung von ungeheuerlicher Macht. Sowas viel nicht über Nacht vom Himmel und verließ Faerun wieder, ohne seiner Geltungssucht zu frönen, wie sie gerade dem Bösen so gerne innewohnt. Es musste Legenden geben, Bardenlieder, Gerüchte, Geschichten, Aufzeichnungen … irgendetwas.

Ein schwarzmagisch, nekrotisches Ritual mit einem besonderen, roten Stein-Artefakt. War es bekannt? Gab es gar ein Heer von herzlosen und untoten Steindienern? Oder war es eine einmalige Strafe des Carad Vaarn? Das musste er mit den unzähligen arkanen Wirkern und Priestern der Insel besprechen. Irgend eine wichtige Rolle spielte dieser Stein, ein Herzersatz? Der Geist wohnte scheinbar in dem Schwert und nicht in einem Stein, aber welche Rolle spielte dieser Stein dann? Ein Preis? Ein Pfand? Ein Schlüssel? War das Herz zu dem Stein geworden?

Die Silhouette eines Gebäudes. Sylvar hieb seine Hand knurrend gegen einen Ast um das Zittern in den Muskeln zu beruhigen. Langsam zog er mit dem Stift die vagen Umrisse des Gebäudes nach, das Niiraelle ihm gezeigt hatte. Er war kein Maler, er würde später Dialya fragen, ob sie ihm ein Bild nach seiner Beschreibung aus seinen Erinnerungen heraus malen könnte, aber so vergaß er erstmal die Umrisse nicht. Dort lagen möglicherweise Niiraelles sterbliche Überreste, immer noch den Stein in der Brust. Oder Carad Vaarn hauste dort, das Ziel ihrer gerechten Rache und verwahrte dort ihr zu Stein gewordenes Herz. Irgendwann würde er vor einem Gebäude stehen, das Bild emporhalten und dann würde er wissen, dass dies das richtige Gebäude aus seinem Traum ist.

Und so zog es Sylvar zurück in die Stadt Mirhaven. Er würde einiges zu beichten haben, wenn er das nächste Mal auf Kyara und Mondael treffen würde.
18.10.2016 18:44:14
Aw: [Des Händlers zweite Geschichte] Sylvar (#112197)
Skyrider
Etwas irritiert hatte sie Sylvar nachgesehen, als dieser mit einem Mal fast fluchtartig den Tempel verlassen hatte. Gut, sie fand es hier auch nicht so besonders toll, aber sie musste ja nicht für länger dort bleiben.

So folgte sie Sylvar nach Draußen, als sie an der frischen Luft war, atmete sie tief durch. Sie konnte nicht verstehen, wie die Menschen es auf Dauer in solchen Bauten aushielten.
Nun sah sie sich um, doch von Sylvar war weit und breit nichts zu sehen. So beschloss sie erst einmal zum Hafen zu gehen und von dort nach Elboria zu reisen. Sie hoffte, Sylvar auf dem Weg zu treffen oder in Elboria zu finden. Wie sehr sie sich doch in ihm getäuscht hatte, dass würde sie erst in Elboria oder so gar noch später feststellen.
20.10.2016 06:39:20
Aw: [Des Händlers zweite Geschichte] Sylvar (#112231)
Ruthven
Im hoffnungsvollen Verbund mit Keran, dem forschen Scholar des Mondael und dem Empfehlungsschreiben des Meisters der arkanen Akademie, schaffte es Sylvar bis vor den Schreibtisch des alternden Archivars, diesem in Ehren ergrauten Sekretär der Mirhavener Stadtverwaltung.

Hinter dem Rücken dieses Menschen und abgeschirmt durch den langen, Tresen artigen Tisch, hoben sich zwei mächtige, eisenbeschlagene Flügeltüren. Die Nasenspitze des Elfen reichte genau bis zur Kante der Schreibplatte und nur seine Augen funkelten über diesen grotesk hohen Tisch. Alles in dieser Stadt schrumpfte Sylvar auf die Größe eines Kindes. Jeder Tresen, Tisch oder Stuhl war grobschlächtig, zu hoch und nötigte den Elfen fortwährend dazu, sich auf die Zehenspitzen zu strecken. Die feinen Sinne des Tel'Quessir rochen die sauren Ausdünste des Menschen, der bei lebendigem Leibe an seinem Alter verfaulte und sich dem Schwinden seiner Sehkraft mit einer Klemmbrille hilflos entgegen stemmte.

Obschon die fundamentale Andersartigkeit der Menschen Sylvar jedesmal aufs Neue erschreckte, mühte er sich redlich ihnen offen und mit dem nötigen Respekt entgegen zu treten. Und so verneigte sich Sylvar höflich und trug mit Engelszungen sein Begehr vor, auf das ihm der weise Alte helfen möge.

Der Archivar nahm die Klemmbrille von der Nase, putzte sie ausgiebig, hielt sie sich wieder vor die müden Augen und betrachtete Sylvar wie einen Schmetterling, den man auf eine Nadel spießen möchte.

[i]'Soso … Raynar ...
Raynar und wiesonstnochwasweiter?'[/i]

Sylvar hob in einer resignierten Geste die Schultern und sah sein Scheitern im mitleidigen Blick des Mannes. Wortlos erhob sich der Alte und trat an die beiden Flügeltüren. Ein leichter Druck ließ sie trotz ihrer Größe leise seufzend nach innen schwingen, so dass sie dem Blick ihr kostbares Geheimnis preisgaben. Deckenhoch verloren sich Reihe um Reihe die Regale im schummrigen Halbdunkel der großen Halle. Jedes einzelne Regal war sorgfältig beschriftet und barg sicher um die tausend lederne Schuber. Sylvars Hoffnung schwand dahin, wie ein Fass Freibier im Hafen.

Die Menschen vermehrten sich wie die Mücken im Sumpf. Ihre schiere Menge erinnerte ihn an ein Wespennest, das man aufbrach, um die Wespe zu finden, die einen gestern gestochen hatte.

Der Archivar blickte belustigt auf Sylvar
[i]'Das sind die letzten 10 Jahre, der Rest ist im Keller...' [/i]




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20.10.2016 18:24:37
Aw: [Des Händlers zweite Geschichte] Sylvar (#112244)
Grauherz
Staub.

Alter, sich über Jahrzehnte an Regalen und Leder absetzender Staub.

Das war was Sylvar mit sich zu nehmen vermochte aus den Tiefen des Kellers, in welchen er noch hatte hinab steigen müssen, nachdem die 10 Jahre Archive kein Ergebnis gebracht hatten.

Staub in seinen Haaren.

Irgendwie hatte der Staub es sogar geschafft sich durch kleinste Ritzen seiner Rüstung zu schleichen und sich an seine Haut zu legen.

Zumindest war er nicht gänzlich ohne Erfolg geblieben.

Gebunden in vom Alter dunkel verfärbten Leder, fand er ein etwa Unterarm großes Buch. Die einzelnen Pergamentblätter knisterten bei jedweder Berührung und drohten beinahe zu zerfallen.

Auf der ersten Seite hatte er jedoch die Worte "Raynar Vratnir" gefunden.

Jene konnte er lesen.

Nur die anderen Worte, Zeilen und Spalten vermochte er nicht zu entziffern.....

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25.10.2016 13:41:25
Aw: [Des Händlers zweite Geschichte] Sylvar (#112349)
Ruthven
Sylvar stand verloren in der schier erdrückenden Masse der Regale und Akten im Keller der Mirhavener Verwaltung. Wo beginnen? Hätte er die Aufgabe, das richtige Sandkorn im Herzen der Anauroch zu finden, so wäre seine Chance auf Erfolg nicht geringer, als sie sich ihm jetzt bot. Ein unüberschaubares Meer aus Papier, das in wechselnden Systematiken mehr oder weniger geordnet die Gewölbe füllte. An jedem Kopf, eines jeden Regals, waren in Hellbraun auf Dunkelgelb die Themen erfasst, die sich in den Regalen drängelten. Über allem lag eine dünne Schicht aus dem Staub der amdirianischen Dekaden, der bei jeder Bewegung aufwirbelte und die Luft im Schein der hängenden Leuchtkristalle zum glitzern brachte. Hin und wieder leuchtete eine schwache blaue Entladung gegen die steinerne Decke, wenn eine Maus in die magischen Runenfallen lief, in der sie mit einem energetischen Knistern für immer daran gehindert wurde, die Bücher anzufressen. Hölzerne Leitern auf Rollengestellen standen zwischen den Regalen und luden dazu ein, sich unter dem Knarren der morschen Tritte bis in das Dunkel unter der Decke zu den obersten Regalen zu wagen. Ebenso standen rollbare Pulte herum, auf denen längst eingetrocknete Tintenfässchen standen. Sie dienten zur Ablage und Bearbeitung der entnommenen Schätze.

Sylvar dagegen missbrauchte eines dieser Pulte, in dem er sich auf das untere Brett des holen Korpus setzte und sich mit den Beinen antrieb. Wie mit einem Rollstuhl fuhr er rücklings durch die Gänge und ließ seinen Blick resigniert über die Bücher, Akten und ledernen Schuber voll loser Blätter gleiten. Zeit spielte für ihn keine Rolle. Er könnte beim ersten Blatt, des ersten Faches, im ersten Regal beginnen und sich einfach stur durch das Wissen graben. Sowohl die Tel'Quessir Elborias, wie auch Niiraelle konnten geduldig über die Verzögerung hinweg sehen. Es schreckte ihn eher der Gedanke, dass die Enkelgeneration der Mirhavener sich gar nicht mehr an ihn erinnern würde, käme er eines Tages wieder aus dem Archiv.

Zeit spielte also doch eine Rolle und er musste sich etwas einfallen lassen. Er zog eine lederne Schnur aus der Rüstung und band seinen Dolch daran, auf das er sich waagerecht in der Luft drehte. Sylvar hielt diese, seine Wünschelrute vor sich, guckte möglichst ergriffen und pathetisch, derweil er salbungsvolle Worte sprach. Nachdem jedoch seine Anrufung um Glück und Beistand alle Seldarine erreicht hatte, er sich über Hanali, Kelemvor und Selune bis zu Tymora durchgearbeitet hatte, musste er sich eingestehen, dass sich die Spitze des Dolches keinen Millimeter bewegt hatte. Die Ideen schwanden dahin, wie der Schnee im Frühling. Hypnose einer Maus, Heerscharen von Hilfskräften, Anrufung von Geistern, der Bau einer Kapelle für Oghma. Oder besser gleich noch ein Gottesdienst für Tyr und Hoar, immerhin war er ja ermordet worden.

Sylvar bremste seine hölzerne Fahrt. Ermordet und die Täterin, konnte nie gefunden werden, das wusste er ja. Das Ganze im Zusammenhang mit einer, für Außenstehende hoch merkwürdigen Verhaltensweise der Mordenden. Sylvar eilte zum Kopf der Regalreihen und schritt zügig die Gänge entlang. Meinte er auch aus dem Augenwinkel, in einem der unzähligen Gänge ein durchsichtig scheinendes Skelett gesehen zu haben, das mit einem Buch in der Hand auf dem Boden saß, so ließ er sich doch in seiner Eile nicht aufhalten. Untersuchungen der Stadtwache, Vernehmungen, Gerichts- und Prozessakten … Ungelöste Fälle … Mieten, Märkte, Morde, arkane Morde, Gift-Morde … mysteriöse Morde. Sylvar legte den Kopf in den Nacken und sein Blick glitt die etwas dreißig deckenhohen Regale entlang. Jahrhunderte …aber immerhin. Er musste nun nur noch weiter eingrenzen. Er glitt mit seiner Hand über die Regalböden und arbeitete sich durch die Zeiten. Jahrzehnte wenn nicht Jahrhunderte, glitten unter seinen Fingern dahin. Die Buchstaben in der Zeit und die Zeit nach Buchstaben und so stieß er letztendlich auf das Regal, dessen untere Hälfte mit einem R aus Messing gekennzeichnet war.
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Sylvar hängte die Beine bis zu den Kniekehlen über den Rand der Sitzwanne und baumelte mit den Füßen. Die aus einem Holzstumpf aufwendig geschnitzte und mit silbernen Waldszenen beschlagene Wanne war mit weißer Seide ausgekleidet, sowie mit wohlriechend, dampfend heißem Wasser bis zum Rand gefüllt. Er hatte den feinen grauen Staub der Jahrhunderte abgewaschen und war blendend gelaunt. Den Archivar zu überzeugen, ihm das Buch gegen ein fürstliches Pfand zu entleihen, war ein Engelschor der Überredungskunst gewesen. Und so lag es genau in Sichtweite, ihm gegenüber auf dem Tisch. [i]Raynar Vratnir[/i] hallte es Sylvar durch den Kopf. Entweder hatte er den Raynar der Dame Niiraelle gefunden, der an einer akuten Eisenvergiftung verstorben war oder aber einen völlig unbeteiligten Einwohner Mirhavens. Sylvar konnte das Buch leider nicht entziffern. Die Sprache war ihm völlig unbekannt und er musste sich mit dieser sehnlichst erhofften Antwort gedulden, bis ihm jemand dieses Buch übersetzen konnte.

Und selbst wenn dies noch dauern würde, so lag neben dem Buch ein nicht minder wertvoller Schatz. Sylvar angelte blind fischend die Weinflasche vom Boden, hob sie prostend gen Tisch und dankte den, zuweilen überraschend kapriziösen Wendungen des Schicksals. War er doch am Anleger vor Elboria auf diesen merkwürdigen [i]khilasa Ran'Fallaner[/i] ~ den nomadisch wandernden Heiler und seine liebreizende Gattin die [i]keryn Samanar'Mastai[/i] ~ die kämpfende Baumeisterin der Brote getroffen. Ein Pärchen, das mehr Fragen aufwarf als ein fallender Stein Wellen im Teich. Dennoch, sie waren formvollendete Gastgeber unter den Bhen, wie Sylvar vor ihnen bisher nur zwei getroffen hatte.

Ran'Fallaner kam viel herum auf der Insel und so konnte er Sylvar den Standort des Hauses verraten, das er so dringlich suchte. Das Haus kam ihm seit dem Traum stets irgendwie vertraut vor, doch hätte er es ohne fremde Hilfe niemals in der Ruine wiedererkannt, die jetzt auf dem Bild zu sehen war. Dialya war nun seit mehreren Tagen nicht mehr anzutreffen gewesen und so hatte Sylvar einfach einen anderen Künstler gefragt. Gemeinsam hatten sie das Bild aus Erinnerungen und Beschreibungen entwickelt, bis es genau zu dem Haus aus seinem Traum passte. Nur eben in seinem jetzigen Zustand. Es kostete den Elfen ungemein viel Überwindung, nicht einfach zu dem Haus zu stürmen und es zu durchwühlen. Zu wenig wusste er, zu groß war die Gefahr, dass er blind in ein nebulöses Geheimnis und sein blutiges Verderben rannte. Er musste auf die Übersetzung warten und tröstete sich damit über die Zeit des Wartens hinweg, dass man dies zumindest als [i]weise[/i] bezeichnen konnte.

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31.10.2016 13:25:32
Aw: [Des Händlers zweite Geschichte] Sylvar (#112464)
Skyrider
Es dauerte eine ganze Weile bis Sylvar wieder in Elboria auf Kyara traf. Denn die Priesterin war ihren Pflichten nachgegangen, nach dem sich Sylvar nicht an ihre Verabredung gehalten hatte, die Reverie gemeinsam zu verbringen.
Sie hatte sich Sorgen um ihn gemacht, denn aus Büchern und Geschichten wusste sie, dass mit solchen Dingen die einem Bilder in den Kopf projizieren sehr vorsichtig sein musste.
Sie war inzwischen auch nicht untätig gewesen, wann immer es ihre Zeit erlaubte hatte sie die Bibliothek nach dem Namen "Raynar" durchsucht. Vor allem die alten Listen derer die nicht mehr nach Elboria durften und verbannt wurden, aber auch die Freunde von Elboria. Sie ließ nichts unversucht um eine Information zu bekommen.

Doch dann war sie Sylvar wieder begegnet. Er hatte ihr erzählt, dass er in den Archiven von Mirhaven ein Buch gefunden hatte, wo der Name des Gesuchten drauf stand. Er das Buch aber nicht lesen konnte, da er die Schriftzeichen nicht kannte. Darauf hingingen sie in sein Tavernenzimmer und sahen sich das Buch gemeinsam an. Doch Kyara hatte die ganze Zeit Handschuhe an, einmal weil das Buch schon sehr alt war und zum anderen konnte es ja ebenso verzaubert worden sein, wie das Schwert.
31.10.2016 16:18:00
Aw: [Des Händlers zweite Geschichte] Sylvar (#112478)
Ruthven
>>> [i]Für jene, bei denen ich eine Quest per Forum nun angezettelt hatte tut es mir leid, das diese nun leider im Sand verlaufen müssen ........ [/i]

Und so endet diese Geschichte und verläuft sich sanft im Nebel der Zeit. Arwen Niiraelle, es ist unendlich traurig, wenn im Leben etwas so fürchterlich schief läuft, dass drum-herum alles zerbricht, Wunden gerissen werden, die nich heilen und Großes zu Kleinem verbrennt. Kein Groll, keine Vorwürfe, nur eine tiefe Traurigkeit, dass diese wundervolle Geschichte endet. Aber ich habe vollstes Verständnis, was immer auch die Gründe waren, sie müssen hart genug gewesen sein, einen derart harten Schnitt zu rechtfertigen. Daher einfach nur [b]Danke[/b] für eine, bis hier hin wundervolle Geschichte.

[center][img]http://www.bilder-upload.eu/upload/d6f870-1477931671.png[/img][/center]